Pressefotografie versus PR-Fotos
Christine Schmid
Clemens Fabry, seit fast 20 Jahren als Fotograf für „Die Presse“ unterwegs, diskutiert mit „PRaktivium“ über Fotografie im Spannungsfeld von PR und Journalismus sowie die Besonderheiten von Pressefotos.
© FH St. Pölten
Christine Schmid: Wie hat sich die Situation in Ihrem Beruf in den vergangenen zehn Jahren verändert? Sind Ihrer Wahrnehmung nach mittlerweile mehr von Unternehmen bereitgestellte Fotos in Zeitungen als früher?
Schmid: Wird von Seiten der PR-Agenturen von großen Unternehmen oder auch der Politik interveniert, damit nur „gefällige“ Bilder und bereitgestelltes Material verwendet werden?
Fabry: Es wird immer wieder versucht. Vor allem Clemens Fabry: Ich habe schon den Eindruck. PR-Agenturen haben bestimmte Vorstellungen und Zeitungen sind sehr am Sparen, sowohl bei Fotomöchten beispielsweise, dass das jeweilige Logo am grafInnen als auch bei anderen MitarbeiterInnen. Bilder Bild zu erkennen ist. Ich erlebe auch manchmal, werden oft von Unternehmen kostenlos zur Verfügung dass gefragt wird, ob man sich die Bilder nachher ansegestellt und es gibt große hen darf oder ob mitentschie„Vor allem PR-Agenturen haben beAgenturen, die Zeitungen den werden kann, welches beliefern. Aus diesem Grund ist stimmte Vorstellungen und möchten Foto veröffentlicht wird. Das es möglich, schneller und un- beispielsweise, dass das jeweilige Logo geht natürlich nicht. Man kann komplizierter auf solche Bilsich ja auch nicht den Text der zurückzugreifen, als Foto- am Bild zu erkennen ist. Ich erlebe auch aussuchen. Wenn PR-Agenturen grafInnen zu einem Termin manchmal, dass gefragt wird, ob man das wollen, dann müssen sie zu schicken. Seit der Ent- sich die Bilder nachher ansehen darf eine Werbung schalten, denn stehung des Internets und der oder ob mitentschieden werden kann, dann kann man den Text selbst Gratiszeitungen hat der Einsatz verfassen. Über Hand genomsolcher Bilder stark zugenom- welches Foto veröffentlicht wird. Das men hat der Einfluss aber geht natürlich nicht. Man kann sich ja nicht – manchmal ist es mehr, men. manchmal weniger. auch nicht den Text aussuchen. “ Schmid: Kann man „Qualitätsmedien“ eventuell daran erkennen, dass sie ihre eigenen FotografInnen haben und ihre eigenen Bilder verwenden?
Fabry: Ja, definitiv. Ich würde sogar sagen, dass es eines der wesentlichen Erkennungsmerkmale eines Qualitätsmediums ist, nicht auf den riesigen Datenpool von Agenturen zurückzugreifen und nicht mit dem Strom mitzuschwimmen. Ein Qualitätsmedium muss sich nicht nur durch einen besonderen Text auszeichnen, sondern auch durch eine eigene Bildsprache, die im Idealfall durch eigene gute FotografInnen entsteht. Die LeserInnen erwarten sich ja auch andere Fotos als beispielsweise in kleinen Regionalzeitungen. Um also auf die Frage zurückzukommen: Eine eigene Bildsprache und eigene FotografInnen sind wichtig, sodass man nicht mit der Masse mitschwimmt. 15
Schmid: Geben die PR-Verantwortlichen großer Medien oder der Politik Feedback zu den verwendeten Bildern?
Fabry: Nur dann, wenn das Bild wirklich schlecht gemacht ist, oder es aus ihrer Sicht schlecht ist. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass ich positives Feedback erhalten habe. Ich habe zum Beispiel Josef Pröll, den ehemaligen Vizekanzler, in einer Hütte auf einem Weinberg im Weinviertel fotografiert. Dieses Foto hat ihm sehr gut gefallen und dies habe ich auch über Umwege zu hören bekommen. Manchmal kommt also auch positives Feedback, meist aber, wenn es negativ ist. Schmid: Wie gehen Sie mit dieser Kritik um?
Fabry: Wenn das Bild schlecht gemacht ist, dann ist es etwas anderes. Aber aus einer Laune heraus zu sagen, dass