EL AVISO | 10/2021
GESELLSCHAFT
Ein
erfülltes Leben
Dr. Helmut Baur (80) ist Vollblut-Unternehmer. Der gelernte Uhrmacher und Optiker sowie studierte DiplomKaufmann gründete 1975 zusammen mit seiner Frau Gabriele in Böblingen die Binder Optik. Heute umfasst das Unternehmen 50 Fachgeschäfte in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern mit ca. 400 Mitarbeitern. Helmut Baur ist unter anderem Honorargeneralkonsul von Malaysia, Ehrensenator der Hochschule für Technik und Wirtschaft (Aalen), Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Mittelständische Industrie (Berlin), in den Kuratorien der Business School Stuttgart, Stiftung Deutsche Sporthilfe und Ludwigsburger Schlossfestspiele sowie Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse. Er hat seit vielen Jahren einen Zweitwohnsitz in Port d’Andratx.
Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Gabriele Baur (v.r.n.l.)
EL AVISO: Wir sind hier auf dem Golfplatz Son Quint. Sie selbst haben vor einiger Zeit Ihr Handicap kritisiert, was ist daraus geworden? Helmut Baur: Das war eher scherzhaft gemeint, eigentlich hat sich nichts verändert, und das aus gutem Grund. Mein Anspruch ist: Golfspielen muss entspannt sein und
mir Spaß machen, meist zusammen mit Freunden oder in Zusammenhang mit meiner diplomatischen Tätigkeit mit hohen Regierungsmitgliedern aus Malaysia, die alle leidenschaftlich gerne Golf spielen. Ich habe nicht den Ehrgeiz, mein Handicap zu verbessern. Dazu habe ich viel zu wenig Zeit und genug andere Interessen. EA: In welchem Verhältnis stehen für Sie denn Arbeit und Entspannung? HB: Das ist Ying und Yang, Anspannung und Entspannung. Wenn Sie einen Muskel ständig unter Anspannung halten, dann übersäuert und versagt er auf einmal. Positiver Stress und Entspannung muss in Harmonie sein und ist letztlich auch die Antwort auf die Frage, warum wird
Prof. Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten, Präsident der Chaîne des Rôtisseurs
man krank oder bleibt gesund. In der chinesischen Gesundheitslehre, die auch in Malaysia weit verbreitet ist, geht es um die Meridiane, die nicht blockiert sind, die richtige Ernährung, letztlich den erwähnten Ausgleich – ich kenne wohl auch deshalb keine gesundheitlichen Beschwerden.
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EA: Welche Rolle spielt dabei für Sie Mallorca? HB: Mallorca ist ein wichtiger Teil meiner Entspannung und neben Malaysia auch eine zweite Heimat geworden. Heimat bezogen bilden Mallorca und Malaysia für mich und meine Frau mit Deutschland zusammen einen Dreiklang. EA: Sie waren unter anderem viele Jahre Präsidiumsmitglied der „Confrérie de la Chaîne des Rôtisseurs“ und Vizepräsident der Chaine-Stiftung. Gutes Essen scheint also nicht ganz unwichtig zu sein, welche Küche bevorzugen Sie? HB: Jede Küche, die gut ist, auch die La Cuisine de Maison, also die einfache Hausfrauen-Küche. Wir waren gerade zu Gast beim einzigen Zwei-Sterne-Koch der Insel – alles war wunderbar, aber meine Frau hat dann irgendwann gesagt, wann gehen wir wieder mal ganz normal essen? Spanisch, asiatisch, französisch oder deutsch, es muss einfach nur gut sein. Das ist auch die Politik der Chaîne des Rôtisseurs. Mitglieder sind Restaurants mit guter Küche, wir fördern zudem junge Nachwuchs-Köche, das liegt mir sehr am Herzen. Mallorca hat das Publikum für die gute und gehobene Küche, die hier mittlerweile in stattlicher Zahl etabliert ist – Ballermann und Magaluf waren gestern… (lacht). Die Chaîne Mallorca ist noch klein, aber das soll sich bald ändern. EA: Sie sind als Honorargeneralkonsul in Malaysia für ihr außerordentliches Engagement vom König mit dem hohen Adelstitel Datuk ausgezeichnet worden. Wenn ich mir dazu die Vielzahl Ihrer aktiv betriebenen Aufgaben und Ehrenämter anschaue: Wie schaffen Sie das zeitlich? HB: Ich habe mich mit 27 Jahren intensiv mit Time Management befasst, als ich meine Abiturprüfung nachholte. Das war das sogenannte Hochbegabten-Abitur, bei mir mit der Fachrichtung Wirtschaft. Das konnte man nicht wiederholen und 80 Prozent der Teilnehmer fielen durch. Zur Vorbereitung hatte ich deshalb eine umfangreiche Bücherliste. Da habe ich zuvor erst einmal einen einwöchigen Kurs zum Thema Zeitmanagement gemacht. Nach der Woche konnte ich mit einer bestimmten Technik wesentlich schneller lesen, und mit jeder Minute kostbar umgehen. Auf die Abiturprüfung habe ich dann
Datin Sarah Nava Rani Al Bakri Devadason, Botschafterin Malaysias
ein auf sechs Semester verkürztes Studium an 3 Universitäten zum Diplom Kaufmann gesetzt. Als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes gestand man mir die Verkürzung zu, natürlich mit regulärer Prüfung. EA: Nochmal zurück zum persönlichen Engagement. Sie haben sich eingesetzt für Lebensräume, für Tierschutz. Manchmal bringt das ja auch Ärger, etwa Ihre Initiative gegen Schildpatt bei der Brillenherstellung…? HB: Ich stand deshalb in Trier vor Gericht. Wir hatten einen Fernsehfilm gedreht, der hieß „Rettet die Meeresschildkröten jetzt“. Wir hatten im Urlaub auf Bali gesehen, wie die Schildkröten angelandet und auf grausame Weise bei lebendigem Leib von ihrem Panzer entfernt wuden. Das war auf Jamaika und in der Karibik genauso. In dem TV-Film habe ich dann auch zum Boykott der Optiker aufgerufen. Danach wurde ich verklagt von den Herstellern der Schildpatt-Brillen, die alle in der Eifel bei Daun sitzen. EA: Zuvor waren ja schon die Robbenschützer zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Das dürfte Ihnen doch auch gedroht haben?