Stadt Geschichte(n)
Haren (Ems) Bilder, Geschichten und Dönkes aus 50 Jahren Stadtgeschichte
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Stadtgeschichte(n)
Bilder, Geschichten und Dönkes aus 50 Jahren Stadtgeschichte Stadt Haren (Ems)
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Geschichte(n)
Bilder, Geschichten und Dönkes aus 50 Jahren Stadtgeschichte Stadt Haren (Ems)
Impressum Ausgabe:
1. Auflage, September 2015
Herausgeber:
Stadt Haren (Ems) Neuer Markt 1 49733 Haren (Ems) unter Vorbehalt sämtlicher Rechte.
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Redaktion:
Michaela Hoffmann, Josef Ströer, Dieter Sturm Die Berichte sind mit den Namen gekennzeichnet Gestaltung: mediabase Werbeagentur UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG Druck: Rautenberg Druck, Leer Zeitungsausschnitte: Meppener Tagespost - Emsland-Zeitung - Ostfriesen-Zeitung Abbildungen: Stadt Haren (Ems) - Heimatverein Altenberge - Fa. Knoll Fa. Röchling Engineering Plastics SE & Co. KG - Maximilianschule Rütenbrock - Schifffahrtsmuseum Haren (Ems) - Emsländer Baustoffwerke - vs. Konzeptionen, Volker Stosberg, Münster Ewald Stapel - Christian Kuhl - TuS Haren - FC Wesuwe – SV Eintracht Emmeln - TV Rütenbrock - Reit- und Fahrverein Haren (Ems) – Reit- und Fahrverein Rütenbrock u. U. Bunkai Haren - MSC Rütenbrock - Voltigiersport Haren Modell-Sport-Gruppe Haren - Rücken-Fit - Hermann Veltrup – Renate S. Arnoldi, Meppen. Ein besonderer Dank geht an alle, die uns Fotos zur Verfügung stellten.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Wir hoffen, dass uns dies gelungen ist. Bewusst heißt diese Festschrift deshalb auch „Stadtgeschichte(n)“ und erhebt keinen Anspruch darauf, durchgehend eine wissenschaftliche Chronik zu sein.
Wir danken Reinhard Elpermann, Willy Fehren, Dr. Christof Haverkamp, Dr. Michael Schmidt, Ewald Stapel, Hermann Veltrup und Reinhard Wessels für ihr engagiertes Mitwirken an diesem Buch. Einen ganz persönlichen Blick auf die Entwicklungen in den Ortsteilen bieten dreizehn Gespräche mit verdienten Persönlichkeiten der Stadt. Auch diesen Interviewpartnern danken wir ganz herzlich für ihre wertvollen Beiträge. Sie sind ein Stück lebendige Stadtgeschichte.
Wir wünschen eine unterhaltsame Lektüre. Das Redaktionsteam
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Eine kurzweilige Lektüre sollte es werden, die man gerne liest. Ein informatives Buch, das den Leser nicht langweilt und ein persönliches Buch mit ortstypischen Geschichten, die amüsieren oder auch nachdenklich stimmen. Ein Buch das man auch ein zweites oder drittes Mal in die Hand nimmt.
Bei der Aufbereitung der vielen Ereignisse und Themen, die die Menschen in unserer Stadt in den letzten Jahrzehnten beschäftigt und bewegt haben, wurden wir durch Co-Autoren tatkräftig unterstützt.
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der Entschluss, zum Jubiläum „50 Jahre Stadtrechte Haren (Ems)“ ein Buch zu schreiben, war schnell getroffen.
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Inhaltsverzeichnis Kapitel I - Die Zeit vor 1965 .......................................... 8 Harener (Kurz-) Geschichte ............................................................. 10 Blick auf Haren von 1950 bis 1965..................................................18
Kapitel II – Wie Haren zur Stadt wurde ................... 28
Der Gründungsprozess um 1965.................................................... 30 1974 – Der schwierige Weg zur Einheitsgemeinde................40
Kapitel III – Entwicklung von 1965-2015...................48
Partnerstädte........................................................................................ 194
Kapitel V – Ausblick......................................................204 Kapitel VI – Amtsträger seit 1965 ............................ 210 Autorenverzeichnis.............................................................................224
Altenberge............................................76 Emen Raken........................................ 80 Emmeln................................................. 98 Erika.......................................................102 Fehndorf..............................................124 Haren-Altharen................................128 Landegge............................................162 Lindloh Schwartenberg.............. 166 Rütenbrock........................................ 180 Tinnen.................................................. 184 Wesuwe............................................... 188
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Kapitel IV – Friedensarbeit in Europa...................... 192
Elf Ortsteile – eine Stadt
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Stationen der Ortsentwicklung 1965 bis 1990........................ 50 Wirtschaft, Infrastruktur und Tourismus.................................. 56 Harener Schifffahrt im Wandel der Zeit....................................86 Die Harener Bildungslandschaft.................................................106 Wer rastet, der rostet – Sportvereine im Stadtgebiet..... 132 Stationen der Ortsentwicklung 1990 bis 2015...................... 170
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Die Zeit vor 1965
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I
Kapitel I
Harener (Kurz-) Geschichte Text Dieter Sturm
Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland wurde am 23. Mai 1949 verkündet, ist also in diesem Jahr 66 Jahre alt. Unwesentlich älter ist das Land Niedersachsen, das erst 1946 in seiner heutigen Form unter enger Begleitung durch die britische Militärregierung aus den vormals selbstständigen Landesteilen Braunschweig, Oldenburg, SchaumburgLippe und Hannover entstand. Eine ähnlich kurze Historie weist auch die Stadt Haren (Ems) auf, der die Stadtrechte 1965 verliehen wurden; die mit dem Zusammenschluss von Altharen und Haren 1956 ihren Anfang
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und mit der Einheitsgemeinde Haren (Ems) 1974 ihren Abschluss fand. Die geschichtlichen Wurzeln reichen dagegen deutlich weiter zurück. Der Ortsname Haren wird in alten Urkunden als „harun“ und „ter“ oder „tor Hare“ überliefert; letztlich mit der gleichen Bedeutung: Der Kern des Namenswortes Haren bildet die Silbe „har“. Sie bezeichnet „eine trockene, ausgedehnte Erhöhung ohne erheblichen Waldbestand“. Man hat diese Bezeichnung früher für Erhebungen eingesetzt, die in einem scharfen, gestreckten Kamm gipfelten.
Nach der Gründung des Bistums Osnabrück 785 begann spätestens Anfang des 9. Jahrhunderts auch die Christianisierung der Bevölkerung im Emsland. In Meppen (834) und Visbek (854) wurden Missionszellen installiert, die dem 822 gegründeten Kloster Corvey bei Höxter/ Weser unterstellt wurden, für lange Zeit das geistige Zentrum im Sachsenland und gewichtiger Gegenpart zum Bischof von Osnabrück.
Ein äußeres Zeichen der Macht und Bedeutung war der erhebliche Grundbesitz. Zum territorialen Besitz des Klosters Corvey gehörten zeitweilig bis zu 2.000 Bauernhöfe. Das Kloster Corvey darf man nach heutigem Sprachgebrauch damit zu den Großgrundbesitzern zählen. Im Vergleich dazu besaß der Bischof von Münster, der seit 1252 auf dem Gebiet der späteren Landkreise Meppen und Aschendorf-Hümmling Landesherr war, etwa 1.000 und der Bischof von Osnabrück rund 500 Höfe. Während dieser Zeit der Durchsetzung und Festigung der weltlichen und kirchlichen Macht wurden auch viele Ortsnamen des Emslandes in Besitzstandsregistern erwähnt.
Um 1150 erhielt die Burg Haren mit ihren drei Nebenhöfen größere Bedeutung, da die Handels- und Heerstraße von Münster nach Leer, sie sogenannte “ostfriesische Chaussee” hier vorbeiführte.
Die Burg Landegge bildete einige Jahrzehnte später als zweiter Stützpunkt des Abt von Corvey neben Meppen eine Bastion als Gegenpart zum Bischof in Osnabrück. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erwarb der Bischof von Münster Anteile an der Burg und versuchte so den Brückenschlag zum friesischen Diözesanteil, der als ständiger Unruheherd galt. Auf Burg Landegge wurden zu diesem Zweck für einige Jahrzehnte Burgmannschaften stationiert.
Burg Landegge
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Der Burggraben erinnert heute noch an diese Vergangenheit, von der Burg selber ist nichts erhalten geblieben. Die Ems durchfloss damals noch in mehreren Armen die Gemarkung Haren und bildete so dünenförmige Sandinseln. Auch die Siedlung “Neuenharen” entstand in dieser Zeit.
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So wurde u.a. 890 auch die Ortschaft Haren in einem Corveyer Register genannt; denn zur Corveyer Kurie Lathen gehörten auch Bauern in Haren, Altharen, Emen und Raken. Die mittelalterliche Grundherrschaft war eher ein Streubesitz. Wie ein bunter Flickenteppich lagen die Höfe der verschiedenen Grundherrn nebeneinander. Auf dem heutigen Harener Stadtgebiet hatten gleich fünf Grundherrn nebeneinander Besitz: Das Kloster Corvey, der Bischof von Münster, der Bischof von Osnabrück, die Grafen von Calvelage-Ravensberg und die Grafen von Tecklenburg.
„Was wollen die jungen Schnösel denn da?“ – Entsetzen eines 65-jährigen Ratsherrn zur Kandidatur eines 44-jährigen bei der Kommunalwahl 1968 in Emmeln.
Territoriale Gliederung im 16. Jahrhundert (aus: Karl-Eberhard Nauhaus, Das Emsland im Ablauf der Geschichte, Karte 24)
Die Reformation brachte dann erhebliche Unruhe auch in die Region, die Bildung der Niedergrafschaft Lingen sowie der Grafschaft Bentheim waren Ausflüsse daraus, während das mittlere und nördliche Emsland mit dem heutigen Oldenburger Münsterland dem Niederstift Münster zugeordnet wurden. Die Katholische Kirche organisierte sich 1651 im Emsland in zwei Dekanate Nord und Süd, 1835 erfolgte die Neuaufteilung in West und Ost mit einer weiteren Neugliederung 1961, bei der zwischenzeitlich das Dekanat Haren entstand.
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Anders als im Süden und Westen Deutschlands existierten in Nordwestdeutschland zu dieser Zeit kaum Städte nennenswerter Größe. Die Siedlungsgebiete bildeten sich vielmehr als Handelsplätze mit zumeist um 5.000 Einwohnern aus, so beispielsweise an den Bischofssitzen oder auch in Stade und Emden, die ihre Entwicklung der günstigen Lage an Elbe und Ems zu verdanken hatten. Für 1750 sind im Schifferdorf Haren 645 Einwohner registriert. Braunschweig galt mit seinen rund 20.000 Einwohnern im Mittelalter als einzige Großstadt im niedersächsischen Raum.
1800
1850
Reichsdeputationshauptschluss bis 1803 Stift bzw. Niederstift Münster
1811 - 1813 Französisches Kaiserreich
1803 - 1811 Ludwig Engelbert von Arenberg
Zeitstrahl
Wiener Kongress
19 Preussische Kreisordnung
1813 - 1866 Königreich Hannover
1866 - 1918 Preussen (Landdrosterei Osnabrück)
Die politischen Veränderungen in Deutschland hatten in den folgenden Jahrzehnten auch ihren Einfluss in der Region. Ab 1794 war das Niederstift Münster von österreichischen und englisch-welfischen Truppen besetzt, um die Emslinie gegen die Franzosen zu verteidigen.
Das Emsland nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurden fast alle geistlichen Territorialherrschaften beseitigt. Die Verwaltung des Amtes Meppen lag zunächst in den Händen von Drost und Rentmeister, der u.a. in Dankern und Düneburg residierte. Unterhalb dieser Ebene gab es auch in Haren ein sogenanntes Untergericht.
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Die Püntker werden erstmals in der 2. Hälfte des 16. Jahrhundets erwähnt. Mit 22 Püntkern war Haren 1651 der bedeutendste Schifffahrtsort an der Ems. 1685 wird eine Püntkerordnung erlassen, nachdem die Ems für Schiffe mit einer Tragfähigkeit von ca. 30 t angepasst worden war. Die Frachtschifffahrt wurde von Harener Schiffern dominiert, die Seeschifffahrt hatte ihren Schwerpunkt in Papenburg. 1824 verkehrten 40 Pünten mit dem Heimathafen Haren auf der Ems. Für eine Fahrt von Leer nach Lingen benötigten sie bei guten Verhältnissen in der Regel drei bis vier Tage.
Das Wappen des Königreichs Hannover
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Soweit bei gutem Wasserstand die Ems bis Haren schiffbar war, entwickelte sich zunehmend auch hier ein Umschlagplatz für Waren. Folglich konnten Zölle erhoben werden. Ende des 15. Jahrhunderts stellte sich reges Markttreiben mit Kaufleuten aus Westfalen und Friesland ein. Die Hansestädte waren der Schifferstadt in ihrer dynamischen Entwicklung jedoch voraus.
24.06.1945 - 10.09.1948 Maczków
00
1950 1. Weltkrieg
2. Weltkrieg 1933 - 1945 Deutsches Reich
1918 - 1933 Provinz Hannover
2000
Gründung der Bundesrepublik 23.08.1946 Land Hannover
01.10.1956 Zusammenschluss Altharen und Haren
01.11.1946 Land Niedersachsen 1945 Britische Besatzungszone
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
01.03.1974 Gemeindereform Stadt Haren (Ems)
03.12.1965 Verleihung der Stadtrechte
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Die Region um 1805
Auf diese kurze Periode unter Führung von Herzog Arenberg folgte die Herrschaft des französischen Kaiserreiches unter Napoleon. Ab November 1813 erfolgte die Verwaltung durch eine provisorische preußische Regierungsbehörde in Münster, bis Haren dann 1815 nach dem Wiener Kongress dem Königreich Hannover zugeordnet wurde. Die Provinzen verloren den Großteil ihrer Kompetenzen, die letzten geistlichen Territorien verschwanden, ebenso die Grafschaften an der Ems. Mit der Niederlage in der Schlacht von Langensalza gegen Preußen 1866 war das Schicksal des Königreichs besiegelt, Hannover wurde
Die Grenzen in Norddeutschland nach dem Wiener Kongress 1815
dem preußischen Staat unter Otto von Bismarck einverleibt, 1870/1871 kam es nach dem erfolgreichen Krieg gegen Frankreich zur Gründung des Deutschen Reiches und zum Aufbau eines parlamentarischen Regierungssystems. Der Regierungsbezirk Osnabrück entstand 1883. In der Opposition gegen Bismarck fanden sich die Welfen der Deutsch-Hannoverschen Partei mit dem Zentrum zusammen, der politischen Vertretung der Katholiken, die im Emsland und im oldenburgischen Münsterland uneinnehmbare Bastionen besaß. Ihr bedeutendster Vertreter war Ludwig Windthorst.
Eine wichtige Infrastrukturmaßnahme in Haren war in dieser Zeit der Bau des Haren-RütenbrockKanals durch französische Kriegsgefangene zwischen 1873 und 1878 mit Anschluss an das niederländische Kanalnetz. Wirtschaftlich bildete er die Grundlage für den Torfabbau sowie für die Torfschifffahrt und für die Entwässerung des angrenzenden Bourtanger Moores. Bis 1920 wurde auch immer wieder der Bau einer Bahnverbindung von Haren nach Ter Apel diskutiert, aber letztlich verworfen. Bereits 1856 nahm die Hannoversche Eisenbahn auf der Strecke Rheine-Emden ihren Betrieb auf. Mit ihr ging das Frachtaufkommen der Emsschifffahrt rapide zurück,
Den Ersten Weltkrieg überstand die Region nahezu unbeschadet, denn die Landbevölkerung litt wegen ihrer weitgehenden Selbstversorgung kaum Not. Die Beseitigung des monarchischen Systems und die Machtübernahme durch die revolutionären Kräfte war 1918 überall in Niedersachsen fast reibungslos verlaufen. Am 17.11.1918 kam es in Haren zur Bildung eines Arbeiterrates, der von einer vom Gemeindevorsteher einberufenen Gemeindeversammlung mit dem Ziel bestimmt worden war, die Situation nach dem Ende des Kaiserreiches zu stabilisieren. Man kümmerte sich um Arbeitsbeschaffung, Lebensmittelverteilung und Preisüberwachung. Die Weimarer Republik entstand. Die Zentrums-Partei blieb bis 1933 mit bis zu 89, zuletzt noch 67 Prozent der Stimmen, stärkste Partei der Region. Mit der Machtergreifung 1933 durch die Nationalsozialisten wurden auch im Emsland auf allen Verwaltungsebenen Beamte ausgetauscht und die demokratisch gewählten Volksvertreter sowie das gesellschaftliche Leben gleichgeschaltet. Das Emsland gehörte dem Gau Weser-Ems an. Dennoch gelang es den Nazis nur mühsam, im ländlichen Raum Fuß zu fassen. Per Gesetz musste die katholisch geprägte emsländische Jugend gezwungen werden, der Hitler-Jugend
Anders als im August 1914 hatte es in Niedersachsen im September 1939 mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges keine Euphorie und keine Kriegsbegeisterung gegeben. Freude wollte sich auch mit Kriegsende nicht einstellen. Im Frühjahr 1945 ging der Zweite Weltkrieg auch in der Region zuende, in Haren schloss sich das Kapitel “Maczków” an, dem 70 Jahre nach Kriegsende im Jubiläumsjahr 2015 eine breite Aufmerksamkeit zu Teil wurde. Stadt und Heimatverein haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Epoche aufzuarbeiten. Mit der Einweihung der evangelischlutherischen Kirche am Standort der ehemaligen Synagoge 1960 erhielt der Stadtkern wieder ein zweites Gotteshaus. Am 3.12.1965 kam es im Rahmen eines Festaktes zur Verleihung der Stadtrechte, 1974 mit dem Zusammenschluss von zwölf Gemeinden zur Bildung der neuen Einheitsgemeinde Haren (Ems). Ein neues Kapitel Stadtgeschichte begann.
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Das Wahrzeichen der Stadt Haren, der “Emsland-Dom” wurde 1911 umgebaut.
beizutreten. Die jüdische Bevölkerung im Emsland wurde in Lingen zusammengezogen und von dort deportiert.
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da die Schiffer mit den Frachtraten und der Transportgeschwindigkeit nicht konkurrieren konnten. Die Harener Schiffer orientierten sich neu in der Küsten- und Seeschifffahrt.
* Quellen: Dieter Brosius, Niedersachsen, Das Land und seine Geschichte, 2006 Der Landkreis Emsland – Eine Kreisbeschreibung, 2002 Wikipedia
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Die Sitzungsgelder wurden anfangs in bar ausbezahlt. Jedes Ratsmitglied erhielt 20 DM. 5 DM wurden dem Hausmeister für den anschließenden Umtrunk im Ratskeller zur Verfügung gestellt, das übrige Geld in der Gaststätte – oft bei Greive – pauschal abgegeben. Bis nach Hause schaffte es meist nur der leere Umschlag.
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Stadtrat und Verwaltungsspitze im Jubiläumsjahr 2015
Kapitel I
Blick auf Haren von 1950 bis 1965 Text Willy Fehren
Die Polenzeit bereitete den ehemals evakuierten Harenern auch in den 50er Jahren noch reichlich Sorgen. Viele Häuser waren in einem sehr schlechten Zustand. Bedingt durch das Hochwasser 1946 und die folgenden kalten Winter hatten die polnischen Bewohner keine andere Möglichkeit zum Beheizen der Wohnungen gesehen, als alles Brennbare
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wie Holzmöbel, Fußböden, Türen, Dachbalken usw. zu verbrennen.
Dies erzeugte nach Beendung der Evakuierungszeit starke Abneigung gegen die Polen. Daher gab es auch keinen Gedenkstein in dieser Zeit. Auf dem Friedhof in Haren waren seinerzeit auch Polen beerdigt. Die Mehrzahl der beerdigten Polen ist dann 1958 auf die Kriegsgräberstätte in Groß-Fullen umgebettet worden. Das auf dem Friedhof stehende etwa fünf Meter hohe von den Polen errichtete Holzkreuz wurde bereits 1952 entfernt. Schwierigkeiten hatten die Schifferstädter Anfang 1950 auch bei der Beschaffung von Baumaterialien. Meistens fehlten auch die finanziellen Mittel, da die Schiffer wegen der vielen gesprengten Emsbrücken erst spät wieder mit ihren Binnenschiffen in Fahrt kamen. Hinzu kam die Tatsache, dass einige Schiffe durch Beschuss stark beschädigt worden waren und erst noch repariert werden mussten bevor sie wieder in Fahrt gehen konnten.
Die Harener Handwerker hatten aber schnell wieder Arbeit, da viele Häuser zerstört waren und repariert werden mussten. Einige Häuser waren indes so stark beschädigt, dass ein Neubau unausweichlich war. Viele Schiffe waren noch zum Kriegsende versenkt worden. Wollten die Schiffer also einen neuen Schifffahrtsbetrieb aufbauen, mussten sie sich ein neues Schiff kaufen und sich zwangsläufig verschulden. Nachdem die „Polenzeit“ so langsam aus dem Gedächtnis der Haren Bürger verschwand, rückte der Wunsch der Bevölkerung nach einer besseren Eindeichung der Gemeinde in den Mittelpunkt des Interesses. Der Gemeinderat hat sich in den 50er Jahren entsprechend mehrfach mit diesem Thema befasst. 1956/57 begannen dann die ersten Kanalisationsarbeiten.
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Gräberfeld hinter der Martinuskirche
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Das verheerende Hochwasser in Haren am 11. Februar 1946
Eine zweite Hochwasserkatastrophe wie 1946 - als alle Harener Straßen aber auch Wohnungen unter Wasser standen - wollte man nicht noch einmal erleben. Immer öfter sorgten das jährliche Sommer- und vor allem das Winterhochwasser für Überschwemmungen. Nur dem Einsatz der Feuerwehr und Bürgern, die Deichwache hielten, ist es zu verdanken, dass Haren nicht bei mehreren Hochwassern überflutet wurde. Große Probleme hatten die Harener Bürger aber auch mit der Wasserver- und Entsorgung. Insbesondere bei den ständigen Hochwassern stieg das Wasser in den Brunnen und Klärgruben stark an. Viele Ackerflächen und Gärten waren stets so nass, das Ernten oft ausfielen. Besonders die Friseure hatten große Sorgen mit dem Seifenwasser und die Metzger mit dem blutdurchtränkten und fettigen Wasser. Daher war der Wunsch nach einer Lösung des Problems groß.
1956 wurde im Rat über die Eindeichung Harens und die dadurch erforderliche Kanalisation sowie parallel über den Bau eines Hafens gesprochen. Der beim Bau des Hafens – die Arbeiten wurde 1958 vergeben - ausgebaggerter Sand wurde für die Eindeichung Harens verwandt. Die komplette Eindeichung wurde dann ebenfalls bald in Angriff genommen. Noch heute sind die damals an der Kanalstraße, der Hafenstraße, der Landegger Straße sowie der Deich- und Rütenbrocker Straße errichteten Hochwassermauern vorhanden. Die Deiche und die Hochwasserwände wurden etwa 25 cm höher als der Hochwasserstand 1946 gebaut. Im Übrigen wurde zum Schutz der Gemeinde Haren eine Flutmulde im Emmelner Teil des Ortes gebaut. Damit konnte man bereits das Hochwasser am Nadelöhr Emsbrücke schneller abfließen lassen.
1950 Bürgermeister Kapitän Bernhard Hermes
Gemeindratsmitglieder Bernhard Bohlen Johann Gerdes Engelbert Elfring Johann von Hebel Engelbert Held Franz Held Johann Held
Der Rat der Gemeinde Haren befasste sich damals insbesondere mit der Unterbringung von Flüchtlingen, darüber hinaus ging es um die Einrichtung eines Kinos durch den Gastwirt Cantzen, den Milchhandel, die gemeindliche Stromversorgung, Wege und Gräben usw. Dem Rat lagen viele Anträge von Bürgern vor, die genehmigt oder abgewiesen werden mussten. Meistens waren es Anträge auf Erlass von Steuern oder Beiträgen. Reparaturen und Einrichtung der Schulen und Fertigstellung des Sportplatzes, Grabenreinigungen sowie Straßen- und Wegeausbesserungen standen ebenfalls an.
Beschlossen wurden vom Rat ferner die Aufstellung eines Flächennutzungsplanes und die Anfertigung eines Ortsplanes. Auch lag dem Rat bereits 1950 ein Antrag auf Einrichtung einer Badeanstalt vor. Bekanntlich dauerte es aber noch über 20 Jahre bis 1972 das Wellenfreibad eingeweiht wurde und 1976 auch das städtische Hallenbad für Besucher öffnete. In der Sitzung am 13.10.1950 befasste sich der Rat erstmals mit den geplanten Maßnahmen wie Eindeichung, Kanalisation und Wasserversorgung, weil durch die Eindeichung der Stadt Meppen auch die Eindeichung für den Ort Haren unumgänglich wurde.
Johann Jüngerhans Bernhard Meentken Gerhard Meyering
Protokollführer Anton Menke (führte auch den Titel „Gemeindedirektor“)
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Peter Schwarz
Das 1969 fertigstellte Klärwerk an der Zeppelinstraße
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Gerhard Schöning
Erste Neubauten wurden auf dem „Höften“ (heute Ringstraße) erstellt. Später folgten Bebauungen im Weeden, im Gebiet zwischen Mühlendamm und Emsstraße sowie zwischen der Schulstraße und Schleusenstraße. Die Notwendigkeit einer neuen Flutbrücke stand 1951 an, da die alte Holzflutbrücke (1871 erbaut) baufällig wurde.
Die Einwohnerzahl von Haren belief sich am 1. September 1952 auf 2.915 Personen.
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Im November 1952 fand die Wahl des Gemeinderates statt. Bei der Wahl des Bürgermeisters gab es zwei Kandidaten und zwar Bernhard Hermes und Hermann Wichers. Für Hermann Wichers stimmten acht, für Bernhard Hermes fünf Ratsmitglieder.
1953 begannen Vertreter der Gemeinden Altharen und Haren mit Verhandlungen über einen Zusammenschluss der beiden Gemeinden. Nach unzähligen Verhandlungen wurde mit Genehmigung des Innenministers in Hannover der Zusammenschluss zur Gemeinde Haren beschlossen. Der Ratsbeschluss zum Zusammenschluss erfolgte am 11.6.1954. Der Name der zusammengeschlossenen Gemeinde war
Haren.
Das neue Wappen sollte eine Verbindung des bisherigen Wappens der Gemeinde Altharen (Mühle) und der Gemeinde Haren (Schiff) darstellen. Als Farben der neuen Gemeinde Haren wurden „Blau“ und „Gold“ festgelegt. Blau bezieht sich auf das Wasser und die Schifffahrt, die Farbe Gold auf Korn und Landwirtschaft.
Im Zusammenhang mit der Gemeindezusammenlegung wurde auch die Frage über die Anstellung eines Gemeindedirektors beraten. Otto Nerkamp aus Lohne i.O. wurde am 13.2.1957 schließlich zum Gemeindedirektor gewählt.
Stehend (v.l.n.r.): Hermann Schulte, Bauer (Altharen), Clemens Hagen, Bauer (Langenberg), Gerhard Wermes (Hebel), Hermann Cosse, Schmied (Haren), Wilhelm Menke (Haren), Bernhard Bergmann, Elektromeister (Altharen), Josef Hanfeld, Arbeiter (Erika), Adolf Kötter, Werft u. Sägewerk (Haren), Gerhard Pinkernell, Schneider (Altharen), Bernhard Bonnarens, Bauer (Altharen), Clemens Barenbrügge, Schulleiter (Haren).
Die Zusammenarbeit zwischen Rat und Verwaltung war aber nicht immer die Beste. Anlässlich einer Ratssitzung am 30.6.1961 kam es zu einem Eklat. Der Gemeindedirektor wurde durch Zuhörer beschuldigt, die Interessen der Schifffahrt nicht zu vertreten. Der Gemeindedirektor verwahrte sich gegen diesen jeglicher Grundlage entbehrenden Vorwurf. Er bedauerte, dass der Bürgermeister solche beleidigenden und entwürdigenden Angriffe zulasse. Da die Angriffe fortgesetzt wurden, beauftragte der Gemeindedirektor den Gemeindeoberinspektor Hans Altmeppen-Többen mit seiner weiteren Vertretung und verließ die Sitzung.
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Bevor das Los gezogen wurde, meldete sich indes Herr Wichers zu Wort und teilte den Anwesenden mit, dass Herr Berkenheger und er sich mit dem gesamten Verwaltungsausschuss darin einig seien, dass derjenige, der durch das Los als Vorsitzender bestimmt werde, nach einer Amtszeit von sechs Wochen zurücktritt, damit der andere von beiden für den Rest der Wahlperiode zum Vorsitzenden gewählt werden konnte. So kam es, dass Hermann Wichers zunächst Bürgermeister wurde, nach sechs Wochen von dem Amt zurücktrat und Anton Berkenheger ebenfalls für weitere sechs Wochen Bürgermeister wurde, ehe im Januar 1957 die turnusmäßigen Bürgermeisterwahlen stattfanden.
Vordere Reihe sitzend (v.l.n.r.): Hermann Hebbelmann, Wirt (Haren), Hermann Kiepe, Engelbert Held (Haren), Anton Berkenheger (Altharen Pool, Bürgermeister), August Laing, Bankleiter (Haren), Franz Hasekamp, Schulleiter (Haren).
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In einem Festakt am 1.10.1956 wurde der Zusammenschluss vollzogen. In einer geheimen schriftlichen Wahl wurde der Bürgermeister gewählt. Vorgeschlagen waren Hermann Wichers (Haren) und Anton Berkenheger (Altharen). In zwei getrennten Wahlgängen entfielen bei der geheimen Wahl jedesmal je drei Stimmen auf die Kandidaten. Das Los musste daher entscheiden.
1954 wurde die Errichtung einer Binnenschifferberufsschule für das Stromgebiet der Ems am alten Sportplatz beschlossen. Im Frühjahr 1956 wurde der Schulbetrieb aufgenommen. Als Heimleiter wurde Kurt Wölke ernannt. Später wurde das Gebäude als Jugendherberge genutzt und schließlich 2013 abgebrochen. Am 15.1.1957 fand erneut die Wahl des Bürgermeisters statt. Zur Wahl vorgeschlagen wurden die Ratsherren August Laing und Anton Berkenheger. In geheimer Wahl erhielt Ratsherr Berkenheger neun Stimmen und Ratsherr August Laing acht Stimmen. Somit war auch für die nächste Wahlperiode Ratsherr Anton Berkenheger Bürgermeister von Haren.
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Mitglieder des Stadtrates vor der St. Nikolaus Schifferberufsschule
1957 wurde mit dem Bau der landwirtschaftlichen Berufsschule für Mädchen an der Papenwiese begonnen. Das Gebäude diente später als Sonderschule, Poststelle und schließlich als Senioren- und Jugendzentrum. Senioren- und Jugendgruppen nutzen die Räumlichkeiten auch heute noch. Die nächsten Kommunalwahlen fanden am 23.10.1960 statt, Bürgermeister wurde der Ratsherr August Laing. Anfang der 60er Jahre standen der Ausbau der Wasserversorgung und Bau der Kanalisation sowie der Neubau der Emsbrücke und der Ausbau der B 402 im Vordergrund. 1962 wurde in Haren-Höften eine größere Urne gefunden. Sie wurde auf ein Alter von 3.000 Jahre geschätzt – ein archäologisch bedeutsames Ereignis.
Am 28.4.1964 verabschiedete der Rat der Gemeinde Haren eine neue Hauptsatzung und eine Geschäftsordnung des Rates. Bisher schrieb man den Ort „Haren“ oder auch
Haren/Ems. Nach der Gebiets- und Verwaltungsreform im Jahre 1974 führte die Stadt schließlich den Namen
Haren (Ems). Diese Schreibweise gilt auch heute noch. Die neue Emsbrücke wurde am 28.4.1964 feierlich eingeweiht. Nach dem Harener Lied „Wie London an der Themse ….“ begrüßte Bürgermeister August Laing die anwesenden Festgäste und darüber hinaus die Bevölkerung und die zahlreichen Schulkinder. Die Verkehrsübergabe der Brücke wurde mit dem Zerschneiden des weißen Bandes durch den Leiter des Straßenbauamtes Lingen, Baurat Gißelmann, vorgenommen. Der Norddeutsche Rundfunk und das Deutsche Fernsehen berichteten von diesem für die Gemeinde Haren/Ems bedeutsamen Ereignis.
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Die seit langem geplante Änderung der Gemeindegrenzen zwischen Emmeln und Haren im Bereich der Flutbrücke wurde mit Ratsbeschluss vom 5.4.1963 besiegelt. Der neue Grenzverlauf wurde im gegenseitigen Einvernehmen mit der Gemeinde Emmeln festgelegt. Die Gemeinde Haren zahlte der Gemeinde Emmeln eine Abfindung in Höhe von 150.000 DM.
„Haren a.d. Ems“. Mit der neuen Satzung führte die Gemeinde den Namen
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Im Juni 1962 richtete Ratsherr Hermann Hebbelmann (auch 1. Vorsitzender des TuS Haren) an Rat und Verwaltung die dringende Bitte, sich für die Schaffung einer geeigneten Sportstätte in Haren einzusetzen. Er bemerkte hierzu, dass die augenblicklichen Verhältnisse auf die Dauer untragbar seien. Der Niedersächsische Fußballverband habe schon mit einer Stilllegung des Harener Fußballplatzes gedroht. Die Antwort des Gemeindedirektors lautete: „Wenn Ihr in die Bundesliga aufsteigt, bekommt Ihr euren neuen Fußballplatz.“
Links die alte Emsbrücke, die später abgerissen wurden. Rechts der Brückenneubau.
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1964 wurde vom Rat erstmals angeregt, ein Gymnasium in Haren/ Ems einzurichten. In vielen Ratssitzungen wurde dann über diese Schuleinrichtung besprochen, ehe im Jahr 1977 im gerade entstandenen Schulzentrum ein Gymnasium für die Sekundarstufe I (Kl. 7-10) eingerichtet wurde. Ab dem Schuljahr 1981/82 durfte dann auch im Sekundarbereich II unterrichtet werden. 1984 schließlich wurde das erste Abitur am Gymnasium Haren/Ems vergeben.
Lange hatten der TuS Haren aber auch die Harener Schulen um den Bau eines Sportzentrums gekämpft. 1964 befassten sich dann der Rat und die Verwaltung mit diesem Thema. 1970 wurde das Stadion (heute Emspark-Stadion) eingeweiht. Das Stadion hatte drei Sportplätze, eine Rundbahn, Stehtraversen und ein modernes Umkleidegebäude.
„Am besten integriert man sich auf der Harener Kirmes.“
Schließlich wurde der Antrag von Innenminster Bennemann genehmigt.
Nach sorgfältiger Prüfung der materiellrechtlichen Voraussetzungen und unter Berücksichtigung des einmütigen Vorschlages des Schul- und Kulturausschusses vom 26.2.1965 beschloss der Rat der Gemeinde Haren/Ems einstimmig, einen Antrag auf Verleihung der Bezeichnung Stadt an den Niedersächsischen Minister des Innern zu richten.
Im selben Jahr war die Gemeinde Landegge daran interessiert, zusammen mit der Gemeinde Haren/Ems eine Samtgemeinde zu bilden. Am 25.5.1965 beschloss der Gemeinderat Haren/Ems die Bildung einer Samtgemeinde gemeinsam mit Landegge.
Seit dem 3.12.1965 konnte sich die Gemeinde Haren/Ems nun „Stadt“ nennen.
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Die Unwirtschaftlichkeit der Schifferberufsschule war ein Dauerthema des Rates. Die schwache Besetzung der Lehrgänge wurde aus der Mitte der Ratsmitglieder u.a. damit begründet, dass an der hiesigen Schule nur der 1. Lehrgang absolviert werden konnte - Das Ende der Schifferberufsschule war gekommen.
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Luftaufnahme aus früheren Zeiten
Wie Haren
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zur Stadt wurde
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Kapitel II
Der Gründungsprozess um 1965 text Dr. Christof Haverkamp
Was hat eigentlich eine Kommune davon, dass sie Stadt wird? Welche Vorteile, welche Nachteile bringt dieser Wechsel mit sich? Dazu führten die Politiker im Harener
Stadtgeschichte(n)
Gemeinderat am 3. November 1961 im Sitzungssaal des Feuerwehrgerätehauses eine rege Diskussion, ausgelöst durch die Bitte von Bürgern nach Verleihung der Stadtrechte.1 In keiner Weise seien damit Nachteile für das landwirtschaftliche Gebiet der Gemeinde verbunden, konnte Bürgermeister August Laing (CDU) Skeptiker
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beruhigen. Auch die Städte Haselünne und Aschendorf hätten weites landwirtschaftlich genutztes Hinterland.
In der Sitzung vom 7. April zeigten sich alle Ratsherren zuversichtlich, dass ihr Vorstoß beim Innenminister Erfolg haben würde. 5 Der Verwaltung gaben sie mit auf den Weg, den Antrag ausführlich zu begründen. Und einstimmig billigten die Kommunalpolitiker einen schon vorliegenden Entwurf von Gemeindedirektor Nerkamp. Der Verwaltungschef schrieb darin, der Ort an der Ems habe sich zu einem Zentrum entwickelt, auch durch den Zusammenschluss der Industriegemeinde Haren mit der kleineren Agrargemeinde Altharen zur Großgemeinde im Oktober 1956 – ein historisches Datum, das in dieser Zeit häufi g erwähnt wurde.
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Möglicherweise aber ließen sich die Bedenken, mit der Bezeichnung „Stadt“ seien für die Harener höhere Belastungen und Abgaben verbunden, doch nicht so schnell ausräumen. 2 Mehr als drei Jahre strichen jedenfalls ins Land, bis der Schul- und Kulturusschuss die Titelfrage am 26. Februar 1965 wieder aufgriff. 3 Nachdem sie alle Seiten des Problems eingehend erörtert hatten, fällten die elf stimmberechtigten Mitglieder des Gremiums einen einstimmigen Beschluss: Sie schlugen dem Rat vor, die Verleihung der Stadtrechte beim niedersächsischen Innenminister zu beantragen – eine Möglichkeit, die Paragraph 14, Absatz 1 der Niedersächsischen Gemeindeordnung bot.4 Voraussetzung: Die Gemeinde musste nach Einwohnerzahl, Siedlungsform und Wirtschaftsverhältnissen ein städtisches Gepräge besitzen. Diese drei Kriterien trafen auf Haren zweifellos zu.
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Laing schätzte die wirtschaftlichen Vorteile größer ein als mögliche Nachteile, und ins gleiche Horn stieß Gemeindedirektor Otto Nerkamp: Die Stadtrechte könnten der Gemeinde im Kreisgebiet zu der Bedeutung verhelfen, die ihr zukomme, ja sie seien sogar die entscheidende Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung der Kommune. Im Volksmund werde Haren immer schon als „Schifferstadt“ angesprochen. „Nach reger Diskussion wurde vorgeschlagen, die Angelegenheit nach eingehender Prüfung durch Rat und Verwaltung in Kürze erneut zu behandeln“, vermerkt das Protokoll.
Nicht weniger als 301 Schifffahrtsbetriebe hatten sich angesiedelt (110 für die Seeschiffart, 191 für die Binnenschifffahrt), dazu 118 Handelsbetriebe, 105 Handwerksbetriebe, zwölf Industriebetriebe und 36 sonstige Betriebe. Haren dehnte sich auf einer Fläche von rund 50 Quadratkilometern aus und war damit die größte Kommune im Landkreis Meppen; die Gemeinde zählte fast 7.000 Frauen und Männer und war damit bei den Einwohnern nach Meppen zum zweitgrößten Ort im Kreisgebiet aufgestiegen, noch vor Haselünne, der ältesten aller Städte des Emslandes.6
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Haselünne erhielt die Stadtrechte bereits vor 1220, also im Hochmittelalter.7 Meppen entwickelte sich zwar schon früh zum bedeutenden Marktort, bekam aber erst 1360 die Stadtrechte verliehen.8 In Lingen, zuvor längst städtisch geprägt, war es im frühen 14. Jahrhundert so weit; Freren erhielt das Stadtrecht 1724, Papenburg erst 1860, und der Kreissitz Aschendorf bekam es 1952, und zwar im Rahmen seiner 1200 Jahr-Feier.9 Deshalb war es 1965 aus der Sicht der Harener allerhöchste Zeit, allein schon aus Prestigegründen endlich mit den anderen emsländischen Städten gleichzuziehen. Die Gemeinde schrieb daher am 14. April 1965, eine Woche nach dem Ratsbeschluss, dem niedersächsischen Innenminister einen Brief mit dem Antrag. Zur Begründung führte die Kommune in ihrem achtseitigen Schreiben auf, alle Bürger würden die Verleihung des Titels Stadt als Würdigung der bisherigen Erfolge im Zusammenhang mit der 1956 geschaffenen Großgemeinde Haren werten. Auch die wirtschaftliche Bedeutung der Schifferstadt werde mit dem Titel betont, und die Bürger betrachteten eine Anerkennung als Stadt, wie es pathetisch hieß, als „Ansporn für die noch großen Aufgaben der
Zukunft“.10 Der Antrag enthielt auch detaillierte Angaben zur Kultur, zur Verkehrserschließung, zur Wirtschaftsstruktur, zum Wappen und zur blau-goldenen Flagge. Zum Tourismus hieß es: „Für den Fremdenverkehr sind 30 gepflegte Gaststätten zur Unterbringung und Bewirtung der Gäste vorhanden.“ Herausgestellt wurden „die herrlichen Emspartien“ und die Wasserburgen Dankern, Haus Landegge und Gut Düneburg.
„Der Ort und die Umgebung machen einen sauberen, gepflegten und einladenden Eindruck und werden immer mehr zum Ausflugsziel vieler Touristen, insbesondere der grenznahen Niederländer.“ Gleichwohl waren es noch vergleichsweise beschauliche Zeiten, bevor im Sommer 1971 das Ferienzentrum Schloss Dankern eingeweiht wurde. Bei den Angaben zur Verwaltung steht eine Bemerkung, die uns im heutigen Computer-Zeitalter schmunzeln lässt: „Den Verwaltungskräften stehen alle modernen Hilfsmittel (Buchungsmaschine, Adrema, Vervielfältiger usw.) zur Verfügung.“11 Die Verantwortlichen in Haren waren sich offenbar sehr sicher, dass der Innenminister in Hannover ihrem Antrag stattgeben würde, denn schon im April 1965 trat die Kommune (mit Rückwirkung zum 1. Januar 1965) dem niedersächsischen Städtebund bei, nachdem sie zuvor ihren Austritt aus dem Niedersächsischen Gemeindetag zum 1. Januar 1964 erklärt hatte.12
Otto Bennemann (SPD) war von Mai 1959 bis Juli 1967 niedersächsischer Innenminister
Für den Landkreis Meppen leitete Oberkreisdirektor Walter Kolck den Antrag am 14. Mai an die Osnabrücker Bezirksregierung weiter.13 „Mit Nachdruck“ befürwortete Kolck den Antrag und schrieb, Haren
besitze in der Tat städtisches Gepräge. Die einzige noch fehlende Einrichtung war eine zentrale Abwasserbeseitigung mit Klärwerk. Dies sei geplant und werde in Kürze in Angriff genommen, schrieb der Oberkreisdirektor und erwähnte weiter, dass sich Haren nach den Vorstellungen der Landesplanung zum zentralen Ort entwickeln und die Gemeinde die damit verbundenen Förderungen erhalten sollte. Durch den Titel Stadt würde die Funktion als Mittelpunkt „in glücklicher und wahrscheinlich auch notwendiger Weise“ unterstrichen. Die Osnabrücker Bezirksregierung übermittelte den Antrag am 10. Juni 1965 nach Hannover und ergänzte im Anschreiben: „Die zahlreichen, mit breiten Bürgersteigen
versehenen und gut ausgebauten Straßen geben der Gemeinde ein städtisches Bild.“ Eine zentrale Anlage zur Abwasserbeseitigung gebe es zwar noch nicht, aber das liege daran, dass sich die Gemeinde zunächst dringenderen Aufgaben wie dem Schul- und Wegebau sowie dem Ausbau des Hafens gewidmet habe. Die Bevölkerung sei in den letzten Jahren gleichmäßig um 150 bis 180 Personen gestiegen, ließ die Bezirksregierung außerdem wissen. Die Zahlen stimmten zwar nicht genau, zutreffend war jedoch die stetige Zunahme an Einwohnern – es war die Zeit der geburtenstarken Jahrgänge, des Babybooms.
Einwohner in Haren (Ems) - Stand jeweils am 30. Juni
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8000 7000 6000 5000
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4000 3000 2000 1000 0
1956
1958
1960
1962
1964
1966
1968
Quelle: Staatsarchiv Osnabrück, Rep 430, Dez.106, acc 22/73, Nr. 45 (Haushaltsplan der Stadt Haren (Ems)), Rechnungsjahr 1967
Der städtische Mitarbeiter Otto Mecklenborg war nach dem Krieg als Ausrufer in Haren (Ems) tätig. Sein Arbeitsutensil war die Glocke, mit der wichtige Nachrichten angekündigt wurden
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Nachdem das Innenministerium auch von der Landesplanung eine positive Stellungnahme erhalten hatte, traf im Oktober schließlich ein zustimmender Bescheid aus Hannover im Harener Rathaus ein. Nun konnten die Planungen für den Festakt starten, und zwar in Absprache mit dem Landkreis Meppen. Im November verschickte die Verwaltung die Einladungen an die Gäste.14 Vorgesehen war für die Feier der 3. Dezember 1965, ein Freitag. Der niedersächsische Innenminister Otto Bennemann (SPD) reiste bereits am Tag vorher an und übernachtete im Hotel von Euch in Meppen. Vor dem Festakt nutzte der Ressortchef die Gelegenheit und besichtigte im Rahmen einer Busfahrt das Kreisgebiet, begleitet von Vertretern der Bezirksregierung, des Landkreises und örtlicher Kommunen. Wegen der Fahrt nahm die Gruppe auch nicht am katholischen oder evangelischen Gottesdienst teil, die beide um 14 Uhr der Feierlichkeit vorangestellt waren, und zwar parallel in der St. Martinuskirche und der St. Johanniskirche. Für einen gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst war die Zeit offenbar noch nicht reif.
Um 15.15 Uhr, so steht es in der Einladung, versammelten sich Kommunalpolitiker, Verwaltungsleute und Ehrengäste an der Emsstraße im Saal der Gaststätte Hubert Schepers, genannt „Tinnegeiter“. Wie die „Meppener Tagespost“ notierte, „drängte sich eine große Zahl Harener Bürger jeden Alters vor den Eingängen zum Gasthaus“, um die Ankunft des Innenministers zu erleben.15 Den ersten Gruß brachten ihm drei Harener Frauen in historischer Tracht. Zur Seite stand ihnen „Gemeinde-Otto“, dem laut Zeitungsbericht „ebenso liebenswürdigen wie unentbehrlichen Faktotum der Großgemeinde, der in Klumpen, blauer Jacke und Käppchen seinen Willkommensgruß entbot“. .
Bennemann lobte die Fusion von Altharen und Haren zur Großgemeinde und erwähnte, dass er dem Wunsch des Gemeinderates vom Frühjahr nachgekommen war, eine Bedarfszuweisung von 90.000 DM zu genehmigen. Diese Finanzspritze half der klammen Kommune, den Haushalt nach dem Ausfall von Gewerbesteuer in der Schifffahrtsindustrie auszugleichen. Im Übrigen stellte der Innenminister klar, dass die Harener trotz der neuen Bezeichnung Stadt keinerlei Vorrechte und Privilegien genießen konnten.
Als Bürgermeister Laing aus der Hand von Innenminister Bennemann die Stadtrechte erhielt, war die Freude der Festversammlung sehr groB.
Der ehemalige Braunschweiger Oberbürgermeister streifte auch die Lebensverhältnisse und den Lebensstil in Stadt und Land, die kommunale Selbstverwaltung und ebenso die Verwaltungs- und Gebietsreform – ein damals heftig debattiertes Thema, bei dem in ganz Niedersachsen die Köpfe rauchten.17 Für Diskussionsstoff sorgte gerade auch im Emsland die Ansicht von Fachleuten, die zahlreichen noch ehrenamtlich verwalteten kleinen Gemeinden mit weniger als 1000 Einwohnern könnten ihre Aufgaben nicht mehr effektiv erfüllen und müssten sich zwingend mit anderen Kommunen zu Samtgemeinden vereinigen. Rund zweieinhalb Monate vor dem Festakt, am 14. September 1965, hatte das rot-schwarze
Im Anschluss an Bennemanns Vortrag widmete sich auch der nächste Festredner, der Meppener Oberkreisdirektor Walter Kolck, in seinem Grundsatzreferat der kommunalen Selbstverwaltung.18 Der Verwaltungschef begrüßte zwar die Bestrebungen der niedersächsischen Landesregierung, kleine Gemeinden zu vereinigen oder zu Samtgemeinden zusammenzuschließen. Vehement trat der Verwaltungschef aber dafür ein, den Kreis Meppen mit seinen 72.000 Einwohnern und einer Fläche von
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Dazu überreichte der Ressortchef an Bürgermeister Laing eine entsprechende Urkunde. Bennemann, übrigens ein Mitautor des wegweisenden Godesberger SPD-Programms, nannte Haren in seiner Festrede ein „lebenskräftiges Gemeinwesen“. Er stellte heraus, dass der Ort mit einem Anteil von 47 Prozent der Beschäftigten in Handel, Verkehr und Dienstleistung weit über dem Durchschnitt vergleichbarer Gemeinden und auch über Landesdurchschnitt lag.16 Haren sei das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum im Nordwesten des Landkreises Meppen.
Landeskabinett von Ministerpräsident Georg Diederichs (SPD) die Einsetzung einer Sachverständigenkommission beschlossen, die Vorschläge für eine bessere Verwaltungsstruktur erarbeiten sollte. Dieses Gremium hieß allgemein „Weber-Kommission“ und war benannt nach ihrem Vorsitzenden, dem Göttinger Juraprofessor Werner Weber, einem Experten für Staats- und Kommunalrecht.
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Nun verlieh Innenminister Bennemann der Großgemeinde Haren offiziell die Bezeichnung Stadt.
1000 Quadratkilometern zu erhalten, denn er sei in dieser Größe „gerade noch überschaubar“. Bei dieser Argumentation dürfte auch Eigeninteresse im Spiel gewesen sein, aber bekanntlich ist es 1977 mit der Fusion der Altkreise Aschendorf-Hümmling, Meppen und Lingen zum Kreis Emsland anders gekommen. Auffällig ist, dass Kolck mit keinem Wort den Zusammenschluss der Gemeinden Landegge und Haren (Ems) zur Samtgemeinde erwähnte, zu dem es am 15. Juni 1965 gekommen war.19
Zu den weiteren Gratulanten gehörten unter anderem Georg Sperl, Direktor der Emsland GmbH, ein Vertreter der niederländischen Nachbargemeinde Vlagtwedde und der Meppener Bürgermeister Arnold Blanke, der dem „kleinen Brüderchen“ Haren gratulierte. Der Schüttorfer Gemeindedirektor Otto Johannsen sprach seine Glückwünsche im Namen des Niedersächsischen Städtebundes aus. Mit dem Deutschlandlied und dem Harener Lied klang die Feier aus, bevor sich die Gäste zum Essen ins Hotel Wichers begaben.
Der Meppener Landrat und CDU-Landtagsabgeordnete Hermann Kerckhoff gratulierte der neuen Stadt Haren (Ems) mit „einem praktischen Geschenk“ – einem Stich aus dem 16. Jahrhundert - , das die enge Verbundenheit der Harener mit der Schifffahrt ausdrückte, wie am Tag nach dem Festakt die „Meppener Tagespost“ bemerkte. 20
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Wer wegen „gesetzgeberischer Aufgaben“ in Bonn nicht fehlen konnte, gratulierte der neuen Stadt Haren (Ems) per Telegramm.
Den Haushaltsplänen dieser Zeit sind die wichtigsten Projekte der Kommune zu entnehmen: die Schmutzwasserkanalisation, der Bau einer Kläranlage und die Erweiterung mehrerer Schulgebäude, um die Raumnot zu beseitigen. 22 Landungsstege im Hafen und ein Sportzentrum sollten ebenfalls errichtet werden und das Umlegungsgebiet Weeden sollte erschlossen werden. Die beim Festakt erwähnte Gemeindereform war Mitte der Sechziger Jahre für Haren noch
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Nun fand die Silbe „Stadt-“ Eingang in die Berichte der „Meppener Tagespost“ und der „Emsland-Nachrichten“ – es war von Stadtrat und Stadtdirektor die Rede oder es ging um den Harener Stadtkern, die Stadtsanierung und den Stadtkämmerer. Die Bezeichnung Schifferstadt wurde ja schon länger verwendet. Die Gemeindeverwaltung wandelte sich zur Stadtverwaltung, behielt aber mit drei Beamten, acht Angestellten, elf Arbeitern und drei Lehrlingen zunächst eine überschaubare Größe. 21
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Die Mitarbeiter der Gemeinde Haren/Ems 1960: Hintere Reihe v.l.n.r.: Heinrich Husmann, Stephan Cordes, Johann Veltrup, Anton Menke, Otto Mecklenborg, Otto Nerkamp, Hans Altmeppen-Többen, Hermann Gravel. Vordere Reihe (v.l.n.r.): Willy Fehren, Adelheid Meer, Grete Kemper, Käthe Gerdes, Bernd Klaas.
