TREND - Magazin für Soziale Marktwirtschaft - Ausgabe 2/2020

Page 52

Foto: Jens Schicke

STANDPUNKT STEIGER 52

„Wir müssen auch in Krisenzeiten an den Prinzipien unserer Sozialen Marktwirtschaft festhalten.“

Wolfgang Steiger Generalsekretär des Wirtschaftsrates der CDU e.V.

Der Staat kann es nicht besser D urch die Corona-Krise stehen viele Unternehmen vor enormen Herausforderungen. Durch den staatlich verordneten Lockdown sind bei ihnen große Teile des Umsatzes weggebrochen. Dass die Bundesregierung schnell mit Soforthilfen und Krediten unterstützt und mit dem Konjunkturpaket noch einmal die Liquidität der Wirtschaft gestärkt hat, war unbedingt richtig. Doch helfen in der Not ist das eine, etwas anderes ist es, wenn der Staat versucht, durch die Hintertür Einfluss auf die Unternehmen auszuüben. Der prominenteste Fall ist sicher die geplante Teilverstaatlichung der Lufthansa. Für rund 300 Millionen Euro erhält der Staat 20 Prozent der Anteile. Einfluss zum Schnäppchenpreis. Nach langem Streit sollen nun doch keine Politiker im Aufsichtsrat sitzen, sondern Fachleute, die der Bund auf Vorschlag der Lufthansa auswählt. Der Staat muss von Beginn an deutlich machen, dass die Beteiligungen nur krisenbedingt sind und er alsbald wieder aussteigen wird. Es darf nicht kommen wie etwa bei der Commerzbank, an welcher der Bund auch vierzehn Jahre nach der ­Finanzkrise noch 15 Prozent der Aktien hält. Wir müssen auch in Krisenzeiten an den Prinzipien unserer Sozialen Marktwirtschaft festhalten, die unser Land erst so erfolgreich gemacht haben. Dazu gehört die Zurückhaltung des Staates bei Eingriffen in die Eigentumsordnung. Wenn jetzt Teile der Bundesregierung die Corona-Finanzhilfen dazu nutzen wollen, um sich dauerhaft erheblichen Staatseinfluss zu sichern, ist dies ein ebenso gefährliches wie seltsames Gebaren. Denn der Staat ist meist nicht der bessere Unternehmer wie viele Beispiele in der

Vergangenheit gezeigt haben. Man denke nur an die öffentlich-rechtlichen Landesbanken in der Finanzkrise. Am Ende haftet für diese Fehltritte meist teuer und ungefragt der Steuerzahler. Die zweite große staatliche Finanzspritze von 300 Millionen Euro bekommt in der Coronakrise der Impfstoffentwickler Curevac. Dafür erhält die staatliche Förderbank KfW 23 Prozent der Anteile. Mit dem Geld soll die Impfstoffentwicklung beschleunigt werden. Auch hier greift der Staat massiv und bevorzugend in den Wettbewerb ein, deshalb muss ein solcher Einstieg allenfalls vorübergehend und im gut begründeten gesamtstaatlichen Interesse sein. Auch für diese Beteiligung muss es ein verbindliches Ausstiegsszenario geben. Wir dürfen nicht zulassen, dass diese globale Krise für den Standort Deutschland langfristig ver­ heerende Auswirkungen hat, weil die Beteiligung der öffentlichen Hand Unternehmen träge macht und ihnen den Innovationsdruck nimmt. Nicht der Staat sichert seit Jahrzehnten den Wohlstand in Deutschland, sondern eigenverantwortlich arbeitende Unternehmer. Diese Überzeugung aufzugeben, davor hat der Wirtschaftsrat die Bundesregierung gewarnt. Ein mahnendes Beispiel ist auch die Teilverstaatlichung der Industrie- und Kreditbank (IKB) im Jahr 2001. Um eine ausländische Übernahme der Bank zu verhindern, erwarb die KfW 38 Prozent an der IKB. Mit günstigen Finanzmitteln der Staatsbank ausgestattet, verzockte sich die IKB am US-Immobilienmarkt und wurde zum ersten deutschen Opfer der Finanzkrise. Die KfW – und am Ende der Steuerzahler – musste l knapp neun Milliarden Euro abschreiben.

TREND 2/2020


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook

Articles inside

Im Spiegel der Presse

2min
page 57

Der Staat kann es nicht besser

8min
pages 52-55

Konzepte zur Stärkung der Innenstädte entwickeln“ Dr. Alexander von Preen

4min
pages 50-51

Neues aus den Kommissionen

6min
pages 48-49

Impressum

3min
page 56

Soziale Marktwirtschaft? Prof. Dr. Michael Eilfort

4min
pages 46-47

Traditionell disruptiv Michael Kretschmer

4min
pages 42-43

Kaufkraft schlägt Wirtschaftskraft Prof. Dr. Joachim Ragnitz

3min
pages 44-45

Echter Neustart erforderlich Dr. Helmut Teichmann

3min
pages 34-35

Von Corona überschattet Position des Präsidiums des Wirtschaftsrates

4min
pages 36-37

Fluch oder Segen?

4min
pages 40-41

Finanzmarktregulierung harmonisieren Frank Niehage

3min
pages 38-39

Binnenmarkt im Fokus Marco Wanderwitz MdB

3min
pages 32-33

Auf dem Weg zu einer echten Wirtschafts- und Währungsunion? Lucia Puttrich MdL

4min
pages 30-31

Express-Digitalisierung in Zeiten von Corona Dr. Markus Schmitz

4min
pages 24-25

Europa muss sein ökonomisches Gewicht in die Waagschale werfen Stefan Rouenhoff MdB

9min
pages 26-29

Krisenbewältigung ist immer eine Gradwanderung“ Dr. Markus Söder

5min
pages 8-9

Elektronische Stimmabgabe Manuel Höferlin MdB

4min
pages 16-17

Interview Anja Karliczek

4min
pages 22-23

Strenge Regeln aushandeln Dr. Tobias Kaiser

4min
pages 6-7

New Work Dr. Ulrich Störk

3min
pages 20-21
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.