Börsianer 48. Ausgabe, Q1 2022

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MAGAZIN

NR. 48, 1. QUARTAL 2022 ∙ 12 EURO

BIG FOUR —

ARBEITSMARKT ALS WACHTUMS­ BREMSE

BÖRSE

— 78 —

DAS VERMÄCHTNIS DER FINANZMINISTER — 20 —

HIGH

NOON IN ASIEN DIE MILLIARDEN­ INVESTITIONEN DES TECHMANAGERS

BÖRSIANER BLOG: DERBOERSIANER.COM

— 10 —

ROUND TABLE BÖRSENAUSBLICK 2022

KREDITE AUFSICHT ZIEHT ZÜGEL STRAFFER

RANKING DIE BESTEN PRESSESPRECHER


Anders, weil: Unabhängigkeit auch der ideale Antrieb für den Weltmarkt ist.

Nähere Details unter: oberbank.at/oberbank-ag

F. Peter Mitterbauer, Vorstandsvorsitzender Miba AG

Dr. Franz Gasselsberger, MBA, Generaldirektor Oberbank AG

Egal, ob bei Antriebstechnologie für Fahrzeuge, Windturbinen oder Schiffe, die Miba AG wurde mit Innovationsgeist und nachhaltigem Zukunftsmanagement zu einem wichtigen Player am Weltmarkt – und mit einer unabhängigen Bank, die schnell und gezielt Investitionen dort ermöglichen kann, wo Zukunft passiert. Gerne erzählen wir Ihnen bei einem persönlichen Gespräch mehr über unser internationales Export-Know-How. #jetztunternehmen oberbank.at/wachstum


N BU TEFA TO: S ERFO COV

ART RGH

EDITORIAL BÖRSIANER NR. 48

FOLGEN SIE UNS LIVE: DERBOERSIANER.COM (BLOG) LINKEDIN BÖRSIANER FRIENDS TWITTER.COM/DERBOERSIANER

DOMINIK HOJAS Chefredakteur „Börsianer“

Liebe Börsianer!

D

ie Überlegungen von Finanzminister Magnus Brunner, die Wertpapiersteuer nach Ablauf einer Behaltefrist wieder abzuschaffen, sind zu begrüßen, stoßen aber nicht bei allen auf

Zustimmung. Vor allem Sozialdemokraten wie Finanzsprecher Jan Krainer oder Abgeordnete Julia Herr und die Arbeiterkammer empören sich lautstark darüber. Sie sehen darin Politik für und ein Geschenk an die Reichen. Das ist zu kurz gedacht, liebe Genossen. Bei der geplanten Wiedereinführung der Behaltefrist für Wertpa-

piere geht es nicht darum, Spekulationen steuerfrei zu stellen, sondern darum, möglichst viele Menschen mit Anreizen in den Kapitalmarkt zu führen – damit eben nicht nur sogenannte Reiche profitieren. Die Erfahrungen zeigen, dass eine steuerliche Incentivierung dabei hilft. Sie stärkt die private Altersvorsorge und hilft, Sparguthaben aller Menschen gegen die Inflation zu schützen. Es ist wichtig, den Kapitalmarkt endlich wieder für alle zugänglich zu machen, belegen doch die Wirtschaftswissenschaften, dass ein starker Kapitalmarkt für mehr Einkommen, Wohlstand und Beschäftigung auf einmal sorgt. Also bitte lassen wir diese ideologisch geprägte Diskussion, vergessen wir alte Vorurteile und ermöglichen es möglichst vielen Menschen in Österreich, davon zu profitieren. Ein weiterer Schritt dorthin führt über die Stärkung der Finanzbildung. Hier hat bereits der designierte Superfund-CEO Gernot Blümel in seinem Amt als Finanzminister Akzente gesetzt und eine nationale Finanzbildungsinitiative ins Leben gerufen, die Brunner nun forcieren

3

Pokalübergabe. Gernot Heschl hat gut lachen, der Vorstandschef der VBV Pensionskasse AG freute sich mit Veranlagungschef Günther Schiendl über die erneute Auszeichnung als beste Pensionskasse, die Chefredakteur Dominik Hojas mitgebracht hatte.


EDITORIAL BÖRSIANER NR. 48

Im Gespräch. Die „Börsianer“-Chefredaktion diskutierte mit AT&S-Boss Andreas Gerstenmayer über die Milliardeninvestments des Konzerns in Asien und darüber, was in Österreich fehlt.

möchte. So fand, überschattet von der Diskussion um die Behaltefrist, Ende Jänner die erste Sitzung des neuen Finanzbildungsrats statt. Unter anderem mit dabei: Finanzminister Magnus Brunner, Sozial- und Konsumentenschutzminister Wolfgang Mückstein, Staatssekretärin Claudia Plakolm und OeNB-Gouverneur Robert Holzmann. Ziel der ersten Sitzung sei es laut dem Finanzministerium gewesen, einen Zwei-Jahres-Zeitplan zu verabschieden, der unter anderem die Förderung der Finanzbildung an Schulen, die Förderung des sicheren Umgangs mit Geld und die Einrichtung eines zentralen Onlineportals

Selfie. Ingrid Krawarik überbrachte Thomas Neusiedler und A ­ ndreas Bayerle von der Helvetia Versicherungen AG den Pokal für die ­nachhaltigste Versicherung.

für Finanzbildung vorsieht. Hört sich doch wunderbar an, nicht wahr? Wäre da nicht das Misstrauen vieler Marktteilnehmer. „Was den Kapitalmarkt betrifft, hat es in den vergangenen zehn Jahren viele Lippenbekenntnisse, sprich Worte, aber keine Taten gegeben und keine wesentliche Umsetzung“, heißt es immer wieder in Gesprächen mit Börsianern. Daher lautet mein Appell: Kommen wir endlich vom Reden ins Tun! Die Ideen liegen auf dem Tisch, stehen seit Jahren im Regierungsübereinkommen und müssen nur noch umgesetzt werden. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, denn die Inflation ist unser gemeinsamer Feind. Bleibt mir noch, AT&S-AG-Boss Andreas Gerstenmayer, unserem Börsianer des Quartals (Seite 10), zu seinem fulminanten Track-Record zu gratulieren. Sein Technologiekonzern beliefert seit Jahren nicht nur Techgiganten wie Apple, Huawei oder Intel, sondern reüssiert vor allem in Asien, wo er derzeit drei Milliarden Euro investiert. Glückwünsche darf ich auch den Kommunikatoren der Finanzbranche übermitteln: Unser goldenes Ranking der besten 50 Pressesprecher (Seite 69) wird erstmals von einer Frau angeführt. Viel Vergnügen mit dem Börsianer Magazin wünscht Ihnen

Dominik Hojas d.hojas@derboersianer.com Twitter @DominikHojas

4

Virtuell. Persönlich ist es zwar schöner, Alois Wögerbauer, Ingrid Szeiler, Fritz Mostböck und Ingrid Krawarik hatten beim virtuellen Round Table zum Marktausblick auf 2022 aber trotzdem viel Spaß.


WACHSTUMSKURS Schützen, was zählt.

Wir beteiligen unsere Aktionäre am wachsenden Erfolg. Seit 1994 notieren wir an der Wiener Börse und schütten jährlich eine Dividende aus. Im ATX ist die VIG-Aktie seit 2005 vertreten, an der Prager Börse notieren wir seit dem Jahr 2008. Mit A+ mit stabilem Ausblick von S&P gehören wir zu den Unternehmen mit dem besten Rating im ATX, und das wollen wir auch bleiben. Was noch für uns zählt, erfahren Sie unter www.vig.com


INHALT BÖRSIANER NR. 48

WOHNBAUKREDITE

Die Bankenaufsicht schlägt Alarm

74

FINANZMARKT HIGH NOON IN ASIEN 10 Andreas Gerstenmayer lenkt die Geschicke der AT&S AG seit mehr als zehn Jahren. Der Technologiekonzern reüssiert vor allem in Asien, wo in den nächsten fünf Jahren drei Milliarden Euro investiert werden. Marktleader wie Apple, Huawei und Intel haben das Poten­zial des Unternehmens längst erkannt.

BILANZ

Die Finanzminister eines Jahrzehnts unter der Lupe

20

POLITIK Irgendwann muss man einfach anfangen

20

WIRTSCHAFT Von Licht und Schatten 50 BANKEN Dilemma um die 74 Wohnbaukredite BERATER Personal wird zur Wachstumsbremse AT&S AG

Von Leoben nach Asien

10

6

78


RANKING

Die 50 besten Pressesprecher des Kapitalmarkts

78

69

RENDITE

BRANCHEN

MEINUNGEN

INSIDERKÄUFE 08 Die Aktienkäufe der Manager

Darüber spricht man in den

HEINRICH SCHALLER Basel IV: Gute Basis für weitere Verhandlungen

16

JOCHEN DICKINGER Was wird aus der KESt?

17

PETER HOFBAUER Das Oligopol der Wirtschaftsprüfer

17

OLIVER STOCK Der Fluch der Ampel

18

Branchen: Köpfe, Deals, News, Trends und Events

AKTIENMÄRKTE Chartvergleich zur Wiener Börse INVESTMENTOUTLOOK 2022 1. Marktumfeld: Gelingt ein neuer Gipfelsturm? 2. Investments: Fünf Tipps für Ihr Geld 3. Round Table: Ein bisschen mehr Normalität im Anflug 4. Assetklassen im Fokus

26

FONDS 58 AKTIEN 60 IMMOBILIEN 62

27 30

34 38

PORTFOLIO 40 Die Asset-Allokation der Schelhammer Capital Bank AG BÖRSENWETTER 42 Entwicklung der Weltbörsen und Analystenstimmen KURSDATEN 44 Topperformer: Aktien, Fonds, Anleihen, Rohstoffe, Krypto, Währungen STATISTIK 48 Börsen- und Wirtschaftsdaten

FRAUENPOWER Franziska Walde (Chief ­Sales

BANKEN 54 VERSICHERUNGEN 56

25

Ad-hoc der Redaktion

FINTECH

68

of Operation) verstärken die

RANKING 69 Die 50 besten ­Pressesprecher des Kapitalmarkts SO DENKT DIE POLITIK 82 Der österreichische Kapitalmarkt: Wie stärken? MARKTGEZWITSCHER Darüber wird im Netz ­gesprochen

86

FIRMENINDEX/IMPRESSUM 89 Auszüge von Unternehmen in dieser Ausgabe WELTBLICK 90 Die Sicht der Korrespondenten

Verlagsführung. NEUER PODCAST Mit unserem neuen Climate Action Podcast und Newsletter werden Sie zu einem Sustaina­bility-Leader!

WOLFGANG MATEJKA 26 Unternehmen haben die Zeit gut genutzt

SEITENBLICKE

(Chief Marketing Officer) und Valentina Stark (Head

BERATER 64 RECHT 66

Officer), Daniela Hieden

Mehr Informationen unter www.boersianer-gruen.com. BÖRSIANER SALON Unsere Initiative zur Förde-

KARIN KISLING 58 EU geht vor Frankreich und Polen in die Knie BETTINA SCHRAGL 60 Das Ende des Murmeltiertags PETER BARTOS EU-Taxonomie am Ende?

64

ALBERT BIRKNER Aus für das österreichische Übernahmerecht?

66

PETER FELSBACH #ZusammengegenCorona

87

MARTIN KWAUKA Geld stinkt nicht

88

rung von Frauen am Kapitalmarkt wird 2022 fortgesetzt. Ab April starten unsere ­Börsianer Salons und Workshops. Mit etwas Zuversicht wird es wieder möglich sein, sich persönlich zu begegnen.

Weblinks werden in dieser Ausgabe mit einem GELBEN BALKEN

markiert.

7


RENDITE INSIDER

INSIDERKÄUFE Die Aktienkäufe der Spitzenmanager

MANAGER SHOPPEN AN DER WIENER BÖRSE TEXT ANTONIA HOTTER

A

uf die Performance des ATX

Golden Tree stieg mit einem Plus aus, die

der Marinomed Biotech AG. Dort geht es

im Jahr 2021 können Börsia-

Bawag Group AG performte gut. Am Jah-

seit Herbst 2021 fast nur abwärts. Das

ner anstoßen, der Index ist im

resende schloss sie die Akquisition der

Zugpferd des Unternehmens ist ein Na-

Vergleich zum Jahresbeginn um 39 Pro-

Hellobank ab, die Marktführer im öster-

senspray mit dem Wirkstoff Carrage-

zent gestiegen. Im November kam das

reichischen Brokergeschäft ist und vor-

lose. Er hilft präventiv gegen Corona­

Sorgenkind Omikron auf die Welt, und

mals zur BNP Paribas gehörte. Kurz zu-

viren und wurde etwa von der Deutschen

Analysten fürchteten, es könnte die

vor hat die Bawag die Depfa Bank AG ge-

Krankenhaushygiene empfohlen. Den-

Jahresendrally verderben. Die Angst war

kauft. Das „ermöglicht uns, hochwerti-

noch ist das Nasenspray nicht beson-

schnell vergessen, die Perfomance im

ge Vermögenswerte mit geringem Risi-

ders bekannt: „Es ist in der Tat schwie-

letzten Quartal nicht schlecht, der Kurs

ko zu erwerben“, kommentierte Bawag-

rig, mit Konzepten und Produkten über-

nahm um 5,5 Prozent zu. Schon Mitte

Vorstandschef Abuzaakouk den Kauf.

haupt gehört zu werden, wenn es sich nicht um einen Impfstoff oder um Anti-

Jänner 2022 erreichte der ATX ein neues Zehn-Jahres-Hoch: Cheers! Zur Jahreswende hin haben die Ma-

Zugpferd, das nicht zieht

biotika handelt. Das Dogma war bisher,

Weniger erfolgreich läuft der Aktienkurs

dass wir alle Menschen impfen werden

nager der ATX-Unternehmen kräftig bei Die meisten Käufe gab es 2021 im Sep-

INSIDERBAROMETER (BENCHMARK ATX) 93

tember. Gewinnmitnahmen sind nur

16

schon stark investiert. Zusammen halten sie 2,8 Prozent am Unternehmen, im

19

30

bei deren Managern. Diese sind ohnehin

Millionen Euro, Investmentchef Andrew

3

Herbst und Winter haben sie zugekauft: Vorstandschef Anas Abuzaakouk um 4,2

JAN

FEB

MÄR

APR

auf den Tisch.

MAI

JUN

JUL

AUG

SEP

OKT

NOV

DEZ

QUELLE: OEKB, WIENER BÖRSE, „BÖRSIANER“; OHNE VERGÜTUNGSPROGRAMME

Wise um 1,3 Millionen Euro. Eine weitere Million legte Finanzchef Enver Sirucic

31

Beliebt sind Aktien der Bawag Group AG

50

Neues bei der Bawag

39 KÄUFE

57

63

wurde im Dezember verkauft.

65

ATX 12 MONATE

vereinzelt zu beobachten, am meisten

62 KÄUFE

Aktien ihrer Unternehmen zugegriffen.

TOP 5 MANAGERTRANSAKTIONEN (4 MONATE) UNTERNEHMEN

PERSON/GESELLSCHAFT

KAUF IN STÜCK SUMME (EUR)

Jeffrey Dishner und Laura Rubin

tionärsstruktur der Bawag Group AG: Der

Bawag Group AG

Anas Abuzaakouk

82.900

4.213.768,75

US-Großinvestor Golden Tree verkaufte

Bawag Group AG

Andrew Waltuch Wise

25.000

1.262.500,00

mehr als die Hälfte seiner Anteile an der

Bawag Group AG

Enver Sirucic

21.213

1.100.817,60

Bank und hält jetzt nur noch 4,6 Prozent.

Cleen Energy AG

Michael Eisler

100.000

1.000.000,00

8

1.006.W397

36.182.383,30

CA Immobilien Anlagen AG

Währenddessen änderte sich die Ak-


RENDITE INSIDER

© BAWAG GROUP AG

Bawag-Aktien. ­Anas Abuzaakouk glaubt an den Erfolg der Bawag Group AG, die er seit März 2017 als Vor­ standsvorsitzender lenkt. Zu­ letzt hat er um 4,2 Millionen Euro Aktien zugekauft.

und damit das Problem lösen“, sagte der Marinomed-Chef im Frühjahr 2021 auf Nachfrage des Börsianer. Den Glauben an das Unternehmen hat Aufsichtsratsmitglied Nikolaus Ankershofen noch nicht verloren. Er kaufte 6.000 Aktien zum Preis von rund einer Million Euro zu.

Pechsträhne Eine Pechsträhne hatte die Wienerbernen der Finanzmarktaufsicht (FMA) ein. Beim ersten Mal musste sie 160.000 Euro blechen, 41.400 Euro beim zweiten Mal. Grund waren verspätete Ad-hoc-Mel-

© WIENERBERGER AG

Wienerberger. Boss Heimo Scheuch und sein Vorstandskollege Harald Schwarzmayr kauften ei­ gene Aktien im Wert von 358.849 Euro.

ger AG. Zweimal heimste sie Sanktio-

dungen. Davon lassen sich Vorstandschef Heimo Scheuch und Vorstandsmitglied Harald Schwarzmayr nicht beir-

und Energiemanagement investieren.

Der größte Teil des Transaktionsvo-

ren. Beide kauften Wienerberger-Aktien

Außerdem helfen die Millionen, die Ak-

lumens ging in den vergangenen vier

zu. Scheuch im Wert von 300.529 Euro,

quisitionen vom Sommer 2021 zu ver-

Monaten auf die Übernahme der CA

Schwarzmayr um insgesamt 58.320 Euro.

dauen.

Immo AG durch Starwood Capital zurück, die aktuell 57 Prozent hält. Im

Der Wienerberger-Chef generierte im November Schlagzeilen, weil er sich kein

Unter dem Weihnachtsbaum

November 2021 hat der Mehrheitsak-

Blatt vor den Mund nahm und bei einer

Ein Fan der Voestalpine AG ist Ober-

tionär die Forderung nach einer Son-

Bilanzpressekonferenz das Corona-Ma-

bank-AG-Generaldirektor Franz Gas-

derdividende in der Höhe von fünf Euro

nagement in Österreich kritisierte.

selsberger. Er schlug im November zwei-

durchgesetzt. Das bedeutet für die CA

An Wienerberger-Aktien durften sich

mal bei Voestalpine-Aktien zu und leg-

Immo AG eine Ausschüttung von ei-

nicht nur die eigenen Manager, sondern

te dafür 299.823 Euro auf den Tisch. Sei-

ner halben Milliarde Euro. Keine Gefahr

auch institutionelle Investoren erfreu-

ne Ehefrau Gertrude Gasselsberger griff

für das Wachstum des Immobilien-Un-

en. In einem beschleunigten Privatplat-

dreimal zu und nahm 188.620 Euro in die

ternehmens, beruhigte CA Immo-Vor-

zierungsverfahren hat der Ziegelkon-

Hand. Freunde der Voestalpine AG sind

standsvorsitzender Andreas Quint bei

zern 2,5 Millionen eigene Aktien ver-

auch Elisabeth Stadler, Vorstandschefin

der Hauptversammlung: „Aus heuti-

kauft – zu einem Preis von 32,50 Euro pro

der Vienna Insurance Group AG, und ihr

ger Sicht hat die beantragte Sonder-

Stück, obwohl die Aktie am Vortag noch

Gatte Robert Stadler. Bei ihnen lagen 970

ausschüttung keine negativen Auswir-

bei mehr als 34 Euro notierte. Den Erlös

Aktien im Wert von insgesamt 29.779

kungen auf das Geschäftsmodell der CA

will die Wienerberger AG ins Wasser-

Euro unter dem Weihnachtsbaum.

Immo.“ n

9


Andreas Gerstenmayer ist stolz auf seine AT&S AG, mit der er einen erfolgreichen TrackRecord aufweist. Der Technologiekonzern reüssiert vor allem in Asien, wo in den ­nächsten fünf Jahren drei Milliarden Euro ­investiert werden. Das Potenzial des ­Unternehmens haben Marktleader wie Apple, Huawei und Intel längst erkannt. INTERVIEW INGRID KRAWARIK, DOMINIK HOJAS FOTOS STEFAN BURGHART

10


FINANZPLATZ COVER

#TECH

VITA ANDREAS GERSTENMAYER Vorstandsvorsitzender AT&S AG Der gebürtige Deutsche (56) lenkt seit 2010 die AT&S AG. Rückzug findet der Vater dreier Kinder bei seinen Islandpferden in der Weststeiermark, sein Pferd hört auf den Namen Mosart. Vor seiner Zeit bei der AT&S AG hatte er verschiedene Führungspositionen in der Siemens-Gruppe inne.

HIGH NOON IN ASIEN A

ndreas

steckt

mische Arbeitsschritte notwendig sind.

sich gern ambitionierte Zie-

Gerstenmayer

Der Großteil der Investitionen fließt in

le. Bis jetzt hat der Vorstands-

die Substrateproduktion in China und

vorsitzende der AT&S AG viele davon

Malaysia. Der Aktienmarkt hat den Er-

erreicht. Seit 2010 lenkt der gebürti-

folg des Unternehmens goutiert: Im

ge Deutsche die Geschicke des einzigen

Vorjahr war die Aktie der AT&S AG Top-

Technologie-Unternehmens an der Wie-

Performer im ATX-Index. Die Börsia-

ner Börse, das 80 Prozent seiner Wert-

ner-Chefredaktion trifft den sehr ruhig

schöpfung in ­Asien, und dort vor allem in

agierenden AT&S-Vorstandschef in den

China, erzielt. Sein nächstes großes Ziel

Räumlichkeiten der BDO Austria in der

lautet, den Umsatz in fünf Jahren auf 3,5

Nähe des Wiener Hauptbahnhofs und hat

Milliarden Euro zu steigern. Dann könne

mit dem passionierten Reiter über Han-

man auch über einen größeren Börsen-

nes Androsch, den Investitionsreigen in

platz nachdenken, sagt er. Dafür inves-

Asien, Wünsche an die Politik und die

tiert er in den nächsten fünf Jahren rund

Wachstumstreiber der Aktie gesprochen.

drei Milliarden Euro in Asien und 500 Millionen Euro in den Standort Leoben.

Herr Gerstenmayer, Sie weisen als Vor-

Die Richtung stimmt. Das Unterneh-

standschef der AT&S AG einen exzellenten

men ist einer der global führenden Lei-

Track-Record auf, die Aktie der AT&S AG

terplattenproduzenten und ein Schlüs-

war 2021 mit plus 65 Prozent Top-Perfor-

sellieferant für die mobile Telekommu-

mer im ATX-Index. Macht Sie das stolz? –

nikation mit Kunden wie Apple, Huawei

Natürlich freut mich das. Es ist ein Aus-

und Intel, mit denen er auch gemeinsam

druck dafür, dass es uns nach vielen Jah-

an neuen Technologien forscht. Die-

ren doch gelungen ist, unsere Story et-

se finden sich in Produkten wie Smart-

was verständlicher zu machen.

phones, Hörgeräten, Drohnen oder auch

Erleichtert. Andreas ­Gersten­mayer fühlt sich heute nach mehr als zehn J­ ahren bei der AT&S AG von ­Analysten besser verstanden.

Herzschrittmachern. Der große Wachs-

Und trotzdem ist das Unternehmen nicht

tumstreiber sind IC-Sub­strate, die Halb-

fair bewertet. Was ist Ihre Erklärung dafür?

leiter mit der Leiterplatte verbinden und

– Das ist eine Mischung aus verschiede-

für deren Herstellung insgesamt 200

nen Elementen: Das Thema unserer In-

mechanische, lithografische sowie che-

dustrie ist für Analysten und Investoren

11


Richtungswechsel. Das Geschäfte­ machen in China habe sich stark verändert. „Das Land will nicht mehr die verlän­ gerte Werkbank des Westens sein, sondern selbst Technolo­ gien entwickeln“, sagt An­dreas ­Gerstenmayer.

immer noch schwer greifbar. 90 Prozent des Wettbewerbs ist in Asien, nicht jeder veröffentlicht in Englisch. Es gibt weder in Amerika noch in Europa Unternehmen, die mit unserem vergleichbar sind, weder von der Größe noch von der Technologiebandbreite und den Applikationen her, das ist ein wesentliches Differenzierungsmerkmal der AT&S. Es ist wesentlich, dass man die Peergroup so schlecht greifen kann. Wir sind kein Halbleiter-Unternehmen, werden aber oft mit diesen verglichen. Was für ein Unternehmen sind Sie denn? – Wir machen das klassische Geschäft eines Produktionsdienstleisters. Wir stel-

#FINANZEN

len Technologien zur Verfügung, dass die Produkte unserer Kunden, wie etwa Smartphones, Hörgeräte, Herzschrittmacher, selbstfahrende Autos, Drohnen oder Satelliten, produziert werden können. Wir machen das zunehmend proaktiv und versuchen, ins Lösungsanbietergeschäft hineinzukommen, und bieten auch technische Lösungen aktiv an.

AT&S AG ZAHLEN in tausend Euro Umsatz Bruttogewinn

2020/21

2019/20

1.188.223,97

1.000.577,33

166.985

102.909

Betriebsergebnis

79.760

47.402

Ergebnis vor Steuern

59.621

38.747

47.423,8

19.814

Konzernjahresergebnis Ergebnis je Aktie in Euro

1,01

0,30

Zum Beispiel? – Wir lösen Probleme. Wir

Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit

184.651

185.123

bieten nicht nur Hardware an, sondern

Eigenkapital

802.013

760.259

QUELLE: UNTERNEHMENSANGABEN

Komplettlösungen, vom Design über Simulation bis zu Fertigung und Test. Das sind etwa Verbindungslösungen zwischen den Halbleitern oder PackagingLösungen für die Halbleiterindustrie. rung liegt im Design unserer Kunden, die

Der Börsenplatz stand in der Vergangen-

Das versteht kaum jemand. – Man könn-

in ihren Produkten immer mehr Funk-

heit immer wieder zur Diskussion. Steht das

te sagen, unsere Produkte sind das Ner-

tionalität integrieren wollen. Das er-

noch auf der Agenda? – Aktuell steht das

venzentrum elektronischer Geräte. Die-

fordert immer kleinere Strukturen. Wir

Thema nicht auf unserer Agenda.

se entstehen aus der Kombination von

sind effizient, weil wir in diese Lösungs-

einzelnen Bauelementen. Die elektri-

prozesse früh eingebunden sind.

Auffällig ist, wie gut bei der AT&S AG Aufsichtsrat und Vorstand miteinander harmo-

sche und mechanische Verbindung dieser Komponenten leistet die Leiterplatte

Fehlt der Sex-Appeal, weil Sie nicht über

nieren. Aufsichtsratschef Hannes Androsch

oder auch das IC-Substrat. Unsere Pro-

Ihre Kunden sprechen dürfen? – Im Prin-

ist auch Kernaktionär. Was ist für ein gutes

dukte sehen unspektakulär aus, aber auf

zip weiß doch jeder, wer unsere größten

Verhältnis wichtig? – Vertrauen ins Ma-

wenige Mikrometer die Toleranz die-

Kunden sind. Wer will, weiß es.

nagement, das muss berechenbar und

ser Dinge herzustellen, mit nassche-

verlässlich sein. Wir liefern, was wir sa-

mischen Prozessen und der Kombina­

Emotion entsteht durch Anwendung. Die

gen. Wir haben das gleiche Interesse: Wir

tion mit zahlreichen anderen Technolo­

AT&S liefert jetzt die Elektronik für Körper-

wollen die Firma entwickeln und weiter-

gien, das ist komplex. Bis das Produkt

temperaturpflaster. Ein Pflaster hat Emo­

bringen, den Wert für Aktionäre steigern.

am Ende rauskommt, sind 200 Arbeits-

tion. - Deshalb reden wir ja auch über

Unsere beiden Kernaktionäre sind sehr

schritte notwendig. Die Herausforde-

unsere Applikationen und Endgeräte.

langfristig orientiert. Wir brauchen häu-

12


FINANZPLATZ COVER

fig sehr schnell Entscheidungen, und un-

men. Wie hat sich das Geschäftemachen in

ser Aufsichtsrat ist in der Regel sehr fle-

China in den vergangenen zehn Jahren ver-

xibel und schnell erreichbar. Gab es denn über die Jahre Übernahme­ ange­ bote für die AT&S AG? – Erstaun­ licherweise wenig.

ändert? – Vor ein paar Jahren war es für

„Wir holen Leute mit dem Bus aus Slowenien.“

ausländische Investoren noch viel einfacher. Es gab das Selbstverständnis der Regierung und des Landes, die verlängerte Werkbank des Westens zu sein. Das ist lang vorbei. Die Chinesen wol-

Weil man sie nicht einordnen kann? – Unsere Reputation in der Branche ist exzellent, sonst hätten wir nicht so tolle Kun-

len selbst Technologien entwickeln und zur Verfügung stellen. Wenn die Vorha-

ANDREAS GERSTENMAYER

ben genauso umgesetzt werden, wie sie

den. Es gibt andere Barrieren. Die Frage

im

Fünf-Jahres-Plan

festgeschrieben

ist, was gewinnt man, wenn man sich bei

das größte Werk, das wir je gebaut haben.

sind, werden sich gewisse Industrien Ge-

uns beteiligt? Im Wesentlichen Techno-

Und das während der Pandemie! Wir sind

danken machen müssen, wie sie sich in

logie. Dass das noch keiner so genutzt

im Herbst 2021 mit der ersten Produk-

Zukunft in China positionieren. Gerade

hat, ist dem Umstand zuzuschreiben,

tionslinie live gegangen. Innerhalb von

im Commodities-Bereich, da zähle ich

dass strategische Investoren bei uns

zwei Jahren so ein Gebäude zu bauen, das

auch die Automobilindustrie dazu, wird

eine starke Position haben, uns kann

schaffen Sie in Österreich nicht.

es für ausländische Investoren schwieriger. Beim Thema E-Mobility wird China

man nicht so einfach übernehmen. Hier Um wie viel können Sie in Chongqing güns-

meiner Meinung nach führend sein. Weil

tiger produzieren als in Österreich? – Das

dort eine Geschwindigkeit bei den ver-

Derzeit läuft bei Ihnen eine Investitionsof­

kann ich nur theoretisch vergleichen,

schiedensten Technologien an den Tag

fensive, vor allem in Asien. China ist für Sie

weil es um komplett andere Technolo­

gelegt wird, nicht nur bei Batterien, son-

einer der wichtigsten Märkte. Wie viel hat

gien geht. Wir bauen derzeit in Leoben

dern auch bei Wasserstoff. Dem Techno-

die AT&S AG in die Standorte Schanghai

ein R&D-Zentrum mit Kleinserienferti-

logiesektor, dazu gehört die Mikroelek­

und Chongqing bisher investiert? – Da sind

gung, da brauche ich deutlich mehr In-

tronik, rollt man nach wie vor den roten

wir nahe an der Zwei-Milliarden-Grenze,

genieure, in Chongqing haben wir eine

Teppich aus. Bei Sub­straten sind wir die

800 Millionen bis eine Milliarde Euro in

großvolumige Fertigung und hochauto­

Einzigen, die auf diesem Qualitäts- und

Schanghai, 700 Millionen in Chongqing,

matisierte

Technologieniveau in China produ­zieren.

zwei Werke dort sind ausinvestiert, in das

wenn Sie so wollen, die Lohnkostentan-

dritte Werk investieren wir 1,2 Milliarden

gente in Österreich zur zentralchinesi-

Gibt es bei der AT&S AG Kontrollen durch

Euro. Dieses haben wir im Rahmen der

schen Lohnkostentangente beträgt in

den chinesischen Staat? – In der Regel ha-

Covid-Pandemie gebaut, die volle Kapa-

China im Schnitt acht bis zwölf Prozent,

ben wir sehr enge Kontakte zu den regio-

zität wird im Jahr 2023 erreicht werden.

in Österreich 30 bis 35 Prozent.

nalen Behörden. Das ist mehr eine Part-

bringen Kernaktionäre Stabilität.

Fertigungsprozesse.

Aber

nerschaft. Besonders in Chongqing be-

In Schanghai, wo wir Leiterplatten produzieren, wollen wir den Technologie­

Im Vorjahr hat der chinesische Staat Tech-

kommen wir jede Unterstützung, die wir

level halten, Chongqing jetzt und künf-

Konzerne stärker an die Kandare genom-

brauchen. In Chongqing haben wir dem-

tig Kulim in Malaysia ist mit den IC-Sub­ straten unsere Wachstumsgeschichte. Welche sind die wesentlichen Standortvor-

nächst nahezu 10.000 Mitarbeiter.

AT&S AG

Ihr nächstes großes Werk für IC-Substrate wird derzeit für 1,7 Milliarden Euro in Ma-

50

teile von Chongqing? – Vergleiche ich den

laysia gebaut. Waren die Entwicklungen in

Standort mit Europa, sind es die Perso-

China dafür ausschlaggebend? – Das hat

nalkosten. Energiekosten sind ein gro-

sicher auch mitgespielt, wir hatten aber

ßes Thema, ebenso die Verfügbarkeit von Mitarbeitern. Die Geschwindigkeit, mit

schon ein großes Exposure in China. Wir

25

haben für das neue Werk etwa 200 Loca-

der ich dort neue Kapazitäten schaffen

tions in mehr als 30 Ländern analysiert,

und ein Werk bauen kann, ist natürlich

auch Österreich.

immens, auch regulatorisch und behördlich. Das dritte Werk in Chongqing ist mit

0

21.1.17

21.1.22

Quelle: TeleTrader

65.000 Quadratmeter Produktionsfläche

13

Wieso haben Sie sich für Malaysia entschieden? – Malaysia hat viele Jahre Erfah-


FINANZPLATZ COVER

rung in der Elektronikindustrie. Es gibt professionell geführte Industrieparks in Kulim, alles was Rang und Namen in der Mikroelektronik hat, ist dort. Österreich wäre mit allen potenziellen Förderungen 20 bis 25 Prozent zu teuer gewesen. Es sind nicht nur Arbeitskosten. Da geht es auch um die Supply-Chain. In Europa bekomme ich keine Maschinen, kaum Spezialchemie, das heißt, sie importieren alles. Man darf uns nicht mit der Halbleiterindustrie vergleichen, die hat aufgrund ihrer Technologie und Produkte andere Möglichkeiten zu automati­ sieren. Unsere Anlagen, die teilweise 70

Konzentriert. Andreas Gerstenmayer erklärt der „Börsianer“-Chefredaktion das Geschäftsmodell der AT&S AG.

bis 80 Meter lang sind mit diversen Bädern und Chemie, muss man permanent

nen, aus Asien, sicher über 45 Nationen

ministerium und zum Premierminister,

instand halten, warten und reinigen.

am Standort. Das funktioniert im Ar-

aber auch zu allen Ansprechpartnern,

beiterbereich nicht so leicht. Wir holen

die für die administrativen Prozesse und

Wie hoch ist die Auslastung? – 80 bis 100

Leute mit dem Bus aus Slowenien, die

Genehmigungen wichtig sind.

Prozent, der mobile Endgerätebereich

pendeln hin und her. So wie ein Service-Center? – Ja, ein natio-

ist sehr kurzzyklisch. Bei den IC-Substraten sind wir ausverkauft, auch vor-

Kann man das als Unternehmen allein be-

nales Service-Center. Als wir das Scou-

ausblickend. Alles, was wir jetzt bauen,

werkstelligen? - Wer soll Ihnen helfen?

ting gemacht und Österreich analysiert

ist bereits verkauft. Kunden kommen

haben, hat das hier kaum jemanden in-

zu uns und lassen sich Kapazitäten re-

Die Politik könnte Rahmenbedingungen

teressiert. Wir wollten 1,7 Milliarden in-

servieren. Wir bekommen bei der Hälf-

schaffen. – (lacht) Dazu machen wir ein

vestieren! Hinterher waren alle ganz

te unserer Investition von 1,7 Milliarden

zweites Interview. Wir sind dabei, mit

aufgeregt, warum wir uns nicht für Ös-

Euro Unterstützung durch die Kunden.

Behörden und Verwaltung in Leoben ein

terreich entschieden haben. Ich habe

Das trägt natürlich zur Risikoreduzie-

internationales Schulsystem aufzubau-

mir damals schon erwartet, dass sich der

rung bei. Wir haben früher alles vorfi-

en, mit englischsprachigem Kindergar-

eine oder andere aus Wien meldet und

nanziert und aufs eigene Risiko genom-

ten und englischsprachigen Klassen, da

fragt: Wie können wir helfen? Extrem

men, das ist jetzt schon angenehmer.

gibt es nichts in der Re­gion. Wir brauchen

geholfen haben die Auslandsorganisa-

Das Commitment der Kunden hilft uns

in Kulim, bis das Werk 2024, 2025 ganz

tion der Wirtschaftskammer, die haben

bei großen Investitionsentscheidungen.

oben ist, 6.000 Mitarbeiter. In Leoben

uns mitten in der Pandemie ermöglicht,

brauchen wir in einem kürzeren Zeit-

mit den Handelsdelegierten all die Län-

Nun bauen Sie riesige Werke für ­tausende

raum 700 zusätzliche. Die Herausforde-

der zu screenen, das war sehr produktiv.

Mitarbeiter. Haben Sie überhaupt kein Pro-

rung, 700 zu bekommen, ist mindestens

blem, Fachkräfte zu bekommen? – Wir re-

so groß, wie 6.000 zu bekommen.

Und trotzdem bauen Sie jetzt auch in ­Leoben ein R&D-Zentrum für IC-Substrate. – Wir

den nicht mehr über Fachkräftemangel, wir reden über Arbeitskräftemangel. Wir

Was wäre für Sie ein Quick Win bei der

wollten an einem neutralen Standort die

bekommen vor allem in Österreich auch

Standortpolitik? – Der größte Vorteil

europäische Ingenieursausbildung nut-

Produktionsmitarbeiter nicht.

wäre, wenn wir endlich nur einen An-

zen und in die Waagschale werfen. Die

sprechpartner für alle Belange hätten,

Lösungskompetenz, die damit vermit-

Welche Folgen hat das? – Wir betreiben

was die Verwaltung betrifft. Ich verglei-

telt wird, ist international schon ein

einen unheimlichen Aufwand, Mitar-

che das mit Malaysia, die haben eine An-

Wettbewerbsargument.

beiter zu bekommen. Produktionsmit-

siedlungsagentur, die ist international

arbeiter sind schwieriger, weil die nicht

vertreten und ein One-Stop-Shop. Die

Sie sehen sich als Technologie-Innovator,

so flexibel sind, bei Ingenieuren kann

unterstützt uns in allen Belangen. Wir

wie viel Aufwand ist das? - Wir investie-

man globale Märkte anzapfen. Wir ha-

hatten in kürzester Zeit Kontakte in die

ren derzeit acht bis zehn Prozent vom

ben in Leoben einige aus den Philippi-

hohe Politik, Zugang zum Wirtschafts-

Umsatz in R&D.

14


© AT&S AG

FINANZPLATZ COVER

Leiterplatten. Die AT&S AG ist der zweitgrößte HDI-Leiterplatten-Hersteller der Welt.

