DER Mittelstand. 05/20

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20 DEUTSCHLAND

DER MITTELSTAND. 5 | 2020

Was der Mittelstand in Sachen Homeoffice fordert Das Coronavirus hat etablierte Arbeitsmethoden und den Arbeitsalltag von Millionen von Deutschen verändert, viele haben zumindest für einen Zeitraum von zuhause aus gearbeitet. Homeoffice bringt Vor- und Nachteile. Der BVMW hat sich dazu klar positioniert.

D

ie aktuelle Situation, in der Tools wie Homeoffice oder VideoKonferenzen praktisch alternativlos sind, zeigt, dass Arbeiten auch außerhalb der gewohnten Büroumgebung möglich und produktiv ist. Aus diesem Grund kann es sinnvoll sein, in Folge der Covid-19-Pandemie erfolgreich erprobte Organisationsmuster teilweise beizubehalten. Wenn von Homeoffice die Rede ist, ist üblicherweise die Heim- bzw. Telearbeit gemeint. Das wird der modernen Arbeitswelt nicht gerecht, weil die Arbeit nicht nur im Büro oder am heimischen Schreibtisch geschieht, sondern auch unterwegs oder in Co-Working-Spaces. Diese Form des ortsunabhängigen Arbeitens bezeichnet man als mobiles Arbeiten. Um dem gerecht zu werden, beziehen sich die folgenden Forderungen auf das mobile Arbeiten.

1. Entscheidung über mobiles Arbeiten in betrieblicher Hand belassen Auch wenn es viele Bereiche gibt, in denen mobiles Arbeiten sinnvoll eingesetzt werden kann, lehnt der Mittelstand einen gesetzlich geregelten Anspruch auf Homeoffice ab. Flexibilität und produktives Arbeiten kann es nur geben, wenn der Bereich in betrieblicher Verantwortung bleibt. Für eine moderne und flexible Arbeitswelt ist es nötig, dass mobiles Arbeiten ermöglicht wird. Doch darf dadurch kein Eingriff in die unternehmerische Freiheit stattfinden. Deshalb fordert der Mittelstand, die Entscheidung über die mobile Arbeit in unternehmerischer Hand zu lassen. Eine bilaterale Absprache zwischen Arbeitgeber und Beschäftigten nach dem Prinzip der doppelten Freiwilligkeit ist der Weg, der beschritten werden sollte.

3. Bürokratielast verhindern Nicht zu unterschätzen ist auch der hohe bürokratische Aufwand, den ein allgemeines Recht auf Homeoffice nach sich ziehen würde, beispielsweise aufgrund der vielen Ausnahmen, die festgelegt und bearbeitet werden müssten. Denn wenn ein gesetzlicher Anspruch auf Homeoffice bestehen würde, müssten Betriebsvereinbarungen oder individuelle Vereinbarungen über die jeweilige Arbeit und die Modalitäten der mobilen Arbeit getroffen werden. Eine weitere Problematik ist die Umsetzung der EU-DSGVO während des Homeoffice und mobilen Arbeitens. Dass für Datensicherheit gesorgt sein muss, ist nicht zu bestreiten, allerdings muss zum Beispiel bei besonders schützenswerten Daten ggf. für jede Einführung von mobilem Arbeiten unter anderem eine Datenschutzfolgenabschätzung durchgeführt werden.

Ein modernes Arbeitszeitgesetz ermöglicht die flexible Arbeitseinteilung am Tag und unter der Woche und wird somit den Ansprüchen der Arbeit im 21. Jahrhundert gerecht. 4. Arbeitszeitgesetz modernisieren

Der BVMW setzt sich dafür ein, dass die dringend gebotene Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes endlich umgesetzt wird. Forderungen nach einem Recht auf Homeoffice kommen unserer Ansicht nach zu einem falschen Zeitpunkt. Das aktuelle Arbeitszeitgesetz 2. Kostensteigerung vermeiden stammt aus einer Zeit, in der digitales Arbeiten noch eine ZukunftsMobiles Arbeiten ermöglicht Arbeitgebern Einsparungen, wobei in vorstellung war. Ein modernes Arbeitszeitgesetz ermöglicht die fleden Bereichen Arbeitsschutz und Datensicherheit keine Zugeständ- xible Arbeitseinteilung am Tag und unter der Woche und wird somit nisse gemacht werden dürfen. Der Arbeitsschutz im Homeoffice be- den Ansprüchen der Arbeit im 21. Jahrhundert gerecht. inhaltet beispielsweise, dass der Arbeitsplatz in den Privaträumen eines Arbeitnehmers sicher sein muss und seine Gesundheit nicht 5. Digitale Rahmenbedingungen schaffen gefährden darf. Dies verursacht Kosten für den Arbeitgeber, die bei Virtuelle Kommunikation ist nur ein Mittel, um sich aus der Distanz der Büroarbeit nicht in diesem Maße aufgetreten wären. Deshalb verständigen zu können. Sie sollte nicht zum Dauerzustand und Ermuss auch unter Kostenaspekten für den Mittelstand auf ein Recht satz für direkte menschliche Zusammenarbeit werden. Kurze, inforauf Homeoffice verzichtet werden. Stattdessen sollte eine Incenti- melle Absprachen sind während des mobilen Arbeitens nicht mehr vierung der Unternehmen, das mobile Arbeiten freiwillig anzubieten, über den Weg ins Nachbarbüro möglich, sondern erfordern eine umangestrebt werden, indem die anfallenden Kosten durch den Staat in fangreiche digitale Infrastruktur. Wenn die Kommunikation nicht Teilen – gegebenenfalls auch durch eine Minderung der Sozialabga- funktioniert, leidet nicht nur die Qualität der Arbeit, sondern auch der Zusammenhalt im Unternehmen. So fehlt beim mobilen Arbeiten die ben – erstattet werden.


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