Börsianer 50. Ausgabe, Q3 2022

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MAGAZIN

NR. 50, 3 QUARTAL 2022 ∙ 12 EURO

ZINSEN —

WAS DIE ZINSWENDE FÜR FIRMEN, IMMOBILIEN UND ANLEGER BEDEUTET

BÖRSIANER BLOG: DERBOERSIANER.COM

— 20 —

INFLATION —

WER HAT SCHULD AN HOHER INFLATION? — 72 —

BAUMANAGER ALS

R E G Ä J RS

KU

AN, M E L T N L: GE NG UND E T R I B I S THOMA STORENLIEBLZMEISTER N INVE — 10 — EFFIZIE

BITCOIN —

KRYPTO-CRASH: HOCH GEFLOGEN, TIEF GEFALLEN — 80 —

RUSSLAND RBI-CEO STROBL KOMMENTIERT

ÖLAKTIE SBO ALS KRISENGEWINNER

ARBEITSMARKT REZEPTE GEGEN DIE FLAUTE



∞ SIE WOLLEN MIT IHREM BUSINESS DURCHSTARTEN? FANGEN SIE BEI IHREM BANKING AN. ∞ WIR MACHT’S MÖGLICH.

Die RLB NÖ-Wien AG gratuliert dem Börsianer zur 50. Ausgabe.

raiffeisen.at/infinity Impressum: Medieninhaber: Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG, F.-W.-Raiffeisen-Platz 1, 1020 Wien


H RASC TER B : DIE FOTO R E V CO

EDITORIAL BÖRSIANER NR. 50

DOMINIK HOJAS Chefredakteur Börsianer

Liebe Börsianer!

S

eit vielen Jahren setzen wir uns als Leitmedium für den Finanzmarkt ein, weil wir überzeugt davon sind, dass ein starker Kapitalmarkt mehr Beschäftigung, Einkommen

und Wohlstand in Österreich bringt. Seit vielen Jahren i­ gnoriert die Politik diese Bemühungen, obwohl sie gerade jetzt einen starken Kapitalmarkt benötigt, um die Herausforderungen der Zukunft wie die Klima- oder Energiekrise zu meistern. Seit vielen Jahren arbeiten unsere Unternehmen hart daran, das Vertrauen der internationalen Investoren zu gewinnen, sich einen erfolgreichen Track-Record aufzubauen und am Weltmarkt zu reüssieren. Mit dem öffentlich geäußerten Vorschlag von Bundeskanzler Karl Nehammer, Gewinne von staatsnahen börsennotierten Unternehmen durch staatliche Intervention abzuschöpfen, wurden all die langjährigen Bemühungen konterkariert und die Rechtsicherheit für Investoren infrage gestellt.

Fantastische vier. Ausgelassene Stimmung herrschte beim Wiener-Börse-Preis im Palais Niederösterreich in Wien. Ein Schnappschuss mit UBM-CEO Thomas Winkler, Gastgeber Christoph Boschan, „Börsianer“-Verlagsmanagerin Franziska Walde und Chefredakteur Dominik Hojas.

In diesem Zusammenhang gehe ich mit WienerbergerCEO und Wiener-Börse-Aufsichtsratschef Heimo Scheuch d’accord, der beim Wiener-Börse-Preis im Palais Niederösterreich unter großem Applaus endlich „Respekt“ von der Politik fordert. Finanzminister Magnus Brunner, der mit einem sechs Milliarden Euro schweren Antiteuerungspaket angereist war, machte gute Miene zur Kritik und mischte sich an diesem Abend auffällig lange unter die Börsianer. Dabei fühlte er sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger sichtlich wohl, genauso wie bei seinen internationalen Auftritten in London oder Washington. Die Wiedereinführung der Behaltefrist für Wertpapiere „sei fertig“, die Umsetzung scheitere noch am Koalitionspartner, also an den Grünen, ließ er uns wissen, obwohl ich anmerke, dass dieser Punkt von Anfang an im Regierungsprogramm festgehalten wurde. Also werden wir uns als Markt wieder einmal gedulden und wie so oft versuchen, unser Glück selbst in die Hand zu nehmen.

Inflation und Zinswende

Abheben. Junior-Finanzjournalist Jakob Dumfahrt lässt sich im Zuge der Werkseröffnung in Kroatien auf Einladung von FACC-AG-CEO Robert Machtlinger die neueste Drohne erklären.

Neben Coronapandemie, Lieferkettenproblemen, Arbeitsmarktsorgen sowie einer Klima- und Energiekrise gilt es für

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uns, auch mit der hohen Inflation klarzukommen. Dass vor allem die Energiekrise infolge des Ukraine-Krieges für die Geldentwertung verantwortlich ist, ist falsch. „Ein Deal, ein wertloser Vertrag und schwache Politiker sind die wahren Gründe für die Inflation“, schreibt unser Deutschland-Korrespondent Oliver Stock in seinem Beitrag (Seite 72) für das Börsianer-Magazin. Vor allem die Notenbankchefin Christine Lagarde und ihr Umfeld haben selbst zur „galoppierenden Geldentwertung“ beigetragen. Um die Teuerung zu bekämpfen, wird nun von der Europäischen Zentralbank nach elf Jahren im Juli 2022 die Zinswende eingeläutet, was nicht ohne Nebenwirkungen bleiben wird. Zuerst steigen die Leitzinsen um 0,25 Prozent, bis Jahresende seien laut Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann 1,0 Prozent möglich, später seien bis zu drei Prozent denkbar.

Salongespräch. Beim 20. Börsianer Salon wurde nicht nur h ­ ervorragend ­gefrühstückt, sondern es wurde auch die Zinswende von S-Immo-AG-­ Vorstandschef Bruno E ­ ttenauer, OeNB-Vizepräsidentin Barbara Kolm, Monika Rosen, Börsenexpertin der Österreichisch-Amerikanischen G ­ esellschaft, und Allianz-Multi-Asset-Leiterin Doris Kals zerlegt – für ein besseres Verständnis.

Was steigende Zinsen für die Finanzierungen von Unternehmen (Seite 21), die Häuslbauer (Seite 24) oder Anleger (Seite 26) bedeuten, haben unsere Redakteure Hedi Schneid und Robert Winter für Sie analysiert. Gastkommentare über Russland, Green Finance und Cybersecurity haben diesmal RBI-Boss Johann Strobl (Seite 16), Unicredit-Bank-Austria-AG-Vorstand Dieter Hengl (Seite 17) und Wiener-Städtische-Generaldirektor Ralf Müller (Seite 18) beigesteuert. Bleibt mir noch, den besten Fondsmanagern des Landes unseren goldenen Rankings (Seite 67) sowie StrabagCEO Thomas Birtel, der es auf das Börsianer-Cover (Seite 10) geschafft hat, zu gratulieren.

Viel Vergnügen mit dem 50. Börsianer Magazin wünscht Ihnen

Dominik Hojas d.hojas@derboersianer.com Twitter@DominikHojas

5


INHALT BÖRSIANER NR. 50

FACHKRÄFTEMANGEL

Wettstreit um die besten Köpfe

76

FINANZMARKT

STREITGESPRÄCH

Hype um Bitcoin

BAUMANAGER ALS KURSJÄGER 10 Fast zehn Jahre leitete Thomas Birtel erfolgreich die Geschicke der Strabag SE, mit Jahresende geht der CEO in Pension. Bei Investoren hat der Manager durch seinen exzellenten TrackRecord einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ein Ziel will er heuer noch erreichen.

80

ZINSWENDE Die Folgen für Unternehmen, 20 Immobilien und Anleger 1.

Firmenkredite

21

Finanzierungen kosten mehr 2.

Immobilien

24

Traum von Eigenheim wird teurer 3.

Geldanlage

26

Zinsschock für Anleger

INFLATION Die wahren Verantwortlichen 72 FACHKRÄFTEMANGEL Rezepte gegen 76 Personalmangel

SIR THOMAS BIRTEL

Gentleman, Investorenliebling und Effizienzmeister

10

6

BITCOIN Krypto: Hype oder Hero

80


RANKING

Die 50 besten Fondsmanager in Österreich

20

67

RENDITE

BRANCHEN

MEINUNGEN

INSIDERKÄUFE 08 Die Aktienkäufer der Manager

Darüber spricht man in den

JOHANN STROBL Zeitenwende für Europa

16

ALEXANDRA REICH Kapitalmarkt kann Budget entlasten

17

DIETER HENGL Nachhaltigkeit ist gefragt

17

Branchen: Köpfe, Deals, News,

NEUE KOLUMNE

Trends und Events

AKTIENMÄRKTE 28 Chartvergleich zur Wiener Börse MARKTMEINUNGEN 29 Investments der Fondsmanager

BANKEN 52 VERSICHERUNGEN 54 FONDS 56 AKTIEN 58 IMMOBILIEN 60 BERATER 62

PORTFOLIO 30 Die Asset-Allokation der LGT Bank Österreich DEMOGRAFIE In das Alter investieren 1. Teil: Marktumfeld 2.

Teil: Veranlagung

3.

Teil: Interview

RECHT 64 FINTECH

66

32 34 36 38

BÖRSENWETTER 40 Entwicklung der Weltbörsen und Analystenstimmen KURSDATEN 42 Top-Performer: Aktien, Fonds, Anleihen, Rohstoffe, Krypto, Währungen STATISTIK 46 Börsen- und Wirtschaftsdaten

RANKING Die 50 besten Fondsmanager in Österreich

67

SO DENKT DIE POLITIK Wachstumsbremse Arbeitsmarkt

84

BÖRSENTALK Wo sich die Finanzbranche trifft

86

Weinberger publiziert (Seite aner Magazin. Der Chef der Hagelsversicherung wird Ihnen exklusive Einblicke in die Versicherungswirtschaft geben sowie den Megatrend

RALPH MÜLLER 18 Cyberkriminalität: Die große Gefahr aus dem Netz

Nachhaltigkeit und seine Folgen für das Klima und die Gesellschaft kommentieren. BUSINESS-EVENTS

KURT WEINBERGER Wirtschaft mit ESG neu denken

54

PETER FELSBACH Grüne Transformation ist unausweichlich

56

BETTINA SCHRAGL Die Virtuelle

58

PETER BARTOS CSRD auf der Zielgerade

62

ALBERT BIRKNER M&A, slow down

64

MARTIN KWAUKA Die ganz große Gießkanne

88

Die Sommerfest-Saison ist voll im Gange. Geschäfte werden wieder bei Events gemacht. Dementsprechend kehrt unsere Rubrik Börsentalk (Seite 86) nach der Covid-Zwangspause wieder in das Magazin zurück. JUBILÄUMSAUSGABE Die Herausforderungen sind aktuell vielfältig. Lieferketten, Arbeitskräftemangel, Energiekrise oder die Zinswende beschäftigen den Markt. In diesem Schatten feiern wir leise das 50. Börsi-

FIRMENINDEX/IMPRESSUM 89 Auszüge von Unternehmen in dieser Ausgabe WELTBLICK

INVESTMENTSTORY 48 SBO: Gewinne wie geschmiert

Versicherungsmanager Kurt 54) ab sofort für das Börsi-

WOLFGANG MATEJKA 28 Bewertung auf Worst-CaseAnnahmen ausgerichtet

SEITENBLICKE

Ad-hoc der Redaktion

aner Magazin. Vielen Dank für Ihre Treue!

90

Die Sicht der Korrespondenten

Weblinks werden in dieser Ausgabe mit einem GELBEN BALKEN

markiert.

7


RENDITE INSIDER

INSIDERKÄUFE Die Aktienkäufe der Spitzenmanager

MANAGER NUTZEN IM MAI GÜNSTIGE EINSTIEGE TEXT CHRISTOPH EISELE

S

eit dem Kurseinbruch im ATX am

den Tisch. Auch Bawag-Vorstandsvor-

Einmarsch in die Ukraine aufgrund des

Tag der russischen Inva­sion in die

sitzender Anas Abuzaakouk griff flei-

hohen Russland-Exposures rund sechzig Prozent an Wert einbüßte.

Ukraine kommt der heimische In-

ßig zu und packte sich für 1,22 Millio-

dex nicht mehr recht vom Fleck und tau-

nen Euro 26.500 Aktien ins Depot. Als

Zu Gewinnmitnahmen kam es im

melt an der 3.000-Punkte-Marke. An-

einer der bestbezahlten Bankenchefs

Zuge der Übernahme der Immofinanz

haltende Lieferkettenprobleme, die hohe

Europas mit einem aktuellen Jahresge-

AG durch die tschechische CPI Property

Inflation, steigende Coronainfektionen

halt von 10,5 Millionen Euro hat er da-

Group. Kurz bevor die beiden Vorstän-

und Rezessionsängste drücken auf den

für das nötige Kleingeld. Ein Lebenszei-

de Stefan Schönauer und Dietmar Reindl

Index. Die heimischen Manager und Stif-

chen kommt auch vonseiten der Raiffei-

Anfang Juni 2022 ihr Amt bei der Immo-

tungen nutzen das Stimmungstief daher

senbank International AG, wenn auch in

finanz AG niederlegten, cashten sie je-

für Zukäufe. Für sie gilt die Börsenweis-

weitaus kleinerem Ausmaß. Vorstands-

weils 345.000 und 172.000 Euro aus. Bei-

heit „Sell in May and go away“ wohl als

vorsitzender Johann Strobl und Risiko-

de bleiben noch bis Jahresende als Be-

Kontraindikator, denn mit einem Volu-

vorstand Hannes Mösenbacher kauften

rater im Unternehmen, um eine mög-

men von 28,7 Millionen erreichten die

jeweils um rund 115.000 Euro 10.000 An-

lichst reibungslose Übergabe an Radka

Käufe im Mai 2022 den höchsten Wert

teile der Bank, deren Aktienkurs seit dem

Döhring zu ermöglichen. n

seit Juli 2021. Besonders die Stiftungen für Mitarbeiterbeteiligungen griffen im

INSIDERBAROMETER (BENCHMARK ATX) 159 KÄUFE

großen Stil zu, wie die BOB MitarbeiterATX 12 MONATE

beteiligungsgenossenschaft der Oberbank AG oder die Erste österreichische

91

93

Spar-Casse Privatstiftung. Zudem stock-

NOV

DEZ

33

57

62

19

23

57 Prozent am Immobilienkonzern. Auch

31

Millionen Euro auf, sie hält nun offiziell

30 KÄUFE

teil an der CA Immo AG um knapp 11,5

63

zugehörige SOF-11 Klimt CAI ihren An-

41

te die Starwood Capital Group über die

Stefan Pierer war wieder fleißig beim Umschichten: Die Pierer Konzerngesellschaft erwarb 102.650 Aktien von der seit

JUN

JUL

AUG

SEP

OKT

JAN

FEB

MÄR

APR

MAI

QUELLE: OEKB, WIENER BÖRSE, „BÖRSIANER“; OHNE VERGÜTUNGSPROGRAMME

März im ATX gelisteten Pierer Mobility AG im Wert von 8,16 Millionen Euro.

TOP 5 MANAGER-TRANSAKTIONEN (3 MONATE)

Bawag-Bosse gehen auf Shoppingtour

CA Immo AG

Jeffrey Dishner und Laura Rubin (Starwood)

402.500

Den größten Kauf eines Managers tätig-

Pierer Mobility AG

Stefan Pierer

102.650

8.157.144,82

te der stellvertretende Bawag-Group-

Bawag Group AG

Sat Shah

30.000

1.375.000,00

AG-CEO Sat Shah, er legte 1,38 Millio-

Bawag Group AG

Anas Abuzaakouk

26.500

1.215.820,00

nen Euro für 30.000 Bawag-Aktien auf

Palfinger AG

Gerhard Rauch

10.740

279.494,65

UNTERNEHMEN

PERSON/GESELLSCHAFT

8

KAUF IN STÜCK SUMME (EUR) 11.493.843,30


oberbank.at/unabhaengigkeit

Dr. Franz Gasselsberger, MBA Generaldirektor Oberbank AG

Anders, weil: unsere Unabhängigkeit oft erst verstanden wird, wenn man Abhängigkeit erlebt.

Unabhängigkeit ist ein Gut, das man erst richtig schätzen lernt, wenn es verloren geht oder gefährdet ist. Für uns ist sie einfach: der wichtigste Erfolgsfaktor. Keine ferne Konzernzentrale, die uns fremdsteuern könnte. Wir fällen alle Entscheidungen selbstbestimmt und schnell, in der Region für die Region. Genau das hat uns auch zu einer der erfolgreichsten und nachhaltigsten Banken Österreichs gemacht.


Fast zehn Jahre leitete Thomas Birtel erfolgreich die Geschicke der Strabag SE, mit Jahresende geht der CEO in Pension. Bei Investoren hat der Manager durch seinen exzellenten Track-Record einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ein Ziel will er heuer noch erreichen. INTERVIEW DOMINIK HOJAS, INGRID KRAWARIK FOTOS DIETER BRASCH

10


FINANZPLATZ COVER

#BAUEN

VITA THOMAS BIRTEL Vorstandsvorsitzender Strabag SE Der gebürtige Deutsche (68) freut sich schon darauf, mehr Zeit mit seinen Enkeln verbringen zu können, und auf Oper- und Ballettabende mit seiner Frau in Wien, das sein Lebensmittelpunkt bleiben wird. Außerdem will er sich bei Concordia, einem Sozialprojekt für Kinder, stärker engagieren. Seine berufliche Erfahrung wird der Strabag-CEO, der seit 25 Jahren in dem Baukonzern, den er seit 2013 leitet, tätig ist, in diversen Aufsichtsräten wie etwa bei der Wienerberger AG einbringen.

BAUMANAGER ALS KURSJÄGER B

Schwungvoll. Der Helm ist nicht immer dabei, aber immer parat. Thomas Birtel ist noch bis Jahresende CEO der Strabag SE.

ei mir ist nicht aufgeräumt“,

Euro Rekordniveau. Die Strabag-Aktie,

sagt Thomas Birtel verschmitzt,

die bei seinem Antritt als CEO bei 20,61

als er uns durch das Dachge-

Euro notierte und jetzt bei 40,70 Euro

schoß der Strabag-Zentrale im 22. Be-

liegt, würde er bis Jahresende gern bei 47

zirk von Wien in sein aufgeräumtes

Euro, dem Emissionskurs beim Börsen-

Büro mit Aussicht geleitet. Der 68-jäh-

gang, sehen. Ein Bild vom Emissionstag

rige Manager lenkt seit 2013 die Geschi-

hängt in Birtels Büro, als täglicher An-

cke der Strabag SE und wird mit Jahres-

sporn sozusagen. Die Chefredaktion des

ende von Klemens Haselsteiner als Vor-

Börsianer sprach mit dem Börsianer des

standsvorsitzendem abgelöst. Die Über-

Quartals über die rasch erfolgte Sankti-

gabe hat Anfang Juli 2022 begonnen. Der

onierung des russischen Aktionärs Oleg

gebürtige Deutsche, der wegen seiner

Deripaska wegen des Ukraine-Kriegs,

offenen und präzisen Art von Investo-

die der Strabag international Investoren

ren sehr geschätzt wird, blickt auf eine

rettete, seinen Zugang zu Investoren,

erfolgreiche Amtszeit zurück und freut

die größte Wachstumsbremse, Frauen

sich derzeit über die erstaunlich boo-

am Bau, Kulturprobleme der Branche

mende Baubranche. Der Auftragsbe-

und darüber, was er mit seiner frei ge-

stand erzielte zuletzt mit 23,7 Milliarden

wordenen Zeit a ­ nfangen wird.

11


Herr Birtel, wie geht es der Baubranche in einem Umfeld, das von Zinswende, Ukra­ ine-Krieg, Sanktionen über Russland, Fachkräftemangel und Lieferkettenproblemen geprägt ist? – Thomas Birtel: Es geht ihr noch erstaunlich gut. Die großen Probleme im Vorjahr mit der mangelnden Lieferbarkeit von Baumaterial wie Stahl und Kunststoffprodukten in Verbindung mit den entsprechenden Preisverwerfungen haben sich im zweiten Halbjahr 2021 sta-

Fachkräfte. „Das große Problemthema ist der Arbeitsmarkt, es fehlen Facharbeiter“, sagt Thomas Birtel.

bilisiert. Die Folge waren deutlich höhe-

#FINANZEN

re Preise, und jetzt haben wir einen neuerlichen Preisschock durch die Themen Ukraine und Inflationierung. Das sind schon Verwerfungen, die unser Geschäft stören sollten. Bis jetzt sehen wir das aber weder in unserer Leistung noch im Auftragseingang, beides ist intakt. Warum läuft es so gut? – Auf der öffent-

STRABAG SE IN ZAHLEN in € Mio.

2020/21

2019/20

Leistung

16.128,92

15.446,61

Umsatzerlöse

15.298,54

14.749,74

Auftragsbestand

22.500,85

18.369,02

1.445,72

1.174,45

9,50

8,00

596,40

399,06

Ebitda Ebitda-Marge in % des Umsatzes

lichen Seite ist es schlicht der Bedarf an

Ergebnis nach Steuern

Infrastruktur.

Ergebnis je Aktie in Euro

Die

EU-Beitrittsländer

Mittel- und Osteuropas haben viel inves-

Cashflow aus der Geschäftstätigkeit

tiert seit 1989, aber wenn Sie die Auto­

Eigenkapitalquote in %

bahndichte in Österreich und Deutsch-

Gearing Ratio in %

land mit jener der Region vergleichen,

5,71

3,85

1.220,56

1.279,66

33,30

33,90

–47,60

–42,50

QUELLE: UNTERNEHMENSANGABEN

ist die noch Lichtjahre zurück. Wenn Sie heute in Polen bestimmte Strecken fahren, die noch nicht erschlossen sind, brauchen Sie Tage. Das ist ein Nachholbedarf, der sicher noch zehn, 20 Jahre

schnitt werden diese Preise gebraucht,

getfinanziert, derzeit weit weniger zins-

andauert. Es kommt immer wieder das

um die Kostensteigerung aufzufangen.

empfindlich als die privaten. Es gibt den

Wort Baurezession auf, die kann ich für

Wir konnten bei der Strabag die Mar-

Recovery Fund der Europäischen ­Union

den Infrastrukturbereich auf Jahre aus-

gen kontinuierlich verbessern. Letztes

mit 750 Milliarden Euro, die im Zuge von

schließen. Im privaten Baubereich bin

Jahr war aber ein positiver Ausreißer, die

Corona vom Himmel fielen und die aus

ich vorsichtiger, Rezession sehe ich da

Marge wird heuer mit vier Prozent deut-

meiner Sicht den Brexit mehr als kom-

aber auch nicht, aber die hohen Preise.

lich unter der vom Vorjahr liegen.

pensieren.

Sie profitieren derzeit von den Preiserhö-

Bleiben die Baupreise auf diesem hohen Ni-

Das heißt, der zinsempfindliche Kunde ist

hungen. – Man muss das mit den Lohn-

veau? – Ich sehe keine Indikatoren, die

der private Kunde? – Die Zinsen haben

kosten vergleichen: Die Preisentwick-

erlauben würden, sie zu senken.

beim klassischen Baugeld über zehn

lung lag viele Jahre deutlich unter der

Jahre deutlich angezogen. Die Nachfra-

Lohnkostenentwicklung. Das hat die

Welche

Vorlaufindikatoren

Ihnen

ge bei privaten Kunden ist aber trotzdem

Margen zusätzlich unter Druck gesetzt.

wichtig für Ihren Geschäftsverlauf? – Bau-

intakt. Das ist eigentlich erstaunlich.

Dass wir die Chance und Notwendig-

genehmigungen, die erteilt werden, und

Wir erklären uns das damit, dass nach

keit haben, die Preise spürbar anzuhe-

die Kreditbedingungen, die im Immobi-

wie vor ungeheuer viel Geld im Markt

ben, ist erst seit wenigen Jahren der Fall.

lienbereich eine große Rolle spielen, vor

ist, auch auf privater Seite. Viele Inves-

Das führt in der Baubranche nicht durch-

allem für den privaten Bereich. Wir ha-

toren sind froh, dass sie ihr Geld in der

gängig dazu, dass alle Bauunternehmen

ben bei der Strabag private und öffent-

nicht von ihnen selbst benutzten Immo-

goldene Bilanzen haben. Im Durch-

liche Kunden, Letztere sind, weil bud-

bilie anlegen können. Das Zweite ist die

12

sind


FINANZPLATZ COVER

Zukunftserwartung. Wenn man erwar-

Welche Gründe gibt es dafür? – Das ist

tet, dass es in Zukunft noch teurer wird,

nicht nur der klassische Fall der Fami-

dann baut man jetzt. Das hören wir bei vielen Kunden. Das wird uns noch eine Weile helfen, aber auf Sicht ist es unausweichlich, dass wir hier einen dämpfenden Effekt sehen werden.

„Eine Baurezession kann ich im Bereich der Infrastruktur auf Jahre ausschließen.“

Wieso haben Sie im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen mit den Lieferketten kein Problem? – Wir zeichnen uns durch

liengründung, sondern einige Ingenieurinnen stammen aus der Branche und kehren in den elterlichen Betrieb zurück. Dazu kommt auch: Arbeitszeit und Orte sind nicht immer ideal, eine Baustelle liegt nicht im Büro, Baustellenabläufe sind nicht immer schematisch planbar, man muss flexibel sein, und man hat

THOMAS BIRTEL

zum Teil unter freiem Himmel zu tun.

traditionell sehr kurze Lieferketten aus. Baumaterialen haben zwei Eigenschaf-

ter Idealbedingungen auch als gewerbli-

Compliance war Ihnen immer wichtig, und

ten, sie sind extrem schwer und extrem

cher Bau-Lehrling lernen kann. Das ist

dann kam die Teilnahme an dem Baukar-

billig. Denken Sie an Zement, Kies oder

traditionell eigentlich ein „learning on

tell, die hat Sie persönlich sehr getroffen.

Asphalt, das kann alles nicht über lan-

the job“ auf der Baustelle gewesen, mit

Sie haben sich sicher auch im Nachhinein

ge Strecken transportiert werden, weil

Stress und kaum idealen Bedingungen.

Gedanken gemacht, wie es dazu gekom-

es sonst zu teuer wird. 2021 gab es Lie-

Wir bieten auch laufende Weiterbildung

men ist. Wie lautet heute Ihre Analyse? –

ferengpässe, 2022 sind es eigentlich nur

im Unternehmen an, ein lebenslanges

Im Prinzip ist niemand in der Branche in

Preisprobleme.

Lernen, das für alle Qualifikationsebe-

Österreich nicht betroffen gewesen. Das

nen gilt. Und dann geht es natürlich um

ist für mich ein Indiz dafür, dass es sich

Was könnte am ehesten als Wachstums-

Digitalisierung, Automatisierung und die

nicht um ein Fehlverhalten von einzel-

bremse in den nächsten Jahren wirken? –

Industrialisierung des Bauens. Denn das

nen Unternehmen handelte, sondern ein

Das große Problemthema ist der Arbeits-

ist die Chance, die wir noch haben, um

flächendeckendes Kulturproblem.

markt, weil wir in der Baubranche in ho-

mit dem Arbeitskräftemangel zurecht-

hem Umfang auf menschliche Arbeit an-

zukommen. Wenn wir keine Menschen

Weil man es immer schon so gemacht hat?

gewiesen sind. Ich spreche von fehlen-

kriegen, müssen wir es anders lösen.

– Ja, weil der Vorgänger es auf den Nach-

den Facharbeitern, Vorarbeitern, Polie-

folger übertragen hat und offensichtlich

ren und dem ganzen Techniker- und In-

Wie hoch ist die Fluktuation? – Die liegt bei

allen Aufklärungsbemühungen und Se-

genieursbereich. Wir haben in allen für

rund sechs Prozent in unseren Heimat-

minaren zum Trotz kein ausreichendes

uns relevanten europäischen Ländern

märkten. Bei weiblichen Arbeitskräften

Unrechtsbewusstsein da war.

eine alternde Bevölkerung, das muss

verlieren wir nach fünf bis zehn Jahren

durch Zuwanderer ausgeglichen wer-

überproportional. Das führt dazu, dass

Ärgert Sie das heute noch? – Ja! Wissen Sie,

den, die haben aber oft nicht das Ausbil-

wir einen Gesamtanteil von weiblichen

wie lange man für 45 Millionen Euro Buße

dungsprofil, das wir brauchen. So gese-

Beschäftigten von nur 17,5 Prozent ha-

bauen muss? Das ist schon ärgerlich.

hen wird uns der Mangel an Fachkräften

ben, im Management noch keine zehn

auf der technischen Seite auf allen Quali-

Prozent.

Sie haben das Compliance-System bei der Strabag neu aufgesetzt. Was sind die wich-

fikationsebenen auf lange Zeit beschäftigen. Wir haben rund 74.000 Leute im Konzern und über 3.000 offenen Stellen.

STRABAG SE

tigsten Punkte? – Der wichtigste Punkt

50

geklärt wurde, um deutlich zu machen,

war, dass das Kartell aufgedeckt und auf-

Kann die Politik Rahmenbedingungen ver-

dass es so nicht geht. Wir haben unser

bessern, oder versuchen Sie das selbst? –

Compliance-System spürbar verschärft

Wir müssen als Arbeitgeber noch attrak-

und sind derzeit dabei, eine Konzernzer-

tiver werden. Bei der Vergütung haben wir schon viel getan, eine bessere Lehr-

tifizierung zu erlangen, was es so bisher

25

nicht gibt. Als Erste und bisher Einzige in

lingsvergütung als auf dem Bau finden

Österreich haben wir auch ein externes

Sie nicht. Wir haben letztes Jahr während

Monitoring eingeführt, das unter der Lei-

der Pandemie den Strabag-Campus, das größte private Ausbildungszentrum, in Ybbs an der Donau eröffnet, wo man un-

0

tung von Brigitte Ederer steht. Das ist aus 27.6.12

27.6.22

Quelle: baha

13

meiner Sicht ein wichtiger Baustein, weil wir so dezentral sind. Wir müssen die


FINANZPLATZ COVER

Zukunft. Das Thema Nachhaltigkeit am Bau wird die ersten Jahre meines Nachfolgers prägen, sagt Thomas Birtel im Gespräch mit der „Börsianer“-Chefredaktion, bestehend aus Dominik Hojas und Ingrid Krawarik.

Einhaltung der Regeln, die wir von oben

Sie genießen bei Investoren einen exzellen-

trotz unseres guten Track-Records. Ob

bekommen, auch dezentral monitoren.

ten Ruf. Was ist denn wichtig im Umgang

es jetzt die Option gibt, ist schwierig zu

mit Investoren? – Ein proaktives Verhal-

sagen, denn sanktionieren heißt einfrie-

Ein großes Thema ist die Sanktionierung

ten und dass man sich nicht scheut, auch

ren. Wenn man einen Kernaktionär hat,

von Strabag-Aktionär Oleg Deripaska und

unangenehme Themen offen anzuspre-

der eingefroren ist, bewegt sich erst ein-

das Russland-Thema. Hatten Sie deshalb

chen. Das, was bei Investoren gut an-

mal nichts.

Angst, dass das Image des Konzerns Scha-

kommt, ist Verlässlichkeit. Das heißt,

den nehmen könnte? – Zu Beginn des Krie-

das, was Sie versprechen, sollten Sie

Ein höherer Freefloat wäre also ein Treiber

ges in der Ukraine hatten wir vor allem in

auch halten. Das haben wir all die Jahre

für die Strabag-Aktie. Gibt es weitere? – Die

Polen Reputationsthemen, weil wir mit

ganz gut geschafft.

Ergebnisverbesserung, je höher die Divi-

dem russischem Kernaktionär gleichge-

dendenkraft, desto besser wird der Kurs.

setzt wurden und der mit Putin gleich-

Ist es für einen heimischen Konzern schwie-

gesetzt wurde. Das haben wir gut in den

riger geworden, auf dem internationalen

Haben Sie ein besonderes Highlight der

Griff bekommen. Die erste Entscheidung

Parkett wahrgenommen zu werden? – Für

letzten zehn Jahre? – Ich habe zwei, die

war, Deripaskas Rasperia bekommt kei-

uns schon. Die Zahl der Analysten ist ge-

man in Öffentlichkeit gar nicht mehr so

ne Dividende, die zweite, wir wickeln un-

ring, das liegt aber vor allem an unserem

wahrnimmt, die aber für den Konzern

ser Russlandgeschäft ab. Die dritte war

geringen Streubesitz. Hans Peter Hasel-

absolut bedeutsam waren. Und die auch

die Entscheidung der Haselsteiner-Fa-

steiner hat bereits 2017 vorgestellt, dass

historisch unsere teuersten Firmen-

milien-Privatstiftung, das Syndikat mit

der Freefloat unter Wahrung der Inter-

übernahmen waren. Das war die Kom-

Rasperia zum Jahresende aufzukündigen,

essen des Kernaktionär-Syndikats auch

plettübernahme der Strabag AG Köln,

und die vierte, den von Rasperia entsand-

auf 40 Prozent angehoben werden könn-

da ist uns 2017 der Squeeze-out gelun-

ten Aufsichtsrat Thomas Bull abzuberu-

te. Das ist damals nicht durchgedrungen.

gen. Und ein Jahr zuvor konnten wir die

fen. Das haben wir am 5. Mai 2022 bei der

Komplettübername der Ed. Züblin AG in

Hauptversammlung

Ist es ein Vorteil, einen starken Eigen­tümer

Stuttgart vollziehen. Beide sind wichtige

geschafft. Dank dieser Maßnahmen sehe

zu haben? – Ich habe das immer als Vor-

Standbeine im wichtigsten Einzelmarkt

ich keine operativen Probleme mehr.

teil gesehen, weil Sie doch teilweise

Deutschland.

außerordentlichen

schneller sein können als mit einer reiWerden diese Schritte auch rechtlich hal-

nen Publikumsgesellschaft. Die Voraus-

Sind solche Großübernahmen in Zukunft

ten? – Ja, deshalb war es so wichtig, dass

setzung dafür ist, dass man sich versteht

denkbar? – Im Bau halten wir das nicht für

letztlich eine EU-Sanktionierung am 8.

und einander vertraut.

besonders interessant, da haben in allen

April eingesetzt wurde, wir hatten un-

unseren Kernmärkten und Europa eine

sere Maßnahmen schon im März ergrif-

Vielleicht gibt es jetzt neue Möglichkeiten

führende Marktposition erreicht. Wo ich

fen. Aus EU-rechtlicher Sicht hatten wir

für mehr Streubesitz? – Ich selbst ­würde

mir Übernahmen vorstellen kann, ist der

anfangs keine Handhabe. Da aber Groß-

das begrüßen. Ein höherer Freefloat

Facility-Management-Bereich.

britannien und Kanada Sanktionen erlie-

würde dem Aktienkurs guttun, davon

ßen – wir haben dort riesige Projekte -,

bin ich fest überzeugt. Viele institutio-

Das Thema Nachhaltigkeit macht auch vor

hätten wir uns nicht erlauben können, in

nelle Anleger dürfen wegen der geringen

der Baubranche nicht halt. Wird anders ge-

Sanktionsnähe zu geraten.

