MENSCHEN
«Es geht schliesslich um unsere Zukunft» Ihr erstes kleines politisches Erfolgserlebnis hatte Seraina Graf schon mit 8 Jahren. Seit anfangs Jahr ist die 21-Jährige die jüngste Stadträtin Thuns. Nebst der Jugend liegen ihr aber auch andere Themen am Herzen. SERAINA GRAF, Leute in Ihrem Alter interessieren sich für Musik, Sport, Freunde. Weshalb sind Sie in die Politik eingestiegen? Vor allem, weil es viel zu wenige Junge in der Politik gibt. Ich verstehe nicht, wenn sich Leute nicht für Politik interessieren. Es geht schliesslich um unsere Zukunft. Das kann einem doch nicht egal sein. Wir sind abhängig davon, was jetzt passiert und entschieden wird. Zum Beispiel in der Klimadebatte. Es wird deshalb immer wichtiger, dass sich auch Junge interessieren und engagieren. Wie wollen Sie die Jungen für die Politik begeistern? Ich hoffe sehr, dass wir jungen, neuen Stadträtinnen und Stadträte eine Art Leuchtturm-Effekt haben auf Gleichaltrige und sie sich von unserem Engagement anstecken lassen. Gleichzeitig thematisiere ich natürlich in meinem Umfeld in Gesprächen immer wieder politische Themen. 6
ThunMagazin | 1/19
Wie sind Sie selbst politisiert worden? In meiner Familie war Politik immer ein Thema, wir diskutierten über das aktuelle Geschehen am Mittagstisch. Ich kann mich erinnern, dass ich mich sogar als Kind schon engagiert habe. Im Lauenenquartier, wo ich aufgewachsen bin, gab es früher das Problem, dass die Autos aus Platzgründen immer wieder über das Trottoir fuhren. Als 3.-Klässlerin beschwerte ich mich zusammen mit meiner zwei Jahre älteren Schwester und einem anderen Geschwisterpaar darüber beim damaligen Stadtpräsidenten. Er hat uns sogar im Rathaus empfangen. Das war ein eindrückliches Erlebnis. Hat der damalige Stadtpräsident Hansueli von Allmen Sie erhört? Jedenfalls wurden irgendwann oben am Lauenenstutz Pfeiler installiert, die das Befahren des Trottoirs verhindern. Ob das wegen uns ist, weiss ich nicht (lacht).
Ein erstes politisches Erfolgserlebnis mit 8 Jahren. Chapeau! Wann erfolgte dann Ihr Einstieg in die Parteipolitik? Ich bin mit einigen Mitgliedern der Grünen Partei befreundet. Als es im letzten Jahr auf die Wahlen zuging, fragten sie mich, ob ich nicht kandidieren wolle für den Stadtrat. Die Wahl hat Sie dann doch einigermassen überrascht. Ja, ich habe niemals damit gerechnet. Die Personen, die Sie gewählt haben, setzen bestimmte Erwartungen in Sie. Wie gross ist der Druck? Ich nehme das nicht als Druck wahr, sondern eher als Ansporn. Zudem kann ich auf die Unterstützung meiner Parteikolleginnen und -kollegen zählen. Was möchten Sie denn als Stadträtin in Thun bewirken? Ein wichtiges Anliegen ist wie gesagt der Einbezug der Jungen.