„Unsere größten ­Investitionen fließen in die Mikroelektronik. “

ANDREAS GERSTENMAYER

Welche Sparten sind die Wachstumstrei© AT&S AG

ber für die AT&S AG? - Momentan fokussieren wird uns auf die Mikroelektronik und damit auf die Substrate und das ­Packaging, dort fließen auch die größeren Zukunftsinvestitionen hin. Wir re-

China. Das dritte von drei AT&S-AG-Werken in Chongquing umfasst 65.000 Quadratmeter Produktionsfläche.

den alle von einer digitalen Gesellschaft und gigantischen Datenmengen, diese

zeitprozesse, um die Sicherheit zu ge-

Diesen Wettbewerbsvorteil wollen wir

müssen in jeder Stufe prozessiert wer-

währleisten. Da geht es um die Ge-

im R&D-Zentrum in Leoben entwickeln.

den. Ich brauche also smarte, intelli-

schwindigkeit

gente Geräte, ich muss die Datenüber-

und die Menge der Daten in den Gerä-

Wir haben über vieles gesprochen, aber

tragung sicherstellen, deren Transport,

ten. Das Datenmanagement als Kern

noch gar nicht über Nachhaltigkeit. –

genauso wie die Weiterverarbeitung in

wird Anforderungen an die Mikroelekt-

Kreislaufwirtschaft steht bei uns hoch

den Datencentern und der Cloud. Und

ronik stellen, die signifikant höher sind

auf der Agenda. Immer schon. Recycling

am Ende muss das gespeichert, und die

als in vergangenen Jahren. Unsere Sub-

machen wir seit 20 Jahren, weil wir sehr

Daten müssen analysiert werden. In all

strate, die die Halbleiter mit der Leiter-

viele wertvolle Materialen verarbeiten

diesen Bereichen brauche ich eine sehr

platte verbinden, müssen in Zukunft

wie Gold, Kupfer, Palladium, Silber. Wer

hohe Leistung an Mikroprozessoren,

leistungsfähiger, komplexer sein und

sich für uns interessiert, weiß das. Ich

sonst könnten wir die ganzen Daten-

die Kommunikation zwischen den ein-

sehe keine Notwendigkeit, dass wir die

mengen nicht mehr bewältigen.

zelnen Bausteinen und der Außenwelt

AT&S von außen grün anpinseln, wir ha-

der

Datenübertragung

herstellen. Wir müssen also die Wert-

ben das Thema Nachhaltigkeit oder um-

Können Sie ein Beispiel nennen? – Das au-

schöpfungskette erhöhen und breite-

fassende ESG bei uns in der AT&S früh-

tonome Fahren. Da brauche ich Echt-

re Technologien zur Verfügung stellen.

zeitig etabliert. n

15


MEINUNGEN KOMMENTARE

VITA HEINRICH SCHALLER Generaldirektor Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG

BASEL IV: GUTE ­BASIS FÜR WEITERE VERHANDLUNGEN

Der Banker aus Linz ist ein kluger Stratege und gilt als gewiefter Verhandler. Er ist l­eidenschaftlicher Raucher, der bei Entscheidungen auf seinen Bauch hört. Vor seiner Bestellung als Generaldirektor 2012 war Schaller Vorstand der Wiener Börse AG. Heute sitzt der Jurist im Aufsichtsrat mehrerer ­Unternehmen.

Neue Eigenkapitalvorschriften bei Industriebeteiligungen treffen heimische Banken hart. Nun zeichnet sich ein Kompromiss mit Brüssel ab.

M

it großer Spannung hat die

wie uns aktuell in der Covid-19-Pande-

Bankenbranche

mie vor Augen geführt wird, ist die An-

den

Vor-

schlag der EU-Kommission

zur Umsetzung von Basel IV erwartet.

„Regeln sollen

Schließlich wird über die Neuerungen

Beteiligungen attraktivieren,

in grundlegenden Bereichen des Bank-

nicht belasten.“

aufsichtsrechts bereits seit mehreren Jahren intensiv diskutiert. Die europä-

HEINRICH SCHALLER

ische Kreditwirtschaft, der Basler Aus-

siedelung und Absicherung kritischer Infrastruktur in Österreich und auch in Europa wichtiger denn je. Deswegen sollten auch Neuerwerbungen durch institutionelle Investoren die gleiche Behandlung wie bestehende Beteiligungen an Industrieunternehmen erfahren.

schuss, die EU-Kommission und die

Wir sind bei Raiffeisen Oberösterreich

Aufsichtsbehörden haben hier in wich-

de Vorschlag der EU-Kommission stellt

mit unseren Beteiligungen äußerst er-

tigen Detailfragen durchaus kontrover-

allerdings grundsätzlich eine gute Basis

folgreich – wobei es uns hier aber nicht

sielle Standpunkte vertreten. Vor rund

für weitere Verhandlungen auf EU-Ebe-

nur um den wirtschaftlichen Erfolg geht.

drei Monaten war es dann so weit: In

ne dar. So sollen die Risikogewichte von

Es geht uns auch darum, langjährig er-

dem veröffentlichten Kommissionsvor-

Beteiligungen zwar im Zuge von Basel IV

folgreiche Unternehmen in die nächs-

schlag finden sich unter anderem über-

grundsätzlich von 100 Prozent auf 250

te Generation zu führen, jungen Unter-

arbeitete Regelungen zur Ermittlung der

Prozent erhöht werden. Unter gewissen

nehmern in der Anfangsphase Starthilfe

Eigenmittelanforderungen für das Kre-

Voraussetzungen gelten aber auch ande-

zu geben und bei Industriebetrieben die

ditrisiko sowie Regelungen zur Auswei-

re Regelungen. So können beispielswei-

Rolle eines stabilen Kernaktionärs ein-

tung der Befugnisse der Aufsichtsbehör-

se bestehende, strategische Unterneh-

zunehmen. Wenn Beteiligungen pro-

den. Da wir bei der Raiffeisenlandesbank

mensbeteiligungen auch künftig wei-

fessionell gemanagt werden, stellen sie

Oberösterreich über ein sehr breitgefä-

terhin mit 100 Prozent risikogewichtet

kein erhöhtes Risiko in einem Bankport-

chertes Beteiligungsportfolio verfügen,

werden. Als Zeitpunkt für das Inkraft-

folio dar. Im Gegenteil: Sie stabilisieren

wären wir speziell im Beteiligungsbe-

treten von Basel IV wurde nun das Jahr

und stärken unseren Wirtschaftsstand-

reich von neuen belastenden Regelun-

2025 genannt. Weiterhin offen ist aller-

ort. Daher werden wir uns auch weiter-

gen – wie etwa einem signifikant er-

dings, welche Bereitschaft auf EU-Ebe-

hin für Regelungen einsetzen, die Betei-

höhten Eigenmittelbedarf - in besonde-

ne besteht, auch neue Beteiligungen an

ligungen an Unternehmen attraktiveren

rem Maße betroffen. Der nun vorliegen-

Unternehmen nicht zu verteuern. Denn

und nicht belasten. n

16


MEINUNGEN KOMMENTARE

VITA JOCHEN DICKINGER Privatinvestor und Aufsichtsrat Athos Immobilien AG

VITA PETER HOFBAUER Mitglied des Vorstandes Abschlussprüferaufsichtsbehörde (APAB)

Der Gründer (45) eines börsennotierten Wett­­­­ anbieters bezeichnet die Teilnahme am New York ­Marathon als seinen größten Karriereerfolg. Seine ­Leidenschaften sind Börse, Twitter und Griechenland.

Der 58-Jährige ist seit 2016 Sprecher des Vorstands der APAB und steht dabei für eine kritische Grundhaltung. Seinen größten Karriereerfolg nennt er seine Bestellung zum Finanzchef der Hypovereinsbank in München, die 2010 erfolgte. Um den Kopf freizubekommen, schwingt er sich gerne aufs ­Motorrad oder geht seiner Leidenschaft, dem Westernreiten, nach.

BEHALTEFRIST

WETTBEWERB

WAS WIRD AUS DER KEST?

DAS OLIGOPOL DER ­WIRTSCHAFTSPRÜFER

D

M

er neue Finanzminister sorgt mit seinen Aussagen für Freude unter den Börsianern. Die Behaltefrist bei Wertpapieren soll wieder eingeführt werden. Als gelernter

Österreicher weiß man, dass es schon so viele Ankündigungen

it den Insolvenzen von Commerzialbank und Wirecard ist die Arbeit der Wirtschaftsprüfer verstärkt ins Rampenlicht gerückt – gepaart mit Kritik an der hohen

Marktkonzentration. Braucht es also mehr Anbieter am Markt?

in den letzten Jahren gegeben hat, die aktuelle KESt-Regelung

Fakt ist: In Österreich beträgt der Marktanteil von Deloitte, EY,

zu überdenken, damit Anreize für langfristige Veranlagungen

KPMG und PWC rund 80 Prozent für Abschlussprüfungen bei

geschaffen werden. Bevor ich mich freuen kann, müssten noch

börsennotierten Unternehmen, Banken und Versicherungen

einige Fragen beantwortet werden. Wird die KESt komplett ge-

sowie knapp 50 Prozent bei anderen gesetzlichen Abschlussprü-

strichen, oder wird nur die Behaltefrist wieder eingeführt? Sollte

fungen. Doch trotz dieser vermeintlich hohen Konzentration ist

sie komplett gestrichen werden, besteht die Gefahr, dass Wert-

der Preisdruck noch immer hoch. Das und regulatorische An-

papiertransaktionen innerhalb der Behaltefrist mit dem vol-

forderungen wie Nachhaltigkeitsberichterstattung stellen hohe

len Einkommensteuersatz zu versteuern sind. Wie werden Di-

Markteintrittsbarrieren für kleinere Prüfungsbetriebe dar. Um

videnden besteuert, wenn es keine KESt mehr gibt? Ob die neue

Abschlussprüfungen mit hoher Qualität durchführen zu können,

Regelung für eine Belebung des Finanzmarktes in Österreich

werden nicht nur umfassende Kenntnisse im Rechnungswesen

sorgt, ist auch davon abhängig, wie lange die neue Behaltefrist

(UGB, IFRS) und der Prüfungsstandards benötigt, sondern auch

sein wird. Wenn der grüne Koalitionspartner meint, dass eine

Fachwissen über IT, Geldwäsche, Forensik sowie Branchenex-

hohe Behaltefrist gerecht sei, dann sei ihm gesagt, dass man

pertise. Nur solche Kompetenzen, gepaart mit kritischer Grund-

einen Privatinvestor nicht als Spekulanten bezeichnen kann,

haltung, sorgen für gute Prüfungsqualität und vermeiden somit

wenn er sich nach einem Jahr von seinen Aktien trennt, weil das

„Prüfversagen“. Für Spezialisten tun sich mit steigenden Anfor-

Unternehmen die versprochenen Unternehmensziele nicht er-

derungen neue Nischen auf. Kleinere Prüfungsbetriebe, die nicht

reicht hat. Der Privatinvestor ist dann ein mündiger Bürger, der

für alle Gebiete eigene Spezialisten beschäftigen können, kön-

sich Gedanken über seine Unternehmensbeteiligungen macht.

nen sich zu nationalen Netzwerken zusammenschließen. Un-

Ziel muss es sein, jungen Menschen zu vermitteln, dass Spar-

ternehmen, die Abschlussprüfer bestellen, sind aufgerufen, die

bücher, Lebensversicherungen, Bausparer langfristig aufgrund der Inflation die Investition vernichten und es viel schlauer ist, so früh wie möglich zu beginnen, in Unternehmen via Aktien zu investieren. n

Qualität der Prüfung höher zu bewerten als den Preis.

„Eine zu lange Behaltefrist lockt Bürger nur in Fonds und passive ETFs.“

„Eine Abschluss­prüfung ist keine lästige Pflicht.“

JOCHEN DICKINGER

PETER HOFBAUER

Eine Abschlussprüfung ist keine lästige Pflicht, sondern ein notwendiges Verfahren, um das Vertrauen in die eigene Finanzbericht­

17

erstattung zu stärken. n


MEINUNGEN KOMMENTARE

VITA OLIVER STOCK Korrespondent Deutschland „Börsianer“ Als Korrespondent (55) des „Börsianer“ berichtet der gebürtige Deutsche über spannende Entwicklungen in der Finanz- und Wirtschaftswelt Deutschlands. Der stu­ dierte Volkswirt war Chef der „Finanzzeitung“ in Frank­ furt, Vize-Chefredakteur des „Handelsblatt“ und der „Wirtschaftswoche“ sowie Kommunikationschef bei der Tochter der Münchner Rück. Er beschreibt sich selbst als gutgelaunt und neugierig.

DER FLUCH DER AMPEL Die junge Regierung in Berlin muss erkennen: Wenn drei sich streiten, geht manchmal nichts voran.

D

ie

ver-

Stream 2, die Gaspipeline von Russ-

stolpert sich gerade bei ihrem

deutsche

Regierung

land nach Deutschland, an der auch

Start. Die Ampelkoalition aus

Rot, Gelb und Grün in Berlin ist drauf und

„Die junge Regierung

dran, die Vorschusslorbeeren, die allen

spielt wie ihre abgenutzte

Anfängern gebühren, in Lichtgeschwin-

­Vorgängertruppe auf Zeit.“

digkeit zu verlieren. Vier Beispiele:

OLIVER STOCK

Die liberale FDP hat sich mit dem Versprechen, die Steuern nicht zu erhöhen

die OMV AG beteiligt ist und zu der sich die FDP bekennt, wehren sich die Grünen. Das Ergebnis wird so aussehen, dass Deutschlands Klimabilanz ökologisch gesehen in vier Jahren besser ist als heute. Dies allerdings, weil Frankreich Atomstrom und Polen Kohlestrom

und keine neuen Schulden zu machen, in

ins deutsche Netz einspeisen.

die Regierung gestürzt. Die Grünen ha-

hatten SPD und Grüne vorgeschlagen,

Viertes Beispiel: die Taxonomie. Die

ben Milliarden für einen anderen Kli-

Mieterhöhungen zu verbieten und die

EU schlägt vor, dass Strom aus Gas- und

makurs versprochen, die Sozialdemo­

Rechte von Vermietern einzuschränken.

Atomkraftwerken bis auf weiteres als

kraten weitere Milliarden für den Sozi-

Die FDP dagegen setzt auf neue Häuser,

grün bewertet wird und Investitionen in

alstaat. Passt an sich nicht zusammen.

will den Markt entfesseln und 100.000

diese Technologien auch. Anleger, die

Verabredet haben die drei nun Folgen-

Wohnungen mehr im Jahr bauen las-

auf Nachhaltigkeit Wert legen, können

des: Es wird beides gemacht. Aber eines

sen. Diese Zahl steht jetzt auch im Koa-

dann in diese Technologien unbesorgt

nach dem anderen. Dieses Jahr bleibt die

litionsvertrag, gleichzeitig wird aber das

ihr Geld stecken. Die Liberalen begrü-

in der Verfassung verankerte Schulden-

Baurecht weiter überladen, in dem So-

ßen das, die Grünen sind in den Grund-

bremse mit Hinweis auf Corona ausge-

laranlagen auf Dächern montiert wer-

festen erschüttert. Schließlich zählt die

setzt, man füttert aus den neuen Schul-

den sollen, wo immer es geht. Und das

„Atomkraft, nein danke“-Bewegung zu

den einen Staatsfonds, mit dessen Hil-

Mietrecht wird verschärft, indem Ver-

ihren Ahnen. Wie es weitergeht? Schul-

fe sich dann im nächsten Jahr außerhalb

gleichsmieten ständig und überall erho-

terzucken. Die junge Regierung in Ber-

des Bundeshaushalts Geld ausgeben

ben und nicht überboten werden dürfen.

lin spielt schon wie ihre abgenutzte Vor-

lässt. Alle haben das Gesicht gewahrt,

Im Wohnungsbau passiert damit abseh-

gängertruppe auf Zeit.

beherztes Investieren oder beherztes

bar: wenig.

Schuldenvermeiden sieht aber anders

Hinter alldem steckt das Dilemma

Die Energiepolitik ist das dritte Ex-

unterschiedlicher

Koalitionspartner,

empel. Die letzten deutschen Kern-

Kompromisse finden zu müssen. Für die

Zweites Beispiel: Die Wohnungsnot

kraftwerke gehen vom Netz. Kohle darf

Optimisten, die trotzdem von Aufbruch

ist keine reine Einbildung. Deswegen

es auch nicht mehr sein. Gegen Nord

träumten, ist das eine Enttäuschung. n

aus. Es bewegt sich: wenig.

18


Entgeltliche Einschaltung

3 Banken Sachwerte-Aktienstrategie

„SACHWERT-AKTIEN – DIE GEGENTHESE ZUM METAVERSUM“ 2 Fragen – 2 Antworten mit Michael Kaser Die 3 Banken Sachwerte-Aktienstrategie ist grundsätzlich ein globaler Aktienfonds, wie definieren Sie das Auswahluniversum? – Michael Kaser: Der Grundzugang beim Filtern des Universums sind die beiden Kri­ terien Krisenresistenz und Inflationsschutz. Wir investieren in etwa 50 gleichgewichtete Aktien, denen in Zeiten höherer Inflation eine bessere Entwicklung zugetraut wird. Dazu zählen neben Edelmetallminen und Produzenten von Industriemetallen auch Unternehmen aus konjunkturunabhängi­ geren Branchen wie Gesundheit und dem klassischen Basiskonsum. Mit dem Konzept des Fonds begegnen wir neben dem Inflati­ onsrisiko damit auch konjunkturellen Risiken, wie zuletzt jenen, die sich im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ergaben. Wie ist die aktuelle Ausrichtung und welche Anleger sprechen Sie an? – Michael Kaser: Der Rohstoffsektor stellt aufgrund des jüngs­

ten Rückenwindes die größte Gewichtung dar und ist breit diversifiziert in Unternehmen aus Bereichen wie Gold, Silber, Kupfer oder auch Düngemittel. Im Gesundheitsbereich finden sich Klassiker wie Pfizer oder Merck, im Bereich Basiskonsum Unternehmen wie Coca-Cola, Procter & Gamble oder Nestle. Abgerundet wird dies beispielsweise durch Investments in Stora-Enso und Weyerhaue­ ser, führende Forstunternehmen oder auch Waste-Management, eben weil auch Abfall­ verwertung konjunkturunabhängig ist. Die Anlagewelt ist bunt und klarerweise ist ein thematischer Ansatz nicht geschaffen die globale Aktienwelt gesamthaft abzudecken. Wir bieten Anlegern einen Zugang zu einem Paket an Substanzaktien mit gutem Inflati­ onsschutz, sozusagen die Gegenthese zur virtuellen Welt des Metaversum. Der Fonds ist eine ideale Depotbeimischung zu even­ tuell bestehenden Investments im Bereich www.3bg.at Digitalisierung & Co.

(STICHTAG 18.01.2022)

Rohstoffe Basiskonsumgüter Gesundheitswesen Energie Immobilien Industrie Versorger Gebrauchsgüter

220 % 3 Banken-Sachwerte-Aktienstrategie

180 %

STAMMDATEN Fondsname 3 Banken-Sachwerte-Aktienstrategie ISIN AT0000A0S8Z4 Währung EUR Fondsbeginn 02.01.2012 GEWICHTUNG NACH BRANCHEN

ENTWICKLUNG 10 JAHRE (QUELLE: OEKB)

200 %

MICHAEL KASER Fondsmanagement 3 Banken-Generali

160 % 140 %

PERFORMANCE 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre 10 Jahre

120 % 100 % 01. 2022

05. 2021

10. 2020

02. 2020

07. 2019

11. 2018

04. 2018

08. 2017

10. 2017

06. 2016

10. 2015

03. 2015

07. 2014

12. 2013

04. 2013

09. 2012

01. 2012

80 %

39,32 % 20,41 % 17,69 % 6,64 % 6,03 % 5,76 % 2,14 % 2,02 % 19,91 % p.a. 16,81 % p.a. 8,55 % p.a. 7,29 % Quelle OeKB: Stichtag 18. 01. 2022

DISCLAIMER: Hierbei handelt es sich um eine unverbindliche Marketing-Mitteilung, welche ausschließlich der Information der Anleger dient und keinesfalls ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Kauf, Verkauf oder Tausch von Anlage- oder anderen Produkten darstellt. Die getätigten Aussagen und Schlussfolgerungen sind unverbindlich und genereller Natur und berücksichtigen nicht die individuellen Bedürfnisse der Anleger hinsichtlich Ertrag, Risikobereitschaft, finanzieller und steuerlicher Situation. Eine Einzelberatung durch eine qualifizierte Fachperson ist notwendig und wird empfohlen. Vor einer eventuellen Entscheidung zum Erwerb von Anteilsscheinen des Fonds „3 Banken Sachwerte-Aktienstrategie“ sollten die wesentlichen Anlegerinformationen (KID) iVm dem aktuellen Prospekt als alleinverbindliche Grundlage für den Kauf von Investmentfondsanteilen durchgelesen werden. Die wesentlichen Anlegerinformationen (KID) sowie der veröffentlichte Prospekt der „3 Banken Sachwerte-Aktienstrategie“ in ihrer aktuellen Fassung stehen dem Interessenten in deutscher Sprache unter www.3bg.at sowie den Zahlstellen des Fonds zur Verfügung. Zu beachten ist, dass in der Vergangenheit erzielte Erträge keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zulassen. In der Wertentwicklung ist der beim Kauf anfallende maximale Ausgabeaufschlag in Höhe von 5,00% sowie kundenspezifische Konto- und Depotgebühren nicht berücksichtigt. Das Nettovermögen kann aufgrund der Portfoliozusammensetzung oder der verwendeten Portfoliomanagementtechniken unter Umständen eine erhöhte Wertschwankung (Volatilität) aufweisen!


FINANZPLATZ POLITIK

#FINANZEN

© BKA/WENZEL

Fliegender Wechsel. Die Amtsübergabe von ­Gernot Blümel an den ­jetzigen Finanzminister ­Magnus Brunner erfolgte Anfang Dezember 2021.

IRGENDWANN MUSS MAN EINFACH ANFANGEN Wertpapiere, Börsengänge, Steuern und ­Bürokratie: Die Finanzminister der vergangenen zehn Jahre haben viel angekündigt – aber kaum etwas umgesetzt. Auf Magnus ­Brunner, den Neuen in der ­Himmelpfortgasse, wartet viel Arbeit. TEXT HEDI SCHNEID

20


FINANZPLATZ POLITIK

„­Politiker ­aller ­Couleur tun ­Aktienkäufe als ­unseriös ab.“

„Brauchen ­Pensionsreform, die den Namen ­verdient.“

ANDREAS TREICHL

M

FRANZ SCHELLHORN

uss ein Finanzminister Bilan-

ner politischen Gruppe einen Stellen-

tig, um die Menschen zum Kauf von Ak-

zen lesen können? Die Fra-

wert gehabt, der Begriff ist ideologisch

tien zu bewegen, statt dem Geld dabei

ge und die Diskussion dar­

besetzt“, lautet die Diagnose von An­

zuzusehen, wie es auf dem Sparbuch

über, ob ein Ressortchef ein ausgewie-

dreas Treichl. Der Banker, der viele Jah-

täglich an Wert verliert“, meint Schell-

sener Fachmann auf dem jeweiligen Ge-

re Boss der Erste Group Bank AG war –

horn. Für Schaller zählt, dass das Kapi-

biet sein muss oder politische Erfahrung

„ich habe in dieser Zeit neun Finanzmi-

tal, das in Wertpapiere investiert wird,

mehr wiegt als Spezialwissen, ist so alt

nister erlebt“ – und von 2015 bis 2020

ja schon versteuert worden sei. Er plä-

wie die Politik selbst. Am heftigsten ent-

Obmann der Bundessparte Banken und

diert für eine Behaltefrist von drei bis

zündet sich die Debatte beim Finanzmi-

Versicherungen in der Wirtschaftskam-

fünf Jahren.

nister, schließlich gilt er als mächtigstes

mer Österreich, holt aus: „Politiker al-

Georg Pölzl, Vorstandschef der Ös-

Mitglied einer Regierungsmannschaft,

ler Couleur bringen bei uns den Kapital-

terreichischen Post AG, fordert Steuer-

stärker noch als der Bundeskanzler. An-

markt mit Spekulation in Verbindung

freiheit auch auf Dividenden für Mitar-

gesichts der wichtigen und vielfältigen

und tun Aktienkäufe als unseriös ab.“

beiteraktien. Das würde das Bewusst-

Aufgaben sollte ein gewisses Verständ-

Die Menschen glaubten das, was gera-

sein für Wertpapiere als Alternative

nis für Steuer- und Finanzsysteme so-

de in Zeiten einer deutlich steigenden

zum Sparbuch ebenso heben wie die seit

wie Unternehmensführung daher kein

Infla­tion zur Vernichtung von Milliar-

langem geforderte Verbreitung des Fi-

Nachteil sein.

den auf Sparbüchern führe, die besser

nanzwissens.

Magnus Brunner, der Neue in der Him-

in Unternehmen investiert wären.

melpfortgasse, bringt Erfahrung aus bei-

Die Behaltefrist – ein Lieblingsthema und Reibebaum schlechthin. Maria

den Welten ein: Der Jurist mit einem Post

Ideologischer Aufschrei

Fekter, die erste und bisher einzige Frau

Graduate am renommierten King’s Col-

Wie sehr Treichl den Punkt trifft, zeigt

an der Spitze des Finanzministeriums,

lege in London hatte verschiedene Funk-

der Aufschrei, der Brunner entgegen-

hätte als Unternehmerin - ihr Kieswerk

tionen in der Vorarlberger Landespolitik

schlug, als er jüngst die Wiedereinfüh-

brachte ihr den Spitznamen „Schotter-

inne und war auch in der E-Wirtschaft

rung der Behaltefrist für die Steuerbe-

mitzi“ ein - eigentlich die Bedeutung

bei Illwerke und OeMAG) tätig. Aber wie

freiung auf Gewinne beim Verkauf von

des Kapitalmarkts auch zur Finanzie-

sah es mit seinen Vorgängern aus? Eine

Wertpapieren ankündigte. Die ÖVP be-

rung der Unternehmen erkennen müs-

Bilanz über die vergangenen zehn Jah-

diene damit nur die Reichsten der Rei-

sen. Sie schaffte indes 2012 die einjäh-

re heimischer Finanzpolitik mit den Mi-

chen und verhöhne die arbeitende Be-

rige Behaltefrist ab. Fekter hatte ande-

nistern Maria Fekter, Michael Spindeleg-

völkerung, konterte SPÖ-Bundesge-

re Prioritäten: Mit dem bis dato größten

ger, Hans Jörg Schelling, Hartwig Löger,

schäftsführer Christian Deutsch um-

Konsolidierungspaket der Zweiten Re-

Eduard Müller in der Expertenregierung

gehend. In dieselbe Kerbe schlugen Ar-

publik mit Einführung der Schulden-

und Gernot Blümel fällt sehr durchwach-

beiterkammer und Gewerkschaft. Attac

bremse - wer erinnert sich noch daran?

sen aus, wenn man sich in der Wirtschaft

forderte gar, Kapitalerträge gleich zu

- musste sie die Scherben, die die Fi-

umhört. Mit einem Wort: Brunner kann

besteuern wie Arbeitseinkommen, also

nanz- und Wirtschaftskrise auch hier-

es nur besser machen.

gemäß der jüngsten ökosozialen Steu-

zulande hinterlassen hatte, aufkehren.

erreform mit mindestens 40 Prozent.

In der Schuldenkrise machte Fekter ih-

Es geht allerdings gar nicht so sehr um einzelne Personen, es ist die hierzu-

Der Generalsekretär der Industriel-

rem Ruf, kein Fettnäpfchen auszulas-

lande allgemein distanzierte, um nicht

lenvereinigung, Christoph Neumayer,

sen, einmal mehr alle Ehre: Ihr Spruch

zu sagen negative Grundeinstellung zu

Agenda-Austria-Boss Franz Schellhorn

bei einer EU-Krisensitzung 2011, „die

Börse, Aktien, schlicht allem, was einen

und Heinrich Schaller, Generaldirektor

Zeit, die wir uns gegeben haben, ist

funktionierenden

aus-

der Raiffeisenlandesbank Oberöster-

shortly – shortly, without von delay“,

macht und ihn fördert. „Der Kapital-

Kapitalmarkt

reich AG, geben Brunner Schützenhil-

wurde nicht nur zum Spruch des Jahres,

markt hat historisch gesehen bei kei-

fe. „Die Behaltefrist wäre enorm wich-

Fekter wurde „Mrs. Shortly“.

21


FINANZPLATZ POLITIK

Schelling als Reibebaum

rigen Krisenjahre - mit den von Unter-

Während die „Entfesselung der Wirt-

„­Wir müssen rasch wieder zum Normalbetrieb.“

schaft“, die Fekters Nachfolger ­Michael Spindelegger im Wahlkampf 2013 postulierte, ins Leere lief und der auch ÖVPintern heftig kritisierte Politiker als Finanzminister keine tiefen Spuren hin-

nehmen und Banken begrüßten Hilfsmilliarden – seien problematisch, sondern die Boomjahre: Auch da sei das Geld mit beiden Händen ausgegeben worden, statt Schulden zurückzuführen, kritisiert Schellhorn. Schweden habe mit der

GEORG PÖLZL

terließ, sorgte sein Nachfolger Hans

ungefähr gleich hohen Steuerquote nur

Jörg Schelling gleich mehrfach für Kon-

2015/16 machte sich der wortgewaltige

halb so hohe Staatsschulden. Auch wenn

troversen. Vom einstigen Kika/Leiner-

und umtriebige Minister auch bei Han-

das im Regierungsprogramm veranker-

und

erwartete

del und Gewerbe keine Freunde, Zuhö-

te Ziel einer Senkung der Abgabenquo-

sich die Wirtschafts- und Bankensze-

ren war nicht seine Stärke. Positiv war

te auf 40 Prozent erreicht werde: „Ös-

ne viel Verständnis. Mitnichten: Unter

die von ihm verhandelte Lösung mit den

terreich ist ein Höchststeuerland, wir

Schelling wurde die Kapitalertragsteu-

Heta-Gläubigern.

haben nach wie vor kein Einnahmen-,

XXXLutz-Topmanager

er (KESt) auf Gewinne von Kapitalerträ-

Hartwig Löger schaffte dann ein

gen von 25 auf 27,5 Prozent angehoben,

Kunststück, das Schellhorn ein selte-

während sie auf Sparbucherträge unan-

nes Lob entringt: „Seit 1974 konnte der

Selbstredend hat die Pandemie die

getastet blieb – ein schwerer Schlag ge-

Staat erst zweimal – 2018 und 2019 – ei-

Pläne im Regierungsprogramm 2020/24

gen die Stärkung des heimischen Kapi-

nen Überschuss erzielen. Der Bundes-

schwer durchkreuzt. Wobei die Punkte

talmarkts. Mit der Einführung der Re-

haushalt war 2019 erstmals seit 1954 im

den Kapitalmarkt betreffend ohnedies

gistrierkassenpflicht im Zuge der unter

Plus“, meint Schellhorn, um allerdings

dürftig und sehr vage formuliert ausfal-

Schelling durchgezogenen Steuerreform

gleich nachzusetzen: Nicht die nunmeh-

len - ob es um die Behaltefrist beim Ver-

sondern ein Ausgabenproblem“, betont Neumayer.

Wir wollen eine Pionierrolle einnehmen Sehr geehrter Herr Dr. Strobl, das Thema Nachhaltigkeit hat spätestens im vergangenen Jahr Einzug in die Finanzbranche gehalten. Wie ist die RBI in diesem Bereich aufgestellt? Wir beschäftigen uns in der RBI schon sehr lange intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Ich darf als Beispiel Wolfgang Pinner, unseren Head of Corporate Responsibility bei Raiffeisen Capital Ma-

nagement, nennen. Wolfgang Pinners Expertise zum Thema Sustainable and Responsible Investments ist sehr umfassend, sie geht bis in das Jahr 2001 zurück. Er hat wesentlich am Auf- und Ausbau der Nachhaltigkeitskompetenz von Raiffeisen Capital Management mitgewirkt. Sein Engagement für nachhaltiges Investment ist beeindruckend und vorbildlich. Als Bank ist es unsere Aufgabe, unsere Kunden bei

Wir haben verstanden. #responsiblebanking

ihrer Transformation in eine nachhaltige Zukunft zu unterstützen. Dabei geht es sowohl um Finanzierungslösungen wie grüne Anleihen, Darlehen oder Schuldscheine als auch um Beratungsleistungen. In beiden Bereichen konnten wir uns frühzeitig positionieren und damit unsere Kunden entsprechend gut servicieren. Die RBI ist stark in Zentral- und Osteuropa (CEE) positioniert. Welche Rolle spielt dort das Thema ESG? Viele Staaten Zentral- und Osteuropas sind EUMitglieder. Dort hat das Thema daher die gleiche Bedeutung wie in Westeuropa.

Management in Österreich neu veranlagt werden, fließen 91 Euro in nachhaltige Fonds, in CEE sind es 86 Euro. Eine Zahl, die sich monatlich verändert, aber doch die wachsende Relevanz von Nachhaltigkeit beim Veranlagen sehr deutlich macht. Wir haben als RBI vor gut 30 Jahren bei der Transformation der Planwirtschaften Zentralund Osteuropas in Marktwirtschaften eine führende Rolle gespielt.

Es muss unser Anspruch sein, diese Pionierrolle bei der Transformation der Region in nachhaltigere Volkswirtschaften einzunehmen. Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel Know-how im Bereich von grünen FinanzprodukAber auch in den Nicht- ten aufgebaut, das wir nun EU-Ländern gewinnt ESG in die Region tragen. an Bedeutung. Um ein konkretes Beispiel zu ge- Was kann die RBI selbst ben: Von 100 Euro, die tun, um klimafreundbei der Raiffeisen Capital licher zu werden?

Die größte Hebelwirkung einer Bank liegt zwar im Kerngeschäft, also bei der Vergabe von Krediten und der Veranlagung von Geldern. Aber natürlich haben wir uns bei unserem eigenen Energieverbrauch hohe Ziele gesetzt. Wir befinden uns bereits auf einem sehr guten Weg und sind laut der NonProfit-Organisation CDP das beste Unternehmen im Finanzsektor in Österreich. Auf diesem Erfolg wollen wir uns nicht ausruhen, sondern unseren CO2Ausstoß weiter signifikant reduzieren. Dazu haben wir eine ganze Reihe an Maßnahmen erarbeitet wie Energieeinsparungen durch LED-Leuchtmittel oder eine adaptierte Kühlung bzw. Heizung.


Mit Geld kann man den Planeten verlassen, aber ihn nicht retten. Wir haben verstanden. #responsiblebanking


FINANZPLATZ POLITIK

stärke den Wirtschaftsstandort und die Wettbewerbsfähigkeit, meint Neumayer. „Wir bewegen uns da in Richtung EU-

© „BÖRSIANER“

Kontrovers. Hans Jörg Schelling galt in Bankerkreisen als schlechter Zuhörer. In seine Amtsperiode fällt die Erhöhung der KESt auf Gewin­ ne von Kapital­ erträgen auf 27,5 Prozent und die Heta-Lösung.

Schnitt.“ Eine Senkung auf 21 Prozent wäre ihm noch lieber gewesen. „Von einer wirklichen Steuerreform kann erst gesprochen werden, wenn die kalte Progression abgeschafft wurde“, erinnert Schellhorn an einen weiteren Dauerbrenner im Forderungskatalog. Angekündigt von Schelling, Löger und Blümel sei bisher aber nichts geschehen. Brunner argumentiert nun, dass das Volumen der Steuerreform höher sei, als die Abschaffung der kalten Progression gebracht hätte. Hätte es über die Jahre mehr Druck vonseiten der Ökonomen und Wirtschaftsführer gebraucht,

kauf von Wertpapieren, die Erleichterung von Börsengängen (Prospektpflicht!), die Förderung des Finanzwissens, die Reduktion des Gold-Platings bei der Umsetzung von EU-Vorgaben oder die Schaffung grö-

damit sie bei der Politik Gehör finden?

„Österreich hat ein ­Ausgabenproblem.“

ßerer Anreize für privates Risikokapital geht oder auch um Green Bonds sowie

Die Industrie mache sich seit Jahren für die Stärkung des Kapitalmarkts und die steuerliche Entlastung des Faktors Arbeit stark, sagt Neumayer. Auch wenn die Vorgaben des Regie-

CHRISTOPH NEUMAYER

rungsprogramms alle umgesetzt würden, „was ich mir nicht erwarte“ – Treichl geht

staatliche Incentives für nachhaltiges Investieren. Gernot Blümel musste vor al-

„entschlossene Pensionsreform, die den

das nicht weit genug. Das Fehlen einer

lem gegen die pandemiebedingte Krise

Namen verdient“, meint Schellhorn,

starken Kapitalmarktstruktur sei kein

steuern und Hilfspakete schnüren, was

genauso wie die Senkung der Lohnne-

österreichisches, „das ist ein europä­

ihm durch die Bank zugutegehalten wird.

benkosten und Lohnsteuer - ebenfalls

isches Thema“. Während die europä­ische

Auch hat er den ersten Schritt zur Finanz-

ein Dauerbrenner im Forderungskata-

Wirtschaft zu 75 Prozent von Banken fi-

bildungsinitiative gesetzt.

log der Wirtschaft. Die aktuelle ökoso-

nanziert werde und nur zu 25 Prozent

ziale Steuerreform gehe in die richtige

über den Kapitalmarkt, sei es in den USA

Zurück zum Normalbetrieb

Richtung, mit der Senkung der Tarif-

genau umgekehrt. Der Wandel der Wirt-

Dennoch müsse die Budgetkonsolidie-

stufen und der CO2-Bepreisung. Schell-

schaft von der Old Economy zu Hightech

rung sobald wie möglich oberste Priori-

horn hätte sich jedoch eine klare Tren-

und Digitalisierung und die strengere Re-

tät haben, „wir müssen rasch wieder zu-

nung der beiden gewünscht, auch im

gulierung lasse den Banken aber weniger

rück zum Normalbetrieb“, bringt es Pölzl

Sinne der Transparenz. Für Pölzl wäre

Finanzierungsmöglichkeiten. Da müsse

auf den Punkt. Schaller warnt allerdings

begleitend eine mittel- bis langfristige

der Kapitalmarkt her. „Eine 50:50-Ver-

davor, dass die Unterstützungsprogram-

Energiestrategie wichtig, denn „die ho-

teilung wäre schon i­ deal.“ Um das zu er-

me zu abrupt eingestellt werden. Zur Er-

hen Energiepreise und die damit zusam-

reichen, bedürfe es freilich enormer An-

innerung: Die Staatsschuldenquote, das

menhängende stark steigende Inflation

strengungen, „denn für einen europä­

ist die Verschuldung gemessen am Brut-

sind große Herausforderungen“. Eine

ischen Kapitalmarkt brauchen wir nicht

toinlandsprodukt, die vom Höchststand

weitere sei die Digitalisierung, für die es

nur eine Finanzmarkt­ union, sondern

im Jahr 2015 von 84,9 Prozent bis 2019

eine Bildungsoffensive von der Grund-

auch eine Datenunion bis zu einem ge-

auf 70,5 Prozent gedrückt werden konn-

schule bis zur Universität brauche.

meinsamen Insolvenzrecht“. Das Ver-

te, lag 2020 wieder bei 83,9 Prozent.

ständnis dafür könne nur eine entspre-

Schon jetzt müsse der Finanzminis-

Was bleibt von der kalten Progression?

chende Finanzbildung schaffen. Womit

ter – „eigentlich die gesamte Regie-

Dass die Industriellenvereinigung die

wir wieder beim Regierungsprogramm

rung“, so Treichl – wichtige Weichen

Senkung der Körperschaftsteuer auf 23

wären. „Irgendwann muss man einfach

für die Zukunft stellen. Das betrifft eine

Prozent begrüßt, überrascht nicht. Das

anfangen“, so Treichl. n

24


2 2 0 2

K SBLIC U A T K MAR

INVESTMENT OUTLOOK Die Börsenampel steht 2022 weiterhin auf Grün, Anleger benötigen aber bessere Nerven.

#RENDITE


RENDITE MARKTAUSBLICK

MARKTENTWICKLUNG

ENTWICKLUNG (YTD) DER INTERNATIONALEN AKTIENMÄRKTE IM VERGLEICH ZUR WIENER BÖRSE 4,00% 3,00% 2,00% 1,00% 0,00% -1,00% -2,00% -3,00% -4,00%

ATX (ÖSTERREICH)

-5,00%

STOXX EASTERN EU TM (EUR) STOXX EUROPE TM (EUR)

-6,00%

STOXX US TM (EUR) STOXX EM TM (EUR)

-7,00% -8,00% -9,00% -10,00%

03.1.

04.1.

05.1.

06.1.

07.1.

10.1.

11.1.

12.1.

13.1.

14.1.

17.1.

18.1.

19.1.

20.1.