Liquidität gar nicht in uns investieren,

baut als noch vor zehn Jahren? – Es bewegt

14


FINANZPLATZ COVER

sich langsam, wir stehen aber noch rela-

Auge zu haben auf die Verlässlichkeit der

tiv am Anfang. Was wir schon länger tun,

Aussagen und die nachhaltige positive

ist, nachhaltig betreibbare Projekte zu liefern. Die Strabag-Zentrale war das erste Niedrigenergiebüro, das in Österreich 2003 eröffnet wurde. Das ist heute Alltagsgeschäft, wir garantieren dem Kun-

„Ein höherer Freefloat würde dem Aktienkurs der Strabag guttun. “

Ergebnisentwicklung. Sind Sie ein Manager, der loslassen kann? – Die Arbeit nimmt mich zeitlich sehr in Beschlag, ich war teilweise 180 Tage im

den das Zertifikat. Worauf bisher nicht

Jahr unterwegs. Ich bin im 69. Lebensjahr

das Augenmerk lag, sind die Bauprozes-

und habe das ziemlich ausgereizt. Aber

se, mit denen nachhaltig betreibbare Objekte errichtet werden. Ist das ein Beton,

THOMAS BIRTEL

ja, ich werde mehr Zeit für meine Enkel haben und für die Oper. Und dann bin ich

der konventionell mit einem wahnsinnig

Fehlen die technologischen Ideen? – Ich

bei den Concordia-Sozialprojekten enga-

hohen CO2-Fußabdruck hergestellt wird,

habe noch keine Aufgabenstellung ken-

giert und sitze in einigen Aufsichtsräten,

oder ist das ein CO2-reduzierter Beton?

nengelernt, bei der mir Techniker oder

seit Anfang Mai 2022 auch bei der Wien-

Sind die Einsatzstoffe nachhaltig produ-

Ingenieure sagen, da haben wir keine

erberger AG. Das hätte ich nicht mit gu-

ziert oder konventionell? Das sind The-

Idee, wie wir das lösen können. Die of-

tem Gewissen annehmen können, wenn

men, die uns umtreiben und die die ers-

fene Frage ist das Preisschild. Alles, was

ich CEO der Strabag bleiben würde.

ten Jahre meines Nachfolgers Klemens

angedacht wird, kostet mehr. Haben Sie noch ein Ziel bis Jahresende? –

Haselsteiner prägen werden. Nachhaltigkeit am Bau hat Digitalisierung in der

Gibt es etwas, was Sie Ihrem Nachfolger

(lacht) Das Kursziel von 47 Euro, also un-

öffentlichen Wahrnehmung abgelöst.

mitgeben wollen? – Das ist einfach: ein

seren Emissionskurs. n

Investitionen in Sonne, Wind und Wasser sind immer ein Gewinn.

Reduktion unserer Emissionen gemäß Pariser Klimaschutzabkommen


MEINUNGEN KOMMENTARE

VITA JOHANN STROBL Vorstandsvorsitzender Raiffeisen Bank International AG Der promivierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler (62) und Vater dreier Kinder lenkt seit März 2017 die Geschicke der Raiffeisen Bank International AG. In der Finanzbranche wird der gebürtige Burgenländer für seine ruhige, bedachte Art und schnelle Auffassungsgabe sehr geschätzt.

ZEITENWENDE FÜR EUROPA Dieser sinnlose Krieg hat tiefe und langanhaltende Folgen für Europa und damit auch für unsere Bankengruppe.

D

ie RBI steht seit ihrer Gründung

beiterinnen und Mitarbeiter der RBI und

für Vielfalt, Toleranz, Solidari-

ihre Kunden gespendet haben.

tät und die Verbindung zwi-

schen West- und Osteuropa. Wir haben immer versucht, zur Überwindung

„Die zweite g ­ roße ­Herausforderung ist das

von Konflikten beizutragen und Brü-

­Russland-Geschäft.“

cken zwischen Ländern, Institutionen

JOHANN STROBL

und Menschen zu bauen. Wir sind deshalb über den russischen Angriff auf

Die zweite große Herausforderung, vor der die RBI steht, ist ihr RusslandGeschäft. Die RBI ist seit vielen Jahren in diesem Land tätig, hat sich ebendort eine hervorragende Marktpositionierung erarbeitet und war auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sehr pro-

die Ukra­ine zutiefst erschüttert. Dieser

fitabel. Aufgrund des Krieges müssen

sinnlose Krieg hat tiefe und langanhal-

kunft und Unterstützung durch kosten-

wir unsere Position in Russland den-

tende Folgen für Europa und damit auch

lose medizini­ sche Versorgung bereit-

noch überdenken. Wir prüfen daher alle

für unsere Bankengruppe. Vieles wird

gestellt. Wo es möglich war, haben wir

strategischen Optionen für die Zukunft

sich ändern. Noch sind die langfristigen

Bargeld oder eintauschbare Gutscheine

der Raiffeisenbank Russland bis hin zu

Konsequenzen des Krieges nicht abseh-

als Teil unserer Hilfeleistung angebo-

einem sorgfältig gesteuerten Ausstieg

bar. Der vielverwendete Begriff von der

ten. Die Kolleginnen und Kollegen, die

aus der Raiffeisenbank in Russland.

„Zeitenwende“ ist aber sicherlich nicht

das Land nicht verlassen wollen oder

Diese Prüfung treiben wir seit Wochen

zu hoch gegriffen. Eines steht aller-

aufgrund des Kriegsrechts nicht dür-

mit Hochdruck voran. Dennoch wird

dings schon heute fest: Die RBI wird ihre

fen, stellen trotz der enorm schwierigen

sie aufgrund der Komplexität der Ma-

Werte sicherlich nicht aufgeben und die

Bedingungen sicher, dass unsere Bank

terie noch einige Zeit in Anspruch neh-

Herausforderungen, vor denen sie auf-

weiterhin die wichtigsten elementa-

men. Eine Bank geht langfristige Ver-

grund des Krieges steht, entschlos-

ren Bankdienstleistungen anbieten und

pflichtungen gegenüber ihren Kunden

sen angehen. Die höchste Priorität hat

wichtige Industriezweige wie den Ag-

ein. Eine Bank ist streng reguliert. Und

dabei die Sicherheit unserer mehr als

rarsektor finanzieren kann. Dabei le-

natürlich hat eine Bank auch eine Für-

6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbei-

gen sie eine Professionalität und Moti-

sorgepflicht gegenüber ihren Mitar-

ter unserer Bank in der Ukraine. Wir

vation an den Tag, die sich mit Worten

beiterinnen und Mitarbeitern. All die-

unterstützen bereits über 900 Famili-

nicht beschreiben lassen. Die RBI und

se Faktoren müssen und werden wir in

en bei der Umsiedlung in jene Länder,

die Raiffeisenbank Ukraine engagieren

unseren Planungen und Überlegungen

in denen wir als RBI-Gruppe präsent

sich für die humanitäre Hilfe im Land

berücksichtigen und unsere Entschei-

sind. Dank unserer freiwilligen Helfer

und haben bereits rund zehn Millionen

dungen mit großer Sorgfalt und im In-

haben wir für diese Familien Sofort-

Euro gespendet. Hinzu kommen weite-

teresse unserer Eigentümerinnen und

hilfe, Transport, Verpflegung, Unter-

re rund acht Millionen Euro, die Mitar-

Eigentümer treffen. n

16


MEINUNGEN KOMMENTARE

VITA ALEXANDRA REICH Chairwoman Speed Connect Austria

VITA DIETER HENGL Vorstand Corporates Unicredit Bank Austria AG

Alexandra Reich, Chairwoman von Speed Connect Austria, hatte Vorstandspositionen bei der Deutschen Telekom, Swisscom sowie Sunrise inne und war zuletzt CEO von Telenor Ungarn und DTAC in Thailand. Zurzeit ist sie in diversen internationalen Boards tätig.

Der 58-Jährige begann 1990 nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Graz seine Karriere als Trainee bei der Creditanstalt, die 2002 mit der Bank Austria fusionierte. 2019 übernahm er die Leitung des Wealth Managements der Unicredit Bank Austria AG und war gleichzeitig CEO der Schoellerbank AG. Seit 10. März 2021 leitet er den Bereich Corporates.

ZUKUNFTSFIT

GREEN BONDS

KAPITALMARKT KANN NACHHALTIGKEIT BEI BUDGET ENTLASTEN INVESTOREN GEFRAGT

D

er Breitbandausbau über neue Glasfasernetze soll den Wirtschaftsstandort zukunftsfähig machen und die Teilhabe möglichst aller Bewohner am digitalen Leben

in wenigen Jahren ermöglichen. Die Umsetzung des Green Deal

D

ie Republik Österreich hat vor kurzem ihre erste grüne Anleihe begeben und ist dabei auf großes Investoren­ interesse gestoßen. Für die Bundesanleihe von vier Mil-

liarden Euro gab es Gebote im Wert von 25 Milliarden Euro. Die

der EU verlangt enorme Investitionen in die Umstellung von

Transaktion war 6,8-fach überzeichnet – ein absolut überwälti-

Prozessen und Strukturen unseres Wirtschaftssystems. Gleich-

gender Erfolg! Erfreuliches Detail am Rande: Die Republik hat als

zeitig belasten wir das Budget durch großzügige Corona-Unter-

eine der ersten Emittenten wieder eine physische Investoren-

stützungsmaßnahmen und schütten Helikopter-Money als In-

Roadshow durchgeführt und damit hohes Interesse geweckt.

flationsentschädigung aus. In Zeiten von Wirtschaftswachstum,

Hinter diesem Erfolg steckt viel Arbeit – vonseiten der Republik

Negativzinsen und niedriger Inflation war das vorstellbar. Jetzt

Österreich und der beauftragten Banken. Und er zeigt, wie sehr

werden Staatsschulden teurer, und die Steuereinnahmen wer-

internationale Investoren von dem erarbeiteten grünen Rah-

den bei schrumpfenden Wachstumsraten zurückgehen. Gerade

menwerk überzeugt sind und wie hoch das Interesse an nachhal-

in Krisenzeiten müssen wir Zukunftsinvestitionen umsetzen.

tigen Finanzprodukten ist. Bis zur Emission der grünen Anleihe

Das knappe Budget darf keine Ausrede sein. Gerade die Errich-

war es eine lange Reise. Die Arbeit beginnt Monate zuvor und be-

tung von Glasfasernetzen ist ein Schlüsselfaktor für Zukunfts-

steht zu einem Großteil darin, das Green-Bond-Framework zu

fähigkeit. Glasfaser ist die kritische Infrastruktur, die nicht nur

erstellen, das die Basis für die Emission legt – dabei werden Kri-

digitale Geschäftsmodelle, sondern auch die Erreichung der Kli-

terien erarbeitet und die Auswahl getroffen, für welche grünen

maziele und den Erhalt lebenswerter ländlicher Regionen er-

Projekte und Investitionen die Mittel verwendet werden. Eine

möglicht. Für die Errichtung der Glasfasernetze in Österreich

der Besonderheiten dieser Anleihe war, dass die Republik Ös-

sind hohe Förderungen vorgesehen. Wir müssen darauf ach-

terreich als einer der ersten staatlichen Emittenten die Kriterien

ten, dass nur jene Erschließung mit Steuergeld subventioniert

an der EU-Taxonomie ausgerichtet hat, die aber noch nicht zur

wird, die auch langfristig nicht wirtschaftlich zu stemmen ist. 90

Gänze ausgearbeitet ist. Hier ist die gesamte Nachhaltigkeits-

Prozent der Glasfasernetze können privatwirtschaftlich finan­

expertise einer Bank gefragt. Durch unseren Beitrag zur Struk-

ziert werden, wie es zum Bei-

turierung des Rahmenwerks

spiel Speed Connect Austria

als ESG Advisor haben wir

mit Geldern von Pensionskassen zeigt. Das schont das Budget, und die Kosten tragen letztendlich die Nutzer –

„Das knappe ­Budget darf keine Ausrede sein.“

„Bis zur Emission der grünen Anleihe war es eine lange Reise.“

ALEXANDRA REICH

DIETER HENGL

und nicht die Gesamtheit der Steuerzahler. n

unter Beweis gestellt, dass wir zu den führenden Playern in diesem Bereich zählen und einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen

17

Zukunft leisten. n


MEINUNGEN KOMMENTARE

CYBERKRIMINALITÄT: DIE GROSSE GEFAHR AUS DEM NETZ

VITA RALPH MÜLLER Generaldirektor Wiener Städtische Versicherung AG Der promovierte Rechtswissenschaftler (54) und ­ egeisterte Tennisspieler ist seit 1. Jänner 2021 Vorb standsvorsitzender der Wiener Städtischen Versicherung AG. Davor leitete der gebürtige Deutsche ein Jahr die Donau Versicherung AG und wirkte sechs Jahre im Vorstand seines jetzigen Arbeitgebers.

Weltweit findet alle 39 Sekunden eine Cyberattacke statt. Globalisierung, Internationalisierung und Digitalisierung haben unsere Welt in den letzten beiden Jahrzehnten stark verändert – und Kriminellen ein neues Feld eröffnet!

Ö

sterreich ist keine Insel der Seli-

Bei allen technischen Innovationen ist

gen: Cybercrime ist auch bei uns

nach wie vor der Mensch die größte Si-

vom Orchideen- zum Hauptthe-

ma geworden. Im Vorjahr gab es mehr als 46.000 Cybercrime-Anzeigen – fast ein Drittel mehr als 2020. Der Großteil der Onlinekriminalität entfiel wieder auf Betrug. Man kann zugespitzt formulieren:

„Der Mensch ist die größte Sicherheitslücke.“ RALPH MÜLLER

cherheitslücke. Je mehr Mitarbeiter in einem Unternehmen arbeiten, desto größer die Chance für Hacker. Mit einer gezielten Sicherheitsstrategie und einem Chief-Security-Officer ist es jedoch möglich, diesen Angriffen zum großen Teil ei-

Betrug hat sich in den virtuellen Raum

nen Riegel vorzuschieben. Ganz verhin-

verlagert – mit einem erheblichen Scha-

dern wird man derartige Angriffe aber nie

denspotenzial. Im Schnitt verursachen

sachen. Das Bewusstsein für die Gefah-

können. Das ewige Katz-und-Maus-Spiel

Cyberattacken bei Unternehmen einen

ren im Netz ist in Österreich nach wie vor

zwischen Kriminellen und Behörden fin-

Schaden von 80.000 Euro, in Einzel-

sehr niedrig. Weniger als zehn Prozent

det auch im Netz statt! Für den Fall, dass

fällen sogar mehr als 500.000 Euro – je

der Unternehmen in Österreich haben

tatsächlich der Notfall eintritt, ist ein Cy-

nach Größe des Unternehmens. Cyber-

derzeit eine Cyberversicherung. Wir ra-

berschutz das richtige Auffangnetz: Es

kriminalität ist ein vielfältiges Problem,

ten deshalb dazu, dass sich jedes Unter-

hilft nicht nur bei der Eindämmung des

nachdem sich die Angriffsszenarien bei-

nehmen mit seinem individuellen Risi-

Angriffs durch IT-Experten, sondern

nahe täglich weiterentwickeln. Daher ist

ko auseinandersetzt und gemeinsam mit

leistet finanzielle Entschädigung für das

es besonders wichtig, nachhaltig Aufklä-

seinem Berater einen Krisenplan samt

Unternehmen selbst, aber auch, wenn

rungsarbeit zu leisten. Obwohl die Cy-

entsprechender Absicherung entwickelt.

Kunden etwa durch Datendiebstahl ei-

berattacken in den letzten Jahren rasant

Durch Homeoffice infolge der Pandemie

nen Schaden erleiden. Noch stehen wir in

angestiegen sind, hoffen immer noch

und den Ukraine-Krieg hat sich das Be-

Österreich bei Cyber-Deckungen am An-

viele Unternehmer – gerade im KMU-

drohungsszenario potenziert: Direkte

fang, doch die steigende Gefahr im World

Bereich –, selbst nicht davon betroffen

Angriffe oder Schadsoftware, die über

Wide Web wird dazu führen, dass sich im-

zu sein. Solche Attacken können jedoch

Lieferketten transportiert werden, füh-

mer mehr Unternehmen absichern wol-

im Handumdrehen die Existenz eines

ren zu massiven Geschäftsschädigun-

len und werden. Daher bin ich auch fest

Unternehmens und somit der betroffe-

gen. Letztes Jahr im Herbst hat ein Lie-

davon überzeugt, dass die Cyberversiche-

nen Menschen bedrohen und massive

ferkettenangriff etwa in Oberösterreich

rung die Feuerversicherung des 21. Jahr-

Image- und Reputationsschäden verur-

35 Firmen betroffen.

hunderts werden wird. n

18


world of wienerberger

Foto: © Hiroyuki Oki

We care and we commit to people to environment to governance


#ZINSEN ZENTRALE. Die Zentrale der Europäischen Zentralbank ­befindet sich in Frankfurt am Main. Hier werden die Zinsentscheidungen getroffen.

Die Folgen der Zinswende für Unternehmen (Seite 21), Immobilien (Seite 24) und Anleger (Seite 26).

© BORIS ROESSLER / DPA / PICTUREDESK.COM

HEISSE ZINSWENDE!


FINANZPLATZ ZINSWENDE

FINANZIERUNGEN KOSTEN MEHR Die Kosten für längerfristige Unternehmensfinanzierungen sind deutlich gestiegen. Experten gehen davon aus, dass Unternehmen mit weiteren Anstiegen rechnen müssen. TEXT ROBERT WINTER

D

ass auch

mit die

steigenden

Zinsen

Wie sich die Lage seit Jahresanfang

Finanzierungskos-

zugespitzt hat, skizziert der BTV-Vor-

ten für Konzerne höher wer-

den, liegt in der Natur der Sache. Dass aber die Geldleihe nun deutlich teurer

„Mit Erhöhung der Finanzschulden umgehen können.“

ausfällt als noch kürzlich erwartet, ist dann doch überraschend. Gerhard Burt-

standsvorsitzende Burtscher: „Bei Fixzinskrediten sind die Referenzzinssätze in den letzten Monaten deutlich angestiegen. Zum Beispiel ist der ZehnJahres-Swap-Satz (EUR) von 0,34 Pro-

FELIX STROHBICHLER

scher, Vorstandsvorsitzender der Bank

zent am 3. Jänner 2022 bis 17. Juni auf

für Tirol und Vorarlberg AG (BTV), sagt:

gestellt, sollten die mittelfristigen Infla-

2,42 Prozent gestiegen. Bei einer Unter-

„Treiber der höheren Finanzierungskos-

tionsaussichten unverändert bleiben.“

nehmensfinanzierung über klassische

ten sind die Erwartung einer Zinswende

Bankkredite setzen sich die Finanzie-

und einer strafferen Geldpolitik. Beides

Deutlich höhere Zinsen

rungskosten aus dem variablen Zinssatz,

wird durch die anhaltende Inflations-

Die Folgen des Kurswechsels zeitigen

etwa dem Drei-Monats-Euribor, und

steigerung beeinflusst.“ Der Inflations-

bei längerfristigen Finanzierungen be-

dem Risikoaufschlag zusammen. Bei der

druck wurde laut Burtscher unter an-

reits Folgen. Felix Strohbichler, Finanz-

Finanzierungsform haben sich die Kos-

derem durch die rigorose Coronapolitik

vorstand des Salzburger Kranherstellers

ten bisher nicht erhöht, da der Drei-Mo-

von China, die erhebliche Lieferketten­

Palfinger AG, erklärt: „2020 und 2021

nats-Euribor per 13. Juni mit minus 0,28

unterbrechungen zur Folge hatte und

war das Zinsniveau historisch nied-

Prozent noch negativ war und Finanzie-

weiterhin haben wird, verursacht.

rig. Nun hat sich eine dramatische Ver-

rungen für Kunden bei null Prozent ge-

Auch die erhöhten Energie- und Roh-

schärfung eingestellt. Die Basiszins-

floort sind. Es wird allerdings erwartet,

stoffpreise durch den Krieg in der Ukra-

sätze für Finanzierungen haben ange-

dass der Drei-Monats-Euribor in abseh-

ine sowie die Nachholeffekte und zum

zogen. Darüber hinaus sind die Spreads

barer Zeit wieder über null steigt.“

Teil überproportionale Preiserhöhungen

der Banken gestiegen, die Institute ha-

Ähnlich fällt die Analyse von Dieter

durch Trittbrettfahrer tragen laut dem

ben ihre Margen erhöht.“ Anfang Juni

Hengl, Vorstand Corporates der Unicredit

BTV-Vorstandschef ihren Teil dazu bei:

des laufenden Jahres lagen laut dem

Bank Austria AG, aus: „Bei variabel ver-

„Um die Dynamik der Inflation einzu-

Palfinger-Vorstand die Schätzungen für

zinsten Krediten sind die Zinsen bisher

bremsen und so zu einer Normalisierung

den Zehn-Jahres-Zinssatz in Europa bei

nur sehr geringfügig im Ausmaß der zu-

der Geldpolitik zurückzukehren, hat die

1,4 Prozent. Diese Prognosen erwiesen

grunde liegenden Referenzzinssätze ge-

EZB angekündigt, den Leitzins bei ihrer

sich als falsch, aktuell liegt der Zinssatz

stiegen. Neukredite mit fixer Verzinsung

Sitzung am 21. Juli um 0,25 Prozent an-

bereits bei 2,4 Prozent. Bei kurzfristigen

sind aufgrund der höheren Refinanzie-

zuheben. Weitere Zinsschritte im lau-

Finanzierungen hat sich dagegen noch

rungskosten um rund zwei Prozent teu-

fenden Jahr wurden bereits in Aussicht

keine Veränderung eingestellt.

rer geworden. Der Markt für längerfristi-

21


FINANZPLATZ ZINSWENDE

„Absicherung von variablen ­Finanzierungen zu empfehlen.“ DIETER HENGL

© UNICREDIT BANK AUSTRIA AG

„Erste Zinsschritte bedeuten noch keine Straffung der Geldpolitk.“ GERHARD BURTSCHER Geldhahn. Die Unicredit Bank Austria AG gehört zu den größten Unternehmensfinanzierern in Österreich.

ge Zinsen hat sehr stark auf die Ankün-

den nächsten Monaten um mehr als zwei

auf die veränderten Finanzierungsbe­

digungen der EZB reagiert und die erwar-

Prozent steigen werden. Wie schnell und

dingungen einstellen müssen.

teten Zinsschritte sozusagen vorwegge-

um wie viel genau, hängt auch von der

nommen.“ Auch bei variabel verzinsten

weiteren wirtschaftlichen Entwicklung

Weitere Anstiege

Krediten ist laut Hengl infolge des Kurs-

ab. Längerfristig ist jedenfalls mit hö-

„Unternehmen, die Investitionen pla-

wechsels der EZB in den nächsten Mo-

heren Zinsen als in den letzten Jahren zu

nen, müssen mit einer Erhöhung ihrer

naten mit einem Anstieg der ­Verzinsung

rechnen.“

Finanzschulden umgehen können. Ich

zu rechnen: „Um wie viel, ist noch nicht

Die Bekämpfung der Inflation bleibt

rechne damit, dass die Finanzierungs-

klar. Im historischen Vergleich sind aber

für Gerhard Burtscher das Zünglein an

kosten in den nächsten Jahren weiter

auch die aktuellen Zinsen immer noch

der Waage: „Gelingt es der EZB nicht,

steigen werden. Das und eine mögliche

als günstig einzu­stufen.“

die mittelfristigen Inflationserwartun­

Abkühlung der Konjunktur wird dazu

Das kann sich auf absehbare Zeit aber

gen zu dämpfen, werden die Zinsen

führen, dass die Investitionen geringer

ändern. „Die Zinsen werden mittelfris-

möglicherweise noch schneller und

werden“, sagt Palfinger-AG-Vorstand

tig weiter steigen. Das ist aber gar nicht

stärker angehoben. Erste Zinsschritte

Strohbichler. Zur behutsamen Vorge-

ungesund. In Summe werden die Finan-

würden allerdings noch keine Straffung

hensweise rät Unicredit-Bank-Aus­ tria-

zierungskosten weiter steigen. Aber der

der Geldpolitik bedeuten. Ihre Wirkung

AG-Vorstand Hengl: „Um die Auswir-

Anstieg wird nicht dramatisch ausfallen.

wäre eher weniger unterstützend. Ver-

kungen auf die Kosten eines Unterneh-

Die Zinsen werden nicht in den Him-

schiedene Aspekte sprechen auch mit-

mens so gering wie möglich zu halten

mel wachsen. Auch in den USA sind Fi-

telfristig für einen erhöhten Inflations­

und um eine bessere Planbarkeit zu er-

nanzierungen teurer geworden. Im Ver-

druck. Dazu zählen etwa eine Neuord-

zielen, ist eine Absicherung von variablen

gleich zu Europa herrscht in den USA

nung von Wirtschaftsbeziehungen, die

Finanzierungen nach wie vor zu empfeh-

aber noch eine Hochkonjunktur. Zusätz-

Greenflation, die Energiewende, eine

len. Allerdings sind in diesem volatilen

lich profitieren die Vereinigten Staaten

höhere Gefahr einer Preis-Lohn-Spira-

Umfeld der Zeitpunkt und das passende

davon, dass Europa infolge des Kriegs

le und die drohende Rückkehr von Co-

Instrument sorgsam zu evaluieren.“

in der Ukra­ine geschwächt ist. Auch das

ronaeinschränkungen durch steigende

macht einen Zinsanstieg in den USA we-

Fallzahlen. Durch den Krieg in der Ukra­

% MEINE RENDITE

niger kritisch“, sagt Palfinger-Vorstand

ine sind auch die Konjunkturrisiken

Die Kosten für die Unternehmensfinan-

Strohbichler. Mit einem Anstieg der

weiter gestiegen, sodass die EZB insge-

zierungen sind gestie­ gen. In nächster

Zinsen rechnet auch Dieter Hengl: „Der

samt sehr vorsichtig agieren wird.“Das

Zeit wird der Trend anhalten, mit weite-

Markt erwartet, dass die Leitzinsen in

hat zur Folge, dass sich Unternehmen

ren Anstiegen ist zu rechnen. n

22


Entgeltliche Einschaltung

Innovation: Mit dem Tablet hinein in den Berg

Der digitalisierte Tunnelbau

Wird ein Loch in einen Berg gefräst, fallen nicht nur Ausbruchmaterial, sondern auch jede Menge Daten an: Welches Gestein wurde vorgefunden? Welche Arbeitsleistungen sind gerade passiert? Wie liegen wir damit im Zeitplan? Im zyklischen Tunnelbau mussten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Informationen bisher bei jedem Meter, den sie sich in den Tunnel vorarbeiten, auf Papier notieren – und sie am Ende des Tages einzeln in Computersysteme eintippen. Ein Prozess, der Stunden an wertvoller Arbeitszeit frisst. Gab es zudem vor Ort etwas Unvorhergesehenes oder verzögerte sich etwas, konnten sie erst am Tagesrand die Kollegen und Kolleginnen darüber informieren.

Schluss mit der Zettelwirtschaft

Factbox

Mit dieser Zettelwirtschaft im zyklischen Tunnelvortrieb ist bald Schluss. Die PORR hat mit DigiTun eine einzigartige App entwickelt, die dafür sorgt, dass alle am Bau Beteiligten die Informationen sofort teilen und erhalten können.

© Thomas Exel

Die PORR zeigt mit ihrer selbst entwickelten App DigiTun, wie man den Tunnelbau in das digitale Zeitalter bringt und dabei Livedaten generiert. Auf der Baustelle der S3 hat die App ihre große Feuerprobe bestanden. Der Einsatz von DigiTun ist nur eines von vielen Beispielen für die PORR als Innovationstreiberin am Bau.

An Ort und Stelle werden die Daten aus dem Tunnelbau direkt eingegeben.

Mit der App DigiTun geben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer Tunnelbaustelle ihre Daten via Tablet direkt dort ein, wo sie gerade stehen: Ob im Container oder im Tunnel selbst. Die Daten stehen auf einer internen Plattform dann auch allen weiteren Userinnen und Usern zu Verfügung.

Feuerprobe S3 bestanden Die DigiTun-App hat nun im Rahmen der Baustelle S3 in Polen ihre erste große Feuerprobe bestanden. In einem mehrmonatigen Prozess wurden mehr als 21.000 digitale Protokolle generiert.

Digitalisierung ist Teil der Green and Lean-Strategie der PORR.

Durch einen auf die Arbeitsschritte besser angepassten Prozess wurde die Anzahl der Eingaben dabei radikal reduziert. Alle Informationen mussten nur einmal eingegeben werden. Besonders wichtig dabei: Der Input der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurde bereits im Vorfeld und während der Softwareentwicklung im Detail eingeholt. Damit wird ihre tägliche Arbeit effizienter, praktischer und auch sicherer. DigiTun ist in Österreich einzigartig. Die App wurde von der PORR für die PORR entwickelt und ist Teil ihrer Innovationsoffensive. Mit den gewonnenen Livedaten im zyklischen Tunnelbau optimiert die PORR ihre Prozesse.

Die Entwicklung der App DigiTun wurde im Koralm Tunnel begonnen. Die App war bereits u.a. am Schartner Kogel in Teilbereichen im Einsatz. Mit der S3 wurde nun erstmals ein großes vollständiges Projekt via DigiTun betreut.

porr-group.com


FINANZPLATZ ZINSWENDE

DER TRAUM VOM EIGENHEIM WIRD TEURER Mit steigenden Zinsen könnte es für Kredit­ nehmer, die schon jetzt an der Schmerzgrenze sind,

„Keine ­Katastrophe, eher tritt eine ­Normalisierung ein.“

warnen aber vor ­Panikmache. TEXT HEDI SCHNEID

FRANZ GASSELSBERGER

E

eng werden. Experten

„­Verbindliche ­Regeln für all jene, die Vernunft ­beiseiteschieben.“ EDUARD MÜLLER

s ist ein Boom ohnegleichen. Die

die Entwicklung schon seit längerem mit

Kreditvergabe mancher Banken, die das

seit vielen Jahren bei null Prozent

Argusaugen und warnen vor der Gefahr

Volumen der Hypothekarkredite hat an-

liegenden

niedrigen

von Preisblasen. Laut dem Fundamental-

schwellen lassen.

Zinsen haben die Nachfrage nach Immo-

preisindikator der OeNB liegen die Kos-

Hafteten 2018 bei österreichischen

bilien – ob zum Eigenbedarf oder als An-

ten für Wohn­immobilien um 35 Prozent,

Banken 110,6 Milliarden Euro an Wohn-

lageobjekt – rasant erhöht. Laut Oester­

in Wien sogar um 40 Prozent über den re-

baukrediten aus, so waren es laut OeNB-

reichischer Nationalbank (OeNB) be-

alen Werten.

Statistik per Ende März 2022 schon 131,3

historisch

kam man bis vor kurzem einen auf zehn

Milliarden Euro. Brisant dabei ist: Nur

Jahre fix verzinsten Kredit im Schnitt

Fix verzinst sind nur sechs Prozent

sechs Prozent dieser Kredite sind über

für 1,27 Prozent. Die Pandemie gab dem

Mit der Zinswende, die die Europäische

die gesamte Laufzeit fix verzinst. 44 Pro-

Trend zu Immobilien einen zusätzlichen

Zentralbank (EZB) im Juli einleitet, um

zent entfallen auf ein gemischtes Mo-

Kick, und nun verstärken der Ukraine-

der davongaloppierenden Inflation ent-

dell – zehn Jahre fix, der Rest variabel

Krieg und die damit verbundenen wirt-

gegenzusteuern, sind die goldenen Zeiten

–, und nicht weniger als 50 Prozent sind

schaftlichen Verwerfungen den Wunsch

des billigen Geldes auch in Europa vorbei.

komplett variabel verzinst. Wer in letzter

nach Kapitalerhalt sowie nach einer si-

In den USA und in Großbritannien wurden

Gruppe schon jetzt mit den Raten an der

cheren Geldanlage noch einmal. Als Boll-

die Zinsen schon deutlich angehoben.