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Das offizielle Foto vom 3. Dezember 1965: Vertreter aus Verwaltung, Politik und Kirche der neuen Stadt Haren/Ems mit Innenminister Bennemann (Bildmitte, 1. Reihe)
längst nicht abgeschlossen. Dieses bisweilen als leidig empfundene Thema sollte noch für reichlich Diskussionsstoff, Unruhe und Ärger sorgen, bis 1974 im Kreis Meppen die Gemeindereform in Kraft trat und dreizehn Kommunen im Nordwesten des Kreises zur Einheitsgemeinde Stadt Haren (Ems) vereint wurden. Es handelt sich um Altenberge, Emen, Emmeln, Erika, Fehndorf, Haren, Landegge, Lindloh, Raken, Rütenbrock, Schwartenberg, Tinnen und Wesuwe. 23 Damit wurde die Kommune faktisch zum zweiten Mal Stadt. Im Dezember 1965 war Haren noch die jüngste Stadt Niedersachsens,
schon wenige Jahre später blieb sie es nicht mehr. Anfang der 1960er diskutierte der Rat der Gemeinde Oesede südlich von Osnabrück über die Stadtwerdung und erörterte ebenfalls die Vor- und Nachteile. 24 Nach der Verleihung der Stadtrechte an Haren reiste am 17. Februar 1966 eine Oeseder Delegation auf Wunsch ihres Bürgermeisters Ludwig Siepelmeyer (CDU) in die Schifferstadt, um sich über die Stadtwerdung zu informieren. Zu einer Stadt Oesede kam es aber nicht, denn vier Jahre später, am 19. September 1970, ging die Landgemeinde mit weiteren Ortsteilen in der neu gegründeten Stadt Georgsmarienhütte auf, mit
Siepelmeyer als Bürgermeister. 25 Weitere jüngere Städte in Niedersachsen sind unter anderem Garbsen bei Hannover (1968), die Orte Löningen und Damme im Oldenburger Münsterland (beide 1982) und Dinklage (1995). Die Stadtwerdung hat Haren wohl nie bereut, im Gegenteil: Stolz warb die Kommune damit, „aufstrebende und leistungsfähige Einkaufsstadt im Nordwesten des Kreises Meppen“ zu sein, und mehrere Male hat sie seither ein Stadtfest gefeiert. 26
Mit der Abwasserleitung am Jugendheim St. Josef in Altharen hatte es in den Siebziger Jahren wohl ein kleines Problem gegeben, worauf in einer Sitzung ein Mitglied des Kirchenvorstandes an Pastor Reuter gewand fragte: „Herr Pastor, wie müssen wir da wohl mit an?“ Darauf Pastor Reuter: „Ich bin für Euer Seelenheil zuständig und nicht für die Kanalisation.“
Stadt Haren, Protokoll über die Sitzung des Rates der Gemeinde Haren am Freitag, dem 3. November 1961 um 16 Uhr im Sitzungssaal des Feuerwehrgerätehauses.
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Ewald Kley, Stadt Haren (Ems) (von der Gemeinde über die Großgemeinde zur Stadt), in: Stadt Haren (Hrsg.), 25 Jahre Stadt Haren (Ems), 1965-1990, 3. Harener Stadtfest, (Haren 1990), S. 17.
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Stadt Haren, Niederschrift über die Sitzung des Schul- und Kulturausschusses am Freitag, dem 26. Februar 1965, um 17 Uhr, im Sitzungssaal des Feuerwehrgerätehauses. Kley, Stadt Haren (wie Anm. 2), S. 17. Die Niedersächsische Gemeindeordnung wurde am 1. November 2011 durch das Niedersächsische Kommunalverfassungsgesetz abgelöst. Stadt Haren, Protokoll über die Ortsbesichtigung des Rates der Gemeinde Haren (Ems) im Ortsteil Erika am Mittwoch, dem 7. April 1965, um 15 Uhr und die anschließende Sitzung des Rates im Saal der Gastwirtschaft Horst Schenkewitz in Haren-Erika. Kley, Stadt Haren (wie Anm. 2), S. 19. Am 1. Januar 1966 zählte Haselünne 5.581 Einwohner und Haren 6.715 Einwohner. Vgl. o.Verf.: Die Samtgemeinde im Vormarsch, in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatvereins, Bd. 13, 1966, S. 72. Im Antrag der Gemeinde Haren wird für den 1. April 1965 die Zahl von 6.884 Einwohnern genannt.
7
Gerd Steinwascher, Politische Geschichte, in: Der Landkreis Emsland, Geographie, Geschichte, Gegenwarlt. Eine Kreisbeschreibung. Hrsg. im Auftrag des Landkreises Emsland von Werner Franke (u.a.), Meppen 2002, S. 242.
8
Ebd., S. 247.
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Für Papenburg: Franz Bölsker-Schlicht, Bevölkerungsgeschichte von 1800 bis 1945, in: Kreisbeschreibung (wie Anm. 7), S. 437.
10 Kley, Stadt Haren (wie Anm. 2), S. 17-20. 11 Ebd., S. 19. 12 Stadt Haren, Protokoll der Sitzung des Rates vom 28. April 1964. 13 Niedersächsisches Landesarchiv Standort Osnabrück (Staatsarchiv Osnabrück, künftig StAOs), Rep 430, Dez. 106, 58/87, Nr. 101. 14 StAOs, Rep 430, Dez. 106, 58/87, Nr. 101.
17 Vgl. Heiner Schüpp, Gebiets- und Verwaltungsreform, in: Kreisbeschreibung (wie Anm. 7), S. 528-552. Siehe auch: Heinz Möllering, Die Samtgemeinde „Kirchspiel Haselünne“, Gründung und Erfahrungen, in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatvereins (JeH), Bd. 13, 1966, S. 63-71. Möllering war Stadtdirektor in Haselünne. Die Samtgemeinde „Kirchspiel Haselünne“ arbeitete seit dem 1. Januar 1966 und war die erste Samtgemeinde im Kreis Meppen. 18 Die Rede ist abgedruckt als Aufsatz: im Jahrbuch des Emsländischen Heimatvereins (JeH): Walter Kolck, Selbstverwaltung in unserer Zeit, in: JeH, Bd. 13, 1966, S. 55-62. 19 Stadt Haren, Ordner Gemeindereform 1.3.1975, Brief der Samtgemeinde Haren an die Bürger der Gemeinde Landegge vom 9. September 1965. Die erste Sitzung des Samtgemeinderates war für den 26. August angesetzt.
15 Meppener Tagespost vom 4. Dezember 1965: „Die dritte Stadt im Landkreis Meppen“.
20 Meppener Tagespost vom 4. Dezember 1965: „Die dritte Stadt im Landkreis Meppen“
16 Stadt Haren, 10-22-01 Name, Presseinformation Nr. 71/65, Rede des Niedersächsischen Innenministers Otto Bennemann zur Verleihung der Bezeichnung „Stadt“ an die Gemeinde Haren (Ems).
22 StAOs, Rep 430, Dez. 106, Akz 66/72, Nr. 174 (Haushaltsplan 1965), Rep 430, Dez 106, Akz 22/73, Nr. 44-46 (Haushaltsplan der Stadt Haren) 1966-1968.
21 Meppener Tagespost vom 3. Dezember 1965: „Haren wird Stadt“
23 Vgl. Meppener Tagespost: Das „MeppenGesetz“ vom 1. Oktober 1973. 24 StAOs, Dep 81b, Stadt G.M.Hütte, Nr. 328. 25 StAOs, Dep 81b, Stadt G.M.Hütte, Nr. 328. 26 Stadt Haren, 10-22-01.
Stadtgeschichte(n)
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Fußnoten
Kapitel II
Der schwierige Weg zur Einheitsgemeinde Text Michaela Hoffmann
Auf der Grundlage des Gutachtens der Sachverständigen-Kommission zur Verwaltungs- und Gebietsreform unter Leitung von Prof. Werner Weber wurde ab 1969 in Niedersachsen die Gemeindereform eingeleitet. Starke Verwaltungseinheiten und damit lebensfähige Städte und Gemeinden waren das Ziel. Über diese Gemeindereform wurde fünf Jahre lang auf allen Ebenen der Politik und Verwaltung kontrovers diskutiert und gestritten. So auch im damaligen Landkreis Meppen.
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Stadtgeschichte(n)
Was war geschehen? Harens Stadtdirektor Ewald Kley hatte den Nachbargemeinden ein sogenanntes Arbeitspapier übersandt, das die Ideen der Harener Verwaltungsspitze zur Umsetzung der sog. Gebietsreform im Nahbereich Haren enthielt und auch bereits die einhellige Zustimmung des dortigen Stadtrates gefunden hatte. 2 Haren befürwortete das Modell einer Einheitsgemeinde bestehend aus der Stadt Haren (Ems) und den Gemeinden Landegge, Emmeln, Emen, Erika, Raken, Tinnen, Wesuwe sowie den westlich des Stadtgebiets angesiedelten Gemeinden Rütenbrock, Lindloh, Schwartenberg, Fehndorf, Hebelermeer und Altenberge. Offenbar hoffte die Stadt Haren (Ems) auf ein freiwilliges Einlenken der Nachbargemeinden. Mit der dann rund 17.000 Einwohner starken Großgemeinde Haren (Ems) erfülle man die landespolitische Vorstellung einer
gemeindlichen Neugliederung mit einem Bevölkerungsbestand von mindestens 7.000 bis 8.000 Einwohnern am besten. Dabei habe die Stadt Haren einen sehr deutlichen Zentralitätsvorsprung vor den übrigen Gemeinden, von denen einige kaum zentrale Funktionen aufweisen können, ist in dem Arbeitspapier zu lesen. „Deshalb“, so die Schlussfolgerung, „sind alle aufgeführten Gemeinden der Stadt Haren als zu entwickelndes Grundzentrum zugeordnet“. 34
„Ein Ratsmitglied darf durch seine Tätigkeit keine Vorteile erlangen. Deshalb fand die Einweihungsfeier an der Emsbrücke trotz Vorschlag der Verwaltung auch nicht in der Kneipe meiner Mutter statt.“ Grundsatz von Stefan Sibum.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Bereits Ende März 1971 titelte die Meppener Tagespost „Einheitsgemeinde im Raum Rütenbrock – Rütenbrock, Schwartenberg und Lindloh sind sich einig“. Die Gemeinderäte der drei Ortschaften hatten jeweils einstimmig die Zusammenlegung ihrer Orte festgelegt. Eine separate Großgemeinde sollte gebildet werden, zu der auch die Nachbargemeinden Altenberge, Fehndorf und Hebelermeer zählen sollten. Diesem Zusammenschluss sei der Ortsteil Haren-Erika anzufügen, der – so die Ansicht der Rütenbrocker, Lindloher und Schwartenberger Ratsherren – traditionell zu den Gemeinden Rütenbrock bzw. Altenberge hin orientiert sei. Auch der Landkreis Meppen unterstützte diese sog. „kleine Lösung“. Im Grenzraum Rütenbrock solle eine eigenständige Großgemeinde gebildet werden, um analog zur Grenzgemeinde Twist-Schöninghsdorf auch hier einen weiteren Kristallisationspunkt zu entwickeln. Dies sei aber nur mit dem Stadtteil Haren-Erika möglich.6
Was steckte hinter den Anfeindungen? Auf Rütenbrocker Seite dürfte es die Furcht vor einem Bedeutungs- und Einflussverlust gewesen sein. „Die Erfahrung lehre, dass in solchen (Groß-) Gemeinden die Bevölkerung der am Zusammenschluss beteiligten kleineren Gemeinde im Gemeindeparlament nur unzureichend vertreten sei.“9 Aufgrund des Verhältnisses der Einwohnerzahlen von Stadt und Nachbargemeinden sei zu befürchten, dass sich der Stadtrat überwiegend aus Mitgliedern zusammensetze, die auch aus Haren/Ems selbst stammen.10
Ähnliche Befürchtungen beschlichen offenbar auch den Gemeinderat von Wesuwe und die Vertreter der Samtgemeinde Emmeln.
Stadtdirektor Ewald Kley
Stadtgeschichte(n)
Mit dem Ansinnen, eine Einheitsgemeinde zu bilden, traf Stadtdirektor Kley indes den Nerv der grenznahen Gemeinden, die die Pläne der Landesregierung zur Neustrukturierung der Gemeinden aus der vorangegangenen politischen Diskussion ebenfalls kannten.
Der Pressebericht, der aus der Feder des Rütenbrocker Bürgermeisters Esders bzw. der Reihe der dortigen Ratsherren stammte, sparte nicht mit spitzen Bemerkungen. „Es besteht Anlass zu der Annahme“, hieß es dort, „dass die Stadt Haren/Ems ihre Bedeutung für die Einwohner umliegender Gemeinden überschätzt“.7 Die von der Stadt Haren/Ems empfohlene Konstruktion wirke künstlich und nehme keinerlei Rücksicht darauf, dass die Kontakte zwischen den Grenzgemeinden und der Stadt Haren/Ems stets recht dürftig waren.“ Der Schlagabtausch zwischen Haren/Ems und den drei Grenzgemeinden geht daraufhin in die nächste Runde. Kley wirft den Verfassern gar „Böswilligkeit“ vor, insbesondere die Behauptung, der Stadtteil Erika sei eindeutig zu den Gemeinden Rütenbrock bzw. Altenberge orientiert sei „grotesk“.8
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Dieses Neugliederungsmodell entsprach im Wesentlichen dem Diskussionsvorschlag des niedersächsischen Innenministers für die Zusammenführung der Gemeinden im Kreis Meppen vom 1.9.1971, der rund ein halbes Jahr später zur Stellungnahme an die betroffenen Gemeinden und den Kreis Meppen geschickt wurde. Auf der Grundlage des so gewonnenen Materials sollten noch bis zum Ende der Wahlperiode der amtierenden SPD-Landesregierung im Frühjahr 1974 Neuordnungsvorschläge in Form von Gesetzentwürfen ergehen. 5
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Stadtgeschichte(n)
In Wesuwe wird in einer ersten Besprechung mit Vertretern des Landkreises Meppen und der Stadt Haren/Ems mehrheitlich das Modell einer Samtgemeinde mit Haren befürwortete. Mit diesem Reformmodell hofften die Wesuweer, ihrer Gemeinde auch nach einem Zusammenschluss mit Haren/ Ems ein hohes Maß an Selbstverwaltung zu bewahren. Nur wenige Stimmen im Wesuweer Gemeinderat plädierten für eine Erhaltung der Selbstständigkeit ihrer Gemeinde, da es auch alleine „gut laufe.“11 Trotz der gegensätzlichen Ideen über die künftige Gebietsreform erfolgte die Besprechung wie Stadtamtmann Thyen später protokollierte, „sachlich und harmonisch.“ 12
Auch die Emmelner Verwaltungsspitze mit Samtgemeindedirektor Bernhard Bruns und Bürgermeister Anton Holfester fanden sich zu Gesprächen mit der Stadt Haren/ Ems bereit, wollen die Angelegenheit aber zunächst in einer gesonderten Ratssitzung beraten.13 In Emmeln lässt man sich dafür Zeit. Auch mehr als 18 Monate nach den ersten Treffen hatte der Emmelner Rat noch keine Entscheidung in der Sache getroffen. Offenbar standen Gemeinderatswahlen an. Das „Problem“ der Gebietsreform im Nahbereich soll nun erst vom neuen Gemeinderat behandelt werden“, lässt Samtgemeindedirektor Bruns auf Nachfrage von Stadtdirektor Kley wissen.14
Ende Januar 1972 kommt es endlich zu einer Besprechung des Referentenentwurfs zur Neugliederung im Emmelner Gemeinderat. Im Februar stimmen die Ratsherren nach erneuter Beratung ab. Zehn der dreizehn Ratsherren (und damit die gesamte CDU-Fraktion) sprechen sich gegen das Vorhaben des Innenministeriums aus, Emmeln als Mitglied einer Einheitsgemeinde neu zu gliedern. Vielmehr beabsichtigt man, eine Kooperation mit den Nachbargemeinden Tinnen, Raken und Emen zu einer Samtgemeinde. Weiter heißt es: “Dem Rat fehlt auch heute noch jedes Verständnis für die im Referentenentwurf des Herrn nieders. Ministers des Innern vorgesehene Aufl ösung der Gemeinde Emmeln.“15
„Es besteht Anlass zu der Annahme, dass die Stadt Haren ihre Bedeutung für die Einwohner umliegender Gemeinden überschätzt“ Bernhard Esders, 1971 Bürgermeister Rütenbrock
In einem selbstverfassten Jahresrückblick für das Jahr 1972 lässt auch Samtgemeindedirektor Bruns durchblicken, was er von der niedersächsischen Gemeindereform hält: „Es ist nicht erst seit heute klar, dass dieses Problem auch gegen den Willen der beteiligten Gemeinden seine von vornherein beabsichtigte Lösung finden wird. Der im April 1972 durchgeführte Anhörungstermin war nämlich nichts anderes als eine den demokratischen Regeln entsprechende Pflichtübung.“16
Verwaltungsgebäude der ehemaligen Gemeinde und Samtgemeinde Emmeln
ersten Besprechung.19 Laut Stadtamtmann Thyen sollen die dezentrale Lage Rütenbrocks in einer neuen Gemeinde, mangelnde Zentralität und fehlende Entwicklungsmöglichkeiten des Raumes für die Entscheidung der Fehndorfer ausschlaggebend gewesen sein.
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Die Gemeinde Fehndorf sei an einem Zusammenschluss mit der Stadt Haren/Ems sehr interessiert, schreibt der Fehndorfer Bürgermeister Bernhard Becker bereits am 27. Februar 1971 an die Stadt Haren/Ems.18 Bürgermeister und Ratsherren zögen den Zusammenschluss mit Haren/Ems einer Gemeindeneugründung mit Rütenbrock vor, heißt es in einem Vermerk der Stadt zu einer
Stadtgeschichte(n)
Verwaltungsgebäude der ehemaligen Gemeinde Wesuwe
Während das Rütenbrocker Grenzland, Wesuwe und Emmeln sich dem Zusammenschluss entgegenstellen, haben andere Nachbargemeinden durchaus Interesse an einem gemeindlichen Zusammenschluss mit der Stadt Haren/Ems. Am 30. September 1971 beschließt der Rat der Gemeinde Landegge einstimmig, sich der Stadt Haren/Ems in der Rechtsform einer Einheitsgemeinde mit Ortsverfassung anzugliedern. Auch der Gemeinderat von Altenberge stimmt bereits im Mai 1971 einstimmig der großen Lösung „Haren“ und nicht etwa der kleinen Lösung „Rütenbrock“ zu.“17
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Stadtgeschichte(n)
Rund ein Jahr später führt auch Hebelermeer mit der Stadt Haren/Ems Gespräche über eine Gemeindeneugliederung. Als im März 1972 eine Bürgerversammlung in Erika mit 117 Teilnehmern die Zugehörigkeit zum Stadtgebiet Haren bei nur einer Gegenstimme bekundet, ist die Rütenbrocker Idee einer separaten Grenzgemeinde wohl endgültig hinfällig. Statt der geplanten sieben Gemeinden sind nur drei zu einer separaten Lösung bereit, die allein schon aufgrund der Einwohnerzahl von 2.169 nicht den Mindestanforderungen einer eigenständigen Gemeinde im Sinne der niedersächsischen Gemeindereform entspricht. Auch das Emmelner Wunschmodell einer eigenen Samtgemeinde scheint nicht mehr realisierbar, schon früh bekundet Raken Interesse an einem Zusammenschluss mit Haren/Ems. 20 Bereits zu diesem Zeitpunkt scheint somit der Weg zu einer gesetzlich verordneten Einheitsgemeinde mit Haren (Ems) als Grundzentrum vorgezeichnet. Ein entsprechender Gesetzentwurf für den Landkreis Meppen sieht die Neuordnung von 57 Gemeinden, davon drei Städte, in nur fünf Einheitsgemeinden und eine Samtgemeinde mit drei Mitgliedsgemeinden vor.
Oder besteht doch noch Hoffnung für eine separate Lösung im Grenzgebiet? Zwischenzeitlich liegen dem Innenminister die Stellungnahmen aller betroffenen Gemeinden und des Landkreises Meppen zum Neugliederungsvorschlag der Landesregierung vor. Wie geplant besucht eine Arbeitsgruppe des Innenministeriums die betroffenen Gemeinden, um einen persönlichen Eindruck zu gewinnen.
Für den 4. April 1972 kündigt sich die Bereisungskommission in Haren/Ems an. Eine Rundfahrt mit dem Omnibus ist für 11:45 Uhr vorgesehen. Am Nachmittag ist eine Anhörung der betroffenen Gemeinden geplant. In einem vertraulichen Schreiben an den Vorsitzenden des niedersächsischen Städtebundes schreibt Stadtdirektor Kley nur eine Woche später: „Während alle übrigen beteiligten Gemeinden im als problematisch ausgewiesenen Zuordnungsbereich Grenzraum Rütenbrock gemeinsam an der Bereisung (durch Vertreter) teilnahmen, musste die Delegation der Stadt Haren/Ems im Stadtteil Haren-Erika, der ja bei Verselbständigung des Grenzraums Rütenbrock wichtigster Bestandteil dieses Gebietes sein würde, den Bus verlassen. Wir haben das im Interesse eines ruhigen und sachlichen Ablaufes des Bereisungs- und Anhörungstermins widerspruchslos hingenommen.“21 Am 28.9.1973 wird der Entwurf von Niedersächsischen Landtag verabschiedet, das Gesetz am 16.10.1973 verkündet.
Am 11. April 1973 tritt erstmals die Neugliederungskommission in der Aula der Realschule Haren zusammen. Die Vertreter der betroffenen Gemeinden (Hebelermeer wünscht die Zusammenlegung mit Twist-Schöninghsdorf zur Samtgemeinde und wird entsprechend nicht mehr berücksichtigt 22) müssen bis zum Inkrafttreten der Neugliederung am 1. März 1974 noch zahlreiche Fragen klären. Die Besetzung der künftigen Organe der Kommune muss ausgehandelt und ein Gebietsänderungsvertrag für alle zwölf Gemeinden entworfen werden. Dabei hat die Kommission keine Entscheidungsbefugnis, sondern kann den Gemeinderäten nur Empfehlungen aussprechen.
Die Neugliederungskommission von 1973 Hintere Reihe von links: Hermann Gravel, Heinrich Brümmer, Laurenz Terborg, Hans Mecklenborg, Alfons Honnigfort, Hans Husmann, Georg Thieben, Hermann Vehring, Karl Albers, Joachim Paul und Hermann Schmitz. Mittlere Reihe von links: Werner Kiese, Josef Göcking, Heinrich Tieben, Bernhard Becker, Gerhard Knoll, Bernhard Geers, Bernhard Gievert, Heinz Falthaus, Hermann Hiebing, Hermann Jansen, Gerhard Berends, Heinrich Hoffmann, Bernhard Bruns und Bernhard Thyen.
Im Hinblick auf den ohnehin gesetzlich vorgesehenen Zusammenschluss am 1. März 1974 fügen sich die Gemeinden dem Unausweichlichen. Die erste Sitzung verläuft reibungslos. Alle Gemeinden sind mit Vertretern anwesend. Man einigt sich auf Verfahrensfragen. Auch die zweite Beratung der Neugliederungskommission verläuft „erfreulich harmonisch“ wie das Gremium in einer Presseinformation vom 13.7.1973 verlauten lässt. Die Wahlen zum Vorsitzenden und stellv. Vorsitzenden und zum Geschäftsführer verlaufen einstimmig. Die Kommission arbeitet
zügig. Nur vereinzelt flackern Unstimmigkeiten hoch. „Die Vertreter von Rütenbrock und Lindloh brachten …mehrfach mit Nachdruck ihre Forderung nach Einrichtung einer auch personell festinstallierten Verwaltungsnebenstelle zum Ausdruck. Die Räumlichkeiten seien vorhanden und man erspare den Bürgern manch weiten Weg nach Haren“ ist in der Niederschrift der Sitzung vom 14.9.1973 zu lesen. 24 Letztlich einigt man sich auf eine Verwaltungssprechstelle, die vom jeweiligen Ortsbürgermeister von Rütenbrock geleitet wird. 25 Auch die Vereinheitlichung der Grundsteuer- und Gewerbesteuerhebesätze bietet Anlass zu Diskussionen besonders mit den Gemeinden Raken und Emmeln. Die Gemeinde Wesuwe errichtet noch kurz vor der Neugliederung einen eigenen Kindergarten mit Schwimmbad. Auch die Grenzgemeinden versuchen,
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Der Zusammenschluss soll möglichst reibungslos verlaufen. Stadtdirektor Kley appelliert in seiner Einladung an die Nachbargemeinden „Dabei sollte es unerheblich sein, ob die eine oder andere Gemeinde nach wie vor negativ zum Gesetzentwurf über die Neugliederung eingestellt ist.“23
Stadtgeschichte(n)
Sitzend von links: Kurt Wagner, Gerhard Wilken, Georg Jenner, Bernhard Esders, Walter Pinkernell, Ewald Kley, Anton Holtfester, Hermann Krull und Heinrich Stroot.
Verwaltungsgebäude der ehemaligen Gemeinde Rütenbrock
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Stadtgeschichte(n)
ersten Zusammenkunft und nach nur achtmaliger Beratung können alle Fragen der Bestimmungen zum Gebietsänderungsvertrag im allseitigen Einvernehmen geregelt werden. 30
noch kurz vor der Neugliederung „Fakten“ zu schaffen. Der Antrag des Schulzweckverbands Rütenbrock-Lindloh-Schwartenberg an den Regierungspräsidenten in Osnabrück vom 22.8.1973 zum Bau eines Schulschwimmbeckens stößt auf Unverständnis. Unter Hinweis auf die bevorstehende Neugliederung lehnt die Stadt Haren/Ems in ihrer Stellungnahme das Projekt als unvertretbar ab. 26 Entsprechend negativ fällt die Entscheidung des Landkreises Meppen zum Antrag aus. 27 Auch die geplante Erweiterung des Rütenbrocker Sportplatzes um eine 3,6 ha große Grundstückfläche scheint überdimensioniert. Seitens der Stadt wird lediglich eine Fläche von 1,5 ha als notwendig erachtet. Der Kaufpreis von 2,50 DM pro m2 erscheint zudem überteuert. 28 In seiner Funktion als Geschäftsführer der Neugliederungskommission sieht sich Ewald Kley noch Ende November 1973 dazu veranlasst, die beteiligten Gemeinden
zur Ordnung zu rufen. „Aus gegebenen Anlass wies Stadtdirektor Kley… darauf hin, dass man nach Möglichkeit bei jetzt noch anstehenden…Vertragsabschlüssen oder ähnlichen Bindungen und Festlegungen äußerste Vorsicht, walten lassen möge. In unvertretbaren Fällen sei auch nach dem Zusammenschluss mit Rückgriffen zu rechnen“, lässt er die Vertreter der Gemeinden wissen. 29 Trotz dieser kleinen Querelen arbeitet die Neugliederungskommission zügig und erfolgreich weiter. Bereits sieben Monate nach der
Alle Vorbereitungen für den 1. März, den Tag des Entstehens der neuen Stadt Haren (Ems) sind getroffen. Mit einem Festakt soll das Ereignis zwar nicht überschwenglich, aber doch gebührend gefeiert werden. Ein Festgottesdienst am Vormittag in der Martinus-Kirche und ein Mittagessen in der Gaststätte Berends in Altenberge bilden den Auftakt. Mehr als 200 Personen werden an diesem Tag zur nachmittäglichen Festversammlung erwartet. Doch wohin mit all den Menschen? Sie alle sollen an Tischen sitzen, doch dafür reicht in Haren/Ems kein Saal, die Feier findet deshalb in Rütenbrock, im Saalbetrieb Büter statt. 31 Diesen Umstand kommentiert Ratsherr Brümmer aus Lindloh folgerichtig: „Da zeigt sich doch, wie wichtig es ist, dass der Rütenbrocker Raum zu Haren kommt, sonst wär´ das mit der Feier nichts geworden…“
Die Neugliederungskommission bereiste das Stadtgebiet. In Tinnen stellte Bürgermeister Krull die kommunale Schützenhalle vor, in der auch oft das Kaffeetrinken nach Beerdigungen stattfindet. „Die Halle muss bleiben, wir haben immer mal wieder Todesfälle und noch einige auf der Warteliste“, so Krull.
Die Festversammlung am 1. März 1974 im Saal Büter in Rütenbrock.
Fußnoten 1
Handakte Gebietsreform (Raum Rütenbrock) I-021-07/3 , Schreiben vom 9. März 1971
19 Vermerk von Stadtamtmann Thyen vom 29.4.1971 (I-021_07/3 Gebietsreform (Raum Rütenbrock))
2
Handakte I-021-07 Band II, Gebietsreform grundsätzliches, Schreiben an Oberkreisdirektor Dr. Kolck vom 17.02.1971
3
Arbeitspapier I 1971 S. 2
20 Auszug aus der Niederschrift über die Sitzung des Verwaltungsausschusses vom29.9.1971, I-021-07 Gebietsreform, grundsätzl. Band III.
4
Arbeitspapier I 1971 S. 2
5
Schnellbrief des niedersächsischen Ministers des Innern vom 1. September 1971, S. 3 (I-021-07 Gebietsreform, grundsätzl. Band III)
6
Vermerk Stadt Haren vom 25.3.1971 S. 4 (Akte I-021_07/2 Gebietsreform (Raum Wesuwe))
7
Arbeitspapier I 1971, S.3
8
Stellungnahme der Stadt Haren zum Artikel „Einheitsgemeinde Rütenbrock“ in der MT-Ausgabe vom 31.03.1971, S. 2.
9
Artikel in der Meppener Tagespost vom 31.3.1971
22 Auszug aus dem Protokoll der Ratssitzung Haren vom 6.2.1973, I-021-07 Gebietsreform, grundsätzl. Band V
24 Niederschrift über die Sitzung der Neugliederungskommission am 14.9.1973 S. 8 (I-021-071 Gebiets-Reform, Sitzungen Neugliederungskommission I. Band), so auch Schreiben von Bürgermeisters Esders an die Neugliederungskommission vom 7.11.1973, (I-021-071 Gebiets-Reform, Sitzungen Neugliederungskommission 2. Band)
11 Siehe FN 10
25 3. Entwurf des Gebietsänderungsvertrages, § 9 Abs. 4 (I-021-071 Gebiets-Reform, Sitzungen Neugliederungskommission 1. Band)
12 Vermerk Stadt Haren vom 25.3.1971 S. 4 (Akte I-021_07/2 Gebietsreform (Raum Wesuwe))
26 Auszug VA-Protokoll Stadt Haren vom 25.9.1973, (I-021-07 Gebietsreform, grundsätzl. Band V)
13 Vermerk von Stadtamtmann Thyen vom 11.3.1971 (I-021_07/1 Gebietsreform (Raum Emmeln))
27 Schreiben des Landkreises Meppen vom 14.11.1973, (I-021-07 Gebietsreform, grundsätzl. Band V)
14 Schreiben der Gemeinde Emmeln vom 21.09.1972
28 Auszug aus dem VA Protokoll der Stadt Haren (Ems) vom 28.8.1973.
15 Artikel „Emmeln fordert nach wie vor die Samtgemeinde“ in Meppener Tagespost vom 14.2.1971.
29 Niederschrift über die Sitzung der Neugliederungskommission am 23.11.1973, S. 7 (I-021-071 Gebiets-Reform, Sitzungen Neugliederungskommission 2. Band)
16 Artikel „Die gedeihliche Entwicklung fortsetzen“ in der Meppener Tagespost vom 4.1.1977 17 Auszug aus dem Protokoll der Gemeinderatssitzung von Altenberge vom 11.05.1971 (I-021_07/3 Gebietsreform (Raum Rütenbrock)) 18 Schreiben des Bürgermeisters von Fehndorf vom 27.02.2013 (I021_07/3 Gebietsreform (Raum Rütenbrock))
30 Schreiben von Stadtdirektor Kley vom 27.11.1973 (I-021-071 Gebiets-Reform, Sitzungen Neugliederungskommission 2. Band) 31 Artikel „Zusammenlegung am 1.März wird in Rütenbrock gefeiert“ in Meppener Tagespost vom 11.2.1974.
Stadtgeschichte(n)
23 Schreiben von Stadtdirektor Kley vom 26. Februar 1973.
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10 Artikel in der Meppener Tagespost vom 8. April 1971
21 Schreiben an Direktor Reiss vom 13.4.1972, (I-021-07 Gebietsreform, grundsätzl. Band III)
Entwicklung von
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Stadtgeschichte(n)
1965-2015
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Stadtgeschichte(n)
III
Kapitel III
Stationen der Ortsentwicklung (I) 1965 bis 1990 Text Dieter Sturm
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Stadtgeschichte(n)
Mit der Stadtwerdung 1965 und nicht zuletzt mit der Gebietsreform 1974 änderten sich auch die städtebaulichen Herausforderungen in der Stadt Haren (Ems). Mit 208,6 Quadratkilometern Größe umfasst das Stadtgebiet eine Fläche, die größer ist als die der Landeshauptstadt Hannover (204 qkm). Während dort jedoch rund 2.600 Einwohner auf einem Quadratkilometer leben, sind es in Haren (Ems) nur 115 bei völlig unterschiedlichen Siedlungsstrukturen. Dies erfordert andere Maßnahmen, um überall im Stadtgebiet eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen.
Mit dem Ausbau der Schmutzwasserkanalisation wurde erst 1968 begonnen. Knapp 20 Jahre später waren rund 70 Prozent der Haushalte angeschlossen. Anfang der 90er Jahre folgte Tinnen als eines der letzten Siedlungsgebiete. 1987 taucht das erste Mal eine Initiative der Deutschen Bundespost in den Akten auf, in Haren (Ems) mit der Breitbandverkabelung beginnen zu wollen. Das Kabelnetz wurde im Innenstadtbereich 1988 in Betrieb genommen.
Meilenstein der Entwicklung in den 60er und 70er Jahren war die Neufassung des Flächennutzungsplanes im Jahr 1969, der den bis dahin gültigen aus 1958 ersetzte und zunächst nur für das Gebiet der alten Samtgemeinde Haren galt. Mit dem neuen städtebaulichen Leitfaden konnten vorhandene und geplante Gewerbe- und Wohngebiete durch neue Bebauungspläne ausgefüllt werden. Die heute noch vorhandene Struktur am Neuen Markt rund um das Rathaus und der Alte Markt mit den Umring- und Zubringerstraßen sowie dem Busbahnhof an der Papenwiese haben ihren Ursprung aus dieser Zeit. Mit der Schaffung der Sportanlagen im Emspark erfolgte auch die fußläufige Anbindung über den Haren-Rütenbrock-Kanal. 1978 trat der erste Flächennutzungsplan für das ganze Stadtgebiet in Kraft.
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Dauerthema in den letzten Jahrzehnten ist der Aufbau der Infrastruktur mit Straßen, Wegen und Plätzen, die Ver- und Entsorgung mit Strom, Gas, Wasser und Abwasser, der Hochwasserschutz und die Straßenbeleuchtung. Diese Themen sind zeitlos. Sie gehören zur Kernkompetenz der gemeindlichen Planungs- und Gebietshoheit. An vielen Stellen hat die Stadt von Förderprogrammen der Stadtsanierung, Dorferneuerung und Flurbereinigung sowie von Mitteln des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes profitiert.
Stadtgeschichte(n)
Bild: Fußgängerbrücke über den Haren-Rütenbrock-Kanal
Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ läuft über acht Jahre und hat ein Investitionsvolumen von 5,2 Millionen Euro. Der Martinusplatz vor der Kirche und dem Seniorenwohnheim, Kirchstraße, Emsstraße, Mittelstraße, Burggraben und Lange Straße sollen davon profitieren. Der Alte Markt sowie das Umfeld der Großsporthalle mit direktem Zugang zum Haren-Rütenbrock-Kanal sollen aufgewertet werden.
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Stadtgeschichte(n)
Die Lange Straße in den 60er Jahren und während der Sanierung 1997.
Die Sanierung des Ortskerns war bereits Anfang der 70er Jahre ständiges Thema. Die Stadtverwaltung versuchte stets, von Fördergeldern zu profitieren. Doch immer wieder, bis Ende der 80er Jahre, war der Weg in das Städtebauförderprogramm leider verschlossen. 1989 erfolgte die Aufnahme in die Städtebauförderung (Strukturhilfe). Anschließend konnte mit dem Ausbau des Marktwinkels begonnen werden. Es war geplant 13,5 Millionen DM zu verbauen, wobei Fördermittel in Höhe von 9,0 Millionen DM eingeplant waren. Für die Neugestaltung des Neuen und Alten Marktes wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, fünf Gebäude sollten abgerissen werden. Gleichzeitig standen der Ausbau des Nordrings sowie der Straße „Am Schulzentrum“ an. Vorzeitig wurde das Programm zugunsten der neuen Bundesländer 1994 eingestellt. Trotz ständiger Bemühungen wurden erst in 2008 neue Städtebaufördermittel bewilligt. Das
Zurück in die 60er Jahre: Anfangs stand die Ausweisung neuer Wohnbauflächen im Vordergrund. Die Bebauungspläne für die Wohngebiete „Weeden“, „Pascheberg“ sowie im Zentrum von Altharen und Erika stammen aus dieser Zeit. Zur Gebietsreform lagen 50 Bebauungspläne vor, die in den Folgejahren fortentwickelt und angepasst werden mussten. In dem darauffolgenden Jahrzehnt wurden über 1.000 Ein- und Mehrfamilienhäuser neu errichtet. Ein Grund dafür sind sicherlich die bis heute moderaten Baulandpreise, die 1983 bei durchschnittlich 10 bis 60 DM/ qm lagen. Der Stadtrat legte 1999 grundlegende Vergaberichtlinien für städtische Baugrundstücke fest, in denen auch eine Bau- und Selbstnutzungsverpflichtung aufgenommen werden. Straßenausbau und Straßenunterhaltung im Stadtgebiet obliegen dem jeweiligen Träger. So sind Bund, Land und Kreis kontinuierlich gefordert. Viele Kreisstraßen befinden sich aus der Tradition des Landkreises Meppen im westlichen Stadtgebiet. Intensiv warb die Stadt Anfang der 70er Jahre für den Bau einer Umgehungsstraße im Zuge der B 402 (heute B 408) sowie für die Bundesautobahn „Emsland-Linie“. Im November 1978 wurde der Rathausneubau mit einem Festakt gefeiert. Vier Wochen vorher hatte die Bevölkerung bereits Gelegenheit, einen Blick in das neue Gebäude zu werfen. Dazu wurden sogar kostenlos
Die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr ist neben den Bundesauch für die Landesstraßen verantwortlich. Mit der L 48 (Versener Straße/Wesuweer Hauptstraße/Wesuweer Straße/Landegger Straße) zieht sich eine bedeutende Landesstraße als SüdNord-Tangente durch das Stadtgebiet. Alter/Neuer Markt 1979/1980
Stadtgeschichte(n)
In Trägerschaft der Stadt stehen 405 Kilometer Gemeindestraßen. Der Neubau der Umgehungsstraße gab die Möglichkeit, den innerstädtischen Verkehr neu zu regeln. Die Durchbrüche Mittelstraße/Burggraben und Sandkühlerstraße/Papenwiese sowie der Ausbau der Kirchstraße, Deichstraße und der Börsenbrücke mit Anbindung zur B 408 sind Ausfluss dieses Verkehrskonzeptes. Später musste der Bereich wieder zurückgebaut werden, um die Sicherheit vor der Kindertagesstätte St. Elisabeth zu erhöhen.
Überlegungen zur Einrichtung einer Fußgängerzone sorgten schon 1981 für heftige Diskussionen mit den Einzelhändlern. Die Einbahnstraßenregelung gilt seit 1984. Für das Jahr 2000 wird später die probeweise Einführung einer Fußgängerzone mit wissenschaftlicher Begleitung für zunächst zwei Monate beschlossen. Der Kolpingplatz konnte 1986 fertiggestellt werden. Die Kreuzung Burggraben/Nordstraße erhielt 1990 eine Ampelanlage. Die Parkraumbewirtschaftung folgte ab 1992. 2000/2001 erfolgt die Umstellung auf eine Parkscheibenregelung.
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Pendelbusse aus allen Ortsteilen eingesetzt. Die Umgehungsstraße wurde im Rahmen eines Sonderprogramms des Bundes von 1978 bis 1981 für 18 Millionen DM ausgebaut. Es folgten der Ausbau in Emmeln-Dorf sowie die Kreuzung Tinner Weg/Hünteler Straße/B 408.
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Stadtgeschichte(n)
Emmelner Straße Tankstelle Einhaus
Für den örtlichen Verkehr hatte auch die Aufhebung der sieben Bahnübergänge zwischen Hilter und Tinnen 1979/1980 im Zusammenhang mit dem zu der Zeit aufgenommenen elektrischen Zugbetrieb große Bedeutung. Der Ausbau der Straße von Emmeln nach Raken und Emen brachte diesen Ortsteilen eine leistungsstarke Verkehrsanbindung. Zur Planung einer Umgehungsstraße für Emmeln wurde bereits 1980 ein umfangreiches Verkehrsgutachten erstellt. Verkehrssicherheit und Verkehrsberuhigung haben bei allen Maßnahmen an gemeindeeigenen Wegen und Straßen höchste Priorität. Dies gilt besonders für die Straßenbeleuchtung. Für die Schulwegsicherung ist der Bau des Radweges von Erika und Altenberge nach Rütenbrock mit über 300.000 DM eine der
größten Einzelmaßnahmen in diesem Bereich in den 80er Jahren. Radwege werden auch von den anderen Ortsteilen nach Haren unter besonderer Berücksichtigung der Schulwege gebaut. Die neue Dachkonstruktion an der Friedhofskapelle Rütenbrock eröffnet den Reigen der Renovierung aller städtischen Friedhofskapellen in dieser Zeit. Die gemeinsam mit der Linksemsischen Kanalgenossenschaft (LKG) durchgeführte Sanierung der sieben Brücken und vier Schleusen am Haren-Rütenbrock-Kanal schlägt deutlich stärker zu Buche. Die Modernisierung kostet 8,5 Millionen DM. Wesentliches Ziel der Maßnahme war es auch, dem landwirtschaftlichen Verkehr mit immer größeren und schwereren Fahrzeugen die problemlose Querung zu ermöglichen.
Pläne zum Bau eines Yachthafens mit angegliedertem Ferienhaus- bzw. Wohngebiet existieren schon seit Ende der 70er Jahre. Er wurde 2007 fertiggestellt. Seitdem wurde die Steganlage aufgrund der hohen Beliebtheit bereits zweimal erweitert. Ein „Haus des Gastes“ ist dagegen nie realisiert worden.
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Feuerwehrkameradschaftsfest im Saal Heidfeld. Dekoration war damals u.a. Torf, der zur späteren Stunde auch als „spaßiges Wurfgeschoss“ eingesetzt wurde. Versehentlich wurde ein SPD-Ratsherr davon getroffen. Montags drauf bat der Stadtdirektor Kley, wegen eines Anschlags gegen die SPD offiziell ermitteln zu lassen.
Die Dorferneuerung hat in nahezu allen Ortsteilen eine nachhaltige Entwicklung ermöglicht. In jüngster Vergangenheit profitierten Fehndorf und Wesuwe-Siedlung bzw. Wesuwermoor von einer Förderung. Das Kirchspiel Rütenbrock wurde Anfang 2015 in die Förderung aufgenommen. Recht umfangreich war das Umlegungsverfahren „Kämpe“ in Wesuwe, mit dem ein zusätzliches Baugebiet erschlossen werden konnte. In diese Zeit fällt auch der endgültige Ausbau der Maximilianstraße in Rütenbrock sowie der Gerhard-Book-Straße in Emmeln.
Stadtgeschichte(n)
Gaststätte Hanses
Kapitel III
Wirtschaft, Infrastruktur und Tourismus Text Dr. Michael Schmidt
Der Flecken Haren hatte sich lange vor der Gründung der Stadt Haren (Ems) zu einem der Hauptorte des Emslands entwickelt. Maßgeblich dafür war die Ems, wodurch vor allem Schifffahrt
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Stadtgeschichte(n)
und Handel Auftrieb erhielten.
Entwicklung von Wirtschaft und Verkehr bis 1965 1856 erhielt Haren mit der Station Kellerberg im Ortsteil Emmeln Anschluss an die Hannoversche Westbahn.1 Diese günstigen Rahmenbedingungen verbesserten trotz der Konkurrenzsituation zwischen Schifffahrt und Schiene unter dem Strich die wirtschaftliche Lage merklich, was einen weiteren Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ermöglichte. Neben Handwerkern – z. B. Bäcker, Böttcher, Schmiede, Schuster 2 – siedelten sich weitere Gewerbebetriebe –
z. B. Branntweinbrennereien, Bierbrauereien, Tabakfabriken3 – an, wobei der Handelssektor im Vergleich zu anderen Orten beispielsweise im Meppener Umfeld eine herausragende Stellung hatte. 1965, im Jahr der Gründung der Samtgemeinde Haren/Ems, hatte Haren seine wirtschaftliche Vorrangstellung halten und ausbauen können.4 Neben der Schifffahrt waren Handel, Handwerk, einige Betriebe des Bauhauptgewerbes und auch Agrarwirtschaft tragende gewerbliche Säulen, wobei letztere noch in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg in enger Symbiose verbunden waren. Beispielsweise waren die
In den Jahrzehnten des Wiederaufbaus unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg stand die Förderung von Industrie und Gewerbe im Mittelpunkt der Harener Wirtschaftspolitik. Im Jahr 1960 war ein neuer Schutz-, Liege- und Umschlaghafen nebst Industriegebiet angelegt worden, in dessen Umfeld sich ein Betonsteinwerk sowie ein Mischwerk für Straßenbeläge niedergelassen hatten.6
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Stellmacher, ein Beruf, der heute nahezu verschwunden ist, zu jener Zeit noch ein vitaler Handwerkszweig. 5 Doch der Wandel zeichnete sich mit der zunehmenden Umstrukturierung der Landwirtschaft in der Bundesrepublik ab, und er war auch notwendig, wollte Haren Wohlstand und wirtschaftliche Sicherheit bewahren.
Stadtgeschichte(n)
Das alte Bahnhofsgebäude in Emmeln. In den 1970er Jahren wurde es abgerissen und durch den heutigen Flachbau ersetzt.
Luftaufnahmen des Röchling-Werkes aus den Jahren 1966 und 2003.
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Stadtgeschichte(n)
Die Schmiede Grönniger in Altenberge in den 1930er Jahren.
©Röchling Engineering Plastics SE & Co. KG, Haren/Germany
Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu Anfang der 1970er Jahre Auch in den Folgejahren richtete die Harener Verwaltung ihr Augenmerk auf eine verstärkte Ansiedlung weiterer Gewerbebetriebe. Anfang der 1970er Jahre bemühte man sich wiederholt um eine Anerkennung als Industriestandort, um dadurch in den Genuss öffentlicher Mittel für weitere Betriebsansiedlungen zu kommen. Allerdings schlugen diese Bemühungen fehl. 7
Auf einer Geschäftsreise von Fehndorf nach Stuttgart fahren die Emsländer in der großen Stadt mit einem Taxi. Der Taxifahrer mit ausländischer Herkunft schwäbelt vor sich her. Darauf ein Fehndorfer: „Dei könt hier ja nich mal richtig dützk proaten!“
Im Jahr 1973 stellte sich die Erwerbsstruktur 8 folgendermaßen dar: Von 2.742 gezählten Erwerbspersonen waren 1.741 in den Bereichen Dienstleistung und Verkehr und 791 im produzierenden Gewerbe, welches auch das Bauhauptgewerbe umfasste, beschäftigt. 210 Arbeitnehmer verdienten ihr Brot in der Land- und Forstwirtschaft. Größter Arbeitgeber war auch damals das Röchling-Werk in Altenberge (450 Arbeitnehmer). Weitere nennenswerte Arbeitgeber, die sich vorwiegend im Bereich des neuen Hafens ansiedelten, waren damals die Lingener Wäschefabriken (100 Arbeitnehmer), Brauckmann aus Gladbeck, Behaton (115 Arbeitnehmer), das Ems-Jade-Mischwerk sowie die 1973 angesiedelte Philipp Holzmann AG (106 Arbeitnehmer). Außerdem verfügten die Stahlbauunternehmen Albers und Menke, Berkenheger & Co. (Produktion von Grabenräumgeräten, 16 Arbeitnehmer), Bergmann (Spezialfahrzeuge für den Bau, 20 Arbeitnehmer), in Erika das Bekleidungswerk Niebuhr (65 Arbeitnehmer) und das Tiefbauunternehmen Knoll (122 Arbeitnehmer, 1958 gegründet9) sowie das Bauunternehmen Pinkernell (68 Arbeitnehmer) über nennenswerte Belegschaften.
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Im Jahr 1965 gab es in Haren/Ems 572 gewerbliche Betriebe. Das 1935 errichtete Zweigwerk des Röchling-Konzerns mit 300 Arbeitskräften sowie ein Bekleidungswerk mit 160 Arbeitnehmern waren die größten Arbeitgeber.
Stadtgeschichte(n)
Im Jahr 2008 feierte die Firma Knoll aus Erika 50jähriges Firmenjubiläum.
Das Ferienzentrum Schloß Dankern
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Stadtgeschichte(n)
Fremdenverkehr etabliert sich als neuer Wirtschaftszweig Weil wegen der ausbleibenden Anerkennung als Industriestandort überregionale Fördermittel nicht zu erwarten waren, galt die verstärkte Förderung des Fremdenverkehrs als ein neuer wichtiger Stützpfeiler der örtlichen Wirtschaft. Anlässlich der Einweihung des Harener Wellenbades am 26. Juni 1972 bezeichnete der Harener Stadtdirektor Kley die zunehmende Unterstützung des Tourismus geradezu als einen „Notwehrakt“ – wenn der Stadt schon die Anerkennung als förderungswürdiger Industriestandort nicht zuerkannt werde, sei es nur logisch, verstärkt auf die weiße Industrie zu setzen.10
Schiffsjungenwohnheim aufgrund Nachwuchsmangels zur Jugendherberge umgewidmet. Im Juni 1971 wurde rund um das Wasserschloss Dankern, das im Jahr 1680 im Barockstil erbaut worden war, das Ferienzentrum Dankern eröffnet, das die Entwicklung Harens bis heute prägt.12
Die Anfänge dieses neuen Wirtschaftszweiges in Haren/Ems liegen in der Zeit Ende der 1960er-, Anfang der 1970er Jahre. Bereits 1968 gründeten Harener Unternehmer (Walter Pinkernell und Paul Schulte-Übermühlen) in Hilter einen Natur- und Tierpark.11 Von kommunaler Seite wurde die alte, an der Ems gelegene Schifferberufsschule nebst 1968 öffnete der Natur- und Tierpark Hilter.
1.000.000
800.000
Übernachtungen 1970 bis 2013 600.000
400.000
200.000
`70 `71 `72 `73 `74 `75 `76 `77 `78 `79 `80 `81 `82 `83 `84 `85 `86 `87 `88 `89 `90 `91 `92 `93 `94 `95 `96 `97 `98 `99 `00 `01 `02 `03 `04 `05 `06 `07 `08 `09 `10 `11 `12 `13
3.500 14.500 45.000 105.000 143.000 156.000 173.000 202.798 225.000 242.609 255.000 266.057 334.556 384.025 360.507 356.572 360.958 398.529 422.222 436.918 484.490 503.362 550.299 581.541 583.500 636.886 597.456 685.458 703.264 743.044 782.847 791.549 794.407 797.456 834.800 805.007 822.770 884.481 832.938 879.012 882.725 894.958 932.759 885.560
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Quelle: Übernachtungszahlen 1970–2014 (eigene Erfassung) Stadt Haren (Ems): Jahresberichte ; 1995–2000.
Es ist kein Zufall, dass in jenen Anfangsjahren des Tourismus auch der Verein für Wirtschafts- und Gewerbeförderung gegründet wurde. Dieser am 9. Oktober 1969 auf Initiative des Katholischen Kaufmann-Vereins und des Heimat- und Verkehrsvereins gegründete Verein hatte das Ziel, „die Wirtschaft und das Gewerbe zu fördern, um dadurch die Attraktivität der Stadt Haren zu bessern“15. Ziel war die Verbesserung der Außendarstellung der Stadt Haren/ Ems, was anfangs konkret durch allgemeine Dauerwerbung in den Tageszeitungen, Ausweitung der
Abgesehen von einer kurzen Schwächeperiode Mitte der 1980er Jahre ist ein kontinuierlicher, teilweise rasanter Anstieg der Übernachtungszahlen zu verzeichnen. Von 1972 zu 1973 haben sie um 60.000 zugenommen, was einer der größten Anstiege innerhalb eines Jahres im beobachteten Zeitraum ist. Deshalb kann man sagen, dass sich spätestens in diesen Jahren der Tourismus als Wirtschaftsfaktor in der Harener Gewerbestruktur etabliert hat. Bemerkenswert ist dabei, dass die Entwicklung des Harener Fremdenverkehrs zumindest teilweise gegen den allgemeinen Trend in der Wirtschaft verlaufen ist. Ein Beispiel hierfür sind die Jahre von 1980 bis 1983, als Deutschland eine schwere Wirtschafts- und Finanzkrise durchlebte, während die Übernachtungszahlen in Haren/Ems um 130.000 zunahmen.16 Hieran zeigt sich, dass der Tourismus für Haren/Ems nicht nur eine zusätzliche Einnahmequelle war, sondern
Stadtgeschichte(n)
Geschickterweise ließ man zur Eröffnung die ersten Ferienhäuser von Journalisten „testen“, sodass das Ferienzentrum schneller in Presse und Öffentlichkeit bekannt wurde. Zudem gab es zur Ankurbelung des Geschäfts anfangs Sondertarife für Gäste aus dem nahen Ruhrgebiet und den benachbarten Niederlanden.13 Man kann rückschauend sagen, dass der Baubeginn dieses Ferienzentrums zusammen mit dem Reiterhof Lüssing in Raken und dem Natur- und Tierpark Hilter Berg den Einstieg der Harener Wirtschaft in den neuen Wirtschaftszweig Tourismus, die sogenannte weiße Industrie, markierte.14
weihnachtlichen Festbeleuchtung und die Durchführung des Nikolauszuges erreicht werden sollte. Später kamen Aktionen wie Harener Sommer, Herbst-Einkaufstage und Weihnachtsaktionsverlosungen hinzu. 1993 gestaltete der Verein anlässlich der Fertigstellung des Innenstadtbereichs Alter Markt/Neuer Markt die Einweihungsfeierlichkeiten.