Holprig. Der Start in das neue Jahr verläuft an den Weltbörsen holprig, es kommt zu Gewinnmitnahmen. Österreichische Aktien können sich seit Jahresanfang ­gegenüber europäischen und US-Aktien sehr gut behaupten, auch die Schwellenländer-Aktien sind gut unterwegs. PERFORMANCE DER INDIZES IM VERGLEICH ISIN

KURS

YTD %

ISIN

KURS

ATX

AT0000999982

3860,25

–0,02

STOXX Emerging Markets TM, EUR

CH0147792532

147,99

–0,03

Dow Jones Global Index

XC0006975012

542,44

–5,67

STOXX Europe TM, EUR

CH0009119717

467,24

–2,85

STOXX Eastern Europe TM, EUR

CH0042344587

207,91

–4,45

STOXX USA TM, EUR

CH0114209130

402,54

–8,56

INDIZES

KOLUMNE

WOLFGANG MATEJKA Geschäftsführer Matejka & ­Partner Asset Management

INDIZES

YTD %

UNTERNEHMEN HABEN DIE ZEIT GUT GENUTZT Der österreichische Aktienmarkt lieferte im vergangenen Börsenjahr eine makellose Performance ab. Mit plus 38,87 Prozent ließ er nahezu alle europäischen Aktienindizes, teilweise deutlich, hinter sich zurück. Die Mischung aus historisch tiefen Bewertungen und einer den aktuellen Wachstumstreibern entsprechenden Indexgewichtung waren Eckpfeiler dieser Entwicklung. Darüber hinaus ist aber auch das Potenzial für weiteres Wachstum in diesen aktuellen spannenden Zeiten inmitten einer Pandemie, verbunden mit zunehmenden geopolitischen Spannungsherden, entwickelt worden. Die Unternehmen haben nahezu einheitlich diese Zeit genutzt, um mit Investitionen und konzentrierter Ausrichtung auf künftige Öffnungsschritte keine Zeitverluste zu erleiden. Die Probleme bei Lieferketten und Halbleiterversorgung bleiben zwar nach wie vor evident, sie lösen sich jedoch langsam, aber stetig auf, wodurch die positiven Konjunkturerwartungen ergänzend gestützt werden. Das geopolitische Bild, insbesondere jenes von Ukraine und Russland, bleibt für Österreich natürlich dominant bestehen. Dagegen drückt die internationale Orientierung der Kapitalmärkte in Richtung der global ansteigenden Inflation, samt den damit verbundenen notenbankpolitischen Interpretationen, naturgemäß auf die finanzierungslastigen Branchen, was wiederum aufgrund der überwiegend ausgeglichenen Bilanzen der heimischen Unternehmen einen Allokationsvorteil für unseren Markt darstellt.

26


RENDITE MARKTAUSBLICK

R E U E N N I E T G N I L

GE

Die globale Wirtschaft dürfte auch 2022 wachsen, wenngleich es zahlreiche Hürden zu bewältigen gilt. Die Lieferengpässe halten an, die Energiepreise steigen weiter. Wohin die Reise geht, erklären Experten. TEXT RAJA KORINEK

D

er Start in das neue Börsenjahr

Weichen stehen auf Wachstum

- und sich somit auch 2023 positiv auf

2022 war denkbar holprig, dazu

Trotz des Gegenwinds dürfte die glo­bale

das Wachstum auswirke. Freilich, dies

trugen mehrere Ereignisse bei.

Wirtschaft im Vorjahr ein Plus von 5,9

ist nicht immer ganz einfach. Joe Bi-

Die Inflation erreichte Ende 2021 in der

Prozent erzielt haben. Damit rechnen

den hatte sein Klimaschutzpaket – es

Eurozone ein Rekordhoch von fünf Pro-

die Experten des Internationalen Wäh-

umfasst gut 500 Milliarden US-Dollar –

zent im Jahresvergleich. In den USA war

rungsfonds. Die globale Wirtschaft soll

im November im Repräsentantenhaus

der Anstieg mit sieben Prozent noch

2022 um 4,4 Prozent wachsen, um 0,5

durchgebracht, scheiterte aber am Se-

kräftiger. Dahinter steckt nicht nur die

Prozentpunkte weniger als in der vor-

nat. Demgegenüber wurden im Vorjahr

globale Konjunkturerholung. Auch Lie-

herigen Prognose. Die Zuversicht teilt

die ersten Tranchen aus dem 750 Mil-

ferengpässe treiben die Preise an, eben-

man auch anderswo. Peter Brezinschek,

liarden Euro schweren EU-Wiederauf-

so wie die hohen Energiekosten.

Chefanalyst bei der Raiffeisen Bank In-

baufonds ausbezahlt. Der Großteil der

Mitte Dezember 2021 erreichte allein

ternational AG, präzisiert: „In China sind

Gelder soll für Nachhaltigkeit ausgege-

in Europa der Dutch-TTF-Gas-Future-

die Projektionen bei fünf Prozent, in den

ben werden. Und in China, wo 60 Pro-

Preis, der auf die künftige Entwicklung

USA liegen die Schätzungen bei etwas

zent der Stromproduktion aus Kohle

des Erdgaspreises setzt, ein Rekordhoch

über vier Prozent.“ Ähnlich hoch seien

stammt, wird verstärkt in erneuerba-

von 180 Euro je Megawattstunde, sank

die Aussichten für die Eurozone, sagt der

re Energien investiert, um 2060 die Kli-

zu Jahresende dann auf rund 80 Euro.

Raiffeisen-Ökonom und verweist auf Ös-

maneutralität zu erreichen.

Doch das liegt immer noch weit über

terreich, wo er den BIP-Anstieg auf gut

dem langjährigen Schnitt. Indessen hat

vier bis 4,5 Prozent schätzt.

Ausgerechnet im Reich der Mitte – dort wuchs die Wirtschaft im Vor-

die europäische Ölsorte Brent die Marke

Brezinschek verweist dabei auch auf

jahr um 8,1 Prozent - werden jetzt wie-

von 80 US-Dollar wieder übersprungen.

wichtige langfristige Treiber, zu denen

der harte Lockdowns aufgrund der Omi­

Dementsprechend

sind

er den Investitionszyklus in neue Tech-

kron-Mutante verhängt. Die Aktion

Anleger über die Auswirkungen auf die

nologien und den Klimaschutz zählt.

trifft unter anderem Halbleiterherstel-

Konjunktur und die Finanzmärkte.

Es sei wesentlich, dass dieser anhalte

ler wie Samsung Electronics und Micron

verunsichert

27


© ADRIAN BRADSHAW / EPA / PICTUREDESK.COM

RENDITE MARKTAUSBLICK

Lieferkette. Die Container ­warten im chi­ nesischen Hafen darauf, verschifft zu werden. Die Probleme mit den Lieferket­ ten dürften 2022 ­wegen Chinas Zero-Covid-­ Politik anhalten.

Technology, ein Umstand, der zur Ver-

licher erhöht werde als nach vorheri-

(EZB) sowie der US-Notenbank FED -

schärfung der aktuellen Lieferengpässe

gen Krisen, fügt Tilmann Galler, Kapi-

angesetzt worden: „Die EZB rechnet

beiträgt. Chips sind außerdem wesent-

talmarktstratege bei JP Morgan Asset

sogar mit 3,2 Prozent im Jahresdurch-

licher Teil der Energiewende. Sie wer-

Management, an. Galler begründet dies

schnitt.“ Letztendlich werde die Teue-

den etwa für die Elektromobilität benö-

zum einen mit finanziellen Engpäs-

rungsrate im Jahresverlauf nur langsam

tigt, aber auch in modernen Autos mit

sen vieler solcher Branchenkonzerne:

zurückgehen und erst im Spätherbst

Verbrennermotoren. Der deutsche Au-

„Auch der politische Druck nimmt auf-

sich der Zweiprozentmarke nähern,

tomobilhersteller Audi etwa berichtete

grund des Umweltaspekts zu, weshalb

wirft Brezinschek einen Blick voraus.

von Lieferproblemen im vierten Quar-

diese Produk­tionsquelle weniger flexi-

Doch was bedeutet dieser Umstand

tal 2021 aufgrund eines Chipmangels.

bel als zuvor auf die erhöhte Nachfrage

für die Geldpolitik? Weil Europas Wäh-

Ähnlich lauten die Berichte anderer

reagieren kann.“

rungshüter zumindest aus aktueller

Auto­bauer.

All diese Entwicklungen dürften die

Sicht ebenfalls nur mit einer temporär

Inflation noch weiter antreiben. Raiff-

höheren Inflation rechnen, dürften sie

Risiken durch Lieferengpässe

eisen-Ökonom Brezinschek verweist auf

in den kommenden Monaten weiterhin

Die vorsichtigen Schätzungen der Markt­

weitere Aspekte und meint, „die CO2-

behutsam vorgehen. Die Anleihekäufe,

experten der weiteren Entwicklung bei

Steuern werden sicherlich die Gesamt­

die zur lockeren Geldpolitik beitragen,

Lieferengpässen sind durchwegs nach-

inflationsrate über direkte und indirek-

dürften weiter leicht zurückgefahren

vollziehbar. Rolf Schäffer, Marktstratege

te Effekt nach oben drücken“. Zudem

werden. „Eine Zinsanhebung erwarten

bei der Landesbank Baden-Württemberg

verweist er auf die Preisdurchsetzungs-

wir aber nicht“, konstatiert Galler von

(LBBW), meint, dass die kommenden

macht vieler Unternehmen. Sie sorge

JP Morgan Asset Management.

zwei bis drei Monate besonders heraus-

dafür, dass höhere Herstellungskosten,

Demgegenüber zeichnet sich jenseits

fordernd sein werden. „Omikron wird

etwa aufgrund höherer Rohstoffkosten,

des Atlantiks ein anderes Bild ab, wo

die weltweiten Lieferengpässe nochmals

im laufenden Jahr an Konsumenten wei-

Galler nachhaltigere Inflationsrisiken

verstärken und den Preisdruck an den

tergegeben werden.

insbesondere vom Arbeitsmarkt erwartet. Unternehmen seien gezwungen, hö-

Gütermärkten hoch halten.“

Inflationsprognosen angehoben

here Löhne aufgrund des Arbeitskräfte-

Schäffer Risiken, da sich insbesonde-

Aus diesem Grund seien zuletzt sämt-

mangels zu zahlen. „Sie werden die hö-

re im Russland-Ukraine-Konflikt kei-

liche Prognosen für die Konsumenten-

heren Kosten möglichst an die Verbrau-

ne Besserung abzeichnet. In den USA

preise 2022 deutlich über die Marke von

cher weitergeben. Die Lohn-Preis-Spi-

stockt wiederum die Schieferölproduk-

zwei Prozent – dem langfristigen Ziel-

rale treibt die Inflation dabei weiter in

tion, weshalb das Angebot viel zöger-

wert

die Höhe.“ Auch bei der LBBW rechnet

Auch für die Energiemärkte erkennt

der

Europäischen

28

Zentralbank


RENDITE MARKTAUSBLICK

man mit einer zunehmenden Teuerung, auf das Gesamtjahr gerechnet dürfte die US-Inflationsrate gut fünf Prozent errei-

ÖLPREIS

„und Risikoaufschlägen nahe Allzeittiefs

90

sich die Experten zuversichtlicher für die

unattraktiver“. Demgegenüber zeigen

chen. Und während die FED für heuer drei

globalen Aktien­märkte, wenn auch der

Trippelschritte – zu jeweils 0,25 Prozent-

Start ins neue Jahr durchaus schwan-

punkten – beim Leitsatz nach oben ange-

kungsfreudig ausgefallen ist. Raiffeisen-

kündigt hat, kann man sich bei der LBBW inzwischen vier Anhebungen vorstellen.

Experte Brezinschek sagt, „auch 2022

60

kommt man an Aktien nicht vorbei.“ Vor

Derzeit notiert der Leitzins in einer Span-

allem in der ersten Jahreshälfte sollte

ne von null bis 0,25 Prozent.

sich die größte Kursdynamik entwickeln,

Staatsanleihen bleiben unattraktiv

30

da das Auslaufen restriktiver Covid26.1.21

26.1.22

Quelle: TeleTrader

Anleger sollten ihre Investments im Bör-

19-Maßnahmen für neuerlichen wirtschaftlichen Aufschwung sorgen dürfte.

WENN MÄRKTE KORRIGIEREN …

MARKTENTWICKLUNG

Das Jahr hat an den Börsen ähnlich gut begonnen, wie das alte geendet hatte: Zahlreiche Aktienmärkte notierten Anfang Jänner deutlich im Plus. Doch im Raum stehen nach wie vor die bekannten Heraus­ forderungen: Pandemie, Inflation, Zinsen. Dazu kommen geopolitische Themen, die zu den besonders

HEIKE ARBTER Mitglied des Vorstands Raiffeisen Centrobank AG (RCB)

dynamischen Rahmenbedingungen beitragen – und exakt in diesem Umfeld können die ­Anlageprodukte der Raiffeisen Centrobank Stabilität ins Portfolio bringen. Die Entwicklung der Zertifikate ist bekanntlich an den Kurs des Basiswerts gekoppelt. Der Unterschied zur Aktie ist, dass durchs Auszahlungsprofil des Zertifikats ein Sicherheitsmechanismus erzeugt werden kann, mit dem sich kurzfristige Unsicher­heiten ­besonders ausgeglichenes Verhältnis von (reduziertem) Marktrisiko und (attraktiver) Ertragschance. Wir erwarten ein spannendes, dynamisches Kapitalmarktjahr! Unser Prinzip „nahe am Markt“ behalten wir auch 2022 bei und werden kontinuierlich passende Zertifikate zur Zeichnung sowie handelbar am ­Sekundärmarkt unter www.rcb.at in die Auslage stellen. Ebenfalls im Fokus der RCB bleibt die nach­ haltige Geldanlage – so viel sei schon verraten: Wir setzen neue Zeichen für die Umwelt.

senjahr 2022 umso sorgfältiger wählen. Bernd Meyer, Chefanlagestratege der Berenberg Bank, findet etwa Staatsan-

Entgeltliche Einschaltung

leicht durchtauchen lassen. Insbesondere unsere Kapitalschutz- und Bonus-Zertifikate bieten ein

Dabei könnten die Unternehmensge-

INFLATIONSRATE EUROZONE

winne sogar zweistellig wachsen und die

5,00

etablierten Börsen ein Plus von gut acht

leihen unattraktiv. Deren Renditen ver-

bis zehn Prozent auf Jahressicht zurück-

harren noch immer auf beinahe histori-

legen, schätzt Brezinschek. Dennoch

schen Tiefs, wenngleich sie zuletzt ein

sollten Anleger die Risiken nicht über-

wenig gestiegen sind. Die Papiere eigneten sich praktisch nicht mehr als Port­

sehen: Spätestens in der zweiten Jahres-

2,50

hälfte dürften die US-amerikanischen

folioabsicherung, wie es in der Vergan-

Zinserhöhungen beginnen und die Er-

genheit der Fall war. Stattdessen emp-

wartungen für die globale Konjunktur

fiehlt Meyer Optionsstrate­ gien. Selbst Unternehmensanleihen

seien

ange-

sichts niedriger nominaler Renditen

0,00

sich in Hinblick auf 2023 obendrein ein26.1.21

26.1.22

Quelle: TeleTrader

29

trüben. Damit dürften auch die Schwankungen zunehmen. n


RENDITE MARKTAUSBLICK

FÜNF TIPPS FÜR IHR GELD Steigende Inflationsraten, höhere ­Marktschwankungen und ein Voranschreiten des Klimawandels: Die Heraus­forderungen sind 2022 ­zahlreich, die Aktienmärkte befinden sich zu Jahres­beginn unter Druck. Der Börsianer hat fünf ­aussichtsreiche Investmentstrategien identifiziert. TEXT RAJA KORINEK

30


© WHITE HOUSE

Anleihen. Zehnjährige US-Bonds zahlen aktuell 1,7 Prozent Rendite. Die US-Notenbank plant heuer drei bis vier Zinserhöhungen.

WERTERHALT MIT BONDINVESTMENTS DPAM GLOBAL INFLATION LINKED 137,50

125,00

112,50

Solar. Die Auswir­ kungen des Klima­ wandels auf Wirt­ schaft und Industrie krempeln bestehen­ de Geschäftsmodelle um. Profiteure sind auch alternative An­ bieter von Energie.

D

27.1.21

27.1.22

Quelle: TeleTrader

ie steigende Inflation führt vor allem bei niedrig verzinsten Anleihen zu realen Wertverlusten. Chancen mit Bonds gibt es dennoch, etwa mit inflations­

indexierten Anleihen: Nominale und Zinsen werden an die Inflation angepasst. Obendrein steigt der Kurs bei zunehmenden Inflationserwartungen. Der DPAM Horizon B Bonds Global Inflation Linked Fund (ISIN BE0948790333 für Privatanleger, BE0948793360 für Großanleger) konnte sich mit ­einem jährlichen Plus auf zehn Jahre von 4,21 Prozent auf Eurobasis laut Morningstar gut behaupten. Rund 40 Prozent entfallen auf US-Staatspapiere, gefolgt von Italien. Der Lyxor Core Euro Government Inflation-Linked Bond UCITS ETF (LU1650491282) setzt auf Papiere aus Frankreich, Italien, Deutschland und Spanien. Bei Wandelanleihen können Anle-

© PAUL LANGROCK / LAIF / PICTUREDESK.COM

ger die Papiere in die zugrunde liegenden Aktien wandeln. Das macht dann Sinn, wenn der Aktienkurs über dem Wandlungspreis liegt. Weil sich gerade solide Konzerne auch bei steigender Inflation durchsetzen, solange diese nicht allzu kräftig anzieht, profitieren Wandelanleihen ebenso, wenn auch nicht in vollem Ausmaß. Nach unten bietet die Anleihekomponente einen Verlustpuffer. Der Lazard Convertible Global Fund (FR0000098683 für Privatanleger, FR0011575240 für Großanleger) konnte sich auf zehn Jahre mit 9,96 Prozent pro Jahr auf Eurobasis behaupten.

31


© ILUKA

© OMV

Werthaltig. Aktien von Rohstoffkonzernen wie der OMV AG gehören zu den ­sogenannten Value-Aktien, die derzeit verstärkt im Fokus von Investoren stehen.

I

Nachfrage. Minenaktien und Förderer von seltenen Erden, wie die australische Gesellschaft Iluka, finden sich in Rohstofffonds und ETFs wieder.

WACHSTUM MIT VALUE-AKTIEN

STRATEGIEN FÜR DEN ROHSTOFFBOOM

n den vergangenen Jahren haben vor allem Wachstums­

AMUNDI AKTIEN ROHSTOFFE

aktien hohe Kurszuwächse verzeichnet. Bei diesen Kon-

80

zernen wird auf künftige Gewinne gesetzt, die in Zeiten

steigender Zinsen aus heutiger Sicht aber geschmälert wer-

den. Substanzaktien – oder Value-Titel – rücken deshalb verstärkt in den Fokus. Viele erzielen bereits Gewinne, sind an der Börse aber oftmals unterbewertet. Gemeint sind meist

0

Finanz-, Industrie-, Konsum- und Rohstoffaktien. Ein Vergleich verdeutlicht das Aufholpotenzial: Ende 2021 lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des MSCI Value Index bei rund 16, jenes für den MSCI Growth Index bei mehr als 37. Obendrein

-80

schütten zahlreiche Value-Firmen lukrative Dividenden aus.

21.1.19

Auf globaler Ebene überzeugt der DWS Invest CROCI World

21.1.22

Quelle: TeleTrader

(LU1769941003 für Privatanleger, LU1769940708 für Großanleger) mit einem jährlichen Plus von 11,35 Prozent auf Eurobasis laut Morningstar. Auch die Wiener Börse gilt aufgrund ihrer Zusammensetzung als Value-lastig. Zu den größten Positionen im 3 Banken Österreich-Fonds (AT0000662275) zählen Erste Group Bank AG und Raiffeisen Bank International

D

AG. Auch der Leiterplattenhersteller AT&S AG wird hoch ge-

er Rohstoffboom hält an. Das Ölkartell, die Opec, und seine Verbündeten wie etwa Russland und Mexiko erhöhten im Dezember 2021 die Produktion mit

150.000 Fass pro Tag geringer als erwartet. Der Erdgaspreis hat im Vorjahr in Europa ein Rekordhoch erreicht. Erdgas soll

wichtet. Zudem sind Industriewerte wie etwa Andritz AG und

bei der Energiewende als Übergangslösung eingesetzt wer-

Rohstoffaktien wie etwa OMV AG enthalten. Rein auf den ATX

den, da es nicht genug Kapazitäten aus erneuerbaren Ener­

können Anleger mit einem Indexzertifikat der Raiffeisen Cen-

gien gibt. Zugleich hat Nord Stream 2 in Deutschland noch

trobank setzen (AT0000A04QX5).

keine Genehmigung erhalten. Obendrein heizt der Ausbau von Wind- und Solarkraft die Metallpreise an. Eine solide Wertentwicklung erzielte der Amundi Ak­tien

DWS CROCI WORLD

Rohstoffe (DE0009779884 für Privatanleger, DE000A0JDPT1 für Großanleger), die jährliche Performance auf zehn Jah-

75

re laut Morningstar lag zuletzt bei 5,2 Prozent auf Eurobasis. Schwerpunkte sind Ölaktien wie etwa Conoco Phillips und Minen­aktien wie zum Beispiel Freeport McMoRan. Mit dem Lyxor Commodities Refinitiv/CoreCommodity CRB TR UCITS

0

ETF (LU1829218749) wird mittels Derivate auf die künftige Preisentwicklung von Energie, Metallen und Landwirtschaftsgütern gesetzt. Die Energiewende erfordert hingegen seltene Erden und

-75

21.1.19

strategische Metalle wie etwa Lithium und Kobalt. Auf solche

21.1.22

Minenbetreiber setzt der VanEck Vectors Rare Earth and Stra-

Quelle: TeleTrader

tegic Metals UCITS ETF (IE0002PG6CA6).

32


Zielvorgabe. Anbieter von alternativen Energien wie Wind-, Solar- und Wasser­ kraft als auch Wasseraufbereiter gehören ins Depot von Klimawandelfonds.

N

© BEIGESTELLT

© THERMOFISHERSCIENTIFIC

RENDITE MARKTAUSBLICK

Flüssig. Der chinesische Branntweinhersteller Kweichow Moutai gehört zum Port­ folio einiger Asienfonds. Prost!

KAMPF DEM ­KLIMAWANDEL

ASIENS AUFWIND IM FOKUS

achhaltige Investments bekommen kräftigen Rü-

FIDELITY ASIA PACIFIC OPP.

ckenwind. Vor allem die Klimawende steht im Fo-

37,50

kus, wie der Klimagipfel COP26 im November 2021

verdeutlichte. Das Ziel: bis 2050 den globalen Temperatur­ anstieg auf unter 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindus­ triellen Zeit zu begrenzen. Dafür werden laut den Vereinten Nationen gut 125 Billionen US-Dollar benötigt. Vor allem der

25,00

Energiesektor verursacht hohe Emissionen. Auf Lösungen setzt der BNP Paribas Energy Transition Fund (LU0823414635 für Privatanleger, LU0823415285 für Großanleger). Darin sind Aktien aus der Wind-, Solar- und Wasser-

12,50

stoffbranche hoch gewichtet wie etwa Plug Power, Sunrun und ReNew Power.

27.1.19

27.1.22

Quelle: TeleTrader

Die jährliche Fünfjahresperformance liegt bei 9,75 Prozent auf Eurobasis. Der iClima Smart Energy UCITS ETF (IE00BLCH4S17) setzt auf Unternehmen, die eine dezen­ trale Energieerzeugung forcieren. Dazu zählt die Produktion erneuerbarer Energien sowie intelligenter Stromnetze wie etwa Quanta Services und Tesla. Mit der Erderwärmung wer-

F

ür Asien war 2021 ein schwieriges Jahr. Der Tourismus brach ein, aufgrund der Lockdowns konnten viele Fa­ briken etwa in Thailand und Vietnam nicht produzie-

ren. In China wurden die geldpolitischen Zügel straffer an-

den auch Trinkwasservorkommen knapper.

gezogen, während Regulierungen Internet- und Bildungs-

Auf Lösungen setzt der RobecoSAM Sustainable Water

konzerne einengten. „2022 erwarten wir zumindest für den

Equities (LU2146190835 für Privatanleger, LU2146192377 für

Nordosten Asiens ein Comeback. Obwohl in China auf Wachs-

Großanleger). Anbieter von Analysegeräten und Wasserauf-

tum mit nachhaltigerer Qualität gesetzt wird, sehen wir kurz-

bereitungslösungen sind übergewichtet.

fristig mehr fiskalische Aktivität, um eine ‚harte Landung‘ zu vermeiden“, so Tilmann Galler von JP Morgan Asset Manage­ ment. Obendrein soll der Binnenkonsum gestärkt und der

ROBECOSAM SUSTAINABLE WATER

technologische Fortschritt forciert werden. Für Investoren sei es ein interessanter Zeitpunkt, sich der Re­gion wieder

100

zu nähern, wo sich – inklusive Japan – der Vitruvius ­Asian Equity (LU0479425513 für Privatanleger, LU0479425786 für Großanleger) auf zehn Jahre mit einem Plus von 12,7 p. a. auf Euro­basis behaupten konnte. Industrie und Technologie sind

0

hoch gewichtet. Ex Japan investiert der Fidelity Funds - Asia Paci­fic Opportunities Fund (LU0345361124 für Privatanleger, LU0345362361 für Großanleger), dessen Fokus liegt auf Technologie und Finanzen. Rein auf China setzt der Neuberger

-100

21.1.19

Berman China Equity Fund (IE00B543WZ88 für Privatanle-

21.1.22

ger, IE00B547N797 für Großanleger). Konsumgüter wie Haier

Quelle: TeleTrader

und Inner Mongolia Yili stehen hoch im Kurs.

33


RENDITE MARKTAUSBLICK

NO

RM

AL

N zw ach e etw i Jah dem B Au r a ge s ru en C örse sblic op hig oro nk. au oliti er w na- Fabe ffla sch P mm e R erde and ljahr en isik n. Sp emi 202 e de e 1 i Lie n un elve sollt und fer d im rde e 2 r 02 ke tte me ber 2 np r w sind i rob ed lem er e.

34

ITÄ T


RENDITE MARKTAUSBLICK

Geopolitische Risiken, Inflationsentwicklung und Lieferketten stehen auf der Watchlist von Raiffeisen-KAG-Chefinvestorin Ingrid Szeiler, Erste-GroupBank-AG-Chefanalyst Fritz Mostböck und 3-Banken-Geschäftsführer Alois Wögerbauer. Der Börsianer hat mit den drei Marktkennern in einem virtuellen RoundTable-Gespräch ihren Investment- und Marktausblick für 2022 diskutiert und sich Tipps fürs Investieren geholt. TEXT INGRID KRAWARIK

D

as Börsenjahr 2022 hat welt-

in den USA und fünf Prozent in Europa

nicht schlecht, weil man sich steigen-

weit mit Verlusten begonnen.

sind nicht positiv und auch nicht tragbar,

de Zinsen vor Augen führt. So kom-

An den Aktienmärkten gab es

die EZB ist mit ihrer Inflationsschätzung

men wir langsam zur Normalität zurück.

starke Gewinnmitnahmen, vor allem

bis 2024 von 1,8 Prozent gezwungen op-

Die Warteposition der EZB in Bezug auf

bei Technologiewerten. Grund dafür

timistisch. Dass wir strukturell in den

Zinserhöhungen verstehe ich da nicht,

sind Lieferkettenpro­ bleme, aber auch

kommenden zehn Jahren eine höhere In-

wenn man den Euroraum ganzheitlich

die Aussicht auf Zinserhöhungen in den

flationsrate haben werden als in den ver-

betrachtet. Da gibt es auch im EZB-Di-

USA. Der ATX-Index hält sich im Ver-

gangenen zehn Jahren, halte ich für gut.

rektorium starke Unstimmigkeiten.

gleich mit anderen Börsen gut. Worauf

Fritz Mostböck: Die EZB und die No-

Alois Wögerbauer: Ich habe schwere

müssen Investoren also heuer achten?

tenbanken haben sich lange eine höhere

Zweifel, dass wir die jetzige Inflation mit

Der Börsianer hat mit drei Experten bei

Inflation gewünscht, jetzt ist sie da, und

einer Zinserhöhung bekämpfen könn-

einem virtuellen Round Table über den

plötzlich haben alle ein Problem. Sie ist

ten. Wird dann das Gas billiger und die

Ausblick für 2022 diskutiert.

nämlich anders da, als man sich das ge-

Chipfabrik in Asien schneller gebaut? Ich

wünscht hätte, in einer Pandemie mit

sehe aktuell keinen Nachteil für Unter-

Die Inflationsdynamik ist derzeit das be-

erratischem Wachstum zum großen Teil

nehmen in der Eurozone, im Gegenteil,

herrschende Thema. Ist es ein Pro­blem für

von erhöhten Rohstoffpreisen gesteu-

derzeit bauen europäische Aktien eine

die Märkte, wenn die Inflation h ­ öher aus-

ert. Das wollte man so nicht. Inflation

hochattraktive Risikoprämie auf, ich

fällt als in den letzten zehn Jahren? – ­Alois

ist für börsennotierte Unternehmen po-

würde den Weg der EZB nicht verteufeln.

Wögerbauer: Wenn man 30, 40, 50 Jah-

sitiv, weil diese auf lange Sicht weiter-

re zurückschaut, laufen Aktienmärkte in

gegeben wird und daher auch Umsät-

Die Preiserhöhungen sind auch durch die

Deflationsphasen dramatisch schlecht,

ze und Erträge steigen werden. Auch

Lieferkettenprobleme entstanden. Wird es

nicht sonderlich gut bei Phasen von ei-

für Banken und Versicherungen ist sie

durch die verstärkte Regionalisierung eine

nem Prozent oder über fünf Prozent, weil es dann zu Margen- und Lohndruck kommt. Aktienmärkte laufen gut, wenn sich die Inflationsrate zwischen zwei und

„Ich bin für den ATX 2022 klar optimistisch.“

vier Prozent einpendelt. Dieses Szenario halte ich für die kommenden Jahre für realistisch. Den Peak der jetzigen Inflation werden wir im zweiten Quartal 2022 erreichen. Das klingt positiv. – Ingrid Szeiler: Na ja, die derzeitigen sieben Prozent Infla­tion

ALOIS WÖGERBAUER

35


RENDITE MARKTAUSBLICK

nachhaltige Veränderung bei Lieferketten geben? – Fritz Mostböck: Die Abhängigkeit von Asien ist so weit fortgeschritten, dass sich das kurzfristig nicht lösen

„Inflation ist ­anders da, als man sie sich ­gewünscht hat.“

lässt. Ich kenne Automobilhersteller, die derzeit keine Autos bauen, in denen man Handys induktiv aufladen kann, weil der Chip fehlt, die müssen auf USB-Kabel zurückgebaut werden. Man kann nicht plötzlich Greenfield-Operations in der Chip- und Kabelproduktion aufstellen. Ingrid

Szeiler:

Infineon

hat

eine

FRITZ MOSTBÖCK

Chipfabrik gebaut, von der Planung zur

sonders im Hinblick auf die Taxonomie,

gen auf den Öl- und Gaspreis hat, der

Produktion vergehen drei Jahre. Wenn

Schlagwort Atomenergie? – Ingrid Szeiler:

Gaspreis hat sich zwischenzeitlich mehr

die Pandemie abebbt und sich die Lage

Eigentlich sollte die Taxonomie Anle-

als vervierfacht. Und das schlägt sich

normalisiert, auch durchs Nachholen

gern Orientierung geben, welche Wirt-

wieder auf die Inflation. Auch das The-

des Wirtschaftswachstums, wird auch

schaftstätigkeiten den globalen Um-

ma USA gegen China würde ich nicht un-

der Druck auf die Lieferketten nachlas-

weltzielen dienen, mit Atomenergie

terschätzen, falls Handelskonflikte er-

sen und der Bedarf zu regionalisieren

konterkariert man das natürlich.

neut aufflammen, könnte China gewis-

wieder verschwinden. Alois Wögerbauer: Kurzfristig lässt sich wenig machen. Wenn wir 2030 auf die

Fritz Mostböck: Und die Entsorgung

se Waren zurückhalten, die Lieferketten

von Brennstäben kann langfristig nicht

unterbrechen, das würde wieder einen

nachhaltig sein!

Rückstau für die Industrieproduktion be-

Pandemie zurückschauen, werden zwei

Ingrid Szeiler: Wer Atomkraft fördert,

Dinge bleiben: der Schub in der Digitali-

wird nichts in umweltfreundlichere Al-

Alois Wögerbauer: Meine größte Sorge

sierung und, dass wir in diesen Quartalen

ternativen investieren. Das kommt er-

ist China, ich bin auch chinesischen Ak-

den Höhepunkt der Globalisierung über-

schwerend hinzu. Ich vergleiche das

tien gegenüber sehr skeptisch. Das Land

schritten haben. Der Autobauer merkt,

gerne mit E-Mobilität: Bei E-Autos hat

fährt eine Zero-Covid-Politik. Die wird

so ein Chip kostet fünf Euro, und wegen

sich so lange nichts getan, bis die ge-

dazu führen, dass Lieferketten immer

so etwas steht sein Werk still, das könn-

setzlichen Forderungen da waren. Ähn-

wieder unter Druck kommen, weil ein

te die Rückkehr zu mehr Regionalität

lich ist es bei der Atomkraft, die EU

Hafen oder eine Stadt geschlossen wird,

unterstützen. Außerdem war die Globa-

nimmt sich damit die Glaubwürdigkeit

und das zieht Kollateralschäden nach

lisierung der größte Inflationshemmer,

des Green Deal.

sich. Eine Eskalation zwischen China und

deuten.

ein bisschen weniger, und wir werden

Alois Wögerbauer: Das Thema ist müh-

eine strukturelle höhere Inflation haben.

sam. Am Ende des Tages wird jede Ge-

Fritz Mostböck: Es wird immer wieder

sellschaft für sich ihren eigenen Nach-

von einer großen Kriegsgefahr in Euro-

Gibt es nicht auch einen Schub Richtung

haltigkeitsgrundsatz definieren müs-

pa wegen Russland und Ukraine gespro-

nachhaltiges Investieren? Wird dieses The-

sen und nicht auf Brüssel hören. Eben-

chen, so drastisch würde ich das nicht

ma die Kapitalmärkte 2022 beschäftigen?

falls mühsam ist, dass die Begriffe in

sehen. Russland ist nicht in der komfor-

– Fritz Mostböck: Das ist ein großes The-

Me­ dien und bei Kundenterminen ver-

tabelsten Situation, das weiß Putin auch.

ma, vor allem ESG, weil die Differenzie-

mischt werden. Ein ESG-Ansatz ist was

So eine Krise hätte natürlich Einfluss auf

rung erst beginnt. Zur Zeit der Finanz-

Gutes, aber ein völlig anderes Thema als

die Kapitalmärkte.

krise 2008 gab es weltweit drei Prozent

ein Öko-Fonds. Und das aufzulösen ist

nachhaltige Assets under Management,

schwierig.

Taiwan möchte ich mir nicht vorstellen.

Bleibt uns noch der erfreulichere Blick auf die Börsen. Der ATX-Index war 2021

jetzt werden 30 bis 35 Prozent unter nachhaltigen Gesichtspunkten verwal-

Zuletzt haben wieder verstärkt geopolitische

mit rund 39 Prozent Top-Performer, geht

tet. Nur muss man sich aktuell anschau-

Risiken mehr Aufmerksamkeit bekommen,

sich 2022 ein ähnlich gutes Ergebnis aus?

en, ob diese 30 bis 35 Prozent überhaupt

wie etwa Russland und Ukraine oder auch

­Alois Wögerbauer: Ich bin klar optimis-

nachhaltig sind.

China. Sehen Sie eine Gefahr für die Märk-

tisch, obwohl man den ATX natürlich

te? – Ingrid Szeiler: Wesentlich ist, wie sich

nicht aus dem Rest der Welt rauslösen

Ist ESG oder auch Nachhaltigkeit nicht

die Lage in Russland, Kasachstan und der

kann. Wenn man von Growth und Value

ein sehr politisches Thema geworden, be-

Ukraine entwickelt, weil das Auswirkun-

spricht, dann ist Österreich bis auf die

36


RENDITE MARKTAUSBLICK

der Performance sehr ich eher einen Pfad Richtung Normalität, ich halte zehn

„Wer Atomkraft ­fördert, wird nichts in ­umweltfreundlichere ­Alternativen ­investieren.“

bis 15 Prozent für realistisch. Alois Wögerbauer: Es gibt so viele Geschäftsmodelle,

die

mich

langfristig

überzeugen, wie Wienerberger, Palfinger oder die AT&S und viele andere, es gibt ein breites Universum an österreichischen Titeln. Ich bin auch für die Banken besonders, aber auch für die breite Industrie optimistisch, global betrachtet ist die

INGRID SZEILER

Konsensschätzung bei acht Prozent Ge-

AT&S AG eine klassische Value-Börse,

bungen sind gut für Banken und Versi-

winnwachstum, für Österreich würde

und dadurch spürt Österreich den glo-

cherungen, vom hohen Ölpreis werden

ich es ähnlich sehen. Wenn das Gewinn-

balen Trendwechsel von Growth Rich-

Ölaktien profitieren.

wachstum das Performancewachstum

tung Value, das hat man über das ganze

Fritz Mostböck: Von den 20 Werten im

Jahr 2021 gesehen. Und die Gewinnsai-

ATX sind 70 Prozent durch CEE domi-

son verspricht erfreulich zu werden. Die

niert. Das bleibt einer der wesentlichs-

Ingrid Szeiler: Wir sind eine Spur opti-

Banken, Versicherungen und die Indus-

ten Treiber für die Wiener Börse. Wenn

mistischer beim Gewinnwachstum, das

trie zeigen gute Ergebnisse, Österreich

alle diese Werte ausschließlich auf Ös-

sehen wir in Europa und in Österreich

wird vom Value-Trend weiter profitie-

terreich fokussiert wären, würde die

um die zwölf Prozent und erwarten eine

ren. Es ist ein Gemisch aus Comeback,

Wiener Börse ganz anders aussehen.

Performance in der Höhe des Gewinn-

günstiger Bewertung und Dividenden-

Von den Top Picks würde ich erwähnen:

wachstums. Ich würde es niedrig zwei-

rendite von 3,5 Prozent.

Andritz, VIG, Österreichische Post und

stellig nennen. n

widerspiegelt, wäre ich bei einer hohen einstelligen Ertragserwartung.