Schmerzgrenze ist, für den könnte es eng

werk gegen die explodierende Inflation

Auch wenn die ersten Zinsschritte mo-

werden. Oder, wie es FMA-Vorstand Edu-

glänzt Betongold wie nie zuvor.

derat ausfallen dürften – auf dem Markt

ard Müller ausdrückt: „Bei grenzwertigen

Dementsprechend zogen die Preise in

wird es ungemütlich. „Veränderungen

Finanzierungen kann sie (eine Verteue-

den letzten Jahren auch in Österreich an:

wie ein Inflationsschub, eine Zinswende

rung des Kredits, Anm.) sogar die Rück-

Im ersten Quartal verteuerten sich Häu-

oder globale wirtschaftliche Verwerfun-

zahlungsfähigkeit infrage stellen.“

ser und Wohnungen um rund zwölf Pro-

gen erhöhen das Risiko enorm und kön-

Eine einfache Rechnung zeigt die

zent. Das europäische Finanzaufsichts-

nen wie ein Brandbeschleuniger wirken“,

Mehrbelastung: Ein Kredit über 250.000

organ, der EU-Systemrisiko-Rat (ESRB),

bringt es FMA-Vorstand Helmut Ettl auf

Euro, variabel verzinst mit zwei Prozent,

und das österreichische Finanzmarkt-

den Punkt. Derzeit wirken alle drei Fak-

ergibt eine monatliche Rückzahlungsrate

stabilitätsgremium (FMSG) beobachten

toren gleichzeitig. Dazu kommt die laxe

von rund 1.058 Euro. Bei drei Prozent fal-

24


FINANZPLATZ ZINSWENDE

50

Prozent der Wohnbaukredite in Österreich sind variabel verzinst, sechs Prozent fix, der Rest in Mischformen. Das Volumen der aushaftenden Hypothekarkredite betrug Ende März 2022 laut der Oesterreichischen Nationalbank 131,3 Milliarden Euro.

mobilien sprechen möchte, zeigt sich allerdings „verwundert“ über die lockere Kreditvergabe so mancher Banken. Er spricht damit die strengeren Standards für die Kreditvergabe an, die mit 1. August 2022 in Kraft treten: Demnach sind mindestens 20 Prozent Eigenkapital erforderlich, die Kreditrate darf nicht mehr als 40 Prozent des verfügbaren Haushaltsnettoeinkommens und die Laufzeit maximal 35 Jahre betragen. Faktum ist, dass neue Kredite schwieriger zu bekommen sind, was die Schaffung von Wohnraum vor allem für jüngere Menschen erschweren könnte, wie Konsumentenschützer kritisieren. Gasselsberger versteht die Aufregung nicht, denn schon bisher habe sich nicht

© WIENERBERGER AG

jeder ein Eigenheim leisten können, oft habe die ganze Familie mitgeholfen. „Es gab immer goldene Regeln für die Kreditvergabe, wir waren immer streng, und

Aus mit dem Haus. Wohnbaukredite sind teurer geworden. Der Traum vom Eigenheim ist für viele geplatzt.

das war gut so.“ Er empfindet es daher als „merkwürdig“, dass Banken solche Regeln überhaupt brauchen. FMA-Vor-

len 1.183 Euro an, das sind im Jahr rund

Märkten ging sie sogar bis zwölf Prozent.

stand Müller sagt, warum: „Die Kriteri-

1.500 Euro mehr. Nicht zu vergessen: Das

Bruno Ettenauer, Vorstandsvorsit­zender

en, die seit Jahren als FMSG-Empfeh-

ist nur das Anfangsszenario ohne Tilgung

der S Immo AG, verweist darauf, dass ein

lung gelten und international üblichen

bei einem Neuabschluss. Wobei die Lauf-

Leitzins von ein bis zwei Prozent zwar

Standards entsprechen, nun rechtlich

zeit auch eine wichtige Rolle spielt: Wer

eine Verdoppelung darstellt, aber immer

verbindlich durchsetzbar zu machen,

schon einen Großteil zurückgezahlt hat

noch sehr niedrig ist. Außerdem komme

dient vor allem dazu, jene, die im Boom

oder den Rest vorzeitig tilgen kann, ist

die Zinswende nicht überraschend. Ähn-

die wirtschaftliche Vernunft beiseite-

ganz gut dran. Härter trifft es jene, die am

lich argumentiert Michael Zmugg, Ge-

schieben und zu locker vergeben, zu

Anfang stehen, zumal bei variablen Kre-

schäftsführer der Realfinanz, dem nach

disziplinieren.“ Laut OeNB entsprechen

diten mit langen Laufzeiten die Tilgung

eigenen Angaben größten reinen Hypo-

50 Prozent der Wohnbaudarlehen zum

gering ausfällt. Das Risiko steigt mit hö-

thekarvermittler Österreichs: „Wir dür-

Teil nicht den nun verbindlichen Erfor-

heren Zinsen exponentiell.

fen nicht vergessen, dass auch Zinsen

dernissen.

von drei Prozent historisch gesehen noch

Noch Entwarnung

immer kein hohes Niveau darstellen. Wir

% MEINE RENDITE

Drohen also massenhaft Ausfälle, die

sind es nur im Moment nicht gewohnt.“

Mit der Zinswende im Juli 2022 sind auch

wiederum zu einem Systemrisiko für die

Oberbank-AG-Generaldirektor Franz

in Europa die goldenen Zeiten des bil-

Banken werden könnten? Die US-Sub­

Gasselsberger wehrt sich ganz vehement

ligen Geldes vorbei. Auch wenn die ers-

prime-Krise ist noch nicht vergessen.

gegen Katastrophenszenarien. „Wir sind

ten Zinsschritte niedrig sind – für Wohn-

Mitnichten, geben die FMA-Vorstände

von einem Zinsniveau von rund sechs

bau-Kreditnehmer, die schon jetzt an der

trotz des erhobenen Zeigefingers Entwar-

Prozent, wie es in den 80er-Jahren üb-

Schmerzgrenze sind, könnte es eng wer-

nung. Derzeit liege der Anteil notleiden-

lich war, weit entfernt“, sagt der Banker,

den. Experten warnen vor Panikmache,

der Kredite in den Bankbilanzen mit rund

der sich gut an frühere Immobilienkrisen

sie begrüßen aber die mit August ver-

zwei Prozent auf einem historisch tiefen

erinnern kann, zum Börsianer. Davon sei

bindlichen Regeln für die Kreditvergabe.

Niveau, räumt Ettl ein. Nach der globalen

keine Rede, „eher tritt langsam Norma-

Laut OeNB entsprechen rund 50 Prozent

Finanzkrise sei diese Quote in Österreich

lisierung ein“. Gasselsberger, der noch

der aushaftenden Kredite zum Teil nicht

doppelt so hoch gewesen, in manchen

nicht von einer Überbewertung von Im-

den Erfordernissen. n

25


FINANZPLATZ ZINSWENDE

ZINSSCHOCK FÜR ANLEGER Die Zinswende und eine ganze Anzahl an weiteren Unwägbarkeiten strapazieren die Nerven von Investoren. Der Börsianer skizziert, auf welche Anlagestrategien die Investmentprofis setzen. TEXT ROBERT WINTER

© NESTLE

Aktien. Kaffee­ernte auf einer Farm von Nestle. Der Nahrungsmittelkonzern gehört zu den TopPicks der Investmentchefs.

E

s ist ein seltenes Phänomen, dass

Anleihenbereich bereiten Sorgen. Robert

Wie groß die Rückschläge sind, lässt

Aktien und Anleihen gleichzei-

Karas, Veranlagungschef der Bank Gut-

sich auf Sechs-Monats-Sicht erkennen.

tig unter die Räder kommen. Seit

mann AG, sagt: „Die Kurse von Aktien

In Zahlen: Zwischen 17. Dezember 2021

geraumer Zeit wurde dieses Szenario je-

und Anleihen haben gleichzeitig nach-

und 17. Juni des laufenden Jahres verlor

doch Realität. „Ähnlich hohe Rückschlä-

gegeben. Wichtige Anleihenindizes ha-

der US-Tech-Aktienindex Nasdaq knapp

ge bei Aktien und Anleihen gab es in den

ben im zweistelligen Prozentbereich ver-

29 Prozent, der S&P 500 sackte um mehr

vergangenen 100 Jahren nur vier Mal. Bei

loren. Das hat es noch nie gegeben.“

als 21 Prozent ab, der MSCI World ging

Anleihen haben sich sogar die historisch

ebenso um 21 Prozent zurück. Im glei-

größten Rückgänge eingestellt, der Bund

chen Zeitraum verlor das Anleihenbaro-

Future verzeichnete den größten Rück-

„Aktuelle Lage ist harte Belastungsprobe für Anleger.“

gang aller Zeiten. Und viele Aktienindizes befinden sich laut der offiziellen Definition in einem Bärenmarkt“, sagt Harald Holzer, Investmentchef der Kathrein Privatbank AG. Speziell die Rückgänge im

meter Bloomberg Global Aggregate Index 15 Prozent, und der deutsche REX Kursindex gab um zehn Prozent nach. Robert Löw, CEO LLB Österreich (LLB), meint: „In der Vermögensverwaltung hat ein Paradigmenwechsel statt-

ROBERT LÖW

26


FINANZPLATZ ZINSWENDE

perten Unternehmensanleihen mit kür-

„Aktien aus Europa gegenüber jenen aus den USA wichtiger.“

zeren Laufzeiten zum Einsatz. Darüber hinaus können Alternative Investments aus dem Rohstoffbereich als Ersatz für Anleihen zum Zug kommen. Löw: „Da-

„Keine gute Idee, ganz in Cash zu ­gehen.“

bei stehen unter anderem Long-ShortHARALD HOLZER

und Vola-Strategien ebenso zur Verfü-

ROBERT KARAS

gung wie Makro-Strategien. Darüber higefunden. Sichere Staatsanleihen haben

naus können Veranlagungen in Aktien-

bewerteten Substanztiteln Papiere aus

als Stabilisator ausgedient.“ Nun ste-

anleihen mit hohem Fixkupon und auch

Europa übergewichtet. Auch unter nach-

hen Investoren vor der Frage, wie sie ihr

in Anleihen von supranationalen Emit-

haltigen Aktien sind Papiere aus Europa

Depot in Zeiten der Zinswende ausrich-

tenten erfolgen. Schwellenländeranlei-

gegenüber jenen aus den USA wichtiger.“

ten sollen und welche Assetklassen Ren-

hen haben zwar sehr gelitten. Wir inves-

ditepotenzial haben. Tatsache ist, dass

tieren nun aber vorwiegend in Papiere in

AG-Veranlagungschef

nicht nur die Zinswende für Ungemach

US-Dollar und in einem geringeren Aus-

von Unternehmen mit guten Geschäfts-

sorgt. LLB-Experte Löw: „Die Finanz-

maß auch in Anleihen in Lokalwährun-

modellen wie etwa Nestle und Procter &

märkte werden von mehreren Themen

gen. Damit sind sieben bis acht Prozent

Gamble sind zu bevorzugen. Aktien von

beherrscht. Angesichts der hohen Infla-

Rendite auf Verfall erzielbar.“

Retailern wie Walmart sind dagegen kei-

Auf Qualität vertraut Bank-GutmannKaras:

„Aktien

tion steigen die Zinsen. Die Unterbre-

Grundsätzlich ist auf die Duration zu

ne gute Wahl. Bei Aktien liegen die Be-

chung der Lieferketten hemmt den Wirt-

achten. Kathrein-Bank-AG-Anlagechef

wertungen unter dem Durchschnitt der

schaftskreislauf. Der Krieg in der Ukraine

Holzer sagt: „Bei Anleihen mit guter

vergangenen zehn Jahre. Beim S&P In-

sorgt auch wegen der Verknappung von

Qualität ist aktuell eine Duration von drei

dex liegt das für die nächsten zwölf Mo-

Öl- und Gaslieferungen für Unsicherheit,

Jahren oder weniger von Vorteil. Wir ver-

nate geschätzte Kurs-Gewinn-Verhält-

und ein Ende der Auseinandersetzungen

trauen bereits seit längerer Zeit auf kurze

nis unter 15. Aber die Stimmungsindika-

ist nicht in Sicht. In Europa ist ein Gas-

Laufzeiten. Das Fremdwährungs-Expo-

toren weisen auf sehr negative Erwartun-

schock möglich. Ein völliger Ersatz von

sure in US-Dollar und Emerging-Mark-

gen hin.“ Laut Karas ist es entscheidend,

russischem Gas ist nicht möglich. Das

tes-Währungen wurde aufrechterhalten.

ob eine Rezession Realität wird: „Sollte

wirkt sich, wie man bereits in Deutsch-

Hochzinsanleihen spielen derzeit dage-

eine Rezession kommen, wird es längere

land sieht, negativ auf die Industriepro-

gen keine Rolle.“

Zeit schwierig bleiben. Bei Aktien lohnt

duktion aus.“

Aufseiten der Aktieninvestments fa-

es sich abzuwarten. Jetzt zu verkaufen ist

Zusätzlich steht laut Löw eine Abküh-

vorisieren die Veranlagungsprofis Sub-

nicht anzuraten. Andererseits kann man

lung der Konjunktur im Raum. Löw sagt:

stanzwerte. LLB-Österreich-CEO Löw:

mit Zukäufen auch wegen der nahenden

„Die Gemengelage ist nicht positiv, wes-

„Nach den Korrekturen sind in Tranchen

Zinserhöhungen noch zuwarten.“

halb auch die schlechte Börsenentwick-

Neuveranlagungen in Aktien möglich.

lung nachvollziehbar ist. Ich rechne zwar

Aktien des MSCI World All Country Index

% MEINE RENDITE

nicht damit, dass die USA und Europa in

sind mit einem durchschnittlichen KGV

Auf der Suche nach Erträgen zwecks Ab-

eine Rezession schlittern. Für Anleger

von 15,7 nicht teuer. Eine Übergewich-

federung der Inflation werden Investo-

stellt die aktuelle Lage dennoch eine har-

tung von Substanzaktien ist von Vorteil,

ren ihr Börsenengagement hochhalten

te Belastungsprobe dar.“

weil die dahinterstehenden Unterneh-

müssen. Nach Berechnungen der Ka-

men besser als wachstumsstarke Kon-

threin Bank AG könnte der Mut belohnt

Umdenken ist gefragt

zerne mit steigenden Zinsen zurecht-

werden. Die geschätzten Ertragschancen

Bank-Gutmann-AG-Experte Robert Ka-

kommen. Europäische Aktien sind wie

liegen in den nächsten Jahren innerhalb

ras rät: „Trotz der aktuellen Lage ist es

gewöhnlich günstiger bewertet als Pa-

von sechs bis zwölf Prozent pro Jahr. Die

keine gute Idee, ganz in Cash zu gehen.

piere aus den USA. Dennoch sollten Eu-

Zeiten bleiben aber nervenaufreibend.

Auch weil auf der Bondseite schon viel

ropas Börsen untergewichtet werden.“

Bank-Gutmann-CEO Karas: „Bei der

passiert ist. Die Inflation wird nicht ewig

Im Gegensatz dazu sind Aktien aus Eu-

Anpassung der Asset Allocation gilt es,

bei sieben Prozent liegen. Die Fed hat die

ropa für Kathrein-Bank-AG-CEO Holzer

Hauruckentscheidungen zu vermeiden.

Zinsen so stark angehoben wie zuletzt vor

eine gute Wahl. Holzer: „Bei Börsenin-

Wir haben seit Jahresbeginn sechs bis

40 Jahren.“ Bei Euro-Staatsanleihen lau-

vestments ist Vorsicht geboten. Value-

sieben kleine Anpassungen vorgenom-

tet laut LLB-CEO Löw das Motto „Finger

Aktien bieten vergleichsweise bessere

men, die eine positive Wirkung zeigten.

weg“. Punktuell kommen laut dem Ex-

Chancen. Wir haben bei solchen unter-

Aber es wird schwierig bleiben.“ n

27


RENDITE WIENER BÖRSE

MARKTENTWICKLUNG

ENTWICKLUNG (YTD) DER INTERNATIONALEN AKTIENMÄRKTE IM VERGLEICH ZUR WIENER BÖRSE 5,00%

0,00%

-5,00% -10,00%

-15,00%

ATX (ÖSTERREICH) -20,00%

STOXX EASTERN EU TM (EUR) STOXX EUROPE TM (EUR)

-25,00%

STOXX US TM (EUR) STOXX EM TM (EUR)

-30,00% -35,00%

-40,00% -45,00%

-50,00%

-55,00% -60,00%

03.1.

01.2.

01.3.

01.4.

02.5.

01.6.

Absturz. Osteuropa-Aktien sind durch die Russland-Komponente weiterhin aus dem Rennen, Schwellenländer-Aktien halten sich am besten, US- und Europa-Werte holen auf. Der ATX muss noch mehr kämpfen, um den Anschluss nicht zu verlieren. PERFORMANCE DER INDIZES IM VERGLEICH ISIN

KURS

YTD %

INDIZES

ISIN

KURS

YTD %

ATX

AT0000999982

2967,94

–23,13

STOXX Europe TM, Euro

CH0009119717

405,20

–15,75

Dow Jones Global Index

XC0006975012

467,12

–18,76

STOXX USA TM Euro

CH0114209130

381,66

–13,31

STOXX Eastern Europe TM Euro

CH0042344587

78,93

–63,73

STOXX Emerging Markets TM Euro

CH0147792532

127,14

–14,11

INDIZES

KOLUMNE

WOLFGANG MATEJKA Geschäftsführer Matejka & ­Partner Asset Management

BEWERTUNG IST AUF WORST-CASE-ANNAHMEN AUSGERICHTET Der österreichische Aktienmarkt hatte im zweiten Quartal volatile Zeiten durchzustehen: Russlands Aggressivität in der Ukraine und auch die Reaktionen der westlichen Staaten in Form von Sanktionen, die nicht immer den raschen und gewünschten Effekt erzielten. Die Prämissen der Märkte haben sich dadurch deutlich geändert und sind in Richtung Absicherung der Energieversorgung und räumliche Sicherheit geschwenkt. Als Folgeeffekt hat sich die seit Monaten langsam nach oben schleichende Inflation deutlich gesteigert und regt nun auch die Notenbanken an, über eventuelle Gegenmaßnahmen nachzudenken und dies entsprechend zu kommunizieren. Schwierig nur, denn das wirklich einzige echte Steuerinstrument der Notenbanken sind die Zinsen und Renditen, und die haben mit den aktuellen Inflationstrends nur am Rande zu tun. Die Gefahr eines Agierens am Bedarf vorbei ist hier natürlich evident, die Interpretation einer wirtschaftlichen Abschwächung ist die Folge. Die Märkte und so auch der ATX haben diese Erwartungen mühsam verarbeiten müssen. Zyklische und energieintensive Sektoren haben stärker gelitten, während sich Bau und Industrie gut gehalten haben. Die tägliche Berichterstattung aus der Ukraine bildet im Verbund mit politischen Reaktionen aus Europa die begleitende Gemengelage eines verständlich nervösen Marktes. Die Bewertung des heimischen Marktes ist wohl auch deswegen bereits auf Worst-CaseAnnahmen ausgerichtet und liegt auf einem historischen Tiefststand. Eine Entspannung obiger Szenarien würde naturgemäß eine kräftige Erholung auslösen.

28


RENDITE WIENER BÖRSE

MARKTMEINUNGEN AUSBLICK DER FONDSMANAGER

Themen aber miteinander verschränkt, was zu teilweise starken

Manfred Haas Fondsmanager Erste Stock Vienna ISIN: AT0000858147 Erste Asset Management

Bewegungen in kurzer Zeit führt. Kein einfacher Markt, aber als Stock-Picker kann man doch Erfolge erzielen. Welche Branchen favorisieren Sie, und welche sind die drei Top-Positionen in Ihrem Österreich-Fonds? – Wir sehen in den Bereichen Energie und Versorger aktuell das beste Umfeld, da diese Unter-

Wie bewerten Sie das aktuelle Marktumfeld? – Wir sehen eine er-

nehmen tendenziell vom aktuellen Hochpreisumfeld am meis-

höhte Volatilität in den Märkten. Dies hat zwei Hauptgründe:

ten profitieren. Der Erste Stock Vienna ist ein Feeder-Fonds und

geopolitische Spannungen, allen voran rund um den Krieg in

hat damit den RT Österreich Aktienfonds als einzige Position

der Ukraine, wobei man hier das langfristige Thema USA-China

neben Cash. Im RT Österreich Aktienfonds setzen wir auf eine

nicht außer Acht lassen darf, der Themenkomplex Inflation und

umfassende ESG-Analyse, um die Investierbarkeit auch für un-

die Antwort der Notenbanken darauf, welche insbesondere auf

seren längeren Investmenthorizont zu gewährleisten. Die drei

die Favoriten in den Bereichen Technologie und zyklische Titel

Top-Positionen im RT Österreich Aktienfonds sind momentan

drückt. Gerade über die Rohstoff- und Energiepreise sind diese

OMV AG, Voestalpine AG und Verbund AG.

MARKTENTWICKLUNG

COOL INVESTIERT DURCH DEN HEISSEN SOMMER Stagflationssorgen, eine restriktiver werdende Geldpolitik und Lieferkettenprobleme – allesamt Themen, die uns seit Wochen auf Trab halten. Weltbank und OECD senkten ihre globalen Wachstumsprognosen deutlich.

HEIKE ARBTER Mitglied des Vorstands Raiffeisen Centrobank AG (RCB)

All das stellt Anleger:innen vor große Herausforderungen. Wie man in dieser Situation das eigene Portfolio ­zukunftsfit macht, zählt zu den meistgestellten Fragen dieser Tage. Ein simples Veranlagungsrezept gibt es nicht. Wer allerdings kühlen Kopf bewahrt und bereit ist, sich mit Sicherheitspuffern, Inflationsschutz, Veranlagungshorizont und Renditeerwartungen näher zu beschäftigen, wird in Zertifikaten eine passende Antwort auf s­ eine Fragen finden. In der Eurozone steht die erste Zinserhöhung seit 2011 bevor. Doch die Inflation wird damit nicht zu bändigen sein. Einen klaren Inflations-Hedge bietet das Bonus-Zertifikat Europa Inflations Bonus & Sicherheit 8. Ein Bonus-Zertifikat auf die Inflation, ein Unikum, das so nur die Raiffeisen Centrobank anbietet. A ­ nleger von 0,75 %. Das investierte Kapital ist bis zu Kursrückgängen von 51 % des EURO STOXX 50 geschützt. Die Zeichnung läuft noch bis 11 Juli. Neu handelbar am Sekundärmarkt ist das Europa Inflations Bonus&Sicherheit 7, ebenfalls basierend auf dem EURO STOXX 50, mit jährlichem Fixzinssatz von 0,5 %. Der Blick auf den Sekundärmarkt zahlt sich auch aus, wenn Sie eine erwartbare Rendite, unabhängig von der zukünftigen Entwicklung der ­Inflationsrate, bevorzugen. Mit einem Sicherheitspuffer von mehr als 50 % und großen Aktienindizes als ­Basiswerte sind Ertragschancen von über 5 % p. a. möglich. Eine Auswahl an Sekundärmarkt-Zertifikaten mit besonders interessantem Chance-Risiko-Verhältnis finden Sie unter www.rcb.at/produkteimfokus.

Entgeltliche Einschaltung

erhalten in den kommenden fünf Jahren jeweils die jährliche Inflationsrate in der Eurozone plus einen Fixzins

Was sind die drei Top-Positionen in Ihrem Nachhaltigkeitsfonds?

Dan Roarty Fondsmanager AB Sustainable US Thematic Portfolio ISIN: LU0232467083 Alliance Bernstein

– Waste Management Inc. bietet Dienstleistungen in den Bereichen Abfallsammlung, -recycling und -entsorgung an. Diese helfen seinen Kunden, die Umweltverschmutzung zu reduzieren, den anfallenden Abfall zu verringern und die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Becton Dickinson & Co. ist ein weltweit täti-

Welche Branchen favorisieren Sie derzeit und warum? – Ungefähr

ges Medizintechnikunternehmen, das sich auf medizinischen

140 Länder haben sich zu einem Netto-Null-Emissionsziel ver-

Bedarf, Laborausrüstung und diagnostische Produkte speziali-

pflichtet. Wir investieren in Unternehmen, die entsprechende

siert hat. Ebenfalls eine wichtige Position im Portfolio ist die

Lösungen anbieten. Die weltweiten Gesundheitsausgaben be-

Danaher Corp. Dabei handelt es sich um ein Gesundheits- und

liefen sich 2019 auf 8,5 Billionen US-Dollar. Dennoch haben

Industrieunternehmen, das biowissenschaftliche und diagnos-

weniger als 50 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zu grund-

tische Geräte zur Verbesserung der Krankheitsdiagnose, der

legenden Gesundheitsdiensten. Daher investieren wir in Lö-

Erleichterung der Arzneimittelentwicklung und zur Förderung

sungen für die wichtigsten globalen Gesundheitsprobleme.

des Zugangs zu einer guten Versorgung liefert.

29


RENDITE PORTFOLIO

JUERGEN LUKASSER

STIMMUNGSFLAUTE ALS ANLAGECHANCE? Der Börsianer hat nachgefragt, wie man sein Vermögen

VITA JUERGEN LUKASSER Chief Investment Officer LGT Bank AG Österreich

am besten durch das aktuell unsichere Fahrwasser manövriert.

Er war über seine gesamte Karrierelaufbahn bei verschiedensten Assetmanagern tätig und ist seit 2014 Chefinvestor bei der LGT Bank AG Österreich. Findet er eine freie Minute, liest er gerne dicke Wälzer über geschichtliche Themen und hat immer eine gute Buchempfehlung bei der Hand.

TEXT CHRISTOPH EISELE

Herr Lukasser, die EZB folgt der US-amerikanischen Notenbank und hebt den Leit-

#PORTFOLIO

zins in Rekordsprüngen an, zudem gras-

DIE ASSET-ALLOKATION

den Zinses im US-Dollarbereich wird Fixed Income vereinzelt wieder mehr nachgefragt. Neben dem Thema Nach-

siert die Inflation. Wie positioniert man

haltigkeit als Dauerbrenner ist außer-

sich als Anleger am besten in dieser Situ-

dem Private Equity sehr beliebt.

ation? – Juergen Lukasser: Die einfache und faire Antwort lautet: breit streu-

Die Unternehmensbewertungen sind zuletzt

en. Cash wirft zwar keinen Zins ab, aber

marktweit stark zurückgekommen, sind

es bewahrt einen Handlungsspielraum,

Aktien derzeit billig? – Die Überbewertun-

Staatsanleihen dienen als Absicherung,

gen der letzten Jahre sind wieder abge-

sollte es tatsächlich zur Rezession kom-

baut worden. Europäische Aktien schau-

men. Hinzu kommen in unserem Depot

en billig aus, aber nur wenn der schwarze

andere Anleihen wie Unternehmensan-

Schwan nicht um die Ecke kommt. Hier

leihen mit guter Bonität und inflations-

hängt im Vergleich zu den USA die Russ-

geschützte Anleihen. Aktien sind derzeit leicht untergewichtet, alternative Anlagen übergewichtet, ich denke, diese werden heuer besonders gut performen. Erkennen Sie Parallelen zu früheren Finanzkrisen? – Mit der Krise 2008 sehe ich eher wenig Ähnlichkeit. Damals entstand der Schock innerhalb des Systems. Der derzeitige angebotsseitige Schock erinnert mich eher an die Krise 1973, als erstmals in der Geschichte das Ölange-

land- und Energiekrise wie ein Damo­

38,40 % Aktien 37,01 % Anleihen 16,30 % Alternatives (Hedgefonds, Edelmetalle, Private Equity, Immos) 8,00 % Cash AKTIEN 17,80 % 7,20 % 5,10 % 2,70 % 2,10 % 1,90 % 1,60 %

Aktien USA Aktien Europa Emerging Markets Aktien Japan Aktien Schweiz Aktien Asien-Pazifik Aktien Großbritannien

bot stark gedrosselt wurde. Auch damals ist die US-Notenbank „behind the ­curve“ geraten und wurde daraufhin von der Inflation überrascht. Folglich musste man die Zinsen massiv erhöhen und hat die Wirtschaft dadurch in eine zwei-

klesschwert über dem Markt, was für eine größere Risikoprämie sorgt. Insgesamt sind wir auf der Aktienseite fair bewertet, aber billig noch immer nicht. Kann man jetzt schon einen Einstieg wagen? - Krieg, Inflation, Lieferkettenprobleme, sind alles Faktoren, die dafür sorgen, dass die Stimmung so schlecht ist wie schon lange nicht. Man liest und hört fast nur mehr Negatives. Der Clou an der Sache ist, dass jetzt nur einer der

ANLEIHEN 20,30 % Unternehmensanleihen 11,00 % Staatsanleihen 2,90 % Inflationsgeschützte Anleihen 2,81 % Anleihen EM

Faktoren besser ausfallen muss, als er-

QUELLE: LGT BANK AG ÖSTERREICH

schon einiges eingepreist. Wichtig ist

jährige Rezession geschickt.

wartet wird, und der Markt würde sehr positiv darauf reagieren. Es sind zwar Wolken am Himmel, aber es ist auch sich an das Motto „Time in the market beats timing the market“ zu halten, da-

Was wird von Ihrer Klientel zurzeit beson-

die Notenbanken die Inflation nicht in

für muss man natürlich das richtige Ri-

ders nachgefragt, wie ist die Stimmung? -

den Griff bekommen, die Leute machen

sikoprofil haben, um die Schwankungen

Der ganze Markt hat Angst davor, dass

sich große Sorgen. Wegen des steigen-

auch auszuhalten.

30


Entgeltliche Einschaltung

3 BANKEN DIVIDEND CHAMPIONS

DIVIDENDE ALS ZEICHEN FÜR MANAGEMENTDISZIPLIN 2 Fragen – 2 Antworten mit Florian Wandl Was sind die Grundüberlegungen des Fondskonzeptes? – Florian Wandl: Unternehmen mit hoher Dividendendisziplin sollten generell eine hohe Managementqualität haben. Die Grundidee ist daher, aus dem Universum möglichst stabile und nachhaltige Dividendenzahler zu filtern. Dies geschieht auf Basis eines definierten Research- und Analyseprozesses, der je nach Region eine Steigerung der Dividende für mindestens 25 Jahre (USA), 10 Jahre (Europa) und 7 Jahre (Asien) voraussetzt. Zudem wird darauf geachtet, dass ein gewisses Niveau an Marktkapitalisierung nicht unterschritten wird und einzelne Sektoren nicht überproportional stark Berücksichtigung finden. Die Streuung ist bemerkenswert breit und liegt ak-

tuell bei knapp 200 verschiedenen Unternehmen. Wie ist die aktuelle Zusammensetzung? – Wir überprüfen die Regionengewichtung quartalsweise, aktuell liegen 45 % in den USA, 30 % in Europa und 25 % in Asien/Japan. Die reine EURO-Gewichtung ist im Übrigen gering und liegt bei nur etwa 10 %. Größere Branchengewichte liegen traditionell in den Bereichen Basiskonsum und Gesundheit, da sich hier aufgrund des reduzierten Konjunkturrisiko besonders viele stabile Dividendenzahler finden. Klassische Wachstumswerte aus dem Technologiesektor spielen dagegen mit unter 10 % eine untergeordnete Rolle, da hier die Dividendenhistorie meist noch zu kurz ist. www.3bg.at

PERFORMANCE SEIT FONDSSTART (QUELLE: OeKB)

MAG. FLORIAN WANDL, CAIA Fondsmanagement, 3 Banken-Generali

STAMMDATEN Fondsname: ISIN: Währung: Fondsbeginn:

3 Banken Dividend Champions AT0000600689 EUR 01. 03. 2005

GEWICHTUNG NACH BRANCHEN (STICHTAG 24. 06. 2022):

220 %

Basiskonsumgüter Industrie Gesundheitswesen Rohstoffe Finanzwesen Immobilien Gebrauchsgüter Technologie Versorger Energie

3 Banken Dividend Champions

200 %

Strategiewechsel

180 % 160 % 140 % 120 % 100 %

06. 2022

06. 2021

06. 2020

06. 2019

06. 2018

06. 2017

06. 2016

06. 2015

06. 2014

06. 2013

06. 2012

80 %

18,68 % 15,35 % 14,12 % 11,86 % 8,98 % 7,09 % 6,93 % 6,71 % 5,97 % 2,56 %

BRUTTOPERFORMANCE Seit Jahresbeginn 1 Jahr 3 Jahre p.a. 5 Jahre p.a 10 Jahre p.a.

–11,94 % –2,18 % 5,34 % 2,48 % 6,53 %

Quelle: OeKB, Stichtag: 24.06.2022

DISCLAIMER: Hierbei handelt es sich um eine unverbindliche Marketing-Mitteilung, welche ausschließlich der Information der Anleger dient und keinesfalls ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Kauf, Verkauf oder Tausch von Anlage- oder anderen Produkten darstellt. Die getätigten Aussagen und Schlussfolgerungen sind unverbindlich und genereller Natur und berücksichtigen nicht die individuellen Bedürfnisse der Anleger hinsichtlich Ertrag, Risikobereitschaft, finanzieller und steuerlicher Situation. Eine Einzelberatung durch eine qualifizierte Fachperson ist notwendig und wird empfohlen. Vor einer eventuellen Entscheidung zum Erwerb von Anteilsscheinen des Fonds „3 Banken Dividend Champions“ sollten die wesentlichen Anlegerinformationen (KID) iVm dem aktuellen Prospekt als alleinverbindliche Grundlage für den Kauf von Investmentfondsanteilen durchgelesen werden. Die wesentlichen Anlegerinformationen (KID) sowie der veröffentlichte Prospekt des „3 Banken Dividend Champions“ in ihrer aktuellen Fassung stehen dem Interessenten in deutscher Sprache unter www.3bg.at sowie den Zahlstellen des Fonds zur Verfügung. Zu beachten ist, dass in der Vergangenheit erzielte Erträge keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zulassen. In der Wertentwicklung sind etwaige seitens der Vertriebsstellen verrechnete individuelle Kaufspesen sowie kundenspezifische Konto- und Depotgebühren nicht berücksichtigt. Das Nettovermögen kann aufgrund der Portfoliozusammensetzung oder der verwendeten Portfoliomanagementtechniken unter Umständen eine erhöhte Volatilität aufweisen.


RENDITE ALTERUNG

1.

2.

3.

MARKTUMFELD

VERANLAGUNG

INTERVIEW

Die Bevölkerung der Welt wächst. Und das weniger, weil die Geburtenrate stark steigt, sondern weil die Menschen immer älter werden. Dieses globale Bevölkerungswachstum hat Auswirkungen auf Konsum, Gesundheit, Arbeitsmarkt und die Art, wie wir leben: länger, gesünder und im Schnitt wohlhabender.

Aktien von Unternehmen, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen und den demografischen Wandel setzen, dürften zu den Gewinnern der nächsten Jahre zählen. Dazu gehören nicht nur Gesundheitsund Wellnesskonzerne, sondern auch Kosmetik-, Nahrungsmittel- oder Touristikunternehmen.

„Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist plastische Chirurgie gesellschafts­ fähig geworden“, sagt Schönheitschirurgin Sabine Apfolterer zum Börsianer. Viele Menschen sparen jahrelang für Eingriffe, um sich die Jugendlichkeit im Alter bewahren zu können. Der Trend hat aber auch die Jungen gepackt.

SEITE 34

Kein Alter. Wer ist schon alt in heutigen Zeiten? Die Menschen bleiben länger fit und verändern dadurch ihren Konsum.

SEITE 36

SEITE 38


#GESELLSCHAFT

IN DAS ALTER INVESTIEREN Die steigende Lebenserwartung und der zunehmende Wohlstand bringen nicht nur ein verändertes Konsumverhalten mit sich, sondern auch den Wunsch, sich die Jugendlichkeit im Alter zu bewahren. Wer auf Unternehmen setzt, welche die Bedürfnisse Älterer und der wachsenden Mittelschicht in Schwellenländern erfüllen, kann aus einer reichen Palette von Aktien wählen. Für das eigene Wohlbefinden bleibt der Gang zur Schönheitschirurgin. Auch das ist eine Investition.

© MICHAEL GODOWITSCH / PICTUREDESK.COM

TEXT IRMGARD KISCHKO


RENDITE ALTERUNG

ÄLTER, GESÜNDER UND REICHER Der Mittelstand wird nach Prognosen der OECD von derzeit rund 3,8 Milliarden auf fünf Milliarden Menschen wachsen. Den Menschen geht es besser, sie können sich mehr leisten, Gesundeit steht im Fokus. Das Konsumverhalten ändert sich. TEXT IRMGARD KISCHKO

Z

wei Drittel aller Menschen auf der

Prognosen gehen davon aus, dass der

wird sich der Anteil der über 60-Jährigen

Welt können sich nicht nur ge-

Mittelstand in Europa nicht mehr beson-

an der Weltbevölkerung bis 2050 um 2,15

sundes Essen und eine gute Woh-

ders viel größer wird, während er in Chi-

Prozent oder 2,1 Milliarden Menschen er-

nungen leisten, sondern sie reisen, kau-

na oder Indien noch in rasantem Tempo

höhen. Heute liegt er bei 13 Prozent. Das

fen hochwertigere Waren und Dienstleis-

anwächst.