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Urlaub im Schatten des Wasserschlosses – 1971 eröffnete das Ferienzentrum Schloss Dankern
Stadtgeschichte(n)
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Das neue Amisia-Fahrgastschiff 2010
Bei den so guten Zahlen des Fremdenverkehrs darf man nicht vergessen, dass diese kontinuierliche Aufwärtsentwicklung nicht selbstverständlich war und nicht ohne Zutun der Harener geschah. Vielmehr mussten mannigfaltige Projekte in Angriff genommen werden. Die Förderung des Tourismus wurde vor allem in den 1970er Jahren mit Nachdruck vorangetrieben. So wurde 1975 das Fahrgastschiff Amisia in Betrieb genommen, mit dem man auf der Ems Ausflugs- und Kaffeefahrten unternehmen kann. 21 Bis 1977 war die Amisia in Privathand; danach wurde sie von der Stadt Haren (Ems) übernommen. Noch im selben Jahr wurde die Amisia
Fahrgastschiff GmbH & Co. KG mit sechs Gesellschaftern gegründet. Nach einer Verlängerung des Schiffsrumpfs im Jahr 1993, um die Fahrgastzahlen zu erhöhen, wurde die erste Amisia im Juli 2009 durch ein gleichnamiges Nachfolgeschiff ersetzt. Ebenfalls 1975 wurde mit der Ausbaggerung des Dankernsees begonnen, der auf eine Fläche von bis zu 40 Hektar ausgebaut werden sollte und dessen erster Bauabschnitt mit elf Hektar bereits 1977 der Öffentlichkeit übergeben werden konnte. 22 1980 war der Dankernsee, der im Zusammenhang mit Arbeiten für die neue Umgehungsstraße entstand, zur Hälfte fertig 23, 1981 zu drei Vierteln24. Die Restaurierung der Mersmühle, einer im Jahr 1825 errichteten holländischen Kappenwindmühle, wurde seitens des Landkreises, des Kreisheimatvereins, des Stadtheimatvereins und der Stadt ins Auge gefasst 25 und im Juni 1980 abgeschlossen. 26 Ergänzt wurde diese Mühle durch Müllerhaus, Backhaus, Motormühle, Wagenremise und eine Fachwerkscheune. 27 In Raken war 1976 eine Reithalle eröffnet worden. 28
Stadtgeschichte(n)
Die kontinuierliche Aufwärtsentwicklung der Übernachtungszahlen setzte sich auch in den folgenden Jahrzehnten fort: Nachdem 1988 erstmals die 400.000er-Marke erreicht worden war 17, konnten bereits drei Jahre später 504.000 Übernachtungsgäste18 begrüßt werden. Um die Jahrtausendwende war es mit 782.847 Gästen noch einmal etwa ein Drittel mehr.19 Im Jahr 2012 wurde die Marke von 900.000 Übernachtungsgästen erstmals überschritten. 20 Wenngleich es gerade in den letzten Jahren auf derart hohem Zahlenniveau durchaus zu Schwankungen kommen kann – so wurden 2013 „nur“ 885.560 Übernachtungen gezählt – so ist die Entwicklung des Tourismus dennoch uneingeschränkt als ein positiver Faktor für Haren (Ems) zu sehen.
Kontrolle durch das Ordnungsamt am Dankern-See. Viele Damen baden „Oben-ohne“. Es ergeht eine Meldung ins Rathaus. Von dort kommt die Anordnung: „Nichts unternehmen, dass sehen wir uns persönlich an!“
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auch eine, die sich gerade in Krisenzeiten als verlässlich erwies. Damit das so blieb, war es allerdings wichtig und notwendig, die Rahmenbedingungen für eine gedeihliche Entwicklung des Fremdenverkehrs zu schaffen.
Schifffahrtsmuseum am Haren-Rütenbrock-Kanal
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Stadtgeschichte(n)
Kommunale Maßnahmen zur Etablierung des Tourismus Neben den oben erwähnten Unternehmungen privatwirtschaftlicher Natur hatten auch die politischen Entscheidungen einen großen Anteil am Aufblühen des Tourismus. Neben eher indirekten Maßnahmen wie der Attraktivitätssteigerung der vorhandenen Wanderwege durch neue Hinweistafeln und Ruhebänke, Abhaltung von Gartenwettbewerben und der mehrfachen Teilnahme am Wettbewerb „Unser Ort soll schöner werden“ waren Planung und Errichtung des Sport- und Naherholungsgebietes Emspark an der Bundesstraße 408, südlich von Haren, ein wichtiger Punkt in der kommunalen Tourismusförderung. Bereits 1968, als auch die ersten Privatunternehmer aktiv wurden, wurde für den Emspark ein Planungskonzept
aufgestellt und das Emsparkstadion, Wellenfreibad, Hallenbad, Tennisplätze, Schießstand, Campingplatz und Tennishalle dort errichtet. Besonders die Eröffnung des Wellenfreibades im Sommer 1972 steigerte die Attraktivität Harens als touristisches Ziel. Eine weitere Maßnahme, die sich positiv auf die Entwicklung des Fremdenverkehrs auswirken sollte, war die nach dreijähriger Vorlaufzeit erfolgte formelle Besiegelung einer Partnerschaft mit der niederländischen Nachbargemeinde Vlagtwedde am 9. Juni 1972 29; in der Partnerschaftsurkunde wurden für beide Gemeinden „wegen ihrer gleichartigen Landschafts-, Wirtschafts- und Verkehrsstruktur gemeinsame Ziele für die weitere kulturelle, wirtschaftliche und verkehrliche Entwicklung, insbesondere auch im Rahmen der fortschreitenden europäischen Integration“30 hervorgehoben. Beinahe 20 Jahre vor Einrichtung des
Europäischen Binnenmarktes bewiesen die Verantwortlichen beiderseits der Grenze hier bemerkenswerten Weitblick, und es blieb nicht nur bei Abmachungen auf dem Papier, wie mehrere grenzüberschreitende Wander- und Radwege beweisen, die in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Vlagtwedde errichtet wurden31, oder die gemeinsamen Werbestände der Partnergemeinden Vlagtwedde und Haren (Ems) auf der Touristikbörse in Utrecht sowie auf der Camping- und Touristikausstellung in Essen32. Im Juni 1997 wurde das 25-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft mit der niederländischen Nachbargemeinde Vlagtwedde im Rahmen eines umfangreichen Programms in Haren (Ems) gefeiert. 33
Auch auf Landesebene wurden 1974 mit der Aufnahme Harens als Schwerpunktort für Fremdenverkehrsförderung in das Fremdenverkehrsförderungsprogramm des Landes Niedersachsen die Bemühungen der Stadt und ihrer Bürger um Hebung des Tourismus honoriert 37, wenn auch dadurch erhoffte staatliche Fördermittel nicht nach Haren (Ems) flossen. 38 War dieser Umstand einerseits bedauerlich, war man auf der anderen Seite umso stolzer, alle touristischen Einrichtungen ohne öffentliche Förderung geschaffen zu haben. Im Jahr 1976 gab die Stadt erstmals einen Veranstaltungskalender heraus, mit dem die Feriengäste umfassend und systematisch über das touristische Angebot informiert wurden. Überhaupt sind die späten 1970er Jahre von verstärkten flankierenden Anstrengungen zur Unterstützung des Fremdenverkehrs gekennzeichnet. In diesem Zusammenhang sind beispielsweise im Juli 1978 die Einrichtung eines Fremdenverkehrsamtes bei der Stadt 39, im Folgejahr die
Stadtgeschichte(n)
Ebenso vertraten die Stadtväter auf norddeutscher Ebene die Belange des Tourismus. 1973 trat die Stadt Haren (Ems) dem Fremdenverkehrsverband Nordsee-Niedersachsen-Bremen“ bei. 35 Derart intensive Bemühungen zur Verbesserung des Bekanntheitsgrades waren durchaus von Erfolg gekrönt. Bereits 1973 meldete die Stadtverwaltung: „Der Fremdenverkehr mit Erholungsuchenden aus der ganzen Bundesrepublik und dem benachbarten Ausland ist inzwischen zu einem echten Wirtschaftszweig angewachsen.“ 36 Im Jahr 1974 wurde der Stadt das Prädikat „Staatlich anerkannter Erholungsort“ verliehen – eine Auszeichnung, die alle drei Jahre durch erneute Prüfungen bestätigt werden musste.
Die Mersmühle im Mühlenmuseum
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Die gemeinsamen Anstrengungen der Stadt Haren (Ems) mit der niederländischen Partnergemeinde Vlagtwedde mündeten um die Jahrtausendwende schließlich in der Erarbeitung eines grenzüberschreitenden Entwicklungskonzeptes zur Förderung des Tourismus. Auch die Linksemsische Kanalgenossenschaft engagierte sich im Bereich Tourismus mit der durchgehenden Schaffung eines festen Weges am Haren-Rütenbrock-Kanal von der Ems bis in die Niederlande. 34
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Stadtgeschichte(n)
Herausgabe eines Unterkunftsverzeichnisses sowie in Kooperation mit der niederländischen Nachbargemeinde Vlagtwedde die Erarbeitung einer Studie über den grenzüberschreitenden Fremdenverkehr.40 Es war wichtig, die gesamtgesellschaftliche Entwicklung im Auge zu behalten, um im Wirtschaftsfeld Tourismus gut aufgestellt zu sein. Hier waren die Harener durchaus erfolgreich; im Jahresbericht für 1981 zog man folgendes Fazit: „Mit zunehmender Tages-, Wochen- und Jahresfreizeit gewinnt die ‚Weiße Industrie’ als jüngster Wirtschaftszweig zunehmend an Bedeutung.“41 Im selben Jahr 1981 zahlte es sich zudem aus, dass Mittel aus der Gemeinschaftsaufgabe des Bundes und der Länder zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur – Fremdenverkehr – zur Förderung der Tourismusstruktur bereitgestellt wurden. Mit diesen Mitteln wurden Erschließungsmaßnahmen im Feriengebiet Dankern sowie der Ausbau des neuen Campingplatzes, der im Juni 1982 seiner Bestimmung übergeben wurde, im Naherholungsgebiet Emspark gefördert. Diese Bemühungen verschafften Haren auch überregionale Reputation. So wurde Haren 1984 Landessieger im Wettbewerb „Vorbildliche Campingplätze“; auf Bundesebene wurde immerhin der Bronzeplatz erreicht.42
‚Familienurlauber’“, konnte die Stadtverwaltung Ende der 1990er Jahre als Fazit ziehen. Ein weiterer Schwerpunkt der touristischen Werbung waren die sogenannten Aktivurlauber, denen ebenfalls eine gute Infrastruktur geboten wurde. An dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, dass die kontinuierliche Aufwärtsentwicklung des Fremdenverkehrs in den 1970er Jahren von vielen Harener Schiffern kritisch beäugt wurde. So ist etwa im Jahresbericht 1979 der Einwand zu lesen, „daß die Stadt den neuen Wirtschaftszweig ‚Fremdenverkehr’ zu Lasten des traditionellen Erwerbszweigs ‚Schiffahrt’ zu sehr in den Vordergrund rückt“44. Trotz dieser reservierten Haltung arbeiteten allen Seiten mit vereinten Kräften daran, die gute Entwicklung auf dem touristischen Sektor für die anderen Wirtschaftszweige nutzbar zu machen. Beleg hierfür sind beispielsweise die Bemühungen der Harener Schifffahrtsverbände – Nautikclub, St.-Nikolaus-Schifferverein und Gemeinschaft der Harener Binnenschiffer –, ein Schifffahrtsmuseum aufzubauen, wozu die Stadt ihre Unterstützung zusagte. Das Museum nahm eine gedeihliche Entwicklung:
Im Jahr 1999 wurde auf Landkreisebene zur Unterstützung der touristischen Anbieter ein touristisches Leitbild erstellt, wobei in der Ferienregion Haren (Ems) vor allem die Zielgruppe „Familienurlaub“ in den Blick genommen wurde.43 Entsprechend wurden bei der weiteren Planung alles getan, damit sich Eltern mit ihren Kindern als Urlauber rundum wohlfühlen. „Das Gebiet der Stadt mit seinen landschaftlichen Reizen, seinen zahlreichen Rad-, Reit-, Wander- und Wasserwegen und seinen vielfältigen Freizeitangeboten ist besonders prädestiniert für Das Wasserschloß Dankern
1982 wurde das Schifffahrtsmuseum anlässlich der 75-Jahr-Feier des St.-Nikolaus-Schiffervereins durch den Nachbau der Pünte Haren I ergänzt. Für 1983 war der Nachbau der Spitzpünte Helene vorgesehen, durch den das Schifffahrtsmuseum am Haren-Rütenbrock-Kanal, das außerdem den Schlepper August umfasste, vervollständigt werden sollte.45 Heute besteht das Schifffahrtsmuseum neben den drei genannten Schiffen aus dem Wattmotorschiff „Thea-Angela“, dem Seenotrettungsboot „Bruntje“, dem Streckenboot „Haren“ und dem Bereisungsboot „Meppen“; hinzu kommen Schleusenwärterhaus (seit Mitte der 1990er-Jahre)46 und Motorenhalle.47 Aber nicht nur die Schiffer, sondern auch die Agrarwirtschaft suchte die Stadt an der guten Entwicklung des Tourismus teilhaben zu lassen; Beleg ist hierfür der Werbestand „Ferien auf dem Bauernhof“ bei der Emslandschau Ende Juni 1979.48
Deren Bettenangebot wuchs mit Zeitraum von 1996 bis 2000 von 4.708 auf 6.031 Betten, was einen Zuwachs um mehr als ein Viertel bedeutete. 52 Der Hauptanteil fiel hierbei auf das Ferienzentrum Schloss Dankern (1996: 3.540; 2000: 4.230), aber auch Hotels sowie private Ferienhäuser und Ferienwohnungen konnten ihren Anteil in etwa verdoppeln. Einen großen Einbruch hatten die privaten Gasthöfe zu verbuchen, ihre Zahl ging von acht im Jahr 1996 auf fünf im Jahr 2000 zurück. Demgegenüber nahm bei den privaten Ferienhäusern (1996: 9; 2000: 22) und Ferienwohnungen (1996: 9; 2000: 58) die Anbieterzahl jeweils zu. Das ist ein Indiz dafür, dass es neben dem Ferienzentrum durchaus einen nennenswerten privaten Tourismussektor gibt.
67
Stadtgeschichte(n)
Um eine noch effektivere Förderung des Tourismus zu ermöglichen, wurde im Mai 1990 der Fremdenverkehrsverein e. V. Haren – Stadt und Land gegründet49, der in den Folgejahren vielfältige Initiativen wie die Errichtung einer Fahrradverleihstelle im
Stadtkern startete. 50 Solche Initiativen hatten natürlich positive Folgen; es entwickelte sich der Tourismus im Emsland im Gegensatz zum bundesweiten Trend auch 1995 gut. So wurden 1995 über zwei Millionen Übernachtungen (2.040.000) in gewerblichen und privaten Herbergen gezählt, was gegenüber 1.983.000 im Jahr 1994 eine weitere Steigerung war. Die Harener Betriebe hatten an diesen Zahlen den größten Anteil. 51
Das Golf-Resort Gut Düneburg
Die Harener Kleinbahn „Emma“
Entwicklung von Gewerbe und Verkehrsinfrastruktur Neben dem Tourismussektor gab es in Haren natürlich weiterhin produzierendes Gewerbe, Handel/Verkehr, Baugewerbe, Dienstleistungen und Landwirtschaft.
Stadtgeschichte(n)
Insgesamt gab es 1.156 registrierte Harener Gewerbebetriebe im Jahr 1994, worunter vor allem Betriebe der Branchen Holz- und Kunststoffverarbeitung, Kalksandstein- und Betonsteinfabrikation, Maschinenbau sowie Leicht- und Metallbau zu finden sind. 53 Mit Ausnahme der Landwirtschaft, in der nur noch 3,5 Prozent der Beschäftigten ihr Brot verdienten, und dem produzierenden Gewerbe, in dem mehr als ein Drittel der Beschäftigten zu finden waren, lagen die anderen Wirtschaftszweige alle etwa zwischen 10 und 15 Prozent. Dieser Mix zeigt, dass die Harener Wirtschaft eine ausgewogene Gewerbestruktur besitzt und sich auf mehrere Standbeine stützen kann.
Dass die in Haren (Ems) im Zuge der Wirtschaftsförderung geschaffenen Rahmenbedingungen günstig waren, zeigt die positive Wirtschaftsentwicklung in den Jahren 1995 bis 2010, wie aus dem Schaubild zu entnehmen ist. In diesem Zeitraum erhöhte sich die Zahl der Gewerbebetriebe (ohne die Schifffahrtsbetriebe, die hier nicht behandelt werden) von 1.086 auf 2.414, was mehr als einer Verdopplung der Betriebezahl entspricht. Dieser Anstieg lässt sich noch etwas genauer beziffern: Im Zeitraum von 1995 bis 2000 war vor allen Dingen bei den Handelsbetrieben von 194 auf 406 (+212; +109,3 Prozent) eine starke Zunahme zu verzeichnen, ab dem Jahr 2003 nahm dann besonders die Zahl der sonstigen Gewerbebetriebe, wozu vor allem der Dienstleistungssektor zählt, von 731 (2003) auf 1.596
Gewerbearten mit ihrer prozentualen Verteilung an Beschäftigten im Jahr 1994 35,5 % 10,7 %
3,5 %
68
16,8 % 17,3 % 16,2 %
Gewerbeart
Beschäftigte in Prozent
produzierendes Gewerbe
35,5
Handel
10,7
Verkehr
16,8
Baugewerbe
16,2
Dienstleistungen
17,3
Landwirtschaft
3,5
Quelle: MT vom 21.9.1994, Beilage Stadtfest Haren (Ems)
Die Emsländer Baustoffwerke in Emmeln um 1900…
… und im Jahr 2012 (Copyright: Emsland Baustoffwerke)
(2014) zu, was einer Steigerung auf mehr als das Doppelte entspricht. Demgegenüber blieb die Zahl der Handwerks- und Industriebetriebe über den ganzen Zeitraum relativ konstant, wenngleich auch hier eine Steigerung um mehr als ein Drittel zu verbuchen ist (1995: 217; 2010: 302).
Hieran hat die Industrie einen Anteil von 23 Betrieben im Jahr 2014. Insgesamt gesehen macht die Harener Wirtschaftsstruktur einen soliden Eindruck: Handel, Industrie und Handwerk als stabile Standbeine, der Dienstleistungssektor als Wachstumsmarkt.
1600 1400 1200 Industrie, Handwerk Handelsbetriebe Sonstige Betriebe
1000
69
800
Stadtgeschichte(n)
Anzahl der Betriebe aus Handwerk/Industrie, Handel sowie Sonstige Betriebe von 1995 bis 2014
600 400 200
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
0
Quelle: 1995–2000: Bericht zur Wahlperiode 1996–2001; 2001–2005: Bericht zur Wahlperiode 2001–2006; 2006–2009: Bericht zur Wahlperiode 2006–2011; 2009–2014: Stadt Haren (Ems) Fachbereich 2
Entwicklung der Beschäftigtenzahl in Haren (Ems) von 1996 bis 2014
8000 6000 4000
70
Stadtgeschichte(n)
Die gute Wirtschaftsentwicklung nützte auch den Menschen vor Ort, denn die Zahl der Arbeitsplätze stieg im Zeitraum 1996 bis 2014 von 4.354 um 4.249 auf 8.603 (+ 97,6 Prozent). 54 Das folgende Schaubild gibt einen Gesamtüberblick über die Entwicklung: Hier zeigt sich eine ähnliche Entwicklung wie bei den Betriebezahlen: Ab dem Jahr 2003 ist ein rasanter Anstieg zu verzeichnen, der in erster Linie auf die Gewerbeansiedlungen im Umfeld des Eurohafens Emsland zurückzuführen ist. Bemerkenswert ist ferner, dass die Arbeitsplatzdichte (Anzahl der Arbeitsplätze je 1.000 Einwohner), die ein Maßstab für die Versorgung mit Arbeitsplätzen ist, sich von 203 im Jahr 1996 auf 304 im Jahr 2009 erhöht hat. 55 Somit stehen je 1.000 Einwohner seit 2009 im Vergleich zu 1996 101 zusätzliche Arbeitsplätze bereit. Auch noch ein anderer Vergleich lässt die überaus positive Entwicklung der Harener Beschäftigtenzahlen deutlich werden: Nahmen im Zeitraum 2003 bis 2013 die Arbeitsplätze im Land Niedersachsen um 10,8 Prozent zu und im Landkreis Emsland um 27,2 Prozent, so war es in Haren (Ems) eine Steigerungsrate von 72 Prozent.
2014
2013
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2000
1999
1998
0
1997
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Quelle: 1996–1999: Bericht zur Wahlperiode 1996–2001; 2001– 2006: Bericht zur Wahlperiode 2001–2006; 2006-2011: Bericht zur Wahlperiode 2006–2011; 2010-2014: Bundesagentur für Arbeit
Alle diese positiven Fakten sind auf eine verstärkte Förderung aller anderen Wirtschaftszweige neben dem Tourismus seit den 1970er Jahren zurückzuführen. Insbesondere Harens Handwerk und Industrie wurden in den letzten Jahrzehnten durch Schaffung neuer und Erweiterung bestehender Gewerbegebiete56 unterstützt. Im März 1994 wurde Haren (Ems) laut Bekanntmachung im Bundesanzeiger zum Mitort der Gemeinschaftsaufgabe (GA) „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ bestimmt. Dadurch konnten nun Investitionen, die im produzierenden Gewerbe getätigt wurden, durch Bundesmittel gefördert werden. Mithilfe dieser sogenannten GA-Mittel und mit Unterstützung durch den Landkreis Emsland konnte Haren (Ems) bestehende Gewerbegebiete ausbauen (Mühlenberg, Röchlingstraße) und vor allem zusätzliche schaffen. 57 Neben neuen Flächen in Wesuwe, Altenberge/Erika, Rütenbrock und Emmeln, aber auch im Stadtkern ist das größte dieser Gewerbegebiete der Mitte der 1990er Jahre ausgewiesene, anfangs 70 Hektar umfassende Industriepark zwischen Hünteler Straße und B 70 im Bereich Emmeln-Hüntel. Dieses Gewerbegebiet wurde mit dem
Die Bereitstellung von Gewerbegebieten ist eine existenzielle Voraussetzung für eine florierende Wirtschaft. Dementsprechend legte die Stadt Haren (Ems) besonders seit der absehbaren Fertigstellung der A 31 und der Planung des Eurohafens verstärkt das Augenmerk auf die Ausweisung ausreichender Gewerbeflächen, deren Bestand seit der Neuausrichtung des Internetsauftritts im Jahr 2001 auch online abrufbar ist. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Entwicklung des Bestandes an Gewerbeflächen zwischen 2001 und 2010.
Zusätzlich wurde neben den Gewerbegebieten zusammen mit dem Landkreis Emsland und der Stadt Meppen, die dazu am 25. März 2003 die „Euro-Hafen Emsland-Mitte Entwicklungs- und Bau GmbH“ gründeten, für 21 Millionen Euro der Eurohafen Emsland realisiert. 59 Baubeginn des Eurohafens Emsland war am 22. Mai 2006. Die Anlage besteht aus dem 950 Meter langen Stichkanal, der für Begegnungsverkehr ausgelegt ist, nebst Wendebecken und drei Liegeplätzen (1. Bauabschnitt), Eisenbahnanschlussgleis an die Emslandstrecke Rheine–Norddeich (2. Bauabschnitt) und 570 Meter Kaianlagen (3. Bauabschnitt). Die eigentliche Wasserfläche umfasst vier Hektar, die Umschlagflächen drei Hektar. Die Eröffnung dieses etwa 42 Hektar großen Hafens, der für Großmotorgüterschiffe mit einer Länge von 110 Metern und einer Breite von 11,45 Metern bei 2,80 Meter Tiefgang und Tragfähigkeit von 2.100 Tonnen ausgelegt ist, mit vier Umschlagliegeplätzen war im Oktober 2007. Die Gesamtkosten des Hafenprojekts betrugen etwa 21,7 Millionen Euro, die vom Land Niedersachsen, dem Landkreis Emsland sowie den beteiligten Kommunen Haren (Ems) und Meppen aufgebracht wurden, wovon rund 16,3 Millionen Euro auf den eigentlichen Hafenbau und die Erschließung des zugehörigen 23 Hektar großen Gewerbe-/Industriegebietes entfielen.
71
Zwischen 2001 und 2010 wurde die Gewerbefläche von 333,5 Hektar um 91,88 Hektar auf 425,38 Hektar erhöht, was einer Zunahme um 27,6 Prozent entspricht. Die tatsächlich genutzte Gewerbefläche nahm im selben Zeitraum von 169,90 Hektar um 39,55 Prozent auf 237,10 Hektar zu, was ein weiterer Beleg für das Wachstum der Harener Wirtschaft ist. Trotz des schnellen Wachstums standen
an den Stichtagen immer mindestens 55 Hektar ausgewiesene und noch verfügbare Gewerbeflächen zur Verfügung.
Stadtgeschichte(n)
angrenzenden Gewerbegebiet der Stadt Meppen erschlossen. 1994 hatte es bereits einen Ausbaustand von 87 Hektar. In den Jahren 1997–1998 wurde mit der Errichtung eines Industriestammgleises auf Harener Stadtgebiet und von der Stadtgrenze bis zum Kraftwerk Hüntel auf Meppener Stadtgebiet der Eisenbahnanschluss hergestellt, in 1997 wurde die Verbindung zur B 70 gebaut. 58 Seine endgültige Größe umfasst rund 450 Hektar.
Datum
Bruttofläche
Nettobaufläche
vergeben
verfügbar
31.12.2001
333,50
224,80
169,90
54,90
31.12.2006
406,70
275,40
198,60
76,70
31.12.2010
425,38
292,57
237,10
55,50
Quelle: 31.12.2001: Bericht zur Wahlperiode 1996–2001; 31.12.2006: Bericht zur Wahlperiode 2001–2006; 31.12.2010: Bericht zur Wahlperiode 2006–2011
72
Stadtgeschichte(n)
Das Rothkötter Kraftfutterwerk am Eurohafen.
Seitdem haben sich Güterumschlag und die Zahl der anlegenden Schiffe positiv entwickelt. Zwischen 2009, dem ersten statistisch voll erfassten Jahr mit 260.103 Tonnen und 2014 mit 557.314 Tonnen hat sich der Güterumschlag um 114 Prozent mehr als verdoppelt. Seit 2011 legen jedes Jahr etwa zwischen 500 und 600 Schiffe in Haren (Ems) an.60 Kurz nach der Inbetriebnahme des Eurohafens wurden von den 23 Hektar des angrenzenden Gewerbe-/Industriegebietes bereits rund 7,6 Hektar an die Firmen Barlage GmbH (Anlagenbau), Rothkötter Kraftfutterwerk und Sibobeton/Reese übergeben, die dort Betriebsstätten errichteten. Das größte Unternehmen, das sich bisher im Industriepark Eurohafen angesiedelt hat, ist die Emsland Frischgeflügel GmbH, die bereits im Jahr 2003 im Industriegebiet am Eurohafen ihren Betrieb aufnahm.61 Dieses Industriegebiet entwickelte sich durch die Ansiedlung ebendieser Firma sehr positiv und stieß bereits 2007/2008 an seine Grenzen, sodass im Jahr 2008
der Landkreis Emsland weitere Flächen im Umfang von 11,6 Hektar verkaufte, womit der Firma Emsland Frischgeflügel Erweiterungsflächen und den ansiedlungsinteressierten Unternehmen Stahlbau Menke und Senwatec, tätig im Bereich Umwelt- und Gewässertechnik, neue Industrieflächen zur Verfügung gestellt werden konnten. Beide Unternehmen errichteten dort in der Folge Betriebsgebäude.62 Ein weiterer Meilenstein war die Ansiedlung der Firma Enercon im Industriepark Eurohafen, die dort eine Fabrik zur Fertigung von Rotorblättern und Bauteilen für Windenergieanlagen auf einer Fläche von circa 18 Hektar errichtete. Bei der Entscheidung für Haren als weiteren Produktionsort fielen neben den dort erwarteten „qualifizierten Fachkräften“ und der Nähe zum Hauptsitz in Aurich vor allem Straßen- und Bahnanschluss, insbesondere aber auch der Hafenzugang positiv in die Waagschale. Baubeginn des neuen Rotorblattwerks war im Sommer 2011, die offizielle Einweihung im Juni 2013.63
„Nu is der Junge bekloppt. Nach einem Jahr ist der Betrieb schon kaputt.“ – Reaktion des Vaters von Heinrich Gerdes als dieser 1991 die erste moderne LaserMaschine kaufte. Später bestaunte er die neue Technik und bestellte ohne Wissen seines Sohnes eine weitere.
Außer der Schaffung von Gewerbegebieten ist deren überregionale Vernetzung für die Harener Gewerbebetriebe überlebenswichtig. Neben dem Wasserweg über Ems/Dortmund-Ems-Kanal und der erwähnten Eisenbahnstrecke, die schon seit langer Zeit bestanden, kam Mitte der 1990er Jahre der Anschluss an die neu gebaute, in Nord-Süd-Richtung verlaufende Autobahn 31 als weiterer positiver Standortfaktor hinzu. Haren (Ems) hat zwei Autobahnanschlüsse: Haren (Ems) (Nr. 19) und Wesuwe (Nr. 20). Der Anschluss nach Norden wurde im März 1993 hergestellt, der nach Süden mit der Freigabe des Streckenabschnitts Haren(Ems)–Twist im Oktober 1994.64 Mit der Gesamtfreigabe der Autobahn im Jahr 2004 steht die durchgängige Verbindung ins Ruhrgebiet. Auch in die benachbarten Niederlande bestehen durch den vierspurigen Ausbau der N 37 von Hoogeveen bis Twist/ Schöninghsdorf gute Straßenverbindungen. Des Weiteren tragen südlich von Haren (Ems) die Verbreiterung der B 402 von der A 31 Richtung Niederlande sowie die das Stadtgebiet berührenden Bundesstraßen
73
Ein weiteres neues Gewerbegebiet ist der Gewerbepark A 31 bei der Anschlussstelle Wesuwe, der parallel zur Fertigstellung der Emslandautobahn eröffnet wurde. Einer der ersten Ansiedlungen war die Firma Dulle Mobile GmbH (Handel und die Wartung von Wohnmobilen). Ein weiterer Zuwachs an Gewerbeflächen war im Bereich Röchlingstraße zu verzeichnen, wo das dortige Gewerbegebiet für die Erweiterung der Firma Röchling um circa 11,5 Hektar vergrößert wurde.
Stadtgeschichte(n)
Enercon-Werk im Industriepark Eurohafen
74
Stadtgeschichte(n)
Spatenstich im März 2015 für ein neues Feldspritzenwerk der Firma Lemken im Gewerbegebier an der A31
70 und 408 zur guten Verkehrserschließung bei. Zudem konnte mit Mitteln des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes der nördliche Stadtring gebaut werden.65 Die seit einigen Jahren ins Auge gefasste Verbreiterung der B 402/B 213 von Meppen zur A 1 wird die Attraktivität Harens als Wirtschaftsstandort und Tourismusziel durch die verbesserte Erreichbarkeit weiter erhöhen. Betrachtet man die Entwicklung der Harener Wirtschaft von 1965 bis heute – und das gilt auch für die Zeit vor 1965 –, lässt sich folgendes Fazit ziehen: Dieser Wille, die Notwendigkeit eines Wandels zu erkennen und sich den Gegebenheiten zu stellen, ist ein charakteristisches Merkmal der Harener Wirtschaftsgeschichte. Schon zu Zeiten, als die Agrarwirtschaft in Deutschland noch
Haupterwerbszweig war, waren die Harener aufgrund der niedrigen Lage ihrer Grundstücke an der Ems gezwungen, vermehrt auf die Schifffahrt zu setzen. Als dann die Binnenschifferei nicht mehr genug abwarf, wagte man den Schritt aufs offene Meer, als es auch hier ungesunde Konkurrenzsituationen gab und die Anerkennung als Industriestandort versagt blieb, setzte man verstärkt auf den Tourismus.66 Hier kooperierte man vor allen Dingen mit den niederländischen Nachbarn im Sinne eines Europas der Regionen. Die Blickrichtung nach Europa hat vor allem mit der Eröffnung des Eurohafens und der Fertigstellung der A 31 dafür gesorgt, dass Haren (Ems) auch die einst staatlicherseits versagte Anerkennung als Industriestandort zusammen mit der Region aus eigener Kraft erreicht hat.
Fußnoten 33 Bericht zur Wahlperiode 1996-2001.
Michael Schmidt: Wirtschaft und Verkehr im Herzogtum ArenbergMeppen 1815-1875 (= Emsland/Bentheim. Beiträge zur Geschichte. Bd. 13), Sögel 1997, S. 313.
38 Jahresbericht 1976, S. 72, Jahresbericht 1977, S. 80.
3
Ebenda, S. 318.
4
Vergleiche Beitrag Haverkamp, S. 3.
5
Siehe dazu: Michael Schmidt: „Derartig elastisch, daß sie oft erst mit dem Tod des Meisters verschwinden werden“ Die emsländischen Stellmacher in der Nachkriegszeit, in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes 47 (2001), S. 33-46.
34 Bericht zur Wahlperiode 1996-2001. 35 Jahresbericht 1973, S. 52. 36 Jahresbericht 1973, S. 52. 37 Jahresbericht 1974, S. 58.
39 Jahresbericht 1978, S. 89. 40 Jahresbericht 1979, S. 98; Jahresbericht 1980, S. 104. 41 Jahresbericht 1981, S. 114. 42 Jahresbericht 1984, S. 140. 43 Bericht zur Wahlperiode 1996-2001. Auch für das Folgende. 44 Jahresbericht 1979, S. 93. Auch für das Folgende. 45 Jahresbericht 1982, S. 125.
6
Osnabrücker Tageblatt vom 2. 12. 1965. Auch für das Folgende.
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Jahresbericht 1971, S. 26.
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MT vom 31. 5. 1973, Ortsporträt Haren. Auch für das Folgende.
47 Siehe im Internet http://www.heimatverein-haren-ems.de/front_ content.php (aufgerufen am 12. 7. 2014).
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Jahresbericht 1983, S. 137.
48 Jahresbericht 1979, S. 98.
46 MT vom 30. 7. 1994, Beilage Ortsporträt Haren (Ems).
10 MT vom 31. 5. 1973, Ortsporträt Haren.
49 Jahresbericht 1990, S. 201.
11 MT vom 30. 7. 1994, Beilage Ortsporträt Haren (Ems). Auch für das Folgende.
50 MT vom 30. 7. 1994, Beilage Ortsporträt Haren (Ems).
12 Jahresbericht 1971, S. 26. 13 MT vom 31. 5. 1973, Ortsporträt Haren. 14 Vergleiche Jahresbericht 1972, S. 41. 15 MT vom 21. 9. 1994, Beilage Stadtfest Haren (Ems). Auch für das Folgende.
51 MT vom 30. 8. 1997, Beilage 20 Jahre Landkreis Emsland. 52 Bericht zur Wahlperiode 1996-2001. Auch für das Folgende. 53 MT vom 30. 7. 1994, Beilage Ortsporträt Haren (Ems). Auch für das Folgende. 54 Bericht zur Wahlperiode 1996-2001.
16 Jahresbericht 1983, S. 128.
55 Bericht zur Wahlperiode 1996–2001 und Bericht zur Wahlperiode 2006–2011.
17 Jahresbericht 1988, S. 182.
56 Jahresbericht 1984, S. 143.
18 Jahresbericht 1991, S. 209.
57 MT vom 21. 9. 1994, Beilage Stadtfest Haren (Ems).
19 Bericht zur Wahlperiode 1996-2001.
58 Bericht zur Wahlperiode 1996-2001.
20 Entwicklung der Übernachtungszahlen: eigene Datenerfassung Stadt Haren (Ems)
59 Für das Folgende siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Eurohafen_ Emsland (aufgerufen am 15. 7. 2014) und Bericht zur Wahlperiode 2001–2006 und Bericht zur Wahlperiode 2006–2011.
21 MT vom 30. 7. 1994, Beilage Ortsporträt Haren (Ems). 22 Jahresbericht 1977, S. 80. 23 Jahresbericht 1980, S. 104.
60 Präsentation für den Neujahrsempfang CDU-Ortsverband Altenberge-Erika.
24 Jahresbericht 1981, S. 114.
61 http://de.wikipedia.org/wiki/Emsland_Frischgeflügel (aufgerufen am 15. 7. 2014).
25 Jahresbericht 1975, S. 66.
62 Bericht zur Wahlperiode 2006–2011..Auch für das Folgende.
26 Jahresbericht 1980, S. 104.
63 www.enercon.de/de-de/2194.htm (aufgerufen am 22. 4. 2015).
27 MT vom 30. 7. 1994, Beilage Ortsporträt Haren (Ems).
29 Jahresbericht 1972, S. 38.
64 Michael Schmidt: Unternehmen Lückenschluss. Die Geschichte der Emslandautobahn A 31. Unter Mitarbeit von Heiner Schüpp (=Emsland/Bentheim. Beiträge zur Geschichte Band 23), Sögel 2014, S. 69 und S. 87.
30 Jahresbericht 1972, S. 44.
65 MT vom 30. 7. 1994, Beilage Ortsporträt Haren (Ems).
31 Jahresbericht 1984, S. 140.
66 Vergleiche Osnabrücker Tageblatt vom 3. 12. 1965, Sonderseite, und MT vom 31. 5. 1973, Ortsporträt Haren.
28 Jahresbericht 1976, S. 72. Auch für das Folgende.
32 Jahresbericht 1989, S. 191; Jahresbericht 1990, S. 201.
Stadtgeschichte(n)
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Eine Skizzierung der Harener Wirtschaftsstruktur im 19. Jahrhundert und der Bedeutung des Eisenbahnanschlusses findet sich in Michael Schmidt: Wirtschaft und Verkehr im Herzogtum ArenbergMeppen 1815-1875 (= Emsland/Bentheim. Beiträge zur Geschichte. Bd. 13), Sögel 1997, S. 268 ff., insbesondere S. 272/273. Zur außergewöhnlichen Bedeutung der Verkehrswirtschaft vergleiche auch die Karte auf S. 277.
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Stadtgeschichte(n)
Das Heimathaus Altenberge
„Wenn se die vroagen, dan must du dat daun!“ Antwort vieler Frauen auf das ehrenamtliche Engagement ihrer Männer. Frei übersetzt: „Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau!“ – oder umgekehrt.
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Stadtgeschichte(n)
Altenberge
Der Beschluss zur Gründung einer neuen Kolonie fällt Ende August 1810 in Altharen. Da die Siedlung mit 55 Hofstellen ihren Mittelpunkt auf dem höchsten Hügel, dem „Alten Berge“ hat, steht nach einiger Diskussion der Ortsname Altenberge fest. Von den Lindloher Nachbarn werden die Altenberger „Neubürger“ zunächst mit Schaufelstielen, Keulen und Düngerhaken „begrüßt“. Aus Sicht der älteren Moorkolonisten sind die Neusiedler wohl Konkurrenten bei der Bewirtschaftung der ohnehin kargen Acker- und Weidenflächen.
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Stadtgeschichte(n)
Um die Jahrhundertwende leben 394 Einwohner in Altenberge. Es gibt eine Ziegelei, eine Windmühle und eine Schule. Der Bau von Entwässerungskanälen links der Ems ist Erwerbsquelle für diejenigen, die keinen eigenen Hof bewirtschaften. Mit der Erfindung des Kunstdüngers im Jahr 1885 und der Industrialisierung kommt der wirtschaftliche Aufschwung auch in Altenberge. Heute leben dort rund 1.200 „Ollenbarger“. Mit 700qm Fläche hat Altenberge seit 2010 einen der größten Verkehrskreisel Norddeutschlands, auf jeden Fall aber den schönsten! Fleißige Helfer des örtlichen Heimatvereins sorgen dafür, dass das Rondell im Bereich Süd-Nord-Straße/ Dorfstraße stets gepflegt aussieht. „Grenzland Helau“ heißt es im Karneval auch in Altenberge. Der größte Karnevalsumzug der Region führt die zahlreichen Wagen, Fußgruppen und Spielmannszüge von Rütenbrock, über Erika nach Altenberge. In der Reithalle Altenberge mündet das bunte Treiben alljährlich in einer großen Rosenmontagsparty, ehe am Aschermittwoch wieder alles vorbei ist.
Heinz Wösten Jahrgang 1942, ist bis heute seinem Geburtsort Altenberge treu geblieben. Gemeinsam mit seiner Frau Sini – beide haben sich auf der Kirmes in Rütenbrock kennengelernt - wagte er 1973 den Weg in die Selbständigkeit. Heute wird das Baugeschäft Wösten in zweiter Generation mit rund 60 Angestellten geführt. Wösten engagierte sich daneben in Vereinen und Verbänden, war u.a. Vorstandsmitglied der Bau-Innung, Mitglied im Kirchenvorstand und 16 Jahre Vorsitzender der Schützengilde Altenberge, dort 1989 König und von 2001 bis 2011 Ortsvorsteher in Altenberge.
Gab es ansonsten Vorbehalte gegen die „neue“ Stadt Haren (Ems)? Bei der Stadtwerdung 1965 fragten wir uns schon, was dass denn nun werden soll. Anfang der 70er Jahre kam dann die Diskussion zur Gemeindereform. Die SüdNord-Straße trennte eigentlich die Stadt Haren vom Rest. Deshalb gab es auch Bestrebungen für eine West-Gemeinde. Rütenbrock lockte mit der Aussicht auf ein eigenes Krankenhaus oder ein neues Schwimmbad. Kindergarten, Schule, Kirmes gab es ja dort bereits schon. Die Argumente für Haren überwogen allerdings.
Die Firma von Bürgermeister Pinkernell durfte Ende der 70er das neue Rathaus in Haren (Ems) bauen. Wurmte das den Bauunternehmer Wösten? Überhaupt nicht, denn Pinkernell war ein angesehenes, leistungsstarkes Unternehmen. Wir waren viel mit unserer eigenen Geschäftsentwicklung beschäftigt und sind stolz darauf, dass wir die Zeiten der Stagnation gut überstanden haben. Man stelle sich einmal vor: Bis Ende der 80er Jahre haben wir noch Luftschutzkeller gebaut, dann kam die Wende und der Zuzug aus dem Ostblock. Heute erleben wir wieder einen Boom im Mietwohnungsmarkt. Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir für einen Auftrag in den Niederlanden vor dem Schengener Abkommen sämtliche Baumaterialien beim Zoll anmelden mussten. Heute sind emsländische Unternehmen bundesweit und international gefragt, weil Qualität und Preis stimmen.
In Ihrer Zeit als Ortsvorsteher hatten Sie auch die Interessen des Ortsteils zu vertreten. Die Themen waren und sind überall identisch: Ausbau der Straßen und Plätze, Entwässerung, Wohnbauentwicklung sowie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Kernstadt und Ortsteilen. Das ist im Rückblick in den letzten 50 Jahren gut gelungen. Mein Wunsch ist es, dass es möglich bleibt, alle Infrastruktureinrichtungen zu erhalten. Grundvoraussetzungen ist, dass den Menschen in allen Ortsteilen Wohnen und Arbeiten ermöglicht wird.
Stadtgeschichte(n)
Nein, das kann man so nicht sagen. Bei der Gründung 1973 existierte ja noch die Gemeinde Altenberge, als wir dann 1975 an die Röchlingstraße umzogen, waren wir dort nach Röchling und Büter erst das dritte Unternehmen. Die neue Stadtverwaltung stand uns dabei hilfreich zur Seite und hat die Firmenentwicklung immer sehr positiv begleitet.
Dazu gab es mit Gerd Knoll einen einflussreichen Fürsprecher, der bereits die Zusammenarbeit zwischen Erika und Altenberge vorangetrieben hatte.
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Herr Wösten, hatte die Gemeindereform 1974 Auswirkungen auf Ihr Unternehmen?
Stadtgeschichte(n)
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Die Katholiken aus Emen waren mehrfach unterschiedlichen Kirchengemeinden zugeordnet. Sie gehörten mal zu Lathen und damit zum Dekanat Hümmling, mal nach Haren und damit nach Meppen. Daraus ergab sich die Situation, dass die Kommunionkinder aus Emmeln zur Vorbereitung eine Hostienbäckerei besuchen durften, die Mitschüler aus Emen dagegen nicht.
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Treffpunkt für Jung und Alt – Das Dorfgemeinschaftshaus Emen.
Stadtgeschichte(n)
Emen Raken
„Ein Dorf mit weniger als 100 Leuten ist eher eine Großfamilie“ – Bernhard Nie sorgt sich um den demografischen Wandel.
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Stadtgeschichte(n)
Die Mariengrotte ist alljährlich am KarfreitagAusgangspunkt der Rakener Kreuztracht.
„Klein, aber fein“ ist die Devise, wenn von den zwei kleinsten Ortschaften im Stadtgebiet die Rede ist. Wie abwechslungsreich das Landschaftsbild der beiden Orte ist, verdeutlichen bereits die Namen der Erholungsgebiete „Emener Schweiz“ und Rakener Heide“. Ein rund drei Kilometer langer Radweg, der „Alte Schulweg Raken“ verbindet die Ortschaften miteinander, die Lebensmittelpunkt für 312 Einwohner sind. Ein generationenübergreifender Zusammenhalt und das Bewahren von Traditionen prägen beide Dörfer. Entsprechend findet sich an zentraler Stelle in Emen ein erst 2012 saniertes Dorfgemeinschaftshaus, in dem regelmäßig Veranstaltungen und Zusammenkünfte der Einwohner stattfinden. Emen ist zudem eine historisch gewachsene Dorfsiedlung in sogenannter Haufenform. Ein besonderes
Ausflugsziel ist die Salzgrotte, die Linderung gegen zahlreiche Beschwerden verspricht oder einfach zum Entspannen einlädt. Was den Wellnessfreunden der Ortsteil Emen, ist den Pferdefreunden die Ortschaft Raken. Drei Tage im Jahr steht Raken ganz im Zeichen des Pferdesports und ist Austragungsort des „Großen Preises von Haren (Ems)“. Die Springreiter- und Dressurelite des gesamten Weser-Ems Raum trifft sich dann auf dem Reiterhof Lüssing zum traditionellen Spring- und Dressurturnier. Seine Nähe zur Ems unterstreicht Raken mit dem Wohnbaugebiet „Wohnen am Wasser“. Ein geplanter Sportboothafen mit 78 Stellplätzen grenzt unmittelbar an das Neubaugebiet an der Rakener Straße. Wo sonst kann man direkt vor der eigenen Haustür vor Anker gehen?
Frau Lüßing, wie sind Sie Ende der 60er Jahre zum Pferde-Tourismus gekommen?
Hat sich die Gemeindereform 1974 auf ihren Betrieb ausgewirkt?
Danach hat sich der Betrieb ja kontinuierlich weiterentwickelt.
In der Zeitung war die Anzeige einer Frau veröffentlicht: „Suche für mich und mein Islandpferd eine Unterkunft im Raum Lingen-Meppen.“ Darauf haben wir geantwortet und so unsere erste Urlauberin geworben. Nach den ersten Erfahrungen sagte unser Reitlehrer: „Sorgt ihr für die Unterkünfte, ich besorge euch die Gäste!“ Und so kam es dann auch. Die erste Touristin zog dann übrigens später nach Haren und wurde Lehrerin an der Realschule.
Der Gemeinde Raken ging es wegen der Werften finanziell eigentlich ganz gut. Um die Wirtschaftswege kümmerte sich die Teilungsinteressengemeinschaft. Über den Ausbau gab es durchaus mal hitzige Diskussionen. Nachdem unsere Scheune in den 70er Jahren abgebrannt war, hatten wir Glück, dass die Stadt Haren (Ems) großes Verständnis für unsere Bedürfnisse hatte und uns bei den Neubauplänen sehr behilflich war. Wir haben erstmal ohne Baugenehmigung angefangen, wir mussten ja zum Saisonbeginn fertig werden. Oberkreisdirektor Brümmer hatte die Idee, das Ganze als „Gewerbe in Verbindung mit Landwirtschaft“ nachträglich zu genehmigen. Und so kam es dann auch.
Die Harener waren anfangs schon skeptisch. Manche lästerten: Islandponys – das sind ja gar keine richtigen Pferde. Das wird nicht gutgehen. Heute profitieren wir besonders von den Wochenendurlaubern, die uns über die A 31 schnell erreichen können. Seit dem Lückenschluss kommen auch vermehrt Gäste aus Ostfriesland. Die Urlauber werden anspruchsvoller, sind aber auch bereit, für Qualität mehr Geld auszugeben.
Ich schätze an den Harenern besonders ihre Art, immer geradeaus ihre Meinung zu sagen und nicht hintenrum zu sticheln. Diese Besonderheit sollten wir uns erhalten.
Ursula Lüßing Jahrgang 1934, hat gemeinsam mit ihrem bereits verstorbenen Mann seit 1969 den landwirtschaftlichen Betrieb der Familie zu einem Reiterhof mit 40 Ferienwohnungen umgewandelt. Heute unterhält das Unternehmen 30 eigene und weitere Pensionspferde. Viele Gäste bringen ihre eigenen Pferde mit in den Urlaub. Auf dem Hof Lüssing werden auch überregional bedeutende Turniere und Sichtungslehrgänge durchgeführt.
Stadtgeschichte(n)
Das stimmt. Ich komme gebürtig aus Flechum. Mein Mann und ich lernten uns über die Landjugend kennen, da war ein reger Austausch zwischen Haselünne und Haren. Raken kannte ich damals jedoch noch nicht. Einigen unserer Gäste ging es ähnlich. Heute kommen sie schon in der 2. oder 3. Generation zu uns oder sind inzwischen in die Region gezogen.
Haben Sie Wünsche zum 50. Geburtstag der Stadt?
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Sie selbst sind ja auch eine „Zugezogene“.
Herr Nie, wie hat sich die Landwirtschaft in den letzten 50 Jahren gewandelt? Das ist nicht vergleichbar. Damals wurde man als Bauer geboren. Es gab nur „Du musst“, nicht „Du kannst“. Landwirtschaft geht nur ganz oder gar nicht. In Emen gab es in den 60er Jahren zehn Vollerwerbslandwirte, heute nur noch einen. Die Dorfgemeinschaft funktionierte über die gegenseitige Unterstützung, jeder half jedem, besonders bei der Mais- und Kartoffelernte. In den Emsweiden liefen Milchkühe und Rinder, heute nur noch Hobbypferde.
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Stadtgeschichte(n)
Bei Ihnen kam hinzu, dass der Vater auch noch Bürgermeister war?
den 60er Jahren gab es sogar die Diskussion, eine neue Schule zentral in der Samtgemeinde Emmeln neu in der Mitgliedsgemeinde Raken zu bauen.
Gab es Unterschiede von der Gründung der Samtgemeinde zur Reform 1974? Oh ja, denn 1965 blieb Emen ja selbstständige Mitgliedsgemeinde. Vom Überschuss der ausgestellten Anglerscheine wurde z.B. regelmäßig ein Gemeindeausflug bezahlt. Das änderte sich mit der Gemeindereform. Sie wurde skeptisch gesehen.
Gibt es dafür ein Beispiel?
Unsere „große Küche“ – war auch Rathaus und Wahllokal. Hier machten 5, 6 Leute die Dorfpolitik. Die Moorkultivierung sowie der Graben- und Wegebau im Zuge des Emslandplans waren wichtige Themen. Erst Ende der 50er Jahre kam die erste befestigte Straße, bis dahin gab es nur Sand- und Schotterwege. Anfangs musste ich noch mit dem Rad zur Schule nach Emmeln, später fuhr ein Bus. In
Die Stadt Haren (Ems) musste eine Eichenschutzsatzung durchsetzen, die das Fällen untersagte. Es kam zu einer heißen Diskussion, welche Bäume betroffen seien, ob sie auf privatem oder öffentlichem Grund standen. Innerhalb weniger Monate wurden einige noch schnell gefällt. Stadtdirektor Kley musste damals unter Polizeischutz in Emen ermitteln. Er war bis zum Ende seiner Amtszeit nie wieder dienstlich in Emen.
