TREND - Magazin für Soziale Marktwirtschaft - Ausgaben 3/4 2020

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AKTUELL Digitalisierung

Das Herz der deutschen Wirtschaft, die Industrie, schlägt auch in der Corona-Krise. Doch auf dem Weg in die Wissensgesellschaft muss sie sich verändern. Denn ­Hardware braucht integrierte Software, und Daten brauchen Regeln und Verantwortung.

D

ie Corona-Krise und ihre Folgen bringen viele Unternehmen und teils ganze Branchen in Not. Auch den Maschinenbau trifft die Pandemie hart, wie die Negativrekorde aus dem PwC-Maschinenbau-Barometer für das zweite Quartal 2020 zeigen: Die Kapazitätsauslastung der deutschen Maschinenbau-Unternehmen liegt derzeit durchschnittlich bei unter 75 Prozent. Experten rechnen bis Mitte 2021 mit einem Umsatzrückgang von fast 18 Prozent für die Branche. Wie dramatisch die Krise noch wird, welche Unternehmen sie letzt-

Dr. Ulrich Störk

Foto: PwC

Sprecher der Geschäftsführung von PwC Deutschland

„Hinter dem Schlagwort ­,Industrie 4.0‘ steckt mehr als nur ‚Maschinen plus Daten‘.“ 52

lich am härtesten treffen wird, für ­solche Prognosen ist es noch zu früh. Umso wichtiger ist es, schon vor der Krise nötig gewordene Veränderungen – allen voran die digitale Transformation – entschlossen voranzubringen. Das Herz der deutschen Wirtschaft schlägt Trotz aller Ungewissheit bin ich äußerst hoffnungsvoll. Die Industrie ist mit 25 Prozent der Bruttowertschöpfung nach wie vor das Herz des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Und dieses schlägt auch in der Corona-Krise. Die Branchenbesten wissen aber auch, dass die Industrie der Zukunft mehr braucht als einzigartige Maschinen, Erfindungsreichtum, globale Vertriebsnetze und exzellenten Kundenservice. Diese traditionellen Stärken gilt es zwar für die Digitalisierung der Industrie zu nutzen. Doch hinter dem Schlagwort „Industrie 4.0“ steckt mehr als nur „Maschinen plus Daten“. Konkret geht es zum Beispiel darum, Produktionslinien oder ganze Fabriken mit Sensorik und Automa­

Plattform für die vierte industrielle Revolution Innovative Geschäftsmodelle müssen Maschinen, Prozesse und Daten zusammenbringen. Dafür braucht es regional- und branchenübergreifende Kooperationen sowie Ökosysteme, die Produzenten, Partner, Dienstleister und Lieferanten intelligent vernetzen. Um Fertigung, Lieferketten, operative Prozesse und Organisationen zu verbinden und Synergien für alle Beteiligten zu schaffen, sind diese zu ­„softwarealisieren“. Wie gewaltig die Aufgabe der „vierten industriellen Revolution“ ist, wissen wir von PwC aus unseren Kundenprojekten. Damit diese Revo­ lu­tion gelingt, beteiligen wir uns an strategischen Allianzen wie ADA­ MOS, ein Netzwerk, das ­Unternehmen aus ­ Industrie, IT und Beratung zusammenbringt. Es bietet Maschinenund Anlagenbauern ­einen schnellen ­Einstieg in die Digitalisierung. Was darf Künstliche Intelligenz? Doch um die Daten vernetzter Fa­ ­ briken zu bündeln, auszuwerten und dadurch Innovationen voranzubringen, braucht es Regeln. Ob Blockchains in der Finanzwirtschaft oder Algorithmen in der Fertigung: Wer setzt die ethischen Standards? Wer kontrolliert die Algorithmen – und nach welchen Werten und Kriterien? Welche Entscheidungen kann, darf und vor allem soll Künstliche Intelligenz eigenständig treffen? All das müssen wir als Gesellschaft dringend beantworten. „Datenschutz für den Datenschatz“ Die EU-Datenschutzgrundverordnung regelt lediglich den Schutz personenbezogener Daten und kann nur der erste Schritt hin zu einer wirksamen Daten-Governance sein. Wir

TREND 3/4 2020

Foto: AdobeStock©Gorodenkoff

Industrie 4.0Plattformen schaffen

tionskomponenten auszustatten und in übergreifenden Wertschöpfungsnetzwerken zu integrieren. Im Wettbewerb wird die Nase vorn behalten, wer die Ressource „Daten“ am intel­ ligentesten nutzt. Oder anders formuliert: Zukunftsorientierte Hardware braucht AI gestützte Software.


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