Durchschnittsalter in Europa lag 2020 bei

tungen, schicken ihre Kinder in besse-

38,8 Jahren, in den USA sogar noch etwas

re Schulen und Ausbildungsstätten. Eine

Hohes Alter

höher bei 42,5 Jahren. Zum Vergleich: In

erfreuliche Perspektive also.

Das Wachstum der Weltbevölkerung hat

Afrika lag es bei 19,4 Jahren.

Diese Entwicklung zu mehr Wohl-

nicht nur damit zu tun, dass viele Kinder

Diese Angaben zeigen auch eines: Die

stand kennt die Mehrheit der Europäer

auf die Welt kommen, sondern – und das

finanziellen Mittel liegen sowohl in Asien

seit Jahrzehnten. Während aber in unse-

vor allem in Europa, aber auch in China –

als auch in den USA und Europa bei den

ren Breiten die Sorge wächst, dass es so

dass die Menschen länger leben. Das be-

Älteren. Die Vorstellung, dass eine jün-

nicht weitergehen wird und die Kinder

schert der bekannten Bevölkerungspyra-

gere Gesellschaft Garant für eine vita-

nicht unbedingt besser leben werden als

mide – viele Junge und mit steigendem Al-

le Wirtschaft ist, hat also einen Haken.

ihre Eltern, ist in großen Teilen Asiens die

ter immer weniger Menschen – eine dicke

Der Schlüssel dazu, dass die Jungen ein

Aufbruchsstimmung im Mittelstand erst

und hohe Basis. Das heißt: Die Anzahl der

besseres Leben erwarten dürfen, liegt in

angekommen. So falsch liegen die Euro-

Älteren und Alten nimmt stark zu. Nach

der Bildung. „Wir sehen in praktisch al-

päer mit ihren Befürchtungen nicht: Die

Berechnungen der Vereinten Nationen

len Bevölkerungen, dass die jungen Ge-

34

© BEYOND MEAT

Neuer Lifestyle. Es muss nicht ­immer Fleisch sein, bei Beyond Meat gibt es Alternativen aus dem Labor.


RENDITE ALTERUNG

nerationen besser gebildet sind als die äl-

ren möchten“, sagt Brent Taylor, Mitbe-

Planeten zu zerstören, wird noch eine

teren“, sagt Wolfgang Lutz, Gründer des

gründer von Beyond Meat.

Menge an Innovationen nötig sein. Mit

Wittgenstein Centers für Demography

Sonne und Wind allein ist der Energie-

and Global Human Capital. Dieser Um-

Gesund und schön

stand habe auch auf Gesundheit, Kinder-

Eine ältere Bevölkerung bedeutet aber

Und: Der steigende Wohlstand auf der

sterblichkeit und die Zunahme der Le-

auch mehr Ausgaben für Gesundheit,

Welt ist vor allem auf den globalen Nor-

benserwartung positive Auswirkungen.

Wellness und Schönheit. Der französi-

den und Asien beschränkt. Im Süden

sche Kosmetikkonzern L’Oreal hat in ei-

wächst zwar die Bevölkerung rasant, aber

Mehr Geld für gute Ernährung

ner Studie erhoben, dass Frauen ab 50 drei

nicht der Wohlstand. Soziale Konflik-

Eine der Konsequenzen der wachsenden

Mal mehr für Schönheitspflege ausgeben

te, Versorgungsengpässe sowie fehlende

Zahl an Menschen ist, dass mehr Nah-

als jüngere. Eine große Chance ist eine al-

Arbeitsplätze führen zu einer Perspekti-

rungsmittel gebraucht werden. Die Welt-

ternde Bevölkerung auch für die Pharma-

venlosigkeit der Jungen. Wolfgang Lutz

ernährungsorganisation FAO rechnet da-

industrie. „Sie aber sollte die ausgetre-

sieht die Lösung für die Probleme Afrikas

mit, dass 2050 rund 9,1 Milliarden Men-

tenen Pfade der üblichen Strategien und

in der Bildung: „Wir müssen Frauen Bil-

schen auf dieser Welt leben werden. Da-

Therapien verlassen und neue Wege ein-

dung ermöglichen, damit sie ein selbst-

für muss das Angebot an Lebensmitteln

schlagen“, rät Pamela Spence von EY Glo-

bestimmtes Leben führen können. Das ist

um 70 Prozent steigen, in der entwickel-

bal Health Sciences and Wellness Indus-

der Schlüssel zu einer nachhaltigen Ent-

ten Welt wird es sich verdoppeln müssen.

try. Gebraucht würden nicht nur traditi-

wicklung.“

Die Art der Ernährung wird sich wesent-

onelle Wirkstoffe, sondern Gesundheits-

lich verändern. In den wohlhabenderen

und Behandlungsdienstleistungen.

hunger der Welt nicht zu decken.

% MEINE RENDITE

Ländern greifen die Menschen zu gesün-

Die wachsende Weltbevölkerung bringt

derem, oft biologischem und jedenfalls

Die Kehrseite

neue Chancen für die Wirtschaft, aber

teurerem Essen. In den Schwellenländern

Ein Mehr an Menschen und Wohlstand

große Herausforderungen. Ältere Men-

geht der Trend noch zu mehr Fleisch und

hat allerdings nicht nur erfreuliche Fol-

schen versuchen, sich besser zu ernäh-

Milchprodukten. Der weltweite Fleisch-

gen. Es bedeutet nämlich auch einen grö-

ren, sich gesund und fit zu halten. Unter-

konsum dürfte sich bis 2050 um 76 Pro-

ßeren Verbrauch an Ressourcen, an Was-

nehmen, die diese Trends erkennen, pro-

zent erhöhen, vor allem wegen des Ap-

ser, an Energie. Der globale Wasserbedarf

fitieren davon. Gleichzeitig bedeutet das

petits in den Emerging Markets. In den

dürfte bis 2050 um 55 Prozent zunehmen,

Bevölkerungswachstum, dass Ressourcen

Industrieländern hingegen wird die Lust

wobei sich der Bedarf in der Industrie so-

knapper werden. Energie wird daher teu-

am Fleisch kleiner. Das wiederum bringt

gar vervierfachen soll. Beim Energiever-

rer. Daher sind neue, nachhaltige Ener-

neue, innovative Unternehmen in den

brauch wird ein Anstieg um 80 Prozent

giequellen gefragt. Effiziente Technolo-

Markt. „Wir wollen Menschen anspre-

prognostiziert. Um diese Entwicklung

gien sind ebenso ein Zukunftsrenner wie

chen, die ihren Fleischkonsum reduzie-

nachhaltig zu gestalten, also ohne den

grüner Strom. n

Die Zeiten ändern sich. Die Banken auch. Immobilien sind Werte mit Seele

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RENDITE ALTERUNG

Bevölkerungswachstum, © ESSILOR LUXOTTICA

steigender Altersdurchschnitt und breitere Mittelschicht: Dieses Umfeld bietet für langfristige Investoren ­spannende Veranlagungs­ möglichkeiten. Fonds, die auf den Megatrend Demografie setzen, sind gerade in den aktuell unsicheren Zeiten gefragt. TEXT IRMGARD KISCHKO

A

Sichtbar. Der Brillenfabrikant Essilor Luxottica zählt zu den Lieblingen der Fondsmanager.

PROFITIEREN VOM ALTER

uf den ersten Blick mag man sich

mit Lebensqualität zu tun haben. „Wenn

reich Gesundheit, Wellness zusammen

fragen: Was haben denn demo-

Sie 100 Jahre alt werden, müssen Sie Ihr

mit Automatisierung 30 bis 40 Prozent

grafische Entwicklungen mit In-

ganzes Leben lang fit und gesund blei-

des gesamten Fondsvolumens. Ein span-

vestments zu tun? „Sehr viel“, ist Tho-

ben“, sagt Fondsmanager Peter Hughes

nendes Unternehmen in diesem Sektor

mas Loszach, Head of Austria and CEE bei

von AXA IM.

ist Essilor Luxottica. „Der Bedarf an Bril-

Fidelity International, überzeugt. Fonds-

len und Linsen wächst, Essilor Luxottica

manager picken sich aus dem großen

Profitieren von den Alten

zählt dabei zu den Gewinnern“, sagt Los-

Thema Bevölkerungsentwicklung, das

Den Schwerpunkt setzen die meisten auf

zach. Die VP Bank nennt Hörgeräteher-

durchaus mit einer Reihe von problema-

Demografie abgestellten Fonds auf die

steller als konstante Gewinner des demo-

tischen Effekten verbunden ist, natürlich

Bedürfnisse der wachsenden Gruppe von

grafischen Wandels. AXA setzt im Fonds

jene Bereiche heraus, die profitverspre-

alten Menschen. Dabei steht die Gesund-

AXA WF Framlington Longevity Econo-

chend sind. AXA Investment Manage-

heit an oberster Stelle. Im Fidelity Demo-

my (ISIN LU0266013126) auf Unterneh-

ment (IM) investiert in Unternehmen, die

grafiefonds etwa umfasst der breite Be-

men, die langfristige Therapielösungen

36


RENDITE ALTERUNG

entwickeln, sowie auf Präventivmedi-

Demografiefondsvolumens in diesen Be-

nable Energy Fund (ISIN LU0171289902)

zin. Portfoliomanager Peter Hughes sagt:

reich. „Mode, Kosmetik, aber auch Tou-

unter dem Aspekt der Demografie. Lang-

„Die Herausforderung für Investoren be-

rismus, bessere Ernährung und Versi-

fristige Knappheit und Umstieg auf Alter-

steht darin, Unternehmen zu identifizie-

cherungen sind jene Unternehmen, die

nativen stehen im Mittelpunkt der Ver-

ren, die mit ihren Produkten und Dienst-

davon profitieren“, sagt Loszach. Fide-

anlagung. Unternehmen, die dem Bereich

leistungen ihre Kunden binden können,

lity denkt dabei etwa an L’Oreal, Unile-

Kohle, Erdöl- und Erdgasexploration zu-

wenn sie älter werden.“

ver und Louis Vuitton. Doch auch bei der

zuordnen sind, werden ausgeschlos-

Amundi legt das Schwergewicht auf

wachsenden Mittelschicht sind die Ver-

sen. Das kanadische Unternehmen Clean

medizinische Geräte sowie Pharma und

mögen eher bei den Alten geparkt. Laut

­Power ist dabei das Top-Investment.

präferiert im Amundi CPR Investment

der US-Zentralbank besitzen die Baby-

Auch im Raiffeisen Megatrends-ESG-

Global Silver Age (LU1291158407) die

boomer mehr als das zehnfache Vermö-

Aktien-Fonds (AT0000820147) geht es

USA als Investmentregion. Die Alterung

gen als die ab 1981 Geborenen. Unterneh-

um die langfristigen Auswirkungen der

der Bevölkerung sieht Eric Labbe, Seni-

men, die auf die gehobenen Konsumbe-

Bevölkerungsentwicklung auf die Res-

or Thematic Equity Portfolio Manager bei

dürfnisse der Älteren setzen, werden also

sourcen – unter Beachtung der Nachhal-

Amundi, als einen Trend, der sich noch

zu den Gewinnern zählen.

tigkeit. Raiffeisen Capital Management

verstärken wird. „Infolge dieses Trends

Schönheit und Ästhetik, Körperpflege

stellt dabei in erster Linie auf technologi-

hat sich ein ganzes wirtschaftliches Öko-

und Fitness sind für Investments zentra-

sche Lösungen für die absehbare Knapp-

system gebildet. Immer mehr Sektoren

le Themen in der demografisch orientier-

heit ab. Alphabet, Apple sowie Nvidia

werden von den Ausgaben der Senioren

ten Veranlagung. „Wir sind länger gesund

stellen die größten Positionen dar.

angetrieben“, ist Labbe überzeugt. Denn

und möchten die Jugendlichkeit auch im

die Senioren weisen die am schnellsten

Alter ausstrahlen“, sagt Schönheitschi-

Nicht ohne Risiken

wachsende Ausgabenrate innerhalb der

rurgin Sabine Apfolterer im Gespräch

Alle Fonds, die auf die demografische

Gesamtbevölkerung auf.

mit dem Börsianer (Seite 38). Zudem ge-

Entwicklung abstellen, bergen ein großes

Das wiederum sieht die Liechtenstei-

hört der Bereich Finanz, also Banken und

Risiko: das geringe Wirtschaftswachs-

ner VP Bank kritisch. Die USA seien welt-

Versicherungen, zu den Anlagezielen. Die

tum. „Diese Themenfonds sind wachs-

weit zwar das Land mit den höchsten Ge-

Mittelschicht müsse sich rechtzeitig dar-

tumslastig“, benennt Loszach die Gefahr

sundheitsausgaben, die Lebenserwar-

um kümmern, genügend Geld für die Fi-

für Investoren. Das habe sich in den ver-

tung liege dort jedoch bei nur 77,3 Jahren.

nanzierung einer guten Lebensqualität

gangenen Monaten deutlich gezeigt. Alle

Das zeige eine Ineffizienz des Systems,

im Alter zu haben. Nach Prognosen des

diese Fonds seien unter Druck gekom-

ist man bei der VP Bank überzeugt. Die

World Economic Forums wird nämlich

men und hätten Verluste eingefahren.

Fondsmanger suchen daher nach jenen

die staatliche Versorgungslücke, eben das

Der Fidelity-Manager empfiehlt daher,

Unternehmen im Gesundheitsbereich,

Defizit im Gesundheitsbereich, bis 2050

einen Anlagehorizont von fünf oder mehr

die die Effizienz erhöhen: also Gesund-

jedes Jahr um fünf Prozent wachsen.

Jahren im Blick zu haben. „Die Renditen

heitstechnologiekonzerne wie etwa Tela-

von Demografiefonds beschreiten sicher

doc Health. Das ist eines jener Teleme-

Verdienen an der Knappheit

keinen geraden Weg nach oben“, betont

dizinunternehmen, die zur effizienteren

Investoren können auch aus der proble-

Loszach.

Versorgung in den USA beitragen. Auch

matischen Seite des Bevölkerungswachs-

mit Blick auf Japan sind Telemedizin und

tums Profite schlagen. Wasseraufberei-

% MEINE RENDITE

Robotik im Gesundheitswesen gewinn-

tungsunternehmen zum Beispiel haben

Die demografische Entwicklung legt viel-

versprechende Investments. In Japan

wegen der Knappheit dieser Ressource

versprechende Investmenttrends offen.

nimmt die Alterung rasant zu, die Be-

große Zukunftschancen. In vielen Regi-

Auf der einen Seite die Alterung in den

völkerung schrumpft sogar. Damit ist die

onen der Welt wird mit wachsender Be-

Industrieländern, die mit mehr Ausga-

gesundheitliche Versorgung der Senioren

völkerung und höheren Ansprüchen an

ben für Gesundheit und Wellness ein-

durch jüngere Menschen langfristig nicht

die Hygiene Wasser zu einem wertvol-

hergeht. Auf der anderen Seite die wach-

gesichert. Robots müssen einspringen.

len Gut. Und natürlich auch die Energie.

sende Mittelschicht in den Schwellenlän-

Dabei setzen viele Demografiefonds auf

dern, die vermehrt in der Lage ist, Luxus-

Kauflust der Mittelschicht

Nachhaltigkeit. Denn langfristig kann

güter zu erwerben und zu reisen. Beide

Ein zweiter Schwerpunkt der Demogra-

nur Wirtschaftswachstum und Profit ge-

Trends werden aber nur dann finanziell

fiefonds liegt in der steigenden Kaufkraft

währleistet werden, wenn die Systeme

erfolgreich sein, wenn die Weltwirtschaft

der weltweit wachsenden Mittelschicht.

den Planeten nicht zerstören. Blackrock

wächst. Langfristig gehen die Renditen

Fidelity investiert etwa 30 Prozent seines

etwa sieht daher auch seinen BGF Sustai­

dieser Themenfonds nach oben. n

37


RENDITE ALTERUNG

DAS GESCHÄFT MIT DER SCHÖNHEIT

Frischer. Sabine Apfolterer nimmt bei der klassischen BotoxBehand­lung neben Zornesfalte und Krähen­füße auch Mundwinkel und Kinn dazu, das wirke frischer, sagt sie.

Die Menschen werden älter, stehen aber länger im Saft. Immer mehr Frauen und Männer leisten sich deshalb Botox, Filler und Facelifting und investieren damit in ihr jugendliches Aussehen. Der Börsianer sprach mit der aktuelle Trends und was die Jugendlichkeit im Alter kostet. TEXT INGRID KRAWARIK

38

© NATALIYA SCHWEDA

Schönheitschirurgin Sabine Apfolterer über Trigger,


RENDITE ALTERUNG

Frau Apfolterer, in manchen Studien steht,

Das heißt, es kommen auch viele junge

beauty­kredit.at Finanzierungen mit Ra-

dass 100 Jahre bald kein Alter mehr sein

Leute zu Ihnen? – Ja, die Patienten sind

tenzahlungen anzubieten. Dies funkti-

wird, in anderen, dass jede Generation um

im Laufe der Jahre jünger geworden.

oniert sehr gut und wird auch sehr gern

sieben Jahre länger lebt. Wie geht die heu-

Die jetzige Generation 50 plus betritt

in Anspruch genommen. Viele Leute

tige Gesellschaft auch im Vergleich zu frü-

oft erst jetzt zum ersten Mal die Ordi-

sparen auf Eingriffe, planen ihr Facelift

her aus Ihrer Sicht mit dem Älterwerden

nation, wohingegen die heute 20-Jäh-

schon Jahre voraus und legen sich mo-

um? – Sabine Apfolterer: Früher wollten

rigen schon sehr gut informiert sind,

natlich etwas Geld zur Seite.

die Leute Werte schaffen, das Ziel war,

sie fangen bereits jung an, etwas gegen

etwas zu vererben und ein Haus zu bau-

das Altern zu tun. Frauen mit 25 oder 30

Was sind die aktuellen Trends? – In meine

en. Jetzt leben sie viel mehr im Hier und

möchten erste Alterungszeichen ein-

Ordination kommen immer mehr Män-

Jetzt, das Geld geben sie für sich selbst

dämmen und Falten erst gar nicht auf-

ner ab 50, die machen bereits 15 bis 20

aus, die Leute wollen ein bisschen Lu-

kommen lassen. Die Collagenbildung ist

Prozent der Patienten aus. Männer wol-

xus genießen und es sich gutgehen las-

da ein wichtiger Punkt. Collagen verliert

len meist endgültige, dauerhafte Lö-

sen. Wir sind länger gesund. Meine El-

sich ab dem 25. Lebensjahr, und mit

sungen und nicht ein paar Mal im Jahr

tern wirken auf mich wesentlich jünger

entsprechender Behandlung kann die-

kommen. Frauen schauen früher vorbei,

als meine Großeltern in diesem Alter.

ser Prozess verlangsamt werden.

es wird wieder mehr Gerätemedizin ein-

Sie sind voll im Leben, machen Sport,

gesetzt wie Radiofrequenz, Laser oder

verreisen und möchten diese Jugend-

Ist eine Schönheitsoperation so etwas wie

Microneedling. Bei Jungen sind Foxy

lichkeit im Alter auch nach außen aus-

ein Investment für die Zukunft? – Man kann

Eyes und prallere Lippen ein Thema. Ich

strahlen. Die Schönheitsindustrie hat

das sicherlich so bezeichnen. Das eine

selbst engagiere mich aber sehr im Be-

es immer schon gegeben, schon bei

Investment ist, zu sagen, ich mach im-

reich Body-Neutrality: Jeder soll sein

Kleopatra. Ich denke, die Leute legen ­

mer wieder Kleinigkeiten, damit ich lan-

dürfen, wie er will. Man muss nicht al-

heute noch mehr Wert aufs jugendliche

ge jung aussehe, sei es auch nur eine Vita-

les akzeptieren, was die Natur uns mit-

Aussehen.

min-A-Säure-Creme, regelmäßige Besu-

gegeben hat, aber wenn wer Falten ha-

che bei der Kosmetikerin, hin und wieder

ben will, dann ist das sehr in Ordnung.

Was treibt Menschen an, zu Ihnen zu kom-

Botox und Filler oder ein Fadenlift. Oder

men? – Im Laufe der letzten Jahrzehn-

ich lasse mir was machen, damit ich mehr

Was ist in zehn Jahren möglich, was es heu-

te ist die plastische Chirurgie gesell-

Selbstvertrauen ausstrahle. Das ist nicht

te noch nicht gibt? - Wir werden das Rad

schaftsfähig geworden. Es wird gesell-

so wie in Südkorea, wo ich mich operieren

nicht neu erfinden. Es gibt aber immer

schaftlich akzeptiert, etwas für sich

lassen muss, um einen Job zu bekommen

Sachen, die erstaunen. In letzter Zeit

zu tun. Früher war das nur was für die

oder um Karriere zu machen.

werden immer öfter Mikrowellen einge-

Reichen, vielleicht mit Ausnahme der

setzt, um Schweißdrüsen zu reduzieren,

Holly­ woodstars. Der Weg zur Schön-

Was kostet dieses Investment? – Der Klas-

elektromagnetische Wellen eingesetzt,

heitschirurgin ist immer mehr aner-

siker ist Botox bei Zornesfalte und Krä-

um die Muskulatur zu stärken und die

kannt und bei den jüngeren Patienten

henfüße, und ich nehme auch gern

Struktur des Gewebes zu straffen. Die

fast schon erfordert.

Mundwinkel und das Kinn dazu. Das Ge-

OP-Techniken werden durch neue Ge-

sicht sieht sofort frischer aus, die Kos-

räte verbessert. Ich bin unter anderem

Sind die sozialen Medien der Auslöser da-

ten liegen bei 430 Euro pro Behandlung.

auf Facelift spezialisiert, und da entwi-

für? – Bei 50 plus ist es mit Sicherheit

Lippen aufspritzen kommt auf 390 Euro,

ckeln sich immer wieder neue Techni-

auch der gesellschaftliche Drang, da sa-

Brustoperationen beginnen bei 6.500

ken. So wie überall wird es stetig etwas

gen Kollegen oder Freunde: „Mensch,

Euro. Ein klassisches Facelift, das viel

Neues geben.

du schaust müde aus, du siehst nicht so

Zeit und Vor- und Nachbereitung so-

fit aus, was ist denn los mit dir?“ Das

wie sehr viel Expertise braucht, kostet

% MEINE RENDITE

ist oft ein Trigger. Bei den jungen Men-

ab 12.900 Euro aufwärts. Oberlider sind

Wir werden immer älter und bleiben

schen spielt Social Media eine sehr star-

bei Männern ein Thema, die OP gibt’s

gleichzeitig länger fit. Der Wunsch, die

ke Rolle. Die sehen dort eine verzerr-

ab 2.000 Euro, die Fettabsaugung beim

gefühlte Jugendlichkeit auch im Alter

te Welt, was sicher auch gefährlich ist.

Mann beginnt ab 2.800 Euro, und für

sichtbarer zu machen, wird immer öf-

Denn die Jungen haben oft den Wunsch,

jede weitere Region ab 1.600 Euro.

ter realisiert, sagt Schönheitschirurgin

im realen Leben so auszusehen wie die

Sabine Apfolterer. Sich selbst etwas zu

Influencerin auf Instagram, bei der der

Gibt es Finanzierungsmöglichkeiten? -

gönnen schlägt derzeit das Ansparen

Filter nachgeholfen hat.

Wir haben die Möglichkeit, über www.

und Weitervererben. n


RENDITE BÖRSENWETTER

YEAR-TO-DATETRENDS DER ­WELTBÖRSEN

LONDON (FTSE 100) 7.208,81 I –2,38 %

TORONTO (TSX) 19.062,91 I –10,18 %

POSITIVE PERFORMANCE (YTD) NEGATIVE PERFORMANCE (YTD)

PARIS (CAC 40) 6.073,35 I –15,09 %

NEW YORK (DJIA) 31.500,68 I –13,31 % NEW YORK (NASDAQ) 11.607,62 I –25,81 %

KOMMENTAR

EUROPA (DJ EURO STOXX 50) 3.533,17 I –17,80 % WELT (DJ GLOBAL) 467,12 I –18,76 %

STEFAN BRUCKBAUER Chefvolkswirt Unicredit Bank Austria AG

ZWISCHEN REZESSION UND ÜBERHITZUNG Mussten wir vor zwei Jahren aufgrund eines Virus unsere Prognosen spätestens im Sommer revidieren, so ist dieses Mal der Einmarsch Russlands in die Ukraine der wesentliche Auslöser dafür. Auch die anhaltenden Effekte des ­Virus auf Lieferketten und das Arbeitsangebot erweisen sich als „zäher“ als erhofft. So brachten die Energiepreise nicht die erhoffte Entlastung bei der Inflation, sondern befeuerten diese im Gegenteil auf Werte, die die meisten Marktteilnehmer wohl nur aus Lehrbüchern oder Erzählungen kannten. Dies scheint auch für die Zentralbanken zu gelten, speziell für die EZB, die nun einen Angebotspreisschock mit einem massiven geldpolitischen Brems­ manöver begegnen wollen. Die derzeit von den Märkten erwarteten neun Zinsschritte der EZB werden vorläufig wenig an der Inflation ändern, aber die deutlichen Bremsspuren für die Wirtschaft noch verstärken. Wir erwarten daher kaum einen Rückgang bei den Inflationsraten im dritten Quartal, aber deutlich schwächere Konjunktursignale. Damit sollten sich die extremen Markterwartungen hinsichtlich der Zinserhöhungen in den nächsten Monaten wieder etwas korrigieren, und da bereits ein sehr unsicherer Konjunkturausblick eingepreist zu sein scheint, könnte dies zur Stabilisierung beitragen. Diese Erwartung unterstellt natürlich keine weiteren Preisschocks bei den Energiepreisen, etwa durch einen vollkommenen Lieferstopp von Gas.

ROLAND NEUWIRTH Fondsmanager, Salus Alpha

„Für mich sind Do & Co, OMV und Verbund die aktuellen Top-Werte. Als Flops sehe ich Kapsch, Marinomed ­sowie Rosenbauer.“

40

BUENOS AIRES (MERVAL) 82.605,64 I –1,07 %

BERND MAURER Head of Institutional Equity, RBI AG

„Meine Kernempfehlungen sind a ­ ktuell Andritz, Erste Group, OMV und Strabag.“


RENDITE BÖRSENWETTER

STOCKHOLM (OMX 30) 1.865,54 I –22,90 %

FRANKFURT (DAX) 13.118,13 I –17,42 %

WARSCHAU (WIG 20) 1.682,30 I –25,79 % SCHANGHAI (SHCOMP) 3.349,75 I –7,97 %

WIEN (ATX) 2.967,94 I –23,13 % ZÜRICH (SMI) 10.823,12 I –15,94 %

SEOUL (KOSPI) 2.366,60 I –20,52 % TOKIO (NIKKEI 225) 26.491,97 I –7,99 %

ATHEN (ATHEX) 834,83 I –6,55 % HONGKONG (HANG SENG) 21.719,06 I –7,17 %

AFRIKA (DJ AFRICA TITANS 50) 458,60 I –14,54 %

SYDNEY (ALL ORDINARIES) 6.762,40 I –13,79 %

JOHANNESBURG (DJ SOUTH AFRICA) 1.879,06 I –5,34 %

EDUARD BERGER Vorstand, Wiener Privatbank SE

„Als Tops habe ich RBI, Erste Group, Do & Co, OMV und Voestalpine. Flops sehe ich nach dieser ­Korrektur keine.“

FRIEDRICH MOSTBÖCK Head of Group Research, Erste Group Bank AG

„Im jetzigen Marktumfeld setze ich auf Kaufen bei folgenden Aktien: Andritz, Strabag, VIG.“

41


RENDITE KURSE

KURSE ÖSTERREICH AKTIENKURSE ATX-PRIME-KURSE WIENER BÖRSE (YTD) ISIN

KURS YTD %

YTD HIGH

YTD LOW

1J%

1 J VOLA

3J%

3 J VOLA

AT0000946652

54,50 76,09

66,10

32,80

47,30

43,08

–28,20

47,42

Flughafen Wien AG

AT00000VIE62

32,80 23,31

32,80

24,60

6,84

38,73

–15,68

42,41

Do & Co AG

AT0000818802

84,10 13,50

94,00

71,60

4,86

41,88

1,57

51,58

Strabag SE

AT000000STR1

40,65 10,91

43,75

32,75

11,37

30,16

36,41

33,72

UNTERNEHMEN

Schoeller-Bleckmann AG

AT&S AG

AT0000969985

47,85 10,51

56,80

36,70

32,55

47,56

221,14

46,74

Frequentis AG

ATFREQUENT09

29,40 10,11

32,10

24,60

6,91

37,19

66,10

34,36

Oberbank AG

AT0000625108

99,40

8,75

99,40

91,60

14,78

2,26

4,19

4,43

S Immo AG

AT0000652250

22,60

3,91

23,35

19,76

6,35

20,96

21,51

30,63

FACC AG

AT00000FACC2

7,00 –0,71

9,39

6,90 –26,39

44,90

–43,55

51,96

15,30 –15,92

20,03

–11,05

27,65

79,20

21,84

42,83

102,90

41,11

Agrana Beteiligungs AG

AT000AGRANA3

16,90 –1,74

17,92

Verbund AG

AT0000746409

94,55 –4,40

108,00

Mayr-Melnhof Karton AG

AT0000938204

164,60 –6,80

192,00

148,80 –9,76

27,36

49,64

24,77

CA Immobilien Anlagen AG

AT0000641352

30,35 –8,03

33,50

26,20 –14,27

23,25

–4,56

27,26

Kapsch Traficcom AG

AT000KAPSCH9

12,80 –9,60

14,64

11,42 –13,04

29,24

–60,49

35,66

Porr AG

AT0000609607

12,28 –10,63

14,00

10,02 –23,35

40,85

–37,41

37,40

OMV AG

AT0000743059

44,62 –10,67

58,26

39,54 –9,73

37,23

4,99

43,25

Andritz AG

AT0000730007

40,34 –11,11

48,38

36,04 –17,30

30,63

23,67

32,31

Vienna Insurance Group AG

AT0000908504

22,10 –11,25

26,85

20,65 –6,16

23,78

–2,00

27,57

Zumtobel Group AG

AT0000837307

6,83 –11,30

8,63

6,40 –17,71

34,08

5,89

36,53

Selbst mit Abstand sind wir Ihnen nah. Polytec Holding AG Telekom Austria AG Amag Austria Metall AG Uniqua Insurance Group AG

AT0000A00XX9

5,94 –13,54

8,30

5,60 –49,66

33,42

–33,63

36,89

AT0000720008

6,46 –15,22

8,07

6,33 –11,14

17,27

–2,42

20,95

AT00000AMAG3

34,70 –15,37

42,90

34,50 –6,72

21,57

13,77

25,83

AT0000821103

6,78 –15,99

8,48

6,33 –9,48

26,01

–17,27

25,83

AT0000BAWAG2

43,98 –18,86

57,30

41,26 –6,31

32,59

20,36

40,35

AT0000741053

21,20 –20,30

27,25

20,35

6,64

30,68

59,40

29,41

Rosenbauer International AG

AT0000922554

36,80 –20,69

48,60

34,40 –29,50

33,17

–11,96

35,89

Addiko Bank AG

AT000ADDIKO0

10,80 –20,88

14,45

10,30 –23,40

34,49

k. A.

k. A.

Bawag Group AG EVN AG

Marinomed Biotech AG

ATMARINOMED6

68,60 –22,05

99,00

68,00 –45,98

36,13

–14,25

32,64

UBM Development AG

AT0000815402

32,50 –24,94

44,00

32,20 –21,31

29,65

–15,80

33,44

Warimpex Finanz- und Beteiligungs AG

AT0000827209

0,84 –25,00

1,21

0,65 –30,58

42,14

–37,31

38,49

Österreichische Post AG

AT0000APOST4

27,60 –26,98

39,35

27,00 –38,12

24,43

–7,23

24,48

Pierer Mobility AG

AT0000KTMI02

63,90 –28,68

90,80

63,70 –12,47

26,74

24,08

33,38

Voestalpine AG

AT0000937503

21,10 –34,06

34,84

19,92 –38,63

34,91

–20,74

34,08

Palfinger AG

AT0000758305

22,60 –34,30

35,15

21,50 –37,40

33,23

–12,74

36,87

Semperit AG Holding

AT0000785555

19,04 –35,02

30,00

19,04 –45,05

39,72

46,46

45,31

Lenzing AG

AT0000644505

79,20 –35,08

133,00

75,80 –25,00

32,62

–18,73

36,81

Immofinanz AG

AT0000A21KS2

14,62 –35,14

23,14

14,38 –23,81

26,85

–35,01

31,29

Wienerberger AG

AT0000831706

20,62 –36,24

34,04

20,06 –36,32

33,56

–2,37

35,84

QUELLE:

42


RENDITE KURSE

FONDSKURSE DIE TOP 12 ÖSTERREICH-FONDS (3J) LLB AKTIEN ÖSTERREICH

FONDSNAME

60

0

ISIN

3.1.19

24.6.22

Quelle: baha

YTD %

3J%

5J%

AT0000815030

156,92 –17,33 11,81

9,68

Xtrackers ATX

LU0659579063

53,99 –19,93 10,19

11,27

RT Österreich Aktienfonds

AT0000A28E05

109,05 –17,86

k. A.

Amundi Austria Stock

AT0000674908

105,03 –19,87

9,04

5,22

Erste Stock Vienna

AT0000813001

150,93 –17,91

7,73

3,33

9,58

ViennaStock

AT0000952460

291,20 –17,55

6,63

2,39

Allianz Invest Aktien Austria Plus

AT0000611405

128,91 –18,01

6,62

10,35

RT Österreich Aktienfonds

AT0000497292

10,05 –18,36

5,86

0,60

WSS Aktien Österreich -60

KURS

LLB Aktien Österreich

AT0000A23PW9

99,17 –14,55

4,88

k. A.