Danach hat es sich aber wieder entspannt. Unter Stadtdirektor Schultejans entwickelte sich eine neue Atmosphäre. Durch die Dorferneuerung konnte der Flickenteppich auf dem Esch beseitigt werden, eine Außenbereichssatzung ermöglichte jungen Familien der Hausbau. Das Dorfleben hat sich jüngst wieder entwickelt. Wir sind mit unserer Rolle als Wohn- und Schlafdorf mit ein bisschen Landwirtschaft in erreichbarer Nähe der Innenstadt sehr zufrieden. Selbstständig hätte sich Emen niemals halten können, nicht zuletzt aufgrund des geringen Steueraufkommens.
Haben Sie dennoch Wünsche zum 50. Geburtstag? Es müssen weiter Möglichkeiten geschaffen werden, dass sich jedes Dorf im eigenen Tempo weiterentwickeln kann. Für Emen sind meine Wünsche bescheiden: Vielleicht die Beleuchtung des Radweges nach Raken, die bessere Ausleuchtung des Dorfkerns. Dazu sind die Reitwege zu beobachten, zum Teil werden Pfade und Gräben ausgetreten.
Bernhard Nie Jahrgang 1950, ist als ältestes von sieben Kindern in Emen geboren. Zunächst übernahm er 1974 den elterlichen Hof, später verpachtete er den Landbesitz. Nie war in vielen Vereinen und Verbänden aktiv, so u.a. stellvertretender Vorsitzender der Landjugend, im Kreislandvolk im landwirtschaftlichen Ortsverein und im Schützenverein Emmeln. Sein Vater war von 1952 bis 1972 zunächst Bürgermeister der Gemeinde Emen, später auch der Samtgemeinde Emmeln. Bernhard Nie wirkte von 1991 bis 2011 als Ortsvorsteher bzw. Ortsbeauftragter seines Dorfes.
Kleine Schmugglerkunde
Der kleine Bernd war zum Einkauf in den nahen Niederlanden eingeteilt. Auf seiner Rückkehr geriet er in eine Kontrolle, bei der eine zu große Menge Kaffee und Tee festgestellt worden war. Die pflichtbewussten deutschen Zollbeamten ließen den Jungen erst weiterziehen, nachdem er sämtliche Strafzölle mit seinem restlichen Taschengeld beglichen hatte.
EU-Binnenmarkt vor der Grenzöffnung: Die Niederländer fahren bestellte Ware am Tag in kleine Schuppen unmittelbar vor der Grenze, nachts leeren Kuriere die „toten Briefkästen“.
„Habt Ihr keinen anderen Bürgermeister, der vielleicht nicht so stark vorbestraft ist?“ – Anfrage der Kommunalaufsicht an eine Gemeinde vor der Gebietsreform.
Als die Grenzgänger noch kontrolliert wurden, fiel auch so manche Frau mit üppigen Formungen auf. Die männlichen Kontrolleure durften jedoch keine Leibesvisitationen vornehmen. Stattdessen mussten die vermeintlichen Delinquentinnen Platz an der warmen Heizung nehmen. Butterdiebstähle wurden so binnen kurzer Zeit entdeckt.
Stadtgeschichte(n)
Ware lässt sich unauffällig in Eimern transportieren, die man immer bei sich trägt, egal ob leer oder gefüllt. Doch Achtung: Zöllner können auch auf einem Baum sitzen, um in die Eimer zu schauen und die Ware zu kontrollieren.
Noch unauffälliger geht es, wenn man eine enge Doppelreihe Bäume und Sträucher bis an die Grenze pflanzt zwischen denen man sich scheinbar unbeobachtet bewegen kann.
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Schnaps aus der eigenen Brennerei lässt sich am besten in Wärmflaschen am Körper von Frauen transportieren. Die Zöllner verzichten meist aufgrund der Leibesfülle auf eine detaillierte Kontrolle.
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Stadtgeschichte(n)
Kapitel III
Harener Schifffahrt im Wandel der Zeit Text Reinhard Wessels
Schon vor 1400 wandten sich die Neu-Harener aus wirtschaftlicher Not der Flussschifffahrt auf der Ems zu und kauften Waren an der Küste auf, um sie mit Gewinn im Landesinneren zu veräußern. „Lewer en lütt Herr – as en groot Knecht“ war Jahrhunderte lang das Motto des selbstständigen Püntkers aus Haren. In den Reihen der Schifffahrtstreibenden vererbte sich der schwere Beruf des Püntkers oft vom Vater auf den Sohn und damit auch die Kenntnis von zahlreichen Untiefen der Ems, die ein Befahren des stets wechselnden Fahrwassers mit großen Schwierigkeiten verknüpfte.
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Stadtgeschichte(n)
Dabei bleibt es der historische Verdienst der Püntker, dass sie die einzige Wasserstraßenverbindung des nördlichen Westfalens mit der Nordsee über viele Jahrhunderte hinweg aufrecht erhielten.
„Heute haben leider nur noch wenige Selbstständige Zeit für die Politik. Der berufliche Stress, besonders in der Schifffahrt, macht es leider nicht mehr möglich.“ (Stefan Sibum)
Die Emspünte wurde auch „Harener Pünte“ genannt, weil sie fast ausschließlich in Haren gebaut wurde und hier beheimatet war. Die eigentliche Form passte sich der Schifffahrt auf der Ems an. Gefordert war ein Fahrzeug mit relativ kleinen Dimensionen, einer stabilen Bauweise und wegen der zahlreichen Untiefen einem flachen Boden mit geringem Tiefgang. Ein regelrechter Aufschwung setzte in der Binnenschifffahrt ein, nachdem die linksemsischen Kanäle und der Dortmund-Ems-Kanal zum Ende des 19. Jahrhunderts in Betrieb genommen wurden. Doch mit den von Dampfschleppern gezogenen eisernen Schiffen privater Großreedereien, die über die dreifache Tragfähigkeit verfügten, konnte die Pünte als
Der Zusammenschluss zu einer Genossenschaft, dem Schiffer-Transport-Verein Haren im Jahre 1906, half zwar im Preiskampf um die Frachtraten, jedoch waren die Schiffer gezwungen sich wirtschaftlich und technisch umzustellen. Sie ließen sich zuerst größere Holzschiffe bauen und kauften dann verstärkt „Kastjes“ aus den Niederlanden. Diese wurden als Schleppschiffe in der Binnenfahrt eingesetzt.
Stadtgeschichte(n)
„Universal-Binnenschiff“ nicht konkurrieren.
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Mit der sogenannten „Harener Emspünte“, die entweder getreidelt oder gesegelt werden konnte, übernahmen die Püntker zum großen Teil den Emsverkehr zwischen Meppen und Emden, verkehrten aber auch im Oberlauf der Ems bis Greven. Sie galten als „verlängerter Arm“ der Seeschifffahrt, denn die großen Segelschiffe kamen über Leerort und Papenburg nicht hinaus. 1810 zählte Haren 32 Schiffe mit 91 Mann Besatzung. Der Schiffsbestand vergrößerte sich, so dass Haren um 1850 bereits 80 Pünten mit einer Ladefähigkeit von 50 bis 100 t besaß. Nach Eröffnung des Dortmund-Ems-Kanals im Jahre 1899 änderte sich das Bild der Emsschifffahrt durch die zahlreichen Schleppschiffe völlig. Mit der Pünte THEA wurde 1958 das letzte Fahrzeug dieser Art aus dem Verkehr gezogen.
Harener Pünte an der Hasemündung vor dem Bau des Dortmund-Ems-Kanals. Foto: Sammlung Schifffahrtmuseum
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Stadtgeschichte(n)
Nach dem 2. Weltkrieg setzte sich die Motorisierung der Schleppschiffe immer mehr durch. Harener Schiffer wurden „Selbstfahrer“. Sie kauften Seeleichter, Schuten sowie anderen billig zur Verfügung stehenden Schiffsraum von bis zu 350 t Tragfähigkeit und rüsteten ihre Fahrzeuge mit Dieselmotoren aus, deren Einbau zuerst bei der Elfring-Werft am Haren-Rütenbrock-Kanal und später bei der Fa. Klene am Alten Hafen erfolgte. Kleinere Schiffe wurden durch Verlängerung, Verbreiterung oder Erhöhung vergrößert. Vereinzelt wurden auch Neubauten in Auftrag gegeben. Im Jahre 1965 betrug die Anzahl der Binnenschifffahrtsbetriebe 208. Durch die folgende Expansion der Binnenschifffahrt kam es innerhalb weniger Jahre zu einer internationalen Überkapazität, die Druck auf die freien Fahrten auslöste und viele Kleinunternehmer in Bedrängnis brachte. Viele mussten nicht selten wochenlang auf Ladung warten. Diese Situation war auch für die über zweihundert Harener Binnenschiffsunternehmen besonders schlimm. Nachdem am 1.1.1969 die Novelle des Binnenschifffahrts-Verkehrs-Gesetzes in Kraft trat, gaben viele Harener Binnenschiffer im Rahmen dieser staatlich initiierten Abwrackaktion ihren Kleinbetrieb auf. Sie gingen in Rente oder suchten sich Arbeit an Land; andere kauften sich ein größeres Schiff. Die Anzahl der Betriebe verringerte sich auch in den folgenden Jahren rapide, weil viele Schiffe nicht mehr wirtschaftlich fahren konnten. Im Jahre 1975 gab es nur noch 115 Betriebe, 1995 waren es noch 60 Betriebe.
Nachdem die Abladetiefen für die Flüsse und Kanäle durch Ausbaumaßnahmen kontinuierlich weiter erhöht wurden, wuchsen auch die Anforderungen an die Beschaffenheit und technische Ausrüstung der Schiffe. Auf Druck der Häfen bauten auch die Harener ihre Fahrzeuge nach und nach in Einraum- bzw. Zweiraumschiffe mit glatten Laderaumwänden um, sodass sie den Forderungen des Marktes entsprachen. Schiebeoder Stapelluken, die schnell und einfach bewegt werden können, sind die Regel. Heute sieht der Fahrstand eines modernen Ruderhauses aus wie das Cockpit eines Flugzeugs: Radargerät, Wendeanzeiger, Echolot, Autopilot und eine mehrfach abgesicherte Steuerung für sichere Fahrt; UKW-Geräte, Mobiltelefon und Fax für die Kommunikation; Kontrollanzeigen und Bedienungselemente für die Hauptmaschine, das Bugstrahlruder und die Aggregate. War die Wohnung früher im Sommer heiß, während der Fahrt sehr laut, ihre Abmessung klein und die Einrichtung eher spartanisch, bietet sie heute durch ihre Größe und Ausstattung wesentlich mehr Komfort. Eine Klimaanlage sorgt für angenehme Temperaturen und eine elastische Lagerung an Deck absorbierten die von Hauptmaschine und Schraube erzeugten Geräusche und Vibrationen nahezu vollständig.
ANTONIA (Baujahr 1905, 190 t) als Schleppschiff
Pünte im Rohbau auf der Werft Bernhard Sibum an der Telkenmühle
Foto: Reinhard Wessels
Foto: Sammlung Schifffahrtmuseum
Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hinterlässt aber auch ihre unmittelbaren Spuren in der Harener Binnenschifffahrt und eine durchgehende konjunkturelle Erholung ist derzeit noch nicht in Sicht. Immer mehr Partikulierunternehmer geraten in Zahlungsschwierigkeiten und müssen an ihre Ersparnisse gehen, um in der schwersten Krise seit der Nachkriegszeit zu überleben.
In der Trockenschifffahrt hat es in den letzten Jahren bei den Container- und Massengutschiffen nur schwach positive Impulse gegeben. Die Angebotsseite ist zwar von einem starken Rückgang der Neubaurate gekennzeichnet, dennoch hat die hohe Neubautätigkeit der früheren Jahre zu Überkapazitäten geführt, die eine Erholung der Frachtraten verhindert. Eine leicht bessere Entwicklung gibt es in der Tankschifffahrt, doch auch hier wird das Verhältnis zwischen beiden Teilsegmenten der Flotte, nämlich Einhüllen-Tankschiffen zu Doppelhüllen-Tankschiffen, maßgeblich sein. Da aber ein allmählicher Abgang alter Einhüllenschiffs-Tonnage in Gang kommt, könnte sich dieser Sektor bald einigermaßen erholen. Insgesamt befinden sich die Harener Binnenschiffer weiterhin in einem schwierigen Fahrwasser. Chancen liegen aber in der zunehmenden Auslastung von Straße und Schiene und einem erwarteten Anstieg des Güterverkehrs.
Stadtgeschichte(n)
Die 45 Harener Binnenschiffe sind heutzutage auf allen europäischen Wasserstraßen zu Hause. Ihre Ladung besteht hauptsächlich aus Massengütern wie Kohle, Dünger und Erz, aber auch aus Stückgut verschiedenster Art. Andere verdienen ihr Geld in der Tank- oder Containerschifffahrt. Befrachtet werden sie von großen Reedereien. Ihre Fahrzeuge werden zunehmend größer und erreichen in der Containerschifffahrt über 3.000 t. In der Tankschifffahrt werden sogar Schiffe von über 6.000 t Tragfähigkeit gebaut.
Begegnungsverkehr auf der Ems bei Haren Foto: Anton Meyering
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Die Bevorratung mit Proviant war lange Zeit recht schwierig. Fleisch wurde durch Pökeln, Räuchern oder Kochen haltbar gemacht. „Fietsebohnen“ und Sauerkraut waren die Grundlage für die üblichen Eintopfgerichte. Fast jede Familie versorgte sich zum größten Teil selbst. Nur frische Lebensmittel kaufte man im Laufe der Reise in Schleusenläden oder von Proviantbooten. Heute sorgen elektrisch betriebene Kühl- und Gefrierschränke für wesentlich längere Haltbarkeit der Lebensmittel. Elektroherd, Spülmaschine und Wäschetrockner sind die Regel.
AVISO II (Baujahr 1925, 1.338 t) Foto: Reederei Deymann
MAIK (Baujahr 1944, 1.235 t) Foto: Bernhard Litmeyer
Wohnung auf der Bernd (1956) Foto: Bernd Hermes
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Wohnbereich auf der AVISO I (2000) Foto: Manfred Deymann
Tankmotorschiff MAXINE DEYMANN (Baujahr 2014, 6.300 t) Foto: Reederei Deymann
Wattschifffahrt
Seeschifffahrt
Ab 1935 wurden verstärkt viele Harener Schleppschiffe umgebaut und motorisiert. Zugleich wurde der Einsatzbereich dieser Schiffe über das eigentliche Verkehrsnetz hinaus ausgedehnt: dazu gehörte auch das Befahren des Wattgebietes.
Aufgrund wirtschaftlicher Existenznot wurden die Harener Püntker ab 1860 zu Küsten- und Seeschiffern. Mit sogenannten Spitzpünten unternahmen sie wagemutige Fahrten, die mit der HELENE sogar bis nach Brasilien führten.
Diese seegehenden Binnenschiffe bezeichnet man ganz allgemein als Wattschiffe. Sie nutzten bei Flut die mit Pricken gekennzeichneten Priele, um die der deutschen Küste vorgelagerten Inselhäfen zu erreichen. Um die Seetüchtigkeit der Wattschiffe zu gewährleisten, musste unbedingt auf ein höheres Freibord geachtet werden. Auch verstärkte Luken mit Persenningabdeckung und ein Rettungsboot waren für dieses Fahrtgebiet vorgeschrieben.
Viele Schiffe gingen auf See verloren, doch noch heute ist der stolze Satz aus jener Zeit bekannt: „ Die Harener haben hölzerne Schiffe, aber eiserne Schiffer“. Mit dem Aufkommen des Stahlschiffbaus war die eigentliche Zeit der hölzernen Segler vorüber.
1935 hatte der Trend zum Motorsegler seinen Höhepunkt erreicht. Schon bald wurden alle Beisegel weggelassen und die Neubauten führten nur noch aus Tradition und für Notfälle Segel mit. Damit war in den letzten Vorkriegsjahren der Durchbruch zum reinen Küstenmotorschiff (Kümo) geschafft. Während des 2. Weltkrieges wurden viele Harener Küstenschiffe beschlagnahmt. Sie waren als Nachschubschiffe und Vorpostenboote im Einsatz. Insgesamt gingen 14
Stadtgeschichte(n)
Nachdem immer größere reedereieigene Versorgungsfahrzeuge, die wetterunabhängiger waren und auch ganze LKW-Ladungen befördern konnten, eingesetzt wurden, neigte sich die Ära der Harener Wattschiffe ab 1970 nach und nach ihrem Ende zu.
Insgesamt waren in Haren 83 Motorsegler im Einsatz. Sie sorgten für einen wirtschaftlichen Aufschwung des Ortes und seiner Bewohner.
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Die Harener Wattfahrer sorgten mit ihren umgebauten Schiffen für die Anbindung der Ostfriesischen Inseln und der Häfen an Ems-, Jade- und Wesermündung an das nordwestdeutsche Kanal- und Flussnetz. Sie beförderten insbesondere Kohle und Briketts aus dem Ruhrgebiet zu den Inseln, später erwies sich der Transport von Baustoffen als gute Einnahmequelle. Insgesamt gab es in Haren 60 Wattschiffe.
Nach dem 1. Weltkrieg bestimmten die Motorsegler die neue Entwicklung. Es waren fluss-, kanal- und seegehende Schiffe, die mit Dieselmotoren in der Stärke von 50 bis 100 PS angetrieben wurden. Zusätzlich zur Maschinenkraft führten diese Schiffe bei günstigem Wind aber noch Segel und konnten dadurch 1-2 Knoten mehr Fahrt machen. Ihre Größe machte die Motorsegler sehr flexibel. Sie waren daher ideal geeignet für den kombinierten Binnen-See-Verkehr.
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Stadtgeschichte(n)
REINHARD (Baujahr 1905, 250 t) beim Löschen von Briketts im Watt bei Juist. Foto: Hermann Wessels
Motorsegler MARIA (Baujahr 1927, 210 t)
Harener Motorsegler unterhalb der Emsbrücke
Foto: Margret Riddering
Foto: Mathias Gravelaar
Schiffe verloren. Während der polnischen Besatzung Harens dienten einige Schiffe als Wohnung der heimischen Bevölkerung. Als die Flüsse und Kanäle wieder befahren werden konnten, leisteten die Harener Schiffer unschätzbare Dienste beim Wiederaufbau. Nach dem 2. Weltkrieg war die erste Zeit in der Harener Seeschifffahrt besonders durch den „Tonnage-Ersatz-Gedanken“ geprägt. Im Zeitraum von 19501953 wurden zwanzig Neubauten für Harener Reeder ausgeliefert; gleichzeitig konnten noch sechs gebrauchte Fahrzeuge erworben
werden. Zahlreiche Harener Kapitäne ergriffen in diesen Jahren die Chance, sich eine neue Existenz aufzubauen. Auch in der 2. Hälfte der fünfziger Jahre ebbte die Modernisierungswelle nicht ab und der Transport von Schnittholz aus Skandinavien brachte sehr guten Ertrag. Mit der KATHARINA überschritt ein Harener Neubau im Jahre 1954 erstmals die Vermessungsgröße von 300 BRT bei 510 t Ladefähigkeit. War jahrzehntelang die schiffbauliche Qualität in den Vordergrund gestellt worden, so änderte sich
die Situation ab 1960 grundlegend. Der individuelle Neubau war nicht mehr gefragt, sondern ein Serienschiff mit größeren Rauminhalten und neuen Konstruktionstechniken. Entsprechende Typschiffe mit einer Ladefähigkeit von 1.350 t bei einer Vermessungsgröße von nur 499 BRT waren besonders begehrt. In den Jahren von 1960 bis 1970 entstanden 41 Neubauten und zusätzlich wurden noch 43 „Secondhandschiffe“ in Fahrt gesetzt. Traditionell war die Harener Schifffahrt eine reine Partikulierschifffahrt, denn der Eigner befand sich als Kapitän an Bord und das Schiff
bedeutete die Existenzgrundlage der Familie. Das Kapital zum Bau eines Schiffes wurde in dieser Zeit weitgehend vom Eigner erspart und das fehlende Geld, gedeckt durch Bankkredite, sollte möglichst rasch zurückgezahlt werden. Anfang der siebziger Jahre erwiesen sich diese Prinzipien als nicht mehr praktikabel. Es fehlte eine breite Kapitalbasis und die Betriebsform des Ein-Schiff-Eigners hatte sich überlebt. Es entstanden daher „Partenreedereien“, denen zumeist Küstenschiffer vorstanden. Die Kapitalmenge zum Neubau wurde durch Banken, Parten (Teilhaber) oder Firmen aufgebracht.
Foto: Sammlung Schifffahrtsmuseum
ADELGUNDE als Schleppschiff Foto: Sammlung Schifffahrtsmuseum
HERMA (Baujahr 1930, 270 t) Foto: Elisabeth Cloppenburg
Stadtgeschichte(n)
Auch das Fahrtgebiet der Nord- und Ostsee wurde auf das Mittelmeer ausgedehnt, weil das Ladungsaufkommen des traditionellen Marktes stagnierte. Für diese Transportaufgaben wurden 999 BRT Schiffe mit Tragfähigkeiten von 2.800 t gebaut. Etwa gleichzeitig setzte in Europa der Roll-on/roll-off-Verkehr ein. Ro-Ro-Schiffe verfügen über große Heck-, Bug- oder Seitenklappen und können somit jede Art „rollender Ladung“ schnell an Bord nehmen oder löschen. Zur Finanzierung wurden Bereederungs- und Kommanditgesellschaften gegründet, die oftmals unter dem Dach einer Reederei zusammengeschlossen waren und der Minderung des unternehmerischen Risikos dienten.
Spitzpünte HELENE, Kapitän Hermann Kiepe
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Zu Beginn der siebziger Jahre kam es zu einem radikalen Umbruch in der Harener Seeschifffahrt. Die Bedürfnisse des Marktes hatten sich stark verändert. Gefordert wurden jetzt Schiffe mit einem Laderaum und großer Luke: das zeitraubende Stauen sollte entfallen. Harener Reeder entwickelten eine Vielzahl moderner Rhein-Seeschiffe. Diese Mehrzweckfrachter wurden in Serie gebaut.
Die ADLER (Baujahr 1934, 280 t) an der Fährstelle zur Insel Moon Foto: Hans Husmann
KATHARINA (Baujahr 1954, 510 t) während der Probefahrt. Foto: Wilhelm Schepers
HELENA HUSMANN (Baujahr 1965, 1.326 t) Foto: FotoFlite inc. Skyfotos
WÜRZBURG (1955 Bebr. Schöning, 1.96 t) Foto: Anna Wolfsteller
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Stadtgeschichte(n)
RUDOLF SCHEPERS (Baujahr 1950, 420 t) Foto: Rudolf Schepers
Mit zurzeit rund 250 Seeschiffen ist Haren (Ems) einer der größten Reedereistandorte Deutschlands. Die globale Schifffahrtskrise führt aber auch in Haren zu erheblichen Schwierigkeiten. Die Schifffahrtskrise begann im Sommer 2008 als Folge der sich anbahnenden Weltwirtschaftskrise ab 2007. Deutsche Reedereien sind davon besonders stark betroffen: sie betreiben fast 10 Prozent der weltweiten Handelsflotte; so gehören über ein Drittel der auf der Welt betriebenen Containerschiffe deutschen Reedereien.
Stadtgeschichte(n)
Die Harener Küstenschiffer sind zwar in der europäischen Küstenfahrt verankert, agieren mit ihren Schiffen aber auf einem globalen Markt, der die unterschiedlichsten
Interessen und Erwartungen an sie stellt. In diesem Sinne werden Schwergutschiffe, Mehrzweckfrachter, die sowohl für konventionelle Güter als auch für Container geeignet sind und Massengutschiffe durch die maritime Wirtschaft in Haren bereedert.
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Mitte der siebziger Jahre führte der Container zur Revolution im Seeverkehr und beherrschte schnell das Marktgeschehen. Die Harener Reederschaft nutzte die neuen Möglichkeiten und gab frühzeitig moderne Containerschiffe in Auftrag. Diese wurden zunächst als Feederschiffe eingesetzt und übernahmen im europäischen Raum Verteiler- und Zubringerdienste. Bald wurde aber auch der Fernverkehr erschlossen, sodass sich heutzutage zahlreiche Schiffe in weltweiter Fahrt befinden. Waren 1985 in Haren noch 574-TEU Schiffe (TEU: Twenty-foot-Equivalent Unit) eine Besonderheit, erreichte die LA PALOMA im Jahre 1993 bereits 1.661 TEU; zurzeit ist die ANNA SCHEPERS mit 2.432 TEU das größte Harener Containerschiff.
HEINZ-OTTO (Baujahr 1935, 310 t) auf Rheinfahrt Foto: Gerhard Schöning
Stadtgeschichte(n)
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EMSTAL (Baujahr 1979, 2.100 t) Foto: Dietmar Hasenpusch
LA PALOMA (Baujahr 1993, 1.661 TEU, 21.625 t) Foto: FotoFlite inc. Skyfotos
CARGO LINER I (Baujahr 1973, 1.470 t) Foto: Reederei Wessels
ADELE J (Baujahr 1979, 2.650 t) Foto: FotoFlite inc. Skyfotos
In den Jahren vor 2008 war das Transportaufkommen stark gewachsen; die Frachtschiffe waren weitgehend ausgebucht und wurden zu hohen Tagessätzen verchartert. Aufgrund veränderter Finanzierungsmöglichkeiten wurden viele Neubauten in Auftrag gegeben und die Schiffe fuhren mit hoher Geschwindigkeit, um die günstige Marktlage zu nutzen. Seit Mitte 2008 haben sich Angebot und Nachfrage geändert. Aufgrund großer Orderbücher gibt es Überkapazitäten auf dem Markt und die Fracht- und Charterraten bewegen sich meist auf einem niedrigen Niveau. Viele Charterreeder können noch nicht einmal ihre Betriebskosten decken und Zins
und Tilgung nicht mehr bezahlen. Deshalb kommt es vermehrt zu Insolvenzen kleinerer Reedereien und Zwangsverkäufen. Die gesamte Branche steht unter Konsolidierungsdruck, dem sich auch die Harener Reederschaft nicht entziehen kann. Die Schifffahrtsunternehmen mindern durch gewolltes Langsam fahren („Slow Steaming“) zwar ihren Kraftstoffverbrauch und binden mehr Frachtraum, anderseits müssen sie sich auf verschärfte Umweltanforderungen in wichtigen Fahrtgebieten vorbereiten. Notwendige Investitionen können die Reedereien kaum vornehmen, weil sie von den Banken keine Kredite erhalten. In der Presse gibt es immer wieder Schlagzeilen, die von den schwerwiegenden Problemen
JOHANNA SCHEPERS (Baujahr 2011, 803 TEU, 7.852 t) Foto: Reederei HS Schifffahrt
Im siebten Jahr der Krise hofft man auf bessere Zeiten, legt die Aktivitäten zusammen, nimmt Schiffe zeitweise außer Betrieb und versucht zusätzliche Finanzquellen zu gewinnen. Die Hoffnung der Reeder richtet sich nun auf die nächsten Jahre. Dann sollen Angebot und Nachfrage auf den weltweiten Frachtmärkten wieder annähernd in ein Gleichgewicht kommen, denn die
Orderbücher sind in vielen Teilbereichen auf einem sehr niedrigen Niveau und die Verschrottung alter Tonnage nimmt stetig zu. Haren (Ems) blickt auf eine imponierende Schifffahrtsgeschichte zurück. Das bekannte Schiffer-Ehrenmal mit seiner Inschrift deutet aber die Entbehrungen an, unter denen unsere Vorfahren gelebt und gearbeitet haben, zugleich drückt es die Trauer der Bevölkerung über den Seemannstod der vielen Fahrensleute aus. Vor fast 50 Jahren war es die HEINZ-BERND, die in der Ostsee überrollt wurde - alle sechs Besatzungsmitglieder starben.
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der Schifffahrt und auch der Schiffsbeteiligungen berichten. Manches erwies sich als ein Albtraum, denn durch Schiffsfonds wurde es auch Privatanlegern möglich, sich an dem scheinbar unersättlichen Markt zu beteiligen. Sie gehören jetzt ebenfalls zu den Verlierern.
Stadtgeschichte(n)
Schwergutschiff URSA J (Baujahr 2000, 500 TEU, 7.000 t) Foto: FotoFlite inc. Skyfotos
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Emmeln
Stadtgeschichte(n)
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Mit der Errichtung einer Ampelanlage an der B 402 in Emmeln verbindet die Straßenbauverwaltung 1985 den Appell, dass „die Bevölkerung diese Neuerung nutzen möge, um unnötige Risiken zu vermeiden“. Ohne Zweifel sind Verletzungen und Todesfälle ein „unnötiges Risiko“ im Sinne der Behörden.
Der Glockenturm in Emmeln
Als „Eimblen“ im Jahr 1160 erstmals urkundlich erwähnt, hält sich bis Ende des deutsch-französischen Krieges 1871 der Ortsname „Emmelen“. Erst danach setzt sich die heutige Schreibweise „Emmeln“ durch. Der Sage nach wird die Ortschaft zwischen 900 und 1000 n. Chr. durch die ostfriesischen Brüder Johan, Sander und Wolbert gegründet. Im Jahr 1850 besteht der „Ortskern“ aus nur acht Bauernhöfen, die vermutlich durch Erbteilungen aus ursprünglich drei Hofstellen entstanden sind - gut möglich also, dass die Geschichte tatsächlich stimmt.
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Stadtgeschichte(n)
Weil die Einwohner von Haren und Tinnen sich um die Ruhe ihres Weideviehs sorgen und die Harener Bürger keine Konkurrenz zur Schifffahrt dulden, wird der neue Bahnhof kurzerhand in Emmeln gebaut. Am 2. Mai 1856 bricht dort ein neues Zeitalter an: Erstmals fährt ein Zug durch Emmeln und verbindet die Ortschaft mit weit entlegenen Städten wie Lingen, Rheine oder Leer. Obendrein bietet die Hannoversche Westbahn vielen Einwohnern neue berufliche Perspektiven, die Annehmlichkeiten einer Dienstwohnung und ein geregeltes Einkommen. Weitere Infrastrukturmaßnahmen folgen. 1.400 französische Kriegsgefangene werden zum Straßen- und Kanalbau herangezogen. Sie leben in Emmeln in der „Colonie Weißenborgh“ und bauen eine große breite Straße nebst Flutbrücke, die vom Emmelner Bahnhof durch die Ortschaft bis nach Haren verläuft. Dank der guten Verkehrsanbindung siedeln sich ab den 1930er Jahren vermehrt Gewerbebetriebe an. Mit dem Bauboom in den 60er Jahren wachsen die Bauernschaft und das Quartier am Bahnhof zusammen. Heute ist Emmeln mit rund 3.500 Einwohner zweitgrößter Ortsteil Harens und ein wichtiger Industrie- und Gewerbestandort. Mit dem interkommunalen „Eurohafen Emsland“ hat Emmeln im Jahr 2007 einen Binnenhafen mit vier Umschlagliegeplätzen und einem Dalbenliegeplatz erhalten. Der Eurohafen Emsland grenzt unmittelbar an die gemeinschaftlich bewirtschafteten Industrie- und Gewerbeflächen der Städte Haren (Ems) und Meppen. Insgesamt steht dort ein Gewerbe- und Industrieflächenpotenzial von 450 ha zur Verfügung.
Hermann Bruns Jahrgang 1924, wäre gerne Schlachter geworden, wurde jedoch nach der Volksschule zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und dann als Soldat in Russland eingesetzt. Nach der Gefangenschaft kehrte er 1949 mit mehreren Durchschüssen nach Emmeln zurück. Als technischer Beobachter arbeitete er später 27 Jahre auf der Erprobungsstelle Meppen. Er gehörte zunächst dem Gemeinderat Emmeln, von 1974 bis 1981 dem Stadtrat Haren (Ems) an. Ferner war er engagiert im Kirchenvorstand sowie Mitglied im Schützenund Sportverein.
Die CDU-Emmeln suchte zur Kommunalwahl 1968 Kandidaten und fragte mich. Auf der Versammlung bei Niemeyer sollte ich jedoch nur einen hinteren Listenplatz erhalten. Da habe ich in der Kneipe noch ein Bier getrunken, mich dann verabschiedet und bin als unabhängiger Kandidat angetreten und auch gewählt worden. Zur ersten Stadtratswahl 1974 habe ich mich der CDU angeschlossen, damit Emmeln gut vertreten war. Mit dem früheren Tinner Bürgermeister Krull bildete ich dann jahrelang eine Fahrgemeinschaft zu den Sitzungen.
Das Verhältnis zu Haren war angespannt und besonders durch den Fußball geprägt. Die Zusammenlegung war jedoch nicht mehr zu verhindern. Die Selbstständigkeit von Emmeln scheiterte u.a. an der fehlenden Kläranlage. Diese Investition konnte Emmeln nicht leisten. Wir mussten also das Beste daraus machen. So hat die Gemeinde Emmeln noch Anfang der 70er Jahre für 250.000 DM ein neues Gemeindebüro am Tinner Weg gebaut. Die Diskussion kam noch einmal beim Rathausneubau in Haren kurz auf. Einige fanden das überflüssig, weil es doch die früheren Gebäude in den Ortsteilen noch gab.
Wie verlief Kommunalpolitik vor 1974?
Hören Sie heute noch solche Stimmen?
Als ich 1959 baute, reichten ein kurzer Antrag, ein Gespräch mit dem Bürgermeister und der Gemeinderatsbeschluss, Bebauungspläne gab es noch nicht. In Emmeln waren Straßenbeleuchtung und Straßenausbau wichtige Themen. Bürgermeister Holtfester arbeitete ja bei der Bahn, so dass auch die Schienenüberfahrt immer wieder diskutiert wurde. Der Tinner Weg mit der Überführung entstand nur, weil eine andere Querung aufgegeben werden sollte.
Nein. Emmeln hat sich seitdem gut entwickelt. Nur ein Beispiel: Anfangs mussten wir zum Arzt oder Frisör nach Haren. Ich hatte damals die Idee, ein Haus aufzukaufen, um dort eine Arztpraxis einzurichten. Stadtdirektor Kley war der Ansicht, dass dafür auch eine Apotheke im Ort sein müsste. Die gab es allerdings noch nicht. Heute können wir sehr zufrieden sein.
Die junge Stadt wird 50 – was wünschen Sie ihr? Wir hatten damals Sorge, dass die Verwaltung zu weit weg sein könnte. Das Gegenteil ist der Fall. Alle sind immer und überall ansprechbar, die BürgermeisterSprechstunde eine gute Möglichkeit, seine Anliegen direkt vorzubringen. Das sollte auch in Zukunft so bleiben.
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Dann kam die Gebietsreform.
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Herr Bruns, wie fanden Sie den Weg in die Politik?
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Das Schleusenwärterhaus „Schleuse 68“ beherbergte lange Jahre auch eine Gastwirtschaft. Letzte Schleusenwärterin war Grete Fehrmann.
„Erika ist nicht die Vorstadt von Haren!“ – Bernhard Büter lobt die vorhandene Infrastruktur im Ort, vom Kindergarten bis zum Seniorenheim, vom Arzt und Bäcker bis zur Apotheke und dem Lebensmittelgeschäft.
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Stadtgeschichte(n)
Erika
Im Jahr 1886 entsteht die Moorkolonie „Altharener Moor“. Doch bald schon setzt sich im Volksmund der Ortsname „Erika“ durch. Namenspatin ist die lila blühende Heidepflanze, die damals die dortige Landschaft überzieht. Zwei Schleusenwärterhäuser an der Schleuse 68 und der Brücke zum Oberlangener Moor sind die ersten Häuser der Gegend. In Erika werden die Siedlerstellen nicht verlost. Die Neubauern müssen die Grundstücke von den Eigentümern, meist aus Altharen, kaufen. Unter den ersten Siedlern sind auch zwei Witwen. Mit ihren Kindern wagen sie nach dem Tod der Ehemänner den Neuanfang. Während Maria Gesine Lakeberg nur zwei Jahre später ebenfalls verstirbt, bewirtschaftet Adelheid Fehrmann die Hofstelle mit ihren neun Kindern und erlebt das Gedeihen des Hofes bis zu ihrem Tod 1930.
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Der 1878 fertiggestellte Haren-Rütenbrock-Kanal begünstigt die Erschließung des angrenzenden Moorund Heidelands: Er entwässert die Moorflächen, ist Wasserstraße für den Transport von Torf und landwirtschaftlichen Produkten und zieht den Straßenbau am Südufer nach sich. Arbeit und Armut prägen das Leben auch in Erika. „Ick kann die Arbeit nich meer daun, ick mutt ne Frau hämmen“ ist ein ernstgemeintes Anliegen bei der Brautwerbung. Nur mit vielen Händen lässt sich dem Boden genug abringen, um davon leben zu können. Mit der Einführung des Mineraldüngers um 1900 brechen bessere Zeiten an. Bislang unfruchtbare Böden liefern Ertrag und Buchweizen wird von Kartoffeln, Weizen und Hafer abgelöst. Der Ottomeyer-Pflug treibt die Moorkultivierung voran und schafft in fünf Stunden, wofür ein Arbeiter zwei Jahre benötigt. Die Ansiedlung der Holzveredlung GmbH im Nachbarort Altenberge bildet 1935 den Auftakt für weitere Industrie- und Gewerbeniederlassungen und eröffnet auch den Einwohnern Erikas berufliche Alternativen.
Bernhard Büter Jahrgang 1941, ist geboren in Lindloh und lebt seit mehr als 50 Jahren in Erika. Er war Gründungsmitglied des TV Erika-Altenberge und jahrzehntelang Vorsitzender des Vereins. Auf seine Initiative fußt die Gründung der Gruppe „Effata“, in der Menschen mit und ohne Einschränkungen zusammenkommen. Für 18 Jahre lang war Büter Mitglied des Pfarrgemeinderates und organisierte mit seinen Mitstreitern unzählige Feste und Veranstaltungen. Herausragend war seine Mitwirkung als Vorsitzender des Festausschusses zum Jubiläum „125 Jahre Erika“ im Jahr 2011. Bis heute ist er im Krankenhausbesuchsdienst, als Nikolaus in mehreren Kindertagesstätten sowie im Arbeitskreis „Plattdeutsch“ des Emsländischen Heimatbundes aktiv. Für sein ehrenamtliches Engagement wurde Bernhard Büter im März 2015 mit dem Harener Bürgerpreis ausgezeichnet.
Integration funktioniert immer am besten über die Vereine. Ich spielte in den ersten Jahren beim SV Erika Fußball und war gleich mittendrin. Die kirchlichen Vereine und Verbände spielen beim ehrenamtlichen Engagement eine herausragende Rolle, kann man sich hier doch unmittelbar auch für seine Mitmenschen einsetzen.
Ich habe das mit Interesse verfolgt. So musste Rütenbrock ja wohl die weiterführende Schule erhalten, um der Eingemeindung zustimmen zu können. Dafür wurde ein Stall vom Bauern Max Büter zeitweise zum Klassenzimmer gemacht. Wirklich zentral liegt der Standort im westlichen Stadtgebiet ja nicht. Aber die Katholischen Kirchengemeinden Erika und Altenberge wollten auch beide zwingend ihr eigenes Gotteshaus erhalten, statt etwas Gemeinsames zu errichten. Es gibt bis heute noch einzelne Stimmen, die der Eigenständigkeit in Teilen nachtrauern. Ich kann das nicht nachvollziehen und es werden zum Glück auch immer weniger.
In Erika sind mit dem TC, dem TV sowie dem SV drei starke Sportvereine ansässig. Werden sich die Vereine auf Dauer halten können? Nach meiner Meinung war es eine kluge Entscheidung, drei eigene Vereine zu gründen. Jeder hat seinen Schwerpunkt, jeder seine eigenen Mitglieder und gleichzeitig ist das Arbeitspensum für die Vorstände noch übersichtlich. Diese Kleinteiligkeit befördert das Ehrenamt und ist eine besondere Stärke Erikas. Dies ist auch ein Verdienst von Gerd Knoll, der in Erika vieles maßgeblich mit angeschoben hat.
Haben Sie einen Wunsch zum 50. Geburtstag der Stadt? Was vor Ort geregelt werden kann, kann sich sehenlassen. Ich wünsche mir in der Innenstadt mehr Fachgeschäfte auch für gehobene Bekleidung. Leider wird man gezwungen, für einige Waren oder entsprechende Auswahl nach Oldenburg, Osnabrück oder Leer zu fahren.
Stadtgeschichte(n)
1974 gab es eine andere Bewegung, vom kleinen Dorf zur großen Stadt Haren (Ems).
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Herr Büter, 1965 zogen Sie von Lindloh nach Erika. Wie wurden Sie aufgenommen?
Kapitel III
Die Harener Bildungslandschaft Text hermann veltrup
Das Recht auf Bildung ist nach der „Allgemeinen Erklärung“ der Vereinten Nationen (Artikel 26) vom 10.12.1948 ein Menschenrecht. Bildung hat allgemein einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Gute Betreuungs- und Bildungsangebote zählen neben einem ausgewogenen kulturellen Angebot und attraktiven Freizeitmöglichkeiten u. a. zu den sogenannten weichen Standortfaktoren. Standortfaktoren sind mit ausschlaggebend
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Stadtgeschichte(n)
für die Ansiedlung von Unternehmen und die Anwerbung von hoch qualifizierten Führungskräften sowie die Wohnortwahl von Mitarbeitern. Daher konzentriert sich die Wirtschaftsförderung der Städte und Gemeinden zunehmend auch auf diese Bereiche. Die Kommunen werden insbesondere bestrebt sein, vielfältige Betreuungs- und Bildungseinrichtungen wohnortnah anzubieten.
Nur den Älteren ist sicher noch bekannt, dass die Hauptschule früher die Bezeichnung „Volksschule“ führte und die im Jahre 1900 gegründete Harener Rektoratsschule Vorgänger der Mittelschule und der späteren Realschule war. Ebenfalls hat sich auch das Bildungsniveau geändert. Besuchten noch vor Jahrzehnten nur etwa eine Handvoll Schüler und Schülerinnen eines Jahrgangs das Gymnasium, so sind es laut Bildungsbericht 2012 des Landkreises Emsland heute über ein Drittel.
Stadtgeschichte(n)
Die Kulturhoheit liegt bei den Ländern. Im Bildungsbereich gab es und wird es sicher auch in Zukunft immer wieder grundlegende Reformen geben. Gesellschaftliche Veränderungen (z. B. Ganztagsangebote im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf), aber auch geänderte politische Mehrheitsverhältnisse können die Gründe hierfür sein. Gute Beispiele sind die Orientierungsstufe (Einführung in Haren (Ems) zum Schuljahr 1975/76, Abschaffung zum Schuljahr 2004/2005) oder die in jüngster Zeit eingeführte Oberschule (in Haren (Ems) seit dem Schuljahr 2012/13) als Nachfolger der ehemaligen Haupt- und Realschulen.
Die Ratssitzung am 10.12.2002 war besonders intensiv. Neben dem Haushalt 2003 wurde auch über die Zukunft der Schulen sowie über die künftige Unterbringung der Ortsfeuerwehr Haren (Ems) lange und intensiv diskutiert. Unter Fragen und Anregungen ging es dann laut Protokoll profaner zu: „Ein Ratsherr weist mit Blick auf fehlenden Adventsschmuck im Ratssaal darauf hin, dass die Bastelgruppe der KfD Altharen gerne bereit sei, hier entsprechend tätig zu werden.“
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Bildung hat allgemein einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Gute Betreuungs- und Bildungsangebote zählen neben einem ausgewogenen kulturellen Angebot und attraktiven Freizeitmöglichkeiten u. a. zu den sogenannten weichen Standortfaktoren. Standortfaktoren sind mit ausschlaggebend für die Ansiedlung von Unternehmen und die Anwerbung von hoch qualifi zierten Führungskräften sowie die Wohnortwahl von Mitarbeitern. Daher konzentriert sich die Wirtschaftsförderung der Städte und Gemeinden zunehmend auch auf diese Bereiche. Die Kommunen werden insbesondere bestrebt sein, vielfältige Betreuungs- und Bildungseinrichtungen wohnortnah anzubieten.
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Die alte „Kapellenschule“ Lindloh wurde 1925 in jetziger Größe errichtet; Aufgabe des Schulunterrichts zum 1.2.1971
Der Nds. Landesrechnungshof hat aktuell das Thema „Kleine Grundschule“ angestoßen und führt insbesondere eine bessere Angebotsvielfalt bei größeren Einrichtungen und wirtschaftliche Gründe für eine Auflösung von kleinen Einheiten an (in dem Bericht ist u. a. auch die Grundschule Tinnen als gefährdet eingestuft). Allgemein bleibt abzuwarten, wie sich das Land Niedersachsen in dieser Frage positioniert. Aus der Sicht der Städte und Gemeinden als Schulträger rechtfertigen allein wirtschaftliche Gründe sicher nicht die Aufgabe eines
Schulstandortes. Hier gilt es abzuwägen zwischen fiskalischen Interessen und dem Schülerwohl (gute Unterrichtsversorgung/ausgewogenes Unterrichtsangebot, zumutbare Schulwege unter dem Motto „kurze Wege für kurze Beine“ usw.). Die Schullandschaft in der Stadt Haren (Ems) hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten vielfach und z. T. grundlegend verändert. Schulstandorte - wie beispielsweise die ehemaligen Schulen Landegge, Rütenmoor, Lindloh, Dankern, Wesuwe-Siedlung und Fehndorf wurden zu Gunsten von leistungsfähigen Einheiten aufgegeben.
Neue Verwendung für die Schifferberufsschule
Wer kann sich heute noch an die alte Schifferberufsschule (Aufl ösung 1966; später Jugendherberge) erinnern? Zu den Gründen der Schulaufl ösung und der Nachnutzung des Gebäudes ist einem Bericht der Tageszeitung vom 12.6.1968 u. a. zu lesen: Eine land- und hauswirtschaftliche Berufsschule befand sich an der Papenwiese. Ein Teil des Gebäudes ist noch vorhanden und beherbergt heute nach erfolgten Umbaumaßnahmen das „Haus der Begegnung“ und das Jugendzentrum. Heute erinnert nur noch das Relief am Jugendzentrum an die Schule.
Auszug aus den „Emsland Nachrichten“ vom 16.7.1960
Stadtgeschichte(n)
Haren (Ems) war früher auch Standort von Berufsschulen.
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Die Schifferberufsschule
H a r e n (rak). Noch vor 13 Jahren ging es der heute mit großen Sorgen kämpfenden Schiffahrt immerhin so gut, daß die Stadt Haren in der Nähe der Ems eine großzügige Schule für Schiffsjungen baute: die Schifferberufsschule. Die immer weiter fortschreitende Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation im Transportwesen zu Wasser bewirkte es, daß für diese Schule keine Schüler mehr zu finden waren. Der schulentlassene Nachwuchs sah mit den Eltern im Beruf des Schiffers ein zu großes Risiko. Jetzt kommt aber das leerstehende schmucke Ziegelgebäude auf andere Weise der Jugend Zugute: Wenn es gelingt, recht bald Herbergseltern zu verpflichten, wird es noch in diesem Monat Jugendherberge….
Die Grundschulen in Haren (Ems) waren damals in der Regel gleichzeitig auch Standort von Volksschulen (Vorgänger der späteren Hauptschulen). Mit der Einführung der Orientierungsstufe zum 1.8.1975 an der Martinischule (Schulzentrum) und an der Maximilianschule Rütenbrock wurden die oberen Jahrgänge nur noch am Schulzentrum und an der Maximilianschule beschult. Jüngstes Beispiel für eine Änderung in der Schullandschaft ist die verbindliche Einführung der inklusiven Schule in Niedersachsen zum Schuljahr 2013/14. Für die Christophorusschule (Förderschule Lernen) bedeutet dies, dass dort künftig nur noch Schüler/innen der Klassen 5 bis 9 beschult werden können. Mögliche Auswirkungen auf den Bestand der Schule bleiben abzuwarten.
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Stadtgeschichte(n)
Neben neuen pädagogischen Konzepten haben sich auch die Anforderungen an die Schulen im Hinblick auf die Schulgebäude und die Schulausstattung im Laufe der Jahre
Die alte Martinischule ist heute Teil des Gymnasiums
erheblich geändert. Vorhandene Kapazitäten mussten zum Teil erweitert und Gebäude und Gebäudeteile durch neue ersetzt oder saniert und energetisch auf dem aktuellen Stand umgerüstet werden. Die digitale Tafel ersetzt heute die Kreidetafel und PC-Räume gehören inzwischen zum Standard. Gleiches gilt auch für die Kinderbetreuung, die heute einen völlig anderen Stellenwert hat. Der Elisabeth-Kindergarten ist die älteste Einrichtung dieser Art im Bistum Osnabrück. Er wurde im Jahre 1900 als „Kinderbewahrschule“ gegründet. Die früher häufig verwendete Bezeichnung „Spielschule“ mag uns den Zweck und Stellenwert der damaligen Einrichtungen erahnen lassen. Der heutige Standard und das aktuelle Anforderungsprofil waren noch vor einigen Jahren kaum denkbar. Die pädagogischen Konzepte wurden angepasst und sind u. a. auf einen möglichst nahtlosen Übergang von der KiTa zur Grundschule ausgelegt.
Im Übrigen haben Betreuungsangebote und -nachfragen zugenommen. Immer jüngere Kinder besuchen die Einrichtungen (vielen war die Kinderkrippe früher nur aus DDR-Zeiten bekannt). Ein vor Jahrzehnten allgemein noch üblicher Kindergartenbesuch von (nur) ein bis zwei Jahren ist heute kaum noch denkbar. Haren (Ems) verfügt über ein attraktives, breitgefächertes und wohnortnahes Betreuungs- und Bildungsangebot. Träger der Einrichtungen sind neben der Stadt die Kirchengemeinden und öffentliche bzw. gemeinnützige Institutionen. Die Angebotspalette reicht von der Krippen-betreuung bis hin zur Fortund Weiterbildung im Erwachsenenbereich.
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Die digitale Tafel ersetzt die frühere Kreidetafel
Stadtgeschichte(n)
Harens älteste KiTa: Der Elisabeth-Kindergarten.
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Die Marien-Kindertagesstätte in Erika-Altenberge
Die Betreuung in den Kindertagesstätten (KiTa)
Hiermit verbunden ist eine Herausforderung für die Träger von Tageseinrichtungen. Neben der Krippenbetreuung ist eine Erweiterung des Betreuungsangebotes im Regelbereich erforderlich (4-Stunden-Betreuung reicht oftmals nicht mehr). Die zusätzlichen finanziellen Belastungen durch erforderliche Investitionsmaßnahmen und höhere Betriebskosten (insbesondere Personalkosten) sind ebenfalls zu stemmen und mit einem erheblichen finanziellen Kraftakt für die Kommunen verbunden.
„Mit Debatten à la KöniglichBayerisches Amtsgericht ist kommunalpolitisches Interesse nicht zu erreichen!“ – Kommentar der Meppener Tagespost zu einer Ratssitzung im November 1989. „Schlimmer kann es im Kindergarten auch nicht zugehen!“ – Anmerkung des Ratsvorsitzenden zur gleichen Sitzung.
St. Anna (Einzugsbereich Altharen) St. Ansgar (Einzugsbereich Stadtkern, tlw.) St. Clemens (Einzugsbereich Wesuwe) St. Elisabeth (Einzugsbereich Stadtkern, tlw.) St. Gerh. Majella (Einzugsbereich Fehndorf) St. Johannes (Einzugsbereich Rütenbrock, Lindloh, Schwartenberg) St. Josef (Einzugsbereich Emmeln, Emen, Raken, Tinnen) und der Marien-KiTa (Einzugsbereich Altenberge, Erika) Mit dem Beginn des Kindergartenjahres 2014/2015 werden in der Stadt insgesamt rd. 700 Plätze bereitgehalten. Das Angebot reicht – je nach Bedarf – von Vormittags- bis hin zu Nachmittagsgruppen. Als Beitrag zur Inklusion kann bei Bedarf auch eine wohnortnahe integrative Gruppe eingerichtet bzw. eine Einzelintegration vorgehalten werden. Die Kindertagesstätten St. Elisabeth und St. Anna bieten darüber hinaus eine Ganztagsbetreuung an (dem ElisabethKindergarten ist im Übrigen auch das Familienzentrum als besondere Serviceeinrichtung angegliedert). Beim Kindergarten St. Ansgar ist seit 2007 eine Hortgruppe eingerichtet, in der Kinder von der Einschulung bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres am Nachmittag betreut werden.
Stadtgeschichte(n)
Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet die Möglichkeit, sich dem Beruf und zugleich dem Leben in der Familie und der Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Personen widmen zu können.
In Haren (Ems) werden wohnortnah acht öffentliche Kindertagesstätten (KiTa) vorgehalten; davon die sieben Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft:
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In vielen Familien sind inzwischen häufig beide Elternteile berufstätig und somit auf eine Kinderbetreuung angewiesen (Stichwort „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“). Dem hat auch der Gesetzgeber Rechnung getragen durch den Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung für Kinder vom 1. bis 3. Lebensjahr in einer Tageseinrichtung oder in Kindertagespflege bzw. auf einen Platz in einer Tageseinrichtung für Kinder vom 3. Lebensjahr bis zur Einschulung.