Ingrid Szeiler: Ich würde auch die Nähe

Strabag. Andritz ist ein globaler Markt-

zu Osteuropa als positiv sehen für 2022.

nischenplayer in seiner spezifischen In-

%MEINE RENDITE

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass

dustrie, die Post ist in Osteuropa aktiv

Inflation, geopolitische Risiken und mög-

Österreich wieder Outperformer sein

und ein infrastrukturrelevanter defensi-

liche Zinserhöhungen sollten 2022 im

wird. Viele der Argumente sprechen für

ver Wert, Strabag und VIG sind eine rei-

Auge behalten werden, diese könnten

Europa versus USA, das haben wir aller-

ne Wette auf Osteuropa. Und die Ban-

sich auf Wirtschaft und Aktienmärkte

dings schon viele Jahre gesagt, inner-

ken wie Erste Group und RBI profitieren

korrigierend auswirken. Die hohen Kurs-

halb Europas sehe ich den österreichi-

von Osteuropa, weil die Zinsen in Nicht-­

gewinne aus dem Vorjahr werden nicht

schen Markt als Profiteur. Zinsanhe-

Euro-Ländern deutlich höher sind. Bei

wiederholt, Value-Titel sind gefragt. n

Die Zeiten ändern sich. Die Banken auch. Immobilien sind Werte mit Seele

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RENDITE MARKTAUSBLICK

ASSET­KLASSEN IM FOKUS AKTIEN

ANLEIHEN

ROHSTOFFE

G

K

D

utmann-Investment-Chef Robert Karas rechnet 2022 mit höheren Preisbewegungen als

2021. „Wir finden aber weiterhin attrak-

epler-Fonds-Investmentchef Uli Krämer geht im Eurobereich von moderaten Anstiegen aus, spe-

ziell bei Staatsanleihen. „Dieses Seg-

ie Ursache für die steigende Inflation liegt in hohem Maße an dem durch die Pandemie verur-

sachten Lieferkettenproblem. Das führ-

tive Aktien, vor allem in den USA. Die-

ment ist schon länger untergewichtet.

te insbesondere am Rohstoffmarkt zu

ser Markt ist zwar historisch hochbe-

Bei Produkten mit Risikoprämien gegen-

steigenden Kursen.

wertet, bietet aber außerhalb der Mega

über Staatsanleihen gefallen mir Unter-

„Rohstoffe, insbesondere Energie-

Caps ausgezeichnete Geschäftsmodel-

nehmensanleihen, sowohl im Invest-

und Industriemetalle, könnten in die-

le zu fairen Preisen.“ Die Region Asien

mentgrad als auch unterhalb des Invest-

sem Jahr bei einer Inflation ab drei Pro-

bleibe trotz eines schwachen Jahr 2021

mentgrads (High Yield).“ Ausfallsraten

zent überproportional profitieren“, sagt

aufgrund der günstigen Bewertung inte-

dürften vor einem soliden konjunkturel-

Salah-Eddine Bouhmidi. Und: „Bei noch

ressant. „Als größte Risiken sehe ich un-

len Hintergrund und guter Gewinnent-

höherer Inflation sogar auch Edelmetal-

erwartete Entwicklungen an der Corona-

wicklung gering bleiben. Salah-Eddine

le wie der Goldpreis, dieser konnte his-

Front und die stark ansteigende Infla­tion

„Ausfallsraten bei Unternehmensanleihen bleiben gering.“

mit einhergehendem Zinsanstieg“, sagt Karas. Salah-Eddine Bouhmidi sieht zur Jahresmitte die Gefahr einer Revision. „Wir befinden uns außerdem in einem US-Zwischenwahljahr, diese Jahre sind historisch keine Überflieger in Sachen

torisch vor allem in Zwischenwahljahren glänzen. Rohstoffwährungen könnten in diesem Zusammenhang auch mit Aufwertungstendenzen reagieren, wovon besonders Devisen mit Rohstoffbezug profitieren könnten.“ Gutmann-Experte

ULI KRÄMER

Robert

Karas

empfiehlt Rohstoffe nicht als dauer-

Rendite. Die US-Märkte sind meistens volatil, und bis zum vierten Quartal lau-

Bouhmidi erwartet, dass das steigende

haftes Investment. „Taktische Manöver

fen sie tendenziell seitwärts.“ Steigende

Zinsumfeld auch den Anleihemarkt wie-

können kurzfristig lukrativ sein, sind

Zinsen seien insbesondere Gift für Tech-

der in Schwung bringt. Hier könnten sich

aber hochriskant. Der Glücksfaktor beim

nologiewerte, entwickelte Aktienmärkte

auch heuer interessante Investment-

richtigen Timing des Ein- und Ausstiegs

könnten sich bei einer höheren Inflation

chancen ergeben. „Zum einen könnten

ist hoch.“

schwertun. Der Investmentchef von IG

in diesem Jahr die italienischen Anlei-

Markets ist für Schwellenländer positiver

herenditen ihren jüngsten Aufwärtstrend

gestimmt: „Emerging Markets könnten

fortsetzen.

von der steigenden Inflation und Zinsen

könnten aber auch höhere Renditen bei

profitieren. Hier könnte sich in diesem

Emerging-Markets-Anleihen erwarten.

Jahr eine Rotation hin zu Defensiven und

Allerdings sollten Währungs- und geo-

Value-Titel abzeichnen und dabei beson-

politische Risiken nicht vernachlässigt

ders Small Caps haussieren.“

werden“, so der IG-Markets-Experte.

Risikofreudigere

38

Anleger

„Glücksfaktor beim richtigen Timing ist hoch.“ ROBERT KARAS


RENDITE MARKTAUSBLICK

Am Kapitalmarkt ist das neue Jahr eingeläutet. Welche Chancen und Risiken es birgt, wie es um die verschiedenen Anlagesegmente steht und was man sich im Börsenjahr 2022 erwarten kann, fragte der Börsianer bei den drei Chief Investment Officers Robert Karas von der Gutmann Bank AG, Salah-Eddine Bouhmidi von IG Markets und Uli Krämer von der Kepler Fonds KAG nach. TEXT CHRISTOPH EISELE

IMMOBILIEN

KRYPTO-ASSETS

ALTERNATIVE

K

2

I

epler-Investmentchef Uli Krämer rät bei Immobilien zu Vorsicht. Neben Aktien waren Im-

mobilien die Gewinner schlechthin in

022 wird bei Krypto-Assets das Jahr

der

Gewinnmitnahmen.

„Bitcoin und Co werden im Jahr

2022 zunächst an Aufwind verlieren und

n einem ausgewogenen Portfolio mit 50 Prozent Aktien und 45 Prozent Anleihen investieren wir fünf

Prozent in Alternatives“, sagt Robert

Zeiten tiefer Zinsen. Die Nachfrage ist

ihren Abwärtstrend fortsetzen. Stei-

Karas von der Bank Gutmann AG. Ka-

sehr hoch, und dementsprechend hoch

gende Zinsen könnten auch für den Bit-

ras führt weiter aus: „Dieser Anteil be-

sind auch die Preise und Bewertungen.

coin zu einer Belastungsprobe werden“,

steht aus dem Verlustbegrenzungs­

Haben sich manche Marktteilnehmer

sagt Salah-Eddine Bouhmidi. Seit Ende

modell unserer quantitativen Strate-

„überfressen“, wann ist genug? „Ich

November 2021 gibt es einen Mittelab-

gie, die auf einem mathematischen

meine, dass bei Immobilien die Ertrags-

fluss, ähnlich wie im ganzen Jahr 2021

Allo­kationsmodell von Professor Gerd

erwartungen deutlich nach unten revi-

bei Gold. „Erst wenn dieser aufhört,

Infanger von der Stanford University

diert werden müssen. Noch stellen die

könnte sich eine neue günstige Ein-

basiert.

gestiegenen Zinsen keinen Stolperstein

stiegschance ergeben.“

dar. Doch es bleibt abzuwarten, ob alle Marktteilnehmer eine Zinswende der EZB verkraften können“, sagt Krämer. Dem

stimmt

auch

Salah-Ed­ dine

Bouhmidi von IG Markets zu: „Der weltweite Immobilienmarkt befindet sich ähnlich wie der Aktienmarkt auf

„2022 wird das Jahr der Gewinnmitnahmen.“ SALAH-EDDINE BOUHMIDI

Uli Krämer von der Kepler Fonds KAG investiert im Bereich der Alterna­ tive ­ Investments in Wandelanleihen. Krämer begründet die Strategie folgendermaßen: „Einerseits als gewisses Aktien­surrogat, das 2021 zwischenzeitlich deutlich zurückgeblieben war, andererseits würden steigende Volatili­ täten diesen Markt unterstützen“, sagt

sehr hohem Niveau. Steigende Zinsen könnten ein erstes Indiz für eine ers-

Gutmann-CIO Robert Karas unter-

Krämer. Die meisten anderen Segmen-

te kleine Preiswende sein. Das bedeutet

stützt Kunden bei der Produktauswahl.

te der Alternative Investments würden

nicht, dass wir mit stark fallenden Prei-

Für Uli Krämer von der Kepler Fonds

mehr oder weniger klar hinter den je-

sen rechnen können, allerdings könnte

KAG stellen sich nach dem Erfolgslauf

weils eigenen hohen Ansprüchen zu-

das Tempo wesentlich langsamer wer-

der Krypto-Assets zahlreiche Fragen:

rückbleiben.

den.“ Bei der Gutmann Bank AG ha-

„Welche Kryptos oder welche Technolo-

ben Immobilieninvestments in der Ver-

gien überleben? Wie wird die regulato-

mögensverwaltung keine Gewichtung.

rische Landschaft zukünftig ausschau-

„Die meisten unserer Kunden haben be-

en? Und nicht zuletzt stellt sich die Fra-

reits Immobilieninvestitionen und wol-

ge hinsichtlich der Klimaverträglichkeit

len mit ihrem Finanzvermögen außer-

durch den hohen Energieverbrauch.

halb des Immobiliensektors investiert

Was bleibt, sind potenzielle Chancen,

sein“, sagt Investmentchef Karas.

aber auch die hohen Volatilitäten.“

39

„Alternatives als Aktiensurrogat.“ ULI KRÄMER


RENDITE PORTFOLIO

ALLE WEGE FÜHREN ZUM AKTIENMARKT

VITA WOLFGANG ULES Chief Investment Officer Schelhammer Capital Bank AG

Der größte Feind des Vermögens ist die Inflation. Wolfgang Ules bekämpft sie mit einer hohen Aktienquote. Dem Börsianer zeigt der Investmentchef, wie Anleger im Jahr 2022 ein ausgewogenes Portfolio aufbauen können, wo die Risiken und Chancen liegen – damit das Vermögen zumindest nicht weniger wird. TEXT ANTONIA HOTTER

Herr Ules, mit der Omikron-Variante schnellen die Corona-Fälle in die Höhe. Welchen

#PORTFOLIO

Einfluss hat die Pandemie auf den Markt? – Corona bewegt jeden Einzelnen von uns,

Der gebürtige Grazer arbeitete ab 2006 bei der Capital Bank AG, ein Meilenstein war die Bestellung zum Chief Investment Officer im Jahr 2014. Diese Position hat Ules nach der Fusion mit dem Bankhaus Schelhammer & Schattera AG behalten. Zur geistigen Erholung schnappt er ab und an sein Mountainbike und verschwindet für ein paar Stunden, auch wenn der Kapitalmarkt fast allgegenwärtig ist.

wir einen vierten Zinsschritt, sodass der Leitzins sich auf ein Prozent erhöht. Wesentlich für die Reaktion der Märkte ist:

DIE ASSET-ALLOKATION

Wie gut bereitet die Notenbank die Märkte darauf vor, was kommen wird?

aber an den Märkten ist die Pandemie selbst nicht mehr das dominierende Thema. Das ist momentan die Inflationswel-

Welche Wünsche hat Ihre Klientel angesichts

le, die als Folge der geld- und fiskalpoliti-

steigender Inflationsraten? – Es gibt kei-

schen Maßnahmen derzeit über uns rollt.

ne risikolosen Zinsen, sondern nur noch

Vor eineinhalb Jahren haben sich alle vor

zinslose Risiken, lautet ein geflügeltes

der Deflation gefürchtet. Mittlerweile se-

Wort. Das ist für unsere Kunden ein riesi-

hen wir in den USA Inflationsraten, die

ges Thema. Den meisten geht es um den

so hoch sind wie seit 1982 nicht mehr. In

realen Vermögenserhalt. Dafür braucht

China sieht die Lage etwas anders aus, die

man heute einen Aktienanteil von min-

Inflationsrate ist dort zuletzt mit 1,5 Pro-

destens 50 Prozent. Die Alternative ist der

zent deutlich unter den Erwartungen.

sichere Wertverlust. Wenn man von einer Inflation von zwei Prozent Inflation und

Warum ist die Inflation in Industriestaaten viel höher als in Schwellenländern? – Die Industriestaaten haben sich in ihrer Wirtschaftsleistung zumindest dort hinbewegt, wo sie vor der Krise waren. Diese Konjunkturentwicklung haben viele Emerging Markets nicht mitgemacht, mit Ausnahme von China. Viele Schwellenländer haben früher reagiert und schon Zinserhöhungen durchgeführt. Welche Reaktion erwarten Sie sich von der US-Notenbank Fed? – Man muss jetzt davon ausgehen, dass wir in den USA drei

71,18 % Aktien 27,21 % Anleihen 1,61 % Geldmarkt

Nullzins ausgeht, dauert es etwa 35 Jahre, bis man sein Vermögen halbiert hat.

AKTIEN 37,61 % Nordamerika 21,01 % Europa 8,67 % Schwellenländer 3,88 % Asien und Australien

Wo liegt die Aktienquote bei Ihren Kunden

ANLEIHEN 18,79 % Staatsanleihen / staatsnahe Konzerne 6,45 % Unternehmensanleihen 1,97 % Schwellenländeranleihen

folios. Was ist damit noch zu holen? – Mo-

(entwickelte Länder)

QUELLE: SCHELHAMMER CAPITAL BANK AG „ERTRAGSOPTIMIERTES PORTFOLIO“

im Durchschnitt? – Durchschnittlich bei 40 bis 50 Prozent. Es liegen noch immer viele Anleihen in Portmentan nichts. Trotzdem braucht man Anleihen. Die Alternative wäre Cash, aber wir können das Geld nicht auf dem Sparbuch veranlagen, weil es dann Negativzinsen gibt. Anleihen schaffen im Port-

Zinsschritte sehen werden zu je zumin-

folio ein Gegengewicht zu Aktien. Das

dest 0,25 Prozent. Möglicherweise sehen

bringt Stabilität und ist in Krisen wichtig.

40


RENDITE PORTFOLIO

Sollten Anleger heuer auch Gold im Port-

folio aus, da sie mit dem größten Risiko

folio haben? – Die Inflationsentwicklung

behaftet sind.

Vereinzelt warnen Marktbeobachter vor ­einer Nachhaltigkeitsblase. Sehen Sie diese Gefahr auch? – Anzeichen dafür gibt es

spricht für Gold. Dagegen spricht die Tatsache, dass Gold keine laufenden Zinsen

Vor einem Jahr noch wurden Emerging-

sicherlich. Es gibt einige Unternehmen,

bringt. Wenn in den USA die Leitzinsen

Markets-Aktienfonds als Top-Asset-Klas-

die sehr hoch bewertet sind. Eine syste-

nach oben gehen, steigen die Opportu-

se gehandelt. Jetzt blicken wir auf ein Jahr

matische Nachhaltigkeitsblase sehe ich

nitätskosten für Gold. Ich erwarte 2022

mit einer schlechten Performance zurück.

aber nicht. Allerdings muss man acht-

kein großes Goldjahr. Das muss es aber

Wie bewerten Sie die Lage für 2022? – Wir

geben, dass das Thema Nachhaltigkeit

auch nicht sein, weil Gold ein Stabilitäts-

werden diesen Teil im Portfolio ein Stück

die Kapitalmärkte nicht zu sehr belastet.

faktor ist. Grundsätzlich empfehlen wir

weit ausbauen. Dabei geht es uns nicht

unseren Kunden, Gold physisch zu hal-

um den Emerging Market, sondern um

Inwiefern belastet Nachhaltigkeit die Kapi-

ten, weil es dem Sicherheitsaspekt besser

einzelne Märkte. Attraktive Bewertun-

talmärkte? - Der Gesetzgeber will die Ka-

entspricht als Teile in einem Investment-

gen sehen wir vor allem in China und In-

pitalflüsse dort hinlenken, wo er findet,

fonds zu halten.

dien.

dass es für die Umwelt und die Gesell-

Wie wählen Sie Unternehmen für Ihr Aktien-

Wegen der zunehmenden Regulierungen

die Kapitalmärkte eingreift, besteht die

portfolio aus? – Im Kern unserer Titelse-

­haben sich im Jahr 2021 viele Investoren

Gefahr der Blasenbildung und die Ge-

lektion steht immer der Faktor Qualität.

aus China ­zurückgezogen. Woraus schöp-

fahr, dass Kapitalströme in ineffiziente

Als Basisinvestment unserer Aktienstra­

fen Sie Ihren Optimismus für das Reich der

Technologien gelenkt werden. Kein In-

tegie haben wir die Global Brands, die ei-

Mitte? – In China gibt es viele Risiken,

vestor darf sich darauf verlassen, dass

nen Großteil der globalen Wirtschafts-

klar. Regulierungen haben zu Abschlä-

die Politik das Richtige macht.

leistung abdecken – dazu gehören bei

gen geführt. Ein Zusatzrisiko ist der chi-

uns etwa Berkshire Hathaway, Procter

nesische Immobilienmarkt. Die wirt-

L’Oreal ist eine der größten Positionen in

& ­ Gamble und Mondelez International.

schaftlichen Auswirkungen dieser Pro-

Ihrem Portfolio. Waschen Sie sich am liebs-

Diesen Kern ergänzen wir mit den Glo-

bleme kann die chinesische Notenbank

ten mit Shampoo von L’Oreal die Haare? –

bal Innovaters. Diese Unternehmen pro-

mit Zinssenkungen und einer Liquidi-

(lacht) Wir haben an L’Oreal geglaubt. Er

fitieren von langfristigen Entwicklun-

tätsausweitung bekämpfen – Pulver, das

war nicht immer der High Flyer, der er in

gen wie Digitalisierung oder Ressourcen-

man im Westen bereits verschossen hat.

den letzten Monaten war. Es gibt immer

knappheit. Dann investieren wir noch die

Dazu kommt, dass viele chinesische Un-

wieder Titel, die von Zeit zu Zeit nicht so

Emerging Leaders – ausgewählte Unter-

ternehmen aus Bewertungssicht derzeit

gut performen, aber wenn das Unter-

nehmen aus Schwellenländern mit dem

sehr günstig erscheinen und einen po-

nehmen unseren Kriterien entspricht,

stärksten Wirtschaftswachstum. Sie ma-

sitiven Ausblick auf die Geschäftsent-

dann bleiben wir investiert – wir sind

chen den kleinsten Teil in unserem Port-

wicklung haben.

keine Trader. n

schaft richtig ist. Wo der Gesetzgeber in

Wie ist eigentlich der Plural von Substanz?

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RENDITE BÖRSENWETTER

YEAR-TO-DATETRENDS DER ­WELTBÖRSEN

LONDON (FTSE 100) 7.494,13 I 1,48 %

TORONTO (TSX) 20.621,39 I –2,83 %

POSITIVE PERFORMANCE (YTD) NEGATIVE PERFORMANCE (YTD)

PARIS (CAC 40) 7.068,59 I –1,18 %

NEW YORK (DJIA) 34.265,37 I –5,70 % NEW YORK (NASDAQ) 13.768,922 I –11,99 %

KOMMENTAR

EUROPA (DJ EUROSTOXX 50) 4.229,56 I –1,60 % WELT (DJ GLOBAL) 542,44 I –5,67 %

BIRGIT NIESSNER Chefökonomin Oesterreichische Nationalbank

KRÄFTIGE KONJUNKTURERHOLUNG, ABER HOHE UNSICHERHEIT WEGEN OMIKRON Die OeNB erwartet in ihrer aktuellen Prognose, dass die heimische Wirtschaft im Jahr 2022 mit 4,3 Prozent kräftig wachsen wird. Der private Konsum wird aufgrund von Nachholeffekten, des Abbaus von Überschussersparnissen und der Steuerreform die wichtigste Konjunkturstütze. Die Inflationsrate dürfte 2022 mit 3,2 Prozent ihren Höhepunkt erreichen und danach wieder Richtung zwei Prozent sinken. Dieser Prognose liegt die Annahme zugrunde, dass sich die Lieferengpässe im Laufe des Jahres 2022 schrittweise auflösen werden. Die Preise diverser Rohstoffe dürften ihren Höhepunkt bereits überschritten haben, und Einkaufsmanager berichten von kürzeren Lieferzeiten. Beides bestätigt unsere optimistische Einschätzung für 2022. Kurzfristig stellt die hoch ansteckende Omikron-Variante aber ein Risiko für unsere Prognose dar und könnte die Entwicklung im ersten Quartal 2022 negativ beeinflussen. Die Wirtschaft hat zwar gelernt, mit der Pandemie umzugehen: Die negativen Effekte wurden von Lockdown zu Lockdown geringer, und die wirtschaftliche Erholung danach erfolgte typischerweise rasch und kräftig. Omikron könnte jedoch zu einem global simultanen Anstieg der Infektionen führen und damit Lieferengpässe und den Arbeitskräftemangel verschärfen.

BUENOS AIRES (MERVAL) 83.622,48 I 0,15 %

ROLAND NEUWIRTH Fondsmanager, Salus Alpha

„Für mich sind AT&S, Do & Co, Erste Bank, SBO und Uniqa die aktuellen Top-Werte. Als Flops sehe ich Amag, FACC, Frequentis, Kapsch, VIG.“

42

BERND MAURER Head of Institutional Equity, RBI AG

„Meine Kernempfehlungen sind ­ ktuell Bawag, Flughafen Wien, a OMV, Palfinger, Telekom Austria, Uniqa und Wienerberger.“


RENDITE BÖRSENWETTER

STOCKHOLM (OMX 30) 2.314,06 I –4,37 %

FRANKFURT (DAX) 15.603,88 I –1,77 %

WARSCHAU (WIG 20) 2.273,8 I 0,30 % SCHANGHAI (SHCOMP) 3.522,57 I –3,22 %

WIEN (ATX) 3.860,25 I –0,02% ZÜRICH (SMI) 12.355,54 I –4,04 %

SEOUL (KOSPI) 2.834,29 I –4,81 % TOKIO (NIKKEI 225) 27.522,26 I –4,41 %

ATHEN (ATHEX) 942,46 I 5,50 % HONGKONG (HANG SENG) 24.965,55 I 6,70 %

AFRIKA (DJ AFRICA TITANS 50) 553,67 I 3,18 %

SYDNEY (ALL ORDINARIES) 7.490,1 I –4,51 %

JOHANNESBURG (DJ SOUTH AFRICA) 2.033,36 I 2,43 %

FRIEDRICH MOSTBÖCK Head of Group Research, Erste Group Bank AG

„Im jetzigen Marktumfeld setze ich auf Kaufen für folgende Aktien: ­Andritz, OMV, ­Österreichische Post, S ­ trabag, Vienna Insurance Group.“

EDUARD BERGER Vorstand, Wiener Privatbank SE

„Als Tops habe ich SBO, Uniqa,­ Erste Group sowie OMV. Flops habe ich aktuell keine.“

43


RENDITE KURSE

KURSE ÖSTERREICH AKTIENKURSE ATX-PRIME-KURSE WIENER BÖRSE (YTD) ISIN

KURS YTD %

YTD HIGH

YTD LOW

1J%

1 J VOLA

3J%

3 J VOLA

AT0000946652

38,50 24,39

40,10

32,80

15,96

34,13

–45,23

45,52

Do & Co AG

AT0000818802

87,20 17,68

88,30

76,70

45,09

35,98

2,11

49,58

Polytec Holding AG

AT0000A00XX9

7,82 13,83

8,20

7,30 –9,80

30,45

–20,85

35,81

ATMARINOMED6

99,00 12,50

99,00

88,00 –15,38

36,30

k. A.

k. A.

UNTERNEHMEN

Schoeller-Bleckmann AG

Marinomed Biotech AG FACC AG

AT00000FACC2

7,86 11,49

8,16

7,59 –28,02

42,88

–51,78

49,94

Flughafen Wien AG

AT00000VIE62

28,80

8,27

29,90

27,00

0,88

29,25

–18,87

39,31

OMV AG

AT0000743059

53,22

6,55

56,08

50,58

45,65

28,88

26,23

40,49

Warimpex Finanz- und Beteiligungs AG

AT0000827209

1,18

5,36

1,20

1,14

6,31

19,05

–8,53

32,66

Zumtobel Group AG

AT0000837307

8,00

3,90

8,38

7,86

15,44

32,54

2,56

36,73

Wienerberger AG

AT0000831706

33,58

3,83

34,04

32,06

15,08

19,57

67,40

32,60

Vienna Insurance Group AG

AT0000908504

25,75

3,41

26,85

24,95

20,61

18,42

20,10

26,32

AT000AGRANA3

17,70

2,91

17,92

17,22

1,37

18,77

3,03

28,05

Mayr-Melnhof Karton AG

AT0000938204

181,20

2,60

192,00

174,40

6,84

21,46

55,94

22,34

Erste Group Bank AG

AT0000652011

42,34

2,39

44,62

41,40

62,66

25,26

43,57

36,19

Agrana Beteiligungs AG

Andritz AG

AT0000730007

46,46

2,38

48,38

44,48

12,99

24,23

6,80

30,98

Frequentis AG

ATFREQUENT09

27,30

2,25

32,10

26,90

49,18

30,76

k. A.

k. A.

Addiko Bank AG

AT000ADDIKO0

13,95

2,20

14,45

13,65

48,56

32,34

k. A.

k. A.

Strabag SE Amag Austria Metall AG

AT000000STR1

37,35

1,91

38,35

36,50

27,91

28,91

22,86

31,93

AT00000AMAG3

41,70

1,71

42,90

40,70

34,52

18,07

33,23

25,29

Selbst mit Abstand sind wir Ihnen nah. Uniqa Insurance Group AG

AT0000821103

8,17

1,24

8,48

8,10

23,41

20,23

0,80

23,99

Telekom Austria AG

AT0000720008

7,70

1,05

7,74

7,56

20,31

16,44

17,38

21,20

Immofinanz AG

AT0000A21KS2

22,70

0,71

22,82

22,36

30,76

18,75

0,53

28,83

S Immo AG

AT0000652250

21,90

0,69

22,10

21,70

21,13

22,23

34,69

30,52

Kapsch Trafficcom AG

AT000KAPSCH9

14,10 –0,42

14,44

14,00 –14,02

21,49

–61,63

34,01

Voestalpine AG

AT0000937503

31,78 –0,69

34,84

31,78

0,28

24,30

17,05

31,57

Rosenbauer International AG

AT0000922554

45,70 –1,51

48,60

45,70

17,48

29,71

14,25

34,41

CA Immobilien Anlagen AG

AT0000641352

32,35 –1,97

33,50

32,35 –10,14

16,83

6,00

26,12

Österreichsiche Post AG

AT0000APOST4

36,95 –2,25

39,35

36,95

20,69

14,33

23,55

UBM Development AG Bawag Group AG

12,31

AT0000815402

42,10 –2,77

44,00

41,60

20,29

23,46

12,27

31,66

AT0000BAWAG2

52,15 –3,78

55,10

52,15

38,62

25,73

41,40

38,62

Lenzing AG

AT0000644505

115,60 –5,25

133,00

115,60

9,89

31,12

35,84

35,45

Semperit AG Holding

AT0000785555

27,55 –5,97

30,00

27,00

7,62

35,83

95,95

43,75

EVN AG

AT0000741053

25,00 –6,02

27,25

25,00

22,55

24,99

78,32

26,65

Porr AG

AT0000609607

12,88 –6,26

13,76

12,88 –10,93

29,19

–34,49

34,54

Raiffeisen Bank International AG

AT0000606306

24,20 –6,49

26,90

24,20

26,78

1,94

34,17

Verbund AG

AT0000746409

90,75 –8,24

97,20

90,75

13,08

33,20

109,78

37,11

AT&S AG

AT0000969985

39,50 –8,78

45,10

39,50

40,32

42,48

130,99

43,56

Palfinger AG

AT0000758305

31,00 –9,88

35,15

31,00

0,32

29,84

18,10

35,99

41,77

QUELLE:

44


RENDITE KURSE

FONDSKURSE DIE TOP 12 ÖSTERREICH-FONDS (YTD) XTRACKERS ATX

ISIN

KURS

3J%

5J%

Xtrackers ATX

LU0659579063

69,27

2,71 44,81

66,81

LLB Aktien Österreich

AT0000815030

191,70

1,00 37,01

53,81

Amundi Austria Stock

AT0000619317

132,42

0,78 35,68

54,75

ERSTE Stock Vienna

AT0000813001

187,46

1,96 34,59

46,69

RT Zukunftsvorsorge Aktienfonds

AT0000659644

23,97

2,09 33,15

42,93

RT Österreich Aktienfonds

AT0000497292

12,55

1,95 32,61

43,73

3 Banken Österreich-Fonds

AT0000662275

39,90

1,53 32,11

55,60

ViennaStock

AT0000952460

361,28

1,69 31,69

45,69

AT0000611405

159,93

1,72 31,20

56,72

AT0000A23PW9

118,41

2,02 27,68

k. A.

FONDSNAME

75

50

Allianz Invest Austria Plus 25

21.1.19

21.1.22

Quelle: TeleTrader

WSS Aktien Österreich Real Invest Austria

AT0000634365

Amundi Mündel Rent

AT0000719273

15,98

YTD %

0,13

8,66

13,76

115,59 –0,55

2,98

3,55

Von 8 bis 22 Uhr unter 0800/29 55 18

ANLEIHENKURSE DIE TOP 12 ANLEIHEN (YTM) 5,25% WEB WINDENERGIE 120

90

ISIN

KURS

YTM % ZINS

FÄLLIGKEIT

AT0000A0Z785

90,00

12,75 5,25

08.04.2023

WEB 6,5% Hybrid-Anleihe 2014

AT0000A191A9

101,01

6,5

31.12.9999

3,75% WEB Windenergie-Anleihe16-26

AT0000A1MC22

90,00

6,13 3,75

26.09.2026

6,25% WEB Wind Hybrid-Anleihe 2016

AT0000A1MC30

102,05

6,12 6,25

31.12.9999

WEB 6,5% Hybrid-TeilSV 2015

AT0000A1GTQ1

112,00

5,80

6,5

31.12.9999

AT0000A0Z793

100,5

5,13

5,5

08.04.2023

ANLEIHENNAME

5,25% WEB Windenergie-Anleihe 13-23

5,5% WEB Windenergie-Anleihe 13-23 Sun Contracting 5% Anleihe 19-24

60

3.1.21

6,43

AT0000A292R9

100,00

5,00

5,0

01.10.2024

WEB Wind 4,5% Hybrid-Anleihe 2018

AT0WEB180HA4

94,00

4,79

4,5

31.12.9999

PV-Inv 4,5% GreenBond 19-29/S2

AT0000A2A1M5

101,00

4,35

4,5

31.10.2029

PV-Invest 4,5% Anleihe 19-29 21.1.22 PV-Invest 4,5% Anleihe 17-27 Quelle: TeleTrader

AT0000A23UP3

101,00

4,33

4,5

14.01.2029

AT0000A1YY22

101,00

4,31

4,5

18.12.2027

PV-Invest 4,5% Anleihe 16-26

DE000A1885U8

101,00

4,28

4,5

05.12.2026

QUELLE:

45


RENDITE KURSE

KURSE INTERNATIONAL ROHSTOFFKURSE ROHSTOFFE SELEKTION (YTD) GASÖL

ROHSTOFFNAME

Erdgas

16

8

HANDELSPLATZ

KURS

ICE Europe

191,00

Quelle: TeleTrader

ICE Europe

767,00

USD 15,21

34,21 57,25

ICE Europe

2,68

USD 15,19

41,16 63,44

Brent Öl Nordsee

ICE Europe

87,90

USD 12,79

42,67 58,41

WTI Öl

ICE Europe

84,81

USD 12,50

59,99 59,27

ECBOT

62,86

USD 11,61 116,31 78,99

CME GLOBEX

20,29

USD 10,15

45,03 20,99

ICE US

157,05

USX

8,31

31,97 –5,99

Palladium

pro aurum 2110,00

USD

8,21

55,83 167,43

Platin

pro aurum 1067,50

USD

8,10

34,96 10,74

Milch

21.1.22

5J%

Gasöl

Sojaöl

3.1.22

3J%

GBX 19,76 221,71 242,42

Heizöl

Orangensaftkonzentrat 0

WÄHRUNG YTD %

Baumwolle Silber

ICE US

121,08

USX

7,48

65,70 65,77

pro aurum

25,32

USD

6,97

66,10 49,88

Wir sind immer in Ihrer Nähe.

WÄHRUNGSKURSE WÄHRUNGEN SELEKTION (YTD) 1 EURO IN RUBEL

WECHSELKURS

EUR/RUB

88

86

3.1.22

21.1.22

Quelle: TeleTrader

YTD %

6M%

3J%

5J%

1,80

–0,13

15,10

36,52

EUR/CHF

1,04

0,21

–4,40

–8,59

–3,49

EUR/USD

1,13

0,19

–3,63

–0,05

6,73

EUR/HRK

7,53

0,17

–0,05

1,37

0,15

EUR/TRY

15,22

–0,07

51,15

150,58

274,35

EUR/RON

4,95

–0,07

0,46

4,57

10,04

EUR/GBP

0,84

–0,47

–2,26

–4,96

–3,42

EUR/JPY

129,14

–0,95

–0,53

3,94

5,45

1,42

–1,26

–3,84

–6,06

–0,04

EUR/CAD 84

Kurs

86,84

EUR/PLN

4,53

–1,42

–0,75

5,82

3,70

EUR/CZK

24,35

–2,06

–5,04

–4,94

–9,90

EUR/HUF

358,19

–2,98

0,09

12,65

15,89

QUELLE:

46


RENDITE KURSE

KRYPTOKURSE KRYPTOWÄHRUNGEN SELEKTION (YTD) KRYPTOASSETS

Cardano

KURS

YTD %

3M%

6M%

1J%

USD

1,12

–14,25

–47,93

–5,31

220,72

Nem

20

0

-20

WÄHRUNG

Cardano

3.1.22

21.1.22

Quelle: TeleTrader

USDT

0,10

–21,30

–44,36

–32,65

–55,39

Bitcoin

USD

36363,00

–21,32

–40,10

12,51

10,00

Eos

USD

2,36

–22,32

–48,92

–33,90

–10,44

Ripple

USD

0,64

–23,15

–41,45

7,62

133,48

Neo

USD

19,59

–23,75

–55,85

–32,37

–16,61

Stellar

USD

0,20

–23,80

–45,36

–22,11

–24,71

Monero

USD

173,04

–24,27

–35,15

–12,56

26,89

Litecoin

USD

113,49

–24,70

–40,56

–6,01

–17,80

Binance Coin

USDT

383,90

–24,93

–19,90

30,86

838,78

Polkadot

USD

19,68

–26,17

–54,72

49,55

14,43

Ethereum

USD

2550,30

–30,66

–35,81

25,92

106,35

Selbst mit Abstand

www.bnpp.at

ZINSKURSE ZINSEN SELEKTION (YTD) LIBOR JPY 6M

NAME

0,030

0,025

0,020

3.1.22

YTD %

Libor JPY 6M

21.1.22

Quelle: TeleTrader

168,00

1J%

3J%

5J%

144,98 143,11

6M%

831,00

59,87

Libor USD 12M

36,92

227,23 155,70

–73,71

–53,92

Libor USD 3M

23,78

106,67

20,26

–90,69

–75,19

US 10-jährige Staatsanleihe (US-Treasury)

15,13

37,80

59,09

–36,13

–29,44

Österreich 10-jährige Staatsanleihe

0,00

0,00

40,00 –143,62 –143,72

Libor CHF 12M

0,00

7,46

Libor EUR 12M

0,00

0,64

Libor EUR 3M

0,00

–3,83

–6,53

–74,50

–70,40

Libor EUR 6M

0,00

–5,82

–4,48

–89,39 –131,25

9,07

–8,85

–9,94

2,77 –180,53 –405,21

Bobl Future

–0,28

k. A.

k. A.

k. A.

k. A.

REX gesamt

–0,50

–1,87

–2,00

0,12

1,04

Euro Bund Future

–0,65

k. A.

k. A.

k. A.

k. A.

QUELLE:

47


RENDITE STATISTIK

BÖRSENDATEN

130 120 110 100

22,30 20,69 20 19 18

90

17

80

16

70

Q1

Q3

Q2

Q4

QUARTAL

Q1

(DEZEMBER/20)

Q2

Q3

18,63

17,13

10

13,04

AKTUELLE PERIODE

VERGLEICHSPERIODE 16,22

11

TOP-HANDELSTEILNEHMER PLATZIERUNG DEZ.

* NUR 2 MONATE

12

VERGLEICHSPERIODE

18,59*

89,36

139,02

133,19

86,35

123,91*

87,00*

97,89

114,74

20

13

17,94*

30

14

20,69

40

22,30

50

0

15

* NUR 2 MONATE

60

10

QUARTALSUMSÄTZE

MRD. EUR

QUELLE: WIENER BÖRSE AG

MARKTKAPITALISIERUNG

MRD. EUR

QUELLE: WIENER BÖRSE AG

DIE WIENER BÖRSE IN ZAHLEN

AKTUELLE PERIODE

Q4

QUARTAL

MEISTGEHANDELT UMSATZ (MIO. EUR)

PLATZIERUNG DEZ.

1.

(1.)

Morgan Stanley Europe

HANDELSPARTNER

692,68

1.

(1.)

Erste Group Bank AG

2.

(–)

JP Morgan AG

412,30

2.

(2.)

OMV AG

674,78

3.

(10.)

UBS Europe

374.45

3.

(3.)

Verbund AG

505,55

4.

(2.)

Bofa Securities Europe

354,12

4.

(4.)

Voestalpine AG

411,08

5.

(3.)

Raiffeisen Centrobank AG

326,68

5.

(6.)

Raiffeisen Bank International AG

404,89

6.

(–)

XTX Markets

324,46

6.

(9.)

Immofinanz AG

347,42

7.

(6.)

Credit Suisse Securities

306,92

7.

(8.)

Bawag Group AG

247,78

8.

(–)

Instinet Germany

303,26

8.

(8.)

Andritz AG

236,71

9.

(–)

Lang & Schwarz

302,60

9.

(7.)

Wienerberger AG

225,86

10.

(–)

Virtu Financial Ireland

10.

(–)

AT&S Austria AG

288,99

(DEZEMBER/20)

MARKTTEILNEHMER

UMSATZ (MIO. EUR)

932,61

105,67

Gesamt Dezember 2021

5785,20

Gesamt Dezember 2021

5.039,14

Gesamt Dezember 2020

5589,10

Gesamt Dezember 2020

5.212,87

Differenz

196,13

Differenz –173,73

QUELLE: WIENER BÖRSE AG

QUELLE: WIENER BÖRSE AG

TOP-LEERVERKÄUFE (SHORTPOSITIONEN) SEIT WANN

FONDS

Österreichische Post AG

AKTIE

NETTO SHORT POSITION* IN % 2,68

05.01.2022

Blackrock Investment Management (UK)

Immofinanz AG

1,83

25.01.2022

Susquehanna International Securities

Do & Co AG

1,03

21.01.2022

Citadel Advisors Europe

Österreichische Post AG

0,98

04.01.2022

Gladstone Capital Management LLP

Immofinanz AG

0,73

31.12.2021

Syquant Capital

*BEZIEHT SICH AUF DAS AUSGEGEBENE NOMINALE, JENER BETRAG DER AKTIEN, DER VOM UNTERNEHMEN AUSGEGEBEN WURDE.

48

QUELLE: FMA „NET SHORT POSITIONS OF SHARES“


RENDITE STATISTIK

WIRTSCHAFTSDATEN

13

INFLATION

% 4,3 3,7 3,3 3,2 2,9 2,8

12 11

2

10

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

ARBEITSLOSENRATE

%

QUELLE: AMS

ÖSTERREICHS WIRTSCHAFT IN ZAHLEN

9 8

1,5

7 6 5

1

4

VERGLEICHSPERIODE

3

VERGLEICHSPERIODE

0,5

2

AKTUELLE PERIODE

1

AKTUELLE PERIODE

0

0

J

F

M

A

M

J

J

A

S

O

N

D

MONAT

J

F

M

A

M

J

J

A

S

O

N

D

MONAT

13,77 8,11 1,5

%

LEISTUNGSBILANZSALDO IN % DES BIP

7 6

QUELLE: OENB

BIP-WACHSTUM

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

%

5 4

1

3

104,54*

950* 2.890*

–1.324*

–59*

5.038 *

723*

104,54*

0 –1

QUARTAL

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

87,50*

2

96,70*

83

Q3

DEFIZIT IN % DES BIP

%

1

Q2

100,27*

326,89*

84

Q1

91,51*

85

AKTUELLE PERIODE Q4

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

87 86,2

VERGLEICHSPERIODE

–1,33

QUARTAL

GESAMTVERSCHULDUNG IN % DES BIP

–1.217*

0

AKTUELLE PERIODE

4.407*

–1,63 –2,23 –3,26 –3,80 –10,63

%

1

VERGLEICHSPERIODE

Q3

99,90*

96,70*

87,73*

Q2

MIO. EUR

2

103,68*

Q1

Q4

100,27*

91,51*

94,83*

99,90*

0,4

103,68*

MRD. EUR

Q1

Q2

MRD. EUR

–4 333,19*

300,22*

334,74*

315,79*

289,11*

315,16*

Q4

–3

327,27*

70

280,34*

81 80

94,10*

–2

MRD. EUR

82

Q3

VERGLEICHSPERIODE

VERGLEICHSPERIODE

–5,50 –10,74 –13,05 –14,02

AKTUELLE PERIODE

AKTUELLE PERIODE Q4

QUARTAL

49

Q1

Q2

Q3

QUARTAL


FINANZPLATZ WIRTSCHAFT

#CORONA

VON LICHT UND SCHATTEN © CHRISTOPHER DUNKER

Hausaufgaben. Die allgemeine ­Impfpflicht hinsichtlich Corona war ­bisher der l­etzte ­große Schrei der ­aktuellen Regierung um ­Bundeskanzler Karl Nehammer.