AT0000659644

18,97 –19,21

4,40 –1,23

3 Banken Österreich-Fonds

AT0000662275

30,28 –21,36 –0,25

Raiffeisen Österreich Rent

AT0000A1TMR7

RT Zukunftsvorsorge Aktienfonds

0,43

9,15 –5,08 –7,13 –7,10

Von 8 bis 22 Uhr unter 0800/29 55 18

ANLEIHENKURSE DIE TOP 12 ANLEIHEN (YTM) WEB 6,5% HYBRID ANLEIHE 2014

ISIN

KURS

YTM % ZINS

FÄLLIGKEIT

WEB 6,5% Hybrid-Anleihe 2014

AT0000A191A9

100,00

6,50 6,50

31.12.9999

6,25% WEB Wind Hybrid-Anleihe 2016

AT0000A1MC30

98,20

6,36 6,25

31.12.9999

5,25% WEB Windenergie Anleihe13-23

AT0000A0Z785

100,00

5,22 5,25

08.04.2023

UBM 3,125% Sustain. Link. Bond 1-26

AT0000A2QS11

95,00

4,55 3,13

21.05.2026

WEB Wind 4,5% Hybrid-Anleihe 2018

AT0WEB180HA4

100,00

4,50 4,50

31.12.9999

AT0000A23UP3

100,00

4,50 4,50

14.01.2029

∧ ∧

ANLEIHENNAME

125

100

PV-Invest 4,5% Anleihe 19-29 UBM Development 3,125% Anleihe 18-23 PV-Inv 4,5% GreenBond 19-29 5,5% WEB Windenergie-Anleihe 13-23

75

3.1.22

24.6.22

Quelle: baha

AT0000A23ST9

98,30

4,40 3,13

16.11.2023

AT0000A2A1M5

101,00

4,33 4,50

31.10.2029

AT0000A0Z793

101,02

4,12 5,50

08.04.2023

UBM 2,75% Anleihe 2019-2025

AT0000A2AX04

95,83

4,09 2,75

13.11.2025

PV-Invest 4,15% Anleihe 19-26

AT0000A23UQ1

101,00

3,84 4,15

14.01.2026

AT0000A21LA8

100,00

3,50 3,50

03.07.2028

Best in Park 3,5% Anleihe18-28/S2

QUELLE:

43


RENDITE KURSE

KURSE INTERNATIONAL ROHSTOFFKURSE ROHSTOFFE SELEKTION (YTD) GASÖL

ROHSTOFFNAME

200

100

0

3.1.22

24.6.22

Quelle: baha

HANDELSPLATZ

KURS

WÄHRUNG YTD %

3J%

5J%

Gasöl

ICE Europe 1288,50

USD 93,54 116,65 207,52

Heizöl

ICE Europe

4,36

USD 86,96 122,47 210,90

Brent Öl Nordsee

ICE Europe

112,40

USD 44,23

69,46 143,40

WTI ÖL

ICE Europe

106,75

USD 41,60

80,17 144,34

Magerschwein

CME GLOBEX

110,83

USD 36,32

49,46 28,05

Milch

CME GLOBEX

24,33

USD 32,08

49,63 53,40

Mais

ECBOT

749,50

USD 26,50

Sojaöl

ECBOT

69,53

Sojabohnen Weizen

70,34 108,63

USD 23,46 150,20 116,81

ECBOT 1609,00

USD 21,05

81,24 76,62

ECBOT

924,00

USD 19,96

68,84 103,86

Orangensaftkonzentrat

ICE US

159,75

USX 10,17

62,76 11,75

Reis

ECBOT

16,05

USD

44,79 41,53

9,63

Wir sind immer in Ihrer Nähe.

WÄHRUNGSKURSE WÄHRUNGEN SELEKTION (YTD) 1 EURO IN LIRA 20

15

10

3.1.22

Kurs

YTD %

6M%

3J%

5J%

117,20

37,40

40,86

63,60

77,47

EUR/TRY

18,29

20,04

42,75

178,86

362,63

EUR/JPY

142,19

9,06

9,55

15,94

12,71

EUR/HUF

401,34

8,71

8,41

24,01

29,72

EUR/PLN

4,70

2,29

2,11

10,60

11,56

EUR/GBP

0,86

2,08

1,71

–4,09

–2,94

EUR/HRK

7,53

0,18

0,36

1,81

1,65

EUR/RON

4,95

–0,05

–0,07

4,74

8,39

EUR/CZK

24,73

–0,51

–1,62

–2,76

–5,86

WECHSELKURS

EUR/RUB

24.6.22

Quelle: baha

Die letzten Daten sind vom 1. 3. 2022, daher wird der Chart der Lira abgebildet

EUR/CHF

1,01

–2,51

–3,12

–9,43

–7,45

EUR/CAD

1,37

–5,11

–6,00

–8,51

–8,31

EUR/USD

1,05

–7,08

–6,97

–7,44

–6,69

QUELLE:

44


RENDITE KURSE

KRYPTOKURSE KRYPTOWÄHRUNGEN SELEKTION (YTD) KRYPTOASSETS

BITCOIN

WÄHRUNG

KURS

YTD %

3M%

6M%

1J%

USD

125,20

–45,21

–41,99

–43,28

–40,69

∨ ∨

Monero Binance Coin

60

0

USDT

233,90

–54,26

–45,67

–58,51

–19,59

Bitcoin

USD

21056,00

–54,44

–55,02

–58,46

–39,40

Ripple

USD

0,36

–56,67

–58,09

–61,21

–44,60

Litecoin

USD

56,63

–61,25

–56,29

–63,70

–57,34

Cardano

USD

0,49

–62,51

–58,63

–67,64

–63,32

∨ ∨

Neo

-60

3.1.22

24.6.22

Quelle: baha

USD

9,50

–63,01

–63,53

–67,87

–70,29

Chainlink

USDT

6,70

–65,66

–60,28

–70,89

–63,64

Etherum

USD

1199,90

–67,38

–63,59

–70,28

–39,50

Polkadot

USD

7,84

–70,57

–65,06

–74,65

–47,73

Cosmos

USDT

8,58

–73,22

–70,04

–72,28

–11,09

USD

112,65

–74,67

–70,12

–75,80

–76,37

Bitcoin Cash

Selbst mit Abstand

www.bnpp.at

ZINSKURSE ZINSEN SELEKTION (YTD) LIBOR USD 3M

NAME

1,00

0,50

0,00

3.1.22

3J%

5J%

Österreich 10-jährige Staatsanleihe

ZINS/KURS

2,01 1105,00 1105,00 1105,00 3450,00

YTD %

6M%

1J%

302,00

Libor USD 3M

2,23

968,44

925,53 1430,43

–3,64

72,53

Libor USD 6M

2,87

746,22

735,13 1632,07

29,51

98,13

Libor USD 12M

3,54

507,88

525,03 1322,15

62,26

104,55

Libor JPY 6M

0,04

194,95

189,09 165,15

222,50

102,73

US Treasury (10 Jahre)

3,13

105,92

111,49 103,25

55,72

41,63

Libor JPY 3M

–0,03

63,13

64,31

64,83

57,22 –751,67

REX gesamt

454,25

–7,44

–7,65

–7,95

–8,65

–5,96

18.3.22

Quelle: baha

QUELLE:

45


RENDITE STATISTIK

BÖRSENDATEN

130 120 110 100

24,78 20,69 20 19 18

90

17

80

16

70

Q3

Q4

Q1

Q2

12

QUARTAL

Q2

TOP-HANDELSTEILNEHMER PLATZIERUNG MAI

(MAI/21)

Q3

Q4

24,78

10

20,69

AKTUELLE PERIODE

VERGLEICHSPERIODE 18,63

11 17,13

VERGLEICHSPERIODE

13,04

123,91*

123,42*

125,35

114,74

139,02

89,36

133,19

86,35

20

13

16,22

30

14

18,59

40

17,94

50

0

15

* NUR 2 MONATE

60

10

QUARTALSUMSÄTZE

MRD. EUR

QUELLE: WIENER BÖRSE AG

MARKTKAPITALISIERUNG

MRD. EUR

QUELLE: WIENER BÖRSE AG

DIE WIENER BÖRSE IN ZAHLEN

AKTUELLE PERIODE

Q1

QUARTAL

MEISTGEHANDELT HANDELSPARTNER

UMSATZ (MIO. EUR)

PLATZIERUNG MAI

(MAI/21)

MARKTTEILNEHMER

UMSATZ (MIO. EUR)

1.

(1.)

Morgan Stanley Europe

883,86

1.

(1.)

Erste Group Bank AG

1281,41

2.

(5.)

Goldman Sachs Bank Europe

624,36

2.

(2.)

OMV AG

886,94

3.

(2.)

Bofa Securities Europe

618,00

3.

(3.)

Verbund AG

854,72

4.

(3.)

JP Morgan

569,56

4.

(5.)

RBI AG

767,98

5.

(7.)

UBS Europe

464,36

5.

(4.)

Voestalpine AG

422,88

6.

(8.)

Instinet Germany

412,74

6.

(7.)

Wienerberger AG

373,59

7.

(–)

XTX Markets

411,93

7.

(8.)

Bawag Group AG

290,30

8.

(–)

HRTEU

401,62

8.

(6.)

Andritz AG

235,22

9.

(10.)

Societe Generale

300,74

9.

(–)

AT&S AG

214,38

10.

(9.)

Raiffeisen Centrobank

282,86

10.

Immofinanz AG

169,44

(10.)

Gesamt Mai 2022

6.881,96

Gesamt Mai 2022

6.653,09

Gesamt Mai 2021

6.082,43

Gesamt Mai 2021

5.577,34

Differenz 799,53

Differenz 1.075,75

QUELLE: WIENER BÖRSE AG

QUELLE: WIENER BÖRSE AG

TOP-LEERVERKÄUFE (SHORTPOSITIONEN) SEIT WANN

FONDS

Österreichische Post AG

AKTIE

NETTO SHORT POSITION* IN % 2,80

20. April 22

Blackrock Investment Management

Andritz AG

1,52

18. März 22

AKO Capital LLP

Do & Co AG

0,91

27. Mai 22

Citadel Advisors Europe Limited

Raiffeisen Bank International AG

0,82

30. Mai 22

Millenium International Management

Voestalpine

0,71

22. April 22

Marshall Wace LLP

Österreichische Post AG

0,87

05. April 22

Gladstone Capital

*BEZIEHT SICH AUF DAS AUSGEGEBENE NOMINALE, JENEN BETRAG DER AKTIEN, DER VOM UNTERNEHMEN AUSGEGEBEN WURDE.

46

QUELLE: FMA „NET SHORT POSITIONS OF SHARES“


RENDITE STATISTIK

WIRTSCHAFTSDATEN

13

INFLATION

% 7,7 7,2 6,8 5,8 5,0 4,3 3,7 3,3 3,2 2,9 2,8

12 11 10 9 8

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

ARBEITSLOSENRATE

%

QUELLE: AMS

ÖSTERREICHS WIRTSCHAFT IN ZAHLEN

2

7 6 5

1,5

4

VERGLEICHSPERIODE

3

VERGLEICHSPERIODE

1

2

AKTUELLE PERIODE

1

AKTUELLE PERIODE

0

0,5

M

J

J

A

S

O

N

D

J

F

M

A

MONAT

J

J

A

S

O

N

D

J

F

M

A

M

MONAT

12,84 8,09 6,99

1,5

%

LEISTUNGSBILANZSALDO IN % DES BIP

7 6

QUELLE: OENB

BIP-WACHSTUM

13,60

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

%

5 4

1

3

103,30*

83

–159*

723*

280*

2.890*

–1.321*

–59*

1 0 –1

QUARTAL

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

103,40*

2

96,70*

326,89*

84

Q4

100,02*

85

Q3

87,50*

87 86,2

Q2

DEFIZIT IN % DES BIP

%

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

GESAMTVERSCHULDUNG IN % DES BIP

AKTUELLE PERIODE Q1

–10,63

%

VERGLEICHSPERIODE

–1,33

QUARTAL

91,51*

–3,80

108,14*

–3,56

–1.217*

0

AKTUELLE PERIODE

5.038 *

91,15*

99,90*

1

VERGLEICHSPERIODE

Q1

Q4

MIO. EUR

2

99,90*

Q3

108,14*

96,70*

Q2 Q2

103,40*

–2,23

100,02*

0,4

87,73*

MRD. EUR

Q4

Q1

Q2

333,13*

300,22*

334,74*

315,79*

70

327,27*

80

289,11*

–3 334,08*

315,16*

81

94,10*

–2

MRD. EUR

82

Q3

MRD. EUR

–5,06 –5,50 –6,25 –12,75 –13,05 –14,02

VERGLEICHSPERIODE AKTUELLE PERIODE

VERGLEICHSPERIODE AKTUELLE PERIODE Q4

QUARTAL

47

Q1

Q2

Q3

QUARTAL


RENDITE INVESTMENTSTORY

#ÖLPREIS Rare Ware. Die SBO ist Weltmarktführer bei Komponenten aus nichtmagnetisierbaren, hochlegierten Edelstahlsorten.

GEWINNE WIE GESCHMIERT

Der gestiegene Ölpreis hat der Aktie des ­Ölfeldausrüsters SBO heuer einen Turbo verliehen, die jüngsten Quartalszahlen zeugen von einem exzellenten Geschäftsverlauf. Von einem Gewinner der Energiewende, der lieber Helfer sein möchte.

© SBO

TEXT INGRID KRAWARIK

48


RENDITE INVESTMENTSTORY

M

it einem Kursgewinn seit Jah-

SCHOELLER-BLECKMANN AG

das Geschäft läuft wie geschmiert. Ge-

resbeginn von rund 70 Prozent ist die Schoeller-Bleckmann

rald Grohmann, der seit mehr als 20 Jah75

ren die SBO leitet, lässt sich von solchen

Oilfield Equipment AG (SBO) heuer der

Berg-und-Tal-Fahrten nicht aus der

absolute Star unter den ATX-Werten.

Ruhe bringen, die Industrie sei zyklisch,

Der plötzliche Rummel um die Aktie des

das müsse man managen können.

Ölfeldausrüsters hat einen ausschlaggebenden Grund: Der Ölpreis ist massiv

Das Aushängeschild der SBO sind

50

Bohrstangen aus amagentischem Stahl,

gestiegen. Fast könnte man sagen, geht

die bei der Ölförderung eingesetzt wer-

es Öl gut, geht es der SBO gut, denn die

den. Außerdem stellt die SBO Bohrmo-

Aktie der SBO steigt und fällt traditionell mit dem Ölpreis. Gut zu sehen ist das an

25

toren, Werkzeuge, Hightech-Gehäuse 30.6.21

30.6.22

Quelle: baha

der längerfristigen Betrachtung der Ak-

sowie Reparatur und Service zur Verfügung. Ein Gesamtpaket sozusagen mit

tie: Auf Zehnjahressicht steht ein Minus

weiterhin steigenden Auftragseingang

Weltmarktführerstatus, der stark in

von 19 Prozent an, auf fünf Jahre ein Mi-

aus“, erklärt Simon Jouck, der bei Hauck

Nordamerika engagiert ist. Als Old Eco-

nus zehn Prozent und auf drei Jahre ein

& Aufhäuser die SBO analysiert und bis

nomy will Grohmann trotzdem nicht

Minus von rund 30 Prozent. Der Ölpreis

2024 mehr als eine Verdreifachung des

gelten: „Alle seriösen Studien gehen da-

der Nordseesorte Brent notiere Anfang

Umsatzes und Gewinns prognostiziert.

von aus, dass der Bedarf an Öl und Gas

2016 bei 30 US-Dollar, jetzt sind es 116,76

Im ersten Quartal 2022 wurde ein Um-

bis 2040 mit Sicherheit noch wachsen

US-Dollar. „Die SBO profitiert vom ho-

satzplus von 69,4 Prozent im Vergleich

wird, und dann das Wachstum zwar ab-

hen Ölpreis, da dadurch auch die Explo-

zum Vorjahr erzielt, der Auftragseingang

flacht, aber auch noch 2050 anhält. Und

rations- und Produktionsausgaben der

konnte verdoppelt, der Nettogewinn von

darüber hinaus hat keiner eine Vorstel-

Öl- und Gasindustrie steigen. Insofern

einer Million auf 11,4 Millionen Euro ge-

lung. Gleichzeitig wollen wir ein neues

korrelieren die Gewinne und in weite-

steigert werden.

Geschäftssegment im Bereich Energy-

rer Folge der Aktienkurs mit den Ölprei-

Transition und Green Tech aufbauen, das

sen“, sagt Erste-Group-Analyst Chris-

Gewinner und Helfer

zukünftig 50 Prozent des Geschäfts aus-

toph Schultes. Die Explorations- und

Die SBO als kurzfristiger Profiteur der

machen soll.“

Produktionsinvestitionen sollen über die

Energiewende und des Kriegs? „Dage-

nächsten Jahre um 16 Prozent steigen.

gen verwehre ich mich“, sagt SBO-Vor-

Tragik der Energiewende

Der hohe Ölpreis ist zudem ein Si­

standsvorsitzender Gerald Grohmann

Die Energiewende beschäftigt die SBO

gnal, dass es global zu wenig Öl gibt.

zum Börsianer. „Wir helfen, Energie­

nämlich durchaus. Grohmann vermisst

Hier spielt der Angriffskrieg Russlands

sicherheit zu gewährleisten, und sehen

in der ganzen Diskussion allerdings den

gegen die Ukraine mit rein, da durch

uns nicht als Profiteure der aktuellen

globalen Zugang. „Europa ist definitiv

die Sanktionen russisches Öl blockiert

Lage. Als Weltmarktführer in bestimm-

Vorreiter, trägt aber global nur sieben

wird. „Die Opec+ wird bereits in einigen

ten Technologien unterstützen unse-

bis acht Prozent zu den CO2-Emissionen

Quartalen kaum noch freie Kapazität be-

re Produkte eine sichere Energiever-

bei. China ist bei über 30 Prozent, Nord-

sitzen. Es muss mehr in die Ölproduk-

sorgung.“ Es ist noch gar nicht so lange

amerika bei über 15 Prozent. So gesehen

tion investiert werden, dadurch dürfte

her, dass die SBO massive Probleme hat-

kann Europa allein die Welt nicht retten,

die SBO die nächsten Jahre stark wach-

te, der Ausbruch der Coronapandemie

wenn wir auf null reduzieren und star-

sen. Die jüngsten Quartalszahlen waren

2020 führte zu einem starken Einbruch

ke Einschnitte in der Industrie vorneh-

bereits exzellent, wir gehen von einem

des Geschäfts. Das ist jetzt vergessen,

men. Wenn die anderen nicht mitziehen,

49


RENIDTE INVESTMENTSTORY

ist das zu wenig“, erklärt der SBO-Boss. Und er hat auch einen Vorschlag parat: „50 Prozent der fossilen CO2-Emissionen kommen von Kohle, global gesehen. Man könnte auf der ganzen Welt das Klimaproblem sofort massiv reduzieren, wenn man alle Kohlekraftwerke auf Gaskraftwerke umstellt. Das würde 25 Prozent der CO2-Emissionen einsparen. Das ist mehr, als in Paris verlangt wurde. Dass momentan genau das Gegenteil passiert, ist eine Tragik der Geschichte.“ © SBO

Eines der neuen Wachstumsfelder für die SBO sieht Grohmann etwa in synthetischen Kraftstoffen. „Die wer-

Helfer. Wir helfen, Energiesicherheit zu gewährleisten, sagt SBO-Vorstandschef Gerald Grohmann.

den für Lkws, die Schifffahrt, den Flug#AKTIE

Finanzierungen stehen Zu den wichtigsten Kunden der SBO zählen US-Serviceunternehmen im Öl-

SBO (SCHWARZ) VERSUS ÖL (BRENT)

markt wie Schlumberger, Halliburton und Baker Hughes. Grohmann merkt noch nichts von einer Zurückhaltung,

110

weder bei den Kunden noch in der Finanzierung, zumal auch die Preissteigerun-

50

gen durch Vorprodukte wie Nickel problemlos an die Kunden weitergegeben wurden. „Unsere Auftragsbücher sind

20

voll, sogar teilweise schon bis 2023. Gas und Öl wird jetzt verstärkt anderswo gefördert, es gibt Investitionsprogramme im Nahen Osten und Amerika, da mer-

5

ken wir eine starke Nachfrage von unse29.6.12

29.6.22

Quelle: baha

ren Kunden“, sagt Grohmann. Und: Investoren erkennen zunehmend, dass sie nicht nur auf grüne Energie setzen können, die erst in zehn Jahren vielleicht in größeren Mengen zur Verfügung steht.

verkehr und Züge in Zukunft gebraucht

che etwas mit Substanz. Die nächsten

„Die Zeit bis dahin müssen sie überbrü-

werden. Wir sind jetzt Schlüssellieferant

großen Zukäufe der SBO werden auf je-

cken. Das ist auch eine Erkenntnis, die

bei der Energieform Öl und Gas und be-

den Fall nicht mehr im Bereich Öl und

erst in den letzten Monaten stattgefun-

wegen damit die Welt. In unserer Stra-

Gas sein. RBI-Analyst Oleg Galbur rech-

den hat. Die jetzige Energiekrise hat bei

tegie 2030 haben wir definiert, dass wir

net mit Akquisitionen in der Höhe von

dieser Bewusstseinsbildung geholfen.“

aktiv an der Energiewende mitarbei-

einer halben bis einer Milliarde Euro, für

Die Energiewende sei in den USA an

ten. Wir wollen also auch Schlüssellie-

die frisches Kapital gebraucht wird. „Die

der Ost- und Westküste ein Thema, im

ferant für synthetische Kraftstoffe sein,

Energiewende ist eine Herausforderung

mittleren Streifen und in Texas, wo die

die CO2 neutral sind und mit denen wir

für Schoeller-Bleckmann, weil mit we-

SBO an mehreren Standorten in Hous-

ebenfalls die Welt bewegen werden“, ist

niger Investitionen in Öl und einer ge-

ton aktiv ist, sei es keines. Am Standort

Grohmann zuversichtlich.

ringeren Nachfrage nach Öl zu rechnen

im niederösterreichischen Ternitz baut

Einiges im Green-Tech-Bereich sei

ist. Aber das dürfte erst ab 2030 zu ei-

die SBO eine Photovoltaikanlage, die ein

derzeit stark überbewertet, die SBO su-

nem Thema werden“, sagt Simon Jouck.

Megawatt Strom liefern und mit der der

50


RENDITE INVESTMENTSTORY

„Globale Investitionen in Exploration und Produktion sind Treiber für SBO.“

­ Energiewende „ ist Herausforderung für Schoeller-­ Bleckmann.“

„Gewinne und ­Aktienkurs ­korrelieren mit den Ölpreisen.“

OLEG GALBUR

SIMON JOUCK

CHRISTOPH SCHULTES

Strombedarf des Standorts großteils ge-

mit höheren Budgets für Exploration

Aber das macht den Kapitalmarkt wie-

deckt werden soll.

und Produktion, was eine höhere Nach-

der spannend.

frage nach Produkten der SBO auslösen

Treiber der Aktie

sollte. Für Alois Wögerbauer, Geschäfts-

% MEINE RENDITE

Wird mehr gebohrt, wirkt sich das po-

führer der 3 Banken Generali Invest-

Gewinner oder Helfer, die SBO profi-

sitiv auf das Geschäft der SBO aus. Die

ment, ist die SBO bereits zu teuer, Asset-

tiert in hohem Maß von einem steigen-

Internationale Energieagentur rechnet

manager Wolfgang Matejka hält die SBO

den Ölpreis. Global wird in den nächsten

2023 mit einer Verknappung des Ölan-

vom Geschäftsmodell für hochattraktiv

Jahren mit einer hohen Ölnachfrage ge-

gebots durch die Russland-Sanktionen,

und außerdem für einen sehr gefährde-

rechnet, bei gleichzeitig knapperem An-

die steigende Nachfrage aus Post-Co-

ten Übernahmekandidaten – trotz des

gebot. Das könnte die Aktie unterstüt-

vid-China und die sinkende Kapazität

Ankerinvestors Berndorf Industriehol-

zen. Die Diversifizierung des Geschäfts-

der Opec+-Staaten. Das heißt, kurzfris-

ding, die 33,4 Prozent an der SBO hält.

modells mit Raumfahrt, Green Tech und

tig sollte die Aktie davon weiterprofitie-

Die Analysten Schultes und Jouck ha-

Energietransformation ist ein wichtiger

ren. RBI-Analyst Oleg Galbur rechnet

ben Letzteres nicht auf ihrer Agenda.

Schachzug. n

INVESTIEREN WIR GEMEINSAM IN EINE NACHHALTIGE ZUKUNFT WERTE BEWAHREN. WERTE SCHAFFEN. rcm.at/nachhaltigkeit und investment-zukunft.at

Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH. Erstellt von: Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien, Stand: Juni 2022.


#BANKEN

ANADI BANK VERKAUFT IHR TRADITIONELLES BANKGESCHÄFT Die Austrian Anadi Bank AG will in Zukunft als reine Digi-

schrumpft die neue Online-Bank auf eine Bilanzsumme von

talbank weiteroperieren und verkauft ihr gesamtes traditi-

500 Millionen Euro mit 10.000 verbleibenden Kunden. Die

onelles Bankgeschäft. Darunter fallen die Bereiche Retail

Angebotsfrist läuft noch bis Ende Juli 2022 Danach soll der

Banking, Corporate Banking und Public Finance. Alle zehn

Bieterkreis verkleinert werden, zudem sollen verbindliche

Filialen mit insgesamt 50.000 Kunden und einer Bilanz-

Angebote eingeholt werden. Angestrebt wird ein Abschluss

summe von 2,2 Milliarden Euro stehen zum Verkauf. Danach

des Deals im dritten Quartal 2022.

BAWAG KAUFT HELLOBANK UM 23 MILLIONEN

52

Die Bawag Group AG hat

seit dem 2. Mai nun unter

den Ankauf der Hello Bank,

dem Bawag-Namen Easybank

des

Onlinebro-

weiter. Sat Shah, stellvertre-

kers im Land, von der fran-

tender Bawag-CEO und Ea-

zösischen BNP Paribas abge-

sybank-Chef, sagt über den

schlossen und legte dafür 23

Deal: „Durch die Vereinigung

Millionen Euro auf den Tisch.

von Hello Bank und Easybank

Übernommen werden 80.000

entsteht ein führendes Bro-

Kunden mit acht Milliarden

kerage-Business, welches das

Euro an Assets u ­nder Ma-

Wachstum in unserem Retail-

nagement. Der Name läuft

Kerngeschäft stärkt.“

führenden


BRANCHE BANKEN

TICKER

RLB holt sich WKO-Präsident Harald Mahrer und IV-Präsident Georg Knill gratulierten BKS-Vorstandschefin ­Herta Stockbauer zu 100 Jahre BKS Bank AG.

Die BKS Bank AG feierte am 15. Juni 2022 im Stadttheater in Klagenfurt unter dem Motto „Die Kunst des nachhaltigen Bankings“ ihr 100-Jahr-Jubiläum. BKSBank-Chefin Herta Stockbauer bekam die Goldene Medaille der Stadt Klagenfurt.

300 Millionen Euro über Anleihe

+++ Raiffeisen startet Bezahl-App unter dem Namen „Raipay“

+++ Bankhaus Spängler steigert Kundenvolumen um 14 Prozent

+++ Finanzminister Brunner: Behaltefrist fertig, es fehlt Zustimmung von den Grünen

+++ RBI verbrieft Kreditportfolio von 1,8 Milliarden Euro

ECHTZEITÜBERWEISUNG BALD STANDARD Früher als kostspieliger Premiumservice

sind weitreichende Synergieeffekte zwi-

abgetan, soll die sekundenschnelle Geld-

schen Handel und Finanzsektor erziel-

überweisung bald zum Standard werden.

bar.“ Eine Studie der OeNB belegt, dass

Vonseiten der Oesterreichischen Natio-

im heimischen Einzelhandel mehr als

nalbank (OeNB) spricht man von zahl-

40 Prozent der Transaktionen am physi-

reichen Kosten- und Synergiepotenzia-

schen Point-of-Sale durch Instant Pay-

len für Banken und Handel. Laut Rainer

ments ersetzt werden könnten. Europa-

Will, Geschäftsführer des Handelsver-

weit wurden im ersten Quartal 2022 bis-

bands, sei die „flächendeckende Umset-

lang nur zwölf Prozent aller SEPA-Über-

zung in Europa schon lange überfällig.

weisungen in Echtzeit abgewickelt. Die

leistungsbereich wird außerhalb der

Sobald alle heimischen Banken Instant

entsprechende EU-Regulierung soll noch

klassischen Anbieter wie Banken

Payment zu fairen Konditionen anbieten,

im Jahr 2022 kommen.

und Versicherungen generiert. Laut

TECHNOLOGISCHE RENAISSANCE IM BANKENGESCHÄFT STUDIE. Daten- und Technologie­ unternehmen drängen in die Finanzwelt. Bereits 35 Prozent der Wertschöpfung im Finanzdienst-

dem „State of Financial Services Industry Report“ der internationalen Strategieberatung Oliver ­Wyman durchlebt die Branche derzeit eine „tektonische V ­ erschiebung“. Das Geschäft der klassischen

KARRIERE

Finanzdienstleister wächst zwar mit durchschnittlich drei Prozent im Jahr, jenes von Daten- und

Willibald Cernko

Doris Obermaier

Michael Brönner

leitet ab 1. Juli 2022 die Geschäfte der Erste Bank Group AG und löst damit Bernd Spalt ab, der seinen Vertrag nicht verlängert. Der 66-Jährige war früher CEO der Unicredit Bank Austria AG.

stieg im Mai 2022 ins Management der Santander Consumer Bank in Österreich auf und leitet den Bereich Compliance und Geldwäsche. Sie ist seit 2012 in der Bank beschäftigt.

ist seit Juni 2022 neuer Countrymanager von Mastercard Austria. Sein Vorgänger Christian Rau wird sich auf europäischer Ebene neuen Herausforderungen stellen.

53

Finanz­infrastrukturunternehmen betrug in den vergangenen Jahren jedoch zehn Prozent im Schnitt. Heute sind fast ein Drittel der 50 größten Finanzinstitute der Welt Finanz­infrastruktur-, Daten- oder Technologiefirmen, vor zehn Jahren waren es noch zwei.


#VERSICHERUNGEN

KOLUMNE

KURT WEINBERGER Vorstands­ vorsitzender ­Österreichische Hagel­versicherung

RECHTSSCHUTZ­VERSICHERUNG DAS WIRD ÖSTERREICHISCH

WIRTSCHAFT MIT ESG NEU DENKEN Die nichtfinanzielle Berichterstat-

Die DAS Rechtsschutz AG (DAS) wech-

nen Marktanteil von zwölf Prozent. Ergo

selt ihren Eigentümer: Bisher Tochter der

erwartet durch die Zusammenführung am

deutschen Ergo Versicherung, wird DAS

österreichischen Markt Synergien vor al-

Social, Governance / ESG) in Form

ab 2023 zur österreichischen Ergo Ver-

lem in der Verwaltung und im IT-Bereich.

eines Nachhaltigkeitsberichts

sicherung AG (Ergo) gehören. Die Mar-

Philipp Wassenberg, Vorstand der Ergo,

gewinnt zunehmend an Bedeutung

ke DAS bleibt erhalten. Die Ergo grün-

hofft mit der Einbeziehung der DAS auf

det ein eigenes Vorstandsressort für den

Kostenvorteile vor allem im Bereich der

Rechtsschutz. DAS hat in Österreich ei-

steigenden Anforderungen an Regularien.

tung eines Unternehmens über ökologische, soziale und Governance-Faktoren (Environment,

– für Aufsichtsbehörden, Anlageexperten, Kunden und Mitarbeiter. Auch diejenigen, die dieser Entwicklung bislang skeptisch gegenüberstanden, haben mittlerweile erkannt, dass Reputationsund Umweltrisiken das Kerngeschäft eines Unternehmens treffen können. Kein Nice-to-have mehr, sondern ein Must-have ist die nichtfinanzielle Berichterstattung. Das heißt, neben den umweltre-

VERSICHERUNGSSTART-UP GETSAFE HAT GROSSE PLÄNE IN ÖSTERREICH

levanten Aspekten werden auch soziale Auswirkungen künftig noch viel stärker in den Fokus gerückt. Ein neues Wirtschaftsdenken wird damit eingeleitet. Unbegrenztes Wirtschaftswachstum mit Gewinnmaximierung zulasten der Natur und der Menschen ist heute

Das Heidelberger Versicherungs-Start-up

neues Land zu gehen – in Österreich dau-

Getsafe hat vor, am österreichischen Markt

erte es lediglich acht Wochen“, sagt Grün-

nichtbörsennotierte Unternehmen

stärker zu wachsen als in anderen Märk-

der Christian Wiens. Und: „Neobanken und

mit mehr als 250 Beschäftigten

ten. Begonnen wird mit dem Angebot von

Neobroker sind Teil der Lösung, aber nicht

und einem Umsatz von mindestens

Haftpflicht-, Haushalts- und Hundehaft-

genug, um gerade junge Menschen ausrei-

pflichtversicherungen. Österreich ist für

chend gegen Altersarmut und andere Ri-

Getsafe der zweite Auslandsmarkt nach

siken abzusichern. Wir erleben täglich,

gen. Diese geplante Rechtsnorm

Großbritannien, wo seit dem Marktstart

dass Versicherern hier nach wie vor eine

muss noch durch die EU-Staaten

2020 schon 50.000 Kunden gewonnen wur-

hohe Bedeutung zukommt. Das stimmt

und das Parlament ratifiziert

de. Diese Kundenanzahl sei rascher erreicht

uns zuversichtlich, einen starken Lebens-

worden als beim Start in Deutschland. Das

und Krankenversicherer in Europa aufzu-

Wachstum wolle man in Österreich über-

bauen.“ Vertrieben werden die Produkte

treffen. „Dank unserer Plattform sind wir

von Getsafe unter anderem über das Ver-

in der Lage, binnen weniger Monate in ein

gleichsportal www.durchblicker.at.

nicht mehr zeitgemäß. Das ist altes Denken! Börsennotierte und

40 Millionen Euro sollen ab 2024 jährlich verpflichtend Risiken und Chancen im ESG-Bereich offenle-

werden. Ein richtiger und kluger Schritt der EU in Richtung Wirtschaft neu denken!

k.weinberger@derboersianer.com

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BRANCHE VERSICHERUNGEN

TICKER

VIER MILLIONEN EURO SCHADEN FÜR WIENER STÄDTISCHE WEGEN DES PFINGSTUNWETTERS Nachdem Naturkatastrophen 2021 ei-

und Oberösterreich zu Verwüstungen ge-

nen Schadensrekord von 200 Millionen

führt. Doris Wendler, Vorstandsdirekto-

Euro verursachten, brachte heuer allein

rin der Wiener Städtischen Versicherung

das Unwetter zu Pfingsten einen Kosten-

AG, macht einmal mehr auf die Wetter-

schub von vier Millionen Euro für die Wie-

App der Versicherung aufmerksam. Da-

ner Städtische Versicherung AG. Sturm-

mit könnten Unwettergefahren rechtzei-

böen mit bis zu 140 km/h und Starkregen

tig erkannt und Sicherheitsmaßnahmen

haben vor allem in Vorarlberg, Salzburg

ergriffen werden.

