WIESBADENER - Ausgabe IV/2021

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KULTUR

&

KREATVES

Der künstlerische Leiter von Mal_anders Artjom Chepovetskyy (Mitte) mit seinen Künstler:innen

„Wir haben nie den Pausenknopf gedrückt“ Das Atelier Mal_anders in bewegten Zeiten

H

ell erleuchtet ist das Malatelier in der Wiesbadener Johannes-Brahms-Straße an diesem trüben Novemberabend. Kunst braucht Licht. Nach und nach treffen die ArtBrut-Künstlerinnen und Künstler ein, die meisten nach ihrem Arbeitstag in den Werkstätten, setzen sich an ihre Arbeitsplätze und beginnen sofort zu malen. Derzeit passiert das zweimal die Woche. Seit über 20 Jahren besteht das Kunstatelier Mal_anders der EVIM Behindertenhilfe in Wiesbaden. Es ist eines von mehreren Kulturprojekten, die Menschen mit Beeinträchtigungen die Möglichkeit eröffnen, projektbezogen und unter Anleitung von Profis aktiv zu sein: tanzen, malen, gestalten, Theater spielen oder Musik machen. Heute Abend treffen wir im Atelier den Geschäftsführer der EVIM Behindertenhilf Björn Bätz, den 12

Prokuristen Eugen Krauter und den künstlerischen Leiter von Mal_anders Artjom Chepovetskyy, um mit ihnen über die EVIM Kulturarbeit im Allgemeinen und speziell in Zeiten von Corona zu sprechen. Sie alle sind stolz auf das, was hier in 20 Jahren entstanden ist. „Wir wollen eine Plattform schaffen, damit die Menschen Kultur erleben und leben können. Es geht darum, heraus zu finden, wo jemand seine kreativen Fähigkeiten hat. Im Atelier Mal_anders macht das Artjom Chepovetskyy seit einigen Jahren, und man merkt, wie er kreatives Potential zu wecken versteht – genial!” schwärmt Eugen Krauter, der vor sechs Jahren, als die damalige Leiterin Monika Niebergall aufhörte, einen Nachfolger suchte und bei einer Ausstellung den jungen Künstler aus der Ukraine fand. Artjom Chepovetskyy kam als 16jähriger nach Deutschland, stu-

dierte Kunst auf Lehramt an der Kunsthochschule Mainz, lebt und arbeitet heute in Frankfurt, wo er auch sein Atelier hat und im Programm der Galerie Heike Strelow vertreten ist. Der Job bei Mal_anders war komplettes Neuland für ihn, doch er konnte hier sein pädagogisches Instrumentarium einbringen – und es hat, zu seiner Überraschung, sofort geklappt. Nun kommt er zweimal die Woche nach Wiesbaden, um die Gruppe anzuleiten, doch diese Arbeit ist für ihn keine Arbeit – sondern ein Austausch. „Das ist mein Ansatz: Ich suche den Austausch nicht nur mit Ausstellungen, sondern auch in Form eines kreativen miteinander Arbeitens. Und das gelingt hier ausgezeichnet. Und es ist sehr spannend zu beobachten, wie sie auf ihre Ideen kommen und wie sie das umsetzen, ganz leicht und sehr schnell. Wenn ich in mein Atelier komme, setze ich mich erst mal vor ein Bild, trinke Kaffee und WIESBADENER

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