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Um den Räumen Nüchternheit und Kälte zu nehmen, helfen natürliche Materialien wie Stein und Holz sowie grosse Kissen und Kerzenlicht.
CO(R)COONING IN AUSSERGEWÖHNLICHEN ZEITEN Gesetzliche Restriktionen und die Angst, sich anzustecken, führten dazu, dass aus Cocooning ein Corcooning-Jahr wurde. Während in vielen Ländern über die Balkone hinweg gesungen wurde, suchten wir hierzulande während der Zeit den Weg in den Online- Möbelhandel. Man hatte wieder Zeit, sich um die Wohnung zu kümmern und es sich dort gemütlich zu machen, wo man nun ohnehin viel Zeit verbringen sollte. Es wurde gekauft, gestrichen, gekocht, gelesen – und vor allem: Es wurde neu eingerichtet. Zudem hat die verstärkte Home-Office-Situation die Grenzen zwischen Privatleben und Beruf verschwimmen lassen. Dazu gehörte auch die vormalige Trennung von Küche, Arbeits- und Wohnzimmer. Räume und Möbelstücke wurden auf einmal multifunktional, und letztlich stellte man sich die Frage: Muss ein Bürostuhl tatsächlich auch wie ein Bürostuhl aussehen, um seine Funktion zu erfüllen? Das eigene Zuhause wurde auf einmal für viele zum Projekt, das im eintönigen Pandemie-Alltag wieder Schönheit und Struktur versprach.
GEMÜTLICHKEIT MIT FREUNDEN Der Wohn- und Lifestyle-Trend Cocooning ist angelehnt an den «Hygge-Stil», denn schliesslich geht es auch hierbei um Gemütlichkeit. Der Stil gibt durchaus die nordische Richtung vor mit offenen Raumkonzepten, wenngleich die Räume hier etwas mehr individualisiert sind. Im Mittelpunkt stehen natürliche Farben und Materialien wie Wolle, Stein, Holz und auch Leder sowie nicht-synthetische Stoffe wie Baumwolle oder Leinen. Mit Akzenten wie einer warmen Lichtquelle, grossen Kissen, kuscheligen Decken, flauschigen Teppichen oder einzelnen originellen Möbel- und Deko-Objekten kann man so ein einladendes und gemütliches Umfeld schaffen, wo jeder sich wohl fühlt. Damit Platz für Gemütlichkeit ist, verändern sich auch die Möbel. Die Küche ist bekanntlich ein beliebter Treffpunkt. Wenn Freunde zu Besuch kommen, spielt sich hier das Leben ab. Wenn möglich dürfen daher die Küche und der Esstisch gross ausfallen. Der Tisch muss Platz bieten für Freunde, die zum Essen kommen, und bequem sitzen tut man am besten in einem Ess-Sessel, einer Mischung aus Sessel und Stuhl. Um im Schlafzimmer der hektischen Aussenwelt zu entfliehen, sollte dieses nicht nur zum Schlafen, sondern ebenso zum Abschalten und Geniessen eingerichtet werden. Ein grosses gemütliches Bett eignet sich hierfür hervorragend – ob im skandinavischen Stil oder ein opulentes Polsterbett. Als Nachttisch keinen 08 / 15-Tisch, stattdessen würde eine umfunktionierte Kiste vom Brockenhaus dem Stil entsprechen – dekoriert mit Blumen und Büchern. Die Bettwäsche darf locker – und nicht gebügelt – aufgelegt sein. Im Wohnzimmer zieht nun die einfache Couch aus, und eine ganze Wohnlandschaft mit Liegeflächen, Loungeund Sitzecken zieht ein. Schliesslich muss nun ein Sofa den verschiedenen Anforderungen gerecht werden. Hier verbringt man Zeit beim Lesen, Filme schauen, Schlafen oder ungezwungen im Kreis seiner liebsten Freunde. Der Stil lebt davon, im Haus bleiben zu können und gemütlich Freunde und Familie in entspannter Atmosphäre zu empfangen, denn das soziale Leben hat sich in die Wohnung verlagert.
EIN TREND, DER BLEIBT? Waren wir früher stets «on the go», wurde dies 2020 schlagartig passé, und nun stellt sich die Frage, ob Cocooning gekommen ist, um zu bleiben? Mit einer zunehmenden Aufmerksamkeit, die nach innen gekehrt ist, auf uns selbst, auf die Orte, Räume, in denen wir leben, und auf die Objekte, mit denen wir unsern Lebensraum formen. Experten schätzen, dass der Cocooning-Trend nicht nur von kurzer Dauer sein wird, denn schliesslich haben viele die Liebe zu ihrem Zuhause neu für sich entdeckt. Und mit dem Cocooning gewann die Bedeutung von «Social Cocooning» immer mehr an Relevanz, da ein soziales «Wir» gelebt werden möchte. Wir werden uns zwar weiterhin in unseren Kokon zurückziehen, aber eben nicht mehr alleine, sondern mit guten Freunden und der Familie. Die gemeinsame Zeit wird in einem geborgenen und sozialen Umfeld verbracht. Der Lebensstil sollte nicht im Sinne von «Augen zu» und alles ignorieren, was vor der eigenen Haustür passiert, gelebt werden, sondern im Gegenteil – die Welt wird zu einem besseren und gemütlicheren Ort gemacht. Hierzu gehören auch Attribute wie Nachhaltigkeit und ökologische Achtsamkeit. Somit steckt am Ende hinter Cocooning nicht ausschliesslich ein Einrichtungsstil, sondern vielmehr eine philosophische Ausrichtung.
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