Wiener Städtische: Kfz-Schäden können ab sofort über die „LoslebenApp“ eingereicht werden

+++ Niederösterreichische: Wegen Hagels stiegen im Juni 2021 Schäden auf 82,8 Millionen Euro

+++ Merkur baut Prämien 2021 um 3,7 Prozent auf 581 Millionen Euro aus

+++

INSURTECH NEXIBLE BIETET DIGITALE REISEVERSICHERUNG IN ÖSTERREICH AN

Uniqa steigert Konzernergebnis im ersten Quartal um 19 Prozent

Die 2017 in Düsseldorf gegründete On-

Coronapandemie in den letzten Monaten

lineversicherung Nexible bringt rechtzei-

eine neue Bedeutung bekommen, vor al-

tig vor der großen Sommerreisewelle ein

lem auch für jüngere Reisende“, weiß Jo-

vollständig digitale Reiseversicherung mit

nas Boltz, Chief Insurance Officer und Ge-

flexiblen Bausteinen auf den österreichi-

schäftsführer von Nexible. Mit dem neuen

schen Markt. Das Kernprinzip dabei: Man

Angebot reagiert Nexible auf die Probleme,

bezahlt den Schutz, den man tatsächlich

die das Reisen mit der Pandemie bekom-

benötigt, und stellt die dafür angebotenen

men hat: kurzfristige Stornierungen we-

STUDIE. Eigentlich kann Österreich

Versicherungsbausteine selbst zusammen.

gen Einreisebeschränkungen oder Erkran-

im internationalen Vergleich auf

„Reiseversicherungen, vor allem der Stor-

kungen sowie plötzliche Streichungen von

noschutz, haben nicht zuletzt durch die

Flugstrecken.

DREI VIERTEL ALLER FRAUEN ­BEFÜRCHTEN ZU GERINGE PENSION

ein gutes staatliches Pensionssystem verweisen. Dennoch ist laut der Frauenvorsorgestudie der Wiener Städtischen Versicherung AG jede zweite Frau damit unzufrieden. Auf die Frage, welche Aspekte sie in der Finanzierung im Alter für wichtig erachten, antworteten 94 Prozent, dass die finanzielle Unabhängigkeit an vorderster Stelle stehe. Zugleich befürchten drei Viertel

KARRIERE

der 1.000 vom der Triple M Matzka Markt- und Meinungsforschung befragten Frauen, dass ihre Pension

Ivana Stark

Andrew Fuchs

Isolde Stieg

ist seit 1. Juni Chefin der Uniqa Rückversicherung Uniqa Re in Zürich. Die Versicherungsexpertin war zuletzt bei QIC Global als Global Head of International Property and Engineering tätig. Sie folgte auf Sylva de Fluiter, die auf eigenen Wunsch ausschied.

übernimmt mit Sommer 2022 die Leitung des Online-Tarifvergleichsportal durchblicker.at. Der 50-Jährige löst die beiden Unternehmensgründer Reinhold Baudisch und Michael Doberer ab. Durchblicker.at gehört zur Netrisk-Gruppe.

leitet gemeinsam mit Franz Mair seit 1. Juni 2022 die Tiroler Versicherung. Das Vorstandsduo löste Walter Schieferer ab, der sich nach 22 Jahren als Vorstandsvorsitzender in den Ruhestand verabschiedete. Stieg ist seit 2011 im Unternehmen.

für den Erhalt der Lebensqualität nicht ausreichen werde. 90 Prozent sind der Meinung, dass private Vor-

55

sorge gerade für Frauen besonders wichtig sei. Jedoch verfügen nur knapp die Hälfte über eine private Pensionsvorsorge. Wenn Frauen an private Altersvorsorge denken, wollen 70 Prozent Garantien auf das eingezahlte Kapital.


#FONDS

KOLUMNE

PETER FELSBACH Head of Group Communications Voestalpine AG

GRÜNE TRANSFORMATION IST UNAUSWEICHLICH Der Krieg in der Ukraine hinterlässt tiefe Spuren auf vielen Ebenen. Einerseits verursacht er großes menschliches Leid, das uns alle zutiefst betroffen macht, andererseits sehen wir uns in Europa mit einschneidenden politischen und wirtschaftlichen Folgen kon-

GRÜNE ENERGIEWENDE ALS INVESTMENTCHANCE Sichere Energielösungen für die Zukunft

ein Unternehmen bereits in einem Trans-

immer wieder betonen: Das zur

zu finden ist aktueller denn je. Mit dem

formationsprozess befindet, ist es für uns

Diskussion stehende Gasembargo

Pictet Clean Energy Fonds kann man sein

wichtig, Engagement zu betreiben. Wenn

würde die europä­ische Industrie

Geld in die grüne Transformation von Un-

die Firmen bereits sehr „grün“ sind, ma-

ternehmen investieren. Der Börsianer hat

chen wir das natürlich genauso, fokussie-

mit Fondsmanager Christian Roessing

ren uns aber eher auf andere Themen wie

wären damit unvermeidbar, Mas-

über dessen Verständnis von Nachhaltig-

Governance. Wir würden etwa in eine RWE

senarbeitslosigkeit wäre die Folge.

keit gesprochen und gefragt, nach welcher

nicht investieren, wenn wir nicht inten-

Aber: Auf lange Sicht ist uns be-

Strategie er sein Portfolio zusammenstellt.

sives Engagement betreiben würden und

frontiert. Was wir als Industrie

massiv schädigen. Produktionsstillstände mit allen ihren wirtschaftlichen Konsequenzen

wusst, dass kein Weg an der Energiewende und damit am zukünf-

nicht wüssten, dass über 80 Prozent der Wie definieren Sie Nachhaltigkeit in Ihrer An-

Neuinvestitionen in die erneuerbare Ener-

ist eine gesamtgesellschaftliche

lagestrategie, und welchen Ansatz verfolgen

gie geht.

Mammutaufgabe, die wir lösen

Sie? – Wir definieren thematisch das infra-

müssen. Wir als V ­ oestalpine AG

ge kommende Investmentuniversum, da-

Gibt es eine Technologie, die sich Ihrer Mei-

sind wie viele andere Konzerne

nach folgen Ausschlusskriterien auf ver-

nung nach besonders durchsetzen wird? – Es

schiedenen Niveaus. Wir rechnen etwa für

wird nie nur eine einzelne Technologie ge-

Steel“ arbeiten wir mit Hoch-

jede Firma im Portfolio den Anteil aus, der

ben, die alle anderen aussticht. Spannend

druck an einer zukünftig grünen

mit der Energiewende in Verbindung steht.

finde ich etwa die Halbleiterbranche. Lei-

Stahlproduktion. Was wir dafür

Dieser soll mindestens ein Drittel der Ak-

tungshalbleiter und neue Materialien wie

jedoch brauchen und fordern, ist

tivitäten ausmachen, beim gesamten Port-

Siliciumcarbid sind stark im Kommen, weil

folio sind es generell über 65 Prozent. Im

sie durch die gesteigerte Energieeffizienz in

Energiebereich darf nicht mehr wie 20 Pro-

der E-Mobilität einerseits die Reichweiten

gienetze und bei Investitionen in

zent mit Kohle-, Öl- oder Kernenergie um-

erhöhen und zugleich für eine schnellere

grüne Energie ist Tempo gefragt.

gesetzt werden, und der Großteil (80 bis 90

Ladegeschwindigkeit sorgen. Die Bewer-

Wir dürfen keine Zeit mehr

Prozent) der Neuinvestitionen muss in die

tungen sind hier teilweise schon attraktiv,

grüne Transformation gehen.

vor allem auf lange Sicht. Auch wenn man

tigen Gasausstieg vorbeiführt. Es

jedenfalls startklar. Mit unserem Dekarbonisierungsplan „Greentec

ein politisches Gesamtkonzept für Klima, Energie und Wirtschaft. Gerade beim Ausbau der Ener-

verlieren – für eine lebenswerte Zukunft auch der nächsten Generationen.

p.felsbach@derboersianer.com

immer von Rezession spricht, sind die GeWie können Sie als Investor zur grünen Trans-

winnschätzungen sogar eher gestiegen als

formation beitragen? – Besonders wenn sich

gesunken.

56


BRANCHE FONDS

ÖSTERREICHER INVESTIEREN BESONDERS GERNE NACHHALTIG Die private Geldanlage in nachhaltige

nicht, dass der Ukraine-Krieg den star-

Investments ist von 2020 auf 2021 um

ken Trend zur nachhaltigen Geldanlage

164 Prozent auf 31,7 Milliarden Euro ge-

stoppen kann. Dazu wird auch von re-

stiegen. Institutionelle Investoren hin-

gulatorischer Seite beigetragen, da An-

ken mit einem Volumen von 25,39 Mil-

legern ab 2. August 2022 aktiv nach-

liarden Euro und einem Plus von neun

haltige Fonds angeboten werden müs-

Prozent hinterher und machen da-

sen. Es bleibt aber weiterhin Luft nach

mit erstmalig den kleineren Anteil aus.

oben, erst 28,2 Prozent der Publikums-

Wolfgang Pinner, Vorstand beim Forum

und Spezialfonds sind in Österreich als

Nachhaltiger Geldanlage (FNG) denkt

nachhaltig klassifiziert.

TICKER

Erste Asset Management startet Private Equity Dachfonds

+++ Amundi Austria deklariert 95 Prozent seiner Retailfonds als nachhaltig

+++ Trade Republic nach letzter Finanzierungsrunde fünf Milliarden Euro wert

+++ Deka Investment und Iqam Invest legen Optionsprämienfonds auf

+++ Wiener Börse will mit neuem Market-Making-

RAKETENSTART FÜR GREEN BOND DER REPUBLIK ÖSTERREICH Die grüne Staatsanleihe stieß bei ihrer

Kapital, um die Klimaziele zu erreichen,

Erstemission auf eine enorme Nachfrage

der Staat wird im Bereich der Ökologi-

und war mehr als sechsfach überzeich-

sierung nicht alles allein leisten können.

net. Auf das Volumen von vier Milliar-

Der neue Green Bond ist eines der Instru­

den Euro trafen Gebote in der Höhe von

mente“, um auf diese Notwendigkeit zu

25 Milliarden Euro. Drei Viertel des Geldes

reagieren. Die Investoren kommen zum

sollen nun in den Ausbau von Bahn- und

Großteil aus Europa, darunter hauptsäch-

Fahrradinfrastruktur investiert werden,

lich Fonds, Banken, öffentliche Instituti-

der Rest in Energieeffizienz und Was-

onen und Versicherungen. Für Brunner

sermanagement. Finanzminister Mag-

ist damit der Spatenstich gesetzt, in den

nus Brunner ist zufrieden mit der erfolg-

nächsten zwei Jahren sollen noch weite-

reichen Platzierung: „Es braucht privates

re zehn Milliarden Euro emittiert werden.

Modell Attraktivität steigern

ZAHL DER MILLIONÄRE IN ÖSTERREICH STARK GESTIEGEN STUDIE. Laut dem World Wealth Report des Beratungsunterneh-

KARRIERE

Markus Plank ist seit 1. Juni 2022 neuer Private-Banking-Leiter bei der Raiffeisen Niederösterreich-Wien. Er war zuvor bei der Raiffeisenbank International AG für das Wertpapierproduktmanagement und Private Banking verantwortlich.

AMUNDI ÜBERNIMMT SAVITY

mens Capgemini stieg die Zahl der Dollarmillionäre in Österreich von 2020 auf 2021 um acht Prozent an. Mit über 176.000 Dollarmillionären

Amundi Austria hat den

will Amundi weiterbetreu-

Robo-Advisor Savity von

en und das Produktportfo-

der Bawag Group AG ge-

lio um Tools und Angebo-

kauft. Savity gilt am ös-

te der Amundi Technolo-

Coronakrise stark gewachsen, wenn

terreichischen Markt als

gy erweitern. Das Angebot

auch sehr ungleich. Insgesamt 400

Marktführer

Bereich

richte sich an Österreich

der automatisierten digita-

und potenziell auch an

len Vermögensverwaltung.

Deutschland, erklärt man

Die bestehenden Kunden

bei Amundi Austria.

im

57

waren es damit rund 13.000 mehr als im Jahr zuvor. Das Vermögen der Österreicher ist während der

„Superreiche“ besitzen ein Drittel des heimischen Finanzvermögens, dieses ist zu etwa 70 Prozent in Sachwerte wie Immobilien, Rohstoffe, Wein oder Kunst investiert.


#AKTIEN

KOLUMNE

BETTINA SCHRAGL Head of Investor Relations Immofinanz AG

DIE VIRTUELLE Bei uns hagelte es dieser Tage wieder Beschwerden, weil wir uns gegen eine Präsenz-HV entschieden haben. Anderen Konzernen erging es ähnlich: Da mussten CEOs in der HV mehrfach erklären, wann der Finanzkalender entschieden wurde, Räumlichkeiten angemietet oder storniert wurden und ob

BEST IN PARKING: STEHT DER BÖRSENGANG BEVOR?

ein „leistungsstarker Internetzugang“ für Anleger überhaupt zumutbar sei. Nach drei virtuellen HVs bei uns im Haus folgendes Resümee: Ja, sie ist effizienter und

laut

genen Jahren“. Das Geschäft mit dem Par-

Faktor, ob virtuell oder physisch,

Marktinsidern als heißer Kandidat für die

ken brummt, insgesamt unterhält das Un-

nur wenig Einfluss auf die Dauer

Wiener Börse. Der IPO werde geprüft, die

ternehmen derzeit knapp 83.000 Stellplät-

der HV hat. Die Anleger nehmen

Gespräche befinden sich aber noch in ei-

ze an 188 Standorten in Mittel- und Süd-

nem sehr frühen Stadium, heißt es. Hinter

osteuropa. Der Gewinn nach Steuern lag im

dem Entwickler von Park- und Mobilitäts-

Jahr 2020 bei rund 53 Millionen Euro. Auch

umfasst da schon mehrere Seiten.

lösungen steht die Wiener Unternehmer-

personell rüstet man sich für den Kapital-

Der Umstand, dass diese vom

familie Breiteneder rund um den CEO Jo-

markt und hat mit Anna Vay, die zuvor bei

Notar verlesen wird, reduziert na-

hann Breiteneder. Dieser möchte „grund-

der UBM Development AG und der Öster-

sätzlich keine Marktgerüchte kommentie-

reichischen Post AG tätig war, einen Pro-

ren“ und verweist in einer Stellungnahme

fi für die Investor-Relations-Kommunika­

auf „ein starkes Wachstum in den vergan-

tion an Bord geholt.

kostenschonender, wenngleich der

virtuell nicht nur ihr Frage-, sondern auch ihr Rederecht rege in Anspruch. So manch Wortspende

türlich die Emotionen – was einem Arbeitsmeeting nicht abträglich ist. Effizienter ist die virtuelle HV durch die Vorbereitung der Ant-

Die

Best-in-Parking-Gruppe

gilt

worten für vorab eingelangte Fragen. Und da geht es nicht darum, dem Vorstand „was vorzuschreiben“, sondern gewisse Details, die nicht zum Alltagsgeschäft zählen

FRISCHES GELD FÜR DIE OEKOSTROM AG

wie Kosten für die Fuhrparkversicherung, vorab auszuwerten. Eine

Im Zuge ihrer bisher größten Kapitaler-

Umfrage der Cira unter Institu-

höhung hat die Oekostrom AG rund 12,6

tionellen hat übrigens ergeben,

Millionen Euro eingesammelt. Die ers-

dass 87 Prozent die Möglichkeit für Unternehmen befürworten, HVs virtuell abzuhalten. Und kürzlich

te Charge mit einem Volumen von knapp neun Millionen Euro wurde von bereits

überraschte mich sogar ein unter

bestehenden Aktionären gezeichnet. Im

denstamm von 90.000 auf 150.000 zu er-

Retailanlegern bekannter Präsenz-

zweiten Durchlauf erwarben Neuaktio-

höhen. Begleitet wurde die Emission, die

HV-Befürworter angesichts einer

näre über die Plattform der Oekostrom

erstmals nach Vorgaben der neuen EU-

AG sowie Conda Anteile zum Preis von 32

Prospektvorgabenverordnung

Euro pro Stück. Die Einnahmen will der

führt wurde, von der Kanzlei Müller &

Energiedienstleister verwenden, um den

Partner und dem Finanzierungsberater

Kraftwerkspark auszubauen und den Kun-

Fin Green.

Terminkollision mit der Aussage, eigentlich sei „die Virtuelle“ ja gar nicht so schlecht …

b.schragl@derboersianer.com

58

durchge-


BRANCHE AKTIEN

Unter den 400 geladenen Gästen der FACC-AG-Werks­ eröffnung waren prominente Gesichter: Extremsportler Felix Baumgartner, Aufsichtsratsvorsitzender Pang Zhen sowie der kroatische Premierminister Andrej Plenkovic. Rechts im Bild: FACC-Boss Robert Machtlinger.

TICKER

Voestalpine AG erzielt Rekordumsatz von 14,9 Milliarden Euro

+++ Öbag schüttet 766 Millionen Euro Dividende an den Staat aus

Feierliche Eröffnung in Juni: Der oberösterreichische Luftfahrtzulieferer FACC AG investierte 15 Millionen Euro in sein neues Werk in der kroatischen Stadt Jakovlje, in dem Leichtbauteile für den Kabineninnenraum für Business-Jets und Passagierflugzeuge produziert werden. Bis 2025 sollen insgesamt 50 Millionen Euro investiert werden und 600 Fachkräfte im Werk arbeiten.

+++ Verbund zahlt 400 Millionen Euro Sonderdividende

+++ Marinomed Biotech geht Kooperation mit Procter & Gamble ein

+++ Ex-OMV Chef Rainer Seele wird bei HV Entlastung verwehrt

+++ Montana Aerospace

ÜBERNAHME: FLUGHAFEN-AKTIE IN LUFTIGEN HÖHEN

platziert Schuldscheindarlehen in der Höhe von 80 Millionen Euro

Der australische Infrastruktur-Fonds IFM

hen ist und nicht als Übernahmeversuch.

hat seine Beteiligung an der Flughafen

Der Streubesitz der Flughafen Wien AG

Wien AG kontinuierlich auf inzwischen

liegt inzwischen nur noch bei zehn Pro-

über 40 Prozent aufgestockt. Der Großan-

zent, Wien und Niederösterreich halten

teilseigner musste daher ein Pflichtange-

je 20 Prozent und die Mitarbeiterstiftung

bot für alle Flughafenaktien legen, das in

zehn Prozent an der Gesellschaft. Wegen

der Höhe von 33 Euro je Stück erfolgte und

des wieder stark steigenden Passagier-

die Aktie kurzerhand um knapp 25 Pro-

aufkommens und der positiven Erwar-

zent abheben ließ. Werner Kerschl vom

tungen hat die Flughafen Wien AG kürz-

IFM erklärt gegenüber der Austria Pres-

lich die Aussichten für das Jahresergebnis

DIE DUNKLE SEITE DER DIGITALISIERUNG

se Agentur, dass der Zukauf lediglich als

2022 von 20 Millionen Euro auf 80 Millio-

STUDIE. „Ransomware ist der Ko­

Vertrauensbeweis in den Flughafen zu se-

nen Euro erhöht.

kainhandel des 21. Jahrhunderts, die

+++ Delisting von Unternehmens Invest AG am 20. August

Szene professionalisiert sich und wird zum Schreckgespenst“, sagt

KARRIERE

Robert Lamprecht von KPMG. Laut der Studie „Cyber Security in Österreich“ von KPMG lag der Zuwachs

Günther Ofner

Kai Arndt

Klemens Haselsteiner

hat den Vorsitz im Aufsichtsrat der Österreichischen Beteiligungs AG übernommen. Der Vor­stands­chef (65) der Flughafen Wien AG, der in der Politik bestens vernetzt ist und einen exzellenten Ruf bei Investoren genießt, folgt auf Helmut Kern.

sitzt zukünftig mit Michael Pistauer als Co-CEO an den Schalthebeln der Montana Aerospace AG. Der gebürtige Deutsche war lange Zeit bei Airbus tätig und wird sich vor allem um den Bereich Aerostructures kümmern.

wurde mit 1. Jänner 2023 zum neuen Vorstandschef der Strabag SE ernannt und wird den bisherigen CEO Thomas Birtel in den wohlverdienten Ruhestand entlassen. Neben ihm wird auch Jörg Rösler neu in den Vorstand einziehen.

59

angezeigter Straftaten in dem Bereich 2021 bei 28,6 Prozent. Von den über 550 befragten Unternehmen gaben 67 Prozent an, in den letzten zwölf Monaten Opfer von Cyberkriminalität geworden zu sein. Bei den meisten Fällen handelt es sich um sogenannte Ransomware-Attacken, bei denen die Erpresser Lösegeld von ihren Opfern verlangen.


#IMMOBILIEN

IMMOFINANZ UND S IMMO VOR VERSCHMELZUNG Bei der letzten Hauptversammlung der S Immo AG wurde das

Angebotspreis um 1,50 Euro je Aktie auf 23,50 Euro je Aktie. Die

Höchststimmrecht mit einer Mehrheit von 98,44 Prozent ge-

Übernahme der S Immo AG löst ähnlich wie bei der Immofinanz

kippt. Somit ist der Weg frei für die Übernahme der S Immo AG

AG ein außerordentliches Kündigungsrecht der Anleihengläu-

durch die CPI Property Group, die jetzt wegen der kontrollieren-

biger bei folgenden Anleihen aus: 1,25 % S IMMO Green Bond

den Mehrheit von 42,55 Prozent ein Pflichtangebot stellen muss.

2022-2027 (ISIN AT0000A2UVR4) und 1,75 % S IMMO Green

Der Vorstand der S Immo AG unterstützte die Abschaffung der

Bond 2021-2028 (ISIN AT0000A2MKW4). Wer den Nominal-

Stimmrechtsbegrenzung in der Satzung, um es der CPI Property

wert jetzt zurückhaben und sein Geld anders investieren möch-

Group zu ermöglichen, ein Pflichtangebot zu legen. Im Gegen-

te, könnte von dieser Möglichkeit Gebrauch machen und seinen

zug verbesserte der tschechische Milliardär Radovan Vitek den

Broker oder seine Hausbank kontaktieren.

IMMOBILIENPREISE STEIGEN IM ZWEISTELLIGEN PROZENTBEREICH

NERVOSITÄT AM IMMOBILIENMARKT Am heimischen Immobili-

aus dem Grund eine Verord-

Bei der Auswertung der Im-

Die größten Preissteigerun-

enmarkt macht sich wegen

nung für nachhaltige Verga-

mobilienpreise der Statistik

gen gab es um 31 Prozent im

der anstehenden Zinswende

bestandards bei der Finanzie-

Austria lassen sich histo-

Burgenland.

Nervosität breit. Makler be-

rung von Wohn­ immobilien

risch hohe Preissteigerun-

richten von immer mehr An-

erlassen, die ab 1. August

gen feststellen. Bei Woh-

rufen aufgeregter Projekt-

2022 in Kraft treten wird. Mit

nungen beliefen sich die

entwickler.

Finanzie-

einer Beleihungsquote von 90

Quadratmeterkosten

rungskosten für Unterneh-

Prozent und einer maximalen

auf 3.889 Euro, das ent-

men sind zuletzt stark gestie-

Laufzeit von 35 Jahren soll die

spricht

gen. Eine Bandbreite von 2,5

Rückzahlungsfähigkeit

des

rung von zehn Prozent. Häu-

bis drei Prozent sei nun am

Kreditnehmers im Vorder-

serpreise stiegen um zwölf

Markt Alltag geworden. Vie-

grund stehen.

Prozent auf 2.578 Euro pro

Die

le Projekte rechnen sich nun

Die

in

Wien

ansässige

einer

2021

Preissteige-

Quadratmeter. Lediglich die

nicht mehr. Besonders in­

CPI-Gruppe musste kürzlich

Grundstückspreise

stitutionelle Investoren war-

Konkurs

deren

um vier Prozent auf 84 Euro

nen, dass man die Situation

Anleger müssen mit einem

je Quadratmeter an. Am teu-

nicht unterschätzen dürfe.

Komplett­ausfall der Anleihen

ersten waren Immobilien in

Die Finanzmarktaufsicht hat

rechnen.

Wien, Vorarlberg und Tirol.

anmelden,

60

stiegen


Zur Feier des Tages: stehende Ovationen.

S IMMO GRATULIERT DEM BÖRSIANER ZUR 50. AUSGABE www.simmoag.at


#BERATER

KOLUMNE

PETER BARTOS Partner und ­Geschäftsführer BDO Austria

CSRD AUF DER ZIELGERADE

FAMILY-OFFICES UNTER DER LUPE

Nach langem Tauziehen hat die französische Präsidentschaft Ende Juni in einem Kraftakt eine vorläufige politische Einigung über die Richtlinie bezüglich der Nachhaltig-

Family-Offices gründen eigene Gesell-

SN Holding der Familie Ketterer aus der

schaften für die Verwaltung der Famili-

Schweiz geschah, das war die größte von

envermögen. Typischerweise halten sich

einem Family-Office unterstützte Im-

nehmen (CSRD) zustande gebracht.

diese bedeckt und stehen nicht gerne in

mobilientransaktion im Jahr 2021. Hinter

Demnach sollen ab dem Jahr 2025

der Öffentlichkeit. Das Beratungsunter-

der Gesellschaft steht der Geschäftsfüh-

auch alle nichtkapitalmarktnotier-

nehmen PWC Österreich hat sich in der

rer Nemat Farrokhnia und dessen Fami-

ten und daher bisher nicht von der

Studie „Family Office Deals 2022“ die

lie. Nemat Farrokhnia ist 1966 als Bau-

europaweiten Geschäfte genauer angese-

manager zur Strabag SE nach Österreich

mit mehr als 500 Beschäftigten in

hen. Die österreichische Imfarr Beteili-

gekommen und steht in gutem Austausch

einem speziellen Abschnitt ihres

gungs GmbH zählt europaweit zu den ak-

mit Hans Peter Haselsteiner. Österreich

Lageberichts über Nachhaltigkeits-

tivsten und belegt Platz vier. Sie hat ins-

ist vor allem als Immobilienstandort sehr

themen wie Umwelt-, Sozial- und

gesamt 115 Deals in den vergangenen zehn

beliebt, von 2020 auf 2021 stieg die Zahl

Jahren abgeschlossen. Darunter etwa der

der Deals um 200 Prozent an. Im Lang-

Erwerb des Elementum in München, der

zeitranking liegt Wien auf Platz sechs als

gewährleisten, sollen die Informati-

im Rahmen eines Club-Deals zwischen

Hotspot für Familiy-Office-Investments

onen von einem akkreditierten un-

der Imfarr Beteiligungs GmbH und der

im Immobilienbereich.

keitsberichterstattung von Unter-

Nachhaltigkeitsberichterstattung betroffene große Unternehmen

Menschenrechte sowie GovernanceFaktoren zu berichten haben. Um die Qualität der Berichterstattung zu

abhängigen Prüfer oder Zertifizierer überprüft werden. Damit die CSRD veröffentlicht und in Kraft gesetzt werden kann, bedarf es noch der Billigung des Rat und des Europäischen Parlaments. Im Interesse der von der Richtlinie betroffenen Unternehmen ist zu hoffen, dass dies nun rasch geschieht und damit Klarheit geschaffen wird. Denn viele Unter-

UNTERNEHMER PESSIMISTISCH BEIM ERREICHEN DER KLIMAZIELE Laut dem Deloitte Sustainability Check

nehmen, die sich bisher noch nicht

2022 sinkt der Glaube der heimischen

mit der Nachhaltigkeitsberichter-

Führungskräfte an das Gelingen der Kli-

stattung befasst haben, werden die

mawende. 72 Prozent der Befragten ge-

neue Regelungen vor große Her-

hen davon aus, dass die Klimaziele nicht

ausforderungen stellen und einiges an Aufwand verursachen. Bleibt zu

eingehalten werden können. Österreich

hoffen, dass die ökologischen und

müsste bei einem Drei-Grad-Szenario bis

mer müssen motiviert werden. Auf der

sozialen Ambitionen der EU auch zu

2070 mit wirtschaftlichen Einbußen von

Finanzierungsseite braucht es Förde-

einer tatsächlichen Verbesserung für

100 Milliarden Euro und dem Verlust von

rungen und Zusagen, handfest und haf-

die europäischen Verbraucher sowie

900.000 Arbeitsplätzen rechnen. Alex-

tungsrelevant, um langfristig planen zu

ander Kainer, Partner bei Deloitte, stell-

können.“ Während jede dritte Führungs-

gültig der Vergangenheit angehört.

te klare Forderungen auf: „Veränderung

kraft angibt, von den hohen Energieprei-

braucht ein Preisschild, wie etwa den

sen sehr stark oder ziemlich existenzge-

p.bartos@derboersianer.com

CO2-Preis und Anreize. Die Unterneh-

fährdend betroffen zu sein.

die Menschenrechte und die Umwelt führt und Greenwashing damit end-

62


BRANCHE BERATER

TICKER

PWC: Europa hinkt bei digitaler Zentralbankwährung hinterher

+++ KPMG: Finanzierungsbedarf

GEHALTSERHÖHUNG FÜR MITARBEITER BEI KPMG

für grüne Transformation steigt

+++

Als Anerkennung und als Reaktion auf die

rührt werden. Besonders Mitarbeiter mit ei-

aktuellen Preissteigerungen beschloss das

nem niedrigeren Grundgehalt sollen damit

Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG,

überdurchschnittlich profitieren. Mit dieser

die Jahresgrundgehälter aller Mitarbeiter

Maßnahme möchte das Management den

pauschal um 3.000 Euro erhöhen. Das ent-

Zusammenhalt innerhalb der Belegschaft

spricht einer monatlichen Gehaltserhö-

stärken, den Herausforderungen des unbe-

Strategy&:

hung von 215 Euro. Jährliche Gehalts- und

ständigen geopolitischen Umfelds begeg-

Prämienprozesse sollen dadurch nicht be-

nen und für ein gutes Arbeitsklima sorgen.

Kryptowährungen mittler-

McKinsey: Luft- und Raumfahrtbranche nimmt wieder Fahrt auf

+++

weile relevante Anlageklasse

+++ Deutschland wird laut BCG weltweit Vorreiter für E-Autos

IMMER MEHR FRAUEN UNTER MILLIONÄREN Der World Wealth Report 2022 des Con-

gen von mindestens einer Million US-

sultingunternehmens Capgemini unter-

Dollar. Weiters wurde die Zusammenset-

suchte die globale Vermögensentwick-

zung der Gruppe der High Net Worth In-

lung des vergangenen Jahres. In der Er-

dividuals erhoben. Hierbei wurde ein gro-

STUDIE. Das Beratungsunternehmen

hebung wurde festgestellt, dass die An-

ßer Anstieg an Frauen festgestellt, die in

EY analysierte die 5.877 Projekte,

zahl der High Net Worth Individuals welt-

den nächsten zwei Generationen 70 Pro-

weit um 7,8 Prozent gestiegen ist, in Ös-

zent des weltweiten Vermögens erben

terreich hingegen um acht Prozent. Der

werden.

HOHE AUSLANDSINVESTITIONEN

die ausländische Investoren in Europa angekündigt haben. Davon fielen 103 auf Österreich, die 3.692 Arbeitsplätze schaffen sollen. Das

größte Anstieg konnte in Nordamerika

Mitglieder der Generation Z drängen

mit einem Zuwachs von 13,2 Prozent fest-

durch den Tech-Boom und den Zuwachs

einem Drittel im Vergleich zum

gestellt werden.

von Venture-Capital ebenfalls verstärkt

Vorjahr. Damit liegt Österreich

Als High Net Worth Individual gilt eine Person mit einem investierbaren Vermö-

in die Gruppe der High Net Worth Individuals.

entspricht einem Anstieg von circa

auf dem 13. Platz von insgesamt 40 untersuchten Ländern. Die beliebtesten Investitionen fallen auf österreichische Software- und IT-Dienstleistungen. In der Untersuchung wird auch der IT-Fach-

KARRIERE

kräftemangel angesprochen, der die heimische Wirtschaft fest im Griff habe. Die meisten Auslandsinvestitionen - rund 50 Prozent - kommen

Robert Hufnagel

Drazen Lukac

wird in die Partnerschaft von EY Österreich aufgenommen. Seit 2012 leitet er bereits die M&A-Beratung von EY Österreich als Geschäftsführer.

ist neuer Partner bei EY Österreich für Technology Risk und Cybersecurity. Der gebürtige Bosnier verfügt über 19 Jahre Erfahrung in der IT-Branche.

aus Deutschland. Im Gegenzug investierten österreichische Anleger

63

ebenfalls am liebsten in Deutschland. Die meisten Auslandsinvestitionen gehen nach Frankreich, gefolgt von Großbritannien und Deutschland.


#RECHT

KOLUMNE

ALBERT ­BIRKNER Managing Partner Cerha Hempel

M&A, SLOW DOWN Noch Anfang des Jahres galt es als sicher: Der M&A-Markt wird sich nach einem drastischen Rückgang 2020 und einem Rekord an Deals in 2021 im Jahr 2022 weiter erholen und positiv entwickeln. Der danach begonnene und immer noch anhaltende kriegerische Konflikt in der Ukraine hat jedoch die Zahl der Unsicherheitsfaktoren erhöht.

OLIGARCH DERIPASKA VERKLAGT STRABAG SE Nachdem die börsennotierte Strabag SE

nis mit dem russischen Präsidenten Wla-

eine deutlich spürbare Verlang-

den Syndikatsvertrag mit der Rasperia

dimir Putin nachgesagt wird. Als Reak-

samung der M&A-Aktivitäten.

Trading Limited, die 27,8 Prozent an der

tion auf den Rauswurf des Vertreters der

Vergleicht man das globale M&A-

Strabag SE hält, gekündigt hat, wurde

Rasperia Trading Limited, Thomas Bull,

auch deren Vertreter aus dem Aufsichts-

wurde die Strabag SE von Oleg Deripaska

rat entfernt. Die Maßnahmen seien nö-

nun geklagt. Deripaska wirft der Strabag

von gut 20 Prozent ersichtlich. Der

tig gewesen, um die EU-Sanktion gegen

SE vor, dass der Rauswurf nicht recht-

M&A-Markt braucht Stabilität, um

Russland einzuhalten, so die Argumenta-

mäßig gewesen sei. Die Strabag SE stützt

rationale und effektive Bewer-

tion. Die Rasperia Trading Limited steht

sich jedoch auf ein internes Gutachten,

dem russischen Oligarchen Oleg Deripas-

das zeigen würde, dass man immer kor-

ka nahe, dem wiederum ein Naheverhält-

rekt gehandelt habe.