Zuschussbedarf der Kindertagesstätten
Defizit pro Kind
1.200.000 €
1.800 € 1.600 €
1.000.000 €
1.400 € 1.200 €
800.000 €
1.000 €
600.000 €
800 € 600 €
400.000 €
400 €
200.000 €
200 € 0€
0€ 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
2011
2012
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Stadtgeschichte(n)
Besonders hoch ist derzeit die Nachfrage nach Krippenplätzen. Die erste Harener Krippengruppe wurde zum 1.8.2010 in der KiTa St. Anna (Altharen) eingerichtet. Mit Ausnahme des Kindergartens St. Ansgar (Stadtkern) und des Kindergartens Gerhard Majella (Fehndorf) werden inzwischen an allen Standorten Krippenplätze vorgehalten. Schon heute liegt die Angebotsquote für Kinder U3 in Haren (Ems) bei über 50 Prozent. Wohlmöglich werden in Zukunft weitere Investitionen im Krippenbereich erforderlich sein. Erwähnung finden sollten auch zwei Sonderprojekte, die von der Stadt finanziert werden. Dies ist zum einen die musikalische Früherziehung der Musikschule des Emslandes in den Kindertagesstätten und zum anderen der Sonderfonds „Brückenjahr“. Das letztgenannte Budget ist u. a. dafür bestimmt, die Zusammenarbeit von KiTa und Grundschule zu intensivieren und somit den Übergang zur Einschulung zu erleichtern (z. B. durch die Übernahme von Fahrtkosten für „Besuchsfahrten“ zur Grundschule etc.).
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
2011
2012
Die Finanzierung der Kindertagesstätten ist für die Kommunen mit einem erheblichen finanziellen Kraftakt verbunden. Die Einnahmen aus Elternbeiträgen sowie Zuweisungen und Zuschüsse des Landes, des Landkreises und des Bistums zu den laufenden Unterhaltungskosten decken nur einen Teil der Ausgaben. Zudem ist mit erweiterten Betreuungsangeboten zu rechnen, die gleichzeitig auch immer einen höheren Finanzbedarf fordern. Im Landkreis Emsland ist der Elternbeitrag seit 1997 einheitlich und stabil. Die seitdem erfolgten Personalkostensteigerungen als Folge von tariflichen Lohnerhöhungen und allgemeine Kostensteigerungen sind im Wesentlichen zu Lasten des Landkreises und der Gemeinden gegangen. Seit 2008 ist in Niedersachsen der Besuch des letzten Kindergartenjahres beitragsfrei. Die Stadt Haren (Ems) hat die Finanzierung des städtischen Marienkindergartens sicherzustellen und ist im Übrigen vertraglich verpflichtet, die Defizite der kirchlichen Kindertagesstätten auszugleichen.
Die laufenden Ausgaben der Stadt für acht Kindertagesstätten vor Ort sind in den letzten Jahren durch erweiterte Betreuungsangebote sprunghaft angestiegen. Ausschlaggebend hierfür sind insbesondere die hiermit verbundenen höheren Personalkosten, die mit einem Budgetanteil von etwa 90 % zu Buche schlagen. Während das Gesamtdefizit der Harener Kindertagesstätten 2003 noch bei rd. 613.000 € lag, hat sich der Betrag im Jahre 2012 mit rd. 1.167.000 € fast verdoppelt (2003 besuchten 724 Kinder die Einrichtungen, 2012 waren es lediglich 653 Kinder). Der Defizitanteil pro Kind hat sich im Vergleichszeitraum noch mehr als verdoppelt und ist von 847 € auf 1.787 € gestiegen; Tendenz steigend! Darüber hinaus trägt die Stadt auf freiwilliger Basis auch den überwiegenden Teil der Fahrtkosten. Die Beförderung erfolgt ab einer Entfernungsgrenze von 2,2 km.
In den vergangenen Jahren wurden zudem erhebliche Mittel in den Bau von Kindertagesstätten (insbesondere im Krippenbereich) investiert. Allein das Investitionsvolumen in den Jahren 2008 bis 2014 betrug etwa 6,5 Mio. €. Weitere Maßnahmen stehen an bzw. befinden sind in der Planungs- bzw. Realisationsphase. Die heutige Entwicklung war vor einigen Jahren kaum vorstellbar und vorhersehbar. Bei den Recherchen zu dieser Abhandlung bin ich wiederholt auf Aussagen gestoßen, die aufgrund der starken Geburtenrückgänge auf lange Sicht keinen weiteren Raumbedarf bei den Kindertagesstätten vorsahen und teilweise gar von einem Raumüberhang ausgingen. Welch ein Trugschluss! Trotz des demografischen Wandels ist der Betreuungsbedarf auch in Haren (Ems) erheblich gestiegen. Die pädagogischen Konzepte und baulichen Anforderungen sind im Hinblick auf höhere Anforderungsprofile und energetische Vorgaben nicht vergleichbar mit denen der vergangenen Jahrzehnte. Ein gutes Beispiel für einen gelungenen Neubau ist der Marienkindergarten in der Ortschaft Erika mit klaren Raumstrukturen, einer durchgängig hohen Tageslichtnutzung in den Innenbereichen und einer zukunftsweisenden Technik (Gebäude und Verbrauchsgeräte dienen als Energiespeicher).
Stadtgeschichte(n)
(Eröffnung am 1.8.1991 mit einer Vormittagsgruppe in der alten Grundschule Emmeln, Neubau am jetzigen Standort 1994; zwischenzeitlich erweitert; Einführung der ersten Harener Krippengruppe ab Aug. 2010)
Innenausstattung des Marienkindergarten Erika/Altenberge
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Der Altharener Kindergarten St. Anna
Frauen- und Mütterzentrum an der Boschstraße.
Sprachheil- und heilpädagogischer Kindergarten St. Vitus in Altharen.
Weitere wichtige Einrichtungen der Harener Kinderbetreuung sind:
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Stadtgeschichte(n)
º Das Frauen- und Mütterzentrum (MütZe) mit 20 Betreuungsplätzen. Die Einrichtung befi ndet sich in der Boschstraße. Hier werden Kinder individuell und unbürokratisch begleitet. º die Betriebskindertagesstätte „Küken & Friends“ der Rothkötter-Unternehmens-gruppe. Das Gebäude ist für zwei Krippengruppen und zwei Regelgruppen konzipiert (eine bestimmte Anzahl an Plätzen ist öffentlich zugänglich). º der Sprachheilkindergarten und der heilpädagogische Kindergarten des Vitus-Werks Meppen. Die Einrichtung wurde im Juni 2014 in den Räumen des ehemaligen Pfarrheims Altharen in Betrieb genommen. Auszug aus der Tageszeitung vom 4.8.1967
Unsere Schulen vor Ort
Trotz der großen Fläche kann die Stadt Haren (Ems) mit einem dichtverzweigten Schulnetz und wohnungsnahem Schulangebot aufwarten. Dazu zählen sieben Grundschulen, eine Förderschule, das Schulzentrum Haren mit der heutigen Oberschule und dem Gymnasium sowie der Schulstandort Rütenbrock mit der Maximilianschule (Grund- und Oberschule).
Stadtgeschichte(n)
Die Christophorusschule (Förderschule) hat am 6.8.1970 den Schulbetrieb im Gebäude der ehemaligen land- und hauswirtschaftlichen Berufsschule aufgenommen. Sie war danach im Altbau der Georgschule Altharen untergebracht und befindet sich heute in einem modernen Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft zur Ansgarischule.
Das Gymnasium wurde zum Schuljahr 1977/78 als Sekundarstufe I eingerichtet. Damals zählte die Schule 50 Schüler/innen; Schulträger war die Stadt. Die Genehmigung für die gymnasiale Oberstufe erfolgte zum Schuljahr 1981/82 und die Übergabe der Schulträgerschaft an den Landkreis Emsland im Jahre 1983.
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können fast alle auf eine lange und abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken, die z. T. über das vorherige Jahrhundert hinausreicht und aus kleinsten (heute kaum vorstellbaren) Anfängen heraus entstanden sind. Andererseits gibt es auch Schulen, die noch relativ jung sind. Hierzu zählen die Christophorusschule und das Gymnasium.
Die Inbetriebnahme des Schulzentrums Haren (Ems) am 1.8.1977 nach 5-jähriger Bauzeit mit einem Investitionsvolumen von damals 10,8 Mio. DM (spätere Erweiterungen folgten noch) und die Sicherung und der Ausbau des Schulstandortes Rütenbrock sind – ebenso wie die bereits erwähnte Einrichtung des Gymnasiums – Meilensteine in der Harener Schullandschaft.
Mit Ausnahme des Gymnasiums befinden sich alle Harener Schulen in städtischer Trägerschaft. Die Stadt hat als Schulträger die Räumlichkeiten einschließlich Schulausstattung zur Verfügung zu stellen. Im Schulzentrum Haren (Ems) sind sowohl die Oberschule als auch das Kreisgymnasium untergebracht. Das Gymnasium verfügt über einen eigenen Gebäudekomplex und nutzt darüber hinaus einen Teil der im Schulzentrum befindlichen städtischen Räumlichkeiten.
Das Harener Schulangebot: Schulform
Schulbezirk
Schüler/Klassen
Ansgarischule
Stadtkern
221/11
Clemensschule
Ortschaft (OS) Wesuwe
143/8
Georgschule
Altharen
159/8
Josefschule
OS Emmeln, Emen, Raken
145/8
Marienschule
OS Erika und Altenberge
130/7
Maximilianschule
OS Rütenbrock, Lindloh/Schwartenberg, Fehndorf
115/7
Michaelschule
OS Tinnen
33/2
OBERSCHULEN Haren
Stadtgebiet (außer Einzugsbereich der Oberschule Rütenbrock)
629/27
Maximilianschule
Einzugsbereiche der Grundschulen Rütenbrock und Marienschule Altenberge/Erika
255/13
GYMNASIUM
Stadtgebiet (u. a.)
694/30
FÖRDERSCHULE
Stadtgebiet
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Stadtgeschichte(n)
GRUNDSCHULEN
60/6
(Schwerpunkt Lernen)
- Stand: Schuljahr 2014/2015 -
Der Schulstandort Rütenbrock mit Grund- und Oberschule: Foto: Oberschule
Schüler der Maximilianschule beim Werkunterricht und bei handwerklichen Aktivitäten im Rahmen der Projektwoche
Die gesellschaftlichen und beruflichen Rahmenbedingungen haben sich in den vergangen Jahrzehnten und insbesondere in den letzten Jahren rasant geändert. Dieses hat auch Auswirkungen auf die Unterrichtsangebote und die Anforderungen an Schulgebäude und Schulausstattungen.
Einen hohen Stellenwert nehmen heute die Berufsorientierung und die Vermittlung beruflicher Vorkenntnisse ein. Hierzu gehören z. B. Betriebspraktika und Vermittlung von handwerklichen Tätigkeiten im Werkunterricht oder der Umgang mit den neuen Medien. Ein gutes Beispiel für die Berufsorientierung sind im Übrigen die Harener Informationstage - bekannt unter der Kurzbezeichnung „HIT“. Es handelt sich um eine Veranstaltung, die etwa im Zweijahresrhythmus von den beiden Harener Oberschulen sowie der Stadt organisiert wird und sich an die künftigen
Berufsbörse: Harener Informationstage (HIT)
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Mit Ausnahme der Michaelschule Tinnen wird an allen Harener Schulen Ganztagsbetreuung angeboten. Die Stadt organisiert die räumlichen und sachlichen Voraussetzungen sowie das Mittagessen. Außderdem steuert sie zum Essenspreis einen Pauschalzuschuss bei.
Stadtgeschichte(n)
Stichwort „Nachmittagsunterricht“…
Und die Entwicklung in Haren (Ems)? …… ist ähnlich. Auch in unserer Stadt hat sich der demografische Wandel spürbar bemerkbar gemacht.
Schulabsolventen der beiden Schulen richtet. Dazu werden Betriebe aus der Stadt und Region eingeladen, die sich und ihre Berufsfelder vorstellen. Ziel des Projektes ist es, die Berufswahl zu erleichtern und dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken.
Waren es Mitte der 70er Jahre rd. 3.500 Schüler/innen, sind es aktuell etwa 1.000 weniger.
Ein Problem der letzten Jahre ist die Zunahme von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund, sofern diese über wenige oder keine Deutschkenntnisse verfügen. Zum Teil handelt sich hierbei um Kinder von EU-Bürgern, die hier vor Ort Arbeit gefunden haben. Um diesen Kindern gute Startmöglichkeiten in der Schule zu ermöglichen, hat die Stadt 2013 das Projekt „Sprachförderung“ aufgelegt (jährliche Kosten derzeit etwa 23.000 €).
Entscheidend für die Bedarfsplanung der Kindertagestätten und Schulen ist mittelund langfristige Entwicklung. Ausschluss hierüber gibt u. a. die Zahl der Geburten. Diese lag in den 60er Jahren noch wesentlich höher und ist nach dem Höchststand 1965 mit 468 Geburten erheblich gesunken (s. nachstehende Grafik).
„Dem Emsland gehen die Schüler aus“ …
Nach den Prognosedaten des DemografieBerichtes der Stadt aus dem Jahre 2008 wird die Gruppe der Kinder im Alter von 5 – 15 Jahren von etwa 2.897 Personen auf etwa 2.242 Kinder im Jahre 2020 zurückgehen. Erfahrungen im KiTa-Bereich haben gezeigt, dass eine geringere Geburtenquote nicht unbedingt zu einem reduzierten Raumbedarf führt. Ein Grund dafür ist können zusätzliche Angebote sein (Beispiel Krippenbetreuung). Gleiches gilt auch für die Schulen.
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Stadtgeschichte(n)
so lautete eine Schlagzeile der NOZ vom 26.3.2014 über eine Schulausschuss-Sitzung des Landkreises Emsland. In dem Bericht wird u. a. darauf hingewiesen, dass die Gesamtschülerzahl im Landkreis im Schuljahr 2003/2004 noch bei 58.432 lag und es im Schuljahr 2013/2014 nur noch 51.779 Schüler sind. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich im Emsland auch bei den Einschulungen ab: Schuljahr 2010/11 = 3348, für das Schuljahr 2019/20 werden 2.607 Erstklässler prognostiziert.
Entwicklung der Schülerzahlen seit 1974 3500
Geburtenentwicklung 400
3000 2500
300
2000
200
1500 1000
100
500
0
0 1974/75 1980/81 1985/86 1990/91 1995/96 2000/01 2005/06 2010/11 2014/15
1965
1975
1980
1985
1995
2000
2005
2010
2015
Schulbau ...trotz rückläufiger Schülerzahlen? Interessant ist in diesem Zusammenhang sicher eine Anmerkung aus dem in der Tageszeitung veröffentlichen Jahresbericht der Stadt aus dem Jahre 1975. Dort heißt es:
„Nach über 20 Jahren reger Schulbautätigkeit zeichnet sich nunmehr aufgrund der sinkenden Schülerzahlen auf lange Sicht ein Ende des Schulbaus ab.“ Man musste sich allerdings eines Besseren belehren lassen. Ursache hierfür war u. a. die Einführung des Stammklassenprinzips, das heißt, jede Klasse soll über einen
eigenen Klassenraum verfügen. Hinzu kam, dass die Klassenfrequenzen (zulässige Anzahl von Schülern im Klassenverband) wiederholt angepasst und die Klassen immer kleiner wurden. Weitere Veränderungen (wie z. B. der Ausbau des Schulstandorts Rütenbrock, zusätzlicher Bedarf beim Gymnasium und der Einrichtung von Schulmensen im Zusammenhang mit der Einführung der Ganztagsschule) machten neue Baumaßnahmen erforderlich. Darüber hinaus wurden die Schulgebäude saniert und den aktuellen energetischen Anforderungen angepasst. Schulentwicklungsplanung und Schulbau waren in der Vergangenheit immer ein wichtiges Thema und werden die Stadt auch in Zukunft beschäftigen.
Martini- und Realschule – Umbau zur Ganztagsschule Baukosten: rund 2.375.000 Euro
Baukosten: rund 1.900.000 Euro Wesentliche Maßnahmen: Bau einer Mensa, Mediothek und Bibliothek, Räumlichkeiten für das Ganztagsangebot, Fahrstuhl
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Wesentliche Maßnahmen: Bau einer Mensa, Räumlichkeiten für das Ganztagsangebot, Metallwerkstatt, Internetcafé, Bibliotheken, Räumlichkeiten für Fördergruppen
Maximilianschule Rütenbrock – Umbau zur Ganztagsschule
Stadtgeschichte(n)
2006
Anbau an die Martinischule
Die Maximilianschule in Rütenbrock
2009-2011
Die Josefschule in Emmeln
Josefschule Emmeln – Energetische Sanierung und die erste Pelletheizung Baukosten: rund 130.000 Euro + rund 230.000 Euro (2011)
Georgschule Altharen – Moderne Räumlichkeiten Baukosten: rund 630.000 Euro, Zuschuss 295.000 Euro aus dem Konjunkturpaket II Wesentliche Maßnahmen: Energetische Sanierung, Abbruch der Christophorusschule, Landschaftbauarbeiten, Um- und Anbau von Räumlichkeiten, neue Einrichtung
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Stadtgeschichte(n)
Wesentliche Maßnahmen: Sanierung des Flachdachbereiches, Energetische Sanierung mit Einbau einer modernen Pelletheizung 2011: allgemeine Sanierungsarbeiten im Gebäude, Erneuerung der Beleuchtung, Sanierung des Schulhofes einschließlich Beleuchtung
Die neue Georgschule mit der freien Baufläche im Vordergrund, der frühere Standort der Christophorusschule
Der Neubau der Förderschule Christophorusschule wurde an die Ansgarischule angebaut. Ansgari- und Christophorusschule – Mehr Raum mit Energie der Sonne Baukosten: rund 2,5 Millionen Euro, Zuschuss 288.000 Euro aus dem Konjunkturpaket II Wesentliche Maßnahmen: Energetische Sanierung, Anbau der Christophorusschule an das vorhandene Gebäude, Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Nebenhauses
Weitere Bildungseinrichtungen vor Ort:
Die Fort- und Weiterbildung für Jugendliche und Erwachsene gewinnt im Hinblick auf die ständigen gesellschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Änderungen und Anforderungen immer mehr an Bedeutung. Wichtige Bildungseinrichtungen sind die Volkshochschule (VHS) Meppen und die Kath. Erwachsenenbildung. Die Stadt Haren (Ems) gehört zu den Gründungsmitgliedern der Volkshochschule Meppen und zahlt eine jährliche Mitgliedsumlage.
Die Außenstelle Haren (Ems) war zunächst in der Mittelstraße untergebracht und verfügt zwischenzeitlich über ein eigenes Gebäude an der Kirchstraße. Als weitere Bildungseinrichtung ist die Katholische Erwachsenenbildung Meppen vor Ort präsent und bietet u. a. Kurse und Veranstaltungen zu gesellschaftlichen Themen, zur Pädagogik und Elternbildung sowie Kommunikation und Alltagskompetenzen an. Die Stadt stellt der Einrichtung die Schulräume unentgeltlich zur Verfügung und zahlt einen jährlichen Zuschuss.
Wie wird die Harener Bildungslandschaft der Zukunft aussehen? Niemand kann das vorhersagen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass gerade der Bildungsbereich einem ständigen Wandel und Anpassungsprozess unterliegt. Unabhängig von bestimmten politischen Motiven werden die demografische Entwicklung, gesellschaftliche Änderungen und der technische Fortschritt immer wieder zu einer Anpassung der Rahmenbedingungen im Bildungsbereich führen. Jüngste Beispiele hierfür sind die Krippenbetreuung und das Ganztagsangebot der Schulen. Neuerungen und Änderungen im Bildungswesen sind oftmals mit einen höheren Investitionsbedarf verbunden. Investitionen im Bildungsbereich sind aber immer auch Investitionen in die Zukunft. Der frühere amerikanische Präsident John F. Kennedy sagte einmal: „Es gibt nur eine Sache auf der Welt, die teurer ist als Bildung: Keine Bildung“
VHS-Gebäude in der Kirchstraße
Stadtgeschichte(n)
Die Stadt ist Mitglied der Schule und zahlt eine jährliche Umlage, die sich an den Schülerzahlen orientiert (jährlich werden etwa 200 Harener Schüler unterrichtet).
Das Kursangebot der VHS reicht von Freizeitgestaltung und Vermittlung von Allgemeinbildung bis hin zu beruflichen Weiterbildungen und Qualifizierungen.
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Die Musikschule des Emslandes erteilt u. a. auch in Haren (Ems) Unterricht. Das Angebot der Schule erstreckt sich von der musikalischen Früherziehung für Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren bis hin zur studienvorbereitenden Ausbildung für angehende Berufsmusiker und Weiterbildungsmöglichkeiten für den musikalischen Laienbereich.
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Stadtgeschichte(n)
Eine rund 60 Jahre alte Torflok erinnert in Fehndorf an den Torfabbau zu früheren Zeiten
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Stadtgeschichte(n)
Fehndorf
Das Schützenfest in Fehndorf ging früher traditionell am Dienstag damit zu Ende, dass die Feuerwehr Rütenbrock zu einem Kleinbrand „alarmiert“ wurde, um sich danach „bei Kluck und Bier“ für die gute Zusammenarbeit zu bedanken. Die Polizei beendete diese Tradition eines Tages mit dem Hinweis auf ein mögliches Strafverfahren wegen mutwilliger Brandstiftung.
Im Jahr 1887 errichten die Eheleute Bernhard und Adelheid Ottens im heutigen Bereich Fehndorf-Süd die erste einfache Kate und geben damit den „Startschuss“ zur Besiedlung des Altharener Moores. 25 Jahre später wird die Ortschaft „Fehndorf“ als neue politische Gemeinde gegründet und löst sich am 1. April 1912 von der Muttergemeinde Altharen.
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Stadtgeschichte(n)
Werner Bruns Jahrgang 1939, ist geboren in Osnabrück. Er verlor seine Eltern bei einem Fliegerbombenangriff und kam mit seinem Zwillingsbruder Hans 1941 zu seinen Adoptiveltern nach Fehndorf. Nach der Zwangsräumung des deutschen Grenzgebiets 1945 musste die Familie nach Tinnen übersiedeln. Dort wurden Werner und Hans Bruns eingeschult. Anfang 1946 kehrte die Familie zurück. Der gelernte Fleischer schulte später um zum Versicherungs-Kaufmann. Seinen Wehrdienst absolvierte er in Hamburg. Er war 1963 Gründungsmitglied und Vorsitzender der Kolpingfamilie Fehndorf und zugleich Bezirksvorsitzender des Kolpingverbandes Meppen. Von 1974 bis 1986 war er Ortsvorsteher und lange Jahre Schöffe beim Landgericht Meppen.
Man lebt vom Torfabbau. Der Torf wird mittels „Verfehnung“ gewonnen und gibt dem Ort seinen Namen. Vom Süd-Nord-Kanal werden Nebenkanäle (Wieken) ins Moor gegraben, über die Torf und Moor mit Pünten abtransportiert werden können. Noch im Gründungsjahr erhält Fehndorf eine eigene Kirche. Die Holzbaracke, ursprünglich als Provisorium errichtet, dient noch weitere 40 Jahre als Gotteshaus. Zunächst fehlt der Gemeinde das Geld für einen Neubau, später verbietet der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs die Umsetzung dieses Vorhabens. Erst im September 1953 wird der heutige Kirchenbau benediziert. Im Gründungsjahr 1912 der Gemeinde erhält Fehndorf auch eine Schule. Von den 63 Schülern sind 50 Kinder Niederländer und sprechen oftmals kaum Deutsch. Statt zur Schule gehen viele Kinder arbeiten. „Im Torf“ verdient ein Kind nach Ende des 1. Weltkrieges 5 bis 6 Mark pro Tag, viel Geld für die überwiegende Zahl der Saisonarbeiter-Familien. Fehndorf wächst und damit auch die Schülerzahlen. Im Schuljahr 1971/72 besuchen 207 Kinder im Alter zwischen 6 und 15 Jahren die örtliche Schule. Doch der demografische Wandel bringt Veränderungen: 2011 leben in Fehndorf nur noch 30 Kinder im Grundschulalter - zu wenig um den Betrieb der St. Benedikt-Grundschule fortführen zu können. Seit 2002 ist Fehndorf Ausgangspunkt der Heeder Fußwallfahrt, die immer am letzten Samstag im August stattfindet. Alljährlich machen sich an diesem Tag mehrere Hundert Gläubige frühmorgens auf den Weg zur 36 km entfernten Gebetsstätte in Heede. Fehndorf liegt inmitten des Naturparks „Bourtanger Moor“. Seit 2012 führt ein grenzüberschreitender Radweg von Fehndorf nach Barger-Compascuum. Fehndorf ist damit Teil des Fernradweges von Amsterdam nach Berlin.
Wie änderte sich das politische Leben mit der Gemeindereform 1974? Die Gemeindereform war in Fehndorf nie ein großes Thema, da der Wunsch Rütenbrocks nach einer Nordwestgemeinde schon mit der
Hat sich durch die Gemeindereform in Fehndorf etwas verändert? Das Dorf hat sich davon unabhängig verändert. Früher hatten wir vier Lebensmittelgeschäfte, Tankstellen, Banken, eine Poststelle und vier Kneipen. Der „Vollmond“ war weit über Fehndorf hinaus bekannt. Die Schule war schon 1976 Thema. Die Diskussionen habe ich damals hautnah miterlebt. Das gibt es heute alles nicht mehr. Die Stadt hat aber ihren positiven
Beitrag geleistet, angefangen mit dem Bau eines neuen Sportplatzes über Neubaugebiete bis zur aktuellen Dorferneuerung.
Was geben Sie der Stadt zum 50. Geburtstag mit auf den Weg? Es wäre schön, wenn die Ortsteile besser über laufende Projekte oder geplante Maßnahmen informiert werden würden. Das würde die Akzeptanz erhöhen. Bürgerversammlungen oder Mitteilungen, z.B. über die Informationshefte der Kirchengemeinden, wären dafür mögliche Kanäle. Auch wäre es schon, wenn für Fehndorfer Gestaltungsmaßnahmen ein eigenes Budget im Dorf verwaltet werden könnte - etwa über einen Ortsrat.
Stadtgeschichte(n)
Aus meiner Kindheit erinnere ich mich an fehlende Straßen, es gab kein elektronisches Licht und keine Trinkwasserversorgung. Für den Zusammenhalt der Bevölkerung waren eine gute Nachbarschaft und die Verwandten quasi überlebenswichtig. Deshalb stehen die Fehndorfer heute noch besonders zueinander. In den 60ziger und 70ziger Jahren blüte Fehndorf auf: Es wurden Einfamilienhäuser gebaut, kleine Handwerksbetriebe, Lebensmittelgeschäfte und Gaststätten entstanden. Die Schule wurde neu gebaut, ein Fußballplatz angelegt und vieles mehr.
Entscheidung aus Erika, sich nach Haren zu orientieren, getroffen war. In Fehndorf ging nichts ohne Bürgermeister Bernhard Becker, der bereits seit 1946 im Amt war und auch zunächst dem neuen Stadtrat Harens angehörte. Er hatte gute Kontakte zu vielen Behörden, so auch zum Landkreis Meppen. Unter ihm wurde noch der Beschluss gefasst, in Fehndorf eine Turnhalle zu bauen und auf sein Anraten hin wurde ich 1974 der damals jüngste Ortsvorsteher in der neuen Stadt.
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Herr Bruns, wie haben Sie Fehndorf in den 60er Jahren in Erinnerung?
Holterhuisbrücke 2015
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Stadtgeschichte(n)
Zerstörte Kuppel der St. Martinuskirche 1945
Die Holterhuisbrücke
Holterhuisbrücke 1968
Haren-Altharen
Die verkehrsgünstige Lage zwischen Ems und Handelsstraße macht Neuenharen zum Umschlagplatz für Waren. Ein Marktflecken entsteht, Kaufleute siedeln sich an. Nach dem 30-jährigen Krieg werden 22 Emspünten gezählt, schon damals ist Haren damit eine „Schifferstadt“. Immer wieder kommt es zum Streit zwischen den benachbarten Ortschaften über Besitzund Nutzungsrechte der Altharener Mark bei Rütenbrock. Erst ein 1646 geschlossener Vergleich stiftet Frieden.
„Haren war mit 356 ha ein Volk ohne Raum und Altharen mit 4500 ha ein Raum ohne Volk.“ Gemeindedirektor Otto Nerkamp zu den Voraussetzungen zur Bildung der Großgemeinde Haren am 1. Oktober 1956.
1956 schließen sich die Gemeinden Altharen und Haren zur Großgemeinde zusammen. Das neue Stadtwappen vereint die Symbole beider Gemeinden. Es zeigt einen Sechserpass aus drei silbernen Segeln und drei goldenen Windmühlenflügeln. Weithin sichtbares Wahrzeichen Harens ist die St. Martinus Pfarrkirche, im Volksmund auch „Emslanddom“ genannt. Am 8. April 1945 hisst die Ordensschwester Kunigunde während des Beschusses durch kanadische Truppe auf dem Turm der Kirche ein weißes Bettlaken zum Zeichen der Kapitulation. Sie rettet die Kirche und die Stadt damit vor weiterer Zerstörung. Im Jahr der Stadtwerdung 1965 lösen Schweißarbeiten einen Brand der Kirchenkuppel aus. Glücklicherweise bleibt das Kuppelgewölbe selbst unversehrt. Schon ein Jahr später erstrahlt die Kirchenspitze in alter Schönheit.
Stadtgeschichte(n)
Beide Ortsteile entwickeln sich unterschiedlich. Die Bevölkerung Altharens besteht zumeist aus Landwirten und Handwerkern, wie Müllern, Schmieden oder Wagenbauern. Das Wappen Altharens ziert deshalb bis 1956 eine Windmühle.
Ab 1800 wechseln Landesherren und Zugehörigkeiten in der Region in rascher Folge: Mal ist man Franzose, dann Hannoveraner, später Preuße… Mit dem Ende des 2. Weltkriegs steht Haren unter polnische Militärverwaltung. In „Maczków“, wie die Stadt nun heißt, leben polnische Soldaten, ehemalige polnische Kriegsgefangene und Flüchtlinge. Erst 1948 verlassen die Polen die Stadt und die deutschen Einwohner können in ihre Häuser zurückkehren.
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Der Ort „Harenes“ wird 890 erstmals im Register der Klosters Corvey erwähnt. Auf einem Sandrücken befinden sich eine Burg und drei Nebenhöfe. Hieraus entsteht das Dorf „Altenharen“. Später lassen sich fremde Siedler zwischen den damaligen Flussläufen der Ems nieder, es entsteht eine „Inselsiedlung“, aus der um 1150 „Neuenharen“ entsteht.
Herr Schüer, wie erlebten Sie die Diskussion zur Stadtwerdung 1965 in Altharen?
Erleichterte die Zusammenlegung HarenAltharen die Gemeindereform 1974?
Bis 1961 war ich Geselle bei Schneidermeister Gerhard Pinkernell, der seinerzeit Gemeinderatsmitglied in Altharen und Mitglied im Kreistag war. Da war die Lokalpolitik immer auch Thema. In den nächsten Jahren wurde vieles oft sonntags beim Frühschoppen in der Gaststätte Drees diskutiert. Für die Altharener ging es am Ende auch darum, einen wichtigen Posten zu besetzen, was ja später mit Bürgermeister Walter Pinkernell dann auch gelungen ist.
Damals waren die Kolpingfamilien sehr politisch. In vielen Diskussionsrunden wurden Pro und Contra besprochen. Das Zünglein an der Waage war aus meiner Sicht Erika. Dort hatte sich Gerhard Knoll klar für eine Zusammenarbeit mit Haren (Ems) ausgesprochen. Als es um die Kandidatenaufstellung für die Kommunalwahlen ging, trat ich in die CDU ein, um die Kandidaten aus Altharen unterstützen zu können. Seitdem bin ich politisch aktiv.
Wie sehen Sie in der Rückschau die Entwicklung der Stadt?
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Stadtgeschichte(n)
Die Zusammenschlüsse waren zwingend notwendig. Die kleinen Gemeinden hätten die Allgemeinkosten, z.B. für eine Feuerwehr, gar nicht aufbringen können. Trotzdem war selbst 1991, als ich
Clemens Schüer Jahrgang 1940, ist geboren und aufgewachsen in Altharen, wo er heute noch wohnt. Als gelernter Schneider wechselte er 1961 zur Bundeswehr, bei der er auf der Wehrtechnischen Dienststelle bis zu seiner Pensionierung als Panzer-Testfahrer und Schießleiter tätig war. Seit 1958 ist er Kolpinger, davon rund 40 Jahre im Vorstand. Von 1991 bis 2011 war er Mitglied im Rat der Stadt Haren (Ems), zuletzt als Ratsvorsitzender.
in den Stadtrat gewählt wurde, noch die Stadt-Umland-Diskussion in vollem Gange. Zuletzt gab es selbst bei der Ansiedlung des Eurohafens noch die Sorge, dass damit jede weitere gewerbliche Entwicklung an anderer Stelle blockiert wäre. Dass diese Diskussionen heute kaum noch eine Rolle spielen, ist der Verdienst von Bernd-Carsten Hiebing, der als Bürgermeister viel für die Einheit der Stadt geworben hat.
Was wünschen Sie der Stadt zum 50. Geburtstag? Ich wünsche mir, dass die Bürgerinnen und Bürger weiterhin ein gutes Miteinander pflegen und sich die Freundlichkeit und Offenheit bewahren, die viele Gäste positiv hervorheben.
Was beschäftigte Sie persönlich politisch besonders Ende der 60er Jahre? Es ging uns damals darum, die Berechnung der Gewerbesteuer zu ändern. Ich bin stolz darauf, dass es mir gelungen ist, erfolgreich für eine Neubewertung von Ertrag und Kapital geworben zu haben. Das hat der Schifffahrt geholfen und die Betriebe in Haren gehalten, von denen ansonsten einige vielleicht der Stadt den Rücken
Dann kam 1974 die Gemeindereform - mit heißen Diskussionen auch in Haren? Das kann ich so nicht sagen. Für uns waren die Vorgaben aus Hannover verbindlich, wir hatten uns damit abgefunden. Über meinen Bekanntenkreis in Wesuwe, wo ich während der Evakuierung 1945 bis 1948 untergekommen war, und Verwandte in Emmeln habe ich nur positive Stimmen gehört. Gespräche über eine mögliche Nordwestgemeinde liefen an Haren vorbei. Bitter aufgestoßen ist damals die Entscheidung in Wesuwe, noch schnell ein Schwimmbad für mehrere hunderttausend DM zu bauen, obwohl die Haushaltslage der Gemeinde dies nicht zuließ.
Wie bewerten Sie rückblickend die Gemeindereform? Ausnahmslos positiv. Die Strukturen ergänzten sich gut, hier die starke Schifffahrt, im Umland eher die Landwirtschaft und andere leistungsstarke Unternehmen. Es war von Anfang an ein Miteinander auf Augenhöhe, wenn auch das Umland innerhalb der CDU-Fraktion stets mit einer Mehrheit ausgestattet war. In der Politik hatte man immer mit vernünftigen Leuten zu tun. Das erleichterte auch die Zusammenarbeit zwischen Rat und Verwaltung.
Gibt es einen Wunsch an die Stadt zum 50. Geburtstag? Es wäre wünschenswert, wenn die vielen Vereine und Verbände stärker zusammenarbeiten würden. Besonders beim Fußball würde das den Spielern helfen, höherklassiger spielen zu können. Und für den Unterhalt der Sportanlagen wäre es sicherlich auch von Vorteil. Zur Sauberkeit in der Stadt könnten alle beitragen. So wünsche ich mir, dass es für Hundehalter selbstverständlich wird, die Hinterlassenschaften zu beseitigen.
Stefan Sibum Jahrgang 1926, stammt aus einer alten Schifffahrtsfamilie. Gemeinsam mit seinem Bruder baute er die Reederei Sibum auf, die sein Sohn Bernd in der nächsten Generation weiterführt. Sibum gründete in Haren (Ems) in den Nachkriegsjahren vier Versicherungen auf Gegenseitigkeit zur Absicherung und eine Sterbekasse der Beschäftigten in der Schifffahrt. Er war viele Jahre Vorstandsmitglied beim TuS Haren und von 1961 bis 1986 Mitglied im Rat der Stadt sowie der Neugliederungskommission 1973/1974 und Mitglied im Interimsstadtrat von März bis Juni 1974.
Stadtgeschichte(n)
Ich war bereits aktiv beim TuS Haren und durch meine berufliche Tätigkeit in Haren bekannt. Dann wurde ich gebeten, als Vertreter der Schifffahrt für die CDU zu kandidieren und wurde stets mit guten Ergebnissen gewählt. Anfangs bestand der Rat nur aus 17 CDURatsherren, SPD-Vertreter kamen erst später dazu. Für uns spielten die Parteien allerdings nie eine große Rolle, wir wollten die Stadt voranbringen. Wichtige Gespräche dazu fanden auch oft nach den Sitzungen im Rathauskeller oder den Gaststätten statt.
gekehrt hätten. Die Stadt profitierte danach von den Schiffsneubauten und die Beschäftigten von sicheren Arbeitsplätzen. An eine Zahl erinnere ich mich gut: Über 80 Prozent der Gewerbesteuer kamen damals aus der Schifffahrt.
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Herr Sibum, wie kamen Sie Anfang der 1960er zur Politik?
Kapitel III
Wer rastet, der rostet – Sportvereine im Stadtgebiet Text ewald stapel
Das ist eine bekannte Volksweisheit und tatsächlich spielen Bewegung und sportliches Training eine wichtige Rolle beim Alterungsprozess. Wer sich regelmäßig bewegt und die Muskeln beansprucht, stärkt sein Immunsystem und bleibt „länger jung“. Das belegen zahlreiche wissenschaftliche Studien. In den Sportvereinen der Stadt Haren (Ems) haben sich um gemeinsam Sport zu treiben. Nach dem 1. Weltkrieg waren die Ziele der Vereine nicht so umfassend, hauptsächlich ging es darum, gemeinsam Fußball zu spielen.
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Stadtgeschichte(n)
sportinteressierte Menschen freiwillig zusammengefunden,
Freundschaftsspiel 1973 der Damenmannschaften des MSV Duisburg und des SV Erika-Altenberge bei der Wimpel-Übergabe
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Stadtgeschichte(n)
Die ersten Sportvereine im Stadtgebiet waren der TuS Haren (1920), DJK Tinnen (1924), FC Wesuwe (1930) und der VfL Rütenbrock (1930). Natürlich waren die damaligen Sportstätten – eine einfache Wiese mit zwei Holztoren - und die Spielgeräte Schweinsblasen – bescheiden. Zu den Wettkämpfen ging man zu Fuß oder fuhr mit dem Rad, später auch mal mit einem LKW, wenn die Entfernung größer war.
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Stadtgeschichte(n)
Der heutige Reit- und Fahrverein Haren (RuF Haren) wurde schon 1922 als „Reiter-Verein-Alt-Haren“ gegründet, gefolgt von der Gründung des „Reit- und Fahrvereins Rütenbrock“ ein Jahr später. Während des Zweiten Weltkrieges und unmittelbar danach ruhte der Sportbetrieb weitestgehend. Erst Ende der 40er Jahre nahmen die Sportvereine den Trainings- und Spielbetrieb wieder auf. Sie spielten in erster Linie Fußball, aber auch andere Sportarten kamen auf. Sie fanden in den Vereinen Gleichgesinnte und auch die räumlichen sowie sportartspezifischen Voraussetzungen. Leichtathleten, Boxer, Tischtennisspieler, Geräteturner fanden sich in neu gegründeten Abteilungen wieder. Die Zahl der Sportinteressierten stieg stetig an. Einige Neugründungen waren die logische Folge: DJK Fehndorf (1956), Eintracht Emmeln (1961), DJK Tinnen (1961 Wiedergründung), SV Erika/Altenberge (1965) und SV Landegge (1973). Deutlich jüngere Vereine sind z.B. die Schießsportgruppe Haren (1992) oder der Radsportclub Rütenbrock (2004).
„Ein durchgeführter Schreibtischtrick“ – Der Vorsitzende des Harener Verbandes für Wirtschaftsund Gewerbeförderung, Georg Wiggerthale, 1985 zur Ansiedlung eines Kaisers-Supermarkt im Emspark und den weiteren Planungen für ein Kino, Dorfplatz und zusätzlichen Geschäften.
Fußball ist unser Leben… …sang unsere Nationalmannschaft 1974 zur Heim-WM, bei der sie bekanntlich auch den Titel gewann. Zahlreiche neue Fußballvereine und viele neu gebildete Mannschaften zeugen von einem „Fußballboom“ zu dieser Zeit. Insbesondere für Kinder und Jugendliche wurde zunehmend ein geordnetes, gesundes und sozial förderliches Freizeitangebot geschaffen. Mit den Erfolgen der Nationalmannschaft und der Zunahme der Kinderzahlen einher ging eine enorme Ausbreitung des Fußballsports auf die jüngeren Jahrgänge. Fußballverband und Vereine organisierten Spielrunden für die einzelnen Altersgruppen. Bis zum Ende der 60er Jahre spielten auf Kreisebene neben den Senioren auch Jugend- und Schülermannschaften. 1970 wurden Spielrunden für die D-Junioren (bis 12 Jahre) eingeführt, 1976 für die E-Junioren (bis 10 Jahre), 1980 für die F-Junioren (bis 8 Jahre) und es dauerte nicht mehr lange, bis in einigen Vereinen Minikicker (jünger als 6 Jahre) regelmäßig trainierten und zu Spielturnieren zusammen kamen. Gespielt wurde auf „richtigen Fußballplätzen“, das heißt auf Rasenplätzen mit Toren aus Holz oder Aluminium, mit Tornetzen und vor allem auch mit „richtigen Fußbällen“. Eine Trainingsbeleuchtung fehlte zumeist, erst in den 60er Jahren ließen hinter einem Tor platzierte Lampen auch regelmäßiges Training während der „dunklen Jahreshälfte“ zu.
Haren:
1 Hauptplatz
4 Trainingsplätze
Emmeln:
1 Hauptplatz
2 Trainingsplätze
Tinnen:
1 Hauptplatz
1 Trainingsplatz
Wesuwe:
1 Hauptplatz
1 Trainingsplatz
Rütenbrock:
1 Hauptplatz
1 Trainingsplatz
Erika:
1 Hauptplatz
1 Trainingsplatz
Fehndorf:
1 Hauptplatz
1 Trainingsplatz
Landegge:
1 Hauptplatz
1 Trainingsplatz
Die Einweihung des neuen Emsparkstadions 1970 war für die Stadt und für den TuS Haren ein Highlight: Nach dem Umzug mit allen Aktiven vom alten Sportplatz an der Martinischule zum neuen Gelände spielte die 1. Herrenmannschaft gegen den SV Meppen. Anlässlich der Einweihung traten die Alten Herren des TuS Haren auch gegen die Alten Herren des Bundesligisten Werder Bremen an. Die Zuschauer bekamen ein hochklassiges Spiel zu sehen, bei dem die Gäste allerdings aufgrund der Qualität der ehemaligen Bundesligaspieler mit 10:1 Toren einen klaren Sieg herausschossen. Ein offenes Leichtathletiksportfest und Pokalturniere für alle Fußballmannschaften vervollständigten die Festwoche.
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Bis 1974 unternahmen die selbständigen Kommunen, nach der Gebietsreform die Stadt Haren (Ems) gemeinsam mit den sogenannten Allgemeinsportvereinen enorme Anstrengungen, um der starken Zunahme der Fußballabteilungen gerecht zu werden und genügend Trainings- und Spielflächen zur Verfügung zu stellen. Heute verfügt die Stadt über ein breites Netz an Sportanlagen:
Stadtgeschichte(n)
Luftbild: Emspark mit Stadion, Wellen- und Hallenbad sowie Campingplatz Aufnahme von ca. 2000
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Stadtgeschichte(n)
Das Emsparkstadion kurz nach der Eröffnung.
Bezirkspokalsieger 1971 VfL Rütenbrock Das Foto zeigt hinten von links: Hermann Over, Hans Müller, Hermann-Josef Robin, Bernd Jansen, Heinz Tieben, Hans Fehrmann, Bernd Tieben. Vorne von links: Helmut Brock, Willi Nüsse, Spielertrainer Viktor Faber, Gerd Tieck, Friedhelm Brock, Willi Meyer.
Ein Jahr später verlegte sich das Interesse 12 km weiter nach Westen: Dort hatte der VfL Rütenbrock nach einer tollen Erfolgsserie im DFB-Pokal (Siege gegen SV Bentheim, SV Haselünne, WE Nordhorn) das Endspiel um die Bezirksmeisterschaft erreicht. Rund 1.000 Zuschauer wurden Zeuge eines Wahnsinnsspiels der Rütenbrocker, die den Verbandsligisten Tura Melle verdient mit 4:2 Toren besiegen konnten.
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Die nächste Runde entschied über die Teilnahme an der DFB-PokalHauptrunde. Ein Bundesligist wäre bei einigem Losglück nach Rütenbrock gefahren. Aber der Hamburger Pokalsieger SC Poppenbüttel machte dem VfL einen Strich durch die Rechnung. 0:1 lautete der Spielstand am Ende und Poppenbüttel kam eine Runde weiter. Dennoch waren der VfL Rütenbrock und seine Fans stolz auf das Erreichte!
Stadtgeschichte(n)
Aber damit noch nicht genug! Der VfL wollte auch die Niedersachsenmeisterschaft. Das erste Spiel gegen VfL Oldenburg gewannen sie mit 5:1 Toren, dann wartete SF Salzgitter auf das Team aus Rütenbrock. 1:1 hieß es am Ende der Spielzeit und der VfL setzte sich im Elfmeterschießen durch. Der Niedersachsen-Pokalsieger 1971 hieß Vfl Rütenbrock.
Im Jugendfußballbereich begann Ende der 60er Jahre die Erfolgsgeschichte des TuS Haren mit dem Team von Heinrich Gravelaar und Willy Fehren. Über Jahre bauten sie eine schlagkräftige Elf auf, deren Höhepunkt 1974 die Meisterschaft in der Verbandsjugendliga Niedersachsen war.
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Stadtgeschichte(n)
Das Foto zeigt (v.l.): Trainer Willy Fehren, Heinz-Hermann Niemeyer, Georg Klitzke, Hans-Georg Schepers, Werner Esders, Dieter Schulte, Heinz Specken, Heinz Lammers, Ulli Lieber, Gerd Esders und Betreuer Heinrich Gravelaar. Vorne v.l.: Hermann Schulte, Laurenz von Lintel, Dieter Dreyer, Gerd Knoll, Hans-Hermann Kramer und Alfred Kelka.
Am 1.6.1980 spielte die 1. Mannschaft des FC Wesuwe im Rahmen des 50jährigen Vereinsjubiläums gegen die Amateuroberligamannschaft des SV Werder Bremen. Vor über 500 Zuschauern verlor der FC nach kämpferisch starker Leistung knapp mit 2:3. In der Werderaner Mannschaft spielten bekannte Größen wie Thomas Schaaf, Hermann Rülander und die Brüder Haskamp.
Der FC Wesuwe spielte in folgender Besetzung: Paul Schwieters, Bernd Lübbers, Hermann Bose, Willy Fenslage, Willy Albers, Bernd Jansen, Heinz Wilken, Heinz Albers, Hermann Lohe, Heinz-Josef Veenker, Heinz Wilke (knieend von links). Der SV Werder Bremen trat mit folgender Mannschaft auf: Schaaf, Kontny, Rühlander, Zacharias, H. Haskamp, M. Haskamp, Götz, Bargfrede, Oberbörsch, Böhnke, Eulen (stehend von links).
Soccercourt des SV Eintracht Emmeln
mit qualifizierten Trainern zu Mannschaften zusammengefügt werden, kann das den Fußballsport, aber auch jeden einzelnen Spieler weiter bringen.
In den unteren Altersklassen bietet jeder Verein von den Minis angefangen bis zu den D-Junioren eigenständige Mannschaften an. Der Breitensportaspekt steht dabei eindeutig im Vordergrund. Ab der C-Jugend beginnen zumeist die Probleme, eine eigene Mannschaft zu bilden. Allzu oft müssen junge Spieler überredet werden, weiter zu spielen. Wenn ab dieser Altersgruppe alle interessierten und talentierten jungen Fußballer
Nach der erfolgreichen WM 2006 im eigenen Land wurde das Projekt „1.000 Soccerfelder“ aufgelegt, um den Jugendfußball auf unterster Ebene zu fördern. Weitaus mehr Bewerbungen auf die 1.000 Soccerfelder als später genehmigt gingen ein. Das große Los bei der Verteilung zog dann Eintracht Emmeln, deren Soccercourt 2009 fertig gestellt und eingeweiht werden konnte.
In den aktuellen Tabellen der Juniorenmannschaften haben die Vereinsnamen, die eine Jugendspielgemeinschaft kennzeichnen, ein eindeutiges Übergewicht. Die demografische Entwicklung wird diese Tendenz mit einiger Sicherheit weiter vorantreiben.
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Trotz verbesserter Rahmenbedingungen klagten schon zu Beginn der 90er Jahre die ersten Sportvereine angesichts vielfältiger Angebote für Hobby und Freizeit über zunehmende Nachwuchsprobleme. Die Bildung von Spielgemeinschaften zweier oder mehrerer Vereine war eine sinnvolle Alternative. Zwanzig Jahre später gibt es wieder ganz konkrete Pläne zur Bildung von Spielgemeinschaften im A- bis C-Jugend-Bereich, nicht nur in der Stadt Haren (Ems).
Stadtgeschichte(n)
Nachwuchsprobleme in den Vereinen
Fußball-Sommercamp des SV Eintracht Emmeln 2012
Auch Mädchen und Frauen spielen Fußball…
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Stadtgeschichte(n)
Die Anfänge des Frauenfußballs auf nationaler und internationaler Ebene liegen schon weit zurück, sie sind in den 70er Jahren angesiedelt. Die positive Entwicklung ging in kleinen Schritten voran und heute gibt es wie bei den Männern alle erdenklichen Wettbewerbe: Bundesliga, DFB-Pokal, WM, EM, Champions League…. 1987 veranstaltete der NFV auf der Anlage des TuS Haren den „Tag des Mädchenfußballs“ mit dem Ziel der Ausbreitung auf unterer Ebene. Erst seit den 90er Jahren boten zahlreiche Vereine im Emsland und auch in Haren (Ems) Mädchen- und Frauenmannschaften in verschiedenen Altersgruppen an. In der Saison 2014/15 mischen wieder viele Mannschaften bei den vom NFV-Kreis Emsland organisierten Punktrunden mit. ALTERSGRUPPE
VEREINE
Frauen
DJK Tinnen, FSG Haren/Emmeln/Wesuwe, SV Erika/ Altenberge
Mädchen-B
FSG Haren/Emmeln, FC Wesuwe
Mädchen-C
FSG Haren/Emmeln, FC Wesuwe
Mädchen-D
FSG Emmeln/Haren
Fußball-Camps… …der NFV, Trainer und ehemalige Spitzenfußballer bieten seit den Neunzigern zunehmend Fußball-Camps an. Die Veranstalter treten an die Vereine heran und organisieren Veranstaltungen über 2 oder 3 Tage, bei denen mit erfahrenen Trainern technische und taktische Fertigkeiten spielerisch vermittelt werden. Die Vereine stellen die Platzanlage zur Verfügung und organisieren für die Veranstaltung die Verpfl egung. Zum Teil organisieren die Vereine in eigener Regie, mit eigenen Trainern und Betreuern Fußballcamps, die bei den jüngeren Fußballerinnen und Fußballern immer mehr Anklang fi nden. Fußballcamps haben in den vergangenen Jahren stattgefunden in Haren 2005, 2012 und 2014 in Rütenbrock 2005, in Emmeln 2009, 2010 und 2012 in Wesuwe das „HSVFußballcamp“ 2014.
Teilnehmer und Sponsoren am Fußball-Camp des TuS Haren am Schlusstag.
Noch im Jahr der Fertigstellung erfolgte die Gründung der DLRG, die sich zum Ziel gesetzt hatte, Kinder zum Schwimmen zu führen und als Hauptaufgabe, Rettungsschwimmer auszubilden. Bis heute hat die DLRG diese Aufgaben mit großem Engagement dank zahlreicher ehrenamtlicher Mitarbeiter gemeistert.
„Arbeitet joun Papa oder ist er beim Bund?“ – Stellenbeschreibung für die Mitarbeiter der Erprobungsstelle (heutige Wehrtechnische Dienststelle).
In den ersten Jahren der Neugründung wurde jedes Jahr am letzten Sonntag im Januar ein Emsschwimmen organisiert. Die Teilnehmer kamen aus ganz Niedersachsen. Es gingen anfänglich mehr als 100 Schwimmer an den Start. Leider ist diese Veranstaltung aufgrund der nachlassenden Teilnehmerzahlen bzw. aus organisatorischen Gründen eingestellt worden. In den Anfängen wurden auch Rettungswettkämpfe durchgeführt. Seit einigen Jahren wird im Bad des Seniorenheims St. Martinus das Baby-Schwimmen angeboten. Lange Wartelisten zeigen, wie sehr dieses Angebot angenommen wird. Aber nicht nur beim Baby-Schwimmen, auch bei der Kleinkinder-Schwimmausbildung stehen viele Kinder auf der Warteliste. Teilweise 1,5 bis 2 Jahre müssen die Nichtschwimmer auf einen freien Platz warten. Über 100 Kinder werden jährlich bei der DLRG Haren vom Nichtschwimmer zum Schwimmer ausgebildet. Ein Kind mit dem „Seepferdchen“ ist aber noch kein Schwimmer. Das Ziel eines jeden Schwimmanfängers sollte das Jugend-Schwimmabzeichen Bronze sein. Erst dann kann man ein Kind ohne Aufsicht schwimmen lassen.
