PRaktivum Ausgabe 8: Die (Inter-)Dependenz zwischen Journalismus und PR

Page 42

Im selben Strom, aber auf unterschiedlichen Seiten des Flusses fischend

Svenja Morel

Gerold Riedmann, Geschäftsführer von Russmedia Österreich und Chefredakteur der „Vorarlberger Nachrichten“, erklärt im Gespräch mit „PRaktivium“, warum in der Zusammenarbeit mit PR-Schaffenden regional weniger harte Interventionsversuche wahrgenommen werden als im nationalen Geschäft.

© Dina Grojer

Svenja Morel: Sie haben in Ihrem Beruf schon Vieles erlebt und auch außerhalb von Österreich viele Erfahrungen gesammelt. Welche waren Ihre Hauptstandorte im Laufe ihrer Karriere bis jetzt?

Gerold Riedmann: Da gibt es die Zeit, die ich in München und anderen deutschen Städten verbracht und sehr viel über Radio, Fernsehen und vor allem das Internet gelernt habe. Und dann die Zeit, die ich im Westen Österreichs verbracht habe bzw. verbringe und auch für Firmen in Wien verantwortlich bin. Darüber hinaus setze ich sehr auf internationale Vernetzung, weil wir ja inmitten eines unglaublichen Wechsels hin zum Digitalen stehen und alle im Prinzip sehr ähnliche Herausforderungen haben.

Riedmann: Ich schätze es sehr, in einem kleineren Ort zu wohnen, in dem nicht jede/r, der bzw. dem ich auf dem Marktplatz über den Weg laufe, sagt: „Grüß Gott, Herr Chefredakteur.“ Der Austausch oder die Kontaktaufnahme von PR-Verantwortlichen ist in meiner Wahrnehmung nicht davon geprägt, wie nah man zusammenlebt. Ob das jetzt Innsbruck, Vorarlberg, Graz oder eine kleinere deutsche Stadt ist, würde für mich keinen Unterschied machen. Morel: Wie empfinden Sie die Zusammenarbeit mit PRSchaffenden in Vorarlberg?

Riedmann: In einem PR-Magazin werde ich immer sagen, dass es natürlich wunderbar läuft. Wenngleich man schon nachschießen muss – und das sieht man auch an den VerMorel: Sie sind nun seit einigen Jahren Chefredakteur einen oder Treffen in dem Bereich –, dass in Vorarlberg der „Vorarlberger Nachrichten“. Was macht das Arbeidie Trennschärfe zwischen dem, was die Menschen unter ten in Vorarlberg besonders? Journalismus und PR verstehen nicht immer sauber geRiedmann: Erstens gibt es in Vorarlberg einen Idealzugeben ist. Im Vorarlberger Presseclub sind sicherlich eine stand für ein Medium, denn bei uns gibt es „Vorarlberg Vielzahl der Mitglieder PR-Schaffende, das würde umOnline“. Wenn in Vorarlberg irgendetwas passiert, dann gekehrt wahrscheinlich bei anderen Vereinigungen nicht schaut man auf „Vol.at“ und weiß, was passiert. Es ist so zutreffen. Die Sehnsucht danach, Journalist/in zu sein längst nicht überall so, dass die lokale Tageszeitung Anoder eine gewisse Zeit auch freie/r Journalist/in zu sein, aber eigentlich sein Brot in einer Pressestelle zu verdienen laufpunkt Nummer Eins ist. In Vorarlberg fängt tatsächoder PR zu machen, ist sicherlich lich das Internet bei „Vol.at“ an und das macht es auch in der „Im Regionalen kommt natürlich dazu, ein Grenzgang, den einige in der Vergangenheit schon ausprobiert Medienarbeit interessant. Vorarldass fast alle der ProtagonistInnen haben. Für mich bleibt dieses berg ist ein sehr moderner, auch miteinander auf einem Arbeits-Du alte Bild, dass Journalismus und trotz der konservativen Prägung mit progressiven Ideen versehe- sind, so wie das aber zwischenzeitlich PR im selben Strom fischen, aber ner Landstrich. Darum macht es im Digitalen eh überall ist. Ich nehme auf unterschiedlichen Seiten des für mich auch ein Unterschied Flusses. aber weniger und weniger harte Interhier in der Bodenseeregion, im Dreiländereck, agieren zu kön- ventionsversuche – beispielsweise auf Morel: Gibt es grobe Unternen und die Lebensqualität hier regionaler Ebene – wahr, als das dann scheidungen zwischen der Zugenießen zu können. im nationalen Geschäft zu vermerken sammenarbeit mit PR-Schaf-

wäre.“

Morel: Gibt es für Sie persönlich einen Unterschied mit dem Umgang der Menschen in Vorarlberg im Vergleich zu einer Großstadt? 39

fenden in Großstädten und kleineren Städten?

Riedmann: Diese Unterscheidung gibt es nicht nur zwischen PR und Journalismus, sondern vielmehr zwischen


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook

Articles inside

Zeitmangel und Qualitätsjournalismus: Determination der Nachrichtenselektion durch PR?

6min
pages 38-39

Im selben Strom, aber auf unterschiedlichen Seiten des Flusses fischend

6min
pages 42-43

Herausforderung Corona-Epidemie für Journalismus PR

5min
pages 34-35

Unabhängigkeit von PR in der Quellenbeschaffung

6min
pages 44-48

Der Einfluss von PR auf die redaktionellen Inhalte in Special-Interest-Zeitschriften

6min
pages 40-41

Wie viel Freundschaft verträgt Journalismus auf Reisen mit der Politik?

6min
pages 36-37

Der Weg aus PR in den Journalismus

5min
pages 32-33

PR und Journalismus im NPO-Sektor

6min
pages 26-27

Online-PR vs. Online-Journalismus

5min
pages 22-23

Das Zusammenspiel der Interessen in Brüssel

6min
pages 30-31

Wenn Marken Medien machen

5min
pages 28-29

Pressefotografie versus PR-Fotos

11min
pages 18-21

Ethik in Medien- und Kommunikationsbranchenmagazinen

5min
pages 16-17

Was brauchen Lifestyle-JournalistInnen von der PR?

5min
pages 24-25

Der Umgang des investigativen Journalismus mit der PR

5min
pages 14-15

PR vs. Journalismus 2030

5min
pages 12-13

Braucht es PR für Innovationsinformation?

5min
pages 8-9

Nimmt die PR-Branche dem Journalismus den Nachwuchs weg?

5min
pages 10-11

Advertorials als (problematische) Schnittstelle zwischen PR Journalismus

5min
pages 6-7

Die Schieflage der 4. Gewalt

5min
pages 4-5
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.