Direkte Folge dieser Ereignisse ist

Transaktionsvolumen des ersten Quartals 2022 mit jenem des Vorjahres 2021, ist ein Rückgang

tungen erstellen zu können. Diese sind aufgrund der anhaltenden Kursschwankungen, des enormen Anstiegs an Rohstoffkosten und der Unsicherheit über den weiteren Verlauf der kriegerischen Auseinandersetzung nur noch erschwert durchführbar. Aufgrund dieser Marktvolatilität sind eine Reihe an Transaktionen nicht zustande gekommen oder wurden

CMS RECHTSANWÄLTE RUFT LEGAL ACCELERATOR FÜR JUNGE START-UPS AUS

auf Eis gelegt. Ob sich der M&AMarkt genauso schnell wie nach

Im Zuge des Programms EquIP ruft CMS

le Beratung für rechtliche Themen wie

Rechtsanwälte zur Bewerbung für ei-

beispielsweise Gesellschaftsrecht, Ver-

nen der sechzehn freien Slots auf. Junge

tragsgestaltung, Regulatory und Steuer-

zen. Der Markt erwartet nach dem

Start-ups mit skalierbarem Geschäfts-

beratung. Das Programm soll mit inter-

Ende der Corona-Förderungen

modell, Fokus auf Technologie und ESG

nationalen Netzwerkevents und Pitch-

eine Bereinigung. Dies kann durch

sowie Expansionswillen können sich ab

Events vor Investoren abgerundet wer-

sofort bewerben. Nach erfolgreicher Ab-

den. Die Kanzlei möchte mit der inter-

solvierung der Bewerbungsphase erhal-

nationalen Initiative EquIP auf die früh

ten sechzehn Start-ups drei Jahre lang

auftretenden Rechtsprobleme von Start-

um die Hälfte vergünstigte individuel-

ups eingehen.

der Coronakrise erholen wird, lässt sich auch in Anbetracht der steigenden Inflation kaum einschät-

den Ukraine-Konflikt beschleunigt werden. Distressed M&A-Deals sind die Folge.

a.birkner@derboersianer.com

64


BRANCHE RECHT

FLORIAN KRANEBITTER ­ESG-Experte Fellner&Wratzfeld

TICKER

GREENWASHING IM FOKUS

Team von Müller Partner heuert bei PWC Legal an

+++ Accenture wird mit

Kapitalmarkt abgrenzen? – Vollständige Transparenz über die gesamte Bandbrei-

Baker und Barnert zum Bankendienstleister

te der Einflussfaktoren ist sicherlich ein

+++

wesentlicher Schlüsselfaktor. Wer glaubt,

Star Inn eröffnet mit

Florian Kranebitter, ESG-Experte bei Fell-

sich durch die bloße Anwendung laufend

ner Wratzfeld & Partner, spricht mit dem

neu etablierter Dokumentationsstandards,

Riel und Jaufer ein

Börsianer über das Ausmaß und die Folgen

Labels und Ratings sowie der Einhaltung

von Greenwashing auf dem Kapitalmarkt.

von Reportingverpflichtungen freizeich-

+++

nen zu können, irrt. Echte Nachhaltigkeit

Herbst Kinsky begleitet

Wie viel Greenwashing gibt es am Kapital-

ist nämlich keine Frage der rechtlichen Ge-

Byrd bei Finanzierungsrunde

markt? – Die in den letzten Jahren extrem

staltung, sondern des mit einem Produkt

gestiegene Nachfrage nach nachhaltigen

verfolgten Ziels – und zur Vermeidung des

Investitionsmöglichkeiten und das bisher

Vorwurfs von Green- und Impactwashing,

eingeschränkte Angebot an „echt“ nach-

ist die klare Kommunikation aller Umstän-

haltigen Anlageobjekten führt zu einem

de, die zu einem Verfehlen dieser Ziele füh-

erheblichen Überhang der Nachfrage. Dar-

ren können, erforderlich.

Sanierungsverfahren

+++ Schönherr erhält Austrian Impact Case of the Year

aus folgt zwingend die Feststellung, dass es auch am Kapitalmarkt in einem nicht un-

Welche Folgen hat Greenwashing aus recht-

erheblichem Ausmaß Greenwashing – also

licher Perspektive? – Green- und Impact-

die Behauptung von Nachhaltigkeit ohne

washing kann zu Unterlassungs-, Beseiti-

hinreichende Substanz – gibt. Das Dilem-

gungs-, Auskunfts-, Schadenersatz- und

ma für alle Marktteilnehmer besteht dabei

Urteilsveröffentlichungsansprüchen füh-

darin, dass es bisher keine klaren gesetzli-

ren. Während es in Österreich zu Green-

chen Regelungen und Benchmarks für zu-

und Impactwashing im Bereich des Kapi-

verlässige Aussagen zur Wirkung von Fi-

talmarkts konkret bisher keine höchstge-

nanzprodukten auf Klima, Energie oder

richtliche Judikatur gibt, ist mit der deut-

soziale Nachhaltigkeit gibt. Klare Kriterien

schen Rechtsprechung und jüngsten Praxis

entscheiden aber dann über die Frage von

der US Securities and Exchange Commis­

Haftung und Verantwortung.

sion im Rückenwind damit zu rechnen, dass Haftungsfragen aus der nicht ausrei-

Womit können sich Unternehmen von Green-

chenden Substantiierung „nachhaltiger“

washing hin zu echter Nachhaltigkeit auf dem

Kapitalmarktprodukte ins Visier rücken.

KARRIERE

Thomas Baumgartner

Alexander Ritlop

Karin Wiesinger

wechselt zu Haslinger/Nagele Rechtsanwälte. Der ComplianceExperte arbeitete zuletzt in Deutschland bei Pohlmann & Company im Bereich präventiver Compliance.

wurde zum Rechtsanwalt bei FSM Rechtsanwälte angelobt. Der Jurist mit Fokus auf Gesellschafts- und Unter­ nehmens­recht ist seit zwei Jahren bei der Kanzlei tätig.

übernimmt die ­Kommuni­kationsagenden bei Dorda Rechtsanwälte. Die erfahrene Kommunikations­ expertin war zuletzt Partnerin bei The Skills Group.

65

WOLF THEISS ALS BESTER IMMOBILIENANWALT STUDIE. Die Anwaltskanzlei Wolf Theiss konnte sich in Berlin im Rahmen des European Real Estate Brand Award über die Auszeichnung als stärkste Marke in der Kategorie Immobilienanwälte Österreich freuen. Das zeige von einer Wertschätzung der Kanzlei auf europäischer Ebene, so der Preisträger. Die Preisträger wurden mithilfe einer Studie des European Real Estate Brand Institute evaluiert. Dabei werden jährlich 1.400 Marken in 45 Ländern analysiert, alleine in Österreich wurden 7.000 Branchenprofis zu 150 Unternehmen befragt. In der Kategorie Immobilienmakler konnte mit der EHL-Gruppe ein weiteres österreichisches Unternehmen den ersten Platz belegen.


#FINTECH

TICKER

Wertpapierfirma Lifetree mit Kapitalerhöhung von 2,5 Millionen Euro

+++ 500 Gründer kamen für Austrian Startups Summit zusammen

FINTECH AIRBANK ­ERHÄLT 20 MILLIONEN US-DOLLAR

BITPANDA ENTLÄSST 200 MITARBEITER Das Wiener Unicorn Bitpanda möchte sei-

– Bitcoin verlor heuer 56 Prozent, das 30

nen Personalstand von 1.000 Mitarbeitern

Milliarden US-Dollar schwere Terra-Öko-

auf mehr als zehn Standorten in der Euro-

system ging pleite –, auch sei die schlech-

Das von dem Österreicher Christo-

päischen Union auf nur noch 730 Mitarbei-

te Marktstimmung durch die Zinserhö-

pher Zemina gegründete Start-up

ter verkleinern. Auch der österreichische

hung nicht hilfreich. Zweitens sei man im

Airbank konnte sich in der jüngs-

Standort ist von der Kündigung von einem

Unternehmen zu schnell gewachsen. Neue

ten Series-A-Finanzierungsrunde

Viertel aller Angestellten betroffen. Als

Mitarbeiter konnten nicht mehr optimal in

20 Millionen US-Dollar sichern. In

Begründung werden hauptsächlich zwei

das Unternehmen integriert werden, sa-

der vom Wagniskapitalgeber Mol-

ausschlaggebende Gründe angeführt. Ers-

gen die Firmengründer Eric Demuth, Paul

ten Ventures angeführte Finanzie-

tens erfordere es das aktuelle Umfeld rund

Klanschek und Christian Trummer, die

rungsrunde beteiligte sich unter

um den jüngsten Absturz der Kryptoassets

sich für die Zukunft rüsten müssen.

anderem auch der österreichische Frühphaseninvestor Speedinvest. Airbank möchte Unternehmen dabei helfen, ihre Finanzverwaltung

FRISCHES GELD FÜR FROOTS

mittels einer Finanzmanagementplattform zu vereinfachen. Durch Automatisierung sollen beispielsweise administrative Tätigkeiten

Im Zuge einer Kapitalerhöhung von 2,5

Investment von 150 Euro monatlich oder

vereinfacht werden. Weiters soll

Millionen Euro konnte das österreichi-

3.000 Euro als Erstanlage können Kun-

es über die Plattform auch möglich

sche Start-up Froots namhafte Investo-

den individualisiert in gemanagte ETF-

sein, die Bankgeschäfte des Unter-

ren wie Georg Kapsch und Alan Morgan

Portfolios investieren. Insgesamt konnte

nehmens abzuwickeln. Dabei wird

für sich gewinnen. Andreas Treichl in-

sich Froots schon einen schnell wachsen-

bereits ein Transaktionsvolumen

vestierte in das Fintech bereits in dessen

den Kundenstamm aufbauen und verwal-

von über 1,5 Milliarden Euro ver-

Startkapital. Ziel von Froots laute „Pri-

tet Assets im Wert von mehreren Millio-

zeichnet.

vate Banking für alle“. Bereits ab einem

nen Euro.

66


SEITENBLICKE RANKING

#RANKING

besten Fondsmanager in Österreich

S

elten war es für Fondsmanager so herausfordernd wie jetzt. Der Cocktail aus Zinswende, Ukraine-Krieg, Energietransformation sowie Covid und China hat die Aktien- und An-

leihenmärkte stark unter Druck gesetzt. Die 100-jährige österreichische Staatsanleihe verzeichnete in den vergangenen Monaten einen Kursverlust von 70 Prozent, der ATX-Index ist seit Jahresanfang mit 25 Prozent unter Wasser, die US-Technologiebörse Nasdaq mit rund 30 Prozent. „Cash is king“ wird nicht gern gehört. Bei der Veranlagung und dem Jonglieren von Millionen ist daher jetzt Ideenreichtum gefragt. Nach dem Fabeljahr 2021 ist das eine zusätzliche Herausforderung, denn die Klientel ist verwöhnt von guten Renditen. Wobei der Schock aus dem Jahr 2020, ausgelöst durch die Coronakrise, noch nicht vergessen ist. Schon wieder durchtauchen also? Wer genug Luft dafür hat, den neuerlichen Wellen am Kapi-

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SEITENBLICKE RANKING

1. PLATZ

2. PLATZ

3. PLATZ

Andreas Wosol

Alois Wögerbauer

Wolfgang Matejka

AMUNDI AUSTRIA

3 BANKEN GENERALI INVESTMENT

MATEJKA & PARTNER ASSETMANAGEMENT

talmarkt den Schneid abkauft und von den Peers geschätzt wird, hat der Börsianer zum fünften Mal im goldenen Ranking der besten Fondsmanager in Österreich ermittelt. Die besten 50 des BörsianerRankings wurden mittels eines einstufigen Peergroup-Scorings ermittelt, die Nominierten bewerteten sich mit Punkten von eins bis zehn selbst. Der Börsianer hatte auf das Ranking, das alle zwei Jahre stattfindet, deshalb keinen Einfluss. Von den 53 Nominierten werden die besten 50 im Magazin abgebildet.

Top-Platzierungen Das Teilnehmerfeld ist zusammengerückt. Die ersten drei trennen nur noch zwei Punkte, vor ein paar Jahren gab es noch einen ZehnPunkte-Unterschied. Alois Wögerbauer (Platz 1 / 53,75 Punkte) von der 3 Banken Generali Investment schafft es dennoch, seinen TrackRecord im goldenen Ranking fortzusetzen und sonnt sich zum vierten Mal auf dem Platz an der Sonne. Für ihn ist Cash derzeit keine Option, da die KAG viele sortenreine Produkte hat. „Wir finden mittlerweile Unternehmensanleihen sehr interessant. 3,5 Prozent Rendite bei fünf bis sechs Jahren Laufzeit, ich hätte nicht geglaubt, dass wir das sehen“, sagt Alois Wögerbauer. Ihm auf den Fersen ist Andreas Wosol (52,61 Punkte), Aktienchef bei Amundi Austria, der auf langfristige Opportunitäten im gefallenen Aktienmarkt aus ist. Dritter im Bunde ist Wolfgang Matejka (51,74 Punkte) von Matejka & Partner Asset Management, der Cash als wichtigen Trigger bei „Entspannungsinvestitionen“ hält. Gesetzt sind bei ihm Energie, Transport, Pharma. „Der Rest ist eine Frage des Timings, und das gibt die Gas-Gemengelage vor“, meint Wolfgang Matejka. Die ersten Drei haben sich also nicht von Stockerlplatz verdrängen lassen, sie gewinnen mit einem Respektabstand zum Teilnehmerfeld. Mit Gabriela Tinti (Platz 4 / 42,50 Punkte) von der Erste Asset Management und Silvia Cova (Platz 5 / 40,40 Punkte) von der Zürcher Kantonalbank mischen zwei Fondsmanagerinnen aber weit vorn

68


SEITENBLICKE RANKING

PLATZ

ZULETZT

PUNKTE

NAME

UNTERNEHMEN

1.

(1.)

53,75

TREND

Wögerbauer Alois

3 Banken Generali Investment

2.

(3.)

52,61

Wosol Andreas

Amundi Austria

3.

(2.)

51,74

Matejka Wolfgang

Matejka & Partner Asset Management

4.

(4.)

42,50

Tinti Gabriela

Erste Asset Management

5.

(8.)

40,40

Cova Silvia

Zürcher Kantonalbank

6.

(11.)

38,70

Kober Alfred

Security KAG

7.

(7.)

36,96

Sibrawa Manfred

Amundi Austria

8.

(6.)

35,83

Simbürger Horst

Convertinvest

9.

(5.)

35,42

Neuhold Thomas

Gutmann KAG

10.

(35.)

34,17

Palmetshofer Andreas

3 Banken Generali Investment

11.

(9.)

33,60

Schmitt Günther

Raiffeisen KAG

12.

(13.)

33,20

Polly Eva

Raiffeisen KAG

13.

(14.)

32,50

Willert Leo

ARTS

14.

(23.)

31,60

Leber Hendrik

Masterinvest KAG

15.

(–)

31,43

Prinz Oliver

Schoellerbank AG

16.

(30.)

30,00

Moshuber Jörg

Amundi Austria

17.

(12.)

29,60

Besser Harald

Kathrein Capital Management

18.

(25.)

29,58

Pecha Silvia

Gutmann KAG

19.

(45.)

28,75

Leithenmüller Werner

3 Banken Generali Investment

20.

(18.)

28,70

Kals Doris

Allianz Invest KAG

21.

(26.)

27,83

Rainer Florian

Matejka & Partner Asset Management

22.

(10.)

27,08

Ruttenstorfer Bernhard

Erste Asset Management

23.

(20.)

26,52

Eichhorn Kurt

Kepler Fonds KAG

24.

(41.)

26,25

von Bonin Christoph

LLB Invest KAG

25.

(17.)

25,00

Kober Harald

Erste Asset Management

26.

(34.)

24,78

Stangelberger Christoph

Allianz Invest KAG

27.

(46.)

24,58

Wagner Silvia

LLB Invest KAG

28.

(28.)

24,55

Frauenschuh Jakob

Schoellerbank AG

29.

(47.)

24,29

Düregger Felix

Schoellerbank AG

30.

(39.)

23,91

Hochsam Rene

Security KAG

31.

(44.)

23,75

Klocker Stefan

LLB Invest KAG

32.

(33.)

23,48

Zeitlhofer Reinhold

Kepler Fonds KAG

33.

(15.)

23,04

Schardax Franz

Iqam Invest

34.

(37.)

22,80

Huber Michael

Raiffeisen KAG

35.

(50.)

22,61

Seitinger Martin

Security KAG

36.

(27.)

22,08

Egger Thomas

Macquarie Investment Management Austria KAG

37.

(19.)

21,74

Kuzmanoski Anton

Allianz Invest KAG

38.

(22.)

21,67

Hansmann Clemens

Gutmann KAG

39.

(–)

21,30

Pawelka Marina

Kepler Fonds KAG

40.

(–)

21,25

Huber Otmar

Iqam Invest

41.

(38.)

20,83

Otta Andrea

Kathrein Capital Management

42.

(36.)

20,80

Stadler Josef

Kathrein Capital Management

43.

(32.)

20,48

Spittaler Bernhard

Schoellerbank Invest AG

44.

(16.)

20,43

Ulbing Birgit

Matejka & Partner Asset Management

45.

(29.)

20,42

Löwenthal Stefan

Macquarie Investment Management Austria KAG

46.

(48.)

19,52

Dürnberger Gertraud

Schoellerbank Invest AG

47.

(49.)

19,13

Eckart Christoph

Impact Asset Management

48.

(–)

18,57

Adrian Alexander

Schoellerbank Invest AG

49.

(42.)

18,26

Böger Andreas

Impact Asset Management

50.

(43.)

18,26

Sperch Nicole

Impact Asset Management *BEI PUNKTEGLEICHHEIT ZÄHLT DIE HÖCHSTE EINZELBEWERTUNG; **NICHT MEHR IM UNTERNEHMEN TÄTIG

69


SEITENBLICKE RANKING

DIE AUFSTEIGER PLATZ ZULETZT NAME

UNTERNEHMEN

19.

(45.) Leithenmüller Werner

3 Banken Generali Investment

10.

(35.) Palmetshofer Andreas

3 Banken Generali Investment

27.

(46.) Wagner Silvia

LLB Invest KAG

29.

(47.) Düregger Felix

Schoellerbank AG

24.

(41.) von Bonin Christoph

LLB Invest KAG

mit. Eva Polly (Platz 12 / 33,20 Punkte) schafft es als dritte Fondsmanagerin unter die ersten 15, in einer Branche, die weiterhin sehr männlich dominiert ist.

Aufsteiger unter sich Einen weiten Satz nach vorn machen Andreas Palmetshofer (Platz 10 / 34,17 Punkte) und Werner Leithenmüller (Platz 19 / 28,75 Punkte) von der 3 Banken Generali Investment, die sich um 25 respektive 26 Plätze verbessern. Alfred Kober (38,70 Punkte) von der Security KAG schafft es nach Platz elf heuer auf den sechsten Platz. Der höchste Neueinsteiger ist Oliver Prinz (31,43 Punkte) auf Platz 15 von der Schoellerbank AG. Alois Wögerbauer und Wolfgang Matejka bekamen von ihren Peers drei Mal die Höchstbewertung von zehn Punkten, Andreas Wosol und Andreas Palmetshofer nehmen zwei Mal zehn Punkte mit. Auch die Namen einzelner Fondsgesellschaften haben sich seit dem letzten Ranking 2020 verändert. So wurde aus der C-Quadrat Asset Management die Impact Asset Management, die Deka Bank übernahm im Herbst 2020 die Spängler Iqam Invest, die nun Iqam Invest heißt. Neuer Name, neues Glück. Und hoffentlich ein gutes Händchen bei der Veranlagung der Kundenmillionen.

DIE BEWERTUNGSKRITERIEN Das Ranking wird nach qualitativen Methoden in einem einstufigen Scoringmodell (Peergroup-­Bewertung) ermittelt. Die nominierten Kandidaten konnten einander ­gegenseitig bewerten. Das Ergebnis des Rankings wurde mit dem Mittelwert aller ­Bewertungen berechnet und in Prozent umgewandelt. Eine Person kann maximal eine Bewertung von 100 Prozent erreichen. Bei Punktegleichheit zweier oder ­mehrerer Personen entscheidet die höchste Einzelbewertung. Die Kandidaten konnten keine Bewertung für sich selbst oder Konzernkollegen abgeben.

70


© APA-Picturedesk, Anna Huber

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360 GRAD. 365 TAGE. PRO KAPITALMARKT! Die Wirtschaftswissenschaften belegen, dass ein gesunder Finanzsektor ein wichtiger Faktor für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum einer Volkswirtschaft ist. Ein handlungsfähiger Kapitalmarkt generiert Einkommen, Beschäftigung und Wohlstand in Österreich. Deshalb setzen sich diese Unternehmen dafür ein.


FINANZPLATZ INFLATION

#KAUFKRAFT

HOHE INFLATION

Duo. Frankreichs Staatspräsident Francois Mitterrand und Deutschlands Bundeskanzler Helmut Kohl verband eine Freundschaft.

© BONN-SEQUENZ/SZ-PHOTO/PICTUREDESK.COM

DIE WAHREN VERANTWORTLICHEN

72


FINANZPLATZ INFLATION

Die Inflation im Euroraum steigt rasant. Die Verantwortlichen um Notenbankchefin Christine Lagrade schieben die Entwicklung auf steigende ­Energiepreise und die Auswirkungen der Pandemie. In Wahrheit aber haben sie selbst zur galoppierenden Geldentwertung beigetragen. TEXT OLIVER STOCK

E

in Deal, dazu ein Vertrag, der das

Politiker braucht, der dank seiner Wohl-

Länder aus eigener Kraft nicht mehr he-

Papier nicht wert ist, auf dem

taten gewählt werden will. Mitterands

rausfanden, weswegen der damalige ita-

er steht, und Politiker, die sich

Kalkül ging auf. Kohls Hoffnung, durch

lienische EZB-Präsident Mario Draghi im

scheuen, unpopuläre Entscheidungen

die formale Unabhängigkeit und den Sitz

Jahr 2012 sein berühmtes „What ever it

zu treffen – das sind die Gründe für die

in Deutschland genug für eine EZB ge-

takes“ schmallippig verkündete. Es be-

galoppierende Inflation. Diese Geburts-

tan zu haben, die die Geldwertstabilität

deutete in letzter Konsequenz, dass die

fehler des Euro, verbunden mit den Aus-

als oberstes Ziel verfolgen sollte, erfüllte

EZB so lange Euro­scheine drucken wer-

wirkungen der weltweiten Pandemie

sich dagegen nicht.

de, bis alle in der Lage wären, ihre Schul-

und einem Krieg, der die Energiepreise

Stattdessen geriet die EZB zwischen

den im Griff zu haben. Das „What ever it

explodieren lässt, ist der Cocktail, der die

die Mühlen der Politik der Nationalstaa-

takes“, zu dem sich Draghi der Euroret-

Inflation gedeihen lässt. Trippelschrit-

ten: Hier die Länder vornehmlich im Sü-

tung wegen bekannte, war damals die Er-

te der Europäischen Zentralbank (EZB),

den Europas, die es gewohnt waren, ihre

lösung. Aus heutiger Sicht ist es der Ur-

die die Zinsen nun erhöhen will, um die

Schulden wegzuinflationieren, und da die

sprung einer galoppierenden Inflation.

Inflation einzudämmen, werden nicht

Länder, vor allem im Norden, die bemüht

Denn die Geldmenge in Europa erhöh-

ausreichen, um sie zu stoppen.

waren, Haushalte so weit im Griff zu ha-

te sich sprunghaft. Sie hat sich seit der

ben, dass Schulden finanzierbar blieben.

Schuldenkrise auf rund 8,8 Billionen Euro

Männerfreundschaft

Weil klar war, dass beide Systeme nicht

versiebenfacht. Nur ein kleiner Teil da-

Der Deal war einer, den die Väter des

unter einen Hut beziehungsweise in eine

von ist aufgrund des Wirtschaftswachs-

Euro, der französische Staatspräsident

Währung passten, erfanden die Mit-

tums im Euroraum gerechtfertigt. Der

Francois Mitterand und der deutsche

gliedsstaaten des Euro die EU-Konver-

Rest kommt aus der Notenpresse und hat

Kanzler Helmut Kohl, in einer Art Män-

genzkriterien und schrieben sie 1992 in

zu einer Inflation bei den meisten Anla-

nerfreundschaft einfädelten. Das ging

den Maastricht-Vertrag. Der besagt un-

geklassen geführt: erst bei den Immobili-

so: Die Hüterin des Euro, die EZB, sitzt in

ter anderem, dass der staatliche Schul-

en, dann bei den Aktien und zuletzt auch

Frankfurt und ist auf dem Papier unab-

denstand nicht mehr als 60 Prozent des

bei den Rohstoffen. Die Nachfrage stieg

hängig. Das setzte Kohl durch. Aber ihr

Bruttoinlandsprodukts

darf.

sprunghaft, das viele Geld musste ir-

Chef oder ihre Chefin durfte schon da-

Dieses Kriterium wird seit dem Inkraft-

gendwohin. Als jedoch mit der Pandemie

mals kein Deutscher oder keine Deut-

treten ständig gebrochen.

die Angebote drastisch knapper wurden,

betragen

sche sein. Das ist bis heute nicht anders,

Ein unterschiedlicher Umgang mit

und das setzte Mitterand durch. Denn die

Schulden führt in einem gemeinsamen

Deutschen, das wusste der französische

Währungsraum zu Spannungen, weil ir-

Was dann passierte, hätte eine auf

Staatspräsident, haben eine Abneigung

gendwann die Reichen für die Armen

Preisstabilität verpflichtete EZB niemals

gegen Inflation, obwohl sie es ist, die das

aufkommen müssen. Die Schuldenkri-

entscheiden dürfen: Aus dem „Zwei-

Schuldenmachen erleichtert, was jeder

se im Euroraum war geboren, aus der die

Prozent-Inflationsziel“ machte die EZB

73

stiegen die Verbraucherpreise und mit einem Mal wurde die Inflation sichtbar.


Ratlos. EZB-Präsidentin Christine Lagarde muss die Inflation in den Griff bekommen. Zag­hafte Zinserhöhungen sind ihre Antwort.

8,7

Prozent betrug laut Statistik Austria die Inflation in Österreich im Juni 2022. Das Wifo rechnet in seiner Inflationsprognose vom Juni für 2022 mit 7,8 Prozent Inflation, für 2023 mit 5,3 Prozent, das IHS mit 7,4 und 4,7 Prozent.

erst einen „Zielkorridor“ von zwei Pro-

dungen ebenfalls von Klimaschutzzielen

Präsident Jimmy Carter setzte als seine

zent und dann ein „Symmetrisches Infla-

treiben zu lassen. Dass damit ihr einziger

letzte Reserve den knallharten Ökono-

tionsziel“ von zwei Prozent, was am Ende

Auftrag, nämlich Geldwertstabilität zu

men Paul Volcker an die Spitze der Zen-

so viel heißt wie: Es genügt ein paar Jahre

garantieren, unter die Räder kam, nahm

tralbank. Dieser erhöhte als eine sei-

unter zwei Prozent zu sein, dann sind ein

die EZB hin.

ner ersten Amtshandlungen die Zinsen

paar Jahre drüber nicht so schlimm. Dass

Seitdem sind milliardenschwere Co-

drastisch auf bis zu 20 Prozent. Die In-

Inflation zu exponentiellem Wachstum

rona-Wiederaufbau-Programme auf den

flation, die damals bis zu 15 Prozent be-

neigt und wie ein durchgehendes Pferd

Weg gebracht worden. Das Hochfahren

tragen hatte, brach sofort in sich zusam-

vom gemächlichen Schritt plötzlich in

der Militärausgaben und eine Subventi-

men. Die USA allerdings schlitterten in

den Galopp verfallen kann, war den EZB-

on der Energiepreise, führen zu weiteren

eine Rezession, die am Ende auch Jimmy

Entscheidern zunächst um Draghi und

milliardenschweren Belastungen, die so

Charter hinwegfegte. Zu diesem Schritt

dann um seine französische Nachfolgerin

lange finanzierbar sind, wie die EZB die

kann sich in Europa bislang noch nie-

Christine Lagarde egal.

Zinsen niedrig hält – aber damit der Infla-

mand entschließen.

tion freien Lauf gewährt. Die überschau-

Zweiter Verrat

baren Zinsschritte, die Lagarde jetzt an-

% MEINE RENDITE

Der zweite Verrat an der Preisstabili-

gekündigt hat, sind der Kompromiss in

Die Inflation galoppiert. Die EZB kann

tät folgte auf dem Fuße: Als die EU un-

einem Dilemma, wo es in Wahrheit im-

sie nicht eindämmen, weil eine massive

ter Führung ihrer Präsidentin Ursula von

mer nur zwei schlechte Lösungen gibt.

Zinserhöhung einige Euroländer in die

der Leyen den Green Deal ausrief und da-

Inflationsraten wie sie der Euroraum

Pleite treiben würde. Der Euro wird des-

mit dem Ziel der Klimaneutralität oberste

und auch die USA jetzt erleben, gab es zu-

wegen weiter an Wert verlieren und da-

Priorität einräumte, beschloss der EZB-

letzt Ende der Siebzigerjahre des vergan-

mit Konflikte unter den Euro-Mitglied-

Rat im Juli 2021, sich bei seinen Entschei-

genen Jahrhunderts. Der damalige US-

staaten auslösen. n

74

© ECB

FINANZPLATZ INFLATION


Dr. Franz Gasselsberger, MBA Generaldirektor Oberbank AG

Wir gratulieren zum Jubiläum.

Die Welt verändert sich schnell. Umso bedeutender ist jener Erfolg, der selbst in bewegten Zeiten Bestand hat. Die Oberbank gratuliert zur 50. Ausgabe „DER BÖRSIANER“ und wünscht das Beste für eine erfolgreiche Zukunft.


FINANZPLATZ ARBEITSMARKT

#WACHSTUM

Techniker. Die Porr AG hat 550 ­offene Stellen.

REZEPTE GEGEN PERSONALMANGEL Wenn sich Spitzenpolitiker, Diploma-

Der Arbeitsmarkt wird für

reich ob des Arbeitskräftemangels viel-

ten, die wichtigsten Kunden, Aufsichts-

die heimischen Unternehmen

leicht bereits am Ende ihres Wachstums

räte und Vorstandsmitglieder an einem Ort versammeln, kann das für ein Un-

zur Wachstumsbremse, sie

ternehmen nur ein historisch wichti-

finden keine Mitarbeiter.

ger Tag sein. Der 17. Juni 2022 war so ein Tag für die FACC AG, den oberöster-

Wie kann dieses Problem

reichischen Luftfahrtzulieferer, als er

gelöst werden? Der Börsianer

sein neuestes Werk eröffnete. Der Ort

hat Personalchefs nach

des Geschehens war die Stadt Jakovlje in Kroatien. Der österreichische Markt

Rezepten aus der Praxis

sei gesättigt, es gebe keine Arbeitskräf-

gefragt und eine Umfrage

te für das Werk. Deshalb wird vermehrt

unter ATX-Konzernen

im Ausland investiert. Aktuell sucht das Unternehmen 200 Arbeitskräfte. Dieses

gestartet.

Beispiel ist ein Sinnbild für viele österreichische Unternehmen, die in Öster-

angelangt sind.

Viele Jobs, wenig Arbeitslose In einer exklusiv vom Börsianer erho­ benen Umfrage stellte sich heraus, dass die 38 im ATX-Prime-Index an der Wiener Börse gelisteten Konzerne aktuell fast 8.600 Arbeitskräfte suchen. Die Strabag SE sucht mit 3.500 Ausschreibungen die meisten Mitarbeiter. Darauf folgt die AT&S AG mit 669 Ausschreibungen sowie die Österreichische Post AG, die 650 Kollegen sucht. „Wir haben aktuell die niedrigsten Arbeitslosenzah-

TEXT JAKOB DUMFARTH

76

len seit 2012 und einen Allzeitbeschäf-


FINANZPLATZ ARBEITSMARKT

„Wir finden uns heute in einem ­Bewerbermarkt wieder.“

„Es handelt sich um ein demografisches Problem. “

FRANZ NIGL

MARTINA AUER-KLASS

holen, weil sich in den zentraleuropä­

ce haben. Auch Employer-Branding ge-

ischen Ländern keine Leute finden las-

winnt eine immer größere Bedeutung,

sen. Aktuell sind bei der Porr AG mehr

um sich am kompetitiven Bewerber-

als 400 Stellen ausgeschrieben. Ihr Kol-

markt behaupten zu können. Die Porr

lege von der Österreichischen Post AG,

AG investierte in einen neuen Arbeit­

HR-Chef Franz Nigl, hat die aktuel-

geberauftritt und arbeitete eine Kampa­

le Situation nicht erwartet: „Früher gab

gne aus. Auf der bei Jugendlichen belieb-

es einen so großen Arbeitsmarkt, wir

ten Social-Media-Plattform Tiktok wer-

konnten uns aus der Übermenge an Be-

den die Tätigkeiten während einer Lehre

werbern die besten aussuchen. Seit Co-

bei der Porr AG von echten Mitarbeitern

rona finden wir uns in einem Bewer-

gezeigt.

bermarkt wieder, die Lage hat sich ge-

Neue Rahmenbedingungen

dreht.“

© PORR

Teresa Waidmann, Expertin für Arbeits-

Innovative Lösungen sind gefragt

recht bei Schönherr Rechtsanwälte,

Die Lösung sei, die Fachkräfte in den

sieht bislang oftmals tabuisierte Vor-

eigenen Reihen auszubilden und diese

schläge im Kommen: „Von der Vier-Ta-

durch eine angenehme Unternehmens-

ge-Woche bis zum unbegrenzten Urlaub

kultur zu binden, wirft der Personalchef

für Mitarbeiter liegen viele Ideen auf

der Erste Group Bank AG, Adriano Bru-

dem Tisch. Besonders junge und auf-

no, ein. „Wenn es zum Beispiel pro Jahr

strebende Start-ups trauen sich, diese

200 für uns von der Studienrichtung re-

aufzugreifen.“

levante TU-Absolventen gibt, würden

Angesprochen auf die Wünsche an die

wir sie alle mit offenen Armen empfan-

Politik (Seite 84), kommen die Personal-

tigungsrekord. Gleichzeitig sind alleine

gen, da wir sie in der IT brauchen. Das

chefs aus dem Redefluss fast nicht mehr

beim AMS mehr als 138.000 offene Stel-

Problem ist, dass wir nicht das einzige

heraus. „Wir brauchen vereinfachte

len österreichweit gemeldet. Das bedeu-

Unternehmen sind, das sich bei den Ab-

grenzübergreifende Möglichkeiten für

tet, wir können mit dem aktuellen An-

solventen bewirbt, jeder braucht sie“,

Arbeitsverträge. Wie können wir Kolle-

gebot an Arbeitskräften die Nachfrage

sagt Bruno. Der IT-Bereich ist inklusive

gen aus Ungarn oder Tschechien bei uns

nicht vollständig decken“, bewertet Ar-

Data-Science bei den Banken ein großes

unkompliziert beschäftigen? Durchläs-

beitsminister Martin Kocher gegenüber

Thema. Immer mehr Daten werden an-

sige Arbeitsformen bezüglich Sozial-

dem Börsianer den aktuellen Markt.

gesammelt, die ausgewertet und aus de-

leistungen und Steuerausgleich auf eu-

nen Schlüsse gezogen werden müssen.

ropäischer Ebene wären die Lösungen,

Die Personalchefin der Porr AG, Martina Auer-Klass, hat eine Erklärung pa-

Im Gegensatz dazu setzt die Öster-

damit keine politischen Grenzen gesetzt

rat: „Aufgrund der demografischen Ent-

reichische Post AG auf Randgruppen,

werden“, so Bruno von der Erste Group

wicklung gibt es immer weniger arbeits-

die sonst keine allzu große Beachtung

Bank AG, die in sechs Ländern in Osteu-

fähige Personen. Dieses Problem lässt

am Arbeitsmarkt finden. „Wir eröffnen

ropa Niederlassungen hat. Auch inner-

sich – bei dem aktuellen Bedarf an Ar-

Gehörlosen, Menschen über 50, Asyl-

halb Österreichs brauche es umfassende

beitskräften – schlichtweg mathema-

werbern und ausgeschiedenen Soldaten

Programme für Requalifizierungen und

tisch nicht lösen.“ Sie müsse bereits

Karrierechancen bei uns“, erklärt Nigl.

eine Aufwertung der Lehre, so Auer-

Fachkräfte aus Indien nach Rumänien

Jeder, der arbeiten will, soll eine Chan-

Klass von der Porr AG: „Viele Eltern wol-

77


FINANZPLATZ ARBEITSMARKT

#JOBS OFFENE STELLEN IN ÖSTERREICH IM ATX-PRIME Unternehmen

Offene Stellen

Strabag SE

3.500

AT & S AG

669

Österreichische Post AG

650

Porr AG

550

Voestalpine AG

400

Palfinger AG

300

Vienna Insurance Group AG

300

Pierer Moblity AG

250

Erste Group Bank AG

200 200

FACC AG

QUELLE: „BÖRSIANER“

„Es braucht durchlässige Arbeits­ formen auf europä­ ischer Ebene.“

„Arbeitnehmer wünschen sich immer mehr Flexibilität im Berufsalltag.“

ADRIANO BRUNO

TERESA WAIDMANN

len, dass ihre Kinder studieren. Die Leh-

beitsmarktes, um der demografischen

re muss als gleichwertig der akademi-

Entwicklung entgegenzuwirken und be-

schen Ausbildung angesehen werden.“

stimmte Berufsfelder zu attraktiveren. Ob der vielschichtigen, umfassenden

Imagepolitur

Maßnahmen benötigt es einen natio-

Nigl möchte generell das Image einer

nalen Schulterschluss aller Beteiligten:

Fachkraft aufwerten. Es gebe immer wie-

Unternehmen, Politik und Gesellschaft.

der Mitarbeiter, die die Laufbahn als Ex-

Damit es auch eines Tages wieder ge-

perte beenden, um in eine Management-

nug Arbeitskräfte gibt, um in Österreich

funktion zu kommen, weil Letztere hö-

neue Werke zu eröffnen.

here gesellschaftliche Anerkennung ge-

Suchprofil. Bei der Österreichischen Post fehlen 650 Mitarbeiter, die Suche gestaltet sich schwierig.

