DER TOD IM VERISMO KOMMT SCHNELL Oliver Láng im Gespräch mit Jendrik Springer
Cavalleria rusticana und Pagliacci werden zumeist an einem Abend gegeben. Nun sind es verwandte Werke, deren Beziehung zueinander stark durch das Sujet gegeben ist, sie sind aber keine echten Geschwisterstücke: denn es gibt auch Trennendes. Vielleicht wollen wir als erstes den Aspekt der Verwandtschaft skiz zieren? Immer wieder finde ich es in diesem Zusammenhang bemerkenswert, dass Mascagni mit Cavalleria rusticana das erste der beiden Werke geschrieben hat und Leoncavallo rund zwei Jahre später mit Pagliac ci tatsächlich eine Oper ähnlicher Faktur nachsetzen wollte. Oder sogar sollte, denn der Verlag Sonzogno war zweifellos eine treibende Kraft hinter dem Pagliacci-Projekt. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich aus der Situation dieses »Nachschaffens« heraus in formaler Hinsicht starke Entsprechungen und Zusammenhänge ergeben haben. Ich nenne nur zwei Beispiele: Das Vorspiel ist in beiden Opern nicht rein instrumental – im Falle von Cavalleria wird es durch die Siciliana des Turiddu unterbrochen, bei Pagliacci gibt es (zum Vorspiel gehörig, weil noch vor dem geschlossenen Vorhang) den Prolog des Tonio. In der Mitte beider Opern wird, vor der finalen Zuspitzung, ein instrumentales Zwischenspiel eingefügt. Die formalen Parallelen sind also nicht zu übersehen. JS:
Was beide Werke ganz offensichtlich verbindet, ist die Kürze. Ein akter gab es schon zuvor, doch waren sie eher dem heiteren Genre zugeordnet. Nun haben wir kurze, tragische Opern. Wie hat sich OLI V ER LÁ NG IM GE SPR ÄCH MIT J EN DR IK SPR INGER
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