1920
Vor hundert Jahren ... Zusammengestellt von Karl-Heinz Sparber
13.09.1920 Pfarrer Tinkhauser von Mauls gestorben
15.09.1920 Mit Petroleum begossen, um sich zu verbrennen
16.09.1920 Südtiroler Schutzhüttenwesen
Das war ein Leichenzug am Morgen des 6. September, wie einen solchen das kleine Mauls bei Franzensfeste wohl noch nie gesehen hatte. Es galt dem lieben Herrn Pfarrer das letzte Geleite zu geben. Voran die Schulkinder mit Blumensträußen, dann die Jungfrauen mit Kränzen und die religiösen Bündnisse, die Feuerwehr, die bestbekannte Musikkapelle, 26 geistliche Mitbrüder, darunter die Dekane von Brixen und Stilfes und Msgr. Raffl, und eine fast endlose Menge von traurigen Betern aus nah und fern. In den Augen ergrauter Männer blinkten Tränen, als nach dem Magnifikat die Kinder der Reihe nach ihre Sträußlein dem guten Katecheten aufs Grab legten. — Pfarrer Vinzenz Tinkhauser war zu Brixen als Kind der bekannten Fleischhauerfamilie am 13. Dezember 1860 geboren. (…) 1896 wurde er Pfarrer und Wirt in Telfes bei Sterzing; letzterer Beruf widerstand ihm, weshalb er sich schon nach 4 Jahren um die freigewordene Pfarre Mauls bewarb. Seit 20. Februar 1901 wirkte er hier in geradezu vorbildlicher Weise. (…) Die Gemeinde Mauls ist ihm zu großem Dank verpflichtet. Sein Werk ist die neue Sakristei, das Turmdach und der Fußboden der Kirche; an einer gründlichen Renovierung derselben, wofür er schon Beiträge gesammelt hatte, hinderte ihn nur der Ausbruch des Krieges. Ueberdies half er der Gemeinde als Obmann des Aufsichtsrates der Raiffeisenkasse, als Schriftführer der Feuerwehr und Elektrizitätswerk-Genossenschaft. Ein zartes Gemüt, dem eigenes wie fremdes Leid gleichermaßen zu Herzen ging, war er ebensosehr Freund der Musik als der Blumen, von welchen er an Festtagen einen prächtigen Kirchenschmuck zu schaffen verstand. Wiederholt von Krankheiten heimgesucht, vermochte sein geschwächter Körper einer grippeartigen Lungenentzündung, gefolgt von schmerzlicher Ohrenentzündung nicht mehr zu widerstehen. Doch erbaute er alle Besucher durch staunenswerte Geduld. So übergab er seine fromme Seele am 3. September um halb 12 Uhr mittags seinem Heiland und Hohenpriester Christus, der ihm nun wohl den Lohn seiner Mühen in ewiger Freude bezahlen wird. Fiat! Allgemeiner Tiroler Anzeiger
Aus Sterzing wird uns berichtet: Vergangenen Sonntag wurde Alois Seidner von Giggelberg dem Spitale zur Beobachtung übergeben, dessen Nervensystem durch die Entbehrungen einer langen Kriegsgefangenschaft einer zu starken Belastungsprobe ausgesetzt scheint. Er übergoß sich nämlich mit Petroleum, um sich auf diese Weise zu verbrennen. Nachdem Carabinieri herbeigerufen worden waren, die ihn zuerst nach dem Bezirksgerichte Sterzing brachten, wurde er ins Spital überführt. Innsbrucker Nachrichten
Das Jaufenhaus auf der Höhe des Jaufenpasses (Sterzingerseite) bleibt auch während des kommenden Winters geöffnet und ist für Unterkunft und Verpflegung bestens vorgesorgt. Der Telephonanruf „Jaufenhaus“ erfolgt über das Postamt Sterzing. - Schluß der heurigen Auto-Jaufenfahrten. Die von der Automobiltransport-Aktiengesellschaft Stat gemeinsam mit den königlichen italienischen Eisenbahnen betriebene Autolinie von Meran über den Jaufen nach Sterzing wurde mit 15. September laufenden Jahres eingestellt. - Die Amthorhütte am Hühnerspiel ober Gossensaß ist den Winter über geschlossen. Der Schlüssel ist im Großhotel Gröbner erhältlich. Innsbrucker Nachrichten
15.09.1920 Gasthausverkauf in Sterzing
16.09.1920 Trauung, Sterzing Am Dienstag den 14. September fand in der Wallfahrtskirche Maria Trens die Trauung des Herrn Fritz Wiedner, Kaufmann in Sterzing, mit Fräulein Mali Gschwenter, Tochter des Kaufmannes und Altbürgermeisters Alois Gschwenter in Sterzing, statt. Innsbrucker Nachrichten 30.09.1920 Wieder eine „Enthebung“
Gasthof „Mondschein“ vor 1918
Der Gasthof „Mondschein“ des Josef Rainer, Mairhofbesitzer in Thuins bei Sterzing, wurde samt der dazugehörigen Metzgerei - aber ohne Grundstücke - von Peter Faller, Gasthofspächter in Girlan, käuflich erworben. Kaufpreis über 100.000 Lire. Allgemeiner Tiroler Anzeiger
Man schreibt dem „Tiroler“ aus Sterzing: Schon vor Wochen ging die Rede, daß Direktor Paufler in der landwirtschaftlichen Winterschule im Schloß Moos das Schicksal so manches andern deutschen Beamten in DeutschSüdtirol teilen und auf höhere Weisungen hin seinen Posten verlassen müsse. Umso angenehmer überraschte es, als bei der Schlußprüfung der Haushaltungsschule am 11. September der Vertreter der Landesregierung mit einer schmeichelhaften Empfehlung von Dr. Conci in Trient überbrachte, daß kein Direktorenwechsel stattfinden werde. Aber trau, schau, wem! Einige Tage darauf kommt das Absetzungsdekret, datiert vom 7. September 1920, also vier Tage früher als die Prüfung stattfand. Wie viel Opfer wird diese nationale Trentinerpolitik noch fordern? Allgemeiner Tiroler Anzeiger Erker 09/20
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