50


FINANZPLATZ WIRTSCHAFT

„Polarisierung soll parteiübergreifend hinweg bekämpft werden.“ ANDREAS BRANDSTETTER

Gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht. Experten stufen Österreichs Corona-Politik als suboptimal ein. Der Börsianer ­ skizziert, woran es hakt und wie es mit Wirtschaft und Börse weitergeht. TEXT ROBERT WINTER

M

anche Politiker haben sich bei

weit auseinander, was überre­ gionale

ins Tun kommt.“ Gegenüber dem Börsi­

der Bekämpfung der Corona-

Entscheidungen blockiert.

aner legt Mahrer nach: „Unsere Unter-

Pandemie nicht gerade mit

Uniqa-Boss Brandstetter ortet drei

nehmen brauchen vor allem eines: Be-

Ruhm bekleckert. Und viele Pro­ bleme

wesentliche politische Fehler: „Ers-

rechenbarkeit - und keine unberechen-

sind hausgemacht. „Die bisherige Co-

tens das kurzfristige Schielen auf die

bare Corona-Politik. Das bedeutet, man

rona-Politik der Regierung hat auf die

Meinung bestimmter Wählergruppen.

muss den Betrieben die Möglichkeit und

Wirtschaft wie in jedem anderen Land

Zweitens, als dessen Konsequenz, teil-

die Sicherheit geben, planen zu können.

der Welt großen Einfluss. In einer Krise,

weise zögerliche Maßnahmen und drit-

Gerade die international tätigen Unter-

die so noch nie da war, wurden die tradi-

tens eine teilweise schwabbelige Kom-

nehmen aus Österreich haben es in ih-

tionellen strukturellen Schwächen und

munikation.“ In diesem Punkt schoss

ren jeweiligen Niederlassungen mit un-

Abhängigkeiten unseres Landes trans-

Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz im

terschiedlichen Formen des Pandemie-

parent“, sagt Andreas Brand­stetter, Vor-

Juni 2021 mit dem Sager „die Pande-

managements zu tun. Dabei zeigt sich:

standschef der Uniqa Insurance Group

mie ist für alle vorbei, die geimpft sind“

Der Lockdown-Reflex wie bei uns ist in

AG, der wie auch andere Wirtschaftsbos-

den Vogel ab. Dass dieser Ausspruch von

anderen Ländern geringer ausgeprägt.“

se mit Mut zur Meinung punktet. Zu ei-

Herrn Kurz gelinde gesagt gewagt war,

nem dieser traditionellen Hemmschuhe

hat sich eindrücklich bestätigt.

Bereits im Herbst stellte Wienerberger-AG-Boss Heimo Scheuch der Politik kein gutes Zeugnis aus. Im Novem-

zählt der in Österreich stark ausgeprägte Föderalismus. Eine Reform dessen

Vom Quatschen ins Tun

ber betonte er, dass die Notwendigkeit,

wird seit den 1970er-Jahren diskutiert.

Harald Mahrer, Chef der Wirtschafts-

sich impfen zu lassen, nicht ausreichend

Passiert ist nichts. Das hat sich seit Be-

kammer Österreich (WKO), platzte An-

kommuniziert wurde und dass Maßnah-

ginn der Corona-Pandemie gerächt. Lie-

fang Dezember 2021 der Kragen. Ge-

men zu wenig klar ausfielen und zu spät

gen doch die Meinungen der heimischen

genüber der Tageszeitung „Die Presse“

gesetzt wurden. Was vielen Beobachtern

Landeskaiserinnen und -kaiser auch in

ließ er der Regierung ausrichten: „Es

auch heute noch aufstößt, brachte der

Sachen Pandemiebekämpfung bisher

ist Zeit, dass die Politik vom Quatschen

Rechnungshof in einem Rohbericht vom

51


FINANZPLATZ WIRTSCHAFT

© „BÖRSIANER“

Bilanz. Die Lockdowns in Österreich haben in der Gastronomie und im Handel für viel Un­ sicherheit gesorgt. Mit der 2G-Eintrittsregelung sollen weitere Schlie­ ßungen verhindert werden.

#PROGNOSE AUSTRO-KONJUNKTUR: WIRTSCHAFTSPROGNOSEN WEISEN AUF AUFSCHWUNG HIN Prognose Entwicklung reales BIP in % Institut

2022

2023

Oesterreichische Nationalbank OeNB*

4,3%

2,6%

Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung Wifo*

5,2%

2,5%

Institut für Höhere Studien IHS*

4,2%

2,6%

Bank Austria*

4,5%

3,0%

Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD*

4,6%

2,5%

EU-Kommission**

4,9%

1,9%

Internationaler Währungsfonds IWF***

4,4%

2,1%

*PER DEZEMBER 2021; **PER NOVEMBER 2021; ***PER JÄNNER 2022

Ausblick. Laut den jüngsten Prognosen ­führender Wirtschaftsforschungs­institute und internationaler ­Organisationen kann das reale BIP in Österreich im laufenden Jahr zwischen 4,2 und 5,2 Prozent ­wachsen. Für das nächste Jahr liegen die Schätzun­ gen bei einem Wachstum zwischen 1,9 und drei Prozent.

Wirtschaftshilfen laufend an die aktuellen Gegebenheiten angepasst werden, sodass sie die von der Pandemie massiv betroffenen Betriebe tatsächlich effektiv unterstützen.“ Dass manche Hilfeleistungen das Ziel verfehlten, hat der wirtschaftsliberale Thinktank Agenda Austria festgestellt. Haben doch geförderte Unternehmen teils Rekordgewinne erzielt. Ursache dafür ist laut Agenda Austria, dass es die Regierung in der

September 2021 auf den Punkt. Damals

nahm, um die Wirtschaft zu stützen,

Pandemie nicht geschafft hat, die Hilfs-

war von schlechter Datenlage, überfor-

war notwendig und sinnvoll. WKO-Prä-

maßnahmen ordentlich aufzustellen.

dertem Contact-Tracing und Kommu-

sident Mahrer: „Österreich hat mit Be-

Dabei hätte ein Blick über den Tellerrand

nikationsstörungen die Rede. Diese Kri-

ginn der Covid-Krise rasch reagiert und

gereicht, um Überförderungen zu ver-

tikpunkte lösen angesichts mangelhaf-

umfangreiche Hilfsmaßnahmen imple-

ringern. Werden doch etwa in Deutsch-

ter Testkapazitäten in manchen Bun-

mentiert, um Unternehmen und Bevöl-

land Kurzarbeitszahlungen beim Um-

desländern oder tagelang nicht repor-

kerung zu unterstützen. Damit konn-

satzersatz gegengerechnet.

tierter Fallzahlen zu Neuinfektionen in

ten die allerschlimmsten Verwerfungen

der dritten Jännerwoche des laufenden

verhindert werden, speziell im ersten

Einige Gänge hochschalten

Jahres ein Deja-vu-Erlebnis aus. Dass

Krisenjahr 2020. Wir setzen uns seither

Stellt sich die Frage, welche politischen

die Politik extrem viel Geld in die Hand

permanent dafür ein, dass die diversen

Schritte die Lage verbessern können.

52


FINANZPLATZ WIRTSCHAFT

„Betriebe können sicher ­offen ­halten, das haben sie ­bewiesen.“ HARALD MAHRER

„Omikron ist für ATX nicht so wichtig.“

„Lieferengpässe wiegen schwerer als Omikron.“

PETER BREZINSCHEK

STEFAN BRUCKBAUER

Uniqa-Boss Brandstetter: „Es gilt, aus

Laut Mahrer hat sich die Wirtschafts-

Danach agierte die Politik freizügiger,

den Fehlern zu lernen und – trotz Coro-

kammer schon sehr früh und auch im

was die wirtschaftlichen Folgen redu-

na – bei den dringend notwendigen Re-

Sozialpartner-Verbund

ausge-

zierte.“ Nachdem Omikron bisher we-

formen von privater Pensionsvorsorge

sprochen, diverse Anreize zur Erhöhung

niger Hospitalisierungen und Todesfälle

sowie Kapitalmarkt, Gesundheitssys-

der Impfquote zu setzen. Mahrer: „Die

brachte, wird das Wachstum der öster-

tem, Pflege und Bildung ein paar Gän-

Impfung ist nach wie vor das wesent-

reichischen Wirtschaft laut Brezinschek

ge raufzuschalten. Die Polarisierung in

lichste Werkzeug in der Pandemiebe-

weitergehen: „Ende des ersten Quartals

unserer Gesellschaft soll parteiüber-

kämpfung. Insgesamt gilt es, den Blick

wird sich eine deutliche Dynamisierung

greifend hinweg bekämpft werden. Es

nach vorne zu richten. Mit der Umset-

einstellen. Das reale BIP kann 2022 zwi-

gilt, eine klare, gemeinsame Vision für

zung der Steuerreform kommt es zu

schen 3,5 und 4,5 Prozent zulegen. Un-

ein modernes, kompetitives Österreich

wichtigen Impulsen für einen nachhal-

sicherheiten gehen weiterhin von der

in Europa und der Welt zu entwickeln.“

tigen Aufschwung. Noch offene Punkte

Lieferkettenproblematik, der Entwick-

Dass die heimische Wirtschaft mit den

etwa in Hinblick auf den Kapitalmarkt

lung der Energiepreise und der Höhe der

Umständen gut zurechtkommt, betont

gilt es zügig anzugehen. Da macht der

Frachtkosten aus.“

WKO-Chef Mahrer: „Unsere Unterneh-

neue Finanzminister positive Ansagen.“

In die gleiche Kerbe schlägt Stefan

men haben - dies zeigt gerade Omikron

2020 fiel der Corona-bedingte kon-

Bruckbauer, Chefökonom der Unicre-

Rückschlag

dafür

- das höchste Interesse an wirksamen

junkturelle

aus.

dit Bank Austria AG: „Wir haben die

Sicherheitsmaßnahmen, allein schon,

Geht es nach der Meinung von Exper-

heftig

Prognose für das österreichische BIP-

damit ihnen nicht ganze Teile der Be-

ten, wird der Aufschwung trotz der Ver-

Wachstum 2022 nach Beginn der Aus-

legschaft ausfallen. Vor diesem Hinter-

breitung der Omikron-Variante weiter-

breitung der Omikron-Variante um 0,5

grund ist klar: Die Betriebe können si-

gehen. RBI-Chefanalyst Peter Brezin-

Prozent auf 4,5 Prozent nach unten kor-

cher offen halten, das haben sie bewie-

schek: „Bis Mitte Dezember war Ös-

rigiert. Die Industrie leidet nach wie vor

sen. Die Politik sollte dies endlich lobend

terreich gut unterwegs. Ich rechne we-

unter Lieferengpässen. Diese wiegen

anerkennen. Der zuletzt eingeschlagene

gen des Lockdowns für Ungeimpfte mit

schwerer als die Omikron-Welle. We-

maßvolle Weg in den Maßnahmen soll-

Streuverlusten. Der direkte Vergleich

gen der geringen Impfquote steht Öster-

te beibehalten werden, denn wir werden

mit der Schweiz zeigt Unterschiede auf.

reich im internationalen Vergleich nicht

noch eine Zeitlang mit Corona leben und

In der Eidgenossenschaft wurde 2020

so komfortabel da. Wenn eine weitere

wirtschaften müssen.“

zwar auch ein Lockdown beschlossen.

Virusvariante auftaucht, muss man die aktuellen Schätzungen überdenken.“ Bezüglich der weiteren Börsenentwick-

1,8

lung gibt der Volkswirt Entwarnung. Bruckbauer: „Selbst nach Lockdowns folgte eine rasche Erholung. In der Eurozone werden die Zinsen wie 2019 bei null Prozent liegen. In den USA können vier

Milliarden pro Woche hat laut Daten der Oesterreichischen Nationalbank der erste Lockdown die h ­ eimische Wirtschaft pro Woche gekostet. Im zweiten Lockdown war es mit 860 Millionen Euro pro Woche nur noch rund die Hälfte, im dritten und vierten beliefen sich die Verluste in der Wirtschaftsleistung pro Woche dann auf 840 Millionen sowie 750 Millionen Euro. Ein fünfter Lockdown könnte über 700 Millionen Euro pro Woche kosten.

Zinsschritte kommen. Aber der Leitzins wird das Niveau von 2019 mit 1,75 Prozent nicht erreichen.“ Optimistisch gibt sich auch RBI-Experte Brezinschek: „Omikron ist nicht so wichtig. Beim ATX (Seite 34) ist im laufenden Jahr eine hohe einstellige bis niedrige zweistellige Performance drin.“ n

53


#BANKEN

FINANZBRANCHE DEFINIERT NACHHALTIGE ZUKUNFT Klimawandel, leistbares Wohnen und Digitalisierung sind die

rung. „Wir werden die grüne Transformation aktiv mitgestal-

drei großen Themen, die die österreichische Finanzbranche

ten. Österreichs Banken werden aufgrund ihrer internationalen

der WKÖ-Bundessparte analysiert hat. Für eine nachhaltige

Ausrichtung nicht nur in Österreich, sondern auch in CEE einen

Zukunft soll es etwa eine Steuerbefreiung für nachhaltige Fi-

sehr wichtigen Beitrag leisten“, meint sein WKÖ-Spartenstell-

nanzprodukte geben, wie etwa eine KESt-Befreiung für grü-

vertreter und RBI-Vorstandschef Johann Strobl.

ne Finanzprodukte. Bei Einhaltung einer Behaltefrist könn-

Helfen soll dabei etwa die Einrichtung einer einfachen zen-

ten Milliarden für die Klimatransformation in Bewegung ge-

tralen Plattform für ESG-Daten durch die österreichische Kre-

setzt werden. „Im Sinne eines starken und zukunftsorientier-

ditwirtschaft, in die Unternehmen ihre Daten einmelden kön-

ten Standorts braucht es da vor allem einen leistungsfähigen

nen. Weiters wird gefordert, dass die Beteiligung an Unterneh-

Kapitalmarkt, um den gewaltigen Finanzierungsbedarf der Kli-

men erleichtert wird und Investoren den KMUs unkompliziert

matransformation heben zu können“, erklärt Bernhard Spalt,

Geld zur Verfügung stellen können. Ermöglichen soll das die

der nicht nur Vorstandschef der Erste Group Bank AG ist, son-

Gesellschaftsform der SICAV, die in mehreren Ländern bereits

dern auch Obmann der WKÖ-Bundessparte Bank und Versiche-

eingeführt wurde.

ERSTE GROUP KAUFT IN UNGARN ZU

FMA SCHICKT SANIERER ZUR KÄRNTER RAIFFEISENBANK

Die Erste Group Bank AG

ten Wachstumsstrategie in

Die Raiffeisenbank Althofen-

gesetzt. Dazu gab es laufend

übernimmt die ungarische

Zentral- und Osteuropa“.

Guttaring bekommt von der

Clinch zwischen den Füh-

Finanzmarktaufsicht

einen

rungskräften und dem Auf-

Commerzbank-Tochter und

Während

die

Bank

im

baut damit ihr Firmenkun-

Ausland weiter expandiert,

„vorläufigen Verwalter für

sichtsrat, zudem lieferte die

dengeschäft in Zentral- und

hat die spanische Caixa Bank

die Abwicklung und Sanie-

Bank noch schlechte Zahlen.

Osteuropa weiter aus. Bis

ihren knapp zehnprozenti-

rung von Banken“ geschickt.

Sanierungsexperte

Mitte 2022 soll der Deal ab-

gen Anteil an der Erste Group

Aus Insiderkreisen heißt es,

Spitzer hat nun zwölf Mona-

geschlossen

werden.

­Michael

Für

Bank AG abgestoßen. Ein

dass es Probleme mit der Ge-

te Zeit, die marode Bank wie-

Erste-CEO Bernd Spalt ist

Gros der freigewordenen An-

schäftsleitung der Bank gibt.

der auf Vordermann zu brin-

diese Akquisition „nach dem

teile sicherten sich die US-

Diese sei schlichtweg nicht

gen. Im Worst Case droht

Kauf des ungarischen On-

Investmenthäuser Blackrock

„fit und proper“ und wur-

die Schließung der Bank, die

line-Brokers Random Capi-

und Wellington sowie der

de bereits abgesetzt, nach

nicht Mitglied der gegensei-

tal im Sommer nun ein wei-

Wiener Städtische Versiche-

einem Rücktritt der neuen

tigen Einlagensicherung der

terer Schritt unserer geziel-

rungsverein.

Chefitäten aber wieder ein-

Raiffeisengruppe ist.

54


BRANCHE BANKEN

TICKER

Erste Group holt sich 1,5 Milliarden über Hypotheken-Pfandbrief

+++ Mitarbeiter der Oberbank bekommen Aktien im Wert von 5 Millionen Euro

+++ RBI zieht sich aus Bulgarien zurück

+++

GOLDEN TREE SAHNT MIT BAWAG-AKTIEN AB

Anadi Bank hat bereits mehr als 100 Partnertrafiken

Der US-Großinvestor Golden Tree macht

mit auf 6,35 Prozent. Mit einem Ver-

abermals ein Millionengeschäft mit Ak-

kaufspreis von 54 Euro je Aktie dürfte

tien der Bawag Group AG. Diesmal stieß

es sich jedenfalls um ein lukratives Ge-

er Anteile im Wert von 298 Millionen

schäft gehandelt haben, vor einem Jahr

Euro ab – 6,2 Prozent aller Aktien. Zuvor

stand die Aktie noch bei 38 Euro.

verkaufte der Großaktionär im Septem-

In Vorstandskreisen der Bawag Group

ber 2021 Anteile im Wert von 417 Milli-

AG griff man zu Jahresbeginn hingegen

onen Euro an institutionelle Investoren.

ordentlich zu und packte sich Papiere im

Die Beteiligung von Golden Tree am ös-

Wert von insgesamt über vier Millionen

terreichischen Geldhaus schrumpft so-

Euro ins Depot.

+++ Addiko Bank AG hat in Slowenien Sorgen wegen Franken-Krediten

+++ RBI vereinbart mit Siemens Gamesa erste grüne Garantielinie

BANKENFUSION IN WESTÖSTERREICH Die Tiroler Alpenbank und die Vorarl-

Jahresbeginn erfolgreich vollzogen. Der

berger Walser Privatbank werden zur

Hauptsitz wird beim Standort im Klein-

Alpen Privatbank AG fusioniert. Als

walsertal

einzige Privatbank Westösterreichs will

schaftlich hofft man, von Verbundef-

man künftig das „Beste aus zwei Ban-

fekten zu profitieren und durch das er-

STUDIE. Erstmalig wurden die

ken“ vereinen. Nach einem Jahr der

weiterte Leistungsspektrum die Wett-

heimischen Banken 2021 von der

Vorbereitung ist die Verschmelzung mit

bewerbsfähigkeit zu erhöhen.

Oesterreichischen Nationalbank

angesiedelt.

Betriebswirt-

BANKEN FÜR KLIMAWANDEL GEWAPPNET

einem Klimastresstest unterzogen. Untersucht wurden die Auswirkungen der Kohlenstoffbepreisung auf die inländische Bankenlandschaft. Das Ergebnis ist vorerst beruhi-

KARRIERE

gend: Im schlimmsten Fall würde die Kernkapitalquote der Banken um 2,7 Prozent zurückgehen. Das

Natalie Flatz

Gerda HolzingerBurgstaller

Reinhard Mues

ist seit 1. Jänner 2022 Aufsichts­ ratsvorsitzende der Liechtensteini­ schen Landesbank Österreich AG. Die studierte Juristin ist seit 2011 bei der LLB und leitete zuletzt das Internationale Wealth Manage­ ment. Sie folgt auf Gabriel Brenna.

übernimmt zusätzlich zu ihrer Funktion als CEO und COO der Erste Bank seit 1. Jänner 2022 auch das Privatkundengeschäft. Ihr Vorgänger Thomas Schaufler hat die Bankengruppe bereits im Oktober 2021 verlassen.

hat mit 1. Jänner 2022 die Leitung des Wealth Management der Deutsche Bank Österreich übernommen. Er blickt auf 20 Jahre Branchenerfahrung zurück und war zuletzt Private-BankingChef der Credit Suisse Österreich.

wäre mit Sicherheit eine Belastung für die Geldhäuser, sorge aber nicht für eine größere Schieflage.

55

Besonders betroffen wäre dabei der Landwirtschafts- und Transportsektor. Im Jahr 2022 will auch die Europäische Zentralbank einen derartigen Stresstest im großen Stil durchführen.


#VERSICHERUNGEN

GREGOR ­PILGRAM Vorstandschef Generali ­Versicherung

AEGON-DEAL: VIG STARTET INTENSIVE VERHANDLUNGEN MIT UNGARN

GENERALI WILL GRÜNER UND DIGITALER WERDEN Gregor Pilgram, Vorstandschef der Generali Versicherung, hat dem Börsianer die Schwerpunkte der neuen Strategie skizziert.

Die nächsten Wochen werden den Vor-

nien in Aussicht gestellt. Jetzt muss der

ständen der Vienna Insurance Group AG

ungarische Teil – der größte unter diesen

(VIG) einiges an Verhandlungsgeschick

drei Aegon-Gesellschaften – eigens be-

Welche Themen sind Ihnen in

abverlangen. Startet doch die Intensiv-

wertet werden. Ungarn hatte sich mit dem

der neuen Strategie am wichtigs-

phase der Gespräche mit der ungarischen

Veto gegen einen weiteren Ausverkauf

ten? – Die Generali will 2022 als

Regierung über den Einstieg bei der un-

der Versicherungswirtschaft des Landes

garischen Aegon-Versicherung. Die VIG

gestellt. Nur rund fünf Prozent Markt-

wollte diese im August des Vorjahres zur

anteil hält die einzig wesentliche unga-

personalisierte Produkte und die

Gänze erwerben, stieß dabei jedoch auf

rische Versicherung. Der Rest ist in aus-

Errichtung eines digitalen Direkt-

das Veto der Ungarn. Einen Tag vor Weih-

ländischer Hand, wobei die VIG mit Aegon

geschäfts. Kunden können Verträge

nachten konnte ein Memorandum of Un-

und ihrer bestehenden ungarischen Toch-

mit Handy-Signatur, mit Face-ID

derstanding erreicht werden, in dem der

ter Union Marktführerin ist. Die VIG kann

ungarischen Staatsholding ein Anteil von

der Beteiligung der ungarischen Staats-

45 Prozent an Aegon Ungarn zugesichert

holding an Aegon durchaus Positives ab-

Die Generali Group wird 1,1 Milliarden

wurde. Jetzt geht es um die Details dieses

gewinnen: „Mit dem Staat an Bord kön-

Euro bis 2024 in Technologien und die

Einstiegs: Bewertungen, Mitspracherech-

nen wir die Themen private Altersvorsor-

digitale Transformation investieren.

te, Besetzung der Gremien. 830 Millionen

ge, leistbares Wohnen und Infrastruktur-

Euro hatte die VIG für die Aegon-Gesell-

Investments besser an die Kunden brin-

schaften in Ungarn, der Türkei und Rumä-

gen“, sagt VIG-Sprecher Wolfgang Haas.

Lifetime-Partner nachhaltig wachsen und Innovationen vorantreiben. Dazu gehören Investitionen in

oder Fingerprint unterzeichnen. Routineaufgabe werden von Robotic Process Automation übernommen.

Was versprechen Sie sich von der neuen Strategie? - Der Kern besteht aus drei Säulen: nachhaltigem Wachstum, Ertragsprofil verbessern und Innovationen anführen. Dazu sollen die Bruttoprämien in nachhaltige Produkte um 25 Prozent gesteigert werden. Bis 2025 sollen 8,5 bis 9,5 Milliarden Euro in grüne Investments fließen. Ertragswachstum

NIEDERÖSTERREICHISCHE VERSICHERUNG SETZT AUF ÖKOFONDS

soll durch Marktanteilssteigerung vor allem im Bereich Gesundheit und

Die Niederösterreichische Versicherung

tigen Kriterien aufbauen. In der Fonds-

hat für die Kunden der fondsgebundenen

auswahl können sie mitbestimmen – je

Was soll das dem Unternehmen und

Lebensversicherung eine neue Nach-

nach Risikobereitschaft. Ein Umstieg in

den Aktionären bringen? - Im Be-

haltigkeitsoption. Der Öko Fondsplus

andere Fonds oder eine Neuaufteilung

reich der Mitarbeiter liegt der Fokus

investiert in Fonds, die gemäß der EU-

des eingezahlten Kapitals während der

auf der Aus- und Weiterbildung sowie

Offenlegungsverordnung als nachhaltig

Laufzeit ist möglich. Generaldirektor

klassifiziert sind. Damit ist Greenwa-

Stefan Jauk ist überzeugt, dass Nachhal-

KMU erreicht werden.

auf Hybrid-Arbeitsmodellen – Büro und Homeoffice. Für Aktionäre soll

shing ausgeschlossen, betont die Versi-

tigkeit auch in der Versicherungs- und

fitable Wachstum eine erstklassige

cherung. Anleger könnten damit mittel-

Veranlagungsbranche noch stärker an

Rendite bringen.

und langfristig Kapital gemäß nachhal-

Bedeutung gewinnen wird.

die starke Finanzbasis und das pro-

56


BRANCHE VERSICHERUNGEN

TICKER

Handelsgericht kippt zwei Klauseln der DAS Rechtschutzversicherung

+++ Arag Österreich widmet sich verstärkt der Prävention

PENSIONS- UND VORSORGEKASSEN GEHEN GEMEINSAMEN WEG

von Streitigkeiten

+++ Verdreifachung der Unwetterschäden 2021

Die acht überbetrieblichen Pensions-

alle Arbeitnehmer. Derzeit hat nur rund

kassen in Österreich und die Vorsorge-

ein Viertel der Beschäftigten Anspruch

kassen (Abfertigung neu) verstärken ih-

auf eine. Um dem Ziel näherzukommen,

ren öffentlichen Auftritt. Durch die Zu-

fordert der Verband die steuerbegünstig-

Helvetia-Kernaktionär

sammenlegung der beiden Fachverbän-

te Übertragung der Abfertigung auf die

de zum Vorsorgeverband erhofft sich Ob-

Pensionskassen. Und steuerbegünstigte

Patria gründet Idea Stiftung

mann Andreas Zakostelsky mehr Gehör

Eigen­leistungen der Arbeitnehmer. Dabei

bei Politik und einer breiten Öffentlich-

setzt Zakostelsky Hoffnungen in Finanz-

keit. Der neue Verband vertritt mehr als

minister Magnus Brunner. Dieser betonte

+++

vier Millionen Anwartschafts- und Leis-

kürzlich, dass Steuerentlastungen für In-

Risikospezialist Greco

tungsberechtigte mit einem veranlagten

vestitionen in die private Altersvorsorge

Volumen von 43,8 Milliarden Euro. Das

kommen müssten. Das begrüßt auch der

übernimmt Versicherungs-

Ziel sei eine private Zusatzpension für

Versicherungsverband.

laut Wiener Städtische

+++

für soziales und nachhaltiges Engagement

makler Westreicher

EIGENMITTEL DER VERSICHERUNGEN DOPPELT SO HOCH WIE ERFORDERLICH DIE SORGEN DER VERSICHERER

Mehr als zwei Drittel der Versicherungen

machte dieses Minus aber mehr als wett.

in Österreich verfügten Ende des drit-

Es kletterte um 56,56 Prozent auf 2,28

tens Quartals 2021 über mehr als doppelt

Milliarden Euro. Mehr als 80 Prozent die-

so hohe Eigenmittel als vorgeschrieben,

ses Ergebnisses stammen aus der Scha-

Study of Financial Innovation auch

hält die FMA in ihrem Quartalsbericht

den-/Unfallversicherung, 3,4 Prozent aus

2021 600 Versicherungsexperten aus

fest. Weiter gestiegen sind die Prämien-

der Lebensversicherung und knapp zehn

47 Ländern (26 aus Österreich) über

einnahmen, das versicherungstechnische

Prozent aus der Krankenversicherung.

Ergebnis aber sank. Dafür ist das Finanz­

STUDIE. Das internationale Beratungsunternehmen PWC hat gemeinsam mit dem Center for the

ihre Zukunftssorgen befragt. Die Studie, genannt Insurance Banana Skins 2021, führt die fünf in den

ergebnis kräftig nach oben geschnellt. Im

Augen der Versicherungs­manager

Detail: Die Versicherungsunternehmen

größten Risiken auf. Nummer

in Österreich konnten in den ersten drei

eins: Cyberkriminalität. Platz zwei

Quartalen 2021 ihr Prämienvolumen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,84

KARRIERE

schäftstätigkeit wuchs um kräftige 55,12 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Dabei ist das

versicherungstechnische

Ergebnis

zwar um 10,12 Prozent auf 529,6 Millionen Euro gesunken, das Finanzergebnis

Risiken nimmt der Klimawandel ein. Gleich dahinter rangiert die Angst

Prozent auf 15,22 Milliarden Euro erhöhen. Das Ergebnis der gewöhnlichen Ge-

und erstmals unter den Top-drei-

vor rasch steigenden Zinsen. Mit

Matthias Gerbavsits hat mit Jahresbeginn die Leitung des Exklusivvertriebs von Generali Österreich ­übernommen. Er löst Michael Heinzl ab.

57

dem erwarteten Ende der Pandemie und der Erholung der Wirtschaft dürften die Zinsen bald steigen. Die Lebensversicherung erwarten dies allerdings sehnlichst, den anderen Sparten bereitet diese Aussicht dagegen große Sorgen.


#FONDS

GELDANLAGE IM UMBRUCH

OSWALD SALCHER Country Manager Trade Republic

KOLUMNE

KARIN KISLING CEO Savity

Geld am Kapitalmarkt anzulegen wird

vate Vermögensaufbau und damit auch

bei den Österreichern immer beliebter.

die Altersvorsorge muss für alle Men-

Neue, einschlägige Anbieter strömen in

schen sicher und einfach möglich sein,

den Markt und machen es so einfach und

etwa über Sparpläne auf ETFs und Aktien.

kostengünstig wie noch nie. Der Bör­

EU GEHT VOR FRANKREICH UND POLEN IN DIE KNIE Es gibt kaum ein Thema, das die Gemüter derzeit so erhitzt wie die Atomkraft. Tatsächlich hätte

sianer fragte bei Oswald Salcher, Öster-

Gibt es Unterschiede zwischen alten und jun-

reich-Chef von Trade Republic, nach, wie

gen Anlegern? – Wir sehen eine Zunahme

sich die Brokerlandschaft und das Invest-

an jungen Investoren, darunter auch im-

mentverhalten mit der Zeit verändert.

mer mehr Frauen. Rund 50 Prozent unserer Kunden waren vorher noch nie am

Herr Salcher, die Österreicher sind in ih-

Kapitalmarkt aktiv. Der Trend geht da-

glauben können, als die EU ausge-

rem Anlageverhalten noch eher konserva-

bei eindeutig in Richtung ESG-konforme,

rechnet am 1. Jänner verkündete,

tiv, doch so langsam kommt es zu einem

also nachhaltige und klimafreundliche

dass Atomkraft und Gas in Zukunft

Umdenken. Wie ist die derzeitige Entwick-

Investments und scheint bei jungen Men-

lung? – Zwei Faktoren, die aktuell den Fi-

schen ausgeprägter zu sein als bei älteren.

man kurz an einen Neujahrsscherz

nachhaltig sind. Aber die EU scherzt nicht! Die EU diktiert der Finanz­ industrie bis ins kleinste Detail,

nanzmarkt massiv beeinflussen, machen

in welcher Form Nachhaltigkeit

auch vor dem Anlageverhalten der Öster-

Welche Rolle spielt die neu entflammte Dis-

gepusht werden muss. Und dann

reicher nicht halt: die Nullzinspolitik der

kussion um die Besteuerung von Gewinnen

das? Ich könnte verstehen, wenn es

EZB und die Inflation. Um die Kaufkraft

aus Aktien und Co? – Die Besteuerung von

des Geldes zu erhalten und idealerweise

Kapitalerträgen ist ein wichtiges Thema.

um die Entwicklung neuer Technologien geht. Da tut sich sowohl im

sogar noch zu vermehren, gibt es für den

Die Wiedereinführung einer Behaltefrist

Natriumreaktoren – als auch bei

Durchschnittssparer eigentlich nur die

wäre ein absolut richtiges Signal und wür-

Gas ziemlich viel, das mittelfristig

Möglichkeit, in Sachwerte zu investieren

de eine weitere Hürde für Verbraucher auf

wirklich relevant sein könnte.

– oder eben in den Kapitalmarkt. Der pri-

dem Weg zum Kapitalmarkt abbauen.

Nuklearbereich – Stichwort Mini-

Ich könnte verstehen, wenn es einen belastbaren Fahrplan für die Absicherung der Energieversorgung gäbe – dass wir so etwas nicht haben, finde ich nebenbei gesagt im höchsten Maße verantwortungslos. Aber es gibt bis 2035 überhaupt

ATOMKRAFT: INVESTOREN CONTRA EU-TAXONOMIE Wegen der neuen EU-Taxonomie sol-

den grünen Wandel umzuleiten, und ge-

len künftig Investitionen in neue Atom-

fährdet die Glaubwürdigkeit des gesamten

kraftwerke als grün klassifiziert werden.

europäischen Green Deals“, sagt etwa Rai-

dürfen. Da fühle ich mich als Port-

Der Tenor der wichtigsten Investoren und

ner Schnabl, Geschäftsführer der Raiffei-

foliomanager, der Nachhaltigkeit

Vermögensverwalter geht unisono in die

sen KAG. Walter Hatak von der Erste Asset

seriös umsetzt, wirklich verarscht.

Richtung, dass grüne Investments in Ös-

Management kann sich da nur anschlie-

terreich atomfrei bleiben. „Die Kernener-

ßen: „Jene Fonds, wo Atomenergie schon

gie mit dem Stempel der Nachhaltigkeit zu

bisher ausgeschlossen wurde, für die

versehen unterminiert die Klimaziele der

bleibt dies unabhängig von der EU-Taxo-

EU, dringend benötigte Investitionen in

nomie auch weiter so.“

keine Auflagen, danach sollen immerhin Gaskraftwerke nur noch mit kohlendioxidarmen Gasen laufen

Hat die EU es wirklich nötig, vor Frankreich und Polen in die Knie zu gehen?

k.kisling@derboersianer.com

58


BRANCHE FONDS

TICKER

APO Digital Health Fonds erhält Österreichisches

KEPLER VERÄNDERT ÖSTERREICH-FONDS

Umweltzeichen

+++ Wifo-Chef Gabriel

Aus dem Kepler Österreich Aktienfonds

die UN Sustainable Development Goals er-

wird der brandneue D-A-CH Plus Aktien-

füllen. Roland Zauner wettet hauptsächlich

fonds. „Der Markt Österreich ist schlicht-

auf Finanzwerte, Gesundheitswerte und In-

weg zu klein“, sagt Fondsmanager Roland

dustriewerte. Finanzunternehmen sind be-

+++

Zauner. Das Wort „Österreich“ verschwin-

wusst die größte Gruppe – diese würden die

det aus dem Fondsnamen. Zukünftig setzt

Inflation am wenigsten zu spüren bekom-

Austrian Growth Fund

die Kepler Fonds KAG beim Fonds auf die

men, sagt Zauner. Das Fondsvolumen be-

Schweiz (38 Prozent), Deutschland (34 Pro-

läuft sich auf 56 Millionen Euro. Die Kepler

+++

zent), Österreich (17,5 Prozent) und Italien

Fonds KAG verwaltet insgesamt Gelder in

UBS: ETF-Vermögen

(10,5 Prozent). Außerdem spielen ab nun

der Höhe von 18,2 Milliarden Euro, 2,8 Mil-

übersteigt weltweit mehr als

auch nachhaltige Unternehmen für den

liarden Euro davon sind laut der Fondsge-

Fonds eine wichtige Rolle, konkret jene, die

sellschaft nachhaltig angelegt.

100 Milliarden US-Dollar

Felbermayr schlägt Staatsfonds vor

sammelt 140 Millionen ein

+++ Volumen nachhaltiger Fonds 2021 um

JP MORGAN HOLT SICH KÜNSTLICHE INTELLIGENZ FÜR KLIMAWANDELFONDS Im Kampf gegen den Klimawandel möch-

en, nachhaltige Landwirtschaft, nachhal-

te sich nun auch der US-Vermögensver-

tiger Transport sowie Recycling und Wie-

walter JP Morgan Asset Management ein-

derverwertung.

bringen und lancierte im Dezember 2021

Für die Titelauswahl wird das funda-

seinen ersten Artikel-9-Fonds. Der JP

mentale Research um eine künstliche In-

Morgan Climate Change Solutions Fund

telligenz ergänzt, der Themebot screent

(ISIN

60 Prozent gestiegen

INSTITUTIONELLE SETZEN 2022 AUF PRIVATE ASSETS

den

13.000 Unternehmen auf Engagement,

strengen Vorgaben der seit März 2021

inhaltliche Relevanz und Umsatzerlöse,

gültigen

EU-Offenlegungsverordnung

im Fonds sind 50 bis 100 Aktien vertre-

und ist damit ein sogenannter dunkel-

ten. In Österreich gibt es bisher bereits

grüner Fonds. Für den Fonds wurden fünf

über zwanzig dunkelgrüne Fonds, die da-

börsen­notierte Investments redu-

Themen definiert: erneuerbare Energie

rin enthaltenen Titel müssen aktiv ein

zieren. Die Vermögensverwaltung

und Elektrifizierung, nachhaltiges Bau-

Nachhaltigkeitsziel anstreben.

Schroders führt dazu jährlich eine

LU2394008846)

entspricht

STUDIE. Knapp 90 Prozent der institutionellen Anleger möchten im nächsten Jahr mehr Geld in private Assets investieren und im Gegenzug

Befragung von 750 institutionellen Investoren durch. Insgesamt 26,8 Billionen US-Dollar an verwaltetem Vermögen will man in privaten

KARRIERE

Beteiligungen besser den Rendite­ ansprüchen anpassen können und zugleich den Risikovorstellungen

Andreas Witzani

Christian Petter

Gernot Blümel

ist seit 1. Jänner 2022 neuer Geschäftsführer der Allianz Invest KAG. Der gebürtige Niederöster­ reicher folgt Martin Bruckner. Zuletzt war er bei der Merito Financial Solutions als Geschäftsführer tätig.

treibt als Head of Institutional Clients & Wholesale bei der Privatbank J. Safra Sarasin die Expansion in Österreich und Osteuropa voran. Der Vertriebs­ profi war zuvor 16 Jahre lang bei der BNP Paribas AM tätig.

wird CEO der Superfund-Gruppe. Der ehemalige Finanzminister soll laut Superfund-Gründer Christian Baha die internationale Expansion der Marke forcieren und zwischen Wien, Tokio, Hongkong, New York, Vaduz und Zürich pendeln.

der Kunden gerecht werden. Besonders stark ist der Trend in Asien und Nordamerika zu erkennen. Die Ka-

59

pitalanlage in private Assets nehme auch „für institutionelle Investoren aus Deutschland und Österreich an Bedeutung zu“, erklärt Carlos Böhles, Leiter des institutionellen Geschäfts bei Schroders Europe.


