SO LÄUFT’S 077 NEU DENKEN
New Balance. God save the Sneaker Im Nordwesten Englands produziert der US-amerikanische Sportartikelhersteller New Balance seit den frühen 1980er-Jahren Laufschuhe. Heute werden in dem Werk in Flimby vorwiegend Premiumsneakers für die Lifestylekollektion hergestellt. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: New Balance
Made in Flimby, das ist ein Code, der unter Sneakersammlern auf der ganzen Welt verstanden wird. Während früher nur ein dezentes „Made in UK“ auf der Innenseite der Zunge die Schuhe die britische Herstellung verriet, geht New Balance mit seiner EU-Produktion heute in die Offensive. Ob der Union Jack oder ein eingesticktes „Made in England“, man ist stolz auf das 6.000 Quadratmeter große Werk im rauen Nordwesten Englands. Denn England steht für Qualität, die vom Mitbewerb abhebt. Die Schuhe aus Flimby gelten als extrem langlebig und äußerst bequem. Das gute Gewissen, Produktionsbedingungen nach europäischer Norm gibt es im Kaufpreis mit dazu. Dass dieser höher ist als bei Modellen von New Balance made in China, kommuniziert das Unternehmen offen.
Das Real Ale Pack ist die aktuelle Premiumedition made in UK von New Balance und basiert thematisch auf der britischen Bier- und Pubkultur.
Heritage
Alle Schuhe der Lifestylekollektion basieren auf Modellen, die früher einmal in Flimby als Runningschuhe hergestellt wurden. Heute kommen jedoch hochwertige Glatt- und Veloursleder, mal in Kombination mit klassischem Mesh oder Nyloneinsätzen, aber auch in Verbindung mit hochwertigem Harris Tweed zum Einsatz. Die Entscheidung, ob ein Schuh in Asien oder in England gefertigt wird, basiert auf dem Wert der Materialien und der Zeitintensität bei der Produktion, erklärt Chris Hodgson, Senior Footwear Developer bei New Balance und seit über 30 Jahren im Unternehmen. „Je höher der Wert der Zutaten ist, desto sinnvoller ist es, die Schuhe hier im Werk zu fertigen. In Asien werden Performance
Mit Leidenschaft bei der Sache: Sneakers werden in Flimby in aufwändiger Handarbeit gefertigt.
Runningschuhe hergestellt. Die sind wesentlich arbeitsintensiver zu fertigen. Auch Lifestylesneakers mit einem hohen Anteil synthetischer Materialien lassen sich in Asien einfacher herstellen. Wir konzentrieren uns hier zunehmend auf die High-EndClassics aus hochwertigem Leder, das wir bevorzugt in Europa einkaufen, aber auch aus den USA oder Asien importieren“, erklärt er. Die in Asien produzierten Schuhe kosten zwischen 70 und 130 Euro, die in UK produzier-
ten Modelle liegen zwischen 130 und 180 Euro, während die in den USA gefertigten Sneakers hierzulande rund 160 bis 190 Euro kosten – Tendenz steigend. Der feine Unterschied
Das englische Werk ist die einzige Produktionsstätte von New Balance in Europa. Das Arbeiten hier wirkt fast idyllisch. Der Blick aus dem Fenster: Schafund Kuhweiden, zwei Windräder und dahinter das offene Meer. Bei gutem Wetter sieht man die
schottische Küste oder die Ilse of Man. „Unsere 270 Mitarbeiter arbeiten von Montag bis Donnerstag insgesamt 39 Stunden in der Woche. Im Jahr produzieren wir etwas über 420.000 Paar Schuhe, im nächsten Jahr streben wir 450.000 Stück an“, erklärt Andy Okolowicz. Seit 19 Jahren ist er als Factory Manager bei New Balance. In den USA betreibt New Balance fünf weitere Werke, in denen Klassiker, aber auch moderne Laufschuhe hergestellt werden. Dort werden jährlich rund vier Millionen Paar Turnschuhe gefertigt. Eine Produktion dieser Größenordnung in Hochlohnländern unterscheidet New Balance ganz wesentlich von seinen Mitbewerbern. Vor allem: Die Produktion in Europa und den USA ist profitabel. Rund 4.000 Mitarbeiter sind weltweit für das Familienunternehmen tätig und haben rund 3,5 Milliarden Euro Umsatz im vergangenen Jahr erwirtschaftet – Tendenz steigend. www.newbalance.com
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