ERKER 05 2022

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Aktuell

Die letzte und wohl spannendste der drei Fragen ist schnell beantwortet: Konsequenzen dürfte es für Martin Alber keine geben, denn wo kein Kläger, da kein Richter. Bis Drucklegung des Erker äußerte jedenfalls niemand offiziell die Forderung nach einem klärenden Gespräch, notwendigen Aussprachen oder gar einem Rücktritt, weder auf der SVPnoch auf Oppositionsseite. Auch wollte nicht jeder Bürgermeister eine Stellungnahme über die „Freunde im Edelweiß“ abgeben. „Eigentlich ist seitens der Landespartei schon alles gesagt worden. Ich werde mich deshalb vorerst dazu nicht äußern“, so Sebastian Helfer, SVP-Bürgermeister der Gemeinde Ratschings. Auch Stefan Gufler, SVP-Bürgermeister von Pfitsch und SVP-Bezirksobmann, möchte „nicht auf Einzelheiten in diesem Zusammenhang“ eingehen, da „keine objektive Informationsbasis“ gegeben sei. „In meinen Augen ist es wichtig, dass sowohl der Landeshauptmann als auch der Parteiobmann volle Rückendeckung für einen gemeinsamen Lösungsweg erhalten. Und diese Rückendeckung für Parteiobmann und Landeshauptmann bestätige ich meinerseits nochmals gerne, so wie sie mittlerweile von den verschiedens-

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Erker 05/22

© Martin Schaller

Was halten Sie vom Buch „Freunde im Edelweiß“? Und was von den Abhörprotokollen, in denen Martin Alber, damals u. a. Berater von Ingemar Gatterer, zitiert wird? Wird es bzw. sollte es auch für ihn Konsequenzen geben? Diese Fragen hat der Erker den Wipptaler Bürgermeistern und der Bezirkspräsidentin gestellt – und ganz unterschiedliche Antworten darauf erhalten. Peter Volgger: „Interessiert mich nicht“

© Martin Schaller

Von „uninteressiert“ bis „erschüttert“

Thomas Klapfer: „Gar nicht so negativ“

ten Gremien zugesichert wurde.“ mit dieser Aussage, welche PersoMit Distanz betrachtet die Situa- nen er genau damit meint. Auch tion Thomas Klapfer, Bürgermeis- Verena Überegger, Bürgermeister der Gemeinde Franzensfes- terin der Gemeinde Freienfeld te. „Machtkämpfe innerhalb von (Freie Liste Freienfeld), äußert sich Parteien sind nichts Ungewöhnli- nicht im Detail über Martin Alber, ches. Diese hat es in der Geschich- wohl aber über das Buch und die te schon immer gegeben.“ Gera- Abhörprotokolle. „Ich habe das de in Italien schaffe es kaum ein Buch bis dato nicht gelesen, nur Parteisekretär oder Ministerpräsi- einige Audiodateien angehört bzw. Textpasdent, eine ganze sagen überfloLegislatur lang gen. Bereits diezu überleben. se sind für mich Dass es schwiezutiefst besorgrig sei, die verniserregend und schiedenen Intererschütternd. essen innerhalb Mehr denn je bin der Sammelparich froh, dass wir tei unter einen uns als BürgerHut zu bringen, liste damit nicht scheint nacha u s e i n a n d e rvollziehbar. Das setzen müssen. Buch habe geraNach wie vor sede diesen Aspekt Monika Reinthaler: hen wir es als unaufgedeckt, was „Schockiert vom Inhalt“ seren Auftrag, „gar nicht so neSachpolitik für die Menschen vor gativ“ sei. „Positiv kann man verOrt zu machen und unsere ganmerken, dass die Landesregierung und die Verwaltung standgehalten ze Energie in die Realisierung nothaben und sich nicht von außen in wendiger und zukunftsweisender ihren Entscheidungen beeinflus- Projekte zu stecken“, so Überegsen ließen. Einzelne Akteure ha- ger. Tröstlich finde sie einzig, dass ben sicherlich die moralisch-ethi- Frauen in diesem Intrigenspiel keische Linie überschritten und soll- ne bzw. eine absolut marginale ten von sich auch die Konsequen- Rolle spielen. Gar nicht mit den zen ziehen.“ Offen ließ Klapfer Skandalen innerhalb der SVP be-

Verena Überegger: „Zutiefst besorgniserregend“

schäftigt hat sich dagegen Peter Volgger, Bürgermeister der Gemeinde Sterzing (Bürgerliste Für Sterzing-Wipptal). „Ich kenne den Inhalt des Buches nicht, auch weil ich es nicht gelesen habe und es mich ehrlich gesagt auch nicht interessiert.“ Ob Martin Alber in den Protokollen vorkommt, wisse er nicht. „Da es die Gemeinden im Bezirk nicht betrifft, glaube ich nicht, dass wir über Konsequenzen sprechen werden – und wenn, dann wohl nur jene Gemeinden, die von der SVP geführt werden.“ „Keine Unvereinbarkeit“ Der Erker hat auch bei Monika Reinthaler, Präsidentin der Bezirksgemeinschaft Wipptal, nachgefragt, da Martin Alber Mitglied des Bezirksrates ist. Reinthaler zeigt sich „schockiert vom Inhalt des Buches“ und den „verletzenden Aussagen“ in den Audiodateien. Dass jegliches Vertrauen von Seiten des Landeshauptmannes verloren gegangen ist, sei absolut verständlich und nachvollziehbar. Klar sei auch, dass es Konsequenzen geben müsse, wenn bei der Vergabe der Konzession für den öffentlichen Personennahverkehrsdienst mit Drohungen und Manipulationen versucht wurde, Einfluss zu


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