Über den Tellerrand
NFTs: Die Blase innerhalb der Blase? Non Fungible Token. Für die einen sind sie gefährliche Spekulationsobjekte, für die anderen eröffnen sie neue Wege der Teilhabe an Kunst im digitalen Zeitalter. Autor: Patrick Baldia
Ein NFT ist nichts anderes als ein digitales Echtheitszertifikat oder Eigentumsnachweis für ein bestimmtes Objekt wie ein digitales oder analoges Kunstwerk. Erzeugt wird er mittels eines Smart Contracts um in weiterer Folge als Token auf einer Blockchain gespeichert
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zu werden. Dadurch wird garantiert, dass der betreffende Gegenstand wirklich einmalig ist. Verkauf und Kauf werden online auf einschlägigen Plattformen wie Opensea, Binance, Nifty Gateway oder Rarible abgewickelt, ohne, dass theoretisch eine Galerie oder ein Auktionshaus benötigt wird. Künstler können zudem am Weiterverkauf verdienen, indem in die jeweilige Blockchain Tantiemen beziehungsweise Lizenzgebühren einprogrammiert werden.
Auktionshäuser springen auf den NFT-Zug auf
„Vor allem für den Kunstmarkt sind NFTs eine bedeutende Entwicklung“, so Manuel Schleifer, Finanzmarktstratege bei Raiffeisen Research. Schließlich sei damit erstmalig ein funktionierender Markt für digitale Kunstgegenstände geschaffen worden. Der Vorteil für Künstler: Sie können ihre Werke ohne Galeristen oder Auktionshäuser unters Volk bringen. Dass Letztere durch NFTs abgelöst werden, glaubt Schleifer allerdings nicht. Darauf deutet auch, dass Auktionshäuser verstärkt auf den
NFT-Zug aufspringen. Zu lukrativ ist auch das Geschäft: Allein Sotheby’s hat laut dem „NFT Market Report 2021“ von NonFungible.com im Vorjahr NFTs im Wert von 100 Millionen USDollar verkauft. Wenig verwunderlich, zeigt man sich auch bei Christie’s begeistert von der digitalen Transformation des Kunstmarktes. „Ich fühle mich geehrt, die ganzen neuen Kunden zu begrüßen, und zwar nicht nur die Bieter unter ihnen, sondern auch jene, die mit ihren brillanten Ideen helfen, die Krypto-KunstBewegung voranzubringen“, so Noah Davis, Head of Digital Art bei Christie’s in New York. NFTs gibt es zwar schon eine ganze Weile, die Ersten tauchten um 2012 auf, ein wirklicher Hype entstand aber erst nach dem Verkauf von „Everydays: The First 5.000 Days“ im Februar 2021. In Zahlen: Gegenüber 2020 stieg die Marktkapitalisierung um fast 4.500 Prozent (!) auf 16,9 Milliarden US-Dollar. „Wir beobachten signifikante Anstiege sowohl des Gesamtwerts der Überweisungen als auch der Größe der Transaktionen, was darauf
Foto: WOOW Studio
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chon mal von Mike Winkelmann gehört? Der US-Digitalkünstler, der auch als „Beeple“ bekannt ist, wurde im Vorjahr mit einem Schlag zu einem der reichsten lebenden Künstler der Welt, als seine Collage „Everydays: The First 5.000 Days“ bei einer Christie’s-Auktion für sage und schreibe 69 Millionen US-Dollar versteigert wurde. Zwischen dem 1. Mai 2007 und dem 7. Jänner 2021 hatte er täglich ein digitales Bild auf Tumblr veröffentlicht, und alle Bilder zusammen schließlich zu einer großen Collage zusammengefügt. So weit so spektakulär. In die Geschichtsbücher wird Beeple aus einem weiteren Grund eingehen: Sein Kunstwerk wurde als erster „Non Fungible Token“ (NFT) über die EthereumBlockchain versteigert.