Zeit für den Umstieg? Der weltweite E-Commerce explodiert. Das Klima verändert sich. Gleichzeitig werden Batterien für Elektrofahrzeuge leistungsfähiger und preiswerter – steigen folglich auch Transporter im Liefer- und Logistikbereich auf E-Fahrzeuge um? Das US-Medienunternehmen GreenBiz befragte zusammen mit Ladeinfrastrukturanbieter ChargePoint 16 Flotten- und Transportverantwortliche aus internationalen Grossunternehmen, um ein Bild der Chancen und Herausforderungen von E-Transportern im Bereich Lieferung und Logistik zu erhalten. Text: Rafael Künzle
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iefer- und Logistikunternehmen auf der ganzen Welt beginnen, elektrische Lkw und Transporter einzusetzen, um Waren entlang der letzten Meile und regionaler Versandrouten, über Güterbahnhöfe und von Häfen zu Lagerhäusern zu transportieren. Insbesondere das Segment der letzten Meile – der Weg, den ein Fahrzeug von einem Verteilzentrum bis zur Haustür eines Kunden oder Unternehmens zurücklegt – kann Flotten im Vergleich zu einem dieselbetriebenen Lkw oder Transporter attraktive niedrigere Gesamtbetriebskosten bescheren. Grossunternehmen mit Pionierfunktion Noch steckt der Markt in den Kinderschuhen: In China und Europa machten Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge im vergangenen Jahr 0,7 % beziehungsweise 2,7 % der Verkäufe neuer mittelschwerer Nutzfahrzeuge aus, so die Forscher von Bloomberg. Bei den Verkäufen leichter elektrischer Nutzfahrzeuge waren es 1 % in China und 3 % in Europa. In den USA war der Anteil elektrischer Nutzfahrzeuge mit einigen Tausend sogar noch niedriger. Trotzdem ist es für die Leiter von Liefer- und Logistikflotten bereits jetzt an der Zeit, Elektrofahrzeuge zu testen, zu kaufen und zu skalieren sowie eine Ladeinfrastruktur auf
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dem Flottengelände zu planen und zu installieren. Einige der weltweit grössten Logistik anbieter für die letzte Meile, darunter Amazon, FedEx, PepsiCo und UPS sowie Marken, die mit Liefer- und Logistikanbietern wie IKEA zusammenarbeiten, rüsten ihre Flotten massiv mit Elektrofahrzeugen auf und ebnen dadurch den Weg für kleinere Unternehmen, die potenziell davon profitieren können.
«Die Flottenmanager nannten zwei grosse Hürden: die mangelnde Verfügbarkeit von Fahrzeugen und die Komplexität der Planung und Bereitstellung von Ladeinfrastruktur.» Impulsgeber und Hürden In den Interviews wurde deutlich, dass es wichtige Impulsgeber gibt, die Unternehmen zur Einführung von Elektro-Lkw und -Transportern drängen oder ermutigen. Einige dieser Hebel sind: Nachhaltigkeitsziele von Unternehmen, Regelungen auf verschiedenen Re-
gierungsebenen, die sich abzeichnenden niedrigeren Gesamtbetriebskosten für elek trische Nutzfahrzeuge und die Abmilderung von Geschäftsrisiken, die sich aus der Nicht umstellung auf Elektrofahrzeuge ergeben. Die befragten Flottenmanager nannten durchweg zwei grosse Hürden für den Markt für elektrische Liefer- und Logistikunternehmen: die mangelnde Verfügbarkeit von Fahrzeugen und die Komplexität der Planung und Bereitstellung von Ladeinfrastruktur. Unabhängig davon, ob Liefer- und Logistikflotten ganz am Anfang oder mitten in der Elektrifizierung stehen, gewinnen Unternehmen dabei wertvolle Erfahrungen. Anbei sechs wichtige Lektionen, die Flottenmanager gelernt haben: 1. Lokale Erfahrungswerte sind entscheidend Flotten nutzen lokale standortspezifische Projekte, um Technologien und Systeme zu testen und bereitzustellen, die an anderer Stelle repliziert und skaliert werden können. Die Erfahrungen aus diesen Projekten umfassen Wissen darüber, wie man verfügbare Anreize nutzen kann, wie man mit einer vielfältigen Interessengruppe zusammen arbeitet, wie Ladehardware und -software zusammenarbeiten und welcher Energiebe-