FASHION
DIE
Die Idee, über Lucie und Luke Meier, die beiden Chefdesigner von Jil Sander, zu schreiben, kam mir an einem langweiligen Montagmorgen auf dem üblichen Erfrischungs-Spaziergang durch Zürich, entlang der Wühre und am unlängst renovierten Hotel Storchen vorbei. An der einen Ecke des Hotels ist der neualte, ebenfalls renovierte, glamouröse Jil Sander Store. Übersichtlich, praktisch, cool. Und da stehen sie im Schaufenster: zwei Objekte der Begierde oberster Kategorie, so spektakulär – zwei goldene, hohe Knappenstiefel, die jede Frau zu einer Fashion- Göttin machen. Die Form: schlicht, aber dezidiert. Die Farbe des Leders: zwischen Requisite aus einem Ritterfilm und einer futuristischen Art von Schuhwerk. Für die einen mögen sie etwas schrill sein, für mich sind sie einfach Schönheit pur. Ich denke mir nur: Die will ich unbedingt haben. Und so schau ich automatisch in den Store, sehe Ringelshirts in Blauweiss, wattierte Mäntel, die wie urbane Allwetter-Hüllen wirken, und Kleider, wo ich unmittelbar an die nächste Sommer-Gartenparty denken muss. Die Kleider erzählen Geschichten von poetischen Szenen im urbanen Alltag. Kurz: Mode, die einen träumen lässt. Und dabei so herrlich konsequent und pur gestylt ist. In den letzten Jahren wurde es ruhig um den Brand, der früher deutsch-deutsch war und heute zu einem japanischen Konzern gehört. Der Firmensitz ist jedoch in Milano. Jil Sander selbst, die Gründerin, hatte die Firma schon zweimal verlassen – wie es schien endgültig. Beim zweiten Mal offenbar aus sehr privaten Gründen. Ich beginne zu recherchieren, finde raus, dass KaDeWe und andere grosse, bedeutende Warenhäuser in Europa das Label lieben – und es auch wieder sehr gut verkaufen. Die Ursache: zwei neue Kreativ-Designer. Nicht irgendwelche. Sondern Lucie und Luke Meier. Er aus Vancouver, sie aus dem idyllischen Schweizer Berg dorf Zermatt. Weit und breit sind sie das einzige Ehepaar in der Modeszene, das als Kreativdirektoren zusammenarbeitet. Und
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