WIRTSCHAFT & UMWELT
REGIONALITÄT IN DER FLORISTIK
Die 0-Kilometer-Sträuße Seit geraumer Zeit scheint ein verstärktes Bewusstsein in Sachen Regionalität - gerade beim Einkaufen, allen voran von Lebensmitteln – in unserem Konsumdenken Einzug zu halten. Lokale Produkte stehen hoch im Kurs, „Kilometer 0“ lautet das Schlagwort. Doch wie sieht unser diesbezügliches Kaufverhalten in Bezug auf Blumen aus? „Null-km Sträuße“ – Die Anschlagtafel mit dem verlockenden Angebot in der Brunecker Gärtnerei Grünes und Co erweckt Neugierde, denn welche Blumen gibt es denn überhaupt bei uns im Pustertal, und können sie unserer Vorstellung eines schönen Blumenstraußes gerecht werden? PZ-Redakteurin Judith Steinmair hat sich mit Marion Pallhuber, Floristin und Geschäftsführerin der Gärtnerei und Clair Dejaco, Leiterin des Sozialbereichs von Grünes und Co zum Lokalaugenschein getroffen, um mehr über die bunte Welt der einheimischen Schnittblumen und die entsprechenden Auswirkungen in puncto Klimaschutz in Erfahrung zu bringen. Eine Gärtnerei, die von einer Sozialgenossenschaft geführt wird - das an sich ist bereits ein interessantes Projekt, und seit Jänner 2020 stellt Grünes und Co eindrucksvoll unter Beweis, dass so ein Konzept durchaus funktioniert. Ziel der Genossenschaft ist die Inklusion am Arbeitsplatz. Menschen, die aus verschiedenen Gründen im Moment Schwierigkeiten haben, sich auf dem ersten Arbeitsmarkt zurechtzufinden, haben bei Grünes und Co die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zu trainieren und einen, ihren Bedürfnissen angemessenen Arbeitsplatz zu erhalten. Dadurch soll ein persönlicher Mehrwert für die/den Einzelne/n entstehen, zugleich aber auch ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag im Sinne der Teilhabe und Inklusion geleistet werden. Verständlich, dass bei einer Sozialgenossenschaft dann auch Werte und gesellschaftliche Herausforderungen, wie etwa die Nachhaltigkeit, eine tragende Rolle spielen. Ein Thema, das gerade im Bereich „Gärtnereien“ so einige Tücken mit sich bringt. Denn es ist gar nicht so einfach, ressourcenschonend zu arbeiten. Lieferungen aus dem Ausland, vor allem aus Holland, stehen nach wie vor an der Tagesordnung, Verpackungs-
material gibt es somit en masse, und selbst für Blumentöpfe gibt es derzeit noch keine wirklich ausgereiften nachhaltigen Lösungen, wie die Verantwortlichen von Grünes und Co das Alltagsgeschäft schildern. Aber man versuche, wo immer möglich, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten und umweltschonend zu arbeiten, unter anderem eben auch mit eigenen lokalen Schnittblumen.
SCHNITTBLUMEN UND DEREN NACHHALTIGKEIT
Mit der eigenen Produktion von Schnittblumen gelingt es der Genossenschaft deren Einkauf zu verringern und in Folge dessen auch das Verpackungsmaterial. „Konkret ersparen wir uns derzeit zwei Transporte pro Woche aus Holland“, sagt Marion Pallhuber.
Ein Meer an Blumen in vollster Blütenpracht. Das braucht viel Pflege. 28
PZ 16 | 11. AU G U ST 2022
Die Mitarbeiter stehen für Rat und Tat gerne zur Seite.
Das Positive daran liegt klar auf der Hand: Weniger Transporte, weniger CO2-Ausstoß, ein besserer Fußabdruck! Aber auch darüber hinaus bringe das Kultivieren eigener Schnittblumen viele Vorteile mit sich, unterstreicht Clair Dejaco, so könne man nämlich die Herstellungsbedingungen kontrollieren, eine Tatsache, die bei gekaufter Ware natür-
Auch Nutzpflanzen und schöne Kräuterpflanzen werden angebaut.