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ÖBAG: EIN NEUER CHEF IST VIEL ZU WENIG Die Öbag ist wieder eine Baustelle. Doch die bloße Bestellung eines neuen Vorstands reicht nicht aus. Es muss auch der glücklose Aufsichtsrat erneuert werden. Außerdem sollte die statische Staatsholding endlich ein dynamisches
VITA MARTIN KWAUKA Finanzjournalist Der leidenschaftliche Weinbauer (61) ist seit 23 Jahren Finanz- und Wirtschaftsjournalist. Zu den wichtigsten Stationendes gebürtigen Deutschen zählen die lang jährige Chefredaktion des Magazins „Format“ und das seit 2015 von ihm organisierte Finanzjournalistenforum. Sein Steckenpferd ist die Altersvorsorge. Sich selbst beschreibt der studierte Agrarökonom als chronisch neugierig.
Element bekommen.
D
ie gute Nachricht: Es wird endlich
Interesse der Investoren an Aktien der
ein neuer Vorstand für die Be
Old Economy. Bei der Neubesetzung des
teiligungsgesellschaft der Repu-
Aufsichtsrats gäbe es zwei Möglichkei-
blik bestellt. Doch das ist schon das einzig
„Das jetzige
ten: Entweder der Finanzminister geht
Positive. Es wird leider wieder nur ein Al-
Aufsichtsratsgremium
selbst in das Gremium, dokumentiert
leinvorstand gesucht. Das war schon bei der Bestellung des geschassten Ex-Chefs
der Öbag ist durch
Thomas Schmid ein augenfälliger Fehler.
Thomas Schmid
Bei Schmid war es zwar ein besonderer
punziert.“
Missgriff mit möglichen strafrechtlichen Folgen der Posten-Mauschelei bis hin zu
MARTIN KWAUKA
damit die kurze Leine und ist im Gegenzug wenigstens direkt verantwortlich für die Gestion des Eigentums der Republik. Oder es wird ein glaubwürdig unabhängiger Rat von Experten bestellt. Noch wichtiger als die Personalia ist aber die künftige Funktion der Staats-
Bundeskanzler Sebastian Kurz. Der besonders prekäre Fall einer Personal-Cau-
holding. Momentan verwaltet die Öbag
sa hat auch bei internationalen Investo-
war, Schmid selbst zu seiner Wunsch-
ein statisches Portfolio der ehemaligen
ren alte Vorurteile über undurchsichtige
karriere zu verhelfen. Und als sich das
verstaatlichten Industrie. Es gibt zwar
Verhältnisse am österreichischen Kapi-
als klarer Fehlgriff entpuppte, versuchte
einen Beteiligungsbeirat, der mögliche
talmarkt erneut bestärkt. Doch es geht
das Aufsichtsgremium so lange Schmid
neue Investments beurteilen soll. Doch
nicht bloß um eine einzelne Person, auch
die Mauer zu machen, bis der öffentli-
bisher blieb das ohne wirksame Folgen.
ein hoffentlich besserer Nachfolger sollte
che Druck zu groß wurde. Und auch noch
Um den notorisch schwachen Wiener
nicht allein entscheiden. Es handelt sich
danach. So entschuldigte die frühere
Kapitalmarkt zu beleben, reicht es nicht
schließlich um die Gestaltung des Öbag-
Aufsichtsrätin und aktuelle Öbag-Inte-
aus, nur Kernaktionär von etablierten
Portfolios in der Größenordnung von 27
rims-Chefin Christine Catasta die zahl-
Unternehmen der Old Economy zu sein.
Milliarden Euro und damit um einen we-
losen entlarvenden Chats auf Schmids
Es fehlt die Förderung von innovati-
sentlichen Baustein zur Stärkung des
Handy kurzerhand damit, dass das ja
ven Start-ups bis hin zur Börsenreife.
Wirtschaftsstandorts.
alle so machen würden. Nach dem Mot-
Es gibt zwar eine Struktur von Frühför-
Warum will man nicht aus dem Fias-
to: Cosi fan tutte in Austria. Außerdem
derungen, aber eine beträchtliche Lü-
ko lernen? Das fängt schon bei der Be-
lobte Catasta die Wertsteigerungen und
cke an heimischen Finanzquellen, um
setzung des Aufsichtsrats an. Das jet-
die höheren Dividenden in der Amtszeit
wirklich wachsen zu können. Wie wäre
zige Gremium ist durch die Umstände
Schmid. Mit anderen Worten: Laut Cata-
es, die Öbag in zwei Bereiche zu teilen:
der Bestellung durch Thomas Schmid,
sta sei Schmid eigentlich auch im Nach-
ein Bestandsdepot und ein dynamisches
der sich in seiner früheren Funktion als
hinein nichts vorzuwerfen. Nebenbei
Wachstumsportfolio? Zur Finanzierung
Generalsekretär des Finanzministeri-
bemerkt: Steigende Börsenkurse sind
könnten die Dividenden dienen. Das
ums eine handverlesene Truppe zusam-
kaum auf sein Kurzzeitengagement zu-
wäre sicher sinnvoller, als mit den Zah-
menstellte, punziert. Die offensicht-
rückzuführen, sondern eher ein Wind-
lungen das allgemeine Staatsbudget zu
liche Hauptaufgabe des Aufsichtsrats
fall-Profit durch das wiedererweckte
erhöhen. n
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