#AKTIEN

KOLUMNE

BETTINA SCHRAGL Head of Investor Relations Immofinanz AG

DAS ENDE DES MURMELTIERTAGS Was haben wir damals gewettert gegen diese Steuer. Es war Ende 2010, ich war Chefredakteurin einer Finanzinformationsplattform, und unser Daily Business war die Berichterstattung über den österreichi-

NEUSTART BEI DER STAATSHOLDING

schen Kapitalmarkt. Und ja - diese Frage wurde mir bereits Ende der

Die Österreichische Beteiligungs AG stellt

Prinzip“, so Hlawati. Die Öbag spricht da-

90er-Jahre gestellt, als ich bei der

ihr Managementteam neu auf. Die Inte-

bei von einem „erweiterten Vorstand“,

rimschefin Christine Catasta scheidet wie

rechtlich sind die beiden Neuzugänge

geplant ab Februar 2022 aus und macht

Prokuristen der Öbag. Dass die vorgese-

heimischen Börsennotierten sind

Platz für ihre Nachfolgerin Edith Hlawati

hene Letztverantwortung weiterhin bei

spannend, die geben das her. Zurück

als CEO der Öbag. Mit ihr steigen die bei-

der Alleinvorständin bleibt, sorgte zuletzt

zur Steuer: Mit der Einführung

den Executive Directors Carola Wahl und

weitreichend für Kritik. Neben Christine

Robert Stajic mit ins Boot. Beide blicken

Catasta streichen außerdem Öbag-Direk-

auf eine langjährige Erfahrung im Bera-

tor Maximilian Schnödl und Sprecherin

ins Abseits. Damals war es freilich

tungs- und Managementbereich zurück,

Melanie Laure die Segel. Letztere wird im

für Minister auch noch en vogue,

Wahl etwa bei der AXA Versicherung und

Frühling das Unternehmen verlassen und

selbstbewusst zu verkünden, dass

der Deutschen Telekom AG, Stajic war

ab Februar 2022 die Kommunikation an

zuletzt bei der Semperit AG Holding im

den langjährigen Erste-Group-Sprecher

ersten österreichischen Wirtschaftstageszeitung arbeitete: Es gibt da täglich genügend zu berichten. Die

der Wertpapier-KESt manövrierte sich Österreich in Sachen AktienSentiment bei Privatanlegern weiter

man selbst (natürlich) keine Aktien halte. Die Forderung nach einer

höheren Management tätig. „Mit die-

Michael Mauritz übergeben. Unterstützt

führung einer Behaltefrist steckte

sem Schritt kommen wir bei wichtigen

wird Mauritz vom ehemaligen Bloom-

seither – ähnlich dem Gruß des

Entscheidungen vom bisherigen Vier-­ berg-Journalisten Matthias Wabl als ex-

Murmeltiers – in einer Zeitschleife

Augen-Prinzip zu einem Sechs-Augen-

Abschaffung der KESt bzw. Ein-

fest. Und nun dieser Tage: „Augen

terner PR-Berater.

wurden gerieben, unzählige Runzeln auf ebenso viele Stirne gelegt …. es war wahr geworden: Die Politik sprach darüber, die Steuer auf Wertpapier-Vermögenszuwächse zu erleichtern“, um die launigen Worte von Investor Wolfgang Matejka zu

PALFINGER MIT DURCHHÄNGER Die Palfinger AG hat für die ersten zwei

finger-Sprecher Hannes Roither zum Bör­

Quartale 2022 eine Gewinnwarnung wegen

sianer. Die Hightech-Großkräne sind jene

ihrem bereits versteuerten Geld in

massiv erhöhter Kosten in den Bereichen

Produkte mit den höchsten Margen und

die Altersvorsorge zu investieren. Es

Rohstoffe und Energie sowie angespann-

brauchen mehr Chips. Man erwartet trotz-

geht um die Motivation zur Eigen-

ter Lieferketten veröffentlicht. Es fehlen

dem für 2022 ein Rekordjahr, die Preise

Chips und Elektronikteile für Hightech-

wurden bereits um elf Prozent erhöht, und

Kräne. Lieferkettenprobleme gibt es nicht

ist zuversichtlich, dass im dritten und vier-

nur bei asiatischen Lieferanten wegen Co-

ten Quartal der Rückschlag aufgeholt wer-

vid-Clustern, sondern querbeet, sagt Pal-

den kann. Das Orderbuch ist nämlich voll.

zitieren. Bitte dranbleiben und es den Österreichern ermöglichen, mit

vorsorge – und zwar nicht für die Vermögenden oder „Spekulanten“, sondern für die breite Masse.

b.schragl@derboersianer.com

60


BRANCHE AKTIEN

TICKER

Erste-Stiftung kauft um 4,4 Millionen Erste-Aktien

+++ Signa Sports United an New Yorker Börse gelistet

+++

LACHENDES UND WEINENDES AUGE BEI DER AMAG

Polytec muss Firmenwert nach unten korrigieren

+++ FACC verliert Rechtsstreit

Die Amag Austria Metall AG konnte in den

Ranshofen. Hier wird versucht, die hohen

ersten drei Quartalen 2021 das Ergebnis

Preise an die Kunden weiterzugeben. Der

nach Steuern im Vergleich zum Vorjahr

Bedarf nach den Aluminiumerzeugnissen

Millionenhöhe

mehr als verfünffachen. Mit der 20-Pro-

ist besonders in der Automobil- und Flug-

zent-Beteiligung an dem kanadischen

zeugindustrie hoch. Die Gewinne verwen-

+++

Aluminiumhersteller Elektrolyse Alou­ette

dete die Amag unter anderem für den An-

wurde es möglich, die gestiegenen Roh-

kauf der deutschen Aircraft Philipp. Zum

stoffpreise zu ihren Gunsten zu nutzen.

Jahreswechsel wurde die Komplettüber-

Denkbar unerfreulich ist die Situation für

nahme besiegelt und der Name auf Amag

das Werk für Walz- und Gussprodukte in

Components geändert.

und schreibt Verluste in

Verbund kauft riesigen Photovoltaik-Park in Spanien

+++ VST Building Technologies beantragt Sanierung

+++

SHORT-SELLER-ATTACKE AUF S&T

Kinderfahrrad-Hersteller Woom liebäugelt mit Börsengang

S&T-Vorstandschef Hannes Niederhau-

gebrochen. Die Vorwürfe betreffen Com-

ser hat eine externe forensische Prüfung

pliance-Vergehen und Übernahmedeals

durch Deloitte in Auftrag gegeben. Der

aus lang vergangenen Jahren. Hannes

Grund: Der amerikanische Short-Seller

Niederhauser sieht deshalb aber keine

Viceroy Research LLC hat unter dem Titel

Einbußen in der operativen Performance

„The Naughty List“ angeblich faule Fle-

der S&T-Gruppe und hat zuletzt 70.000

cken im IT-Konzern entdeckt und hofft

Aktien im Wert von rund 850.000 Euro

nun, mit Leerverkäufen Kasse zu schla-

nachgekauft. Auch der ehemalige Auf-

STUDIE. Nachhaltigkeit bleibt Dau-

gen. Der Kurs der Aktie ist direkt nach der

sichtsratschef und Großaktionär Erhard

erbrenner unter Finanzvorständen.

Veröffentlichung am 16. Dezember 2021

Grossnigg holte sich über seine Grosso-

Fast drei Viertel der befragten Un-

um knapp 30 Prozent auf 13,24 Euro ein-

Holding 60.000 Anteile um 880.000 Euro.

GRÜNE FINANZCHEFS UND IHRE SORGEN

ternehmen haben bereits konkrete Pläne zur Emissionsreduktion. Bis 2030 wollen 59 Prozent ihre Ziele erreicht haben, wie aus der CFO Survey 2021 von Deloitte unter 70 befragten

KARRIERE

Finanzchefs hervorgeht. Der Grund ist dabei aber vor allem die eigene Kostenreduktion, mit 44 Prozent auf

Karl Haider

Winfried Braumann

Diana Neumüller-Klein

ist seit Beginn des Jahres 2022 der neue Vorstandsvorsitzende der Semperit AG Holding. Nachdem der Vorgänger Martin Füllenbach frühzeitig sein Amt niedergelegt hat, besetzte er bereits seit Ende September die Position des CEOs.

ist per 1. Jänner 2022 neuer Vorsitzender der Übernahme­ kommission der Wiener Börse. Zuvor war er Stellvertreter von Martin Winner, der die Funktion aus persönlichen Gründen zurückgelegt hat.

will sich nach 15 Jahren als Pressesprecherin der Strabag SE ab Ende Februar 2022 neuen Herausforderungen stellen. Sie wird laut eigenen Angaben als Geschäftsführerin komplett die Branche wechseln.

Platz eins, noch vor Regulationsdruck und Reputationsgründen. Keine konkreten Pläne können bisher

61

28 Prozent der Befragten vorlegen. Die Nachzügler stammen großteils aus den Branchen „Bauwirtschaft und Anlagenbau“ und „Handel“. Auf Platz eins der Sorgen steht die zunehmende Cyberkriminalität.


#IMMOBILIEN

POKER UM

DIE IMMOFINANZ

In den letzten Monaten kam es zu einem regelrechten Schlag-

falls ein großer Aktionär, hatte ein Gegenangebot zur CPI ge-

abtausch um Aktienanteile an der Immofinanz AG. Nachdem

stellt, will aber nur maximal 25 Prozent. Analysten schätzen den

der Übernahmeversuch der Immofinanz AG an der S Immo AG

inneren Wert der Immofinanz-AG-Aktie auf 30 Euro. „CPI wird

scheiterte, räumte der ehemalige CEO Ronny Pecik den Chef-

bei der Immofinanz mit dem Kärcher aufräumen und die ständi-

posten und die börsennotierte CPI Property Group, die unter

ge Wertvernichtung der letzten Jahre untersuchen“, sagt Umek.

dem Einfluss des tschechischen Milliardärs Radovan Patrick

CPI hält derzeit 35,5 Prozent an der Immofinanz AG. Eine Fu­

Vitek steht, stellte nach dem Erwerb von 32 Prozent an der Im-

sion mit der S Immo AG ist wieder hochaktuell. S-Immo-Groß-

mofinanz AG ein Angebot an die Aktionäre. Dieses wurde Ende

aktionär Peter Korbacka hat die Einberufung einer außerordent­

Jänner von 21,20 auf 22,70 Euro je Aktie erhöht, nachdem In-

lichen Hauptversammlung bei der S Immo AG verlangt, um das

vestor Klaus Umek von Petrus Advisors seine Beteiligung an der

Höchststimmrecht zu kippen. Ex-Immofinanz-CEO Ronny Pe-

Immofinanz AG von acht Prozent der CPI angedient hatte und

cik war damit gescheitert. CPI hält an der S Immo AG offiziell

sich gegen das höhere Konkurrenzangebot der S Immo AG von

11,61 Prozent, die Immofinanz AG 26,49 Prozent. Beide haben ein

23 Euro entschieden hat. Die S Immo AG, mit 14,2 Prozent eben-

Interesse daran, das Höchststimmrecht zu kippen.

GRÜNE IMMOBILIENINVESTMENTS IM TREND

Das in New York börsennotierte Unter-

kosten im Vergleich zu gewöhnlichen

nehmen für Gewerbeimmobilien CBRE

Immobilien kleiner sind. Von regu-

Group hat Empfehlungen für Immobi-

latorischer Seite haben die ESG-Vor-

lieninvestoren in Bezug auf ESG ver-

schriften in den vergangenen Jahren

öffentlicht. Bereits 60 Prozent der im

stark zugenommen, umweltfreund­

Zuge einer Studie befragten Investo-

liche Baumaterialien wie beispiels­

ren

ESG-Kriterien.

weise Holz werden zudem immer

Immo­bilienentwickler haben sich be-

leistbarer. Auch den Gebäudeentwick-

reits Energiesparziele auferlegt. Auch

lern wird mittels Benchmarks und Re-

potenzielle Mieteinnahmen sind bei

portings auf die Finger geschaut, wobei

sogenannten Green Buildings größer,

der Technologie dabei eine maßgebli-

während die Betriebs- und Wartungs-

che Rolle zukommt.

berücksichtigen

62


BRANCHE IMMOBILIEN

TICKER

IMMOBILIENINVESTMENTS ÜBER BLOCKCHAIN

Union Investment verkauft Bürogebäude in Wien

+++ Wiener Ärztekammer erwirbt Grabenhof um 327,5 Millionen Euro

+++ Eyemaxx Real Estate AG eröffnet Sanierungsverfahren

+++

Die Blockchain macht digitale Invest-

les Grundbuch ein. Die Preise der Antei-

ments ab 100 Euro in Immobilien mög-

le entstehen ähnlich wie bei einer Wert-

lich. Das in Wien und München ansässi-

papierbörse über Angebot und Nachfra-

ge Fintech Brickwise ermöglicht Kleinan-

ge auf der digitalen Handelsplattform.

legern Immobilieninvestments über eine

Brickwise zieht pro Transaktion eine Ge-

App und lässt diese an Mieteinnahmen

bühr in der Höhe von 1,5 Prozent des Kauf-

+++

und Wert­entwicklungen der Immobilien

oder Verkaufspreises ein. An dem von ei-

Bank Austria rechnet mit

teilhaben. Dabei sind Investoren über di-

nem Grazer gegründeten Unternehmen

gitalisierte Genussscheine direkt an den

sind das Gründerteam, Business-Angels,

Verlangsamung der

Immobilien beteiligt und tragen sich über

Venture-Capital-Fonds sowie zwei deut-

die Blockchain sinngemäß in ein digita-

sche Family-Offices beteiligt.

40 Millionen Euro auf Online-Plattform Rendity in Immobilien investiert

Baukonjunktur

+++ Galerie Karstadt von Signa bekommt Staatshilfe in dreistelliger Millionenhöhe

S IMMO AG BEGIBT GREEN BOND Die S Immo AG hat einen neuen Green Bond

gibt Auskunft, wofür das Geld verwendet

(ISIN AT0000A2UVR4) mit einem Volumen

werden soll: „Da es sich um einen Green

von 50 Millionen Euro und einer Laufzeit

Bond handelt, werden wir damit Immobili-

von fünf Jahren emittiert. Die Geldgeber

en – sogenannte Green Buildings – mit der

werden eine Rendite von 1,25 Prozent pro

höchsten Nachhaltigkeitszertifizierung fi-

Jahr erhalten. Die Anleihe wird im amtli-

nanzieren.“ Der Kapitalmarkt beweist sich

chen Handel an der Wiener Börse im Seg-

somit wieder einmal als Nachhaltigkeits-

laufenden Jahr mit mehr Dynamik.

ment Corporates Prime notieren. Unter-

treiber. Die Transaktion wurde von der Ers-

Durch Homeoffice, hybride Arbeits-

nehmenssprecherin

te Group Bank AG begleitet.

formen und Digitalisierung evaluie-

Elisabeth

Wagerer

DER BÜROMARKT IM WANDEL STUDIE. Der Immobiliendienstleister EHL Immobilien hat einen Ausblick auf den Wiener Büromarkt 2022 veröffentlicht und rechnet im an-

ren viele Unternehmen die aktuelle Bürosituation und entwickeln neue Bedürfnisse. Bei den neuen Arbeitsplatzkonzepten könnte „Qualität

KARRIERE

statt Quantität“ das künftige Credo sein. Die Flächenproduktion soll sich gegenüber dem Vorjahr auf 126.100 Quadratmeter mehr als

Nadja Pröwer

Alexandra Müller-Stingl

ist neue Head of Building Consultancy beim Immobilien­ dienstleister CBRE. Die studierte Architektin war zuletzt Mitglied der Geschäftsleitung beim international tätigen Planungsund Projektmanagementunter­ nehmen Dress & Sommer.

ist ab sofort als Head of People and Culture für das Personal­ management und für die Unter­nehmenskultur bei der Immofinanz AG tätig. Sie bringt Erfahrungen von der Erste Group, den ÖBB, SOS-Kinderdorf sowie Innio Jenbacher mit.

verdoppeln, wobei die Fertigstellung hochwertiger Refurbishments mit

63

82 Prozent den Großteil ausmacht. Neubauten, die das Flächenangebot tatsächlich erhöhen, werden dieses Jahr lediglich zwei fertiggestellt. Die Spitzenmieten in der Wiener Innenstadt werden stabil auf etwa 26 Euro pro Quadratmeter bleiben.


#BERATER

KOLUMNE

PETER BARTOS Partner und ­Geschäftsführer BDO Austria

EU-TAXONOMIE AM ENDE? Das wesentliche Ziel der EUTaxonomie ist es, ein System zur Klassifikation für ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten zu entwickeln und die Transparenz im Bereich der Nachhaltigkeit drastisch zu erhöhen. Sie soll dazu beitragen,

UNTERNEHMEN BEIM KLIMASCHUTZ ZU WENIG AMBITIONIERT

die bestehenden Klima- und Nachhaltigkeitsziele der EU in Strategie-,

Nur 13 Prozent der 100 größten Firmen in

streben. Der Rest gibt sich mit weniger am-

Investitions- und Kreditvergabeent-

Österreich reduzieren ihre Emissionen, an

bitionierten Zielen zufrieden. Die Berater

den Pariser Klimazielen gemessen, in aus-

empfehlen vier Schritte in Bezug auf Kli-

ren. Konkret sollen dadurch Inves-

reichendem Maß. Zu dem Ergebnis kommt

maschutzziele. Erstens müssen detaillierte

titionsströme aus dem Finanzsektor

die Analyse „Wege zum Klimapfad: Wo Ös-

Ziele entwickelt werden. Diese sollen wei-

an Unternehmen gefördert werden,

terreichs Unternehmen in Bezug auf Kli-

ters in ihrer Qualität präzisiert werden und

die sich mit nachhaltigen Aktivi-

maschutz stehen“ der Strategieberatung

anschließend durch eine externe Organisa-

Boston Consulting Group (BCG). Weiters

tion validiert werden. Um die laufende Ex-

stellen die Autoren fest, dass lediglich acht

ekution der Ziele zu überprüfen, müsse ein

der 100 Firmen Nettonullemissionen an-

regelmäßiges Monitoring etabliert werden.

scheidungen von Wirtschafts- und Finanzmarkt­akteuren zu integrie-

täten beschäftigen, damit die EU ihrer Verpflichtung des Pariser Klimaabkommens, bis 2050 CO2neutral zu werden, nachkommen kann. Durch die nationale Brille betrachtet, hat die EU-Kommission mit ihrem Vorschlag, Atomenergie und Gas temporär als nachhaltige Energieerzeugung einzustufen, der Glaubwürdigkeit der EU-Taxonomie in Österreich einen Bärendienst

WAHRNEHMUNGSDISKREPANZEN BEI FÜHRUNGSKRÄFTEN UND ANGESTELLTEN

erwiesen. Ist das Projekt damit schon am Ende, bevor es überhaupt

Laut einer aktuellen Studie des Beratungs-

dass die Fähigkeit, eine Vertrauenskultur

unternehmens Capgemini gibt es in vie-

mit Entfaltungsmöglichkeiten für Mitar-

EU gewährleistete Recht der freien

len Unternehmen eine deutliche Diskre-

beiter zu schaffen, eine wesentliche Füh-

Wahl seiner Energiequellen. Auch

panz zwischen den Ansichten des obe-

rungskompetenz ist. 75 Prozent der Mitar-

wenn uns der Gedanke an grenznahe

ren Managements und der Beschäftigten.

beiter sehen daher emotionale Intelligenz

Atomkraftwerke nicht gefällt, sollte

Für die globale Untersuchung „Relearning

als wichtige Eigenschaft. Lediglich 47 Pro-

Leadership: Creating the Hybrid Work-

zent nehmen jedoch die eigene Führungs-

so rasch wie möglich klimaneutral

place Leader“ wurden 1.380 Personen aus

kraft als emotional intelligent wahr. In ei-

umzugestalten. In Anbetracht der

548 Unternehmen in zwölf Ländern be-

ner kleinen ausgewählten Gruppe an Un-

großen Herausforderungen wird das

fragt. 72 Prozent der Führungskräfte den-

ternehmen, den sogenannten Vorreitern,

schwierig genug und eine nationale

ken, dass sich die Unternehmen um das

geben 80 Prozent der Mitarbeiter an, dass

körperliche und geistige Wohlbefinden

ihre Organisation sie dabei unterstützt,

krete Pläne auf den Tisch zu legen.

der Mitarbeiter kümmern. Dies können

ihre Arbeit selbst in die Hand zu nehmen.

jedoch nur 49 Prozent der Angestellten

Bei den anderen Unternehmen können

p.bartos@derboersianer.com

bestätigen. Die Befragten sind sich einig,

dies nur 52 Prozent bestätigen.

begonnen hat? Nun, auch zukünftig behält jeder Staat das durch die

sich Österreich darauf konzentrieren, seine eigene Energieversorgung

Kraftanstrengung erfordern. Es wäre daher wichtig, möglichst bald kon-

64


BRANCHE BERATER

TICKER

EY-Studie: Pandemie kostete Österreich rund 74.000 Jobs

+++

IPO-REKORD

Kearney übernimmt den Beschaffungsspezialisten

Im Jahr 2021 kam es zu einem Rekord an

26 Prozent aller Börsengänge gingen aus

Initial Public Offerings (IPOs). Weltweit

der Technologiebranche hervor. Der Tech-

stiegen die Börsengänge im Vergleich zum

Boom macht sich also auch an den Kapital-

+++

Vorjahr um 64 Prozent. Dies geht aus dem

märkten bemerkbar. Bei der Wiener Börse

IT-Dienstleisters NTT:

Global IPO Update 2021 der Prüfungs- und

kam es im vergangenen Jahr zu acht Neu-

Beratungsorganisation EY hervor. Dem-

zugängen in den Einstiegssegmenten Di-

Remote-Arbeit

nach haben die Börsen weltweit 2.388 Neu-

rect Market und Direct Market plus. Die

zugänge verzeichnet, somit die meisten

heimische Börse hat sich auf europäischer

seit dem Jahr 2000. Die IPO-Aktivität war

Ebene zu einer starken Anleihenplattform

in China am intensivsten. 593 Unterneh-

entwickelt. Die Bond-Listings verdoppel-

men wagten dort den Schritt an die Börse.

ten sich mit 6.536 Stück im letzten Jahr.

Prokura

beeinträchtigt auf Dauer die Unternehmensleistung

+++ KPMG: Covid-19, Digitalisierung, ESG und Kundenverhalten verändern Geschäftsmodelle der Banken

PERSONALISIERTE KUNDENERLEBNISSE ALS ERFOLGSFAKTOR FÜR MARKETING Im Zuge der Studie Deloitte Global Mar-

stellt werden. Erstens ist der Unterneh-

keting Trend 2022 hat das Prüfungs- und

mens-Purpose, also der positive gesell-

Beratungsunternehmen weltweit mehr

schaftliche Impact, ein wesentlicher Er-

als 1.000 C-Level-Führungskräfte und

folgsfaktor. Zweitens müssen für erfolg-

11.500 Konsumenten interviewt. Die zen-

reiches Marketing analytische und krea-

trale Aussage der Analyse ist, dass per-

tive Fähigkeiten vereint werden. Weiters

sonalisierte Kundenerlebnisse weiterhin

müssen Wege gefunden werden, auf Kon-

Zu diesem Ergebnis kommt die EY

der ausschlaggebendste Faktor im Mar-

sumenten ohne Cookies, die Speicherung

Stadtwerkestudie 2021 von EY und

keting bleiben. Dass Konsumenten im

personenbezogener Daten im Internet,

Umgang mit persönlichen Daten vorsich-

eingehen zu können. Viertens sollten hy-

tiger geworden sind, ist eine große Her-

bride Kundenerlebnisse geschaffen wer-

ausforderung bei der Schaffung dieser

den, um in einer zunehmend digitalisier-

Energieversorgungsunternehmen

Erlebnisse. Vier Trends konnten festge-

ten Welt bestehen zu können.

haben mehr als drei Viertel eine

STROMZÄHLER NICHT GENUG DIGITALISIERT STUDIE. Die ursprünglich ange­ strebte Smart-Meter-Roll-outQuote von 80 Prozent konnte im Jahr 2020 nicht erreicht werden.

dem Bundesverband der Energieund Wasserwirtschaft. Smart Meter sind intelligente, digitalisierte Stromzähler. Von den befragten 18

Roll-out-Quote von nur unter 70 Prozent erzielt. Die Studienauto­ren nennen zwei wesentliche Gründe für die Verzögerungen: Durch Kon-

KARRIERE

taktbeschränkungen wurden Installationsarbeiten in den Haushalten teilweise ausgesetzt, überdies kam es zu Lieferengpässen bei den Zählerherstellern. Allgemein nehmen

Michael Brigl

Martina Sennebogen

wird neuer Leiter des Geschäfts der Boston Consulting Group in Österreich, Deutschland, Polen, der Schweiz und Ungarn. Der 47-Jährige ist seit 2005 bei BCG und leitete bis dato den Geschäftsbereich Principal Investors and Private Equity.

ist neue Country-Managerin der Unternehmensberatung Capgemini in Österreich. Zuvor war Sennebogen als Head of Global Sales beim Linzer Software­ unternehmen Celum tätig.

knapp drei Viertel der Unternehmen die Digitalisierung als Chance wahr.

65

In den nächsten Jahren wird sich die Branche hauptsächlich mit der Optimierung interner Prozesse und Organisationsstrukturen, mit der Digitalisierung sowie der Gewinnung von qualifizierten Mitarbeitern beschäftigen müssen.


#RECHT

KOLUMNE

COMMERZIALBANK: REPUBLIK MUSS NOCH NICHT ZAHLEN

ALBERT ­BIRKNER Managing Partner Cerha Hempel

Die Republik Österreich ist vorerst einem

te der VfGH die Verfassungskonformität

AUS FÜR DAS ÖSTERREICHISCHE ÜBERNAHMERECHT?

Schadenersatzverfahren in der Commer-

dieser Bestimmung. „Das sendet ein ka-

zialbank-Causa entgangen. Grund dafür

tastrophales Signal an die Gesellschaft“,

ist eine Entscheidung des Verfassungsge-

findet der Jurist Ernst Brandl, Mitgrün-

Eine vom EuGH unlängst ergangene

richtshofs (VfGH). Darin ging es um eine

der der Rechtsanwaltskanzlei Brandl Ta-

Entscheidung (C-546/18) wird wohl

Bestimmung im Gesetz über die Finanz-

los. „Absurd“ bezeichnet das auch Peter

zu einer Reform des österreichi-

marktaufsicht. Diese besagt, dass der

Kolba, Gründer des Verbraucherschutz-

Bund nur denjenigen einen Schaden er-

vereins. „Weitere Schadenersatzverfah-

setzen muss, die selbst der Aufsicht un-

ren gegen die Republik sind dadurch nicht

ner Bescheid. Bescheide können

terliegen. Dazu zählen etwa Kreditinsti-

aussichtslos“, sagt er gegenüber dem Bör­

hinsichtlich Rechtsfragen beim OGH

tute und Fonds, aber nicht einfache Bank-

sianer, „man kann sie nur nicht mehr auf

bekämpft werden, was in diesem

kunden. In seiner Entscheidung bejah-

diese Bestimmung stützen.“

schen Übernahmerechts führen. Anlassfall war ein von der Übernahmekommission (ÜbK) erlasse-

Fall erfolglos geschah, woraufhin ein Verwaltungsstrafverfahren eingeleitet wurde. Beim BVwG kamen sodann erhebliche Zweifel in Bezug auf die Konformität mit Art. 47 der

WIRTSCHAFTSPRÜFER WIRD WEGEN ­MÄNGELN ANGEZEIGT

Grundrechtscharta (Recht auf wirksamen Rechtsbehelf und ein unparteiisches Gericht, GRC) auf, weshalb es den EuGH anrief. Die Vorlagefragen betrafen die Bindungswir-

Die Finanzprokuratur unter Wolfgang

kung der Verwaltungsgerichte an

Peschorn erstattet Anzeige gegen den

Entscheidungen der ÜbK und den

ehemaligen Wirtschaftsprüfer TPA (jetzt

Rechtsschutz gegenüber Bescheiden

Pro Revisio) der Commerzialbank Mat-

der ÜbK allgemein. Der EuGH folgte den Schlussanträgen des Generalanwalts und kam zu der Entscheidung:

tersburg. Der mit großer Spannung erwartete

Prüfbericht

der

Abschluss-

Die ÜbK ist nicht als unabhängiges

prüferaufsichtsbehörde

und unparteiliches Gericht zu qua-

„schwerwiegende Mängel“ fest, zudem

lifizieren. Entscheidungen der ÜbK

könne man nicht nachvollziehen, wie-

müssen von einem Gericht in Tatund Rechtsfragen überprüfbar sein, um Art. 47 GRC zu entsprechen. Der

(APAB)

stellte

so die Jahresabschlüsse von 2016 bis 2018 von Pro Revisio genehmigt wurden. „An-

heimische Gesetzgeber ist hier un-

gesichts dessen hat die Finanzprokuratur

nach § 163b Strafgesetzbuch wegen des

zweifelhaft angehalten zu handeln.

in den vergangenen Wochen auf Basis des

Verdachts des ungerechtfertigten Ertei-

Ob er eine weitere Instanz einführt,

Abschlussberichts eine Sachverhaltsdar-

lens eines Bestätigungsvermerks einzu-

stellung verfasst und mit dieser den Ab-

leiten ist“, sagt Peschorn auf Nachfrage

schlussbericht an die Wirtschafts- und

des Börsianer. Damit bekommt die Cau-

Korruptionsstaatsanwaltschaft (­WKStA)

sa Commerzialbank eine neue Dynamik.

übermittelt, die nun unter anderem prü-

Schadenersatzklagen dürften Rücken-

fen wird, ob ein Ermittlungsverfahren

wind bekommen.

eine Neustrukturierung der ÜbK vornimmt oder eine gänzlich andere Richtung einschlägt, bleibt derzeit noch offen.

a.birkner@derboersianer.com

66


BRANCHE RECHT

TICKER

„The Lawyer“ kürt Schönherr zu Österreichs Law Firm of the Year

+++ Bitpanda bekommt bei

FMA STRAFT WIENERBERGER-STIFTUNG

Portfolio-Expansion Hilfe von Schönherr

Eine Strafe von 41.400 Euro verhäng-

Sprecherin Claudia Hajdinyak ihre Aus-

+++

te die Finanzmarktaufsicht (FMA) ge-

legung. In Zukunft sollen derartige Feh-

gen

Wolf Theiss berät Prosus bei

Wienerberger-Mitarbeiterbe-

ler ohnehin vermieden werden, sagt Ha-

teiligungs-Privatstiftung. Grund dafür

die

jdinyak gegenüber dem Börsianer: „Die

sind zu spät gemeldete Eigengeschäfte.

Stiftung hat ihre internen Regularien in

Erst im Oktober 2021 musste die Wien-

Abstimmung mit der FMA so geändert

erberger AG aufgrund einer verspäteten

und an die Auslegung der FMA angepasst,

Herbst Kinsky hilft

Ad-hoc-Meldung 160.000 Euro auf den

dass bei vergleichbaren Aktienkäufen

GoStudent bei 300-

Tisch legen. Es ging dabei um den Erwerb

hinkünftig keine Melde- oder Veröffent-

von Wienerberger-Aktien in den Jahren

lichungspflicht mehr besteht. Es wurde

2019 und 2020, die nicht meldepflichtig

somit sichergestellt, dass Meldepflicht-

waren. Die FMA änderte aber laut deren

verletzungen nicht mehr erfolgen.“

300-Millionen-EuroFinanzierung für GoStudent

+++

Millionen-Euro-Finanzierung

+++ CMS unterstützt Arena Hospitality Group bei Kauf eines Wintersporthotels

WOHNBAUKREDITE: OENB UND FMA WARNEN BANKEN Im 42. Financial Stability Report stellt die

die OeNB: „Nachhaltige Kreditvergabe-

Oesterreichische Nationalbank (OeNB)

standards“ sollten eingehalten werden,

die Banken an den Pranger. Diese wür-

insbesondere bei Wohnimmobilienkre-

erlebte im Jahr 2021 ein Allzeithoch.

den zu leichtfertig Immobilienkredite

diten. Monatliche Belastungen sollten

Dabei gab es in Österreich keine Zu-

vergeben und somit die Preise unverhält-

dabei maximal 40 Prozent des Nettoein-

nahme von Distressed-M&A-Trans-

nismäßig in die Höhe treiben. Die Prei-

kommens ausmachen. Derzeit sei das bei

aktionen. Darunter fallen Käufe

se für Wohnimmobilien sind in Öster-

rund einem Fünftel der Hypothekenneh-

reich seit 2010 um 100 Prozent gestiegen,

mer nicht der Fall. Und auch Eigenmittel

im Euro­raum um 30 Prozent. Um dieser

von mindestens 20 Prozent sollten vor-

Entwicklung gegenzusteuern, empfiehlt

handen sein.

GESTRESSTE M&A-TRANSAKTION STUDIE. Das globale M&A-Geschäft

und Verkäufe von Unternehmen in der finanzwirtschaftlichen Krise. In den nächsten zwölf bis 18 Monaten könnte die Zahl der DistressedM&A-Transaktionen steigen, weil Wirtschaftshilfen im Rahmen der Pandemie zurückgefahren wurden. Zu dieser Schlussfolgerung kommt eine Publikation von Law Business

KARRIERE

Research, an der drei Juristen der Kanzlei Wolf Theiss mitgearbeitet haben. „Krisenfeste strategische Käufer mit Liquiditätsreserven oder

Martin Hanzl

Barbara Just

Alexander Hiermann

leitet seit Dezember 2021 den Bereich New Technologies bei EY Law. Dort beschäftigt sich der promovierte Jurist etwa mit Rechtsfragen rund um Kryptowährungen und künstliche Intelligenz.

verstärkt seit November 2021 als Rechtsanwältin das Bank- und Kapitalmarktrecht-Team von Dorda Rechtsanwälte. Sie ist Co-Autorin zahlreicher Publikationen, darunter auch das „Praxishandbuch Mifid II“.

stieg bei CMS zum Rechtsanwalt auf. Der Steuerrechtsexperte schloss sein Masterstudium an der WU Wien unter den top fünf Prozent ab. Bei CMS liegt sein Schwerpunkt auf dem Unterneh­ menssteuerrecht.

67

einem intakten Aktienkurs können Distressed Opportunitys nutzen und sind bestrebt, Distressed Targets zu günstigen Bewertungen zu erwerben. Darüber hinaus reduziert der Verkauf von Nichtkerngeschäft die Kosten und erhöht die in Krisenzeiten dringend benötigte Liquidität“, heißt es dort.


#FINTECH

BERTHOLD BAUREC-KARLIC Präsident European Super Angels Clubs

TICKER

Startup300 verlässt die Wiener Börse

MOODY’S ANALYTICS KAUFT WIENER START-UP 360KOMPANY

+++ Bitpanda Global Partner bei Davis Cup

REKORD-INVESTMENT: 300 MILLIONEN FÜR GOSTUDENT

Der Firmendatenanbieter 360kom­ pany

schweren. 360kompany AG konnte die

wurde von Moody’s Analytics „in einem

Stärken von Österreich perfekt nutzen,

der größten Exits der heimischen Grün-

so hat man die Verrechnungsstellenkon-

derszene“ gekauft. Das Start-up ermög-

zession (für Firmenbuchabfragen, Anm.)

licht den Zugriff auf Firmendaten von

in anderen Ländern als Eintrittskarte ge-

Online-Nachhilfe-Anbieter

mehr als 115 Millionen Unternehmen

nutzt – hier war Regulierung, gepaart mit

GoStudent hat sich in der jüngs-

weltweit. Der Börsianer hat mit dem in-

der Tatsache, dass Österreich ein neu-

ten Finanzierungsrunde 300 Mil-

vestierten Präsidenten des European Su-

trales Land ist und einen sehr strengen

lionen Euro neues Kapital besorgt.

per Angels Clubs, Berthold Baurek-Kar-

Umgang mit Daten beziehungsweise für

Die Geldgeber sind bekannte In-

lic, gesprochen:

hohe Sicherheitsstandards steht, quasi

Der

vestoren wie die japanische Soft-

ein Qualitätssiegel.

bank, der chinesische Internetrie-

Für 360kompany wird eine Verdopplung

se Tencent, die Deutsche Telekom

des Geschäfts erwartet. Woher kommt dieses

Ist der Standort Österreich für Start-ups und

und Prosus aus den Niederlanden.

Wachstum? - 360kompany AG ist in einem

Investoren attraktiv? – Die Frage müsste

Das Rekordinvestment will man in

absoluten Wachstumsmarkt tätig, der Au-

lauten, warum gibt es trotz dieser Rah-

die Expansion stecken.

tomatisierung von Business-Know-Your-

menbedingungen Investoren, Fonds und

Customer (KYB). Die laufend strengeren

Start-ups im Land? Diese Frage stelle

Richtlinien der Europäischen Union hin-

ich mir oft, beantworte sie aber für mich

sichtlich Geldwäsche, Terrorismus- und

selbst zumindest so: Innovation ist der

Korruptionsbekämpfung bei gleichzeitig

Treiber unseres Wirtschaftswachstums

immer mehr international ausgerichte-

und letzten Endes der Garant für den

ten Finanzmärkten und Akteuren führ-

Wohlstand unserer Gesellschaft. Wir in-

Das Fintech Beatinvest startet im

ten zu einem stark gestiegenen Bedarf an

vestieren, weil wir große Potenziale se-

April 2022. Die App soll Börsen­

spezialisierten Abteilungen, Compliance-

hen und ambitionierten Gründern helfen

neulinge beim Investieren unter-

Spezialisten und Software.

wollen, international erfolgreich zu wer-

BEATINVEST STARTET IM APRIL 2022

stützen. Mithilfe von „On the go“-

den. Unser Standort könnte aber sicher-

Kursen und dem damit erworbe-

Warum sind die in Österreich strenge Regu-

lich viel attraktiver sein – ein Blick ins

nen Wissen erstellt eine künstliche

lierung und Bürokratie für das Unterneh-

Nachbarland Deutschland oder in Län-

Intelligenz ein individualisiertes

men hilfreich? - Das ist eine Aussage, die

der wie England oder Dänemark zeigt auf,

Depot aus breitgestreuten Index-

ich im Zuge eines Interviews mit einem

was alles möglich wäre. Es bräuchte eine

fonds für den langfristigen Ver-

Schmunzeln getätigt habe. Österreich ist

Mobilisierung von institutionellem Kapi-

mögensaufbau. N26-Gründer Max

per se nicht wirklich Gründer- oder Pri-

tal, einen flexibleren Arbeitsmarkt, we-

Tayenthal hat sich über den Ven-

vate-Equity-freundlich. Der Standort ist

niger Bürokratie, eine fundamentale Ge-

ture Capital Fonds APX am Fintech

sehr bürokratisch und teuer. Wenn man

sellschaftsrechtsreform, geringere Ab-

von Julia Kruslin und Sophie Thur-

an so einem Standort arbeitet, darf man

gaben und steuerliche Anreize für private

ner beteiligt.

sich aber auch nicht den ganzen Tag be-

Investoren.

68


SEITENBLICKE RANKING

#RANKING

besten Pressesprecher des Kapitalmarkts

D

er klassische Pressesprecher, der am Vorstand klebt, über alles Bescheid weiß und auch für ihn spricht, wird in vielen Unternehmen bald ein Relikt der Vergangenheit sein.

Immer öfter übernehmen Kommunikationsteams die Pressearbeit, manche Unternehmen haben gar keinen offiziellen Sprecher, dort übernimmt der Vorstand meist diese Rolle. Spontan wird auf Me-

dienanfragen kaum noch geantwortet, vieles muss von Compliance-Abteilungen abgesegnet werden. Neben der Gesamtverantwortung für die Kommunikation kommen meist auch noch Marketingagenden hinzu. Aus einem Guss, sozusagen. Diese Veränderung in Unternehmensstrukturen geht einher mit einer sich verändernden Medienwelt. Noch gibt es sie aber: Besonders in Österreich sind langdienende Pressesprecher und -sprecherinnen keine Seltenheit. Viele von ihnen waren in den vergangenen zwei Jahren während der Covid-Pandemie besonders gefordert. Einige haben diese Aufgaben exzellent gemeistert. Grund genug, einmal mehr die besten davon auszuzeichnen. Der Börsianer hat sich deshalb zum fünften Mal mit dem Ranking „Die 50 besten Pressesprecher des Kapitalmarkts“ auf die Suche nach herausragenden Leistungen gemacht. Die 66 Nominierten konnten sich gegenseitig mit Noten von 1 bis 10 bewerten, der Börsianer hatte auf das Ergebnis deshalb keinen Einfluss. Bleibt noch die Frage, wer sich den Sieg diesmal sichern konnte.

