Börsianer 45. Ausgabe, Q3 2021

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ÖBAG: EIN NEUER CHEF IST VIEL ZU WENIG Die Öbag ist wieder eine Baustelle. Doch die bloße Bestellung eines neuen Vorstands reicht nicht aus. Es muss auch der glücklose Aufsichtsrat erneuert werden. Außerdem sollte die statische Staatsholding endlich ein dynamisches

VITA MARTIN KWAUKA Finanzjournalist Der leidenschaftliche Weinbauer (61) ist seit 23 Jahren Finanz- und Wirtschaftsjournalist. Zu den wichtigsten Stationen­des gebürtigen Deutschen zählen die lang­ jährige Chefredaktion des Magazins „Format“ und das seit 2015 von ihm organisierte Finanzjournalistenforum. Sein Steckenpferd ist die Altersvorsorge. Sich selbst beschreibt der studierte Agrarökonom als chronisch neugierig.

Element bekommen.

D

ie gute Nachricht: Es wird endlich

Interesse der Investoren an Aktien der

ein neuer Vorstand für die Be­

Old Economy. Bei der Neubesetzung des

teiligungsgesellschaft der Repu-

Aufsichtsrats gäbe es zwei Möglichkei-

blik bestellt. Doch das ist schon das einzig

„­Das jetzige

ten: Entweder der Finanzminister geht

Positive. Es wird leider wieder nur ein Al-

Aufsichtsrats­gremium

selbst in das Gremium, dokumentiert

leinvorstand gesucht. Das war schon bei der Bestellung des geschassten Ex-Chefs

der Öbag ist durch

Thomas Schmid ein augenfälliger Fehler.

Thomas Schmid

Bei Schmid war es zwar ein besonderer

punziert.“

Missgriff mit möglichen strafrechtlichen Folgen der Posten-Mauschelei bis hin zu

MARTIN KWAUKA

damit die kurze Leine und ist im Gegenzug wenigstens direkt verantwortlich für die Gestion des Eigentums der Republik. Oder es wird ein glaubwürdig unabhängiger Rat von Experten bestellt. Noch wichtiger als die Personalia ist aber die künftige Funktion der Staats-

Bundeskanzler Sebastian Kurz. Der besonders prekäre Fall einer Personal-Cau-

holding. Momentan verwaltet die Öbag

sa hat auch bei internationalen Investo-

war, Schmid selbst zu seiner Wunsch-

ein statisches Portfolio der ehemaligen

ren alte Vorurteile über undurchsichtige

karriere zu verhelfen. Und als sich das

verstaatlichten Industrie. Es gibt zwar

Verhältnisse am österreichischen Kapi-

als klarer Fehlgriff entpuppte, versuchte

einen Beteiligungsbeirat, der mögliche

talmarkt erneut bestärkt. Doch es geht

das Aufsichtsgremium so lange Schmid

neue Investments beurteilen soll. Doch

nicht bloß um eine einzelne Person, auch

die Mauer zu machen, bis der öffentli-

bisher blieb das ohne wirksame Folgen.

ein hoffentlich besserer Nachfolger sollte

che Druck zu groß wurde. Und auch noch

Um den notorisch schwachen Wiener

nicht allein entscheiden. Es handelt sich

danach. So entschuldigte die frühere

Kapitalmarkt zu beleben, reicht es nicht

schließlich um die Gestaltung des Öbag-

Aufsichtsrätin und aktuelle Öbag-Inte-

aus, nur Kernaktionär von etablierten

Portfolios in der Größenordnung von 27

rims-Chefin Christine Catasta die zahl-

Unternehmen der Old Economy zu sein.

Milliarden Euro und damit um einen we-

losen entlarvenden Chats auf Schmids

Es fehlt die Förderung von innovati-

sentlichen Baustein zur Stärkung des

Handy kurzerhand damit, dass das ja

ven Start-ups bis hin zur Börsenreife.

Wirtschaftsstandorts.

alle so machen würden. Nach dem Mot-

Es gibt zwar eine Struktur von Frühför-

Warum will man nicht aus dem Fias-

to: Cosi fan tutte in Austria. Außerdem

derungen, aber eine beträchtliche Lü-

ko lernen? Das fängt schon bei der Be-

lobte Catasta die Wertsteigerungen und

cke an heimischen Finanzquellen, um

setzung des Aufsichtsrats an. Das jet-

die höheren Dividenden in der Amtszeit

wirklich wachsen zu können. Wie wäre

zige Gremium ist durch die Umstände

Schmid. Mit anderen Worten: Laut Cata-

es, die Öbag in zwei Bereiche zu teilen:

der Bestellung durch Thomas Schmid,

sta sei Schmid eigentlich auch im Nach-

ein Bestandsdepot und ein dynamisches

der sich in seiner früheren Funktion als

hinein nichts vorzuwerfen. Nebenbei

Wachstumsport­folio? Zur Finanzierung

Generalsekretär des Finanzministeri-

bemerkt: Steigende Börsenkurse sind

könnten die Dividenden dienen. Das

ums eine handverlesene Truppe zusam-

kaum auf sein Kurzzeitengagement zu-

wäre sicher sinnvoller, als mit den Zah-

menstellte, punziert. Die offensicht-

rückzuführen, sondern eher ein Wind-

lungen das allgemeine Staatsbudget zu

liche Hauptaufgabe des Aufsichtsrats

fall-Profit durch das wiedererweckte

erhöhen. n

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