Börsianer 48. Ausgabe, Q1 2022

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RENDITE MARKTAUSBLICK

R E U E N N I E T G N I L

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Die globale Wirtschaft dürfte auch 2022 wachsen, wenngleich es zahlreiche Hürden zu bewältigen gilt. Die Lieferengpässe halten an, die Energiepreise steigen weiter. Wohin die Reise geht, erklären Experten. TEXT RAJA KORINEK

D

er Start in das neue Börsenjahr

Weichen stehen auf Wachstum

- und sich somit auch 2023 positiv auf

2022 war denkbar holprig, dazu

Trotz des Gegenwinds dürfte die glo­bale

das Wachstum auswirke. Freilich, dies

trugen mehrere Ereignisse bei.

Wirtschaft im Vorjahr ein Plus von 5,9

ist nicht immer ganz einfach. Joe Bi-

Die Inflation erreichte Ende 2021 in der

Prozent erzielt haben. Damit rechnen

den hatte sein Klimaschutzpaket – es

Eurozone ein Rekordhoch von fünf Pro-

die Experten des Internationalen Wäh-

umfasst gut 500 Milliarden US-Dollar –

zent im Jahresvergleich. In den USA war

rungsfonds. Die globale Wirtschaft soll

im November im Repräsentantenhaus

der Anstieg mit sieben Prozent noch

2022 um 4,4 Prozent wachsen, um 0,5

durchgebracht, scheiterte aber am Se-

kräftiger. Dahinter steckt nicht nur die

Prozentpunkte weniger als in der vor-

nat. Demgegenüber wurden im Vorjahr

globale Konjunkturerholung. Auch Lie-

herigen Prognose. Die Zuversicht teilt

die ersten Tranchen aus dem 750 Mil-

ferengpässe treiben die Preise an, eben-

man auch anderswo. Peter Brezinschek,

liarden Euro schweren EU-Wiederauf-

so wie die hohen Energiekosten.

Chefanalyst bei der Raiffeisen Bank In-

baufonds ausbezahlt. Der Großteil der

Mitte Dezember 2021 erreichte allein

ternational AG, präzisiert: „In China sind

Gelder soll für Nachhaltigkeit ausgege-

in Europa der Dutch-TTF-Gas-Future-

die Projektionen bei fünf Prozent, in den

ben werden. Und in China, wo 60 Pro-

Preis, der auf die künftige Entwicklung

USA liegen die Schätzungen bei etwas

zent der Stromproduktion aus Kohle

des Erdgaspreises setzt, ein Rekordhoch

über vier Prozent.“ Ähnlich hoch seien

stammt, wird verstärkt in erneuerba-

von 180 Euro je Megawattstunde, sank

die Aussichten für die Eurozone, sagt der

re Energien investiert, um 2060 die Kli-

zu Jahresende dann auf rund 80 Euro.

Raiffeisen-Ökonom und verweist auf Ös-

maneutralität zu erreichen.

Doch das liegt immer noch weit über

terreich, wo er den BIP-Anstieg auf gut

dem langjährigen Schnitt. Indessen hat

vier bis 4,5 Prozent schätzt.

Ausgerechnet im Reich der Mitte – dort wuchs die Wirtschaft im Vor-

die europäische Ölsorte Brent die Marke

Brezinschek verweist dabei auch auf

jahr um 8,1 Prozent - werden jetzt wie-

von 80 US-Dollar wieder übersprungen.

wichtige langfristige Treiber, zu denen

der harte Lockdowns aufgrund der Omi­

Dementsprechend

sind

er den Investitionszyklus in neue Tech-

kron-Mutante verhängt. Die Aktion

Anleger über die Auswirkungen auf die

nologien und den Klimaschutz zählt.

trifft unter anderem Halbleiterherstel-

Konjunktur und die Finanzmärkte.

Es sei wesentlich, dass dieser anhalte

ler wie Samsung Electronics und Micron

verunsichert

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