69


SEITENBLICKE RANKING

1. PLATZ

2. PLATZ

3. PLATZ

Peter Kleemann

Julia Resch

Peter Felsbach

FLUGHAFEN WIEN AG

WIENER BÖRSE AG

VOESTALPINE AG

Die Topplatzierten Die ersten drei haben sich nach 2018 und 2020 erneut nicht vom Podest verdrängen lassen, es gibt aber eine neue Siegerin. Seit mittlerweile acht Jahren führt Julia Resch (Platz 1 / 64 Punkte) die Kommunikationsagenden der Wiener Börse AG. „Die klassische Medienarbeit ist schon mein Hauptaufgabengebiet, aber ich habe auch die Gesamtverantwortung für die Kommunikation, dazu gehören auch Webseite und Social Media. Und dann auch noch Marketing. Alles soll einheitlich sein“, sagt Resch, die nach Platz zwei im Jahr 2020 von ihren Peers zum ersten Mal ganz nach oben gewählt wurde. Im Vorjahr hatte sie das 250-Jahr-Jubiläum der Wiener Börse kommunikativ erfolgreich begleitet. Peter Kleemann (63,67 Punkte), seit Anfang 2009 Sprecher der Flughafen Wien AG, muss sich diesmal um 0,33 Punkte geschlagen geben. Der Flughafen-Sprecher hat wegen der Covid-Pandemie ein aufreibendes Jahr hinter sich und fokussiert sich derzeit vor allem auf die Themen Klima-

DIE AUFSTEIGER PLATZ

11.

2020

NAME

UNTERNEHMEN

(27.) Zach Stefan

EVN AG

35.

(49.) Simak Markus

Agrana Beteiligungs AG

27.

(40.) Kerschbaum D. / Severin P.

Erste Asset Management

29.

(42.) Wagerer Elisabeth

S Immo AG

9.

(19.) Kreuzer Christian

Wiener Städtische Versicherung AG

70


SEITENBLICKE RANKING

PLATZ

ZULETZT

PUNKTE

NAME

UNTERNEHMEN

1.

(2.)

64,00

TREND

Resch Julia

Wiener Börse AG

2.

(1.)

63,67

Kleemann Peter

Flughafen Wien AG

3.

(3.)

59,33

Felsbach Peter

Voestalpine AG

4.

(4.)

53,23

Gutlederer Christian

Oesterreichische Nationalbank (OeNB)

5.

(12.)

52,76

Hromatka Christian

Erste Group Bank AG

6.

(11.)

48,28

Homola Michael

Österreichische Post AG

7.

(9.)

47,42

Perotti Andreas** / Andrea Schachinger** FACC AG

8.

(10.)

45,36

Ditz Ingrid

Raiffeisen Bank International AG

9.

(19.)

43,93

Kreuzer Christian*

Wiener Städtische Versicherung AG

10.

(18.)

43,93

Haas Wolfgang*

Vienna Insurance Group AG

11.

(27.)

43,67

Zach Stefan

EVN AG

12.

(20.)

43,55

Metelko Ingun

Verbund AG

13.

(8.)

42,00

Halama Martin

Unicredit Bank Austria AG

14.

(21.)

41,00

Dandrea-Böhm Livia

Telekom Austria AG

15.

(16.)

40,97

Rinofner Andreas

OMV AG

16.

(6.)

40,00

Grubelnik Klaus

Finanzmarktaufsicht (FMA)

17.

(13.)

39,68

Schragl Bettina

Immofinanz AG

18.

(–)

38,00

Reischl Gerald

AT&S Austria AG

19.

(–)

35,00

Rudolf Greinix

VBV Gruppe

20.

(30.)

33,33

Riedel Monika*

Semperit AG Holding

22.

(26.)

33,33

Huber Michael*

Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG

21.

(7.)

32,00

Roither Hannes

Palfinger AG

23.

(–)

31,94

Hajdinyak Claudia

Wienerberger AG

24.

(–)

31,61

Köfner Dominic

Lenzing AG

25.

(–)

31,29

Reif Rupert

Bundesministerium für Finanzen

26.

(15.)

31,07

Haber Michaela / Messner Sonja

Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG

27.

(40.)

31,03

Kerschbaum Dieter / Severin Paul

Erste Asset Management

28.

(–)

31,00

Smole Natascha

Uniqa Insurance Group AG

29.

(42.)

30,65

Wagerer Elisabeth

S Immo AG

30.

(41.)

30,36

Jedlicka Alexander

Donau Versicherung AG

31.

(18.)

30,33

Kiesenhofer Tiemon

Rosenbauer International AG

32.

(–)

30,00

Knap Angelika

Generali Versicherung AG

33.

(23.)

30,00

Schweighart Martina

Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB)

34.

(24.)

29,35

Rapolter Manfred

Bawag Group AG

35.

(49.)

29,00

Simak Markus

Agrana Beteiligungs AG

36.

(–)

28,39

Ioveva Milena

Porr AG

37.

(–)

27,74

Buchbauer Michael

Andritz AG

38.

(44.)

27,10

Pöcksteiner Leopold

Amag Austria Metall AG

39.

(48.)

26,13

Layr Wolfgang

Volksbank Wien AG

40.

(–)

24,33

Winkler Mario*

Österreichische Hagelsversicherung

41.

(–)

24,33

Hirschvogl Marcus*

Schoellerbank AG

43.

(–)

24,19

Friepeß Michaela

Pierer Mobility AG

42.

(–)

23,87

Hoffmann Maresa

Zumtobel AG

44.

(39.)

23,79

Nepf Markus

Österreichischer Sparkassenverband

45.

(–)

23,23

Abentheuer Karl

UBM Development AG

46.

(46.)

22,86

Pelinka-Kinz Andrea

Raiffeisen-Verbundunternehmen

47.

(–)

22,58

Yaylali Gözde

KPMG Austria AG

48.

(38.)

21,94

Strampfer Patricia

Allianz Gruppe Österreich

49.

(50.)

21,61

Nowshad Armin

Deloitte Österreich

50.

(–)

21,03

Schrammel Kathrin

Bank 99

*BEI PUNKTEGLEICHHEIT ZÄHLT DIE HÖCHSTE EINZELBEWERTUNG **NICHT MEHR IN DIESER POSITION ODER IM UNTERNEHMEN TÄTIG

71


SEITENBLICKE RANKING

schutz und Nachhaltigkeit in der Luftfahrt, was natürlich für viel Diskussionsstoff sorgt. Der Dritte auf dem Podest ist Peter Felsbach (59,33 Punkte), seit mehr als zehn Jahren Sprecher der Voestalpine AG, der vor sechs Jahren selbst einmal ganz oben im Ranking der besten Pressesprecher des Kapitalmarkts in Österreich stand und genau wie Peter Kleemann seit zwei Jahren permanent von Krisen- auf Vollgasmodus umschalten muss. OeNB-Sprecher Christian Gutlederer (Platz 4 / 53,23 Punkte) gehört auch zu den Veteranen seiner Zunft, immerhin hat der ehemalige Reuters-Wirtschaftsjournalist seit elf Jahren seine Position inne. Sie alle lässt Michael Homola (Platz 6 / 48,28 Punkte) weit hinter sich. Der Pressesprecher der Österreichischen Post AG blickt auf 23 Dienstjahre zurück, die Pressearbeitet teilt er sich mittlerweile mit seinem Team, bestehend aus Markus Leitgeb und Kathrin Schrammel (Platz 50 / 21,03 Punkte), die auch noch für die Bank 99 AG spricht.

DIE NEUEINSTEIGER PLATZ

2020

NAME

UNTERNEHMEN

18.

(–)

Reischl Gerald

AT&S Austria AG

19.

(–)

Rudolf Greinix

VBV Gruppe

23.

(–)

Hajdinyak Claudia

Wienerberger AG

24.

(–)

Köfner Dominic

Lenzing AG

25.

(–)

Reif Rupert

Bundesministerium für Finanzen

Überhaupt ist Teamarbeit en vogue: Ingrid Ditz (Platz 8 / 45,36 Punkte) und Christof Danz üben bei der Raiffeisen Bank Interna­ tional AG die Funktion des Pressesprechers aus, bei der Erste Asset Management sind es seit Jahren Dieter Kerschbaum - mit mehr als 20 Jahren ebenfalls ein Urgestein - und Paul Severin (Platz 27 / 31,03 Punkte), die sich auch im Ranking um 13 Plätze verbessern können. Einen deutlichen Satz nach vorn macht Christian Hromatka (Platz 5 / 52,76 Punkte), der im Oktober 2021 nach dem Abgang von Peter Thier zuerst interimistisch die Funktion des Konzernsprechers der Erste Group Bank AG übernommen hatte, aber mittlerweile in dieser Position angekommen ist. Bei der Erste Group Bank AG wird bei der Pressearbeit nicht mehr zwischen Bank und Gruppe unterschieden, mit Karin Berger, Peter Klopf und Martin Sonn-Wende übernimmt auch hier ein Team die Pressearbeit. Einen anderen Weg geht die FACC AG, bei der mit Februar 2021 Jakob Reichsöllner offiziell wieder nur ein Pressesprecher das Ruder übernimmt. Andrea Schachinger (Platz 7 / 47,42 Punkte) hatte zuletzt diese Aufgabe inne, nachdem Andreas Perotti, der immer noch Kommunikations- und Marketingchef ist, die SprecherAgenden abgegeben hatte. Andrea Schachinger wechselt nach 20 Jahren in die interne Kommunikation.

72


SEITENBLICKE RANKING

Der kleine interne Wettkampf zwischen Christian Kreuzer und Wolfgang Haas (beide 43,93 Punkte) von der Wiener Städtischen Versicherung AG beziehungsweise der Vienna Insurance Group AG kann der Sprecher der Wiener Städtischen Versicherung AG dank höherer Einzelbewertung im Gegensatz zu 2020 für sich entscheiden, beide schaffen es aber unter die besten zehn.

Aufsteiger unter sich Gleich 16 Plätze macht Stefan Zach gut, der Sprecher der EVN AG sichert sich mit 43,67 Punkten Platz elf. Beste Neueinsteiger sind Gerald Reischl von der AT&S AG (38,00 Punkte), der vor zwei Jahren die Agenden des Pressesprechers bei dem IT-Konzern übernommen hatte, und VBV-Sprecher Rudolf Greinix (35,00 Punkte) auf den Plätzen 18 und 19. Nicht zu vergessen sind die Rochaden, denn in den vergan­genen zwei Jahren kam es im Kommunikationsreigen wie bei der Erste Group Bank AG auch bei anderen börsennotierten ­Unternehmen zu einigen Wechseln. So übernahm Pressesprecherin Natascha ­Smole (Platz 28 / 31 Punkte) mit März 2021 die Agenden von Gregor Bitschnau bei der Uniqa Insurance Group AG, Claudia Hajdi­nyak (Platz 23 / 31,94 Punkte) folgte im April 2020 auf Barbara Grohs, und bei der Lenzing AG verabschiedete sich Filip Miermans nach dem Skandal um die Hygiene Austria AG, dort übernahm Dominic Köfner das Ruder: „Da ich die Funktion des Pressesprechers modern interpretiere, entspricht diese Funktion meiner Jobdescription weniger als zehn Prozent meiner Tätigkeit und ist zu 90 Prozent mit ausländischen Medien behaftet“, sagt Köfner zum Börsianer, dessen Lenzing-AG-Kollege Daniel Winkelmeier sich um die österreichischen Medien kümmert. Mit der Höchstnote 10 war die Zunft der Pressesprecher knausrig, die ersten vier im Ranking bekamen je zweimal die beste Bewertung, insgesamt wurde 29-mal die Bestnote vergeben. Und das sehr erratisch, so konnte Mario Winkler von der Österreichischen Hagelversicherung auf Platz 40 (24,33 Punkte) einmal die 10 abstauben wie auch Angelika Knap, die sich Platz 32 (30,00 Punkte) sichern konnte.

DIE BEWERTUNGSKRITERIEN Das Ranking wird nach qualitativen Methoden in einem einstufigen Scoringmodell (Peergroup-­ Bewertung) ermittelt. Die nominierten Kandidaten konnten sich ­gegenseitig bewerten. Das Ergebnis des Rankings wurde mit dem Mittelwert aller ­Bewertungen berechnet und in Prozent umgewandelt. Eine Person kann maximal eine Bewertung von 100 Prozent erreichen. Bei Punktegleichheit zweier oder m ­ ehrerer ­Personen entscheidet die höchste Einzelbewertung. Die Kandidaten konnten keine Bewertung für sich selbst oder Konzernkollegen abgeben.

73


FINANZPLATZ BANKEN

#KREDITE Teures Wohnen. In Österreich wird viel Wohnraum gebaut, die Preise am Immobilien­ markt haben sich seit 2010 verdoppelt.

DILEMMA UM DIE WOHNBAUKREDITE Explodierende Immobilienpreise und die Gefahr steigender Zinsen bilden eine g ­ efährliche Mischung für Wohnbau­kreditnehmer. Die Bankenaufsicht ist alarmiert und zieht die Zügel straffer. Banken und Kunden sind nicht erfreut.

© KARL SCHÖNDORFER / PICTUREDESK.COM

TEXT IRMGARD KISCHKO

74


FINANZPLATZ BANKEN

5,6

Prozent betrug im Jahr 2008 der Fixzinssatz für einen Wohnbaukredit auf zehn Jahre. Ende 2021 zahlte man nur noch 1,33 Prozent. Die monatliche Belastung für einen Kredit in der Höhe von 100.000 Euro auf 20 Jahre ist um 30 Prozent von 700 auf 475 Euro gesunken.

D

ie Pandemie hat das Wachstum

sagt denn auch OeNB-Direktor Markus

in vielen Teilen der Wirtschaft

„Entscheidung für Zinsvariante liegt beim Kunden.“

gebremst, nicht aber jenes des

Immobilienmarkts. Kaum jemals zuvor wurde in Österreich so viel gebaut, ge-

kauft und renoviert wie in den vergangenen zwei Jahren. Das ist im Grund hoch-

Schwaiger. Walter Pudschedl, Economics- und Market-Analyst

der

Unicredit

Bank

Austria AG, belegt diese Entwicklung, die durch die Pandemie einen zusätzlichen Schub erhalten hat, mit Zahlen:

DANIELA BARCO

erfreulich, hat aber dennoch einen Bei-

Im Durchschnitt hat sich der Wert ei-

geschmack, jenen eines bitteren Endes.

neue

und

nes Jahresnettoeinkommens gemessen

Denn am österreichischen Immobilien-

wurden fündig: Immobilien boten die

an den Immobilienpreisen seit Pande-

markt beginnt sich ein giftiger Cocktail

Chance auf Sicherheit und schöne Ge-

miebeginn um 13 Prozent verringert. Ein

zusammenzubrauen, das befürchten zu-

winne. Wer Geld hatte, kaufte Wohnun-

unselbstständig Beschäftigter musste

mindest die Bankenaufseher.

gen. „Die Preise am österreichischen

demnach 2021 für eine 100-Quadratme-

Die Ingredienzien: rasant steigen-

Immobilienmarkt haben sich seit 2010

ter-Wohnung mehr als 15 Jahresgehäl-

de Immobilienpreise, rasantes Wachs-

verdoppelt“, sagt Markus Schwaiger,

ter ausgeben.

tum der Wohnbaukredite, lockere Kre-

Hauptabteilungsdirektor

ditvergabe durch einen Teil der Banken,

marktstabilität in der OeNB. Die Pan-

Billige Kredite schaffen Abhilfe

und alles zusammen mit der Aussicht

demie hat die Dynamik sogar noch ver-

Potenziellen Wohnungskäufern bot sich

auf höhere Zinsen. Die Oesterreichische

stärkt. Die Österreicher und Österrei-

in den vergangenen zehn Jahren den-

Nationalbank (OeNB) und die Finanz-

cherinnen waren solche Immobilien­

noch eine gute Chance, einen Wohn-

marktaufsicht (FMA) warnen seit lan-

preisanstiege lange nicht gewohnt. War

traum zu erfüllen: Kredite waren au-

gem vor einer Immobilienblase, deren

der Markt doch hierzulande wegen der

ßerordentlich billig. Und so explodier-

Platzen den Banken hohe Ausfälle bei

vielen geförderten Wohnbauten sehr

te das Volumen der Wohnimmobilien-

den Krediten einbringen könnte und so

stabil. Doch die Preise holen auf. Allein

finanzierungen durch die Banken ge-

eine Gefahr für die Stabilität des Finanz-

im dritten Quartal des Vorjahres regis-

radezu. Das Wachstum aller Kredite sei

markts wäre. Jetzt wollen die Aufseher

trierte die OeNB eine Verteuerung der

vor allem durch die Immobilienfinan-

die Kreditvergaberegeln verschärfen.

Wohnimmobilien um 10,4 Prozent –

zierungen getragen, erklärt OeNB-Di-

deutlich mehr als im Durchschnitt des

rektor Schwaiger. Trotz des Einbruchs

Euroraums mit 6,8 Prozent.

des Wirtschaftswachstums in der Pan-

Ein nie dagewesener Immo-Boom

Investitionsmöglichkeiten

für

Finanz-

Alles begann mit der Finanzkrise 2008/

Vor allem für junge Menschen wird

demie blieb das Kreditwachstum dyna-

09. Die Zinsen fielen ins Bodenlose, mit

dieses Preisniveau am Immobilienmarkt

misch und hat sich von der Entwicklung

Sparbüchern und Anleihen war nichts

zunehmend zum Problem. „Wir ha-

des Bruttoinlandsprodukts deutlich ab-

mehr zu verdienen. Anleger suchten

ben seit geraumer Zeit ein Auge drauf“,

gekoppelt. Allein im September 2021

75


FINANZPLATZ BANKEN

nahmen die Wohnbaukredite um 6,8 Prozent zu. „Hält diese Entwicklung länger an, ist das nicht nachhaltig“, betont Schwaiger. Das ist auch für Maurizia AnderleHauke, Rechtsanwältin bei De­loitte Legal, klar: „Lange Zeit haben die niedrigen Zinsen den Preisanstieg der Immobilien gedämpft. Jetzt aber geht sich das nicht mehr aus.“ Denn die Zinsen fallen nicht mehr, die Immo-

Neue Regeln. Bankenaufseher FMA und OeNB wollen Banken bei der Kreditvergabe zur Vernunft bringen.

preise aber steigen weiter. Laut Statistik der Nationalbank ist der Durch-

an Kunden vergeben, die weniger als 20

aufzustellen. Immerhin seien Immobi­

schnittszinssatz für Immokredite (fix

Prozent Eigenmittel vorweisen. Und ein

lienkrisen in der Vergangenheit in vielen

auf zehn Jahre) von 5,6 Prozent im Jahr

Fünftel der neuen Wohnbaukreditneh-

Ländern Ausgangspunkt von schweren

2008 auf 1,33 Prozent 2021 gefallen. Ein

mer im ersten Halbjahr 2021 muss mehr

Finanz- und Wirtschaftskrisen gewesen.

100.00-­Euro-Kredit mit einer Laufzeit

als 40 Prozent des Nettoeinkommens

von 20 Jahren hat sich dadurch monat-

für die Tilgung dieser Schulden aufbrin-

Wieder eine Regulierung

lich von 700 auf 475 Euro verbilligt. Die

gen. Entgegen den Beteuerungen vie-

Die Drei-Punkte-Regel soll also in eine

günstigen Kredite haben laut den Be-

ler Kreditinstitute sei der Anteil varia-

Verordnung gegossen werden und ab

rechnungen von Bank-Austria-Analyst

bel verzinster Finanzierungen nach wie

Mitte 2022 in Kraft treten. „Die Risiken

Pud­schedl die Immobilienpreisanstie-

vor hoch, urteilt die OeNB. Schon 2018

sind zwar nicht akut. Aber wir müssen

ge seit 2008 um 45 Prozent gedämpft.

haben die Bankenaufseher Kriterien für

vorbeugen, damit die Gefahren nicht

Seit Ausbruch der Pandemie aber be-

die Vergabe von Wohnbaukrediten auf-

schlagend werden“, sagt OeNB-Direk-

trug dieser Dämpfungseffekt nur noch

gestellt. Drei Punkte stehen im Zentrum:

tor Schwaiger. Im Gegensatz zu anderen

ein Prozent.

Die Laufzeit sollte nicht mehr als 35 Jah-

europäischen Ländern sei der Anteil der

re betragen, die Tilgungen das Haushalts-

Hypothekarkredite an der Bilanzsumme

Aufsicht beunruhigt

einkommen mit nicht mehr als 30 bis 40

der österreichischen Banken mit 15 bis

Was den Bankenaufsehern beim Blick

Prozent belasten, und die Kreditnehmer

20 Prozent nicht allzu hoch.

auf die Wohnbaukreditentwicklung Un-

sollten zumindest 20 Prozent Eigenmit-

behagen verschafft, sind zwei Faktoren:

tel aufbringen.

Aus finanzpolitischer Sicht sei der Plan für strengere Regulierung dennoch

Die oftmals zu geringen Eigenmittel der

Die Einhaltung dieser Drei-­ Punkte-

richtig, betont Rechtsanwältin Ander-

Kreditnehmer und die nach wie vor zu

Regel ist bisher den Banken überlassen.

le-Hauke. Für die Banken aber sei jede

hohe Anzahl variabel verzinster Kredi-

Da dies nur mangelhaft erfolgt, hört die

zusätzliche Regulierung in einer Zeit

te. Die Aussicht auf allmählich steigen-

OeNB die Alarmglocken schrillen. Sie

sinkender Margen eine schwierige Sa-

de Zinsen aufgrund der zuletzt hohen

hat dem Finanzmarktstabilitätsgremium

che. Denn Regulierungsaufgaben er-

Inflation könnte nämlich nicht weni-

empfohlen,

forderten viel Personal in unprodukti-

verbindliche

Vorschriften

ge Wohnbaukreditnehmer in Rückzahlungsprobleme bringen. FMA-Vorstand

40

Helmut Ettl hatte auf die Gefahr einer Asset-Blase in der Edition Gold des Bör­ sianer im Dezember bereits hingewiesen: „Kehrt bei den Banken keine Vernunft ein, werden wir regulatorisch für Vernunft sorgen.“ Eine Analyse des heimischen Wohn­ immobilienkreditmarkts, die die OeNB

Prozent hat das durchschnittliche reale Nettoeinkommen bezogen auf den Immobilienpreisindex seit 2008 an Wert eingebüßt. Ein Jahreseinkommen reichte 2021 nur noch zur Finanzierung von etwa 8 m² Wohnraum, im Jahr 2008 waren es rund 14 m².

kurz vor Weihnachten 2021 durchführte, untermauert die Befürchtungen der Aufseher. Mehr als die Hälfte der Immobilienkredite wird von den Banken

76


FINANZPLATZ BANKEN

„Das Problem ist ­eigentlich ­unlösbar.“

„Kernaufgabe ist, jungen Menschen Wohnraum zu ­ermöglichen.“

„Vorbeugen, ­damit Gefahren nicht schlagend werden.“

MAURIZIA ANDERLE-HAUKE

MARKUS SCHWAIGER

ven Bereichen. Doro Rebmann, Banking

erklärt

Holzinger-Burgstaller,

Daniela Barco, Bank-Austria-Privat­

und Capital Market Leader bei der Wirt-

Vorständin der Erste Bank Österreich.

kunden-Vorständin, gibt zu beden-

schaftsprüfungsgesellschaft PWC, sieht

Die Bank lege dabei durchaus nachhal-

ken, dass die Entscheidung, in welcher

die geplanten Vorschriften nicht als

tige Kriterien an. „Unsere klare Emp-

Zinsvariante Kredite vergeben werden,

Überregulierung der Banken, sondern

fehlung an die Kunden lautet: Fixzins-

letztendlich bei den Kunden liege. Der

als Beitrag zum Verbraucherschutz:

kredit“, sagt sie. 80 Prozent der Wohn-

Großteil der Wohnbaufinanzierungen

„Die Banken sitzen da eben an einer

baukredite der Erste Bank würden jetzt

der Bank sei aber fix verzinst. Und län-

Schnittstelle.“ Dass bei den Aufsehern

mit fixer Verzinsung vergeben. Trotz-

gere Laufzeiten als 35 Jahre gebe es gar

nach der Auswertung der Daten die rote

dem sieht sie zunehmend mehr Men-

nicht.

Ampel aufgeleuchtet habe, sehe sie ein.

schen, vor allem junge, die sich die Ei-

Was bleibt also? Weiter steigende

„Allerdings gibt es bei den Daten auch

genmittel für den Wohnbaukredit nicht

Immobilienpreise, schwierigerer Zu-

Raum für Fehlinterpretationen“, sagt

leisten könnten. Holzinger-Burgstaller

gang zu Finanzierungen für Wohnungs-

Rebmann. Etwa wenn Kunden Immobi-

plädiert daher für mehr Flexibilität in

suchende und mehr bürokratischer Auf-

lienkredite bei unterschiedlichen Ban-

den geplanten Vorschriften der Aufse-

wand für die Banken. „Das Problem ist

ken aufgenommen hätten. Dann wür-

her. Vor allem bei den Eigenmitteln und

eigentlich unlösbar“, ist Anderle-Hau-

den Eigenmittel oft nicht korrekt zuge-

Laufzeiten müssten für junge Menschen

ke überzeugt. Für den Finanzmarkt ist

rechnet.

Ausnahmen möglich sein. Denn die Im-

eine strengere Regulierung der Wohn-

mobilienpreise werden auch nach Ein-

baukredite sinnvoll, für junge Woh-

Mehr Flexibilität gefordert

führung der strengeren Vorschriften

nungssuchende aber eine große Hürde.

Banken sehen den neuen Vorschriften

weiter steigen. Das zeige ein Blick in

Und bei Banken steige der Druck auf die

mit sehr gemischten Gefühlen entge-

die Tschechische Republik. Dort gebe es

Margen weiter. Profitieren könnte nur

gen. „Wir sehen es als unsere Kernauf-

schon länger strikte Regeln für Immo-

jener Markt, der gar nicht reguliert ist:

gabe, vor allem jungen Menschen den

bilienkredite. Doch der Preisanstieg für

der Kreditmarkt über Plattformen im

Zugang zu Wohnraum zu ermöglichen“,

Wohnraum gehe weiter.

Internet. n

PERFORMANCE

SUPERFUND

GREEN GOLD

SUPERFUND

GREEN SILVER

1.1.2019 – 24.1.2022

SUPERFUND GREEN GOLD

+85,20 % +92,47 %

+81,80% +87,06% +3,78% +18,16% +50,73% -33,00% +57,35%

SUPERFUND GREEN SILVER

Gerda

GERDA HOLZINGER-BURGSTALLER

+91,28%

24.01.19/22

+63,57%

24.01.17/22

-3,93%

24.01.21/22

+41,43%

24.01.20/21

+44,22%

24.01.19/20

-37,24%

24.01.18/19

+41,96%

24.01.17/18

Totalverlust möglich

Risikohinweis: Diese Marketingmitteilung der Superfund Asset Management GmbH (SAM) dient nicht der Anlageberatung und kann jene keinesfalls ersetzen. Die dargestellte vergangene Performance ist kein Garant für zukünftige Ergebnisse. Die Performance enthält alle Gebühren im Fonds (Gesamtkosten 2020 bis 8,59%) exkl. Agio und Steuern. Ein Agio bis 4,5% verringert die Rendite entsprechend. Ein Investment in Superfund-Fonds hat Chancen und Risiken. Verluste von 40-60% können jederzeit eintreten und ein Totalverlust ist möglich. Performance Angaben beziehen sich auf die Fondswährung USD. Superfund Green USD Gold bzw. Superfund Green USD Silber ist an den USD und den Gold- bzw Silberpreis gebunden, d.h. die Rendite kann infolge von Währungs- und Gold-/Silberpreisschwankungen steigen oder bis zum Totalverlust fallen. Die wesentlichen Anlegerinformationen (KID) und die §21 AIFMG-Info sind in Deutsch sowie der Prospekt in Englisch unter www.superfund.at und bei SAM kostenlos verfügbar. Quelle: Superfund; *Morningstar: Platz 1 von 58 Fonds für Superfund Green Silver SICAV in Österreich in der Kategorie Alternative Inv Systematic Trend USD, Ranking nach 3 Jahresperformance per 1.1.2022; Für angeführte Angaben wird keine Haftung übernommen, Druckfehler vorbehalten.

Tel: 01 24700

superfund.at


FINANZPLATZ BERATER

#BIGFOUR

Marktführer. KPMG ist mit einem Umsatz von zuletzt 242,7 Millionen Euro Marktführer unter den Wirtschaftsprüfern in Österreich.

PERSONAL WIRD ZUR WACHSTUMSBREMSE Die großen Player in der Wirtschaftsprüfung haben in Österreich die Pandemie bisher gut überstanden. Sorge bereitet ihnen die Suche nach geeignetem Personal für weiteres Wachstum. TEXT THOMAS MÜLLER

W

einen leichten Umsatzrückgang um 1,5

enn es nach den nackten

das, obwohl es pandemiebedingt überall

Zahlen geht, müssten die

in der Branche weniger Spesen und Rei-

Prozent gemeldet. Diesen führt das Un-

größten

Wirtschaftsprüfer

sekosten als Durchlaufposten in den Bi-

ternehmen aber auf die erwähnten Pan-

des Landes eigentlich zufrieden sein.

lanzen gegeben hat. Knapp dahinter ist

demienebenwirkungen zurück. Die Prü-

Das international als Big Four bekann-

Deloitte mit plus 3,7 Prozent. Hinter

fungssparte ist dort im vergangenen

te Quartett aus Deloitte, EY, PWC und

dem Spitzenfeld nähert sich BDO Aus-

Geschäftsjahr sogar um stattliche sechs

KPMG dominiert auch den heimischen

tria als Nummer fünf mit Riesenschrit-

Prozent gewachsen.

Markt – kaum ein ATX-Unternehmen

ten und ließ für 2020 sogar mit 14 Pro-

So lohnt sich auch bei den österrei-

kommt an ihnen vorbei. Die mageren

zent Wachstum aufhorchen. 2021 waren

chischen Filialen ein genauerer Blick auf

Wirtschaftsjahre 2020 und 2021 konn-

es immer noch fast plus sieben Prozent

die verschiedenen Geschäftsbereiche.

ten ihnen nichts anhaben: Die Umsät-

Wachstum auf nunmehr 102,7 Millionen

Bei Deloitte, der Nummer zwei in Öster-

ze sind im Geschäftsjahr 2020/21 sogar

Euro Umsatz.

reich, ging die Sparte Audit & Assurance

gestiegen, am meisten beim Marktfüh-

Ein ähnliches Bild zeigt sich in

laut Transparenzbericht um 2,5 Milli-

rer KPMG mit plus fünf Prozent auf rund

Deutschland, und selbst die vom Wire-

onen auf 43,2 Millionen Euro zurück.

242,7 Millionen Euro (siehe Tabelle). Und

card-Skandal angeschlagene EY hat nur

Das Umsatzplus ging also auf das Kon-

78


#WACHSTUM UMSATZENTWICKLUNG DER BIG FOUR in Millionen Euro

KPMG

DELOITTE

PWC

EY

Umsatz GJ 2019/2020

235,7

173,7

161,6

156,7

Umsatz GJ 2020/2021

242,7

180,2

164,7

157,2

5,0

3,7

1,9

0,3

Wachstum in %

QUELLE: BIG FOUR

to der Sparten Tax mit plus 7,8 Millionen

fungs- und Beratungsleistungen, die

dehnung der Verpflichtung zur Nach-

Euro und Consulting mit plus 2,5 Milli-

mit Nachhaltigkeitskriterien (ESG) zu

haltigkeitsberichterstattung auf mit-

onen Euro. Bei EY Österreich haben die

tun haben und bei börsennotierten Un-

telständische Unternehmen: „In den

Prüfungsleistungen mit einem Plus von

ternehmen teilweise sogar vom europä-

nächsten Jahren wird hier noch deutlich

5,5 Millionen Euro auf über 41 Millionen

ischen oder nationalen Gesetzgeber vor-

mehr zu tun sein. Wir bauen daher auch

Euro zu Buche geschlagen, dafür haben

geschrieben sind. „Infolge der aktuel-

unsere personellen Kapazitäten wei-

sich die Erlöse aus Beratungsleistun-

len EU-Regulatorik, der Corporate Sus-

ter aus.“ Peter Pessenlehner, Leiter der

gen stark reduziert. Bei PWC wiederum

tainability Reporting Directive (CSRD)

Wirtschaftsprüfung bei PWC Österreich,

blieben die Prüfungen stabil, während

und der Taxonomieverordnung, hat die

sieht ESG-Faktoren außerdem als ent-

die florierende Unternehmensberatung

Nachfrage nach Prüfungs- und Bera-

scheidendes Investitionskriterium und

für das Gesamtumsatzplus von fast zwei

tungsleistungen im ESG-Bereich stark

hat dazu auch eine hauseigene Umfrage

Prozent gesorgt hat.

zugenommen“, erklärt Michael Schlenk,

zur Hand: „Beinahe die Hälfte von über

Senior Partner bei KPMG. Peter Bartos,

300 befragten Investoren zeigte sich be-

Zukunftssparte ESG

Partner und Leiter Audit & Assurance bei

reit, sich von einem Unternehmen zu

Immer wichtiger werden hier die Prü-

BDO, verweist auf die anstehende Aus-

distanzieren, das keine ausreichenden

79

© LANGROCK/LAIF/PICTUREDESK.COM

FINANZPLATZ BERATER


FINANZPLATZ BERATER

© „BÖRSIANER“

Nachwuchs. Junge potenzielle Kollegen wünschen sich mehr Flexibilität und eine großzügige Home­ office-Regelung. Die Kanzleien suchen nach Kandidaten mit umfassendem Mind­ set, was Digitalisie­ rung und Projekt­ management betrifft.

ESG-Maßnahmen ergreift. Einheitliche

schaftsprüfung, jetzt Pro Revisio. Aber bei

definieren müssen, welche Bereiche we-

Reportingstandards und Vergleichbarkeit

der Wienwert-Pleite mit anschließenden

sentlich sind. Mit dieser Frage hat sich

zwischen Unternehmen können hier für

Anlegerklagen ist auch eine PWC-Toch-

Kathrin Wagner in ihrer Masterarbeit an

Vertrauen und einen Überblick sorgen,

terfirma im Visier, bei der Alpine-Pleite

der Universität Graz befasst, die vom In-

vor allem, wenn der Nachhaltigkeits­

war Wirtschaftsprüfer Deloitte betrof-

stitut Österreichischer Wirtschaftsprü-

bericht von einem unabhängigen Prüfer

fen. Warum der Ausgang solcher Prozes-

fer mit einem Forschungspreis prämiert

auditiert ist.“

se schwer absehbar ist, haben wir im vier-

wurde. „Hier machen die Prüfstandards

ten Quartal 2020 bereits behandelt. Kurz

kaum greifbaren Vorgaben, es gilt das

Schlechte Presse

gesagt: Es ist sehr kompliziert. Lange

pflichtgemäße Ermessen des Prüfers“,

An anderen Fronten haben die Wirt-

Tatzeiträume, fehlende Unterlagen, eine

sagt Wagner. „Mehr Transparenz in den

schaftsprüfer aber immer wieder zu

neue Rechtslage, Zeugen mit Gedächt-

Prüfberichten bei den Wesentlichkeits-

kämpfen, vor allem wenn es um ihre Re-

nislücken machen es schwierig, ex post

grenzen würde die Nachvollziehbarkeit

putation geht. Von großen Skandalen mit

die Prüfergebnisse zu beurteilen. Wegen

der Ergebnisse erhöhen, die verschiede-

Wirecard-Ausmaßen ist man hierzu-

der gedeckelten Haftung sollte eine Kla-

nen Prüfer wären besser vergleichbar“,

lande zwar verschont geblieben, und die

ge also gut überlegt sein, riet damals der

so ihr Fazit. In Großbritan­nien sei das be-

Provinzaffäre rund um die Commerzial-

Wirtschaftsanwalt Ernst Brandl.

reits üblich.

bank Mattersburg inklusive des Clown-

Hinzu kommt, dass große Unterneh-

In Deutschland hat man indessen auf

Bankdirektors hat die Big Four nicht be-

men nicht komplett durchleuchtet wer-

die Wirecard-Pleite reagiert und noch im

troffen, sondern die damalige TPA Wirt-

den können und die Wirtschaftsprüfer

Mai 2021 das Finanzmarktintegritäts-

80


FINANZPLATZ BERATER

„Arbeitsmarkt­ situation ist für alle Big Four eine ­Herausforderung.“

„Bauen ­unsere ­personellen ­Kapazitäten weiter aus.“

„Für eine begrenzte Zeit ist es sehr ­attraktiv.“

PETER PESSENLEHNER

KATHRIN WAGNER

PETER BARTOS

Stärkungs-Gesetz (FISG) im Bundestag

Nachwuchs. Peter Pessenlehner von

ter selbst nicht haben.“ Auf der anderen

beschlossen. Es wurde das Prüfsystem auf

PWC bestätigt, dass es da ein generel-

Seite der Medaille stehe eine sehr for-

Behördenseite neu aufgestellt und auch

les Problem gibt: „Die derzeitige Ar-

dernde Prüfungssaison, die von Jänner

die klarere Trennung von Prüfung und

beitsmarktsituation ist nicht nur für

bis Juni reicht, mehrere Wochen im Ho-

Beratung bei Wirtschaftsprüfern vor-

PWC Österreich, sondern für alle Big-

tel bei den Prüfungen vor Ort und ein ho-

geschrieben. Für Österreich sieht BDO-

Four-Unternehmen eine Herausforde-

hes Arbeitspensum, das vom Kollektiv-

Partner Peter Bartos keinen aktuellen

rung. Wir stellen einerseits fest, dass

vertrag nur unzureichend gedeckt wird.

