PRaktivum Ausgabe 8: Die (Inter-)Dependenz zwischen Journalismus und PR

Page 32

Der Weg aus PR in den Journalismus

Eva Müllner

Davina Brunnbauer, Journalistin bei „DER STANDARD“, erzählt in „PRaktivium“ über ihren Weg aus der PR in den Journalismus und den damit verbundenen Herausforderungen.

© FH St. Pölten

Müllner Eva: Wie siehst du die Abhängigkeit bzw. Unabhängigkeit zwischen PR und Journalismus und inwiefern macht sich dies in deinem Alltag als Journalistin bemerkbar?

Brunnbauer Davina: Grundsätzlich glaube ich, dass sich die beiden Berufsgruppen bedingen, weil sie insofern voneinander abhängig sind, dass JournalistInnen für PR-Leute die Gatekeeper sind. JournalistInnen sind auf der anderen Seite auch angewiesen auf Informationen, die sie aus Unternehmen, Institutionen oder von PolitikerInnen bekommen. Als Politikjournalistin erhalte ich meine Informationen von PolitikerInnen oder PressesprecherInnen bzw. Aussendungen und Konferenzen und versuche jede Information kritisch zu hinterfragen. Müllner: Wie gestaltete sich dein Berufseinstieg in den Journalismus und mit welchen Herausforderungen warst du konfrontiert?

Brunnbauer: Ich würde mich mehr als Quereinsteigerin definieren. Ich war bei einer NGO als Presseassistentin angestellt, d.h. ich war immer in diesem Dunstkreis von politischer Kommunikation, aber eben auf der anderen Seite. In der „Presse“-Lehrredaktion habe ich das notwendige Handwerk für den Journalismus erlernt und habe danach als freie Journalistin begonnen. Aber grundsätzlich gilt: Der Konkurrenzdruck ist groß. Deshalb glaube ich schon, dass man Talent mitbringen muss, im Sinne von Sprachgefühl, zusätzlich den gewissen „Biss“, sehr viel Wissensdurst und Leidenschaft. Du musst die ganze Zeit liefern, ausprobieren und an dir selbst arbeiten. Du solltest immer Kritik einfordern und diese auch umsetzen. Es ist ein unglaublich spannender Beruf, aber vor allem der Einstieg als freie Journalistin sehr schwierig. Du musst dir erstmal deine ganzen Kontakte innerhalb der Branche aufbauen. Gleichzeitig ist es so, dass gerade von jungen JournalistInnen sehr viel verlangt wird. 29

Man sollte schreiben, Videos und Podcasts machen können und sich ständig weiterbilden. Müllner: Welche Tipps hast du für Personen, die es in Erwägung ziehen, im Journalismus tätig zu werden?

Brunnbauer: Mein Tipp wäre, sich rasch zu spezialisieren. Einerseits auf eine Textgattung, weil es ein Unterschied ist, ob ich bei einer Zeitung arbeiten will, beim Radio oder Fernsehen. Und gleichzeitig ist es ganz praktisch, wenn man ein Spezialgebiet hat, in dem man sich gut auskennt. Laufend an sich selbst zu arbeiten, Kritik einzufordern, regelmäßig Geschichten anzubieten. Was auch sehr wichtig ist: viel zu lesen. Dadurch lernt man viel über Sprache, Textgattungen und generell das Handwerk. Müllner: Häufig wechseln JournalistInnen in die PR. Was hat dich dazu bewogen, den umgekehrten Weg zu gehen? Konträr gefragt: Wäre es für dich eine Option, auch wieder im PR-Bereich zu arbeiten?

Brunnbauer: Ich würde nicht sagen, dass mein Weg ein geplanter Weg gewesen wäre. Mich hat generell einfach dieses Gebiet interessiert – öffentliche Meinung, politische Kommunikation, Politik an sich. Die Arbeit bei der NGO fand ich so spannend, dass ich dies im Master vertiefen wollte und dann habe ich doch wieder die Liebe zum Schreiben gefunden. Ich kann nicht sagen, wie es in Zukunft bei mir weitergehen wird. Ich bin aktuell sehr glücklich in meinem Job, finde es extrem spannend und kann mir gerade nichts Besseres vorstellen. Müllner: Was müsste passieren, damit der Journalismus-Beruf attraktiver wird und somit der Wechsel vom Journalismus zur PR weniger oft vorkommt?

Brunnbauer: Das ist das grundsätzliche Problem der Medienkrise. Durch den Wandel hin zu Online verlieren klassische Medien an Bedeutung. Das heißt, da kommen noch viele Veränderungen auf die Medienlandschaft zu und gleichzeitig wird aber das Geld immer weniger und dementsprechend werden auch die Arbeitsbedingungen nicht besser für JournalistInnen. Ich sehe da keinen


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook

Articles inside

Zeitmangel und Qualitätsjournalismus: Determination der Nachrichtenselektion durch PR?

6min
pages 38-39

Im selben Strom, aber auf unterschiedlichen Seiten des Flusses fischend

6min
pages 42-43

Herausforderung Corona-Epidemie für Journalismus PR

5min
pages 34-35

Unabhängigkeit von PR in der Quellenbeschaffung

6min
pages 44-48

Der Einfluss von PR auf die redaktionellen Inhalte in Special-Interest-Zeitschriften

6min
pages 40-41

Wie viel Freundschaft verträgt Journalismus auf Reisen mit der Politik?

6min
pages 36-37

Der Weg aus PR in den Journalismus

5min
pages 32-33

PR und Journalismus im NPO-Sektor

6min
pages 26-27

Online-PR vs. Online-Journalismus

5min
pages 22-23

Das Zusammenspiel der Interessen in Brüssel

6min
pages 30-31

Wenn Marken Medien machen

5min
pages 28-29

Pressefotografie versus PR-Fotos

11min
pages 18-21

Ethik in Medien- und Kommunikationsbranchenmagazinen

5min
pages 16-17

Was brauchen Lifestyle-JournalistInnen von der PR?

5min
pages 24-25

Der Umgang des investigativen Journalismus mit der PR

5min
pages 14-15

PR vs. Journalismus 2030

5min
pages 12-13

Braucht es PR für Innovationsinformation?

5min
pages 8-9

Nimmt die PR-Branche dem Journalismus den Nachwuchs weg?

5min
pages 10-11

Advertorials als (problematische) Schnittstelle zwischen PR Journalismus

5min
pages 6-7

Die Schieflage der 4. Gewalt

5min
pages 4-5
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.