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…riefen zig Kinder, wenn das Signal im neuen Wellenfreibad ertönte. Sie rannten zum Becken und sprangen ins Wasser, um auf den Wellen zu schaukeln, durch die Wellen zu tauchen oder zu schwimmen. Das Wellenfreibad war ab 1972 eine riesengroße Attraktion für die Stadt Haren (Ems) und die ganze Umgebung!
DLRG heute
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„Hurra! Die Wellen kommen! ...“
Der SV Haren
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Stadtgeschichte(n)
Kurz nach der Inbetriebnahme des neuen Hallenbades waren die Voraussetzungen für die Gründung des „Schwimmvereins Haren“ (1982) gegeben.
Im Jahr 1980 wurde das Hallenbad (Foto) fertig gestellt. Darauf hatten die Harener sehnlichst gewartet. Für die Schulen galt: „Jeder Schüler soll Schwimmen lernen!“ In Zusammenarbeit mit dem Sportamt wurden Pläne für den Vormittag erstellt: Alle 3. Klassen, 6. Klassen, und 8. Klassen sollten die Möglichkeit bekommen, für die Wintersaison am Schwimmunterricht teilzunehmen. Für die auswärtigen Schulen wurden Transferbusse gechartert. Unterstützt wurden die Pläne der Schulen durch die DLRG, den Schwimmverein und die Schwimmmeister, die ihrerseits auch das Anfängerschwimmen auf ihrem „Plan“ hatten.
Der Schwimmverein Haren hat sich fortan weiterentwickelt und ist mittlerweile einer der mitgliederstärksten Schwimmvereine im Emsland. Das Kernziel vom Schwimmverein Haren ist der Breitensport, um insbesondere einer breiten Masse an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen das Schwimmen, sowie den körperlichen Ausgleich und die Freude am Schwimmsport nahezubringen. Aus dem Breitensport haben sich das Wettkampfschwimmen und das Leistungsschwimmen entwickelt. Um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden, gibt es im Schwimmverein Haren folgende Bereiche: • Wassergewöhnung • Anfängerschwimmen Kinder • Anfängerschwimmen Erwachsene • Aquafitness und Wassergymnastik • Außersportliche Jugendarbeit • Wettkampfschwimmen Im Jahre 2007 wurde das 25jährige Bestehen gemeinsam mit Vereinsmitgliedern, Vertretern aus Politik, sowie den Kreis-, Bezirks- und Landesverbänden gefeiert. Im Laufe von 32 Vereinsjahren konnten erhebliche sportliche Erfolge gefeiert werden. So ist der Schwimmverein Haren mehrfach erfolgreich auf den Deutschen Schwimmmeisterschaften, den Norddeutschen Meisterschaften und Landesmeisterschaften vertreten, sowohl als Einzelschwimmer als auch mit der Staffel. Schwimmer vom Schwimmverein Haren sind mehrfach unter den „TOP 100“ bis hin unter den „TOP 10“ auf deutscher Ebene zu finden.
Früh übt sich, wer ein Meister werden will… ….das trifft die Bemühungen der Harener Sportvereine, Kinder schon früh an den Sport heranzuführen. Unter dem Titel „Krabbelriege“ oder „Kleinkinderturnen“ oder „Eltern-Kind-Turnen“ oder ganz allgemein „Kinderturnen“ werden seit ca. den Siebzigern mit der Erstellung der Turnhallen auch schon für die Kleinsten Bewegungsangebote gemacht. Kinderturnen bietet allen Kindern die Möglichkeit, sich sportlich zu bewegen. Bewegung vermittelt Emotionen. Dabei sollen die Kinder durch Spaß an der Bewegung an den Verein gebunden werden, denn die dadurch hervorgerufenen Emotionen ermöglichen es, die Grundlage für ein lebenslanges Sporttreiben zu legen. Ziel ist es, mindestens einmal wöchentlich verschiedene Bewegungsangebote zu machen,
Beim Kinderturnen sind die folgenden 6 zentralen Botschaften für die motorische Grundlagenausbildung von erheblicher Bedeutung: Bewegen, Üben, Spielen, Mitmachen, Erleben und Können
Mutter-Kind-Turnen in Emmeln
Stadtgeschichte(n)
Es gilt, die verschiedenen Turnsportarten sowie die verschiedenen Perspektiven des Sporttreibens zu berücksichtigen: Spielgeräte haben Aufforderungscharakter, sie motivieren zum Probieren und zum „Etwas wagen“, und das nicht allein, sondern mit Gleichaltrigen. Gerätebahnen und Abenteuerlandschaften helfen, dass Kinder bei den wagemutigen Bewegungen Spaß empfinden und sich wohlfühlen.
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• die spielerisch die sportmotorischen Fähigkeiten und • die Selbsterfahrung vermitteln und fördern, • soziale Kontakte zu den gleichaltrigen Mädchen und Jungen aufbauen und • vor allem der Bewegungsarmut vorbeugen.
Kinderturngruppe in Rütenbrock
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Stadtgeschichte(n)
„Ich soll Sport machen!“ Mit diesem Satz sind in der Vergangenheit schon zahlreiche Kinder, Jugendliche und vor allem Erwachsene nach einem Arztbesuch nach Hause gekommen. „Was denn?“ fragen sich danach viele. Nun, Harener Bürger dürften da eigentlich keine Probleme haben, das Richtige zu finden, wenn sie es denn wirklich wollen!!! Unter der Rubrik „Freizeitsport – Gesundheitssport“ machen die Sportvereine der Stadt vielfältige Angebote, auch für Erwachsene. Größtenteils werden die Gruppen von ausgebildeten und lizensierten Übungsleitern geführt, im Bereich Gesundheitssport dürfen die Gruppen entsprechend ausgebildeter Übungsleiter das Gütesiegel „Sport pro Gesundheit“ bzw. „Pluspunkt Gesundheit“ führen. Harener Sportvereine bieten unter dem Namen „Rücken-Fit“, „Spiel-SportSpaß“, „Funktionsgymnastik“, „BBP-Frauengymnastik“…. verschiedene Gruppen an, die sehr viel Wert auf den gesundheitlichen Aspekt ihres Sportangebotes legen.
„Rücken-Fit“ – Die Gruppe von Birgit Sibum übt jeden Mittwoch eine Stunde lang.
Die Koronarsportgruppe Haren spricht ganz speziell alle Herzkranken an, die einmal in der Woche unter ärztlicher Aufsicht und fachlicher Übungsanleitung Sport macht. Anfang der 80er Jahre machte die „Lauftreffbewegung“ auch vor Haren (Ems) nicht halt. Seit 1983 treffen sich laufbegeisterte Frauen und Männer einmal in der Woche im Bereich Düneburg zum gemeinsamen „Laufen ohne zu schnaufen“. Auch in Emmeln und Erika entstanden Laufgruppen, die sich dem gleichen Ziel verschrieben haben.
25 Jahre „LAUFTREFF HAREN“ - 2008 ehrte der Vorsitzende Thomas Hamm die Gruppenleiter der Lauftreffgruppe, bevor es wieder für 40 Minuten auf die verschiedenen Strecken ging.
v. l. Heinz Boven, Heiner Otten, Gert Cloppenburg
Heinz Riddering (l.) und Willi Funke
Riesengroßes Zuschauerinteresse an Leichtathletik
Schon Ende der 60er Jahre wurde in der Martinischule den Schülern Gelegenheit zum Erwerb des Deutschen Sportabzeichens gegeben. Nach Fertigstellung des Emsparkstadions bot der TuS Haren allen Bürgern der Stadt an, die Bedingungen fürs Sportabzeichen zu erfüllen, was bis heute noch Jahr für Jahr von rund 50 Erwachsenen und mehreren Hundert Kindern und Jugendlichen in den Schulen weiter verfolgt wird.
Wenn sich nun gerade diese Gruppe als die erfolgreichste Abteilung in den Jahren zwischen 1968 und 1995 präsentieren konnte, stellt sich automatisch die Frage nach den Gründen. Zum einen ist immer der Trainer für den Erfolg verantwortlich. Nachdem Willy Fehren 1968 beim TuS Haren die Abteilung ins Leben gerufen hatte, übernahm Heinz Riddering ab 1970 das Ruder. Der Erfolg des 14-jährigen Schülers Heiner Otten, der 1970 bei den Kreismeisterschaften im Crosslauf überraschend siegte, setzte eine ungeahnte Entwicklung in der Leichtathletik beim TuS Haren in Gang. In seinem Sog kamen eine Anzahl ungewöhnlich talentierter und hochmotivierter Mädchen und Jungen zum regelmäßigen Training zusammen. Innerhalb weniger Jahre hatten viele von ihnen einen
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Sportabzeichen – Das Olympia des kleinen Mannes
…. aber an der Basis, wo die Grundlagen für die Spitzenleistungen gelegt werden, ist das Zuschauerinteresse weitaus geringer. Dabei wird in dieser Abteilung beim TuS Haren und beim TV Rütenbrock kontinuierlich erfolgreiche Arbeit geleistet.
Stadtgeschichte(n)
bei Olympia, bei der WM und der EM, bei den großen Meetings in aller Welt, …
Marion Gerdes 1978 in Salzgitter. Mit der Zeit von 7:22,9 Minuten reichte es zum 2. Platz bei den Landesmeisterschaften. Hervorragende Athletinnen wie Hannelore Schneiders, Marion Töpker, (Sprint, Weitsprung) Angelika Feldbrügge (800 m), Carola Wessels (1500 m) und Christel Cordes (400/800 m) wurden ebenfalls z. T. mehrfach Bezirksmeister.
Christian Kuhl
Judith Nögel
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Stadtgeschichte(n)
derart hohen Leistungsstandard erreicht, dass Erfolge bei Kreis- und Bezirksmeisterschaften und schon im Jahre 1974 zwei Landesmeistertitel im Crosslauf durch die A- und B-Jugendmannschaften erkämpft werden konnten. Landesmeister der A-Jugend wurden Heiner Otten, Gerd Cloppenburg und Heinz Boven. Bei der B-Jugend waren Jürgen Otten, Willi Funke und Günter Backs erfolgreich. Die Vizemeisterschaft 1975 bei den Deutschen Crosslaufmeisterschaften in Berlin mit der A-Jugendmannschaft Jürgen Otten – Willi Funke – Gert Cloppenburg war der erste grandiose Höhepunkt einer rasanten sportlichen Entwicklung. Willi Funke setzte dann im gleichen Jahr bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Augsburg diesen Höhenflug fort. Im 3000-mVorlauf gelang es ihm, im Kampf mit dem späteren Weltmeister über 3000-m-Hindernis – Patriz Ilg – einen neuen Deutschen BJugendrekord in 8:42,0 Minuten aufzustellen. Eine tolle Leistung erreichte die 3 x 800-mStaffel der Schülerinnen A in der Besetzung Anneliese Nüsse, Beate Schepers und
In den 80er Jahren war nach wie vor der Mittelstreckenlauf eine besondere Domäne der Harener Athleten: Heinz-Georg Wessels wurde Landesmeister über 5000-m der A-Jugend. 1989 begann die Siegesserie des Christian Kuhl: Fünfmal in Folge war er Landesmeister, und zwar 1989 und 1990 über 3000 m als Schüler und 1991 bis 1993 über 1500 m als Jugendlicher. Dazu kamen zwei weitere Erfolge im Crosslauf mit der Mannschaft 1993 in Verden und 1994 in Steyerberg mit Christian Kuhl, Jan Tiehen und Frank Gerdelmann sowie ein Titel über 5000 m 1992 in Papenburg. Spitzenplatzierungen bei Deutschen Meisterschaften, mehr als zwei Dutzend Landesmeistertitel, unzählige Bezirks- und Kreismeistertitel wurden gewonnen. Bestleistungen im Bereich der niedersächsischen Landesspitze und sogar in der deutschen Spitzenklasse waren im Jugendbereich über viele Jahre hinweg schlagzeilenträchtig. Die Leichtathletik-Aktiven des TuS Haren begeistern sich vor allem für den Langstreckenlauf bis hin zum Marathon. Besondere Erfolge konnten bei den großen City-Marathonläufen in Berlin, Hamburg, Frankfurt erzielt werden.
Ende der 90er Jahre wurde es dann ruhig um die Leichtathletikabteilung. Trainer Heinz Riddering erklärte nach 27-jähriger Tätigkeit 1997 seinen Rücktritt. Zwei Jahre dümpelte die ehemals sehr erfolgreiche Abteilung vor sich hin. Hin und wieder trainierten Athleten sich selbst. 1999 übernahm Christian Kuhl dann das Ruder der Abteilung. Schnell baute er eine junge Truppe auf, die bereits im Jahr 2000 erste Kreismeistertitel erzielen konnte. Von Beginn an dabei war Torsten Wessels, der in den Anfangsjahren nach dem Trainerwechsel die besten Platzierungen sammelte. Er schaffte mehrfach Platz 5 bei Landesmeisterschaften über 800 m und 1500 m. In seinem Sog kamen weitere, talentierte Leichtathleten zur Gruppe. Mit den Wesuweern Jens Hüsers und Hermann Koop konnte erstmals wieder eine Mannschaft im Langstreckenbereich gemeinsam trainieren. Mit dem Erreichen des Niedersachsenmeistertitels über 10 km durch eben diese Mannschaft waren 2005 die Harener Leichtathleten wieder da angekommen, wo sie vor dem Trainerwechsel standen.
Aber auch die Erwachsenenabteilung, nahezu ausschließlich im Langstreckenbereich tätig, formierte sich zu alter Stärke. Neue Leistungsträger schlossen sich der Abteilung an und so wurden einige Vizemeisterschaften auf niedersächsischer Ebene errungen. Zu den Leistungsträgern zählten in der Zeit nach dem Trainerwechsel Frank Gerdelmann, Torsten Wessels und Dirk Gerdelmann.
Stadtgeschichte(n)
Auch der Lauf in der Partnerstadt Andrésy ist schon einige Male das Ziel Harener Leichtathleten gewesen. Seit Anfang der Neunziger wurden regelmäßig Fahrten in die Partnerstadt unternommen, um an den „20 Bornes d’Andrésy“ (20 Kilometersteine von Andresy) teilzunehmen.
Im selben Jahr begann der Siegeszug von Judith Nögel. Im Blockwettkampf „Lauf“, einer Kombinationswertung aus fünf Disziplinen, erreichte sie im Jahr 2005 die Niedersachsenmeisterschaft. 2006 folgten zwei weitere Titel über 100 m und 300 m. 2007 erreichte der Senior Torsten Wallraven in der Altersklasse M35 den Niedersachsenmeistertitel über 800 m. 2008 war es dann die 4x400-m Staffel in der Besetzung Kerstin Book, Kristina Hüsers, Christina Pszolla und Judith Nögel. Ihre große Bandbreite zeigten 2009 Kerstin Book und Kristina Hüsers. Nach der Staffelmeisterschaft schafften sie im gleichen Jahr den Titelgewinn in der Mannschaftswertung im 10-km-Straßenlauf zusammen mit Melanie Papen. Dies war auch der bis heute letzte große Titelgewinn für Harener Leichtathleten. Aufgrund des Beginns mit dem Studium wechselte die bis dato erfolgreichste Athletin unter Yvonne und Christian Kuhl, Judith Nögel, in das Leichtathletikteam der Sporthochschule Köln. Mit dem Team holte sie in den darauffolgenden Jahren mehrere deutsche Meistertitel. Es begann nach dem Weggang der meisten Leistungsträger ein absoluter Neuanfang mit jungen Athleten, die erst ab 2014 an Landesmeisterschaften teilnehmen dürfen.
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Die absoluten Topleistungen lieferten hierbei Olaf Möller und Friedhelm Dickmann, die mit Bestleistungen beim Hamburg Marathon 1986 von 2:31 bzw. 2:32 Std. glänzten. Die Seniorenläufer Heinz Boven, Hermann Schepers und Werner Fietz liefen auf der gleichen Strecke bereits Zeiten von unter 2:50 Std. Das sind Ergebnisse, die nur richtig gute Läufer erbringen können!
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Stadtgeschichte(n)
Citylauf Haren – seit 1998 Jahr für Jahr ein Highlight! 1989 als „Harener Volkslauf und Wandertag“ eingeführt, mutierte diese Veranstaltung zehn Jahre später zum Citylauf Haren, verlegt vom Emsparkstadion in das Zentrum der Stadt.
Besonders interessant ist der Citylauf seit 2004, als mit zunächst drei, später mit fünf anderen Veranstaltern die EL-Cup-Wertung über 10 km eingeführt wurde. (Später auch über die 5-km-Strecke).
Die 17. Auflage Ende Juli 2014 beweist, dass das Organisationsteam den richtigen Riecher hatte. Über 700 passionierte Läufer aus Haren (Ems) und der näheren Umgebung, z.T. auch aus großer Entfernung und aus den Niederlanden, folgten der Einladung und sorgten neben den zahlreichen Zuschauern für den sportlichen Höhepunkt zu Beginn der Harener Musiktage.
Eine herausragende Veranstaltung, die Niedersachsenmeisterschaft im 10-km-Straßenlauf, organisierte das Team der Leichtathleten am 1.4.2011, und sie meisterten diese Aufgabe mit Bravour.
Tennisboom mit Boris Becker und Steffi Graf … Der „weiße Sport“ entwickelte sich schon zu Beginn der achtziger Jahre zum Breitensport. Beim Tennisclub Rot-Weiss Haren (1965) und beim Tennisclub Erika/Altenberge (1980) fanden sich Gleichgesinnte, deren Ziel es war, den Tennissport zu fördern. Sie freuten sich über einen enormen Mitgliederzuwachs, der noch verstärkt wurde durch die Erfolge der deutschen Spitzenspieler Steffi Graf und Boris Becker. In Fehndorf gründeten Tennisfans den TC Fehndorf (1986) und auch in Emmeln und Wesuwe wurden Tennisabteilungen in den bestehenden Sportverein SV Eintracht (1986) und FC (1987) gegründet.
Überblick:
Parallel dazu wurden neue Tennisplätze gebaut. In Haren (1986) und Erika (1986) wurden Tennishallen mit jeweils zwei Spielfeldern errichtet. Sie ermöglichten wetterunabhängig einen ganzjährigen Spielund Trainingsbetrieb.
Die jährliche Stadtmeisterschaft – ausgetragen seit 1982 - und vor allem viele vereinsinterne Wettkämpfe und Veranstaltungen zeugen von großer Aktivität in den einzelnen Tennisvereinen.
TC Haren: TC Erika/Altenberge: TC Fehndorf: FC Wesuwe: Eintracht Emmeln:
6 Plätze 2 Hallenplätze 4 Plätze 2 Hallenplätze 2 Plätze 2 Plätze 2 Plätze
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Stadtgeschichte(n)
Im Emsland und in den benachbarten Kreisen führte dieser Trend zu einer enormen Ausweitung des Spielbetriebs. Spielklassen für Jugendliche in verschiedenen Altersgruppen und die Mannschaften der Seniorinnen und Senioren schossen in den „reiferen“ Altersklassen geradezu aus dem Boden.
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Voltigieren was ist das? Voltigieren heißt, turnerisch-gymnastische Übungen auf dem Pferd auszuführen. Das abgestimmte Zusammenwirken von Pferd, Longenführer und Voltigierer ist Grundvoraussetzung zur Ausübung dieses Sports, denn alle drei beeinflussen sich gegenseitig und bilden im Voltigieren eine Einheit. Das Voltigieren umfasst Bewegungen und Übungselemente aus dem Turnen, der Gymnastik und der Sportakrobatik. Diese werden als Einzelund Partnerübungen gezeigt und können zu fließenden Bewegungsfolgen kombiniert werden. Entsprechend dem Können und Ausbildungsstand der Voltigierer wird im Unterricht im Schritt und Galopp voltigiert. Im Turniersport müssen entsprechend den Wettkampfregeln alle Übungen auf dem galoppierenden Pferd gezeigt werden.
Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde… In unserer Stadt sowie im Umland ist der Reitsport wie in vielen ländlichen Gegenden ein gewichtiger Partner im Bereich des Sports. In Rütenbrock und in Haren fanden sich schon 1922/1923 Pferdeliebhaber zusammen und gründeten Vereine, die sich dem Pferdesport verschrieben haben. Der heutige Reit- und Fahrverein Haren (Ems) e.V. wurde im Jahre 1922 als ReiterVerein-Alt-Haren von Otto Freiherr von Landsberg-Velen gegründet. Seit Beginn der Gründerzeit bis hin zum Anfang der 70er Jahre hatte der Reit-und Fahrverein Haren (Ems) e.V. sein Domizil in Altharen. Vereinslokal war die Gaststätte Knepper, trainiert wurde auf einer angrenzenden Wiese. Im Jahre 1973 wurde dann zusammen mit dem Reit- und Fahrverein Haren (Ems) e.V. eine neue Reithalle bei Gerhard Lüssing in Raken errichtet. Im Programm des Vereins ist u.a. zu finden: Stadtmeisterschaft, Schleppjagd, Sommerturnier, Winterturnier, Jugendturnier, Oldie-Cup.
Reit-und Fahrverein Rütenbrock Im Frühjahr 1923 kamen einige junge Männer aus Rütenbrock, Lindloh, Altenberge und Erika zusammen, um einen Reitverein zu gründen. Im Sommer 1925 konnte in Rütenbrock auf dem Hof von Rudolf Manning das erste Reitturnier veranstaltet werden. Im Jahre 1970 konnte die Reithalle, die auch heute noch genutzt wird, in Betrieb genommen werden. Im Programm des Vereins ist u.a. zu finden: Großes Reitturnier mit Springprüfung bis zur Klasse S (alle zwei Jahre), Ostermontagsturnier, August Petrell-Pokalturnier (zwischen den Vereinen Haren / WSM / Rütenbrock), Pony-Camp, Rütenbrocker Reitertage, Fuchsjagd, Adventsreiten, Stadtmeisterschaft, Dressurunterricht, Springunterricht.
Voltigieren ist unterteilt in: Anfänger-und Freizeitbereich Hier werden die Kinder an das Voltigieren herangeführt. Fördergruppen In der Fördergruppe sollen die Kinder, die in den Anfängergruppen schon fortgeschritten sind und Lust haben, in den Turniersport einzusteigen, auf das Training in den Turniergruppen vorbereitet werden. Turniergruppen und Einzelvoltigieren Neben dem Gruppentraining gibt es auch die Möglichkeit des Einzelvoltigierens bis hin zum nationalen und internationalen Sport. Die 1. Mannschaft wurde erstmals im Jahr 2005 zusammengestellt und ist in der Folgezeit bis in höchste Leistungsklasse
…. Bei den Weltmeisterschaften im tschechischen Brno waren sogar zwei von Helmut Koop ausgebildete Voltigierpferde am Start. Um den Sport auch für die Kleinen attraktiv zu gestalten, werden regelmäßig Motivationsabzeichen angeboten, wie das Steckenpferd, Kleines Hufeisen und Großes Hufeisen. Sport steht natürlich an erster Stelle. Aber auch der Gemeinschaftssinn kommt nicht zu kurz: Fahrten, Wandern, Fahrradtouren, Ferienfreizeit, Übernachtungen, Grillen, Flohmarkt und Spiele-Olympiade gehören zum Terminplan.
Stadtgeschichte(n)
Im November 2002 wurde der Verein gegründet. In den ersten beiden Jahren wurde der Voltigiersport in verschiedenen Reithallen und Scheunen mit zwei Gruppen weitergeführt. Das wesentliche Ziel in der Vereinsarbeit ist die Förderung des Voltigierens in all seinen Facetten vom Breiten- über den Schul- bis hin zum Leistungssport. Seit Herbst 2004 hat der Verein dann in der Anlage der BeKo-Voltigier- und Reitsport GbR in der Thyssenstraße in Haren (Ems) ein neues Zuhause gefunden. Den Voltigierern und Trainern/Ausbildern stehen somit eine 20x40 m Halle und ein Außenplatz zur Verfügung. Mittlerweile gehören zehn Gruppen mit acht bis zehn Gruppenmitgliedern sowie zwei Minigruppen zum Verein.
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VoltigierSport Haren e.V.
aufgestiegen, siegte beim Emsländischen- sowie Landesverbands-Championat und kämpfte zwei Jahre um den Norddeutschen Länderteam-Cup mit. Äußerst erfolgreich ist unser Nachwuchs mit seinen Vorführungen in Wettbewerben und kann sich immer wieder ganz vorne platzieren….
Handball in Haren…. …Handball erfordert wettkampfgerechte Voraussetzungen, d.h. Handball als Wettkampf kann nur in großen Turnhallen gespielt werden. 1973 wurde die Emmelner Turnhalle gebaut und es dauerte nicht lange, bis sich handballbegeisterte junge Männer zum Handball spielen trafen. Sie gründeten im Sportverein SV Eintracht Emmeln die erste Handballabteilung.
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Stadtgeschichte(n)
1978 wurde in Haren (Ems) die Großsporthalle fertig gestellt und schon 1980 traf sich unter der Leitung von Willy Fehren eine Gruppe, deren Ziel Handball spielen war. Sie gründeten die Handballabteilung im TuS Haren. Was daraus im Laufe von 34 Jahren wurde, belegt die nachfolgende Aufzählung aus dem Jahr 2014: 1. Herrenmannschaft: 2. Herrenmannschaft: 1. Frauenmannschaft: A-Jugend-w: C-Jugend-w: D-1-Jugend-w: D-2-Jugend-w: E-Jugend-w: B-Jugend-m: D-Jugend-m: E-Jugend-m: Minis:
Landesliga Regionsliga Regionsoberliga Regionsoberliga Regionsliga Regionsliga Regionsklasse Regionsliga Oberliga Regionsoberliga Regionsoberliga Spiele in Turnierform
Schon bald nach der Gründung der Abteilung wurde das A-Jugendturnier zu einer festen Einrichtung. Es entstanden Kontakte zu bekannten Vereinen, auch außerhalb des Handballkreises Emsland/Bentheim.
A-Jugendturnier 1985 richteten die Handballer das 1. Harener A-Jugend-Handballturnier aus, an dem ausgewählte Mannschaften teilnahmen. Es fand großen Zuspruch und war die logische Folge guter Jugendarbeit.
Ägypter in Haren (Ems) Der Handball-Kreis Bentheim hatte seit Jahren gute Verbindungen zum Ägyptischen Handballverband. So waren u. a. auch einige Ägyptische Auswahlmannschaften bei uns in Haren: 1986 war die Ägyptische Nationalmannschaft der weibl. B-Jugend zu Gast in Haren. 1987 gastierte die Ägyptische Damen-Nationalmannschaft in Haren und 1993 die B-Jugendauswahl (28:19 gegen TuS Haren Jugend/Herren)
Highlights zum 10-jährigen Jubiläum: Das war 1990 ein Freundschaftsspiel gegen den damaligen Bundesligisten Tusem Essen sowie das Spiel der 1. Herren gegen die Frauen des Bundesligisten VfL Oldenburg.
25 Jahre Handball beim TuS Haren 2005 feierte die Handballabteilung das 25-jährige Bestehen. Neben zahlreichen Aktivitäten ragten die Spiele der Frauen und der 1. Herren heraus: Gegner der Frauen war wiederum der Bundesligist VfL Oldenburg und die Herren spielten gegen den Zweitligisten Spvg. Emsdetten.
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Stadtgeschichte(n)
Karateverein Bunkai Haren Der 1995 gegründete Verein hat sich in kurzer Zeit zu einer TOP-Adresse des Karatesports entwickelt. Das zeigen die in 20 Jahren erzielten Erfolge:
Welt- und Europameisterschaften: 1 Gold, 5 Silber, 3 Bronze Studenten Welt- und Europameisterschaften: 4 Gold, 5 Silber, 5 Bronze World Gay Games: 4 Gold, 2 Silber, 2 Bronze
Nationalkaderathleten: Kim Hakkenes (Nationalkader Jugend Niederlande)
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Stadtgeschichte(n)
Rita Foppe (Nationalkader Junioren Deutscher Karateverband, Studierendennationalkader), Bea Brinker (Nationalkader Senioren Deutscher Karateverband) Silvia Hagen (Nationalkader Senioren Deutscher Karateverband, Studierendennationalkader), Sina Selter (Nationalkader Deutscher Karateverband Jugend, Senioren und Studierendennationalkader)
Höhepunkt der Vereinsgeschichte 2004: Das Vereinsteam Kumite Damen (Bea Brinker, Rita Foppe, Kim Hakkenes und Silvia Hagen) qualifizierte sich als vereinseigenes Team zunächst für die Deutsche Meisterschaft und dann für die Teilnahme an der Europameisterschaft der Regionen (vergleichbar Champions League!). Dort konnte das Harener Vereinsteam u.a. nominierte Nationalteams besiegen (Türkei, England, Italien und Ungarn). Mit einer Silbermedaille im Gepäck kehrten die Harener Damen und ihr Trainer Wim Hakkenes aus der Slovakei/Bratislava zurück. Ein so großer Erfolg mit einem Vereinsteam ist bisher einzigartig in Deutschland!
Dass bei Bunkai Haren absolute Fachleuten mitwirken, zeigen die Meriten des Trainerteams: Silvia Hagen wird Landestrainerin Kumite Jugend, die A-Trainerlizenz des DOSB erwerben Wim Hakkenes und Silvia Hagen. Sina Selter erhält die B-Trainerlizenz. Haren (Ems) ist Karate- und Kumitestützpunkt Nord des Niedersächsischen Karateverbandes. Unter der Leitung des A- Trainers Wim Hakkenes findet regelmäßig in Haren (Ems) Stützpunkttraining statt. Veranstaltungs-Highlights waren 2007 und 2012 die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft Karate (Deutscher Karateverband) in Haren (Ems). Seit 2011 sammeln die Nachwuchssportler in der EmsDollart-Karate Liga mit den benachbarten Vereinen aus der Grafschaft, den Niederlanden und Emden in freundschaftlicher Atmosphäre Punkte und qualifizieren sich für das im Juli in Haren (Ems) stattfindende Finale der Ems Dollart Karateliga. Bunkai Haren betreibt aber auch aktive Nachwuchsarbeit: Kindgerechtes Karatetraining an Bällen und zur Musik ermöglicht eine kindgerechte Frühförderung, daneben gibt es für Vorschulkinder das Bambinitraining.
Stadtmeisterschaften Seit der Gebietsreform standen die Stadtmeisterschaften bei den Tischtennisspielern ab 1975 jeweils am Buß- und Bettag auf dem Programm. An dem Feiertag wurden die Sieger in den einzelnen Wettbewerben aus den zahlreichen Teilnehmern ermittelt und dies ist bis heute so geblieben. Pokale stellte die Stadt Haren (Ems) zur Verfügung.
Die Sieger 2014: Herren A
Herren B
Damen
Carsten Fehrmann
Michael Gebbeken
Marion Wendels
SV Erika/Altenberge
SV Erika/Altenberge
VfL Rütenbrock
Schülerinnen A
Schülerinnen B
Schülerinnen C
Schülerinnen Minis
Mika Wocken
Gina-Marie Nortmann
Leonie Petersmann
Alicia Nortmann
Eintracht Emmeln
VfL Rütenbrock
VfL Rütenbrock
VfL Rütenbrock
Schüler A
Schüler B
Schüler C
Jonas Telgen
Max Weinans
Sven Krallmann
VfL Rütenbrock
VfL Rütenbrock
VfL Rütenbrock
Seit 2006 sind auch die Mädchen mit von der Partie, sie stehen den Jungs an Einsatz nicht nach, wenn es heißt „Das Runde muss ins Eckige“!
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1974 habe ich als Schriftführer die „Honoratioren“ zum Sportlerball eingeladen. Einige Tage später zeigte mir Pastor Reuter seine Einladung: Ich hatte Pastor Reuter mit seiner Frau eingeladen. Es stellte sich danach bald heraus, dass ich den Pastor der evangelischen Kirchengemeinde, Pastor Weber, ohne seine Frau eingeladen hatte. Ich hatte also die Briefumschläge wohl vertauscht. Die beiden Pastoren fanden das „lustig“. Ewald Stapel
Seit 1986 treffen sich die Jugendfußballer zwischen Weihnachten und Neujahr in der Großsporthalle zu den Vorrundenturnieren. An allen Tagen ist die Tribüne übervoll, wenn die Finalisten für die Endspiele Ende Februar ermittelt werden. Imposant ist am Finaltag der Beginn der Veranstaltung, wenn alle Teams im Sportdress unter den Musikklängen der Reservistenkameradschaft Erika und dem rhythmischen Klatschen der Zuschauer in die Turnhalle kommen und sich dort vor der Tribüne aufstellen.
Stadtgeschichte(n)
„Heute war in der Großsporthalle wieder der Bär los, als die Jugendfußballer die Finalspiele um die Stadtmeisterschaft austrugen.“
Auch die Fußball-Herrenmannschaften folgten dem Trend: Die Stadtmeister wurden in den Achtzigern in der Halle ermittelt, später dann und auch heute noch auf dem Feld in der Sommerpause. Die Reservemannschaften ermittelten ihren Stadtmeister von 19952003 und wieder seit 2013, die Altherrenmannschaften spielten nur 1990-98 und 2013 den „Stadtmeister“ aus, die Frauen seit 2013.
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Stadtgeschichte(n)
Die Siegerliste des Jahres 2014: A-Junioren
JSG Emmeln/Haren 1
B-Junioren
JSG Emmeln/Haren 1
C-Junioren
JSG Emmeln/Haren 1
D-Junioren
JSG R.brock/E-A
E-Junioren
FC Wesuwe
F-Junioren
SV Erika/Altenberge
A/B-Juniorinnen
FSG Emmeln/Haren
C-Juniorinnen
FC Wesuwe
D-Juniorinnen
FSG Emmeln/Haren
1. Senioren
TuS Haren
Reservemannschaften
TuS Haren
Frauen
SG Haren/Wesuwe/ Emmeln
Seit 1982 ermitteln die Tennisspieler in verschiedenen Altersklassen jährlich die Stadtmeister
Die Siegerliste des Jahres 2014: Herren
Tobias Gertzen, RW Haren
Herren 50
Hermann Klas, Eintr. Emmeln
Damen 30
Inge Jüngerhans, RW Haren
Damen-Doppel
M. Bruns/Chr. Rolink, TC Fehndorf
Damen-Doppel 40
A.Fehren-Sibum/D. Fenslage, RW Haren
Damen-Doppel 50
A.Koormann/M.Bauken, RW Haren
Herren-Doppel 40
D. Lammers/U.Schepers, Eintr. Emmeln
Herren-Doppel 50
W. Fenslage/P. Meentken, RW Haren
Mixed
M. Bruns/M. Bruns, TC Fehndorf
Im Januar 1973 erregte eine Aktion des Harener Angelsportvereins für Aufregung. Mitglieder hatten kurzerhand die Eisdecke auf dem zugefrorenen Teich an der Deichstraße mit Kalk bestreut und damit das Schlittschuhlaufen unmöglich gemacht. Begründung der Angelfreunde: „Die Karpfen müssen im Winter ruhen, da sie sonst in Lebensgefahr geraten könnten!“
1992 trafen sich die Hobby-Volleyballmannschaften erstmals zu einem Turnier auf Stadtebene. Die „Spezialisten“ und „TuS-Haren-Päegels“ dominierten die ersten Turniere. Nur hin und wieder gelang es anderen Teams, den Siegerpokal zu erringen, so den Teams „Plastico 0:3“ und den „Netzbeißern“, beiden gelang es sogar zweimal, den Cup zu gewinnen. Bei den Damen dominierten lange Zeit die Mannschaften „Voll daneben“ und die „Querschläger“, bis sich 2013 das „Team Raken“ in die Siegerliste eintragen konnte. 2014 gab es aber eine Revanche, aus der die „Querschläger“ als Sieger hervorgingen.
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Stadtgeschichte(n)
Volleyball Stadtmeister 2014: Die Netzbeißer
Die Querschläger siegten 2014 bei den Frauenteams
Renntag an Pfingsten… … auf der Anlage des MSC-Rütenbrock e.V.. Der Verein wurde im Jahre 1969 von einigen Motorsportbegeisterten gegründet. Im benachbarten Holland hatte man schon einige Male Auto-Cross-Rennen bzw. StockcarRennen gesehen. Was lag da näher, als diese Sportart über die Grenze ins Emsland zu holen? Mit anfänglicher holländischer Unterstützung wurde am Christi Himmelfahrtstag 1969 das erste Auto-Cross-Rennen in Rütenbrock bei der Gaststätte „Casper Gerd“ durchgeführt. Das damals zahlreiche und sportbegeisterte Publikum ermutigte die Veranstalter, diese spektakuläre Veranstaltung zu wiederholen.
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Stadtgeschichte(n)
Seit über 30 Jahren veranstaltet der MSC-Rütenbrock sein traditionelles Auto-Cross-Rennen am 1. Pfingsttag. Beständige Starterzahlen von 180 bis 220 Akteuren ließen die Veranstaltungen immer perfekter werden. Neben top vorbereiten Motoren und Getrieben spielen immer mehr auch das Gewicht, das Fahrwerk und die Reifen eine entscheidende Rolle.
Der MSC-Rütenbrock hat seit mehr als 20 Jahren einen festen Rennparcour, nämlich den Rennplatz „Casper Gerd“, der mittlerweile 10 ha umfasst und 2009 vom MSC käuflich erworben wurde. Dem MSC-Rütenbrock gehören ca. 170 Mitglieder an, davon nehmen mindestens 90 Prozent aktiv am Vereinsleben teil. Besonderen Wert legt der MSC-Rütenbrock auf die Jugendarbeit. Hier ist es in den vergangenen Jahren gelungen, jedes Jahr mehrere Jugendklassefahrer durch die Saison zu begleiten. Die Nachwuchsarbeit des MSC beginnt schon sehr früh: So wird jedem neugeborenem Nachwuchs eines MSCMitgliedes ein Starterpaket mit Mütze, Body, T-Shirt,… übergeben. Bei den Sommerfesten haben dann auch alle Kinder die Möglichkeit, entweder als Beifahrer oder auch selber einige Runden über den „Casper Gerd Ring“ zu drehen.
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Stadtgeschichte(n)
Cleverer Elfmeterschütze Das Fehlen einer eindeutigen Regelung der DFB-Verantwortlichen bei der Ausführung von Elfmetern führte in den 1980 Jahren immer wieder zu großen Diskussionen. Der Einfallsreichtum …..kannte keine Grenzen. Der damalige Trainer des FC Wesuwe, Willy Fenslage, brachte folgende und zu diesem Zeitpunkt ganz neue Variante ins Spiel, die für großes Aufsehen sorgte und sogar den Niedersächsischen Fußballverband auf den Plan rief, der dann schlussendlich in Absprache mit dem DFB für eine Änderung der Ausführungsbestimmungen bei Elfmetern sorgte. Beim „Gipfeltreffen“ vor etwa 30 Jahren zwischen dem FC Wesuwe und dem TuS Haren bekam der FC Wesuwe einen Elfmeter zugesprochen. Der Spieler Willi Schulte legte sich den Ball auf den Punkt zurecht. Der Harener Torwart Peter Meentken versuchte den Spieler zu verunsichern. „Den wirst du nie verwandeln“. Schulte entgegnete daraufhin: „Das kann schon sein“. Als der Pfiff des Schiedsrichters ertönte, lief der angebliche Elfmeterschütze Schulte schnell aus dem Strafraum und Hermann Vohs, der, wie vorher abgesprochen und zigmal im Training geübt, lief an und verwandelte zum Erstaunen des Torhüters den Elfmeter sicher in die Ecke. Dieses Szenario wiederholte sich später noch einige Male. Bis dann eines Tages der Vorstand einen Brief vom NFV bekam. In der eindeutigen Anweisung wurde mitgeteilt, dass ein Elfmeterschütze für alle Beteiligten klar erkennbar sein müsse und sich beim Schiedsrichter als Ausführender anzumelden habe. So wurde der kleine Verein FC Wesuwe auf diese Art zu damaliger Zeit weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. (Bericht Gerd Stroot)
Modell-SportGruppe Haren 1980 wurde der erste, kleine Modellflugplatz in Dankern gepachtet und am 16.2.1980 die Modell-SportGruppe Haren e.V. gegründet.
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Stadtgeschichte(n)
Damals steckte das Hobby Modellflug noch in den Kinderschuhen. Es gab keine fertigen Modelle, keine Simulatoren und die Funktechnik war auch nicht immer zuverlässig. Nichts desto trotz entwickelten die Vereinsmitglieder ihre Modelle und deren Flugfähigkeiten weiter. Im Jahr 1991 wurde in unmittelbarer Nähe des Modellflugplatzes ein Ultraleichtflugplatz eröffnet. Dies war der Anlass, langfristig nach einem neuen Flugfeld zu suchen.
Der erste Umzug in der Vereinsgeschichte wurde im Jahr 1995 vollzogen. Der neue Modellflugplatz befand sich zwischen Wesuwe-Siedlung und Fehndorf. Der Verein entwickelte sich weiter und hatte im Jahr 1999 ca. 50 Mitglieder. Ende 2007 erfolgte ein erneuter Umzug in den Wesuweer Brook. Flugzeuge bis zu einem Abfluggewicht von 25 kg werden hier von den Vereinsmitgliedern geflogen. Der Flugplatz hat für den Modellflieger eine fast optimale Lage, da keine Bäume den Flugbetrieb durch Verwirbelungen stören. Heute hat der Verein ca. 60 Mitglieder von Jung bis Alt. Besonders an Samstagnachmittagen und Sonntagvormittagen herrscht bei gutem Wetter ein reges Treiben auf dem Flugplatz. Hierbei lassen sich auch Modelle aller Art und Größe bewundern. Vom kleinen flugfertigen Elektro-Trainer bis zu großen, zum Teil selbstgebauten Flugzeugen mit bis zu 200ccm Benzinmotor kann alles bewundert werden. Das Modellfliegen ist insbesondere für Technikbegeisterte und Familien
Am Tag der Einweihung des Umkleidehauses des TuS Haren am 9.8.2009 übergaben Mitglieder der Modellsportgruppe den Schlüssel der alten Container an den Vorsitzenden des TuS, Thomas Hamm. Die Schlüsselübergabe erfolgte mit einem kleinen Hubschrauber.
Gedanken einer Volti-Mutter Was unsere großen und kleinen Voltis in sportlicher Hinsicht so alles können, ist für jedermann gut sichtbar. Aber was wir nicht sehen, und was für mich als Mutter von drei inzwischen erwachsenen Töchtern genauso wichtig ist, ist das, was das Voltigieren aus unseren Kindern gemacht hat: Sie lernen, Verantwortung gegenüber ihrem Sportpferd zu übernehmen, sind zuverlässig, ehrlich, ehrgeizig und kompromissbereit. Das erklärt auch, weshalb fast alle Voltis gute Schüler sind. Sie sind gesellig, naturverbunden und sehr reiselustig. Sie teilen alles, ja wirklich alles: Erfolge, Niederlagen, Freud und Leid, Nahrung und Kleidung. Und ich glaube, wenn es sein muss, auch die Zahnbürste. Sie sind loyal und sehr hilfsbereit. Wenn ein Gruppenmitglied Hilfe braucht, ist es oberstes Gebot, egal wann und wo zu helfen. Ich glaube es gibt nichts, was in der Gruppe nicht gelöst werden kann. Unsere Voltis sind teamfähig, können diskutieren und finden (manchmal auch mit Hilfe des Trainers) immer einen Weg, der für alle in der Gruppe akzeptabel ist. Für uns Eltern ist es doch sehr gut und beruhigend zu wissen, wo und mit wem unsere Kinder unterwegs sind. Ich glaube, wer bis zu seinem 18. oder 19. Lebensjahr voltigiert hat, der kann nicht nur auf dem Pferderücken stehen. Nein, er steht mit beiden Beinen fest im Leben. Aber ich kann mir vorstellen, dass es manchmal für die Trainer ein hartes Stück Arbeit ist, die verschiedenen Charaktere unter einen Hut zu bringen. Durch die liebevolle, einfühlsame, verständnisvolle aber auch konsequente Art gegenüber unseren Kinder haben es die Trainer geschafft, und werden es hoffentlich noch viele Jahre schaffen, aus unseren kleinen Voltis junge Menschen zu formen, die so positiv in die sportliche als auch menschliche Zukunft schauen. Liebe Trainer, ich wünsche Euch und mir, dass ihr immer genug Idealismus und Kraft habt, um noch vielen Kindern diesen tollen Sport und Lebenserfahrung zu übermitteln. Mit dieser Einsicht sollten wir Eltern …. unsere Kinder und den Verein mit aller Kraft unterstützen…
Stadtgeschichte(n)
Besucher sind herzlich willkommen.
Zum Abschluss:
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ansprechend. In der Modell-SportGruppe Haren e.V. ist sehr häufig eine sogenannte Vater-Sohn-Konstellation vorzufinden. Das Hobby kann das ganze Jahr über aktiv betrieben werden. Bei gutem Wetter treffen sich die Mitglieder zum Fliegen, im Winter dagegen wird die Zeit zum Bau von neuen Flugzeugen genutzt.
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Landegge
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Mittelpunkt des Dorfes Landegge ist die Kapelle mit dem Glockenturm
Stadtgeschichte(n)
„Wenn se die vroagen, dan must du dat daun!“ Antwort vieler Frauen auf das ehrenamtliche Engagement ihrer Männer. Frei übersetzt: „Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau!“ – oder umgekehrt.
Im Jahr 1178 läßt der Bischof von Münster Burg Landegge bauen, eine Wehranlage mit einem mächtigen aus Findlingen erbauten Turm. Sie schützt seine Besitzungen vor den Raubzügen der Ritter aus Haren. Außerdem sind die Burgmänner für die Sicherheit der „Friesischen Straße“ zuständig. 200 Jahre lang ist die Stiftsburg in Landegge Sitz der Verwaltung für das gesamte Emsland. Der Drost, „Verwaltungschef“ und Vertreter des Landesherrn, wohnt ebenfalls in Landegge.
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Stadtgeschichte(n)
Viele Sagen ranken sich um die Burgherrin Jutta von Ravensberg, die im 13. Jahrhundert die emsländischen Besitzungen ihres Vaters erbt. Über die „Frau von Mundeloh“ gibt es zahlreiche Andekdoten. Und auch wenn die Geschichten nicht der Wirklichkeit entsprechen sollten, ist doch der Glaube an den im Woilol-See versunkenen Goldschatz der Gräfin ungebrochen. Immerhin stößt ein Knecht im Jahr 1932 bei Feldarbeiten in Landegge auf einen vergrabenen Steintopf, gefüllt mit 65 alten Silbermünzen. Sie stammen vermutlich aus dem Jahr 1634, als der schwedische Graf Königsmark mit seinen Truppen im dreißigjährigen Krieg entlang der Ems wütet. Die Münzsammlung wird ab 1934 im Heimatmuseum der Stadt Meppen ausgestellt, wo sie nach dem Umzug des Museums aber verlorengeht – wie gewonnen,… Kurz nach dem Krieg trifft das Hochwasser des Jahres 1946 Mensch und Vieh. Überdies ist Landegge mit evakuierten Harenern und ausgewiesenen Einwohnern der benachbarten Grenzorte bevölkert, hinzukommen Kriegsflüchtlinge und Vertriebene aus den Ostprovinzen. Nur ein Haus im Ort bleibt vom Wasser verschont. Bereits 1938 strebt Landegge eine Eingemeindung nach Haren an, die aber nie vollzogen wird. Erst im Juni 1965 schließen sich Haren und Landegge zu einer Samtgemeinde zusammen.
Gerhard Gebken Gerhard Gebken wurde 1940 in Landegge geboren. Der Landwirt lebt mit seiner Frau auf dem Hof der Familie an der Landegger Straße. Aus dem Jahr 1717 stammt der Hof-Beiname „Brunen“, unter dem die Familie auch heute noch bekannt ist. Von 1960 bis 1968 war Gerd Gebken Mitglied des Gemeinderates von Landegge und gehörte 1966 zu den Gründungsmitgliedern des örtlichen Schützenvereins.
Mit der Besetzung Harens 1945 wurde Landegge zu einem Zufluchtsort für die Harener Bevölkerung. Auch Kriegsflüchtlinge fanden in Landegge eine erste Bleibe. 1946 wurde es dann richtig eng. Durch das Hochwasser stand die Ems in allen Häusern der Ortschaft rund ½ Meter hoch, für Wochen waren nur die Obergeschosse bewohnbar. Als Kind war das eine spannende Zeit.
Landegge bildete immer eine gute Gemeinschaft – alles war sehr familiär. Ratssitzungen waren fast wie Familientreffen: zwei Schwäger von mir waren zur selben Zeit Ratsherren. Die Gemeindekasse befand sich bis 1969 bei uns im Küchenschrank. Grundsteuern wurden anfangs einmal im Monat am Küchentisch bar eingezahlt. Später wurde ein Zimmer als Büro genutzt. Die Themen dieser Zeit waren der Erhalt der Landegger Grundschule, Straßenbau und Flurbereinigung.
Mit Ausnahme meines 18-monatigen Wehrdienstes, den ich in Lingen und Fürstenau ableisten musste, habe ich mein ganzes Leben in Landegge verbracht. Bis 1956 hatten wir eine Fährstelle an der Ems. Bei Bedarf rief man vom Emsufer zu unserem Hof hinüber und wurde dann mit einem Ruderboot übergesetzt. Das kostete einen Groschen. Das Geld habe ich anfangs gleich weggeworfen, weil es bis 1948 ja nichts wert war.
Wie kamen Sie zur politischen Arbeit? 1961 standen Gemeinderatswahlen in Landegge an. Ich war schon einige Zeit Vorsitzender der örtlichen Landjugend. Als Kandidaten gesucht wurden, bin ich vorgeschlagen und dann auch gewählt worden. Damals war ich 21 Jahre
Was änderte sich 1969 mit der Gründung der Samtgemeinde Stadt Haren (Ems) – Landegge? Der Zusammenschluss mit der Stadt Haren (Ems) war richtig und notwendig. Als kleine Gemeinde war Landegge allein auf Dauer nicht mehr handlungsfähig. Die Kooperation mit der Stadt hat uns rückblickend viele Vorteile gebracht, wir konnten u.a. auf die Verwaltung im Harener Rathaus zurückgreifen und hierdurch Kosten einsparen. Die Kinder besuchten auch die weiterführende Schule in Haren. Dennoch war man zunächst skeptisch. Die letzte eigenständige Maßnahme vor dem Zusammenschluss 1969 war deshalb eine Straßensanierung in Landegge, dazu haben wir die Gemeindekasse geleert
– das Guthaben wäre sonst in den gemeinsamen Haushalt mit der Stadt Haren (Ems) geflossen…
Wie war die Haltung zur Gemeindereform von 1974 in Landegge? Von der Samtgemeinde zur neuen Stadt Haren (Ems) war es für Landegge nur ein kleiner Schritt, denn faktisch hatten wir diese Entwicklung ja schon 1969 vollzogen. In den fünf Jahren bis 1974 haben wir aber schnell erkannt, dass die Vorteile einer größeren Verwaltungseinheit klar überwiegen. In Landegge gab es daher meines Wissens keine allzu großen Ängste vor einem Bedeutungsverlust und auch keinen Widerstand gegen die Gemeindereform. Um uns weiterhin einzubringen, haben wir u.a. einen CDU-Ortsverein gegründet. Heute haben wir in Landegge eine intakte Infrastruktur, ein Neubaugebiet für junge Familien aus dem Ort und ein reges Vereinsleben - die Basis stimmt also.
Was wünschen Sie der Jubilarin zum Geburtstag? Ich würde sagen: „Bleib wie Du bist.“
Stadtgeschichte(n)
alt. Ich war dann noch eine weitere Amtszeit Mitglied im Gemeinderat, bis 1969 die Samtgemeinde Haren-Landegge gebildet wurde.
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Herr Gebken, welche Erinnerungen haben Sie an ihre Kindheit und Jugend in Landegge?
Lindloh Schwartenberg
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Stadtgeschichte(n)
In Lindloh war es Tradition, dass die Bewohner auf der „Sisse“ (heutige Lindenallee) gemeinsam zum Kirchgang aufbrachen. Aus dem entferntesten Haus starteten die Bewohner und holten anschließend alle Familienmitglieder – Krankheit war die einzige Ausrede – ab. Der Zug musste auch am Gasthaus Brümmer vorbei. Der Seniorenchef gab der Karawane mit auf den Weg: „An einer Kirche und einem Wirtshaus sollte man nie vorbeigehen.“ Letzteres wurde auf dem Rückweg nach dem Gottesdienst stets nachgeholt.
Stadtgeschichte(n)
167 Die Kapellenschule in Lindloh-Schwartenberg
Lindloh-Schwartenberg ist der westlichste Ortsteil im Stadtgebiet Harens und unmittelbar an der niederländischen Grenze gelegen. Im Dauerstreit mit den Niederlanden über die Frage des konkreten Grenzverlaufs lässt Fürstbischof Maximilian Franz von Münster im Jahr 1788 acht Moorkolonien linksseitig der Ems entstehen, die deutsches Territorium sichern sollen. Auch die Siedlungen Lindloh und Schwartenberg zählen hierzu.
