eco2friendly-Magazin Ausgabe Herbst / Winter 2021

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Fachwissen

Farbmoleküle als Lichtverstärker Forschenden ist es gelungen, chemische Lichtverstärker aus Farbmolekülen zehnfach effizienter zu machen als bisher. Dies lässt sich vielfältig nutzen – etwa für organische Solarpanels, in Sensoren, für ultraschnelle Datenübertragung oder in der Mikroskopie. Text: Rainer Klose, Empa

«Hier sehen wir eine Energieübertragung, die

falls mit Licht. Optische Aufheller in

zum Beispiel Elektronen, transportiert, die

wesentlich schneller abläuft als in jedem

Waschmitteln absorbieren zum Beispiel

gewissermassen durchs Material «hüpfen».

Halbleiter», schwärmt Jakob Heier. Der Phy-

UV-Licht und geben bläuliches (sichtbares)

In J-Aggregaten dagegen schwingen die

siker arbeitet in der Empa-Abteilung «Func-

Licht ab – daher leuchten weisse Klei-

Elektronen nur im Farbstoffmolekül hin und

tional Polymers», und die Entdeckung, die er

dungsstücke im UV-Licht einer Diskothek

her und verlassen dieses nie, es werden also

mit seinem Team gemacht hat, könnte Be-

so kräftig blau.

nur Schwingungen übertragen – ähnlich wie

wegung in vielerlei Bereiche bringen – etwa

Die von Heier und dem Empa-Doktoranden

bei Sende- und Empfangsantennen in der

die Sensorik, die optische Datenübertragung

Surendra

untersuchten

makroskopischen Welt. J-Aggregate können

oder die Fabrikation organischer Solarzellen.

­J-Aggregate verhalten sich anders als ein-

Energie in kleinstem Massstab «senden» –

Die Rede ist von Inseln aus Farbstoffmolekü-

zelne Farbmoleküle. In diesen Molekülinseln

extrem schnell, über viele hundert Moleküle

len mit perfekter, innerer Struktur, sogenann-

liegen die Farbstoffmoleküle gut sortiert, eng

hinweg.

te J-Aggregate. Sie sind zwar schon seit mehr

aneinander, ähnlich wie Streichhölzer in

als 80 Jahren bekannt, erfreuen sich aber

einer Schachtel. Das Farbstoffmolekül

Hohe Verluste seit 80 Jahren

wegen ihres besonderen elektronischen In-

«muss» in dieser Konstellation nicht leuch-

Das Phänomen der J-Aggregate und ihrer be-

nenlebens jüngst einer besonderen Aufmerk-

ten, sondern «kann» seine Energie auch an

sonderen Energieübertragung ist bereits 1936

samkeit in der Forschung.

ein Nachbarmolekül weitergeben. Doch im

von Edwin E. Jelley in den USA und Günter

Vergleich zu «klassischen» Halbleitern aus

Scheibe in Deutschland unabhängig vonein-

Moleküle als Energie-Antennen

Silizium wie zum Beispiel Solarzellen gibt es

ander entdeckt worden. Doch bislang gingen

Wenn ein Farbstoff leuchten soll, muss das

einen entscheidenden Unterschied: Die An-

rund 95 Prozent der eingestrahlten Energie

Molekül vorher aktiviert werden – eben-

regungsenergie wird über Ladungsträger,

verloren und konnten nicht weitergeleitet

Anantharaman

werden. Der Grund: Die Moleküle waren in der Realität doch nicht so perfekt aneinandergereiht. Und immer wenn der Energieimpuls bei seiner Reise durch das J-Aggregat auf eine dieser Defektstellen traf, wurde der Transportprozess unterbrochen, es entstand nichts ausser ein bisschen Wärme.

Der perfekte Antennenwald Dem Empa-Team gelang es nun, unterstützt von Forschenden der ETH Zürich, der EPF Lausanne, dem PSI und der IBM ReFoto: Empa

search Zürich, ein Farbstoffsystem zu ent-

Im Fokus eco2friendly-Magazin

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wickeln, in dem bis zu 60 Prozent des eingestrahlten Lichts auch wieder als Licht abgestrahlt wird. Somit können bis zu


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