ERKER 05 2021

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Titelgeschichte

Tunnelwatching, Naturoase und Drehcafé Kreative Architektur-Projekte für den Wipptal Radweg

Manche muten utopisch an, futuristisch – ein Hingucker für die Pedalritter auf dem Radweg im Wipptal wären sie allemal: Architekturstudenten von Wittfrida Mitterer, Direktorin des Kuratoriums für Technische Kulturgüter, haben im vergangenen Studienjahr zehn Projekte – „Bahnwärterhäuser als Albergo Diffuso“ – ausgearbeitet, die eine Revitalisierung der historischen Bahnwärterhäuschen aus der k.k.-Zeit entlang des Wipptal-Radweges zwischen Brenner und Franzensfeste zum Ziel haben. Die ansonsten dem Verfall preisgegebenen architektonischen Kleinode könnten so gerettet und einer neuen Nutzung zugeführt werden. Durch die Neukonzeption der Streckenwärterhäuschen von 1867 als Albergo Diffuso mit B&B, Radwerkstatt, Verleihstation, Raststätten und Informationsständen könnte der Radweg-Abschnitt zu einem der attraktivsten im ganzen Lande werden. Nun ist die Politik am Zuge.

TOR ZUM SÜDEN Das Projekt für das etwas südlich des Brenners gelegene Bahnwärterhäuschen nennt sich „Tor zum Süden“ und ist als Ausgangspunkt für die Erlebnisstrecke gedacht. Nach einer Neugestaltung soll es Radfahrern künftig erste Anlaufstation sein. Erreicht wird es über eine aufwendig und geschwungen gestaltete Brücke über die Brennerstraße, die gleichsam den Scheitelpunkt der Radreise gen Süden symbolisiert. Untergebracht werden könnten hier ein Café, eine Rad-Service-, Reparatur- und Verleihstelle, eine Ladestation für

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E-Bikes sowie drei angrenzende Schlafkojen.

TUNNELWATCHING Südlich des Brenners verläuft die sich konstant neigende Radroute von Brennerbad bis hinein ins Pflerschtal auf der alten, heute aufgelassenen Bahntrasse. Der oberhalb von Pontigl gelegene Eisenbahntunnel, durch den der Radweg führt, könnte fortan mit Lichtspielen und Projektionen bespielt werden: Tunnelwatching am Schelleberg. Das am südlichen Ausgang des Tunnels gelegene Bahnwärter-

häuschen – es war bis vor wenigen Jahren bewohnt – könnte als Übernachtungsmöglichkeit dienen, der Unterstand als Selbstbedienungsinfopoint eingerichtet werden.

INFOZENTRALE UND REZEPTION Oberhalb von Gossensaß liegt das bereits 1978 stillgelegte Bahnhofsgebäude am Schelleberg. Dieses

„ALBERGO DIFFUSO“ Bei einem Albergo Diffuso – wörtlich übersetzt bedeutet es „verstreutes Hotel“ – handelt es sich um ein innovatives Konzept der Gastwirtschaft. Entwickelt in den frühen 1980er Jahren in Italien, sollte es ursprünglich kleine historische Dörfer und Stadtzentren in Italien abseits der üblichen Touristenpfade vor dem Verfall retten und wiederbeleben. Leerstehende Gebäude sollten renoviert und einem touristischen Zweck zugeführt werden. Ökologisch nachhaltig und authentisch. Mittlerweile findet dieses Konzept made in Italy weltweit Aufmerksamkeit und Interesse.


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