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Stadtgeschichte(n)
Das Schmuggeln von Kaffee, Schnaps und Zigaretten aus den Niederlanden ist für die arme Grenzbevölkerung ein willkommener Nebenerwerb. Insbesondere nach 1945 lohnt sich der Weg über die „Grüne Grenze“ ins Nachbarland. Ein Pfund Tee kostet dort umgerechnet 5 Mark, in Deutschland 18 Mark. Die Einwohner sind solidarisch: Als Warnung vor patroullierenden Zöllner geht der Ruf „Karo… Karo“ von Haus zu Haus. Auch Kerzen im Fenster signalisieren heimkehrenden Schmuggeln „Gefahr in Verzug“. Mittelpunkt des Ortes ist die sog. Kapellenschule, die 1925 in neugotischer Optik erbaut wird. Zuvor diente eine Erdhütte, später ein Fachwerkhaus, gefolgt von einem kleinen Ziegelrohbau als Unterrichtsraum. Noch 1911 werden dort 120 Kinder von einem Bauern unterrichtet, der im Nebenberuf als Lehrer fungiert. Der Schulbetrieb wird 1971 eingestellt und das Gebäude verkauft. 1991 erwirbt die Stadt die einstige Schule zurück. Seither dient sie als Kapelle für Gottesdienste und kirchliche Feiern. Lindloh ist auch der Geburtsort des Heimatschriftstellers Hermann Gröninger. Ihm zu Ehren heißt der 1921 gegründete Schützenverein St. Hermanus.
Helena und Rudolf Plagge Helena (Jahrgang 1935) und Rudolf Plagge (Jahrgang 1933) sind seit 1960 verheiratet. Er begann als Junge damit, nach dem Zweiten Weltkrieg täglich bis zu 500 Eier mit dem Fahrrad durch Lindloh zu fahren. Dann belieferte er die Landbevölkerung zunächst mit einem Pferdefuhrwerk mit Grundnahrungsmitteln, ab 1951 fuhr er mit einem dreirädrigen Goliath GD 750, später mit einem VW-Bulli einmal wöchentlich jedes Dorf im westlichen Stadtgebiet an. Bis 2001 betrieben die Eheleute ein Lebensmittelgeschäft. Sie engagieren sich gemeinsam ehrenamtlich in der Behindertenarbeit. Rudolf besucht regelmäßig die Senioren aus seinem damaligen „Einzugsbereich“. Er gründete 1993 den Freundeskreis Lindloh für Behindertenarbeit und erhielt dafür 2012 den Harener Bürgerpreis.
Die Menschen mussten viel und hart arbeiten. Anfangs gab es für die Eier, die ich für den Großhändler aus Meppen bei den Bauern aus unserem Dorf abholte, Warengutschriften, mit denen die Bauern in unserem Kolonialwarengeschäft einkaufen konnten. Der Einkauf geschah meist sonntags nach der Kirche; dann hatten die Leute Zeit. Erst gab es Kaffee und Beschütt, danach wurde eingekauft.
Das war selten der Fall. Für Politik waren andere zuständig. Der Pastor erinnerte vor der Wahl immer daran, das Kreuz auch an der richtigen Stelle zu machen. Auf den Dörfern lief eigentlich alles über gegenseitiges Vertrauen. So hat unsere Nachbarschaft gemeinschaftlich ein Missionskreuz von gemeindlichem Boden auf unser privates Grundstück versetzt. Noch heute unterstützen uns die Nachbarn bei der Pflege.
Mit Ihrem rollenden Einkaufsladen kamen Sie später viel herum im Dorf.
Gab es nach 1974 mehr Kontakte nach Haren?
Ich kannte die privaten und beruflichen Verhältnisse der meisten Dorfbewohner und selbst die Tiere auf den Höfen. Waren die Leute auf dem Feld, holte ich den Hausschlüssel aus dem Versteck, fand den Einkaufszettel auf dem Küchentisch, eine Geldbörse und manchmal für mich ein gekochtes Ei. Es gab auch schon mal ein Mittagessen, wenn ich gerade passend kam, und bei einer Familie immer einen warmen Pudding – extra für mich gekocht.
Vor der Gemeindereform hatten wir wenig Kontakte nach Haren. Das meiste wurde in Rütenbrock oder beim Bürgermeister in Lindloh erledigt. Später fuhren wir dann nach Haren für behördliche Angelegenheiten. Allerdings blieben für uns die Angelegenheiten des Dorfes lange Zeit vorrangig. So warben die Lindloher bei der Stadt Haren (Ems) um den Bau eines Radweges als Schulweg entlang der Straße nach Rütenbrock. Dafür war eine Verkehrszählung angesetzt, um den Bedarf nachzuweisen. Alle kannten den Termin der Verkehrszählung und sorgten für entsprechend viel Verkehr auf dieser Straße.
Wie fällt Ihr Blick auf die Stadt Haren (Ems) heute aus? Vieles läuft gut. Wichtig ist nach wie vor der Zusammenhalt auf den Dörfern. Neubaugebiete, wie sie auch in Lindloh entstanden sind, helfen dabei, auch die Jüngeren im Dorf zu halten. Für die Älteren könnte man regelmäßige Treffen in den Schützen- oder Dorfgemeinschaftshäusern organisieren, vielleicht mit Fahrdiensten durch die Jüngeren. Das könnte helfen, der Vereinsamung vorzubeugen und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Es könnte eine Aufgabe für die Ortsvorsteher und örtlichen Ratsmitglieder sein, dies anzuregen.
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Wurde bei diesen Verkaufsfahrten auch über Politik geredet?
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Herr Plagge, welche Erinnerungen haben Sie an die 50er und 60er Jahre?
Kapitel III
Stationen der Ortsentwicklung (II) 1990 bis 2015 Text Dieter Sturm
In den 90er Jahren widmet sich die Stadt verstärkt dem endgültigen Ausbau von Wohnstraßen in den
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Ortsteilen. Beispielhaft stehen „An der Mühle“ in Rütenbrock und „“Fasanenstraße/Falkenstraße“ in Emmeln. Ausdrücklich soll damit der aufgebaute Investitionsstau abgebaut werden. Angesichts der häufig noch zu zahlenden Anliegerbeiträge und entstehenden Einschränkungen während der Bauphase sind dazu vielfältige Gespräche zu führen. Damit einher geht auch die Diskussion zur Einrichtung von 30 km/h-Zonen.
Neubau Flutbrücke
Immer wieder Diskussionsthema ist die Satzung über die Erhebung von Ausgleichsbeträgen für nicht herzustellende Kfz-Einstellplätze (Ablösesatzung). Sie regelt eine Ausnahme für Bauherren, weniger Parkplätze als nach Bauordnung vorgesehen schaffen zu müssen. Dabei wird nach Stadtkern und übrigen Stadtgebiet
Intensiv diskutiert wird die Nutzung der Marktdächer 1997. Von einer kompletten Sperrung für den Autoverkehr über eine zeitlich begrenzte Festlegung bis zur Trennung von Fuß- und motorisiertem Verkehr positionieren sich die Parteien. Schließlich wird eine Verkehrsfreie Zone an Sonn- und Feiertagen beschlossen und später wieder aufgehoben. Ähnliche Debatten bis in die Gegenwart lösen auch immer wieder die Lange Straße und die Schlossallee aus. Die Nordtangente zwischen Wesuweer und Emsstraße zieht immer wieder Diskussionen auf sich. Beginnend vom Verkehrsfluss zwischen Brinkerweg, Deichstraße/Rütenbrocker Straße über die Holterhuisbrücke bis zur Landegger Straße; im weiteren Verlauf an der Ampelkreuzung Lange Straße, der schweren Einsehbarkeit an der Sandkühlerstraße, der Fußgängerquerung im Bereich Papenwiese bis zum gewünschten Zebrastreifen an der Mittelstraße und den Dauerparkern
Stadtgeschichte(n)
unterschieden. Mit einer verstärkten Innenverdichtung und Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten gewinnt die Satzung gegenwärtig zunehmend Brisanz.
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Deutlich schneller darf auf der B 408 gefahren werden. Hier regt die Stadt wenige Jahre nach der Fertigstellung eine Geschwindigkeitsbegrenzung in einigen Teilabschnitten auf 70 km/h an. Auf der BAB A 31 wird in den 90er Jahren von Norden kommend an den Anschlussstellen Haren (Ems) und Wesuwe gebaut. Gleichzeitig plant die Stadt die Ausweisung von Gewerbegebieten an den Abfahrten. Realisiert wird jenes an der Abfahrt Wesuwe. Wesuwe ist auch Schauplatz der größten Einzelmaßnahme in der Dorferneuerung. Die Neugestaltung des Marktplatzes wird Mitte der 90er Jahre umgesetzt. Marienstiege und Pfarrhof folgten. Die Dorfverschönerung in den Ortsteilen erhält mit der Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen und Projekten der Kultur-, Ortsbild- und Landschaftspflege ab 1999 zusätzliche Unterstützung.
Neugestaltung Neuer Markt ; Studentenentwurf von Manuel Müller, TU-Dortmund, 2013
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Stadtgeschichte(n)
auf der Emsstraße. Zur besseren Verkehrsführung wurden das Parkleitsystem und die Ausschilderung 2012 neu geordnet. Ein Verkehrsentwicklungsplan aus 2003 bildet für viele Maßnahmen die Grundlage. Die Flutmulde wurde ausgebaut und damit der Hochwasserschutz nachhaltig verbessert. Probleme gibt es immer wieder bei der Oberflächenentwässerung, auch bedingt durch die Einleitung von Regenwasser von privaten auf öffentlichen Flächen. Für einige Ortsteile existiert ein Generalentwässerungsplan, der fortlaufend erweitert und fortgeschrieben wird. Angesichts der angespannten Finanzlage gewinnt auch die Privatisierung der Abwasserbeseitigung zusätzlichen Raum. Zum 1.7.1994 wurde zunächst ein Eigenbetrieb gegründet, zum 1.1.1998 die Abwasserbeseitigung an den Trink- und Abwasserverband (TAV) Bourtanger Moor übertragen.
1996 muss der Stadtrat angesichts steigender Ausgaben und sinkender Einnahmen erstmals ein Haushaltskonsolidierungskonzept verabschieden. Ein Jahr darauf verrät der Titel „Haushaltsnotstandsprogramm“ die zunehmende Dramatik. Die finanziellen Rahmenbedingungen verbesserten sich erst ab 2001 wieder spürbar. Dazu beigetragen hat dann auch der Verkauf des Grundstücks hinter dem Rathaus zur Ansiedlung des Lidl-Marktes. Trotzdem ist auch zum Haushalt 2004 erneut ein Haushaltskonsolidierungskonzept mit einem Einsparpotential von 500.000 Euro pro Jahr aufzulegen. Der geplante Verkauf des Campingplatzes scheitert jedoch. Unter dem Sparzwang leiden jahrelang viele freiwillige Zuschüsse und geplante Investitionsmaßnahmen, beispielsweise die Dorferneuerung, der Neubau von Buswartehallen oder andere Hochbaumaßnahmen. Dennoch
war man bestrebt, auch weiterhin die städtische Infrastruktur aufrecht zu erhalten und insbesondere auch weiterhin bezahlbare Bauplätze auszuweisen. Investitionen in Neubaumaßnahmen reduzieren sich zunehmend, in den 90er Jahren geht es in erster Linie um Substanzerhaltung bei den Wirtschaftswegen, Brücken und Straßen. Die großen Brückenmaßnahmen an der Emsbrücke, Flutmuldenbrücke und Knepperbrücke werden gestreckt und erst Mitte der 2000er Jahre abgeschlossen. Für die Kindertagesstätten wird eine sogenannte Erneuerungsrücklage gebildet, eine Ansparmöglichkeit für geplante Neu- und Anbauten bzw. Sanierungen. Die Gründung der städtischen Grundstücks- und Erschließungsgesellschaft (GEG) im Jahr 2000 geht auch auf diese Ausgangslage zurück und sollte wirtschaftlicher die Ausweisung, Vermarktung und Erschließung neuer Gewerbe- und Wohngebiete ermöglichen.
Stadtgeschichte(n)
Das Richtfest am St. Elisabeth-Kindergarten kam am 23.12.2013 offensichtlich sehr überraschend. Der ausrichtende Kirchenvorstand hatte keine Richtkrone organisiert. Kurzerhand wurde der Adventskranz aus dem Rathaus-Foyer abgeschmückt und kam so noch zu „höheren“, jedoch auch kälteren Weihnachtsehren.
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Am 14.11.2000 wird in nicht-öffentlicher Sitzung der Kaufvertrag zur Erschließung des Baugebietes „Achtern Diek“ mit dem zugeordneten Yachthafengelände beschlossen. Der Bau des Yachthafens wird 2005 besiegelt; er kostet 1,59 Millionen Euro, darunter 488.440 Euro städtische Mittel, der Rest kofinanziert durch das EUFörderprogramm INTERREG III A sowie das Land Niedersachsen. Mit dem Wassersport Haren (Ems) e.V.
Neugestaltung Ortsmitte Wesuwe-Siedlung mit Rotbuche
wird 2006 ein Betreiber gefunden. Die feierliche Eröffnung des neuen Sportboothafens kann 2007 gefeiert werden. Fertig werden auch das Feuerwehrgerätehaus in Rütenbrock sowie der Anbau in Haren (Ems).
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Stadtgeschichte(n)
Zunehmenden Raum nehmen europäische Vorgaben ein. Immer wieder musste sich der Rat mit der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) aus 1992 beschäftigen. Zunächst wurden dafür überwiegend Natur- und Landschaftsschutzgebiete benannt. Das reichte der EU jedoch nicht aus, die im Folgenden den gesamten Flusslauf der Ems mit angrenzenden Bereichen innerhalb des Stadtgebietes in das FFH-Gebiet einbeziehen möchte, um u.a. Fischotter und Biber wieder ansiedeln zu können. Die Stadt befürchtet erhebliche Einschränkungen für die Ems als Bundeswasserstraße und Nachteile für die gewerbliche Wirtschaft, besonders die flussnahe Landwirtschaft sowie für die weitere Stadtentwicklung. Eigene Planungen berücksichtigen stärker die örtlichen Gegebenheiten. So wirkt das Konzept zur Steuerung der Intensivtierhaltung für ein harmonisches Nebeneinander von Landwirtschaft und übriger Wohnbevölkerung. Die Erarbeitung eines Masterplans für Einzelhandel, Dienstleitung und Gastronomie wird 2010 auf den Weg gebracht und beeinflusst seitdem alle Entwicklungen in diesem Bereich. Eine erste Initiative gegen den Schilderwald startet der Rat im Juli 2000. Einige Jahre später stellt er ernüchtert fest, dass stetig mehr Ge- und Verbote im öffentlichen Raum erforderlich werden. Mehr Nachhaltigkeit verspricht man sich durch den Beitritt zum Internationalen Naturpark Moor 2005 sowie zum Naturpark Hümmling 2013.
Ab 2006 stehen die Betreuungs- und Bildungseinrichtungen besonders im Mittelpunkt der Investitionen. Nahezu jeder Schulund Kindergartenstandort wird baulich angepasst. Die Maßnahmen bilden für sich ein kleines Konjunkturprogramm, das mit Bundes- und Landeszuschüssen – besonders mit dem Konjunkturpaket II 2009 - zusätzlich gespeist wird. Ähnliches gilt für die jüngsten Dorferneuerungsmaßnahmen in Fehndorf und Wesuwe-Siedlung bzw. Wesuwermoor sowie Zuschüsse aus dem Förderprogramm LEADER. Bundes- und Landesvorgaben sowie die Regionale Landschaftsrahmen- bzw. Raumplanung schränken die Planungshoheit der Städte und Gemeinden immer weiter ein. Trotz der relativen Größe des Stadtgebietes sind viele Entwicklungen nur noch eingeschränkt möglich, eröffnen Interessenskonflikte oder schließen sich gegenseitig aus. Diese Rahmenbedingungen beeinflussen auch das größte Infrastrukturprojekt der vergangenen 50 Jahre: Anfang der 2000er Jahre sehen sich die Städte Meppen und Haren (Ems) den gleichen Herausforderungen gegenüber: Die finanzielle Lage der beiden Kommunen ist angespannt, gleichzeitig sind mittelfristig erhebliche Investitionen in den beiden Emshäfen erforderlich.
Der feierliche Spatenstich erfolgt im Mai 2006.
Gleichzeitig zeigen verschiedene Verkehrsprognosen aus ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten den stetigen Anstieg des Transportverkehrs auf die deutschen Binnenwasserstraßen. Sprichwörtlich „auf der grünen Wiese“ entstand bis 2007 ein neuer Binnenhafen, der ein Hafenbecken mit vier Liegeplätzen von rund 4 ha aufweist. Hinzu kommt der Stichkanal mit 6 ha Wasserfläche als Anbindung zur Bundeswasserstraße Ems. Mit dem
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Der Standort ergab sich aus den Vorgaben des Regionalen Raumordnungsprogramms sowie dem rechtswirksamen Flächennutzungsplan der Stadt Haren (Ems). 2003 wurde die „Euro-Hafen Emsland-Mitte Entwicklungs- und Bau GmbH“ von den GeAm 24.10.2007 eröffnet der damalige sellschaftern Landkreis niedersächsische WirtschaftsminisEmsland sowie den beiter Walter Hirche den neuen interkommunalen Hafen. den Städten gegründet. Seit 1.3.2004 obliegt die Geschäftsführung Bürgermeister Markus Honnigfort. Emotionaler Einstieg ist die gemeinsame Ratssitzung der Stadtvertreter aus Meppen und Haren (Ems) am 29.4.2004 in der Gaststätte Albers in Hemsen. Ein weiteres Treffen dieser Art findet im Februar 2007 statt. Dort wird auch die gemeinsame Vermarktung des angrenzenden Industriegebietes beschlossen. Künftige Lasten und Steuereinnahmen werden in nachbarschaftlicher Zusammenarbeit geteilt. Ab 2010 firmiert das Unternehmen unter „Eurohafen Emsland GmbH“. Ihre Aufgabe besteht in der Konzeptionierung und Planung des Hafens, der Sicherstellung der Finanzierung, dem erforderlichen Grunderwerb inklusive der Retentions- bzw. Ausgleichsflächen sowie der Erschließung und Vermarktung.
Stadtgeschichte(n)
Der Hafen in Haren (Ems) ist als Werfthafen mit Schutzund Liegefunktion ausgewiesen und verfügt aufgrund der stark begrenzten Flächenkapazitäten und der vorhandenen Infrastruktur nur über eine eingeschränkte Nutzung als Umschlaghafen. Der Hafen in Meppen weist eine teilweise abgängige Bausubstanz auf und wird städtebaulich zunehmend in seiner Entwicklung gehemmt. Im interkommunalen Austausch wurde die Idee zum Bau eines gemeinsamen neuen Binnenhafens mit angrenzendem Industriegebiet geboren und am 4. Juni 2002 in großer Runde mit möglichen Hafennutzern vorgestellt.
Beladung eines Binnenschiffes im Eurohafen Emsland.
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Stadtgeschichte(n)
1. Nachtragshaushalt 2005 gibt der Stadtrat in Haren (Ems) einen Zuschuss von 1,5 Millionen Euro frei. Der erforderliche Bebauungsplan wird im Juli 2005 verabschiedet. Damit steht auch die Finanzierung. Bei Gesamtkosten von rund 21 Millionen Euro konnten Landeszuschüsse von 8,1 Millionen Euro eingeworben werden. Neben den 4 Millionen Euro des Landkreises beteiligen sich die beiden Städte mit jeweils 1,5 Millionen Euro. Der Restbetrag ist als Darlehen aufgenommen und durch Bürgschaften der Städte abgesichert. Schon 2012 ist diese Kreditaufnahme getilgt, der Eurohafen gilt als „abbezahlt“. Bei der Umsetzung sind vielfältige Detailfragen zu klären und Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Die Anbindung an das Fließgewässer Ems über den 950 Meter langen Stichkanal erfordert wasserwirtschaftlichen Sachverstand, die Frage nach der Ausrichtung als Molen-, Parallel- oder Dreieckshafen logische Weitsicht. Die konkreten Planungen werden durch ein Zweckflurbereinigungsverfahren begleitet. Erhebliche
abstimmungs- und zeitintensive Grundstücksverhandlungen binden Personal und kosten Geld. Über Kaufund Tauschverträge haben rund 410 ha Hektar Land den Eigentümer gewechselt. Über 650.000 Kubikmeter Füllboden wurden bewegt, das wären mehr als 40.000 LKW-Ladungen. Betreibergesellschaft wird nach einem europaweiten Bieterverfahren ein Konsortium der Unternehmen Boll und Lanfer sowie der Dörpener Umschlagsgesellschaft. Seine Bilanz ist beeindruckend. Im Geschäftsjahr 2014 wurden von rund 550 Binnenschiffen fast 540.000 Tonnen umgeschlagen. Die nachhaltige Ansiedlungspolitik setzt auf Wertschöpfung. Deshalb werden die Pachtverträge in Wassernähe nur mit einer Bau- und Umschlagsverpflichtung vergeben. Die rasanten Entwicklungen in verschiedenen Wirtschaftsbranchen hat dadurch zwar auch schon Unternehmen gezwungen, ihre Zusagen zurückzunehmen, gleichzeitig zeigt sich ein kontinuierlicher Anstieg der Umschlagszahlen und Ansiedlungen auch im unmittelbar angrenzenden interkommunalen Industriegebiet.
Der Neubau der städtischen Kindertagesstätte in Erika/ Altenberge: Im Jahr 1973 – ein Jahr vor der Gemeindereform - wurde der Marien-Kindergarten im Ortsteil Erika eröffnet. Nach dem Neubau der gleichnamigen Grundschule stand hierfür das ehemalige Schulgebäude an der Marienstraße zur Verfügung, das aus dem Jahr 1956 stammte. Die Einwohnerentwicklung in Erika und dem angrenzenden Ortsteil Altenberge sowie ein stetig steigender Betreuungsbedarf führten im Jahr 2011 dazu, dass die Aufnahmekapazitäten des Kindergartens erschöpft waren. In Kindergartenjahr 2011/2012 mussten erstmals fünfzehn Kinder aus Erika und Altenberge für den Übergang im St. Johannes-Kindergarten in Rütenbrock betreut werden. Mit Blick auf die weitere Entwicklung der Kinderzahlen und die rege Bautätigkeit in den Ortsteilen war
offensichtlich, dass eine zeitnahe bauliche Erweiterung der Einrichtung erforderlich wurde. Ziel sollte es sein, ein Betreuungsangebot für vier Regelgruppen (á 25 Kindern) und einer Krippengruppe (mit 15 Kindern) zu schaffen. Schnell zeigte sich, dass dieses Projekt mit einem einfachen Anbau nicht zu realisieren war. Gesetzliche Standards verpflichteten u.a. zum Bau eines bis dato nicht vorhandenen Bewegungsraumes. Es fehlten zudem Nebenräume für Sprachförderung oder Ergotherapie, der Personalraum war zu klein und im Rahmen der geplanten Ganztagsbetreuung war ferner die Einrichtung eines separaten Essbereichs für die Mittagsverpflegung gesetzlich vorgeschrieben. Zur Herstellung der erforderlichen Raumstandards war die bisherige Nutzfläche des Marien-Kindergartens von bislang rund 430 qm auf 830 qm zu erweitern und damit nahezu zu verdoppeln.
Das alte Kindergarten Gebäude in Erika-Altenberge kurz vor dem Abriss.
Stadtgeschichte(n)
Ein Beirat mit Vertretern der drei Kommunen begleitet die Arbeit der Gesellschaft seit ihrer Gründung. In den nächsten Jahren werden die Ansiedlungsbemühungen fortgesetzt. Große Hoffnung wird in die Ertüchtigung des Dortmund-Ems-Kanals für das Großmotorgüterschiff mit dreilagigem Containerverkehr Richtung Süden gesetzt. Zunehmend in den Fokus rückt auch die leistungsstarke Straßenanbindung des Eurohafens an das übergeordnete Verkehrsnetz der B 70, E 233 und A 31. Die Schienenanbindung über 2.000 Meter zum Gleisnetz der Bahn kann bereits optimal genutzt werden, so dass dem Eurohafen aufgrund der zunehmenden Verlagerung der Güter auf Wasser und Schiene eine gute Zukunft bescheinigt werden kann.
Zukunftsweisend war auch eine Hochbaumaßnahme:
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Der Eurohafen spielt unmittelbar nach seiner Eröffnung im Konzert der Logistikachse im EmsDollart-Raum eine wichtige Rolle. Der Landkreis Emsland nennt ihn in einem Atemzug mit den etablierten Binnenhäfen am Güterverkehrszentrum Dörpen und in Spelle-Venhaus mit ähnlich hoher Bedeutung für die Region wie die A 31. Für die Niederlande soll er sogar eine Entlastungsfunktion und Hinterlandanbindung für den Hafen Rotterdam darstellen können. Mit den vorhandenen Unternehmen Aero Ems GmbH/Enercon, Rothkötter Kraftfutterwerk, Barlage und Lanfer sind wichtige Pächter „vor Anker gegangen“. Ein Asphaltmischwerk bekundet aktuell konkretes Interesse.
Doch damit nicht genug. Zahlreiche Regelungen zum Brand-, Wärme- und Unfallschutz waren im Rahmen des geplanten Vorhabens zu beachten und machten eine Komplettsanierung des rund 60 Jahre alten Baukörpers bezüglich Dämmung, Heizungs-, Elektround Sanitärausstattung notwendig. Fußböden waren ebenso zu erneuern, wie Fenster, Innentüren oder auch die Dachverkleidung. Erste Berechnungen ergaben, dass eine Sanierung des Marien-Kindergartens und die Erweiterung der Einrichtung um eine Krippengruppe rund 1,3 Millionen Euro kosten würden. Angesichts dieser Summe stand schnell fest, dass ein vollständiger Neubau der Betreuungseinrichtung mit einem geschätzten Kostenrahmen von 1,5 Millionen Euro unter pädagogischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten die bessere Alternative darstellte.
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Stadtgeschichte(n)
Mit der Entscheidung für einen Neubau der MarienKita stellte sich auch die Frage nach einer Übergangsregelung. Die Idee eines Containerdorfes wurde mit Blick auf die zu betreuenden Kleinstkinder verworfen – auch erwies sich die vorhandene Stellfläche auf dem Grundstück in der Marienstraße als zu klein. Als Ausweichquartier für die Drei- bis Sechsjährigen bot sich die ehemalige Grundschule St. Benedikt in Fehndorf an, die seit der Schulschließung 2011 leer stand.
Mit Begeisterung legten die Marien-Kinder ihren Kindergarten „in Schutt und Asche“, ehe die Bagger anrollten.
Mit Hilfe des städtischen Werkhofes wurde das Ausweichquartier provisorisch umgestaltet, ehe zum Kindergartenjahr 2012/2013 85 Kinder in die ehemaligen Klassenräume einziehen konnten. Nicht unerwähnt bleiben soll die Tatsache, dass der tägliche Bustransport von Erika nach Fehndorf nicht nur reibungslos klappte, sondern von den Kindern überdies als Highlight empfunden wurde. Die jüngeren Kinder wurden während dieser Zeit wohnortnah im Bonifatiusheim Altenberge betreut. Den Startschuss für die Abbrucharbeiten des alten Kindergartens gaben Kinder, Eltern und das Erzieherinnen-Team. Im Rahmen eines „Abschiedsfestes“ wurden erste Teile des Gebäudes symbolisch abgerissen. Im Rahmen des 2011 durchgeführten Architektenwettbewerbs überzeugte der Bauvorschlag des Münsteraner Architekturbüros Hartig und Wömpner, der Funktionalität und pädagogische Aspekte zu einem stimmigen Gesamtkonzept vereinte. Auf Initiative des damaligen Stadtbaurats Thimo Weitemeier konnten weitere Projektpartner hinzugewonnen werden: Die Deutsche Bundesumweltstiftung (DBU) und die RWE Deutschland AG integrierten den Kita-Neubau in das bundesweit einmalige EnergieForschungsprojekt „Smart Operator“. Das Gebäude wurde mit einer Wärmepumpenheizung und einer Fotovoltaik-Anlage, sowie einem Warmwasser- und Außenansicht des Kita-Neubaus kurz nach der Fertigstellung 2013.
Moderne Innenansichten: Die neuen Räume der Marien-Kita sind hell, geräumig und funktional. Raumelemente schaffen Platz für Bewegung, Spielen und Lernen.
Trotz der großen planerischen Herausforderungen konnten alle baulichen, pädagogischen und energetischen Ideen innerhalb der vorgesehenen Bauzeit von nur 12 Monaten verwirklicht werden. Zahlreiche Handwerksbetriebe und Dienstleister aus Haren (Ems) und der Region haben daran mitgewirkt. Im August 2013 bezogen 103 Kinder die neuen Räumlichkeiten: Auf rund 1.000 qm finden sich im Erdgeschoss vier großzügige Gruppenräume sowie ein angegliederter Krippenbereich, ein großer Bewegungsraum und eine Cafeteria mit separater Küche, Sanitär-, Wirtschafts- und Büroräume. Mobile Raumelemente schaffen Platz fürs Spielen und Lernen. Im Obergeschoss befinden sich ein Personal- und ein Technikraum. Zentrales Element der Marien-Kita ist das einladende Foyer, das alltags als Garderobe, Spiel- und Essbereich genutzt wird, aber auch für Veranstaltungen umfunktioniert werden kann. Im Zuge des Neubaus wurde auch der Außenbereich der Kindertagesstätte neu gestaltet. Mit Baukosten von rund 1,6 Millionen Euro wurde der anfangs gesetzte Kostenrahmen – trotz ausgefeilter energetischer Maßnahmen - nahezu eingehalten. Rund 570.000 Euro hiervon waren Drittmittel des Landkreises Emsland, des Landes Niedersachsen und des Bundes. Für die Umsetzung des energetischen Konzepts waren seitens der DBU und der RWE zusätzliche Fördermittel und Ingenieurswissen bereitgestellt worden. Die offizielle Einweihung der neuen Räumlichkeiten fand am 2.12.2013 statt.
Stadtgeschichte(n)
Das Zusammenspiel dieser Komponenten wird durch eine zentrale Steuereinheit, einen sogenannten „Home Energy Controller“ gesteuert, der auch Wetterdaten und historische Verbrauchswerte zur Ermittlung des aktuellen Energiebedarfs heranzieht. Gleichzeitig kann das Gerät überschüssige Energie in das öffentliche Stromnetz abgeben oder Strom aus dem Netz zwischenspeichern. Dieses deutschlandweit einmalige Modul wurde von der Universität Twente entwickelt und soll perspektivisch dazu beitragen, Energieflüsse im Stromnetz effizient zu steuern und dadurch die Netzspannung stabil zu halten.
Damit ist die Marien-Kindertagesstätte ein zukunftsweisendes Projekt der Energiewende in Deutschland.
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Batteriespeicher ausgestattet. Sonnenenergie und Erdwärme werden seither zur Raum- und Warmwassererwärmung genutzt.
180 Stadtgeschichte(n)
Rütenbrock
In den 70er Jahren war die „Sportschau der Nordschau“ für den NDR auf Werbe-Tour. Die Gastspielorte wurden mittels einer Glückskugel ermittelt, die über eine Landkarte rollte und einmal „zwischen Emmen und Meppen an der holländischen Grenze“ hängenblieb. So konnte sich der Sport in Rütenbrock am 19.11.1976 einem breiten Fernsehpublikum präsentieren.
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Stadtgeschichte(n)
Rütenbrock aus der Vogelperspektive
Wahrzeichen Rütenbrocks ist die St. Maximiliankirche, die von 1868 bis 1870 erbaut wurde und das Herz der Ortschaft bildet. Gegründet wird Rütenbrock durch 36 Siedlerfamilien, die im Jahr 1788 die ihnen per Los zugeteilten „Plaatzen“ beziehen. In nördlicher Richtung trennt der gleichnamige Haren-Rütenbrock-Kanal den Ort von Rütenmoor, der nördlichsten gelegenen Ortschaft im Stadtgebiet. Der 14 km lange Kanal ist heute die einzige schiffbare Verbindung von Nordwestdeutschland in die Niederlande und wurde zur Entwässerung des Moores in der Zeit von 1870 bis 1878 durch französische Kriegsgefangene gebaut.
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Stadtgeschichte(n)
Die Ortschaft Rütenmoor steht für regenerative Energiegewinnung im Stadtgebiet. Dort befindet sich ein Windpark mit 33 Windkraftanlagen und einer Gesamtleistung von rund 70 Megawatt. Damit erzeugt der Windpark Rütenmoor schon heute mehr Energie als innerhalb eines Jahres im Stadtgebiet benötigt würde. Neben Haren-Mitte ist Rütenbrock mit der Maximiliangrund- und Oberschule zweiter Schulstandort im Stadtgebiet. Im April 1931 gründen 25 Einwohner von Rütenbrock, Lindloh und Erika die Freiwillige Feuerwehr Rütenbrock: auch heute noch eine von zwei leistungsfähigen Wehren im Stadtgebiet. Seit 1969 ist Rütenbrock das Mekka des emsländischen Motorsports. Traditionell findet dort jeden Pfingstsonntag das internationale Motor-Cross-Rennen des MSC Rütenbrock auf dem Gelände „Casper Gerd“ statt. Das Spektakel lockt jährlich mehrere Tausend Besucher in den Ort.
Johann Düthmann Johann Düthmann, Jahrgang 1921, wurde in Rütenbrock geboren. Nach dem Einsatz im Zweiten Weltkrieg wurde die Familie Dühtmann zunächst für elf Monate aus der Sperrzone Rütenbrock umgesiedelt, das vorhandene Vieh musste auf verschiedenen Höfen untergebracht werden. Die Gaststätte Düthmann hat ihren Ursprung im Jahr 1825 und gilt in Rütenbrock als Institution. Johann Düthmann hat sie über Jahrzehnte betrieben. Er hat u.a. den örtlichen Landwirtschaftlichen Ortsverein sowie den Reit- und Fahrverein mitgegründet.
Hatten die Menschen damals Geld und Muße für einen Besuch im Gasthaus? Den Rütenbrockern ging es vergleichsweise gut. Schon seit 1928 hatten wir elektrisches Licht und Strom in vielen Häusern. Es gab Mittel und Wege, sich die benötigten Waren zu besorgen. So blieb dann auch immer etwas für den Besuch in der Kneipe. 1956 organisierte der Landwirtschaftliche Ortsverein die erste große Tierschau auf unserem Hof. Daraus entwickelte sich die Kirmes in der heutigen Form und auch bei den großen Ortsjubiläen war ich mit dabei.
Für die Tierschau brauchte ich eine Schankerlaubnis. Dabei stellte der zuständige Landkreis Meppen fest, dass die Saalerweiterung ohne Baugenehmigung errichtet worden war. Ein Architekt hat dann schnell die Statik überprüft, das Genehmigungsverfahren haben wir dann später nachgeholt. Es lief vieles über Vertrauen und mündliche Absprache.
Gibt es Wünsche von Ihnen zum Jubiläum? Für Rütenbrock wünsche ich mir einen Supermarkt. Der Ausbau der Straße „Alter Ortskern“ ist ja aktuell in der Planung. Beim Bau der Straße habe ich damals sogar selbst mitgeholfen. Trotz der Armut waren Solidarität und Gemeinschaftsgefühl früher stärker ausgeprägt als heute. Ich wünsche mir, dass das wieder zunimmt.
War das ein Grund, warum viele 1974 der Gebietsreform skeptisch gegenüberstanden? Es war mehr die Sorge, dass vieles jetzt nach Haren geht. Wir hatten doch alles, um selbstständig zu bleiben: Geschäfte, Kirche, Schulen, Kindergarten, einen Arzt, neun Kneipen und sogar regelmäßige Kino-Abende bei Büter. Es wäre schon schön gewesen, zumindest übergangsweise einen eigenen Gemeinderat zu haben. Der Ortsvorsteher muss sich heute für alles rechtfertigen, ohne dass ein Gremium nur für Rütenbrock zuständig wäre. Als nach 1974 das Ordnungsamt der Stadt Haren (Ems) bei mir einen durchsichtigen Schlauch der Zapfanlage bemängelte und ich dafür später sogar noch ein Bußgeld zahlen musste, war ich richtig verärgert und habe mich bei Gerd Knoll beschwert: „Da müsst Ihr euch nicht wundern, wenn alle gegen die neue Stadt sind!“
Stadtgeschichte(n)
Unseren Hof mit der Gastwirtschaft hatten bis 1946 polnische Truppen als Kommandantur benutzt. Das dörfliche Leben entwickelte sich danach in erster Linie durch Handel und Tausch, vieles im „kleinen Grenzverkehr“. Ich selbst konnte mir als freier Viehhändler eine Existenz aufbauen. Durch Beziehungen in den Raum Ahlen-Dörpen war ich häufiger mit Pferden und Rindern unterwegs und war nicht auf den Handel mit offiziellen Papieren angewiesen.
Gab es dabei früher schon Berührungspunkte mit der öffentlichen Verwaltung?
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Herr Düthmann, wie gestalteten sich die Nachkriegsjahre in Rütenbrock?
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Stadtgeschichte(n)
Heinrich Gerdes wurde zum wiederholten Male mit einem Bauantrag beim Landkreis vorstellig. Ein altgedienter Mitarbeiter sorgte vor: „Heinz, ich habe noch ein halbes Jahr bis zur Rente. Beeil dich mit den Anträgen, denn die anderen hier wissen nicht, dass du immer neue Arbeitsplätze schaffst!“
Das Tinner Loh
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Tinnen Stadtgeschichte(n)
Der Name der Ortschaft Tinnen taucht schon früh in den Heberegistern des Klosters Corvey auf. „Dinnum“ heißt das Dorf um das Jahr 1000 und zählt bis zum Jahr 1932 zum Kirchspiel Lathen.
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Stadtgeschichte(n)
Mit der Fertigstellung eines eigenen Gotteshauses im Jahr 1863 entfällt für die Einwohner Tinnens der beschwerliche Weg zur sonntäglichen Messe ins benachbarte Lathen. Immerhin müssen die acht Kilometer dorthin bei jedem Wetter und zu Fuß oder mit dem Pferdegespann auf schlecht ausgebauten Wegen zurückgelegt werden. Die Ortschaft liegt inmitten zweier Naturschutzgebiete. Am nördlichen Rand grenzt Tinnen an die Tinner-/Staverner Dose, ein großflächiges Hochmoorschutzgebiet. Südlich der Ortschaft liegt das Tinner Loh. Es ist der Rest eines noch gut erhaltenen Hutewaldes, des bis zum Ende des 18. Jahrhunderts den ansässigen Bauern als Weidewald diente. Viehbisse und Schneitelungen führten in der Folge zu bizarren und knorrigen Wuchsformen der dortigen Buchenbäume, die bis zu 350 Jahre alt sind. Musik hat in Tinnen eine lange Tradition: Bereits 1923 gründet sich im Ort eine Blaskapelle, die aber durch die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges auseinander gerissen wird. Erst 1962 finden sich erneut fünf musikbegeisterte Einwohner zusammen, aus deren Reihen im Jahr 1970 die „Tinner Jäger“ hervorgehen. Seit 1979 gibt es darüber hinaus das Jugendblasorchester Tinnen und seit 1982 die Jagdhornbläsergruppe Tinnen.
Heinrich Gerdes Jahrgang 1951, wurde in Aschendorf geboren und zog mit fünf Jahren nach Tinnen, wo sich sein Vater als Schmied eine Existenz aufbaute. Die Familie hat auch Wurzeln in Raken. Das Unternehmen CNC Gerdes zählt heute über 150 Mitarbeiter und verarbeitet am Standort Emmeln Bleche, fertigt Bauteile und Verkleidungen sowie Sondermaschinen. Gerdes war von 1993 bis 2013 Mitglied im Vorstand des Schützenvereins St. Bernadus Tinnen und sammelt mit großer Leidenschaft Oldtimer.
Unsere Familie kaufte die alte Volksschule mit Lehrerwohnung, als die Schule neugebaut worden war. Anfangs fand auch noch Unterricht in unserem Wohnzimmer statt. Ich hatte es da einfach: Tür von der Küche aufmachen und ich stand im Klassenzimmer. Ich erinnere mich noch an den vielen Sand, der erforderlich war, um das neue Schulgrundstück herzurichten.
Ja, das stimmt. Tinnen bekam erst 1863 eine eigene Kirche, vorher wurde die Messe immer in Lathen besucht. Noch heute kaufen die Tinner auch dort eher ein. Bei der Gemeindereform 1974 wollte man lieber selbstständige Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Lathen werden. Dem letzten Bürgermeister Krull ist es zu verdanken, dass viele Tinner damals ein Eigenheim bauen konnten. Er sorgte für die Baugenehmigungen beim Landkreis Meppen. Für die Eigenständigkeit hielt man auch die Verschuldung niedrig. Die Entscheidung fiel dann jedoch für Haren. Soweit mir bekannt, hat Tinnen sogar ein Kassenguthaben zur neuen Stadt Haren (Ems) mitgebracht.
Wie gestaltete sich Ihr Alltagsleben in einem Unternehmerhaushalt? Als ältester Sohn musste ich nach der Schule immer in Vaters Schmiede mithelfen. Wenn er Kunden besuchte, war ich der Chef. Nach der Lehre und dem Wehrdienst übernahm ich die Buchhaltung, weil mein Vater handwerklich geschickt war, aber wenig Lust hatte, Rechnungen zu schreiben. „Mein Sohn macht sich nichts aus Hobbies“, war seine Antwort, wenn ich mit Freunden zum Fußball- oder Musikverein wollte. Gefragt hatte er mich vorher aber nicht.
Ihr Unternehmen war aber immer fest in Tinnen verwurzelt? Nein, denn als die Stadt Haren uns für eine Erweiterung ein Grundstück am heutigen Sportplatzgelände anbot, wurden sogar Unterschriften dagegen gesammelt. Aus Lathen kam das Angebot, dort
kostenlos ein Grundstück erwerben zu können. Mit der Transrapid-Anlage saß dort auch einer unserer größten Kunden. Stadtdirektor Dieter Schultejanns hat dann dafür gesorgt, dass wir in Emmeln ein Grundstück bekamen und auch bei der nächsten Erweiterung half die Stadt bei einem Dreiecksgeschäft mit. Wir hatten mit Josef Berenzen im Rathaus und Albert Funke im Kreishaus immer super Ansprechpartner für unsere Anliegen.
Ihr Wunsch zum 50. Geburtstag der Stadt? Die Dorfgemeinschaft in Tinnen ist beispielhaft. Fast jeder ist in einem Verein oder einer Gruppe aktiv. Wenn das erhalten bleibt und die Finanzlage weiter stimmt, ist vieles möglich. Vielleicht auch eine Straßensanierung und zusätzliche Straßenlampen in Tinnen …
Stadtgeschichte(n)
Tinnen war damals traditionell mehr nach Lathen als nach Haren orientiert.
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Herr Gerdes, welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Kindheit und Jugend in Tinnen?
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Stadtgeschichte(n)
„Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut!“ Ratsherr Hans Gehrs 1985 zum geplanten schrittweisen Ausbau der Abwasser- und Oberflächenentsorgung in Wesuwe.
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Stadtgeschichte(n)
Wesuwe
Die Pfarrkirche in Wesuwe zählt zu den ältesten Sakralbauten des Emslands.
Die Ursprünge Wesuwes reichen zurück bis ins 8. Jahrhundert. Nach der Missionierung des Emslands erhält Wesuwe eine eigene Kirche. Das Kirchspiel erstreckt sich linksemsisch von Versen bis zum rund 30 km entfernten Steinbild.
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Stadtgeschichte(n)
Urkundlich wird St. Clemens 1178 erstmals als Pfarrstelle erwähnt und ist eine der ältesten Kirchengemeinden des Emslands. Alle Taufen, Trauungen und Beerdigungen werden in Wesuwe vorgenommen. Ab 1798 werden die Siedlungen Altharen, Rütenbrock, Fehndorf, Hemsen und Versen abgepfarrt. Landegge und Emmeln werden schon um 1200 der Pfarrgemeinde St. Martinus in Haren unterstellt. Die vermutlich erste „Demonstration“ im Stadtgebiet findet 1829 in Wesuwe statt. Der verstorbenen Maria Theodora von Martels, Herrin auf Schloss Dankern, verweigern Pfarrer und Bevölkerung einen Begräbnisplatz in der Wesuweer Kirche. Zu unbeliebt ist die Familie bei der Bevölkerung. Hatte sie doch ihren finanziellen Ruin durch ständig steigende Ansprüche gegenüber ihren Heuerleuten zu kompensieren versucht. Der Leichenzug muss am Tag der Beisetzung umkehren. Schließlich wird Maria Theodora in der Schlosskapelle von Dankern beigesetzt, wo ihre Seele aber keine Ruhe findet. Als „Weiße Frau“ geht sie seither in unruhigen Nächten im Schloss umher.
Als eines von 15 Emslandlagern wird 1938 das Lager Wesuwe errichtet. Als „Schutzlager“ soll es rund 1.000 Strafgefangene, zumeist Regimegegner und Verfolgte der Nazi-Diktatur, aufnehmen. Doch dazu kommt es nicht. Stattdessen beziehen polnische, später französische und ab 1941 sowjetische Kriegsgefangene die Baracken. Letztere werden zur Moorkultivierung eingesetzt, später auch in der Landwirtschaft. Viele sterben an Entkräftung oder Krankheit. Sie haben auf dem angrenzenden Ehrenfriedhof ihre letzte Ruhe gefunden. Nach dem Krieg entsteht Wesuwe-Siedlung als jüngster Ortsteil Harens. Hier finden viele Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten eine neue Heimat und auch Einheimische, die 1945 auf Anordnung der Militärregierung ihre Dörfer entlang der niederländischen Grenze und die Stadt Haren räumen müssen, finden hier bis 1948 eine Bleibe. Mit seiner zentralen Lage zwischen Haren und Meppen ist Wesuwe heute ein beliebter Wohnort für junge Familien aus dem Umland.
Überzeugend entkräftete Stadtdirektor Schultejans in einer Einwohnerfragestunde die Frage, ob bestimmte Personen die erhaltenen Parksünderknöllchen nicht bezahlen brauchten: „Das kann nicht sein; ich habe heute noch bezahlt“, so der Verwaltungschef.
Margret (Jahrgang 1934) und Paul Rieskamp (Jahrgang 1927) sind seit 1957 miteinander verheiratet. Er kam in den 50er Jahren als Junglehrer aus Laggenbeck nach Altenberge, wo er seine Frau kennenlernte. Später war er als Schulleiter in Landegge und Wesuwe tätig. Er ist seit 1963 im Kolping und seit 1965 in der CDU. Sie war viele Jahre Dekanatsvorsitzende und im Diözesanvorstand der KfD, zunächst ehren-, später hauptamtliche Frauenbeauftragte der Stadt Haren (Ems). Auf ihre Initiative geht der Internationale Frauentreff zurück. Rieskamp engagiert sich ehrenamtlich für Aussiedler, Ausländer sowie in der Hospizbewegung. Für ihren selbstlosen Einsatz erhielt sie viele Auszeichnungen, darunter 1994 die Emslandmedaille.
Frau Rieskamp, was ist Ihnen aus der damaligen Lokalpolitik in Erinnerung? Anfangs waren wir sehr mit dem Schuldienst und unserem gesellschaftlichen Engagement beschäftigt. Anfang der 70er Jahre tat sich dann so einiges. Im Hinblick auf die Gebietsreform wurde die Schule Wesuwe-Siedlung geschlossen und Wesuwe zugeschlagen, die Turnhalle neu errichtet und sogar noch ein Schwimmbad gebaut. Mein Mann bekam dann später das Angebot, zur neuen Orientierungsstufe nach Haren zu wechseln. Wir lehnten aber ab und wollten in Wesuwe bleiben. Eine richtige Entscheidung, weil in Wesuwe noch heute alles vorhanden ist, was man zum Leben braucht. Die Harener kaufen ja sogar ihr Fleisch bei uns.
Bürgermeister Hans Gehrs rief ich mich damals an und teilte mit, dass es bereits einen Vorschlag der Verwaltung gäbe. Die Frauenverbände im Stadtgebiet hätten sich jedoch geschlossen für mich ausgesprochen. Diesem Votum wollte ich mich nicht verwehren und habe die Arbeit dann über elf Jahre bis 1999 gemacht. Ich bin noch so erzogen worden, mich für andere einzusetzen. Leider nimmt die Bereitschaft dazu immer weiter ab.
Frau Rieskamp, was wünschen Sie der Stadt zum 50. Geburtstag? Ich hoffe, dass der Aufschwung bleibt. Das Emsland hat bundesweit ein hohes Ansehen erworben. Gäste loben immer besonders die gepflegten Haus- und Gartenanlagen. Es wäre schön, wenn es so weitergehen könnte.
Stadtgeschichte(n)
Margret und Paul Rieskamp
In Erinnerung sind mir noch die vielen Sandwege. Zur Schule mussten die Kinder bei schlechtem Wetter in Gummistiefeln gehen. Auffällig waren auch die Hausabfälle, die in Wesuwe vor dem Haus gelagert wurden. Das kannte ich aus Landegge und Altenberge nicht. Die Wesuweer standen uns anfangs durchaus reserviert gegenüber. Wir engagierten uns in der Kirchengemeinde und im Kolping und waren dann schnell akzeptiert.
Und trotzdem wurden Sie die erste Frauenbeauftragte der Stadt Haren (Ems).
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Herr Rieskamp, welchen Eindruck machte Wesuwe als Sie 1962 als Lehrer aus Altenberge über Landegge dorthin wechselten?
Friedensarbeit
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Stadtgeschichte(n)
in Europa
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IV
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Stadtgeschichte(n)
Kapitel IV
Partnerstädte Text Reinhard elpermann
Städtepartnerschaften sind nach dem 2. Weltkrieg in Europa ins Leben gerufen worden. Sie sollten dazu beitragen, die Völker Europas und ihre Bürger zusammen zu bringen. Städtepartnerschaften sollten und sollen weiterhin einen Beitrag zum Aufbau eines geeinten Europas leisten. Sie hatten von
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Stadtgeschichte(n)
Anfang an einen friedensfördernden und –erhaltenden Auftrag.
Eine Schmuggeltour der besonderen Art ereignete sich im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Haren (Ems) und Vlagtwedde Ende der 70er Jahre. Stefan Sibum und Stadtdirektor Ewald Kley hatten auf der Rückfahrt von einer Schiffsbesichtigung u.a. auch einige Flaschen Whiskey an Bord, den sie über Frankreich, Belgien und die Niederlande unentdeckt einführten. Als die niederländischen Vertreter einen Schwimmvergleichswettkampf beider Verwaltungen im Harener Hallenbad gewannen, erhielten sie eine Flasche des geschmuggelten Wiskey und führten diesen wieder verbotenerweise in die Niederlande zurück.
Die Harener Partnerstädte Die Stadt Haren (Ems) pflegt Städtepartnerschaften mit drei europäischen Städten. Seit 1972 besteht die Partnerschaft mit der niederländischen Gemeinde Vlagtwedde, seit 1988 mit der französischen Stadt Andrésy und seit 1991 mit der polnischen Stadt Miedzyrzecz.
Die drei Harener Städtepartnerschaften beruhen jeweils auf einem kommunalen Beschluss. Die Bürgermeister Harens und der drei Partner haben in einer Urkunde ihre Partnerschaft besiegelt. Für die Umsetzung dieser Städtepartnerschaften wurde vonseiten der Stadt die Gründung eines Vereins angestrebt und gefördert. Dieser soll die in den Vereinbarungsurkunden erklärten Ziele wie „Begegnungen auf kultureller, sportlicher und schulischer Ebene“ mit Leben füllen. Im Jahre 1989 wurde mit Unterstützung der Stadt Haren (Ems) ein Arbeitskreis initiiert, der die bestehenden Kontakte mit den Partnern ausbauen und neue Beziehungen aufbauen sollte. Diesem Arbeitskreis sollten Vertreter aus verschiedenen Vereinen und Verbänden angehören, um somit breite Zielgruppen für die Pflege der Kontakte zu erreichen. Aus diesem Arbeitskreis ist das Partnerschaftsforum Haren (Ems) e. V. hervorgegangen, das sich seit 25 Jahren in besonderer Weise engagiert.
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Heute, einige Jahrzehnte nach Initiierung der ersten Städtepartnerschaften in Europa sind diese Partnerschaften noch weit mehr. Sie sind zu einer Bewegung geworden, die Gemeinden mehrerer Länder in einem dichten und organisierten Netz von Bürgern verbindet. Dazu werden internationale Beziehungen und der „Blick über den Tellerrand“ in der heutigen globalisierten Welt immer wichtiger. Städtepartnerschaften bieten dabei auch den Bürgerinnen und Bürgern einer Stadt die Chance, Menschen und Kulturen aus anderen Teilen der Erde über touristische Zwecke hinaus kennen zu lernen. Dadurch werden Vorurteile abgebaut und so ein friedensfördernder Beitrag geleistet.