Handlungsbedarf: „Die Vorschriften der

sich die Ansprüche unserer potenziel-

„Es ist ein Ausbildungsjob während oder

EU wurden in Österreich sehr konsequent

len Kolleginnen und Kollegen verän-

nach dem Studium, das muss man klar

und zum Teil strenger als in Deutschland

dert haben. Dies geschah nicht zuletzt

sagen. Entweder man macht nach drei

umgesetzt und entsprechen internatio-

durch die angesichts der Covid-19-Pan-

Jahren die Prüfung zum Wirtschaftsprü-

nal üblichen Standards.“ Der Berufsstand

demie nötig gewordene Flexibilität, was

fer oder wechselt in eine andere Bran-

der Wirtschaftsprüfer selbst habe 2021

die Vereinbarkeit von Privat- und Be-

che“, weiß Wagner auch von ihren Stu-

aber eine Reihe von Reformvorschlägen

rufsleben angeht.“ Für Kathrin Wagner,

dienkollegen. Sie selbst hat sich für

zur Verbesserung der Corporate Gover-

die neben dem Studium in Teilzeit bei

Letzteres entschieden und ist heute Vor-

nance insgesamt gemacht: „Diese be-

PWC als Consultant und Senior Associa-

standsassistentin bei der Grazer Wech-

fassen sich neben den Abschlussprüfern

te gearbeitet hat, ist die Wirtschaftsprü-

selseitigen Versicherung AG.

selbst auch mit dem Management, Auf-

fung ein sehr ambivalenter Beruf: „Für

Bei den befragten Wirtschaftsprü-

sichtsrat und Prüfungsausschuss sowie

eine begrenzte Zeit ist es sehr attraktiv,

fern setzt man unter anderem auf flexi-

den Aufsichtsbehörden.“

weil man viel lernt, bei Auswärtstermi-

ble Arbeitszeitmodelle, die auch Eltern

nen viel sieht, eine sehr gute Ausbildung

nach der Karenz den Wiedereinstieg er-

Traumjob auf Zeit

genießt und sehr eng im Team arbeitet.

leichtern sollen, und großzügige Home-

Eine andere Baustelle zeigt sich mehr

Man bekommt Einblicke in die Unter-

office-Regelungen.

denn je bei den Themen Personal und

nehmensprozesse, die oft die Mitarbei-

muss auch an der Entstaubung des land-

Für

Pessenlehner

läufigen Berufsbilds gearbeitet werden: „Neben der fachlichen Expertise sind mittlerweile ein umfassendes Skill- und Mindset aus den Bereichen DigitalisieFischen. Wirtschaftsuniver­ sitäten mit den Studenten und Absolventen sind ein klassisches Fisch­becken für die großen Wirt­ schaftsprüfungs­ gesellschaften. Die Praktika sind auch bei den Stu­ denten heißbe­ gehrt.

rung oder Projektmanagement nötig, um den Herausforderungen unserer Klienten zu begegnen.“ Die grundlegenden Strukturen hingegen werden sich so bald nicht ändern lassen, aber sie sind nicht unverrückbar. Andere Branchen freuen sich derzeit über viele neue Mitarbeiter im Controlling, die bei den Big Four gelernt haben. Eine weitere Konsequenz der schwierigen Nachwuchssuche ist, dass die Preise für die

© „BÖRSIANER“

Wirtschaftsprüfung steigen werden, sagt ein Branchenkenner, denn man müsse höhere Gehälter zahlen, um Mitarbeiter bei Laune zu halten. n

81


SEITENBLICKE POLITIK

DER ÖSTERREICHISCHE KAPITALMARKT: Die Maßnahmen im ­Regierungsprogramm gelten als

Karlheinz Kopf Finanzsprecher ÖVP

­Hoffnungsschimmer für den ­Kapitalmarkt. Doch was bleibt davon? Der Börsianer hat bei den heimischen Parlamentsparteien nachgefragt, welche Akzente es jetzt braucht und wie es mit den Corona-Hilfen weitergehen soll. TEXT JAKOB DUMFARTH

Im Regierungsprogramm finden sich zahlreiche Maßnahmen zur Belebung des Kapitalmarkts wieder. Wo sollte der neue Finanzminister Magnus Brunner aus Ihrer Sicht als Erstes ansetzen? – Finanzminister Magnus Brunner hat für heuer ein Wirtschaftsimpulspaket angekündigt. Dieses Paket soll den wirtschaftlichen Aufschwung unterstützen und eine nachhaltige Vorsorge gegen Inflation und Altersarmut sicherstellen. Ich kann mir sehr gut

A

vorstellen, in diesem Zusammenhang die Attraktivierung von ls die türkis-grüne Bundesregierung vor cir-

Eigenkapital im steuerlichen Bereich voranzutreiben. Denn die

ca zwei Jahren ihr Regierungsprogramm prä-

Stärkung von Eigenkapital ist eine der wichtigsten Maßnahmen

sentierte, verfiel der österreichische Kapital-

und duldet keinen weiteren Aufschub. Im Bereich der Green

markt kurzfristig in Jubelstimmung. Eine große Anzahl

Bonds ist die erstmalige Begebung für das erste Halbjahr 2022

an wichtigen Maßnahmen wie die Einführung der Be-

in Aussicht gestellt. Dadurch wollen wir mehr Mittel von Inves-

haltefrist, Stärkung von Financial Literacy, Abbau von

toren für grüne Projekte mobilisieren.

Gold-Plating und die Begebung von Green Bonds fand in jenem Schreiben Einzug und nährte die Hoffnung,

Mit welchen weiteren Impulsen würden Sie den Finanzplatz gern be-

dass der Finanzplatz endlich belebt wird. Im Zuge der

leben? – Es gilt auch die Inflation zu thematisieren, die kurzfris-

ökosozialen Steuerreform wurde jedoch keine dieser

tig ein Problem für viele Menschen und Sparer sein kann. Nied-

Forderungen in die Tat umgesetzt, was zu großer Er-

rige Zinsen führen zu einer schleichenden Enteignung des Mit-

nüchterung führte. Das Finanzministerium versicherte

telstands. Gemeinsam mit dem Finanzministerium möchten

dem Börsianer zum wiederholten Male, dass alle Maß-

wir im neuen Jahr Maßnahmen setzen, die den österreichischen

nahmen noch in der aktuellen Legislaturperiode umge-

Kapitalmarkt stärken und attraktive Anlagemöglichkeiten für

setzt werden. Der neue Finanzminister Magnus Brun-

private Sparer bringen.

ner ließ kürzlich aufhorchen, als er die Einführung der Behaltefrist wieder aufs Tapet brachte. Es bleibt zu hof-

Wie sollte der Staat die Wirtschaft mit Corona-Hilfen im nächsten

fen, dass die nun in der Bundesregierung eingekehrte

Jahr am besten unterstützen? – Die aktuellen Wirtschaftshilfen

Stabilität dazu beiträgt, dem Kapitalmarkt endlich sei-

laufen noch bis Ende März 2022. Derzeit sind diese alternativlos

ne Relevanz zukommen zu lassen, die er auch verdient.

und werden so wie bisher immer an die konjunkturelle Entwick-

Der Börsianer hat mit den Regierungsparteien über die

lung angepasst. Doch klar ist: Das Aufsperren ist die beste Art

Maßnahmen gesprochen und sie weiters zu den Coro-

der Wirtschaftshilfe. Deshalb gilt es, jeden weiteren Lockdown

na-Hilfen befragt.

mit allen Mitteln zu verhindern.

82


SEITENBLICKE POLITIK

WIE STÄRKEN? Hubert Fuchs Finanzsprecher FPÖ

Jan Krainer Finanzsprecher SPÖ

Im Regierungsprogramm finden sich zahlreiche Maßnahmen zur

Im Regierungsprogramm finden sich zahlreiche Maßnahmen zur

Belebung des Kapitalmarkts wieder. Wo sollte der neue Finanzmi-

Belebung des Kapitalmarkts wieder. Wo sollte der neue Finanzmi-

nister Magnus Brunner aus Ihrer Sicht als Erstes ansetzen? – Auf-

nister Magnus Brunner aus Ihrer Sicht als Erstes ansetzen? - Ange-

grund der in den letzten Wochen und Monaten bekannt gewor-

sichts der aktuellen Rekordinflation frisst die kalte Progression

denen Korruptionsvorwürfe gegen Teile des Finanzministeri-

die Masse der angeblichen Steuerentlastung wieder weg. Dieses

ums hat der neue Finanzminister Magnus Brunner alle Hände

Geld fehlt aber der Bevölkerung, um am Kapitalmarkt teilneh-

voll zu tun, um dafür zu sorgen, dass das Vertrauen in die Finanz

men sowie für das Alter vorsorgen zu können. Der Finanzminis-

wiederhergestellt wird. Der Grundsatz, dass alle vor dem Gesetz

ter muss demnach so rasch wie möglich die kalte Progression

und damit auch vor dem Finanzamt gleich sind und nicht Spen-

abschaffen, um den finanziellen Spielraum der Geringverdiener

der oder Freunde von politischen Entscheidungsträgern besser

und des Mittelstandes wieder herzustellen. In diesem Zusam-

behandelt werden, muss eingehalten werden. Das ist die vor-

menhang muss auch die freiwillige private Pensionsvorsorge

dringlichste Aufgabe!

durch eine KESt-Freistellung nach Ablauf einer entsprechenden Behaltefrist steuerlich entlastet werden.

Mit welchen weiteren Impulsen würden Sie den Finanzplatz gern beleben? – Die Grundfrage ist, erfüllt der Finanzmarkt seine Auf-

Mit welchen weiteren Impulsen würden Sie den Finanzplatz gern be-

gaben, also Kapital zu vernünftigen und sicheren Bedingungen

leben? - Kleinanleger müssen geschützt, dürfen aber nicht be-

für Unternehmen und Haushalte bereitzustellen? Darum muss

vormundet werden! Die letzte Novelle des Immobilien-Invest-

sich die Politik kümmern. Der Finanzmarkt stellt in Österreich

mentfondsgesetzes ist ein besonderes Negativbeispiel. Durch

nicht ausreichend Risikokapital für Start-ups zur Verfügung.

diese Novelle wurden eine einjährige, zivilrechtliche Mindest-

Hier sind bestehende Instrumentarien wie das AWS zwar gut,

behaltedauer und zusätzlich eine einjährige Kündigungsfrist für

aber offenbar nicht ausreichend. Hier gibt es Handlungsbedarf.

Anteile an einem Immobilienfonds eingeführt. Der Kleinanleger wird durch diese Fristen im Fonds geknebelt und kann seine An-

Wie sollte der Staat die Wirtschaft mit Corona-Hilfen im nächsten

teile nicht mehr täglich verkaufen, was früher aber möglich war.

Jahr am besten unterstützen? – Sehr wichtig wird es sein, EPUs und KMUs weiter und schneller als bisher zu unterstützen. Ebenso

Wie sollte der Staat die Wirtschaft mit Corona-Hilfen im nächsten

ist die Kurzarbeit – wo sie gebraucht wird – weiterzuführen. Die

Jahr am besten unterstützen? - Die Lockdown-Phasen müssen ein

Corona-Hilfen waren teilweise „too little“ und „too late“, an-

Ende haben – das wäre die beste Corona-Hilfe! Sämtliche Coro-

dererseits ist es teilweise zu massiven Überförderungen gekom-

na-Hilfen hätten von den Finanzämtern antragslos abgewickelt

men. Insgesamt sind die Hilfen noch immer viel zu intranspa-

werden sollen. Die Bundesregierung hat sich jedoch für eine bü-

rent, weil die Cofag nach wie vor eine Blackbox ist, es gibt keine

rokratische und intransparente Vorgangsweise entschlossen,

Rechtssicherheit für Unternehmen, die Hilfen beantragen.

wo die Unternehmer monatelang auf ihr Geld gewartet haben.

83


SEITENBLICKE POLITIK

3.034

Firmenpleiten gab es gemäß Zahlen des KSV1870 im Jahr 2021 in Österreich. Das ist ein Minus von 40 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019. 40 Prozent der Insolvenzen erfolgten im vierten Quartal 2021.

Elisabeth Götze Finanzsprecherin GRÜNE

Karin Doppelbauer Finanzsprecherin NEOS

Im Regierungsprogramm finden sich zahlreiche Maßnahmen zur

Im Regierungsprogramm finden sich zahlreiche Maßnahmen zur

Belebung des Kapitalmarkts wieder. Wo sollte der neue Finanzmi-

Belebung des Kapitalmarkts wieder. Wo sollte der neue Finanzmi-

nister Magnus Brunner aus Ihrer Sicht als Erstes ansetzen? – Einige

nister Magnus Brunner aus Ihrer Sicht als Erstes ansetzen? –Weniger

Punkte des Regierungsprogramms wurden bereits abgearbeitet,

als fünf Prozent der Österreicher halten derzeit Aktien. Gerade

beispielsweise die Finanzbildungsstrategie, die am 29. Septem-

in einem Niedrigzinsumfeld erschwert das die Unternehmens-

ber 2021 beschlossen wurde. Bisher war der Bereich der Finanz-

finanzierung abseits von Bankkrediten. Wir brauchen dringend

bildung der Privatwirtschaft überlassen. Mit der neuen Strate-

eine partielle KESt-Befreiung nach einer Spekulationsfrist.

gie, die in Abstimmung mit OECD und Europäischer Kommissi-

Auch für ökologische Investitionen ist die KESt-Befreiung ange-

on entstand, ändert sich das nun. Nun erstellt ein Panel von Ex-

sichts des drohenden Klimakollaps prioritär. Zudem müssen Fi-

perten Vorgaben für passende Konzepte und Unterlagen.

nancial Literacy und eine kalkulierte Risikobereitschaft der Österreicherinnen und Österreicher gestärkt werden – etwa durch

Mit welchen weiteren Impulsen würden Sie den Finanzplatz gern be-

eine frühzeitige Verankerung im Lehrplan von Pflichtschulen.

leben? – Die Regierung bekennt sich zur Erarbeitung und Implementierung der Green-Finance-Agenda. In diesem Zusammen-

Mit welchen weiteren Impulsen würden Sie den Finanzplatz gern be-

hang gibt es eine intensive Diskussion über passende Maßnah-

leben? – Die Corona-Krise hat gezeigt, dass eine solide Eigenka-

men zur Lenkung der Finanzströme in eine nachhaltige Rich-

pitalausstattung besonders wichtig für die Krisenresilienz, aber

tung. Weiters ist die gesetzliche Etablierung einer SICA in Aus-

auch die Investitionsbereitschaft von Unternehmen ist. Die Bil-

arbeitung, ein Risikokapitalfonds nach internationalem Vorbild.

dung von Eigenkapital muss daher steuerlich gefördert werden. Es braucht mehr Flexibilität für die bereits in Österreich beste-

Wie sollte der Staat die Wirtschaft mit Corona-Hilfen im nächsten

henden Pensionsinvestoren und mehr Instrumente zur privaten

Jahr am besten unterstützen? – Ziel war es, die Unternehmen mit

Altersvorsorge. Privaten Anlegerinnen und Anlegern muss die

ihrem reichhaltigen Angebot und den Arbeitsplätzen zu erhal-

Möglichkeit gegeben werden, in das Wachstum nichtbörsenno-

ten. Das ist gut gelungen, die Insolvenzrate war in den Krisen-

tierter Unternehmen zu investieren.

jahren unter der von 2019. Und mit dem Härtefallfonds konnten beispielsweise Selbstständige und EPUs, die besonders von Ar-

Wie sollte der Staat die Wirtschaft mit Corona-Hilfen im nächsten

mut gefährdet sind, während der Krise abgesichert werden. Für

Jahr am besten unterstützen? – Viele Unternehmen werden wegen

Unternehmen in Schwierigkeiten gibt es Beratung, beispiels-

des Problems mit den Geschäftsraummieten beim Fixkostenzu-

weise im Rahmen des Pilotprojekts NeuStartHilfe. Was wir drin-

schuss bald vor Rückzahlungsforderungen der Cofag stehen. Wir

gend brauchen, ist eine Evaluierung der Wirtschaftshilfen. Von

wollen stattdessen eine Verlustkompensation nach dem Vorbild

der Cofag, der Abwicklungsagentur der Wirtschaftshilfen, wur-

des Vorschlags von Wifo-Chef Felbermayr. Diese soll für eine

de eine solche im Rahmen ihrer Möglichkeiten bereits durch-

einfache, transparente, aber auch zielgerichtete Unterstützung

geführt, für mehr Validität sind allerdings auch Daten von BMF

der betroffenen Betriebe sorgen und nach Branchen differen-

und Statistik Austria erforderlich.

zieren.

84


© APA-Picturedesk, Anna Huber

360 Grad. 365 Tage.

PRO KAPITALMARKT! Weil‘s um Einkommen, Wohlstand und Beschäftigung geht.

360 GRAD. 365 TAGE. PRO KAPITALMARKT! Die Wirtschaftswissenschaften belegen, dass ein gesunder Finanzsektor ein wichtiger Faktor für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum einer Volkswirtschaft ist. Ein handlungsfähiger Kapitalmarkt generiert Einkommen, Beschäftigung und Wohlstand in Österreich. Deshalb setzen sich diese Unternehmen dafür ein.


SEITENBLICKE MARKTGEZWITSCHER

@ VIG GROUP

Congratulations to the 10 winners from our insurance Group on receiving the #Award in Recognition of ­Commitment to Voluntary Activities 2021 by Wiener Städtische Versicherungsverein, VIG’s main shareholder! With their voluntary work, they help people and animals in a wide variety of ways. Thank you for your inspiring commitment!

@ S IMMO

Drei Wochen nach dem Ankauf des #BudaPartGate in #Budapest dürfen wir nun das erfolgte #Closing des Share Deals mitteilen. Herzliche Gratulation an das Transaktionsteam und alle beteiligten Kolleg:innen! #SIMMO #SIMMOteam

@ OMV

“With the decision to build a #ReOil demo plant, we are now taking the next step toward circular econo­ my and thus toward reducing our #CO2 emissions”, says #OMV CEO Alfred Stern.

@ ÖBAG

Social is the New Green! Das war das Motto des #DisAbility Confidence Day. Dabei wurden hochkarätige Speaker geladen, um über so­ ziale #Nachhaltigkeit im Sinne einer #Inklusion von Menschen mit #Behinderungen zu sprechen. Neben ÖbagCEO Christine Catasta beleuchteten weitere hochkarätige Speaker, wie die Brücke zwischen #ESG-Kriterien, #InvestorInnen und sozialem Wirken gebaut werden kann.

@ AGRANA GROUP

Newsjunkie? WERDE EIN INSIDER, FOLGE BÖRSIANER FRIENDS!

Linkedin Börsianer Friends

#ThinkGreen: Green power initiative with first large-scale photovoltaic installation at AGRANA In order to make our production processes more sustainable and to make greater use of solar power in Austria, a photovoltaic system has now been installed on the roof of the potato starch factory in Gmünd. The power ­generated by the photovoltaic system will be entirely consumed by AGRANA.

86


#GEZWITSCHER

@ LENZING

@ VOESTALPINE KOLUMNE

Climate action and ambitious growth need not be mutually exclusive. We at #Lenzing have the vision of a zero-carbon future.

130 marketing and communication managers from 50 countries met at the virtual “MaCom-Day” 2021, again this year. The presentations, workshops and Q&A sessions were focused on sustainability communication. Also our CEO Herbert Eibensteiner attended a talk and thanked all colleagues from Marketing & Communication for their effort.

PETER ­FELSBACH Head of Group Communications Voestalpine AG

#ZUSAMMENGEGENCORONA Das Coronavirus hat uns zwei Jahre

@ DADAT BANK

nach Ausbruch noch immer fest im Griff. Wir als Voestalpine sehen die Impfung weiterhin als effektivstes Mittel, um die Pandemie zu überwinden – schließlich vertrauen wir nicht nur bei unserer eigenen Forschung auf wissenschaftliche Expertise, sondern auch im Medizin- und Gesundheitsbereich. Zahlreiche österreichische Unternehmen sehen das genauso und haben nach deutschem Vorbild ihre Logos und Claims geändert, um sich gemeinsam für die Covid-19-Impfung auszusprechen. Und zwar nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern

Nachhaltigkeit ist schon lange kein Fremdwort mehr – auch nicht an der Börse. Aber ist es überhaupt möglich, mit nachhaltigen Finanzprodukten gute Rendite zu erwirtschaften? Und nach welchen Prinzipien funktioniert die umweltbewusste und ethische Geldanlage? Diesen Fragen gehen wir in unserem neuen Blogbeitrag nach.

aus Überzeugung. Wir können es uns im internationalen Wettbewerb nicht erlauben, alle paar Monate in den Lockdown-Modus zu wechseln, damit Arbeits­plätze zu riskieren oder durch hohe Infektionszahlen

@ WIENER BÖRSE

@ ZUMTOBEL

die Produktion zu gefährden. Neben Kampagnen, die vor allem über Social Media die breite Öffentlichkeit erreichen, setzen wir auch Maßnahmen in der internen Kommunika­ tion. Zum Beispiel zeigen wir in einer Infoserie im Intranet gemeinsam mit einem Experten unserer Betriebsmedizin die Vorteile der Impfung auf und stellen uns auch den kritischen Fragen. Wir setzen damit, unabhängig vom politischen Diskurs, seitens der Wirtschaft ein klares Statement und leisten

Welcome Kostad at the Vienna Stock Exchange! The company with a focus on electromobility, automation and control technology enters our SME segment direct market plus today. To mark the first trading day CEO Günter Köstenberger rang the opening bell. #Energiewende.

This year’s #ZumtobelGroupAward in the Deve­ lopments & Initiatives category – represented by the Thorn Lighting brand –, goes to the Initiative Black Women Build in Baltimore, USA, for its project Whole Block Outcomes: Rehabilitating #Baltimore. Congratulations!

87

damit wichtige Aufklärungsarbeit. Kommunikation und Dialog sind gemeinsam – wieder einmal – der Schlüssel zum Erfolg!

p.felsbach@derboersianer.com


SEITENBLICKE MARKTGEFLÜSTER

GELD STINKT NICHT Wenn die Karriere von Berufspolitikern abrupt zu Ende geht, beginnt das finanzielle Zittern. Mangels einschlägiger ­Erfahrungen in der freien Wirtschaft bleibt oft nur der Weg zu betuchten Sponsoren mit zweifelhaftem Renommee, die sich einen Politiker als Aufputz oder als Lobbyisten leisten wollen.

F

VITA MARTIN KWAUKA Finanzjournalist Der leidenschaftliche Weinbauer (61) ist seit 23 Jahren Finanz- und Wirtschaftsjournalist. Zu den wichtigsten Stationen­des gebürtigen Deutschen zählen die lang­ jährige Chefredaktion des Magazins „Format“ und das seit 2015 von ihm organisierte Finanzjournalistenforum. Sein Steckenpferd ist die Altersvorsorge. Sich selbst beschreibt der studierte Agrarökonom als chronisch neugierig.

rüher war alles so einfach. Politi-

Blümel, den er zum CEO machen will.

ker erreichten den Höhepunkt ih-

Laut jüngstem Jahresbericht auf dem

rer Karriere für gewöhnlich erst im

Stand von Ende 2020 hatten sämtliche

reifen Alter. Am Ende erfolgte dann naht-

Fonds in der Luxemburger Sicav-Fonds-

los der Wechsel in die auskömmliche Po-

„­Ohne

hülle nur noch ein Gesamtvolumen von

litikerpension. Schon ab neun Jahren im

abgeschlossene

94 Millionen Euro, Tendenz sinkend: Im

Amt gab es bis zu 80 Prozent vom Letztgehalt. Ab 1997 ist das ein Auslaufmodell, für Neueinsteiger wurden diese Sonderregeln abgeschafft. Dazu kommt: Heute kann man schon im zarten Alter Bundes-

Ausbildung ist guter Rat teuer.“ MARTIN KWAUKA

kanzler werden und muss dann Jahrzehn-

Jahr 2019 waren es immerhin noch 103 Millionen. Wer zum Start des Superfund Green EUR im November 2014 Baha 1.000 Euro anvertraute, hatte am 20. Jänner 2022 das Geld bloß auf bescheidene 1.025,76 Euro vermehrt. Die seit 2013 lau-

te bis zum Pensionsantritt warten. Sebas-

fende Zweitstrategie Superfund Red EUR

tian Kurz kann von Glück sagen, wenn er

Beträge hoch genug sind, lässt sich selbst

beim Milliardär Peter Thiel andocken

die Prominenz erweichen. Apropos: Auch

Baha hat in dieser Zeit trotzdem gut

darf. Thiel sieht Demokratie und Freiheit

Christian Baha spielte einst in der ersten

verdient: Die laufende Managementge-

für unvereinbar und sponsert ehemalige

Liga. Zur Eröffnung seines Superfund-

bühr beträgt stolze 4,8 Prozent im Jahr.

und künftige Politiker, die seine radikalen

Büros in New York im Jahr 2005 war Bill

Und dank einer Königsidee, eine Fonds-

Ideen teilen, gleich in Serie. Sein bisher

Clinton für ordentlich Bares angesagt, der

variante an den Goldpreis zu koppeln,

größter Coup war Donald Trump, den er

letztlich wegen Erkrankung absagte. Zum

sprudelt beim Superfund Green Gold

schon früh als US-Präsidentschaftskan-

Zehn-Jahr-Firmenjubiläum 2006 ließ es

auch eine 20-Prozent-Gewinnbeteili-

didaten finanziell unterstützte und der

sich Baha nicht nehmen, den deutschen

gung. Dieser Fonds hält schon nach Ab-

wiederum Thiel nach gewonnener Wahl

Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder als

zug aller Kosten derzeit bei 52 Prozent

in sein Beraterteam aufnahm. Klar ist:

Redner für den Gala-Empfang in der Wie-

Gesamtgewinn. Nicht aufgrund der Leis-

Wer schon bei Trumps Affären beide Au-

ner Hofburg einzukaufen. Gegen eine gute

tung des eigentlichen Handelssystems,

gen zudrückt, wird die Gründe für den un-

Gage gab Schröder, dessen Partei damals

sondern allein wegen des steigenden

freiwilligen Rücktritt von Sebastian Kurz

heftig gegen Hedgefonds-Heuschrecken

Goldpreises.

nur als Peanuts empfinden.

steht sogar nur bei 720,23 Euro.

wetterte, freundlich zu Protokoll, dass

Wer im November 2014 eine Unze

In der zweiten Reihe fällt die Jobsuche

Superfund natürlich ganz etwas anderes

Gold um damals 943 Euro gekauft hät-

erfahrungsgemäß schwerer. Da heißt es

als eine Heuschrecke sei. Baha konnte

te, könnte diese heute um 1.627 Euro

dann: Wer will mich? Die ehemalige Grü-

sich Schröders üppiges Salär locker leis-

verkaufen. Das entspricht einem steu-

nen-Chefin Eva Glawischnig verding-

ten: Damals verwaltete Baha rund 1,6

erfreien Profit von 73 Prozent. Bei Baha

te sich als Lobbyistin ausgerechnet beim

Milliarden US-Dollar. Und im Jahr 2008

ist es deutlich weniger, weil er für einen

Glückspielkonzern Novomatic. Schon die

lag Baha im Ranking der bestverdienen-

steigenden Goldpreis ein Fünftel als Ge-

Römer wussten es: Pecunia non olet –

den Hedgefonds-Manager der Welt mit

winnbeteiligung verrechnet. Warum das

Geld stinkt nicht. Der eine füllt sein lee-

85 Millionen US-Dollar auf Platz 22.

ein faires Geschäft für die Kunden ist,

res Konto auf, der andere bekommt dafür

Jetzt reicht es bei Baha nur noch für

einen seriösen Anstrich. Und wenn die

den ehemaligen Finanzminister Gernot

88

muss nun Gernot Blümel argumentieren. n


SEITENBLICKE INDEX

IMPRESSUM/SERVICE Chefredakteur/Herausgeber: Dominik Hojas, d.hojas@derboersianer.com Stv. Chefredakteurin (CvD): Ingrid Krawarik, i.krawarik@derboersianer.com Redaktion: Jakob Dumfarth, Christoph Eisele, Antonia Hotter, Christian Höller, Irmgard Kischko, Julia Kistner, Raja Korinek, Martin Kwauka (Chefkommentator), Thomas Müller, Hedwig Schneid, Robert Winter

UNTERNEHMEN IN DIESER AUSGABE

Korrespondenten: Deutschland, Düsseldorf: Oliver Stock Schweiz, Zürich: Daniel Zulauf Social Media: Valentina Stark Anzeigenverkauf: Franziska Walde (Leitung), f.walde@derboersianer. com; Miriam Haider, m.haider@derboersianer.com; Christian Mann, c.mann@derboersianer.com; es gilt die Anzeigenpreisliste 2022!

FIRMENINDEX

3 Banken Generali Investment

35

Kepler Fonds KAG

360kompany AG

68

KPMG

39, 59 78

Agenda Austria

21, 52

Kreditschutzverband 1870

84

Amag Austria Metall AG

61, 71

Landesbank Baden-Württemberg

28

APAB

17, 66

Marinomed Biotech AG

AT&S AG

11, 71

Matejka & Partner Asset Management

Bawag Group AG BDO Austria

8, 55, 71 64, 78

8 26

Neos

84

Niederösterreichische Versicherung

56

Beatinvest

68

Öbag

60

Boston Consulting Group

64

OMV

71

Brandl Talos

66

Österreichische Nationalbank

Brickwise

63

Österreichische Post AG

CA Immo AG

9

21, 71

ÖVP

82

Capgemini

64

Palfinger AG

CBRE

62

Petrus Advisors

Cerha Hempel

66

PWC

Commerzialbank Mattersburg

66

Raiffeisen Bank International AG

CPI Property Group

62

Raiffeisen KAG

Deloitte

61, 65, 78

42, 55, 67, 71, 75

60, 71 62 57, 77 27, 42, 54, 71 35

Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG

16, 21, 71

Deloitte Legal

76

S Immo AG

62, 71

EHL Immobilien

63

Salus Alpha

42

Erste Bank Österreich AG

77

Savity

58

Schelhammer Capital Bank AG

40

Erste Group Bank AG

21, 35, 43, 54, 71

European Super Angels Club

68

Schroders

59

EVN AG

71

SPÖ

83

EY Österreich FACC AG Finanzmarktaufsicht

65, 78 71 57, 67, 71, 75

S&T AG

61

TPA

66

Trade Republic

58

Flughafen Wien AG

71

Unicredit Bank Austria AG

53, 71

Generali Versicherung

56

Uniqa Insurance Group AG

51, 71

Golden Tree

55

Verbund AG

Go Student

68

Vienna Insurance Group AG

Gutmann Bank AG

39

Voestalpine AG

IG Markets

39

Wienerberger AG

9, 51, 67, 71

60, 62, 71

Wiener Börse AG

71

Immofinanz AG Industriellenvereinigung JP Morgan Asset Management

21 28, 33, 59

71 56, 71 9, 71

Wiener Städtische Versicherung AG WKO

71 51, 54

89

Daten- & Vertriebsservice: Änderungen von Kontaktdaten bitte an service@derboersianer.com adressieren. Verlag/Medieninhaber: Wayne Financial Media GmbH (FN: 399197 f, HG Wien), Bösendorferstraße 4/25, A-1010 Wien, Telefon: +43 (0) 1 920 523 4, Fax: +43 (0) 1 954 4332, E-Mail: office@waynemedia.at, Web: www.waynemedia.at

WAYNE Geschäftsführer: Dominik Hojas Produktion: Grafik: Martin Jandrisevits, Titanweiß ­Werbeagentur GmbH; Fotos: Clemens Bednar, Dieter Brasch, Stefan Burghart, Barbara Ster, Unternehmen beigestellt; Lektor: Armin Baumgartner; Kursdaten: TeleTrader Software GmbH, Schlusskurse vom 21.01.2022, keine Gewähr für die Richtigkeit der Daten; aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezifische Formulierungen. Druckerei/Nachhaltigkeit: Das Magazin wurde nach den Richtlinien des Öster­reichischen Umweltzeichens bei der ­Druckerei Ferdinand Berger und Söhne GmbH (10.000 Stück) auf nachhaltigem Papier (Umschlag: Claro Silk 250 g, Kern: Furioso 100 g) gedruckt.


SEITENBLICKE WELTBLICK

WELTBLICK Die Wirtschaft ist ein globales Geschäft. Ein Blick über die Grenzen der Korrespondenten.

DAX IST FÜR NEULINGE LEIDINDEX

OLIVER STOCK Korrespondent Deutschland

DEUTSCHLAND. Seit Oktober sind im Spit-

Woher kommt der Abstieg der Aufstei-

zenindex Dax nicht mehr 30, sondern 40

ger? Eigentlich müssten den neuen Un-

Werte versammelt. 100 Tage später wird

ternehmen im Leitindex doch Milliarden

klar: Die meisten Aufsteiger sind abge-

zufließen und milliardenschwere börsen-

stiegen. Auf Sechs-Monats-Sicht haben

gehandelte Indexfolger (ETF) massenhaft

nur drei der zehn Neueinsteiger Kursge-

Aktien der Neulinge brauchen. Doch Bör-

winne eingefahren. Die beiden E-Com-

senmechanik funktioniert anders: Wenn

merce-Händler Hellofresh und Zalan-

Unternehmen den Sprung in die ers-

do führen die Verliererliste mit Abschlä-

te Börsenliga schaffen, sind sie zuvor oft

gen jenseits der 25 Prozent an. Auf der

schon stark gewachsen. Mit höheren Kur-

kleineren Gewinnerseite stehen Namen

sen ist nach dem Dax-Aufstieg auch die

wie Airbus und an der Spitze Siemens

Fallhöhe größer, denn auf ewig lassen

Healthineers mit rund zehn Prozent plus.

sich Kurssprünge nicht aufrechterhalten.

VERRAT EINES SCHWEIZER VOLKSBANKERS SCHWEIZ. Der

be-

derttausend Franken erleichtert und ihre

wegt die Schweiz wie kein anderes Wirt-

Raiffeisen-Prozess

leitenden Posi­ tionen ausgenützt haben,

schaftsverfahren seit der strafrechtli-

um sich mithilfe von Schattenbeteiligun-

chen Aufarbeitung der Swissair-Pleite.

gen private Gewinne aus Übernahmen in

Die Zürcher Staatsanwaltschaft fordert

zweistelliger Millionenhöhe zu erschlei-

sechs Jahre Gefängnis für den früheren

chen. 19 ungeliebte Vertreter der Schwei-

Chef der drittgrößten Schweizer Bank

zer Polit- und Wirtschaftselite wurden

Pierin Vincenz (im Foto links) und des-

2007 allesamt freigesprochen. Dagegen

sen langjährigen Geschäftspartner Beat

war Vincenz als volksnaher Manager stets

Stocker. Den beiden wird gewerbsmä-

positiv aus der unpopulären Bankerkas-

ßiger Betrug vorgeworfen. Sie sollen die

te herausgestochen. Seine mutmaßlichen

Bankengruppe mit einer Spesenorgie im

Vergehen werden ihm in der Bevölkerung

Schweizer Rotlichtmilieu um einige Hun-

nun wie ein Verrat vorgehalten.

TANZ AUF DEM VULKAN

DANIEL ZULAUF Korrespondent Schweiz

ENDE DER CORONA-MASSNAHMEN

RUSSLAND/UKRAINE. Russland hat an der Grenze zur Ukraine

UK. Im britischen Landesteil England sollen die meisten Co-

rund 100.000 Soldaten stationiert und fordert Sicherheitsga-

rona-Einschränkungen enden. So soll auch die Homeoffice-

rantien der Nato. Der Westen schlägt das aus und hat erklärt,

Empfehlung fallen. „Da Corona endemisch wird, müssen wir

dass ein Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine schwer-

die gesetzlichen Verpflichtungen durch Ratschläge und Emp-

wiegende politische und wirtschaftliche Folgen haben würde.

fehlungen ersetzen“, begründete Premier Boris Johnson die

Die EU hatte als Druckmittel überlegt, Russland aus dem Fi-

Entscheidung. Zahlreiche Investmentbanken holen deshalb

nanzsystem Swift auszuschließen.

ihre Mitarbeiter in die Büros zurück - nicht zur Freude aller.

90

Die nächste Ausgabe erscheint um den 4. April. Bis dahin täglich: derboersianer.com


ESG. Neue EU-Vorschriften betreffen ca. 2.000 Unternehmen in Österreich.

AUSWEITUNG DER NACHHALTIGKEITSBERICHTERSTATTUNG

Die sog. Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der Europäischen Kommission muss bis Dezember 2022 in nationales Recht umgesetzt werden und weitet den Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen ab dem Geschäftsjahr 2023 deutlich aus. Die EU-weit einheitlichen Standards für Nachhaltigkeitsberichterstattung sollen größere Transparenz und Vergleichbarkeit bringen. Gleichzeitig steigt jedoch auch der administrative Aufwand. Von dieser Neuregelung betroffen sind alle Konzerne sowie große GmbHs (ab EUR 20 Mio. Bilanzsumme, EUR 40 Mio. Umsatz, mit mehr als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern), die ebenso berichtspflichtig werden wie Aktiengesellschaften und börsennotierte sowie kapitalmarktorientierte Gesellschaften. WAS ÄNDERT SICH? Die Änderungen betreffen Berichtformat, Standards, zu berichtende Information sowie externe Prüfung. Zentral ist die Verpflichtung einer (konsolidierten) nicht-finanziellen Erklärung, die Teil des (Konzern-)Lageberichts ist. Strategien und Ziele hinsichtlich Nachhaltigkeit sollten darin erläutert werden sowie Details zu Wertschöpfungsketten, immateriellen Anlagewerten, aber auch die Rolle der Verwaltungs-, Geschäftsführungsund Aufsichtsorgane in Bezug auf Nachhaltigkeitsbelange. „Der Aufwand, der mit dieser neuen Berichterstattung einhergeht, kann nicht pauschal beurteilt werden, sondern hängt eng mit der individuellen Ausgangssituation des Unternehmens zusammen“, betont Mag. Sanela Terko, Director und Spezialistin für Nachhaltigkeitsberichterstattung bei BDO. „In der Praxis verursacht häufig nicht der Bericht selbst den größten Aufwand, sondern die Datensammlung als Berichtsbasis bzw. die Infrastruktur, die für die Datensammlung erst aufgebaut werden muss.“ Unternehmen, die zum ersten Mal einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen, sollten bedenken, dass die Bestätigung durch den Wirtschaftsprüfer aktuell zwar noch freiwillig ist, die Verpflichtung der externen Prüfung mit Geschäftsjahr 2023 aber in Kraft tritt. Sowohl EU als auch der österreichische Gesetzgeber tragen mit der neuen Regelung der Tatsache Rechnung, dass Nachhaltigkeit auch unabhängig von gesetzlichen Vorgaben

für viele Interessengruppen (Geschäftspartner, Kundinnen und Kunden sowie Bewerberinnen und Bewerber) zunehmend an Relevanz gewinnt. Glaubwürdige und authentische Anstrengungen auf diesem Gebiet entwickeln sich für Unternehmen international von der Kür zur Pflicht. Eine gänzliche Verschiebung des Fokus auf finanzielle Kriterien im Prozess der Unternehmensbewertung hin zu nicht-finanziellen bzw. nachhaltigkeitsorientierten Analysekriterien ist in der Praxis noch nicht absehbar – sie ergänzen diese vielmehr. „ESG-Faktoren sind aus der Unternehmensführung bereits jetzt nicht mehr wegzudenken und werden in Zukunft noch stärker im Fokus stehen“, betont Sanela Terko. Die Berücksichtigung dieser Kriterien in der Beurteilung des Unternehmenswerts ist unter anderem an der bereits seit mehreren Jahren steigenden Relevanz von ESG-Aktienindizes, wie dem Dow Jones Sustainability, abzulesen. WO BEGINNEN? „Der Zeitrahmen bis zur verpflichtenden externen Prüfung des ESG-Berichts 2023 ist angesichts des komplexen Themas recht eng bemessen. Vor allem Unternehmen, die bisher noch keinen solchen Bericht erstellt haben, sollten sich zeitnah mit den neuen Anforderungen und den derzeit bekannten Kriterien der CSRD auseinandersetzen“, schließt die Expertin ab.

BDO Austria GmbH QBC 4 – Am Belvedere 4 1100 Wien +43 5 70 375 1000 | bdo.at

Mag. Sanela Terko Director

sanela.terko@bdo.at Mag. Sanela Terko ist Director bei BDO und Expertin für Nachhaltigkeitsberichterstattung.


MARKETING-ANZEIGE

DJE – ALPHA GLOBAL

WENN SICH DIE WELT WANDELT – FRÜHZEITIG DABEI SEIN

Bereits heute ins Morgen investieren Digitales Leben, E-Mobilität, grüne Technologien … Themen und Trends mit langfristigem Potenzial tragen den DJE – Alpha Global. Der offensiv ausgerichtete Multi-Asset-Fonds investiert ohne Indexvorgaben vorrangig in Aktien, aber auch in Anleihen und Edelmetalle – mit flexibler Cash-Quote, um schwierige Marktphasen möglichst abzufedern. Dies ist eine Marketing-Anzeige. Bitte lesen Sie den Verkaufsprospekt des betreffenden Fonds und das KIID, bevor Sie eine endgültige Anlageentscheidung treffen. Diese Unterlagen können in deutscher Sprache kostenlos auf www.dje.de unter dem betreffenden Fonds abgerufen werden. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte kann in deutscher Sprache kostenlos in elektronischer Form auf der Webseite unter www.dje.de/zusammenfassung-der-anlegerrechte abgerufen werden. Alle hier veröffentlichten Angaben dienen ausschließlich Ihrer Information, können sich jederzeit ändern und stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar.


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