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VERBIER ART SUMMIT Noch nie gehört? Mit dem Art Summit in Verbier ist der Initiantin Anneliek Sijbrandij etwas ziemlich Einmaliges gelungen. Ein Austausch, welcher nicht nur kunstaffine Menschen anspricht, sondern durchaus gesellschaftspolitische, globale Ausstrahlung besitzt und mit seinem interdisziplinären Ansatz einen Beitrag zur Lösung globaler Probleme leisten kann. Wie kommt man als Holländerin auf die Idee, in Verbier einen Art Summit zu kreieren? Ich arbeitete als Steuerberater viele Jahre mit vielen Überstunden in London. In London passiert soviel im Bereich Kunst, dass ich mich immer mehr für das Thema begeisterte. Als ich dann für eine 6-monatige Auszeit nach Verbier zog, begegnete ich vielen Kunstliebhabern. Wir führten tolle Gespräche über Kunst, ich begann, kunstaffine Menschen miteinander zu vernetzen. Und schon war die Idee für einen Art Summit geboren. Ich wollte aber keinen (weiteren) kommerziellen Anlass auf die Beine stellen, sondern etwas, was die Seele der Kunst widerspiegelt: Kunst ist nämlich dazu da, uns zu inspirieren! Der Art Summit wurde zu dem, was uns am Herzen lag: Ein Think Tank, der sich einem jährlich wechselnden Thema
widmet und Menschen dazu inspiriert, die Welt neu zu denken. Im Unterschied zu Art Fairs kommt man zu uns wirklich, um sich gedanklich auszutauschen und nicht um Kunst zu kaufen. Dadurch ziehen wir ein anderes Publikum an. Ihr habt auch sehr ungewöhnliche Partnerschaften für einen Kunstanlass? Ja. Diese spiegeln unsere nicht-kommerzielle Ausrichtung. Wir haben Institutionen, UNHCR oder kulturelle Partner, Non-Profit-Organisationen. Jochen Volz, Direktor der Pinacoteca in Sao Paulo, brachte indigene Denker an den Art Summit. Unsere Partner teilen mit uns diesen Geist von kritischer Offenheit. Seid ihr wirklich ein Art Summit? Ja, aber wir mischen Künstler mit Philosophen und Denkern. Es muss einfach in Bezug stehen zum Thema. Als «Art in the digital age» Thema war, luden wir einen Neurologie-Professor ein, der uns erklärte, wie unser Gehirn mit virtueller Realität umgeht. Die Museumskuratorin Beatrix Ruf hatte entscheidenden Einfluss auf dieses offene Format. Wir starten oft bei der Kunst, und setzen diese aber anhand eines Themas in den gesellschaftlich-sozialen Kontext. Ihr nehmt also auch die Impulse der aktuellen Zeit auf? Absolut. Digital Age nahm das Thema Fake News auf. Resource Hungry das Thema Klimawandel, das uns weiter begleiten wird. Nur zeigen Referenten wie Djamila Ribeiro, dass Klimawandel nicht losgelöst von anderen Themen wie Rassismus oder Feminismus betrachtet werden kann. Wir nehmen immer verschiedene Sichtweisen und Perspektiven ein. Wir streben auch ein Gleichgewicht von weiblichen und männlichen Vortragsrednern an. Globale Probleme – globale Plattform? Unbedingt. Stefan Kägi hat uns anfangs 2020 ganz wichtige Impulse geliefert: wie können wir uns selber transformieren, eine globale Plattform werden, ohne unbedingt reisen zu müssen? Der Same für eine virtuelle Plattform war schon vor der Pandemie gelegt, nun haben wir 2021 genau diese Feuertaufe. Idee wäre, dass es zusätzlich in Museen weltweit kleinere Anlässe oder Talks unter dem Dach des Art Summits gibt. Wir haben auch immer den Austausch mit und die Impulse von Studenten gesucht. Ich könnte mir Live Streamings in Universitäten vorstellen. Ganz grundsätzlich glaube ich, dass Kunst eine stärkere Rolle einnehmen sollte. Unsere Gesellschaften sind von Politik, Wissenschaft und Ökonomie dominiert. Und wir sehen, wohin uns das geführt hat. Vielleicht ist es an der Zeit, den Künstlern, die immer auch Vordenker waren, eine stärkere Stimme zu geben.