Börsianer 46. Ausgabe, Q3 2021

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MEINUNGEN KOMMENTARE

VITA JOHANN STROBL Vorstandsvorsitzender Raiffeisen Bank International AG

DIE ÖKOLOGISCHE TRANSFORMATION

Der promovierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler und Vater dreier Kinder feierte kürzlich seinen 62. ­Geburtstag. Seit März 2017 lenkt der gebürtige Burgenländer die Geschickte der Raiffeisen Bank International AG. In der Finanzbranche ist er für seine ruhige, bedachte Art und schnelle Auffassungsgabe geschätzt.

Zentral- und Osteuropa steht vor einem gewaltigen Umbruch.

G

ut 30 Jahre nach dem Fall des

tentin von Green Bonds ein umfangrei-

Eiser­nen Vorhangs steht Zen­

ches Know-how aufgebaut, das wir nun

tral- und Osteuropa (CEE) ein-

in CEE ausrollen und unseren Kunden

mal mehr vor einem gewaltigen Um-

„Wo Grün draufsteht,

bruch: die Transformation zu nachhal-

muss auch Grün

den grünen Finanzierungen am Beginn

tigen und klimaschonenden Marktwirt-

enthalten sein.“

eines Megatrends, der grundsätzlich

JOHANN STROBL

ten Kapitaleinsatz werden sich die not-

schaften. Dieser Umbruch wird vermutlich keine ikonischen Bilder produzieren wie im Jahr 1989. In seiner Dimen­

zur Verfügung stellen. Wir stehen bei

zu begrüßen ist. Ohne massiven privawendigen Investitionen in den Klimaschutz nicht finanzieren lassen. Aller-

sion kann er allerdings höchstens unterschätzt werden. Es handelt sich um einen

auch die gesellschaftliche Akzeptanz als

dings muss sichergestellt werden, dass

historischen Kraftakt, der das Zusam-

ein verantwortungsbewusstes Unter-

die Nachfrage nach grünen Investments

menspiel von Gesellschaft, Wirtschaft

nehmen. Das Bewusstsein für das The-

nicht durch Greenwashing beschädigt

und Politik, grenzüberschreitende Ko-

ma Klimaschutz ist in vielen Märkten in

wird. Es hat sehr lange gedauert, bis sich

operationen und nicht zuletzt einen lan-

CEE ausgeprägter, als man es in Westeu-

grüne Investments von einem Nischen-

gen Atem erfordert. In diesem Zusam-

ropa gemeinhin vermutet, wo man CEE

produkt zu einem Standardprodukt ent-

menhang stellt sich die Frage, welchen

oft als Region wahrnimmt, die nach wie

wickeln konnten. Das Vertrauen der In-

Beitrag wir als Bank bei der ökologischen

vor sehr stark auf fossile Energieträger

vestoren – ob private oder institutionel-

Transformation in CEE leisten können.

setzt und in der Klimaschutz eine unter-

le – darf nicht zerstört werden. Wo Grün

Die RBI hat seinerzeit in CEE beim Um-

geordnete Rolle spielt. Unsere Studien

draufsteht, muss auch Grün enthalten

bau der sozialistischen Planwirtschaften

und Analysen zeigen allerdings ein sehr

sein. Vor diesem Hintergrund ist die Ini­

zu freiheitlichen Marktwirtschaften eine

viel differenzierteres Bild. Unsere Kun-

tiative der EU-Kommission zur Schaf-

Pionierrolle eingenommen. Unsere Am-

den in CEE beschäftigen sich sehr wohl

fung eines „Goldstandards“ für Green

bition muss sein, dass sich unsere Bank

intensiv mit dem Thema ESG, setzen

Bonds grundsätzlich zu begrüßen. Stich-

auch diesmal frühzeitig und konsequent

sich Nachhaltigkeitsziele und imple-

wort Regulierung: Klimarisiken werden

positioniert. Wir wollen bis 2025 in den

mentieren die dazu notwendigen Pro-

beim Bankenstresstest 2022 eine zen­

Märkten, in denen wir tätig sind, das

zesse. Erste greifbare Ergebnisse sehen

trale Rolle spielen. Es wäre wünschens-

meistempfohlene Finanzinstitut sein.

wir beispielsweise bei der stark steigen-

wert, wenn dann Aufwand und Erkennt-

Voraussetzung dafür sind nicht nur in-

den Nachfrage nach grünen Finanzie-

nisgewinn in einem besseren Verhältnis

novative und kundenfreundliche digitale

rungen. Wir haben in den vergangenen

stünden, als das bei den Stresstests der

Produkte und Dienstleistungen, sondern

Jahren als größte österreichische Emit-

vergangenen Jahre der Fall war. n

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