PRaktivum Ausgabe 8: Die (Inter-)Dependenz zwischen Journalismus und PR

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Online-PR vs. Online-Journalismus

Tina Monitbeller

Sebastian Rauch, Chefredakteur „NEUE Vorarlberger Tageszeitung“, spricht über Veränderungen im Online-Journalismus, neue Kommunikationskanäle und künftige Hoffnungsträger.

© Fabian Orner

Tina Montibeller: Online-PR macht es möglich, dass Unternehmen und Marken RezipientInnen direkt erreichen können – braucht es den Journalismus in Zukunft überhaupt noch?

Sebastian Rauch: Diese zwei Bereiche sind strikt zu trennen, denn JournalistInnen sind in keiner Weise „Mittelsmänner oder Mittelsfrauen“ der PR. Zwar gibt es wichtige Überschneidungen der beiden Disziplinen, dennoch verfolgen sie unterschiedliche Ziele: PR agiert verkäuferisch, während Journalismus objektive Informationen weitergeben möchte. Wir greifen gelegentlich auf die PR zurück, um uns Inputs zu holen und AnsprechpartnerInnen für bestimmte Themenbereiche zu finden, aber es führt kein Weg daran vorbei, alle Informationen zu überprüfen und von verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten, bevor sie auf unseren Plattformen veröffentlicht werden. Montibeller: Durch die Neuerungen im Bereich der digitalen Kommunikationsplattformen ergeben sich für Online-PR vielfältige Maßnahmen – kann der OnlineJournalismus bei dieser Vielfalt mithalten?

Rauch: Es gibt immer wieder Anpassungen, die man vornehmen muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Trotzdem hängt es immer davon ab, was ein Medium transportieren möchte und wie es seine Zielgruppe definiert. Einerseits ist es wichtig, eine klare Linie zu verfolgen, damit die NutzerInnen wissen, was sie von einem Portal erwarten können und andererseits ist es notwendig zu überlegen, wie welche Generation Nachrichten konsumiert. Da hat der Journalismus im Gegensatz zur Öffentlichkeitsarbeit insoweit einen Nachhohlbedarf, dass an dieser Anpassungsfähigkeit gearbeitet werden muss. Gerade im Bereich der klassischen Tageszeitung ist dies etwas schwieriger als für die reine Online-Kommunikation. Montibeller: Einer 2018 in Deutschland durchgeführten Umfrage von „news aktuell“ zufolge nutzen immerhin 58 % Soziale Medien und 57 % Unternehmenswebsites zur Recherche. Wie wird sich dieser Teil der Medienwertschöpfungskette künftig entwickeln? 19

Rauch: Die Quellen der Informationsbeschaffung haben sich vor allem durch die Weiterentwicklung der Technologie verändert – früher mit dem Festnetz, heute unter anderem per WhatsApp oder digitalen Pressrooms. Auch Suchmaschinen und Soziale Medien dienen der Recherche. Informationen auf digitalem Wege einzuholen gehört zum Geschäft, dennoch führt für qualitativ hochwertigen Journalismus kein Weg daran vorbei diese Informationen zu überprüfen und bei handelnden Personen vorstellig zu werden. Die Aufgabe der JournalistInnen ist es nicht, sich von der Öffentlichkeitsarbeit Worte in den Mund legen zu lassen, sondern vielmehr nachzufragen und die eigens gesammelten Informationen zu überprüfen und wiederzugeben. Insbesondere im Bereich des Regionaljournalismus‘ habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein persönliches Treffen immer mehr Inputs liefert als beispielsweise der Informationsaustausch via digitaler Chatportale. Die Art der Informationssuche hat sich verändert und wird sich auch künftig noch ändern. Das Nachfragen und damit die Eigenrecherche aber bleibt. Montibeller: Wie trifft man als JournalistIn im Zeitalter des digitalen Information Overload die Entscheidung, von welchen Online-Presseportalen man Informationen bezieht?

Rauch: Es ist eine riesige Flut an Informationen und Informationsquellen, die zu bearbeiten sind und jeden Tag kommt etwas Neues hinzu. Deshalb spielen Erfahrungswerte eine große Rolle. Die jeweiligen Ressorts bauen sich ein Netzwerk auf und wissen, welche Quellen vertrauenswürdig sind und welche Informationen verstärkt zu hinterfragen sind. Aber selbst wenn eine Quelle vertrauenswürdig ist, müssen JournalistInnen diese überprüfen. Auch neue Kommunikationsplattformen, wie zum Beispiel „TikTok“, müssen hinsichtlich ihrer Tauglichkeit als Newsquelle überprüft werden. Montibeller: Wie geht man mit Interaktionen, User Generated Content aber auch Kritik als Nachrichtenportal auf Social Media um?


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