Stadtgeschichte(n)
Empfangsschild mit den Stadtwappen aller vier verpartnerten Gemeinden im Nebeneingang des Rathauses
Anschneiden der „Geburtstagstorte“ durch die Bürgermeister BerndCarsten Hiebing und Jan Broertjes mit Josef Lager, Präsident des Partnerschaftsforums (links), sowie Henk Luth, Präsident des Partnerschapskomité Vlagtwedde (rechts)
Bürgermeister Jan Broertjes begleitet Beatrix, Königin der Niederlande, zum Empfang im Rathaus anlässlich des Ehrenbesuchs zum 30. Städtepartnerschaftsjubiläum
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Stadtgeschichte(n)
Vlagtwedde Die längste Städtepartnerschaft besteht mit der niederländischen Gemeinde Vlagtwedde. Bereits im Jahr 1972 wurde diese Partnerschaft begründet. Vlagtwedde liegt im direkten Grenzbereich zu den westlichen Ortsteilen der Stadt Haren (Ems). Es waren damals, als es noch Grenzübergänge und –kontrollen gab, zunächst auch wirtschaftliche Interessen, die einen verstärkten Austausch und eine engere Kooperation anstrebten. Heute sind neben einem regen Austausch auf politischer und administrativer Ebene viele alltägliche Begegnungen selbstverständlich. Über eine sehr enge wirtschaftliche Zusammenarbeit dies- und jenseits der Grenze hinaus hat sich in den letzten Jahren insbesondere auch der Wassertourismus zu einem boomenden Faktor entwickelt.
Das Wappen von Vlagtwedde zeigt neben der Krone des Hauses Oranien und die auf die Festung Bourtange hinweisende Kanone eine Getreidegarbe, die für die weitverbreitete Landwirtschaft steht. Hier besteht ein enger Bezug zum Harener Wappen, das mit den Mühlenrädern und der Farbe Gold auch die landwirtschaftliche Prägung hervorhebt. Zur Gemeinde Vlagtwedde gehören die Ortschaften Bourtange, Sellingen, Ter Apel und Vlagtwedde mit insgesamt knapp 16.000 Einwohnern. Sellingen ist der Verwaltungssitz, wo sich das historische Rathaus und die heutige Verwaltung befinden. Zurzeit gibt es in den Niederlanden politische Überlegungen, die Gemeinde Vlagtwedde mit ihrer Nachbargemeinde Bellingwedde zu einer größeren Kommune namens Westerwolde zu vereinigen.
Im August 2002 konnten die Stadt Haren (Ems) und die Gemeente Vlagtwedde auf eine 30jährige Beziehung zurückblicken. Dies wurde im Rahmen einer großen Bürgerbegegnung in Sellingen gefeiert. Höhepunkt war damals der Besuch der niederländischen Königin Beatrix in Sellingen.
Die vielfältigen Beziehungen wurden danach weiter intensiviert. Neben Schüleraustauschen zwischen der Bonifatiusschool Ter Apel und der Oberschule Rütenbrock, regelmäßigen Kunstausstellungen in Sellingen und Haren (Ems) und Begegnungen im sportlichen Bereich wurden auch die Kontakte auf politischer Ebene ausgeweitet. Im Jahr 2012 konnten Haren (Ems) und Vlagtwedde dann das 40jährige Partnerschaftsjubiläum feiern. Dieser Anlass wurde mit einer Bürgerbegegnung, die wiederum eingebunden war in die „Harener Pünte-Tage“, unter Anwesenheit hochrangiger politischer Vertreter grenzüberschreitend in Sellingen und Haren (Ems) gefeiert.
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Aus touristischer Sicht sind insbesondere das mittelalterliche Kloster Ter Apel und die Festung Bourtange aus dem 16. Jahrhundert sehenswert und von großem kulturhistorischem Wert.
Stadtgeschichte(n)
Festakt zum 40jährigen Städtepartnerschaftsjubiläum im Rathaus Haren (Ems) mit v. l. Max van den Berg (Kommissar der Königin in der Provinz Groningen, Königreich Niederlande), Bürgermeister Markus Honnigfort, Leontien Kompier (Bürgermeisterin Vlagtwedde), Dr. Heinz-Peter Behr (Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in den Niederlanden), Hugues Ribault (Bürgermeister Andrésy) und Tadeusz Dubicki (Bürgermeister Miedzyrzecz)
Andrésy Seit 1988 besteht die Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Andrésy. Andrésy liegt im Departmenent Yvelines, etwa 20 Kilometer westlich von Paris. Die Stadt hat rund 12.000 Einwohner und ist wie Haren (Ems) eng mit dem Wasser verbunden. Andrésy liegt an dem Fluss Seine. Wenige Kilometer oberhalb von Andrésy fließen die Flüsse Oise und Seine zusammen. So erklärt es sich von selbst, dass in Andrésy viele Schiffer beheimatet sind, was Andrésy und Haren (Ems) besonders verbindet. Im Wappen der Stadt findet sich eine Wikingerkogge, die darauf hinweist, dass Andrésy seit alters her eine Durchfahrt für Schiffe auf dem Weg von und nach Paris war.
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Stadtgeschichte(n)
Die Städtepartnerschaft kam eher durch einen Zufall zustande. Während eines Schwarzwaldurlaubs lernten sich die Deutschlehrerin des Collège de Saint Exupéry Andrésy und der stellvertretende Schulleiter des Harener Gymnasiums kennen. Sie entwickelten die Idee einer Schulpartnerschaft, die bis heute äußerst aktiv
Festakt zum 25jährigen Städtepartnerschaftsjubiläum in der Stadthalle Andrésy mit v. l. Jean-Pierre Dos Santos (Präsident Comité du Jumelage Andrésy), Leontien Kompier (Bürgermeisterin Vlagtwedde), Bürgermeister Markus Honnigfort, Hugues Ribault (Bürgermeister Andrésy), Tadeus Dubicki (Bürgermeister Miedzyrzecz), Barry Barcock (Bürgermeister Oundle) sowie Reinhard Elpermann (Präsident des Partnerschaftsforums Haren(Ems))
betrieben wird und auch auf politischer Ebene den Wunsch nach einer Städtepartnerschaft zwischen beiden Städten weckte. Im Jahr 2013 konnten die beiden Partnergemeinden auf eine 25jährige lebendige Beziehung zurückblicken. In diesen 25 Jahren haben unzählige Begegnungen auf sportlichem und kulturellem Gebiet in Andrésy und in Haren (Ems) stattgefunden: Chöre und Kapellen haben sich ausgetauscht, Sport- und Schützenvereine haben sich gegenseitig besucht und Jugendgruppen ausgetauscht. Besondere Triebfeder und regelmäßiger Akteur war dabei stets die aktive Schulpartnerschaft. Das 25jährige Städtepartnerschaftsjubiläum wurde 2013 im Rahmen des traditionellen Festes der Partnerschaften (ehemals „Oktoberfest“) in Andrésy gefeiert. Die Feierlichkeiten zum 25jährigen Jubiläum standen ganz im Zeichen der Deutsch-Französischen Freundschaft, die mit dem Élysée-Vertrag vom 22. Januar 1963 seit 50 Jahren besteht.
Miedzyrzecz
Das Stadtwappen zeigt die alte Burg sowie den polnischen Adler. Bereits seit dem Jahr 1485 besitzt Miedzyrzecz die Stadtrechte. Das ursprüngliche Rathaus stammt aus dem Mittelalter und wurde nach einem Brand im Jahr 1827 völlig zerstört. Das heutige Rathaus wurde nach 1827 neu erbaut und zuletzt im Jahr 1994 aufwändig restauriert. Das Umland von Miedzyrzecz, insbesondere auch die Gegend um Gorzow, ist überwiegend ländlich geprägt und ist, ähnlich wie Haren (Ems), für sein touristisches Angebot bekannt.
Stadtgeschichte(n)
Nach Besiegelung der Städtepartnerschaft im November 1991 pflanzen v. l. Josef Lager (Präsident des Partnerschaftsforums Haren), Walter Pinkernell (Bürgermeister Haren), Adam Kuczynski (stellv. Bürgermeister Miedzyrzecz), Miecyslaw Witzcak (Partnerschaftsverein Kontakt Miedzyrzecz) sowie Bozena Pawlak (Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Kontakt) in Miedzyrzecz eine „Freundschaftsbuche“.
Miedzyrzecz liegt in dem Verwaltungsbezirk Lebus, etwa 60 Kilometer östlich von Frankfurt (Oder) und gut 100 Kilometer westlich von Poznan. Die Stadt gehörte bis zum Ende des 2. Weltkrieges zum Deutschen Reich und hieß damals Meseritz. Miedzyrzecz hat knapp 19.000 Einwohner.
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Die Städtepartnerschaft mit Miedzyrzecz wurde im Jahr 1991 besiegelt. Zum einen waren die politischen Vertreter für die Beziehung mit einer weiteren Partnerstadt grundsätzlich offen. Zum anderen war nach dem Ende der Teilung Europas sowie der besonderen geschichtlichen Zusammenhänge um Maczkow eine polnische Gemeinde besonders interessant. Auf Miedzyrzecz war die Stadt Haren (Ems) gestoßen, da den im Jahr 2011 verstorbenen Altbürgermeister Walter Pinkernell mit dieser Stadt eine besondere Beziehung verbunden hatte. Dieser hatte hier zum einen in der Zeit bis zum 2. Weltkrieg verwandtschaftliche Beziehungen gehabt. Zum anderen hatte er hier vor dem Krieg als junger Handwerksgeselle beruflich gewirkt und den Ort und die Umgebung kennengelernt. Außerdem lebten in Haren (Ems) einige Bürger, die ursprünglich aus dieser, damals noch deutschen Stadt, stammen, was eine Verbindung zusätzlich interessant machte.
Auszeichnungen für vorbildliche Städtepartnerschaften
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Stadtgeschichte(n)
Verleihung der Europafahne an die Stadt Haren (Ems) für vorbildliche Städtepartnerschaftsarbeit am 30.9.1994; v.l.: Stadtdirektor Dieter Schultejanns mit Bürgermeister Bernd-Carsten Hiebing und einem Vertreter des Europarats.
Die städtepartnerschaftlichen Aktivitäten der Stadt Haren (Ems) können in der Tat als eine Erfolgsgeschichte betrachtet werden. Zum einen ist es der sehr frühe Zeitpunkt, an dem die Stadtväter zu Beginn der 70er Jahre bereits weltoffen die erste Städtepartnerschaft ins Leben riefen. Zum anderen verdient die Vielzahl und Intensität der in all den Jahren durchgeführten aktiven Begegnungen zwischen Bürgerinnen und Bürgern in Europa Beachtung. Zusätzliche Anerkennung gilt dem Aspekt, dass alle vier Kommunen miteinander verpartnert sind. Eine „Viererpartnerschaft“, wie zwischen Andrésy, Haren (Ems), Miedzyrzecz und Vlagtwedde, gibt es in Deutschland und in Europa äußerst selten.
Diese vielfältigen und besonderen Verdienste bewogen den Europarat, die Stadt Haren (Ems) für deren städtepartnerschaftliches Engagement zu würdigen. Im Jahr 1993 wurden der Stadt Haren (Ems) das Europadiplom und im Jahr 1994 die Europafahne verliehen. Durch das Institut für Zusammenarbeit und Partnerschaft in Europa wurde die Stadt Haren (Ems) mit der Europamedaille ausgezeichnet. Die höchste Auszeichnung hat sie ein Jahr später in Bilbao/Spanien durch die Europäische Kommission erfahren, als der Stadt Haren (Ems) für ihr vorbildliches Engagement im Sinne der Europäischen Verständigung die Goldenen Sterne von Europa verliehen wurden.
Eine weitere langjährige Maßnahme ist der „20 Bornes“ in Andrésy. An diesem alljährlichen Volkslauf haben sich weit mehr als 20 Mal Emsländer beteiligt. Auf dem Gebiet der Kultur ist der Kunstkreis Haren eine verlässliche und kontinuierliche Kraft. Jedes Jahr wird eine Kunstaustellung in Andrésy mit Beteiligung Harener Künstler veranstaltet, dazu gibt es regelmäßig eine Internationale Kunstausstellung im Harener Rathaus mit Werken von Künstlern aus allen Partnerstädten. Ebenso nehmen Harener Künstler an der jährlich stattfindenden Künstlermeile in Sellingen, dem „Montmartre“ teil. Mehrfach hat auch der Männergesangverein Concordia Konzerte in Andrésy gegeben und umgekehrt sind Chöre und Musiker aus Andrésy, Vlagtwedde und Miedzyrzecz in Haren (Ems) aufgetreten. Ein verbindender Kulturaustausch hat auch immer wieder unter Jugendlichen stattgefunden. Harener Bands haben beim Stadtfest in Miedzyrzecz
Ein Garant für beständige Zusammenarbeit mit Miedzyrzecz ist die Feuerwehr Haren. Diese ist seit Beginn der Städtepartnerschaft aktiv und hat eine Vielzahl von Besuchen und Gegenbesuchen durchgeführt. Zwei Harener Feuerwehrleute wurden sogar mit dem polnischen Feuerwehrverdienstorden in Silber ausgezeichnet. Jahrelange Verbindungen nach Miedzyrzecz pflegt auch die Kolpingfamilie Haren. Sie hat neben den intensiven zwischenmenschlichen Kontakten auch wohltätige Zwecke erfüllt. Mehrmals haben Kolpinger, insbesondere in der Anfangszeit der Städtepartnerschaft, teilweise in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, Hilfslieferungen an ein dortiges Krankenhaus, eine Behinderteneinrichtung und ein Waisenhaus durchgeführt. Bewohner des St. Josef-Wohnheim des Vituswerks Meppen und Bewohner des IMPRO Andrésy auf einer Seinefahrt im September 2013
Stadtgeschichte(n)
Der Garant für kontinuierliche und nachhaltige Kontaktarbeit schlechthin ist das Gymnasium Haren, das von Anfang und inzwischen mehr als 25 Mal Schüleraustausche mit dem College Saint-Exupéry Andrésy durchgeführt hat. Viele Harenerinnnen und Harener sind so als Kind mit Andrésy und teilweise überhaupt erstmals mit Frankreich in Kontakt gekommen. Genauso haben junge Andrésianerinnen und Andrésianer Haren kennengelernt und später im Rahmen anderer Bürgerbegegnungen „alte Bekannte und Freunde“ wieder getroffen.
oder beim Rockkonzertfestival in Andrésy gespielt und Bands aus Andrésy und Vlagtwedde sind im städtischen Jugendzentrum und beim Rüt`n`Rock-Festival auf der Bühne aufgetreten.
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Regelmäßige Aktivtäten und Highlights
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Im Bereich des Sports hat es ebenfalls viele Kontakte gegeben, vor allem unter Fußballvereinen und Schützengruppen. Ein Highlight im Bereich der sportlichen Begegnungen war die „Freundschaftstour“ von Radsportlern aus Andrésy, Vlagtwedde und Haren (Ems), die gemeinsam nach Miedzyrzecz gefahren sind. In unzähligen Aktivitäten haben sich Harenerinnen und Harener mit Freunden aus Andrésy, Miedzyrzecz und Vlagtwedde im Laufe der letzten Jahrzehnte getroffen und miteinander gesungen, musiziert, diskutiert und gefeiert. Die Bürgerbegegnung anlässlich des 60. Jahrestages zum Ende des 2. Weltkrieges im „Deutsch-Polnischen Jahr“ und die kontinuierlichen Besuche und Gegenbesuche von Menschen mit Behinderung sind in völkerverbindenden Sinn und unter sozial-integrativem Aspekt sicherlich ganz besondere erinnerungswürdige Highlights und Meilensteine in den Beziehungen der Bürger.
Arbeitskreisgründung; Foto (hintere Reihe v. l.): Siegfried Magerhans (Schießgruppe Lindloh), Reinhard Elpermann (Fachlehrer für Französisch und für den Schüleraustausch am Gymnasium), Werner Backers (Kolpingkapelle Haren), Helga Lehrmann (TV Rütenbrock), Maria Jüngerhans (Tennisclub RW Haren), Bernhard Gievert (Heimatverein Haren), Hans-Hermann Lonquich (Musikkameradschaft Erika), (Vordere Reihe v. l.): Günter Deymann (Vertreter der Stadt Haren (Ems)), Bernhard Kappen (Kirchenchor Wesuwe), Ingrid Wurm (Surfclub Dankern), Josef Lager (Direktor des Gymnasiums) sowie Rudolf Menke (Bürgerschützenverein Haren).
Partnerschaftsforum Dem ersten Arbeitskreis, dem Vorläufer des heutigen Partnerschaftsforums Haren (Ems) e. V., gehörten Vertreter der Schulen, des Sports, Kultur sowie der Stadt Haren (Ems) an. Im November 1989 wurde der Arbeitskreis gegründet, der sich knapp zwei Jahre später am 26. April 1990 als eingetragener Verein konstituiert hat.
Besonders verdient gemacht um das Partnerschaftsforum Haren (Ems) e. V. hat sich Josef Lager. Der im Frühjahr 2007 verstorbene frühere Schulleiter des Gymnasiums hat als überzeugter Europäer die Gründung des Vereins vorangetrieben und dem Verein schließlich 16 Jahre als Präsident vorgestanden. Im Zuge der Neubesetzung des Präsidiums mit der Amtsübernahme durch Reinhard Elpermann wurde Josef Lager zum Ehrenpräsidenten des Partnerschaftsforums ernannt.
Eine Vielzahl von Begegnungen auf sportlichem, kulturellem und schulischem Gebiet hat in den letzten Jahrzehnten zwischen Bürgern aus Andrésy, Miedzyrzecz, Vlagtwedde und Haren (Ems) stattgefunden und hat die Menschen einander näher gebracht. Viele dieser Veranstaltungen wurden vom Partnerschaftsforum initiiert oder mitbegleitet. Dabei war es immer die enge und gute Kooperation zwischen Stadt und Verein, die einen reibungslosen und funktionierenden Ablauf im Sinne der Völkerverständigung gewährleisteten. In diesem Jahr blickt das Partnerschaftsforum auf eine 25jährige Vereinstätigkeit zurück und hat dieses Vereinsjubiläum in einem würdigen Rahmen gefeiert.
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Die Initiierung eines Vereins zur Pflege der städtepartnerschaftlichen Beziehungen wurde analog zu den Partnerschaftsvereinen in den Partnerstädten umgesetzt. In Vlagtwedde nennt sich der Städtepartnerschaftsverein „Partnerschapskomité“, in Andrésy heißt der Verein „Comité du Jumelage“ und in Miedzyrzecz nennt sich der Verein „Kontakt“.
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Das Präsidium und der Beirat des Partnerschaftsforum Haren (Ems) e. V. im Jahr 2015
Ausblick 204
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Bürgermeister Markus Honnigfort
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V
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Kapitel V
Liebe Bürgerinnen und Bürger, ein „rundes“ Stadtjubiläum ist immer auch Anlass für eine Rückschau. Was hat uns in den zurückliegenden fünf Jahrzehnten in Haren (Ems) bewegt? Welche Herausforderungen wurden an Politik, Verwaltung und Bürger in dieser Zeit gestellt und vor allem – wie wurden diese Aufgaben gemeistert? Manches gerät über die Jahre in Vergessenheit. Durch dieses Jubiläumsbuch werden nun Geschichten
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und Erinnerungen aus der damaligen Zeit wieder lebendig.
Die erste Ratssitzung nach einer Kommunalwahl beinhaltet auch immer die personelle Zusammensetzung der künftigen Ausschüsse. Meist in großer Einmütigkeit. Nicht so am 14.11.1972. Ratsherr Heinrich Kiepe (CDU) beantragte eine Sitzungsunterbrechung, weil er nicht in den Verwaltungsausschuss entsandt worden sei. Dies sei eine „Diskriminierung der Schiffahrt“. Der wahre Grund dafür war weniger dramatisch: Kiepe hatte an der vorbereitenden CDU-Fraktionssitzung nicht teilnehmen können und war schlicht vergessen worden.
In Vielem ähnelt die sozio-ökonomische Entwicklung unserer Stadt dabei sicherlich der Entwicklung, die wohl die meisten anderen Kommunen im Emsland vollzogen haben: Inmitten karger Moor- und Heidegebiete führten die Menschen über Jahrhunderte ein bescheidenes Dasein.
Rückblickend wird man sagen müssen, dass der Zusammenschluss zur Einheitsgemeinde im Jahr 1974 für die meisten Einwohner das eindrücklichere Ereignis gewesen sein
Die Aufgaben, die an den Rat und die Verwaltung der neuen Stadt Haren (Ems) 1965 und der späteren Einheitsgemeinde 1974 gestellt wurden, zählen auch heute noch zum Kernbereich der kommunalen Selbstverwaltung. Die Schaffung neuer Wohnbaugebiete und Schulausbauten beispielsweise waren damals wie heute wichtige Anliegen, Straßen- und Wegebau waren und sind ein Dauerthema. In den letzten 50 Jahren haben sich die Belange der örtlichen Gemeinschaft indes weiter gewandelt. Zur notwendigen Infrastruktur zählt heutzutage auch schnelles Internet, das mittlerweile zur Grundversorgung zählt und für die örtlichen Betriebe ein wichtiger Wettbewerbsfaktor ist. Hier kann Haren (Ems) trotz der nordwestdeutschen Randlage mit einem nahezu flächendeckenden Versorgungsangebot aufwarten.
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Mit der Verleihung der Stadtrechte durch den Niedersächsischen Innenminister am 3. Dezember 1965 würdigte das Land die wirtschaftlichen Anstrengungen der damaligen Samtgemeinde bestehend aus Haren-Altharen und Landegge. Aus dem Titel „Stadt“ leiteten sich keine direkten Vorteile ab, stärker wog der psychologische Effekt: die „Schifferstadt“ fügte sich nun auch offiziell in die Riege emsländischer Städte wie Meppen, Papenburg oder Lingen ein.
dürfte. Nicht ohne Grund spricht man in diesem Zusammenhang auch von der zweiten Stadtwerdung Harens, die in diesem Buch ebenfalls dargestellt wird.
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Landwirtschaft, Handwerk und Flussschifffahrt waren die häufigsten Erwerbsquellen. Viele Jahrzehnte stellten Wasserstraßen die einzige Verbindung ins Landesinnere dar. Mit der Eröffnung der Bahnstation Kellerberg erschlossen sich für die Menschen und den Handel in Haren ab 1856 weitere Perspektiven. Doch es sollte noch Jahrzehnte dauern, bis der Einsatz von Kunstdünger auch das Leben derjenigen verbesserte, die von der Landwirtschaft lebten. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte der sogenannte „Emslandplan“ zu grundlegenden strukturellen Verbesserungen und legte damit die Basis für eine gedeihliche Entwicklung des Emslands. Auch unsere Kommune profitierte davon.
Auch der Klima- und Naturschutz ist ein Thema, das in den vergangenen 50 Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Im Stadtgebiet wird schon heute mehr regenerative Energie erzeugt, als lokal benötigt wird. Die Frage der Zukunft wird sein, wie man diesen Ökostrom speichern, verstetigen und bei Bedarf wieder vor Ort einsetzen kann. Mit dem Energiespeicherhaus der kommunalen Marien-Kindertagesstätte in Erika-Altenberge und dem grenzüberschreitenden Projekt „Smart-Grid“ haben wir jüngst zwei Energieprojekte ins Leben gerufen, die Antworten auf diese Frage geben könnten.
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Als Wirtschaftsstandort hat Haren (Ems) in den vergangenen Jahren eine hervorragende Entwicklung vollzogen und kann im Jubiläumsjahr 2015 mit durchweg guten Zahlen aufwarten. Im Stadtgebiet gibt es heute einen gesunden Mix aus mittelständischen Handwerks- bzw. Gewerbebetrieben und großen Unternehmen der verschiedensten Wirtschaftszweige. Innerhalb eines Jahrzehnts sind über 3.700 Arbeitsplätze im Stadtgebiet neu entstanden. Einen Anteil an diesem Erfolg hat die bessere Anbindung unserer Kommune durch den Bau der Emslandautobahn A 31 und die Eröffnung des Eurohafens Emsland gehabt. Doch letztlich sind es die Menschen, die durch ihre Aufgeschlossenheit, durch Pragmatismus und Tatkraft in den vergangenen 50 Jahren die Entwicklung ihrer Stadt vorangetrieben haben. Die Erfahrung zeigt, dass in Haren (Ems) vieles bereits umgesetzt ist,
wenn anderswo noch diskutiert wird. Hier liegt unsere Stärke. Vielleicht haben wir uns etwas von dem Fortschrittswillen früherer Zeiten bewahrt, als das Leben auf der „Plaatze“ oder der „Pünte“ entbehrungsreich war und jede Chance auf ein Fortkommen ergriffen wurde. Ein wichtiges Standbein in Haren (Ems) ist auch der Tourismus. Das Potenzial der „weißen Industrie“ hatten freilich schon die Stadtväter 1965 gesehen und aktiv vorangetrieben. Dass die Stadt mit weit über 800.000 Übernachtungen pro Jahr zu einer der beliebtesten Urlaubsregionen in Niedersachsen zählt, hätte man sich vor 50 Jahren wohl nicht träumen lassen. Die Eröffnung des Ferienzentrums „Schloss Dankern“ im Jahr 1971 war die Initialzündung, in deren Folge sich weitere Betriebe und touristische Angebote im Stadtgebiet entwickelten. Dieser Wirtschaftszweig nahm in der Folgezeit deutlich an Fahrt auf. Die Bandbreite der heute in Haren (Ems) vorhandenen Sportund Freizeitangebote dürfte in keiner anderen Kommune gleicher Größe zu finden sein. Die guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Kommune haben uns in den vergangenen Jahren viele Möglichkeiten eröffnet. Noch in den 80er und 90er Jahren gab die Finanzlage kaum Chancen für eigene Initiativen. In jüngerer Vergangenheit konnte der Ausbau von Kindertagesstätten mitfinanziert, Schulmodernisierungen durchgeführt und die Infrastruktur des Stadtzentrums und der Ortsteile entscheidend verbessert werden. Stillstand kann und darf es in einem funktionierenden Gemeinwesen
Wenn wir weiterhin ein attraktiver Standort sein wollen, müssen wir die Lebensqualität in unserer Stadt stetig verbessern. Nur so kann es gelingen, junge Menschen in Haren (Ems) zu halten und den Zuzug neuer Familien in die Kommune zu begünstigen. Preiswerte Bauplätze alleine genügen hierfür nicht. Die Modernisierung des Emspark-Areals könnte ein Schritt zu mehr Freizeitqualität in unserer Stadt sein und würde überdies dem Tourismus zugutekommen. Mit einem modernen Wellenbad, einem Leichtathletik-Stadion und einem Veranstaltungszentrum würde das sportliche und kulturelle Leben unserer Stadt deutlich aufgewertet. Doch auch der Erholungswert in der Kommune muss weiter gestärkt werden. Hier wurden die Weichen bereits gestellt und ein Freiraumkonzept erarbeitet, mit dem ursprüngliche Landschaftsräume im Stadtgebiet Harens auch in Zukunft bewahrt und bestehende Naturflächen aufgewertet werden können. Mit Mitteln der Dorferneuerung werden wir die örtliche Infrastruktur
Diese und viele weitere Maßnahmen sollen dazu beitragen, dass Haren (Ems) auch in Zukunft eine Stadt ist, in der man gerne lebt und arbeitet. Lebensqualität erwächst aber auch aus Gemeinschaft. Davon haben wir in Haren (Ems) zum Glück ganz viel. Über 200 Vereine und Gruppen im Stadtgebiet führen die Menschen zusammen und ermöglichen den persönlichen Austausch auch über Altersgrenzen hinweg. Vieles wird möglich durch den unermüdlichen Einsatz ehrenamtlich tätiger Bürgerinnen und Bürgern. Damit das auch in Zukunft so bleibt, brauchen wir auch weiterhin engagierte Menschen, die ihre Fähigkeiten und Talente für andere einbringen und dadurch helfen, Gegenwart und Zukunft in Haren (Ems) mitzugestalten. Ich bin zuversichtlich, dass uns dies mit vereinten Kräften gelingen wird.
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Eine Herausforderung der kommenden Jahrzehnte wird darin liegen, dem demografischen Wandel zu begegnen. Schon heute spüren wir die Auswirkungen einer alternden Gesellschaft mit sinkenden Schülerzahlen und unbesetzten Ausbildungsstellen auch im Stadtgebiet.
weiter verbessern und damit viel für die Gemeinschaft und das jeweilige Ortsbild tun. Im Stadtzentrum wird die 2008 begonnene Stadtsanierung fortgesetzt, mit der die Aufenthaltsqualität für Besucher und die Entwicklungschancen des Einzelhandels verbessert werden.
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nicht geben und so warten auch in den kommenden Jahren viele Aufgaben in Haren (Ems) darauf, engagiert umgesetzt zu werden.
Bürgermeister Markus Honnigfort
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Amtsträger
seit 1965
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„Dieses Haus wurde mit dem erzwungenen Geld des Bürgers gebaut. KKP (Knoll, Kley, Pinkernell) – Nieder mit den Bonzen“ – Grafi tti am Rathaus-Neubau im Oktober 1978.
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das 1978 eingeweihte rathaus von Haren (ems)
EHRENAMTLICHE BÜRGERMEISTER
der Stadt Haren (Ems) seit der Verleihung der Stadtrechte am 03.12.1965
August laing
Wahlzeit: 01.11.1960 bis 31.10.1972
Walter Pinkernell
Wahlzeit: 01.11.1972 bis 31.10.1991
Bernd-Carsten Hiebing
Wahlzeit: 01.11.1991 bis 30.04.2003
VERWALTUNGSCHEFS
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Stadtgeschichte(n)
der Stadt Haren (Ems)
Gemeinde-/Stadtdirektor Otto nerkamp
Stadtdirektor Ewald Kley
1.4.1957 – 2.12.1965 Gemeindedirektor Wahlzeit: 10.7.1969 – 30.4.1991 3.12.1965 – 31.5.1969 Stadtdirektor
Stadtdirektor Dieter Schultejanns
Wahlzeit: 1.5.1991 – 30.4.2003
Gesetzliche Neuregelungen:
214
Stadtgeschichte(n)
Am 1. Mai 2003 ist nach Ablauf der Dienstzeit des Stadtdirektors die so genannte Eingleisigkeit bzw. die „Bürgermeister-Verfassung“ auch in Haren (Ems) in Kraft getreten. Die bisherige Zweigleisigkeit, gekennzeichnet durch den ehrenamtlichen Bürgermeister als Vorsitzender der Vertretung und Repräsentant neben dem hauptberuflichen Verwaltungschef, war damit in Haren (Ems) beendet. Die Bürger und Bürgerrinnen haben am 2.2.2003 erstmalig in Haren (Ems) einen hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. Im ersten Wahlgang haben die Bürger und Bürgerinnen den Wahlvorschlagskandidaten der CDU, Dipl.-Kaufmann Markus Honnigfort, mit Wirkung vom 1.5.2003 zum hauptamtlichen Bürgermeister der Stadt Haren (Ems) gewählt. Der Bürgermeister neuen „Typs“ ist oberster politischer Repräsentant der Stadt, Leiter der Gesamtverwaltung, Mitglied des Stadtrates und Vorsitzender des Verwaltungsausschusses.
Bürgermeister Markus Honnigfort Wahlzeit: 1.5.2003 – 31.10.2011 Neuwahl am 11.9.2011 Wahlzeit: 1.11.2011 – 31.10.2019
Ratsmitglieder ab 1964
A–F
Ortschaft
Mitgliedschaft
Ahrens
Hermann
Haren (Ems)
1972 - 1974
Albers
Hermann
Wesuwe
1981 - 1986
Albers
Maria
Erika
2011 - heute
Arens
Hermann
Lindloh
1981 - 2000
Auth
Ingrid
Haren (Ems)
1996 - 2001, 2003 - 2006, 2011 - heute
Bauken
Heinz
Altharen
1991 - heute
Becker
Bernhard
Altenberge
1974 - 2001
Becker
Bernhard
Fehndorf
1974 - 1976
Becker
Olaf
Fehndorf
2011 - heute
Behnes
Michael
Rütenbrock
2006 - 2011
Berenzen
Georg
Emmeln
2001 - heute
Berentzen
Josef
Altharen
1964 - 1968
Bergmann
Bernhard
Altharen
1964 - 1968
Bohlen
Bernhard
Emmeln
1991 - 2006
Bonnarens
Bernhard
Erika
1964 - 1968
Borghorst
Franz
Haren (Ems)
1968 - 1972
Brink
Heinz-Bernhard
Emmeln
1996 - 2001, 2005 - 2006, 2011 - 2011
Brümmer
Heinrich
Lindloh
1974 - 1976
Brümmer
Heinrich
Wesuwe
1974 - 1986
Bruns
Bernhard
Wesuwe
1974 - 1988
Bruns
Hartmut
Wesuwe
2011 - heute
Bruns
Heinrich
Rütenbrock
1986 - 2011
Bruns
Hermann
Emmeln
1974 - 1981
Cordes
Laurenz
Haren (Ems)
1986 - 1990
Cosse
Holger
Haren (Ems)
1996 - heute
Damhuis
Maria
Haren (Ems)
2011 - heute
Deymann
Martin
Haren (Ems)
2006 - 2011
Dopp
Hermann
Altharen
1986 - 1991
Düllmann
Heinrich
Altharen
1964 - 1974
Ehlers
Gudrun
Wesuwe
2006 - 2011
Engelken
Jens
Wesuwe
2011 - heute
Engelken
Matthias
Wesuwe
2006 - 2011
Ewers
Josef
Wesuwe
1986 - 1996
Fehren
Heinrich
Emmeln
1974 - 1991
Stadtgeschichte(n)
Vorname
215
Name
Ratsmitglieder ab 1964
G–J
216
Stadtgeschichte(n)
Name
Vorname
Ortschaft
Mitgliedschaft
Gebben
Theodor
Wesuwe
1986 - 2001
Geers
Bernhard
Rütenbrock
1974 - 1981
Gehrs
Johannes
Wesuwe
1976 - 1996
Gehrs
Wolfgang
Wesuwe
1996 - 2006
Germing
Josef
Emmeln
1976 - 1981
Gertken
Richard
Landegge
1974 - 1976
Gievert
Bernhard
Haren (Ems)
1968 - 1976
Grönniger
Werner
Wesuwe
1988 - 1991
Haas
Dieter
Emmeln
1981 - 1985
Hagen (Schlosser)
Heinrich
Altharen
1968 - 1981
Hagen (Landwirt)
Heinrich
Altharen
1972 - 1986
Hanfeld
Josef
Erika
1964 - 1968
Hebbelmann
Hermann
Haren (Ems)
1964 - 1968
Held
Hedwig
Haren (Ems)
2006 - heute
Held
Johannes
Haren (Ems)
1996 - 2011
Held
Laurenz
Haren (Ems)
1991 - 2006
Heller
Matthias
Erika
2011 - heute
Heyers
Bernhard
Tinnen
1981 - 2011
Hiebing
Bernd-Carsten
Landegge
1976 - 2011
Hoffmann
Heinrich
Fehndorf
1976 - 1986
Hölscher
Doris
Rütenbrock
2011 - heute
Holtfester
Anton
Emmeln
1974 - 1986
Honnigfort
Alfons
Haren (Ems)
1968 - 1976
Honnigfort
Christel
Emmeln
1986 - 1991
Husmann
Johannes
Haren (Ems)
1972 - 1996
Husmann
Maria
Haren (Ems)
1996 - 2001
Jänen
Gerda
Rütenbrock
2000 - 2006
Janzen
Bernhard
Rütenbrock
1981 - 1986
Janzen
Hermann
Erika
2011 - heute
Janzen
Otto
Haren (Ems)
1981 - 1992
Ratsmitglieder ab 1964
K–L
Ortschaft
Mitgliedschaft
Kassens
Arnold
Haren (Ems)
1972 - 1974, 1978 - 1981
Kiepe
Heinrich
Haren (Ems)
1964 - 1978
Kiepe
Mechthild
Haren (Ems)
1996 - 2001
Kiepe
Rudolf
Haren (Ems)
1981 - 1986, 1990 - 1991
Kiepe
Werner
Haren (Ems)
1981 - 1991
Kloppe
Ingrid
Wesuwe
2001 - 2006
Knoll
Gerhard
Erika
1968 - 1991
Knoll
Karl-Heinz
Erika
1991 - 1996, 2001 - 2011
Koch
Friedrich
Wesuwe
1988 - 1991
Kötter
Adolf
Haren (Ems)
1964 - 1968
König
Maria
Raken
2001 - 2006, 2011 - heute
Koormann
Jürgen
Altharen
2006 - 2001
Kramer
Josef
Emmeln
2001 - heute
Kreilkamp
Bernhard
Altharen
1974 - 1976
Kröger
Helmut
Wesuwe
1991 - 2006
Krull
Hermann
Tinnen
1974 - 1981
Krüssel
Franz
Haren (Ems)
1972 - 1974
Krüssel
Gebina
Altharen
1996 - 2011
Krüssel
Heinrich
Altenberge
1981 - 2001
Laing
August
Haren (Ems)
1964 - 1972
Lammers
Gerhard
Erika
1968 - 1974
Lammers
Hermann
Haren (Ems)
1976 - 1991
Lammers
Josef
Rütenbrock
1996 - 2001
Leidinger
Theodor
Rütenbrock
1974 - 1981, 1991 - 1991
Lenzing
Laurenz
Emmeln
1974 - 1986
Lonquich
Hans-Hermann
Erika
1981 - heute
Lüßing
Heinrich
Haren (Ems)
2001 - 2011
In den 80er Jahren drohte die Abstufung der B 402 zur Gemeindestraße und gleichzeitig eine Reduzierung der Öffnungszeiten am Grenzübergang Rütenbrock/Ter Apel. Stadtdirektor Ewald Kley machte auf eine mögliche Folge aufmerksam: „Pflanzenanschauliche Sendungen“ seien dann nicht mehr bis samstags 16 Uhr abzufertigen. Damit war vermutlich nicht der Handel mit Hanfpflanzen oder anderen illegalen Drogen gemeint.
Stadtgeschichte(n)
Vorname
217
Name
Ratsmitglieder ab 1964
M–S
218
Stadtgeschichte(n)
Name
Vorname
Ortschaft
Mitgliedschaft
Mecklenborg
Hans
Emmeln
1974 - 1981
Meentken
Peter
Haren (Ems)
1991 - heute
Meist
Dr. Dr. Hannes
Rütenbrock
1991 - 1996
Menke
Rudolf
Haren (Ems)
1991 - 1996
Menke
Wilhelm
Haren (Ems)
1972 - 1974
Müller
Erwin
Rütenbrock
1976 - 1981
Müller
Otto
Haren (Ems)
1976 - 1986
Müller-Meutstege
Ansgar
Altharen
2011 - heute
Nüsse
Gerhard
Rütenbrock
1988 - 1991
Nüsse
Rudolf
Rütenbrock
1974 - 1988
Over
Heinrich jun.
Altharen
1986 - heute
Over
Heinrich sen.
Altharen
1964 - 1976
Pieper
Tim
Haren (Ems)
2011 - heute
Pinkernell
Heinz
Altharen
2001 - heute
Pinkernell
Walter
Altharen
1964 - 1991
Poker
Anton
Altharen
1964 - 1968
Reiners
Christel
Landegge
2011 - heute
Runde
Heinrich
Emmeln
1985 - 2005
Sanders
Werner
Emmeln
2011 - heute
Schepers
Bernd
Haren (Ems)
1991 - 1996
Schepers
Hubert
Haren (Ems)
1968 - 1972
Schmidt
Karla
Wesuwe
2001 - heute
Schmitz
Bernd
Haren (Ems)
2001 - 2003
Schmitz
Hermann
Altharen
1964 - 1976
Schöning
Lübbert
Haren (Ems)
1964 - 1968
Schröder
Wolfgang
Haren (Ems)
1981 - 1985
Schüer
Clemens
Altharen
1991 - 2011
Schumacher
Norbert
Lindloh
2001 - heute
Sibum
Stefan
Haren (Ems)
1964 - 1986
Sievers
Alfred
Emmeln
1991 - 2006
Sowada-Gräper
Karin
Emmeln
1986 - 1988
Stahl
Werner
Haren (Ems)
2001 - 2006
Stroot
Hermann
Wesuwe
2006 - heute
Stroot
Johannes
Wesuwe
2006 - 2011
Suelmann
Hermann
Rütenbrock
1976 - 1981
Ratsmitglieder ab 1964
T–Z
Ortschaft
Mitgliedschaft
Tandecki
Gerda
Haren (Ems)
1976 - 1996
Telkmann
Theo
Haren (Ems)
1972 - 1991
Tengen
Heinz-Wilhelm
Wesuwe
2011 - heute
Terborg
Arnold
Rütenbrock
1986 - heute
Terborg
Laurenz
Wesuwe
1974 - 1984
Thieben
Georg
Altharen
1964 - 1991
Thrun
Werner
Haren (Ems)
1972 - 1974
Tieben
Hermann
Fehndorf
1991 - 2011
Tieben
Johannes
Altenberge
2001 - heute
Tieben
Maria
Tinnen
2011 - heute
Vahlhaus
Margaretha
Emmeln
1981 - 2001
Veenker
Heinz
Wesuwe
2006 - 2011
Veenker
Heinz-Josef
Wesuwe
1974 - 1976
Veltrup
Heinrich
Altharen
1992 - 2001
Vorjans
Heinz
Wesuwe
1991- heute
Vortherms
Hermann
Wesuwe
1996 - 2011
Vortherms
Sylvia
Wesuwe
1996 - 2001
Wagner
Kurt
Haren (Ems)
1972 - 1974
Weckenmann
Jürgen
Lindloh
1991 - 1996
Wessels
Bernhard
Haren (Ems)
1964 - 1972
Wessels
Bernhard
Wesuwe
2011 - heute
Wessels
Heinz
Wesuwe
1984 - 1986
Wiggerthale
Georg
Haren (Ems)
1986 - 2001
Wilde
Philipp
Haren (Ems)
2011 - heute
Wilde
Ulrich
Haren (Ems)
1986 - heute
Wilken
Gerhard
Altenberge
1974 - 1981
Witte
Gerhard
Haren (Ems)
1968 - 1972
Wocken
Hermann
Fehndorf
1986 - 1991
Wübben
Hans
Wesuwe
2006 - 2011
zum Hebel
Heinrich
Altharen
1976 - 1981
„Wenn Haren (Ems), Twist und Geeste heute nach Meppen eingemeindet werden sollten, wäre der Aufschrei sicher auch groß!“ – Heinz Wösten zur Stimmung Anfang der 70er Jahre.
Stadtgeschichte(n)
Vorname
219
Name
220
Stadtgeschichte(n)
Neugliederungskommission Haren (Ems) 1973 - 1974 Nr.
Mitglied
Vertreter
1
Bürgermeister Gerhard Wilken Altenberge, Dorfstraße 44
Ratsherr Franz Spinnecker Altenberge, Tenge 24
2
Ratsherr Bernhard Becker Altenberge, Amselstraße 3
Ratsherr Heinrich Becker Altenberge, Gosebrockstraße 12
3
Bürgermeister Karl Albers Emen Nr. 14 (CDU)
Ratsherr Johann Reiners Emen Nr. 11
4
Bürgermeister Anton Holtfester Emmeln, Dorfstraße 16 (CDU)
Ratsherr Alex Fehren Emmeln, Dorfstraße 6
5
Ratsherr Josef Göcking Emmeln, Rakener Straße 5 (CDU)
Ratsherr Rudolf Schüer Emmeln, Dahlienstraße 4
6
Ratsherr Werner-Wilhelm Kiese Emmeln, Ahornstraße 10 (CDU)
Ratsherr Hermann Bruns Emmeln, Heidestraße 292 (CDU)
7
Ratsherr Hans Mecklenborg Emmeln, Gerhard-Book-Str. 8 (SPD)
Ratsherr Laurenz Lenzing Emmeln, Amselstraße 4 (SPD)
8
Bürgermeister Bernhard Becker Fehndorf, Kirchstraße 38 (CDU)
Ratsherr Hermann Jansen Fehndorf, Gartenstraße 21
9
Ratsherr Heinrich Hoffmann Fehndorf, Große Straße 89
Ratsherr Hermann Veenker Fehndorf, Neulandstraße 1
10
Bürgermeister Walter Pinkernell Wesuweer Straße 18 (CDU)
Ratsherr Heinrich Düllmann Neppenkamp 2 (CDU)
11
Ratsherr Stefan Sibum Hafenstraße 23 (CDU)
Ratsherr Kurt Wagner Stiege 8 (CDU)
12
Ratsherr Gerhard Knoll Oberlangener Straße 9 (CDU)
Ratsherr Gerhard Lammers Oberlangener Straße 15 (CDU)
13
Ratsherr Hermann Schmitz Am Kanal 12 (CDU)
Ratsherr Heinrich Over Pool 4 (CDU)
14
Ratsherr Georg Thieben Schloßallee 1 (CDU)
Ratsherr Theo Telkmann Schulstraße 33 (CDU)
15
Ratsherr Alfons Honnigfort Martinistraße 5 (CDU)
Ratsherr Hermann Ahrens Ankerstraße 3 (CDU)
16
Ratsherr Hans Husmann Emmelner Straße 33 (SPD)
Ratsherr Heinrich Hagen Lindloher Straße 16 (SPD)
Mitglied
Vertreter
17
Ratsherr Bernhard Gievert Kirchstraße 9 (CDU)
Ratsherr Arnold Kassens Lange Straße 11 (CDU)
18
Stadtdirektor Ewald Kley Stadt Haren (Ems)
Stadtamtmann Bernd Thyen Stadt Haren (Ems)
19
Bürgermeister Hermann Hiebing Landegge (CDU)
Ratsherr Richard Gertken Landegge Nr. 37
20
Bürgermeister Heinrich Stroot Lindloh Nr. 43 (CDU)
Ratsherr Heinrich Veenker Lindloh Nr. 36
21
Ratsherr Heinrich Brümmer Lindloh Nr. 108
Ratsherr Johann Arens Lindloh Nr. 32
22
Bürgermeister Heinz Felthaus Raken (WG Raken)
Ratsherr Wilhelm Menke Rakener Straße 45
23
Bürgermeister Bernhard Esders Rütenbrock, Hauptstr. 113 (CDU)
Ratsherr Heinrich Müller Rütenbrock, Rütenmoor 205
24
Ratsherr Bernhard Geers Rütenbrock, Hauptstr. 91 (CDU)
Ratsherr Bernhard Janzen Rütenbrock, Schwartenberger Str. 1
25
Ratsherr Heinrich Thieben Rütenbrock, Rotdornstr. 219
Ratsherr Rudolf Nüsse Rütenbrock, Rütenmoor 28
26
Bürgermeister Gerhard Berends Schwartenberg Nr. 5 (CDU)
Ratsherr Theodor Schmitz Schwartenberg Nr. 22
27
Bürgermeister Hermann Krull Tinnen Nr. 6 (CDU)
Ratsherr Heinrich Heymann Tinnen Nr. 53
28
Ratsherr Hermann Vehring Tinnen Nr. 45
Ratsherr Bernhard Holterhaus Tinnen Nr. 22
29
Bürgermeister Georg Jenner Wesuwe, Süd-Nord-Str. 6 (CDU)
Ratsherr Bernhard Kappen Wesuwe, Harener Str. 2
30
Ratsherr Laurenz Terborg Wesuwe, Hauptstr. 57
Ratsherr Bernhard Brink Wesuwe, Wierescher Str. 10
31
Ratsherr Joachim Paul Wesuwe, Hauptstr. 2 (WG Wesuwe)
Ratsherr Clemens Kuhl Wesuwe, Hebelermeerstr. 11
32
Ratsherr Bernhard Schulte Wesuwe, Pfarrhof 1
Ratsherr Hermann Wilming Wesuwe, Feldstr. 1
221
Nr.
Stadtgeschichte(n)
Kalenderspruch bei einem InterviewBesuch: „Ein schlechter Pilz und ein schlechter Politiker können ihre ganze Umgebung vergiften.“
Interimsrat 01.03.1974 - 27.06.1974
222
Stadtgeschichte(n)
CDU-Fraktion 1.
Bürgermeister Walter Pinkernell
Bauunternehmer
2.
Ratsherr Karl Albers
Landwirt
3.
Ratsherr Bernhard Becker
Bauunternehmer
4.
Ratsherr Gerhard Berends
Arbeiter
5.
Ratsherr Bernhard Bruns
Kaufmann
6.
Ratsherr Hermann Bruns
Vorarbeiter
7.
Ratsherr Heinrich Düllmann
Betriebsleiter
8.
3. stellv. Bürgermeister Bernhard Esders
Kaufmann
9.
Ratsherr Bernhard Geers
kaufm. Angestellter
10.
Ratsherr Bernhard Gievert
Apotheker
11.
Ratsherr Josef Göcking
Dipl.-Kaufmann
12.
Ratsherr Heinrich Hagen
Landwirt
13.
Ratsherr Hermann Hiebing
Gutsbesitzer
14.
1. stellv. Bürgermeister Anton Holtfester
Bundesbahnbetriebsinspektor
15.
Ratsherr Alfons Honnigfort
Rektor
16.
2. stellv. Bürgermeister Georg Jenner
Landwirt
17.
Ratsherr Arnold Kassens
Drogist
18.
Ratsherr Heinrich Kiepe
Schiffseigner
19.
Ratsherr Werner-W. Kiese
Kaufmann
20.
Ratsherr Gerhard Knoll
Kaufmann
21.
Ratsherr Franz Krüssel
Angestellter
22.
Ratsherr Herman Krull
Landwirt
23.
Ratsherr Gerhard Lammers
Schmiedemeister
24.
Ratsherr Heinrich Over
Landwirt
25.
Ratsherr Hermann Schmitz
Landwirt
26.
Ratsherr Stefan Sibum
Schiffseigner
27.
Ratsherr Heinrich Stroot
Landwirt
28.
Ratsherr Theo Telkmann
Molkereimeister
29.
Ratsherr Laurenz Terborg
Landwirt
30.
Ratsherr Georg Thieben
Befrachter
31.
Ratsherr Kurt Wagner
Steuerberater
32.
Ratsherr Gerhard Wilken
Landwirt
SPD-Fraktion 33.
Ratsherr Heinrich Hagen
Schlossermeister
34.
Ratsherr Hans Husmann
Verwaltungsangestellter
35.
Ratsherr Hans Mecklenborg
Stadtangestellter
WG Raken 36.
Ratsherr Heinz Felthaus
Angestellter
WG Wesuwe Angestellter
Stadtgeschichte(n)
Ratsherr Joachim Paul
Kreativität war am 16.12.1997 gefragt. Die im Stadtrat zur Abstimmung stehende Gefahrenabwehrverordnung spricht im Verwaltungsentwurf von Hunden und deren Hinterlassenschaften. Was aber ist mit denen von Pferden, Schafen oder Tauben. Gesucht wird ein Sammelbegriff, um den sich der zuständige Fachausschuss kümmern soll. CDU-Ratsherr Arnold Terborg fällt kurz vor der Vertagung die rettende Lösung ein: „Lasst uns doch einfach von Tieren sprechen!“
223
37.
Das Autorenteam
Reinhard Elpermann, Jahrgang 1953.
Der Gymnasiallehrer für Französisch und Geschichte zählte 1990 zu den Gründungsmitgliedern des Partnerschaftsforums Haren (Ems) und steht dem Verein seit 2007 als Präsident vor.
Wilhelm Fehren, Jahrgang 1943, ehemaliger
Leiter des städtischen Sportamtes und Ehrenvorsitzender des Niedersächsischen Fußballverbandes e.V., Kreis Emsland. Der gebürtige Emmelner ist HobbyHistoriker und Autor einer Orts- und Familienchronik über die Ortschaft Emmeln.
Stadtgeschichte(n)
Dr. Christof Haverkamp,
Jahrgang 1961, Leiter des Themenbereichs Politik/Wirtschaft der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, Autor eines Reiseführers zum Emsland sowie von Aufsätzen und Büchern zur emsländischen Geschichte, u.a. zur Emslanderschließung.
Michaela Hoffmann, Jahrgang 1972,
Volljuristin. Pressesprecherin der Stadt Haren (Ems).
224
Markus Honnigfort, Jahrgang 1964,
Dipl. Kaufmann und seit 2003 Bürgermeister der Stadt Haren (Ems).
Dr. Michael Schmidt, Jahrgang 1965,
Korrektor. Veröffentlichte Beiträge u.a. „Wirtschaft und Verkehr im Herzogtum Arenberg-Meppen 1815-1875, Sögel 1997.
Ewald Stapel, Jahrgang 1943. Ehemaliger Rektor der Josefschule, Emmeln. Der gebürtige Glandorfer war lange Jahre Erster Vorsitzender des TuS Haren und Mitinitiator des Harener Citylaufs. Josef Ströer, Jahrgang 1951, Leiter des
Bürgermeisterbüros. Ausbildung bei der Gemeinde Emmeln, Übernahme durch die Samtgemeinde Emmeln und später durch die Stadt Haren (Ems).
Dieter Sturm, Jahrgang 1973, Volljurist.
Seit 2007 Erster Stadtrat in Haren (Ems), davor Pressesprecher beim Landkreis Emsland.
Hermann Veltrup, Jahrgang 1951.
Der gebürtige Harener wechselte 1974 vom Landesdienst in der Stadtverwaltung Haren (Ems). Bereits 1980 wurde er Leiter des damaligen Schul- und Kulturamtes der Stadt. Seit 1991 ist er Leiter des Fachbereichs Bildung, Kultur und Soziales.
Reinhard Wessels, Jahrgang 1950.
Der pensionierte Lehrer entstammt einer alten Schifferfamilie, ist langjähriges Vorstandsmitglied des Heimatvereins Haren (Ems), dem auch Schifffahrtsmuseum angegliedert ist. Als Mitautor und Herausgeber hat er 2001 und 2004 zwei umfängliche Buchbeiträge zur Geschichte der Harener Binnen-, Küsten- und Seeschifffahrt verfasst.
ALTENBERGE EMEN EMMELN ERIKA FEHNDORF HAREN LANDEGGE LINDLOH RAKEN RÜTENBROCK SCHWARTENBERG TINNEN WESUWE