All dies bieten diese Systeme in hohem Maße. Sollten wir kurz zwis chen den Sportarten Karate und Teak-w o nDo unterscheiden, dürfen w i r sagen, daß Karate mehr die Handtechniken, Taekwon-Do mehr die hohen Fußtechniken betont. Von der Trainingsatmosphäre her scheint uns das Karate etwas ruhiger, Taekwon-Do stakkatohafter zu sein. Kurz, im koreanischen Taekwon-Do fühlten w i r uns stets gehfetzter, was allerdings unserer Kondition gut tat. Aber diese Eindrücke müssen durchaus nicht repräsentativ sein. In der 2. Gruppe finden wir vor allem die sog. Tiersysteme, z.B. »Kranich-K ung-Fu«, »Affen-Kung-Fu« usw Wir erkennen diese Opernsysteme, oft auch BlumenKung-Fu genannt, an ihren ästhetisierten Be wegungen. Als Faustregel, die fast immer stimmt, können wir uns merken: Hat ein System schöne, tän zerische Bewegungen, ist es mögliche rweise f ü r die Praxis, den Kong-Sau (Kampf ohne Regeln) nicht sehr geeignet. Sind die Bewegungen eines Kung -Fu-Systems weich, d. h. ohne das vom Karate her gewohnte Kirne (Brennpunkt), fehlt der Einsatz der Hüfte, so bedeutet dies nicht unbedingt, daß w i r ein Opernsystem vor uns haben. Z. B. ist Tai Chi sehr weich, fließend und ohne Kirne, gehört aber keinesfalls in die Gruppe der Opernsysteme. Die 3. Gruppe ist die der reinen, kompromißlosen Kampfsysteme, die sich durch kleine, knappe, spar same Bewegunge n auszeichnen. Hier fehlt alles Spektakuläre. Hier gibt es kaum hohe Tritte, kaum Sprünge oder markerschütternde Schreie. Auch tiefe Stellungen und starre Kampfstände wird man verge bens suchen. Kampfsysteme wirken fürs Auge nicht attraktiv. Sie eignen sic h ebenso wenig für Demon strationen wie etwa Boxtechniken. In Filmen werden sie fast nie gezeigt, denn das Auge des Laien ist nicht schnell genug, um diese ausgeklügelten, ökono mischkurzen Bewegungen erkennen zu können. Es gibt wenige reine Kampfsysteme, wir könnten kaum mehr als ein halbes Dutzend aufzählen. Das be deutet nicht, daß man mit den anderen Systemen nicht kämpfen könnte. Nur — mit den spezialisierten Kampfsystemen geht es halt noch besser. Das heißt aber wiederum nicht, daß jeder Exponent eines Kampfsystems jeden Exponenten eines anderen Sy stems unbedingt im Kampf schlagen müsse. Im Kampf stehen sich nämlich nicht System A und B gegenüber, sondern Fritz und Joachim, und beide mit ihren individuellen Stärken, Schwächen und Ängsten. Fritz nützt es in diesem Augenblick überhaupt nichts, daß sein Sensei 25 Dachziegel zerschlagen kann, und Joachim hat Angst, obwohl sein Sifu mit verbundenen Augen seine Kämpfe gewinnt. In Asien (Hongkong, Taiwan, Singapur, Bangkok) fin den regelmäßig K.O-Turniere statt, an denen Vertreter
jedes Systems teilnehmen können, in Hongkong ver anstaltet man geheime Kong -Sau (Kämpfe). Hier er weist es sich, daß nur wenige Systeme regelmäßig vertreten sind, und daß eigentlich nur einige Systeme sich die Plätze teilen. Thai -B oxen, Choy -Lee-Fut-Kung Fu und Wing-Tsun-Kung Fu. Vereinzelt nehmen Pa-kua, Hsing -l, Lohan, Kickboxer und westliche Boxer mit Erfolg teil. Und damit kommen wir auch schon zur letzten, der 4. Gruppe nach unserer Einteilung, den Gesundheitssystemen. Hierunter fallen Tai Chi, Hsing -l, Pakua — als soge nannte innere Systeme, aber auch manche Shaolin Systeme. Oft hört man die Bezeichnung Chi -Kung. Das weist auf die Atmung hin, die bei den Gesundheitssystemen eine wichtige Rolle spielt. Je doch sollte man — von unseriösen Sifus bean spruchten — rätselhaften, magischen Chi-Kräften keinen Glauben schenken. Die richtige Atmung ver mag viel, aber ein Mensch bleibt ein Mensch. Nun sind wir zum Ende unserer Einteilung gekomm en. Viele mögen »ihr« System, »ihren« Stil ve rgeb lich gesucht haben. Aber bedenken Sie, wir können nicht alle nennen. Wir können jeweils nur einige Ver treter jeder Gruppe aufzählen. Wenn Sie unsere Krite rien beachten, dürfte es Ihnen nicht schwer fallen, andere Systeme einzuordnen. Nachdem Sie sic h nun über die Anforderungen, die Sie persönlich an Ihr System stellen, klar geworden sind, machen Sie sich mit dem Budo - bzw. WuShu -Angebot Ihrer Gegend vertraut. Selbst wenn es sich bei dem Sifu um einen Asiaten handelt, bedeutet das nicht grundsätzlich, daß er auch fachlich zum Lehrer qualifiziert ist. Als System fremder kann man kaum beurteilen, ob es sich um einen Schüler, Fortgeschrittenen oder Meister handelt. Geben Sie sich nicht zufrieden damit, wenn der Lehrer sagt, er unterrichte Kung Fu. »Kung Fu« ist zum Ober begriff f ü r »chinesische Kampfkünste« geworden. Fragen Sie ihn nach dem genauen Namen seines Systems. Hat es keinen Namen, oder existiert der Name nur in der Vorstellung des »Lehrers«, wie etwa »Barrakuda-Kung-Fu«, »Shaolin Kendo Fu«, »Phil osophie-Dschungel -Kung-Fu«, »Kung -Fu-Karate«, dann verlassen Sie schleunigst diesen Ort. Der Leser ist gut beraten, wenn er bei Phantasiesyste men gesundes Mißtrauen walten läßt. Eine weitere Faustregel: Nennt der Kung -F u-»Mei ster« sich DAN (existiert nur in japanischen und ko25