TREND - Magazin für Soziale Marktwirtschaft - Ausgaben 3/4 2020

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KLIMA & ENERGIE Interview

sprach mit Dr. Stefan Kaufmann, Innovationsbeauftragter Grüner Wasserstoff der Bundesregierung, über die Potenziale von Wasserstoff für den Klimaschutz und die Notwendigkeit seines neuen Amtes.

– Herr Dr. Kaufmann, Sie sind der Innovationsbeauftragte für grünen Wasserstoff der Bundesregierung. Weshalb brauchen wir ein gesondertes Amt für einen nachhaltigen Rohstoff? Um unsere Klimaschutzziele zu erreichen, müssen wir insbesondere die industriellen Kernbranchen wie Stahl- und Chemieindustrie sowie den Verkehrssektor dekarbonisieren. Dafür brauchen wir Grünen Wasserstoff. Er ist ein Schlüsselfaktor für die Zukunft des Industriestandortes Deutschland. Daher hat die Bundesregierung die Nationale Wasserstoffstrategie beschlossen und in diesem Zusammenhang mein Amt geschaffen.

Foto: BMBF

Das Interview führte Frederike Holewik.

„ Grüner Wasserstoff ist ein Schlüsselfaktor“ – Welche Bedarfe sehen Sie für Wasserstoff in Deutschland? Die Nationale Wasserstoffstrategie geht davon aus, dass sich der Wasserstoffbedarf bis 2030 auf bis zu 110 Terawattstunden verdoppeln wird. Annahmen bis 2050 ­reichen weit darüber hinaus. So wird allein für eine klima­ freundliche Stahlproduktion im Jahr 2050 ein Jahresbedarf an Grünem Wasserstoff von 80 Terawattstunden geschätzt – das sind 2,4 Millionen Tonnen Wasserstoff. – Wo sollen diese Mengen an Wasserstoff denn h­ erkommen? Dr. Kaufmann: Ein Ziel der Wasserstoffstrategie ist es, bis 2030 fünf Gigawatt an Elektrolyseleistung in Deutschland aufzubauen. Das reicht für etwa 14 Terawattstunden Wasserstoff im Jahr – also rund einem Achtel des angenommenen Bedarfs. Das zeigt: Deutschland wird voraussichtlich auch in Zukunft einen Großteil seines Energie­ bedarfs importieren müssen. Daher arbeiten wir bereits mit Hochdruck an stabilen Lieferpartnerschaften für Grünen Wasserstoff. Regionen mit viel Wind und Sonne sind hier prädestiniert – etwa in Afrika oder Australien. Das Interesse, Wasserstoff nach Deutschland zu exportieren, ist groß. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass das auch mit Anlagen ‚made in Germany‘ geschieht. Der potentielle Exportmarkt ist riesig: Branchenschätzungen gehen daher von bis zu 500.000 neuen Arbeitsplätzen aus.

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– Welche Ziele haben Sie für den Ausbau der Wasserstofftechnologie definiert? Wir wollen Leitmarkt und Leitanbieter für Wasserstoff­ technologien werden. Forschung und Innovation entlang der gesamten Wasserstoffwertschöpfungskette – ­Erzeugung, Transport und Nutzung – spielen dafür eine Schlüsselrolle. Es geht etwa um den Sprung in industrielle Größenordnungen, den Aufbau einer Serienfertigung aber auch potentieller Gamechanger wie die OffshoreWasserstoff­erzeugung auf See. Klar ist: Der Wettbewerb ist hart – andere Industrienationen haben die Chancen längst erkannt. – An welchen Punkten hakt es noch? Dr. Kaufmann: Beim Thema Import brauchen wir einen Testlauf im großen Stil. So brauchen wir auch ein einheitliches, globales Zertifizierungssystem, um Grünen Wasserstoff zu einem weltweiten Handelsgut zu machen. Auf der Prioritätenliste steht daher ein innovations- und investitionsoffenes Ordnungsrecht ganz oben. Wir müssen jetzt schnell den Rahmen für eine nachhaltige und wettbewerbsfähige, zukunftsweisende Wasserstoffwirtschaft schaffen – national, europäisch und global. Das wäre ein wichtiges Signal für die Industrie, mit Investitionen voranl zugehen.

TREND 3/4 2020


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