style in progress 4/2016 – Deutsche Ausgabe

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066 SO LÄUFT’S

L’Incontro. ZUSAMMENRÜCKEN

Ein eigenes Label mit dem Namen des Clubs bringt Mode zum richtigen Zeitpunkt.

Keine Erfa-Gruppe, kein Einkaufsverband, sondern ein exklusiver Club gleich­ gesinnter Händler: Mit L’Incontro formiert sich ein neuer Kreis von Händlern im Topgenre. Das Ziel: Austausch – im wahrsten Sinne des Wortes. Text: Lisa Freund. Fotos: L’Incontro

„Die Herausforderungen, die man derzeit als Händler zu meistern hat, sind elementar. Wir stecken mitten in einem Wandel und jeder versucht auf seine Weise, darauf Antworten zu finden. Ganz oft wünsche ich mir, mich in diesem Prozess auszutauschen. Andere zu fragen, sich zu beraten, einander Feedback zu geben“, erzählte Katrin Koller-van Eersel vor rund einem Jahr. Inzwischen hat die Idee Form angenommen, ist 416 style in progress

vom Wunsch in ein konkretes Produkt gereift: L’Incontro heißt der Club, mit dem sich Katrin Koller-van Eersel mit gleichgesinnten Ladeninhabern in Deutschland und Österreich vernetzt. „Das oberste Ziel ist, für jeden Händler, der Mitglied ist, einen echten Mehrwert zu schaffen.“ Schließlich sei es nur bei handfesten Vorteilen möglich, Einzelhändler von einem Miteinander zu überzeugen. „Wir sind alle Einzelkämpfer, aber als ich alle Wunschmitglieder besucht habe und lange mit ihnen gesprochen habe, setzte bei jedem ein Nachdenkprozess ein. Passt dieses Einzelkämpfertum noch in die Zeit? Sind wir vernetzt nicht viel besser dran?“, beschreibt die Initiatorin. Gesagt, getan. „Schon die Erstgespräche waren beeindruckend offen, inspirierend und

haben uns zusammenrücken lassen.“ Gespräche, die das Profil des Clubs noch einmal geschärft haben. „Aus dem Input der Mitglieder haben sich neue Prioritäten ergeben, die Leistungen des Clubs spiegeln also die Wunschliste der Mitglieder wider.“ Zusammen mehr erreichen

Dem Grundgedanken, sich Herausforderungen im Verbund zu stellen, entspringen ganz praktische Ideen. Austausch zum Beispiel. Ein Chat verbindet die Mitglieder ganz unkompliziert von Handy zu Handy, so kann im Showroom in Paris sitzend noch schnell abgefragt werden, welche Erfahrung die anderen mit einer Marke hatten. „Oder wenn jemand ein neues Label entdeckt, dann kann er schnell und unkompliziert den Tipp an seine Kollegen weitergeben.“

Doch Erfahrung ist nur das eine, das die Mitglieder teilen. „Wir haben eine verschlüsselte Internetplattform, auf der die Händler sich mit Ware helfen können. Teile, die sich nicht verkaufen, den anderen anbieten oder, was häufiger vorkommt, Ware suchen. Das Chloé Kleid in XS, das eine Kundin unbedingt haben möchte, dass aber natürlich über die Marke in der laufenden Saison meist nicht aufzutreiben ist“, beschreibt Koller-van Eersel. „Oder wir tauschen Dekomaterial. Ich habe zum Beispiel im letzten Jahr ganz aufwändige Engelsflügel à la Victorias Secret für unsere Schaufensterpuppen bauen lassen. Die wegzuwerfen wäre schade – aber ein zweites Mal kann ich sie in unserer Stadt nicht zeigen. Also habe ich sie einer Kollegin weitergege-


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