WALTRAUD SAILER, Vorsitzende des Pfarreienrates und des PGR Jaufental
Der Heilige Geist wirbelt, wo und wie er will Der Heilige Geist ist ein Geschenk Jesu an uns. Im Vertrauen auf ihn können wir zuversichtlich in die Zukunft blicken. Die Gabe des Heiligen Geistes ist aber auch Sendung. Er bewegt Menschen! Heute Jüngerin oder Jünger Jesu zu sein, ist eine Herausforderung. Unsere Gesellschaft wird immer weltlicher, vielen Menschen fehlt einfach die Zeit, sich auch noch um Religion zu kümmern. Kirche und das, was sie zu bieten hat, scheint nicht „in“ zu sein. Für diese Probleme haben wir wohl keine Lösung. Oder doch? Der Weg des Glaubens führt nicht immer geradeaus, es gibt Umwege, aber auch Irrwege. Oft fühlen wir uns wohl auch so, wie die Jüngerinnen und Jünger damals vor 2.000 Jahren, als sie sich wegsperrten aus Angst und Unsicherheit. Doch Jesus traut auch uns heute etwas zu. Als getaufte Christen haben wir einen Auftrag, wir sind gesendet. Wir haben die Gaben des Heiligen Geistes schon empfangen. Dieser Geist ist es, der uns Mut macht, der uns antreibt, dass wir uns weiterhin für die Frohe Botschaft einsetzen. Es hängt nicht alles von uns ab, doch wir tragen Verantwortung für unser Leben, für die Schöpfung und unser persönliches Umfeld. Als Christen haben wir die Aufgabe, dem Heiligen Geist, der heute in uns und durch uns wirken möchte, zumindest nicht im Weg zu stehen. Gottes Geist begegnet uns überall dort, wo es uns gelingt, neue Wege zu beschreiten, wo etwas in Bewegung kommt und wo echte Begegnung geschieht. Wenn wir uns vom Geist beleben und ermutigen lassen, kann Neues entstehen und Bewährtes weiterwirken. Jeder Mensch ist von Gott beschenkt mit verschiedenen Gaben. Eine hat das Talent, Kompliziertes einfach zu sagen – der andere ein kindliches Staunen. Einer hat die Gabe, Frieden zu stiften – die andere kann gut zuhören. Es gibt die Fähigkeit, sich einzufühlen oder andere zu begeistern, die Gabe des Humors und noch viele Gaben mehr … Wenn wir in aller Verschiedenheit miteinander unseren Glauben leben, ist uns die Unterstützung des Heiligen Geistes gewiss. Unsere Welt und unsere Kirche brauchen Menschen, die den Auftrag Jesu wahrnehmen und sich mutig für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen. Seien wir mutig, lassen wir uns von der Kraft des Geistes leiten und inspirieren. Schauen wir, das es „Pfingstelen tuet“. In uns selbst, in unseren Pfarreien und in der Seelsorgeeinheit.
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Erker 06/22
Walter Siller, ein verdienstvoller Sterzinger Im vergangenen März feierte Walter Siller gemeinsam mit seinen Kindern und Schwiegerkindern, Enkeln und Urenkeln seinen 90. Geburtstag. Dazu gratulierten u. a. auch verschiedene musikalische Weggefährten, galt doch die große Liebe des Sterzingers – nach seiner Familie – stets der Musik und sein Einsatz den örtlichen Musikvereinen: 40 Jahre als Musikant bei der Bürgerkapelle, 65 Jahre als Sänger beim Pfarrchor und 25 Jahre als Chorleiter des Männergesangvereins, der ihn zum Ehrenchorleiter ernannt hat.
Brunnen mit der Jahreszahl 1931, aus dem die fünf Kühe ihren Durst stillten, erinnert noch an den alten Bauernhof, dessen Stadel Walter als späterer Besitzer zu einer behaglichen Wohnung umbaute, wobei er auch als Maurer seine handwerklichen Fähigkeiten bewies. Er erinnert sich, wie er als Bub von der nahen Sterzinger Sennerei für die zwei Schweine Molke, mundartlich Jutte genannt, als Futter holen musste. Der Großvater baute auch Roggen und Weizen an. Das Korn kam dann zum Grieser Müller an der Brennerstraße, wo Walter später das Mehl abholte. Als fleißiger
Der Männergesangverein um Chorleiter Walter Siller gestaltete das 40-jährige Priesterjubiläum von Bischof Wilhelm und Pater Kurt Egger am 5. Juni 2005 in Sterzing musikalisch. Walter Siller kam am 25. März 1932 in Brixen als lediges Kind der Martha Siller vom „Ealer“ in Kalch auf die Welt. Seine Mutter arbeitete damals in der alten Bischofsstadt, seinen leiblichen Vater lernte er nie kennen. Aufgewachsen ist Walter bei seinen Großeltern Josef Siller aus Kalch und Kreszenz Lanthaler aus Innerratschings. Sein Großvater hatte sich an der Sterzinger Hochstraße einen Bauernhof gekauft. Dort konnte Walter eine unbeschwerte Kindheit und Jugendzeit verbringen. Ein steinerner
Ministrant kam der Siller-Knabe meist in der schönen Sterzinger Pfarrkirche zum Einsatz. Auch beim händischen Glockenläuten half er eifrig mit. Es brauchte damals viel Muskelkraft, um die Glocken im Pfarrturm zu läuten. Die faschistischen Machthaber enteigneten in den 1930er Jahren Großvater Josef Siller zu einem Spottpreis wertvollen Kulturgrund zum Bau von Militärkasernen. So kam viel Militär in die Fuggerstadt, das vorrangig der Sicherung der nahen Staatsgrenze am Alpenhauptkamm diente. Aus