% MEINE RENDITE

Fachkraft eine ungeeignete Führungs-

nem Wendepunkt stehen. Während sich

Ideen überlegen, um sich im Wettbe-

kraft wird“, so der Personalchef. Arbeits-

früher der Bewerber beim Unternehmen

werb um Mitarbeiter behaupten zu kön-

minister Kocher sieht Handlungsbedarf

bewerben musste, muss sich heute das

nen. Die Bandbreite reicht von neuen

an vier wesentlichen Punkten: Die Qua-

Unternehmen beim Bewerber bewer-

Formen des Recruitings über neue Arten

lifizierung und Vermittlung von Arbeits-

ben. Dafür bedarf es innovativer Ideen

des Employer-Brandings bis zu neuen

suchenden, die Zuwanderung qualifizier-

der Konzerne, damit sich diese das Image

Regelungen im Arbeitsalltag. Der Be-

ter Arbeitskräfte aus Drittstaaten, die Er-

eines attraktiven Arbeitgebers aufbauen

werber hat eine überlegene Verhand-

höhung der Teilzeitbeschäftigungsquote

können.

lungsposition und wird sich für das aus

nießt. „Für mich gibt es nichts Schlimmeres, als wenn aus einer qualifizierten

sowie die Attraktivierung der Lehre. Es

Auf der anderen Seite braucht es

zeigt sich, dass die Unternehmen an ei-

strukturelle Reformen innerhalb des Ar-

78

Unternehmen müssen sich innovative

seiner Sicht attraktivste Unternehmen entscheiden. n


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#GESPRÄCH

VITA MATTHIAS WABL Managing Partner, Theseus Advisers 20 Jahre war er im Finanzjournalismus, die meisten davon als Redakteur bei der Nachrichtenagentur Bloomberg. 2022 hat der Tennis-Fan und Freund der Berge (45) gemeinsam mit zwei Mitstreitern die Agentur Theseus Advisers für Finanzmarktkommunikation gegründet.

VITA NIKO JILCH Finanzjournalist Bis 2019 war er Wirtschaftsredakteur bei der „Presse“. Nach einer Zwischenstation beim Thinktank Agenda ­Austria ist der Hobbyskifahrer (39) seit 2022 selbstständiger ­Finanzjournalist, Vortragender und Moderator. In jüngster Zeit begeistern ihn auch Waldspaziergänge mit seinen Kindern.


FINANZPLATZ BITCOIN

KRYPTO: HYPE ODER HERO Haben Bitcoin und Co eine langfristige Zukunft als etablierte Zahlungsmittel? Der Börsianer hat zwei langjährige Finanzjournalisten zum Streitgespräch gebeten. INTERVIEW DOMINIK HOJAS, THOMAS MÜLLER FOTOS STEFAN BURGHART

N

iko Jilch und Matthias Wabl ha-

18 Jahren und zwei ältere über Bitcoin re-

spiele gar nicht reden. Ich habe selbst

ben eines gemeinsam: Sie wa-

den. Sie wollen das Haus der Großmutter

damals noch bei der „Presse“ den Op-

ren Finanzjournalisten bei gro-

verpfänden, um Bitcoin zu kaufen, und

tioment-Skandal recherchiert. Das hat

ßen Medienhäusern und haben sich un-

rechnen sich aus, dass sie damit 3.000

mich selbst von Bitcoin wieder etwas

längst selbstständig gemacht. Beim The-

Euro pro Monat Gewinn machen können.

abgeturnt. Aber: Solche Machenschaf-

ma Kryptowährungen haben die Ge-

Ein Teil davon soll das Studium des jun-

ten gäbe es auch, wenn es Bitcoin nicht

meinsamkeiten bald ein Ende. Jilch ist als

gen Mannes finanzieren. Die zweite Ge-

gäbe. Bitcoin ist die Folge einer eskalier-

Podcaster bereits tief in das Bitcoin-Uni-

schichte hat ein Freund vor kurzem er-

ten Geldpolitik, die nichts mehr mit der

versum eingetaucht, Wabl ist von der Idee

zählt. Seine Enkelin ist Studentin und

Realität zu tun hat, und es ist eine mög-

eines selbstregulierenden, vom Staat

hat ein Angebot bekommen, nach Dubai

liche Antwort. Und zwar ausschließlich

entkoppelten Geldes nicht überzeugt.

zu einer Fortbildung zu fliegen, bei der es

Bitcoin. Bei den anderen Kryptos fängt

Das Börsianer-Magazin hat beide anläss-

um Trading und Investment geht. Es ging

die Skepsis schon an. Die Unterschei-

lich des jüngsten Bitcoin-Crashes – der

um dubiose Sparpläne mit Krypto, die

dung zwischen Bitcoin und Kryptowäh-

Kurs ist seit Jahresbeginn um 56 Prozent

promotet werden sollen, als Alternative

rungen allgemein ist mir wichtig.

gefallen – in einen Schanigarten im ers-

zum Sparbuch. Ich sehe das als Auswir-

Wabl: Ist Bitcoin für dich eine Reser-

ten Bezirk von Wien eingeladen. Bezahlt

kung des Bitcoin-Hypes, wenn die breite

vewährung, die Transaktionen weltweit

wurde dann aber in Euro.

Bevölkerung in Investments geht, die sie

besser abbildet, oder auch ein investier-

nicht versteht. Dann wird es Zeit, dass die

bares Asset, das seinen Wert steigern

Bitte um Ihre Einstiegsstatements zum The-

Regulatoren und die Politik einschreiten.

und Wohlstand generieren soll? Beim

ma Krypto. – Matthias Wabl: Dazu möchte

Niko Jilch: Ich glaube, dass Matthi-

Ersten bin ich durchaus dafür, her da-

ich zu Beginn zwei Anekdoten erzählen,

as völlig recht hat. Sind wir jetzt fer-

mit! Beim Zweiten sehe ich das bei Bit-

die ich beobachtet habe. Die erste spielt

tig? (lacht) Ich finde es sogar super, dass

coin nicht.

vor zwei Jahren in der Obersteiermark

du diese Themen ansprichst, denn die

Jilch: Ich verstehe nicht, wie du das

in einer Schlosstaverne. Am Nebentisch

meisten aus der Finanzindustrie wollen

nicht sehen kannst. Jetzt kostet ein Bit-

höre ich, wie ein junger Mann von etwa

über diese üblen Abzocker-Pyramiden-

coin 20.000 Euro, vor 13 Jahren null.

81


FINANZPLATZ BITCOIN

durchsetzen wird. Und ich glaube nicht, dass so ein System mit dem globalen Po-

„System ist mit dem globalen Powerplay der Staaten in der Realität nicht kompatibel.“

werplay der Staaten in der Realität kompatibel ist. Jilch: Ich denke, der Prozess ist viel interessanter, als jetzt zwei Systeme als Entweder-oder zu sehen. Das Finanzsystem hat jetzt genauso kein Regulativ, keine Checks and Balances. Es wird einfach gemacht.

MATTHIAS WABL

Wabl: Mit so einer Volatilität wie jetzt wirst du aber nie das Vertrauen in Bitcoin

Jilch: Du kannst Transaktion und Wert

gewinnen können, das man braucht, um

nicht voneinander trennen, höchstens

ein weltweites Zahlungssystem zu eta-

theoretisch.

blieren. Jilch: Das ist lustig, denn ich bewege

Sie haben sich lange mit Bitcoin beschäf-

mich in einer Welt von Leuten, die das

tigt und dann Ihre Meinung geändert. Wo

nicht einmal mehr registrieren, wenn

war der Punkt, der Sie überzeugt hat? –

der Kurs von 69.000 auf 19.000 Euro fällt.

Jilch: 2020 nach dem Corona-Crash habe ich alles verkauft und dachte, das war’s

Spekulation. Mit der Volatilität wie jetzt wirst du nie das Vertrauen in Bitcoin gewinnen können, sagt Wabl.

Wabl: Das qualifiziert aber nicht gerade für ein Zahlungsmittel.

jetzt. Und dann ist das Ding zurückge-

Jilch: Wir reden hier von einer Adapti-

kommen mit einer Geschwindigkeit, wo

onsphase einer neuen Technologie, und

ich mir dachte, das gibt es ja nicht! Da

diese Technologie ist Geld. Das passiert

wollte ich es mir zum letzten Mal noch

nicht von einem Tag auf den anderen.

Grundsätzlich halte ich es aber für

einmal genauer ansehen. Ich war aber

Das Risikoprofil ist jetzt bei 20.000 Euro

falsch, wenn man möglichst viel Geld aus

immer schon daran interessiert, weil ich

besser als es bei 1.000 war, weil das Sys-

dem System ziehen will. Man sollte Bit-

der Meinung bin, dass das Geldsystem,

tem gezeigt hat, dass es überleben kann.

coin viel mehr als Geld sehen, bei dem es

wie wir es haben, ein Ablaufdatum hat.

In der Welt unserer Kinder oder Enkel

Wabl: Warum?

wird es wieder anders aussehen. Dann

Wabl: Das geht nicht. Solange Bitcoin

Jilch: Weil die exponentiellen Zah-

haben wir eine zusätzliche Assetklasse,

keine allgemein akzeptierte Währung

len irgendwann so hoch werden, dass es

die extrem liquide und jeden Tag unab-

ist, funktioniert das nicht.

nicht mehr funktioniert. 2008 waren es

hängig von den Börsen verfügbar ist.

nicht um schnelle Gewinne geht.

Jilch: Es ist eben ein mentales Mo-

noch 700 Milliarden US-Dollar im Trou-

Wabl: Wäre es nicht einfacher, einen

dell. Was mir wichtig ist: Ich habe mich

bled Asset Relief Program. Heute macht

digitalen US-Dollar oder Euro zu haben

zuerst sieben Jahre mit dem Thema be-

das niemanden mehr nervös, da müssen

mit gleichen oder geringeren Transakti-

schäftigt, bevor ich angefangen habe, es

die Rettungsprogramme in die Trillionen

onskosten? Da wäre durch die Notenban-

ernst zu nehmen. Die Idee eines dezen-

gehen. Bei der nächsten Krise dann noch

ken ein gewisses Regulativ dahinter, und

tralen, staatslosen Geldes hat es bereits

mehr.

es hat 250 Jahre ganz gut funktioniert.

vor Bitcoin gegeben. Der Unterschied ist,

Wabl: Das ist ein entscheidender

Jilch: Das wäre ein Albtraum! Das wäre

dass Satoshi Nakamoto (Pseudonym des

Punkt, dass Bitcoin als Idee gegen das

ein elektronisches Gefängnis, die totale

Bitcoin-Erfinders, Anm.) erkannt hat, dass

vorherrschende System, gegen die bö-

Überwachung. Außerdem ist die techni-

du so ein System nur am Laufen halten

sen Zentralbanken und die Politiker ge-

sche Umsetzung völlig offen.

kannst, wenn es ein wirtschaftliches In-

sehen wird, überspitzt gesagt. Ich kann

centive gibt. Es ist ein sich selbst erhal-

es auch nachvollziehen, dass sich als Re-

tender Organismus.

aktion auf die ausufernde Geldpolitik ein

ein Kritiker der Kryptowelt? – Wabl: In 20

Wabl: Die Geschichte, die weltweit er-

libertäres und anarchistisches System

Jahren Finanzjournalismus habe ich ge-

zählt wird, ist aber, dass man in Bitcoin

entwickelt. Aber, wie du in einem deiner

lernt zu unterscheiden, ob ich etwas nur

investieren soll, weil es nur eine be-

Videos sagst, Bitcoin hat keine Armee,

nicht verstanden habe oder ob es Hum-

stimmte Menge davon gibt und es daher

und ich glaube nicht, dass sich das ohne

bug ist. In diesem Fall konnte mir bisher

mehr wert wird.

gewisse Regulative als Zahlungssystem

niemand erklären, wie so etwas volatiles

82

Herr Wabl waren Sie von Anfang an schon


„Wir reden hier von einer Adaptionsphase einer neuen Technologie.“

Bitcoin-Fan. Es ist ein mentales Modell und ein sich selbst erhaltender Organismus, meint Niko Jilch.

NIKO JILCH

wie Bitcoin als Wertspeicher funktionie-

banken kann man natürlich diskutieren,

Gibt es Argumente, bei denen Sie überein-

ren soll.

aber die Kosten dieser Struktur sind nicht

stimmen? – Wabl: Ich finde, es ist legitim,

Jilch: Wie gesagt, ohne inhärenten

so hoch, dass ich hier ein Problem sehe.

dass es ein alternatives System gibt und

Wert funktioniert auch das Zahlungs-

Grundsätzlich ist es schon so, dass die

die Regulatoren überlegen müssen, ob

mittel nicht.

Regulatoren versuchen, allen ein wirt-

sie wirklich alles richtig machen. So eine

schaftliches Leben möglich zu machen.

Art Wettbewerb ist sinnvoll.

Ein Kritikpunkt bei Bitcoin ist auch der hohe

Im Anarchismus sind jene im Vorteil, die

Jilch: Das ist super, darum geht’s mir

Energieverbrauch bei der Herstellung. Nicht

mehr Kapital oder mehr Wissen haben.

ja auch! Es muss jetzt keinen großen Ge-

zu sprechen von der intellektuellen Arbeit

Die Regulatoren sind für jene da, die sich

genentwurf geben. Ich hätte auch lieber,

und Lebenszeit, die in diese Idee investiert

selbst nicht schützen können.

dass wir unsere aktuellen Strukturen

wurde. Welcher volkswirtschaftliche Nut-

Jilch: Dieser Vertrag wurde mit 2008

zen steht dem gegenüber? – Jilch: Es ist ein

gekündigt. Damals wurde die Inflati-

klarer, strukturierter Gegenentwurf zum

on der Asset-Preise auf dem Rücken der

% MEINE RENDITE

allgegenwärtigen Kollektivismus. Und

breiten Masse in Kauf genommen. Der

Bitcoin ist die Folge einer eskalierten

wenn wir den nicht haben, landen wir in

entscheidende Punkt ist: Die Notenban-

Geldpolitik, die nichts mehr mit der Re-

diesem elektronischen Gefängnis. Es ist

ken wird es weiterhin geben, sie müssen

alität zu tun hat. Vielleicht auch eine Al-

schon fast so etwas wie eine Jugendbe-

nur unter anderen Umständen arbeiten.

ternative zum bestehenden System. Die

wegung.

Es braucht ein Gegengewicht, damit du

hohe Volatilität des Bitcoin-Kurses hat

nicht mehr diese komplette Willkür hast.

Anleger kalt erwischt. n

Wabl: Über die Geldpolitik der Noten-

einfach ein wenig verbessern.

+89,36% SUPERFUND GREEN GOLD

SUPERFUND GREEN GOLD in USD

PERFORMANCE

Zeitraum: 1.1.2019-28.6.2022

+78,08%

28.6.2017 – 28.6.2022

+51,28%

28.6.2019 – 28.6.2022

+1,95%

28.6.2021 – 28.6.2022

+8,20%

28.6.2020 – 28.6.2021

+35,21%

28.6.2019 – 28.6.2020

+9,53%

28.6.2018 – 28.6.2019

+8,72%

28.6.2017 – 28.6.2018

Totalverlust möglich

Risikohinweis: Diese Marketingmitteilung der Superfund Asset Managament GmbH (SAM) dient nicht der Anlageberatung und kann jene keinesfalls ersetzen. Vergangene Performance ist kein Garant für zukünftige Ergebnisse. Die Performance enthält alle Gebühren im Fonds (Gesamtkosten 2021 bis 7,50%) exkl. Agio und Steuern. Ein Agio bis 4,5% verringert die Rendite entsprechend. Ein Investment in Superfund Fonds hat Chancen und Risiken. Verluste von 40-60% können jederzeit eintreten und ein Totalverlust ist möglich. Alle Werte in USD. Superfund Green Gold partizipiert am USD und am Goldpreis. Die Rendite kann durch Währungs- und Goldpreisschwankungen steigen und bis zu Totalverlust fallen. KID/§21 AIFMG-Info sind in Deutsch und der Prospekt in Englisch unter www.superfund.at bei SAM kostenlos verfügbar. Alle Angaben ohne Gewähr. Druckfehler vorbehalten.

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SEITENBLICKE POLITIK

DER ARBEITSMARKT Der heimische Arbeitsmarkt droht zur Wachstumsbremse

Peter Haubner Wirtschaftssprecher ÖVP

für viele Unternehmen zu werden. Der Börsianer hat bei den

Christoph Matznetter Wirtschaftssprecher SPÖ

heimischen Parlamentsparteien nachgefragt, welche Maß-

Wie möchten Sie den Arbeitskräftemangel in

Wie möchten Sie den Arbeitskräftemangel

nahmen und Hilfen es in der

Österreich auflösen? – Die Arbeitsmarkt­

in Österreich auflösen? – Es müssen neue

situation ist eine der größten Herausfor-

Anreize für Lehrlinge, Eltern, aber auch

derungen. Durch Änderungen im Aus-

Betriebe geschaffen werden, um alle von

länderbeschäftigungsgesetz und Nieder-

einer Lehrausbildung zu überzeugen. Das

lassungs- und Aufenthaltsgesetz wird der

Motto „Karriere mit Lehre“ muss wieder

Zugang zum Arbeitsmarkt für Arbeits-

mit Leben gefüllt werden. Niemand ver-

n dem Börsianer exklusiv vorliegen-

kräfte aus Drittstaaten erleichtert sowie

steht, warum die Kosten für einen Berufs-

den Daten ermittelte das Magazin

das Zulassungsverfahren durch Digitali-

schulbesuch nicht vom Staat übernom-

Anfang Juni 2022 die Anzahl der of-

sierung vereinfacht und beschleunigt.

men werden wie bei berufsbildenden hö-

aktuellen Situation braucht. TEXT JAKOB DUMFARTH

I

fenen Stellen von allen 38 im ATX-Prime

heren Schulen auch.

an der Wiener Börse gelisteten Konzer-

Erfüllt

die

Rot-Weiß-Rot-Karte

ihren

nen (Seite 76). Insgesamt wurde ein Ar-

Zweck? – Die Rot-Weiß-Rot-Card ist ein

Erfüllt

beitskräftebedarf von circa 8.600 offenen

wichtiger Schritt zur Attraktivierung des

Zweck? – Menschen aus Drittstaaten zu

Stellen ersichtlich. Besonders betroffen

Standortes Österreich. Dieses Instru-

holen, um sie auszubeuten und heimische

ist die Baubranche, gefolgt von Indus-

ment hilft uns dabei, die richtigen Leu-

Arbeitskräfte noch weiter unter Druck zu

trieunternehmen. Die Agenda Austria

te mit den benötigten Qualifikationen

bringen, ist nicht der richtige Weg. Die

berechnete in ganz Österreich 200.000

zu finden. Eine Weiterentwicklung Rot-

Rot-Weiß-Rot-Karte soll ein Instrument

fehlende Kräfte. Laut dieser Erhebung

Weiß-Rot-Karte bringt eine Beschleuni-

sein, um Spezialisten nach Österreich zu

leiden der Tourismus und die Dienstleis-

gung und Flexibilisierung der Verfahren

holen, die dringend gebraucht werden.

ter besonders. Zur gleichen Zeit gibt es

und mehr Service für die Unternehmen.

Zur Bekämpfung des Fachkräftemangels

aktuell die niedrigsten Arbeitslosenzah-

die

Rot-Weiß-Rot-Karte

ihren

müssen andere Wege gefunden werden.

len seit 2012 und einen Allzeitbeschäf-

Was sollen die Unternehmen in dieser Situ-

tigungsrekord. Ursachen für den Fach-

ation der Fachkräfte-Knappheit machen? –

Was sollen die Unternehmen in dieser Situ-

kräftemangel sieht die ÖVP im demogra-

Die schnellste Maßnahme ist eine Auf-

ation der Fachkräfte-Knappheit machen? –

fischen Wandel, die SPÖ im Versäumnis,

stockung der Saisonkontingente. Das be-

Wir brauchen eine zweite Säule, die Um-

ausreichend Lehrlinge auszubilden, und

trifft auch die Drittstaatkontingente, die

qualifizierung und Weiterbildung for-

in der Bevorzugung billiger Arbeitskräfte

dringend erhöht werden müssen. Lö-

ciert. Dazu zählt die Bildungskarenz für

aus dem Ausland, die FPÖ in der von der

sungsansätze gegen Fachkräftemangel

Arbeiter unter Fortzahlung des Entgelts,

Politik befeuerten Abwertung der Leh-

sind Qualifizierung, Mitarbeiterbindung,

um Hilfsarbeiter zu angelernten Fach-

re, die Grünen meinen, das AMS habe zu

Aktivierung des Arbeitskräftepotenzi-

kräften auszubilden. Viele Unternehmen

sehr auf Vermittlung anstelle von Quali-

als und die internationale Mobilität von

setzen bereits erfolgreich auf Employer-

fizierung gesetzt, und die Neos sehen das

Fachpersonal. Gut ausgebildetes Personal

Branding-Maßnahmen. Ich lege jedem

Problem in der frühen Pensionierung so-

ist der Schlüssel für die Zukunft. Und die

Unternehmer ans Herz, seine Beschäf-

wie im Fehlen einer gezielten Zuwande-

Mitarbeiterzufriedenheit hat einen ho-

tigten so zu behandeln, wie er selbst im

rungspolitik.

hen Stellenwert!

Arbeits­leben gern behandelt würde.

84


SEITENBLICKE POLITIK

WIRD ZUR WACHSTUMSBREMSE Erwin Angerer Wirtschaftssprecher FPÖ

Markus Koza Arbeits- und Sozialsprecher GRÜNE

Gerald Loacker Wirtschaftssprecher NEOS

Wie möchten Sie den Arbeitskräftemangel

Wie möchten Sie den Arbeitskräftemangel in

Wie möchten Sie den Arbeitskräfteman-

in Österreich auflösen? – Es muss erstre-

Österreich auflösen? – Durch den Ausbau

gel in Österreich auflösen? – Österreich

benswert sein, sich zu einem Facharbei-

der Kinderbetreuung und Pflege würden

braucht gezielte Zuwanderungspolitik

ter ausbilden zu lassen. Dazu braucht es

mehr gut ausgebildete Frauen die Chance

mit starkem Fokus auf die qualifizierte

im

unterschiedliche

bekommen, Teilzeit „aufzustocken“. Ein

Fachkräftezuwanderung. Auch bei Sai-

Maßnahmen wie etwa die Abschaffung

erleichterter Zugang zum Arbeitsmarkt

soniers muss die Republik großzügigere

von Prüfungs- und Kursgebühren. Zudem

würde Asylwerber eine Arbeit oder Lehre

Kontingente bieten. Die Kinderbetreu-

sprechen wir uns für eine Lehrabschluss-

ermöglichen. Das AMS müsste noch mehr

ung muss ausgebaut werden, um das El-

prämie in der Höhe von 10.000 Euro aus –

auf finanziell besser abgesicherte, nach-

ternsein und die Arbeit besser unter ei-

davon 5.000 Euro in bar und 5.000 Euro in

haltige Qualifizierung, Weiterbildung und

nen Hut bringen zu können.

Form eines Bildungsschecks zur persön-

berufliche Umorientierung setzen.

Lehrlingsbereich

Erfüllt

lichen Weiterbildung. Erfüllt Erfüllt

die

Rot-Weiß-Rot-Karte

die

Rot-Weiß-Rot-Karte

die

Rot-Weiß-Rot-Karte

ihren

ihren

Zweck? – Solange das Verfahren auf zwei

ihren

Zweck? – Die Rot-Weiß-Rot-Karte wird

Behörden aufgeteilt ist, nämlich AMS

Zweck? – Fachkräften aus Drittstaaten ei-

gerade dahingehend verbessert, den Ar-

und Bezirksverwaltungsbehörde, wird es

nen deutlich leichteren Zugang zu unse-

beitsmarktzugang für Drittstaatsangehö-

immer langsam sein. Dass sich jetzt mit

rem Arbeitsmarkt zu ermöglichen ist der

rige zu erleichtern und Lohndumping zu

der Austrian Business Agency eine dritte

vollkommen falsche Weg. ÖVP und Grüne

verhindern. Saisoniers können künftig

Einheit der Bundesverwaltung um Rot-

gefährden mit diesem verstärkten Schaf-

schneller Stammsaisoniers werden und

Weiß-Rot-Verfahren kümmert, ist eine

fen von Abhängigkeiten gegenüber dem

erhalten in der Folge einen leichteren Zu-

veritable Verschlimmbesserung. Und die

Ausland massiv unseren Wirtschafts-

gang zur Rot-Weiß-Rot-Karte. Arbeitge-

Rot-Weiß-Rot-Karte für Lehrlinge, die

standort. Was Österreich wirklich benö-

ber werden sich künftig mehr um Arbeit-

wir schon lange fordern, ist im Geset-

tigt, wäre endlich eine solide Lehrlings-

nehmer bemühen müssen.

zesentwurf noch nicht enthalten.

Was sollen die Unternehmen in dieser Situ-

Was sollen die Unternehmen in dieser Situ-

Was sollen die Unternehmen in dieser Si-

ation der Fachkräfte-Knappheit machen? –

ation der Fachkräfte-Knappheit machen? –

tuation der Fachkräfte-Knappheit ma-

Arbeits- und Einkommensbedingungen

Die Unternehmen müssen so viel ausbil-

chen? – Mit der verstärkten Ausbildung

verbessern, in betriebliche Qualifika­tion

den wie nur möglich. Wer eine Fachkraft

von Lehrlingen in heimischen Betrieben

investieren, Diversity leben, Lehrlinge

braucht, wird wohl drei Lehrlinge ausbil-

kann ein erster Schritt gegen den Fach-

ausbilden, ein attraktives Arbeitsumfeld

den müssen. Außerdem ist die Regierung

arbeitermangel getan werden. Zudem ist

mit planbaren, kürzeren und familien-

gefordert: Bei einer Rekordabgabenquote

die Politik gefordert, die notwendigen

freundlichen Arbeitszeiten anbieten, das

von 44 Prozent, die im Wesentlichen von

Rahmen­bedingungen

sicherzustellen

insbesondere Frauen fördert und selbst-

den Unternehmen und ihren Beschäftig-

und die Facharbeit durch Senkung der

bestimmtes Arbeiten erlaubt. Derartige

ten getragen wird, kosten die Mitarbeiter

Lohn­ nebenkosten aufzuwerten – Leis-

Betriebe haben wenig Probleme, Fach-

zu viel, verdienen aber zu wenig, weil der

tung muss sich wieder lohnen!

arbeiter zu bekommen

Staat zu viel wegschneidet.

und Facharbeiteroffensive.

85


SEITENBLICKE BÖRSENTALK

WIENER BÖRSEPREIS Gesellige Runde, darunter: Harald Hagenauer (Österreichische Post AG), Gerald Mayer (Amag Austria Metall AG), Milena ­Ioveva (Porr AG), Thomas G. Winkler (UBM Development AG) und Michael Spiss.

Die Gewinner aller Kategorien wurden für ein ­gemeinsames Gruppenfoto ­zusammengetrommelt.

WIENER BÖRSE AG WIENER BÖRSE PREIS 14. JUNI 2022 PALAIS NIEDERÖSTERREICH, WIEN

Wiener-Börse-CEO Christoph Boschan mit ­ inanzminister Magnus Brunner und Peter Schneider F (AT&S AG) vor den Toren des Palais Niederösterreich.

Dominik Hojas („Börsianer“) sprach mit Angelika Sommer-Hemetsberger (OeKB) und der Gewinnerin des Nachhaltigkeitspreises, Herta Stockbauer (BKS Bank AG).

Die wichtigste Auszeichnung des österreichischen Kapitalmarkts wurde dieses Jahr im feierlichen Ambiente im Palais Niederösterreich übergeben. Wiener-Börse-CEO Christoph Boschan und das Who’s who der heimischen börsennotierten Unternehmen und Finanzcommunity feierten die Preisträger und nutzten den Abend für einen regen Austausch.

SOMMERFEST RLB OÖ

Endlich wieder Gespräche mit Augenkontakt: Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas ­Stelzer, Finanzminister Magnus Brunner, RLBOÖ-Generaldirektor Heinrich Schaller sowie Unter­nehmer René Benko.

RLB OÖ KUNDENEMPFANG 28. JUNI 2022 REITERPLATTFORM DER ALBERTINA, WIEN

Geschäftsleute unter sich: Amag-Generaldirektor Gerald Mayer, RLB-OÖ-Generaldirektor-Stellvertreterin Michae­la Keplinger-Mitterlehner, RLB-OÖ-General­ direktor Heinrich Schaller.

Rund 1.000 Gäste empfing die RLB OÖ zu ihrem traditionellen Kundenempfang auf der Reiterplattform der Albertina in Wien, der nach zweijähriger Pause wieder stattfand. Die Festgesellschaft setzte sich zusammen aus bekannten Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Sport. Finanzminister Magnus Brunner, Bürgermeister Michael Ludwig, Verbund-CEO Michael Strugl, Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner und Starkoch Toni Mörwald waren unter den Gästen. RLB-OÖ-Vorstand Stefan S­ andberger tauschte sich mit Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner ­aus.

RBI-CEO Johann Strobl mit Raiffeisen-Kollegin RLBOÖ-Generaldirektor-Stellvertreterin Michaela Keplinger-Mitterlehner und LLI-Vorstandssprecher Josef Pröll.

86


SEITENBLICKE BÖRSENTALK

MACHT UNS PUTIN ALLE ÄRMER?

Endlich wieder Live-Events! Auf ein Wiedersehen nach Corona-bedingter Pause stießen Andreas Brunbauer (Hypo Oberösterreich), Alois Wögerbauer (3 Banken Generali Investment), Robert Machtlinger (FACC AG), Dominik Hojas („Börsianer“), Herbert Eibensteiner (Voestalpine AG) und Mike Judith (DNB Asset Management) an.

BÖRSIANER BÖRSIANER ROADSHOW 52 26. APRIL 2022 VOESTALPINE STAHLWELT, LINZ

Philipp Baar-Barenfels (AXA IM Deutschland) holte sich Tipps von Alois Wögerbauer (3 Banken Generali Invest).

Auf der 52. Börsianer Roadshow in der Voestalpine Stahlwelt in Linz stand das Thema „Macht uns Putin alle ärmer?“ zur Diskussion. Investmentexperten ordneten das aktuelle Geschehen aus Anlegersicht ein, FACC-Boss Robert Machtlinger präsentierte die Investmentstory des Luffahrtzulieferers. Neben Gastgeber und Voestalpine-CEO Herbert Eibensteiner lieferten Alois Wögerbauer, Mike Judith und Andreas Brunbauer pointierte Antworten auf die Fragen der rund 50 Teilnehmer. Interessante Gespräch ergaben sich zwischen FACCCEO Robert Machtlinger und Voestalpine-Boss Herbert Eibensteiner.

Ein voller Erfolg war der Abend auch für Peter Huber (KPMG) und Johann Penzenstadler (Carl Spängler).

ZINSWENDE UND IHRE NEBENWIRKUNGEN Das Boxwood-Restaurant war auch dieses Mal bis auf den letzten Platz gefüllt.

Auf dem Podium standen Bruno Ettenauer (S Immo AG), Monika Rosen (ÖsterreichischAmerikanische Gesellschaft), Ingrid Krawarik („Börsianer“), Barbara Kolm (Oesterreichische ­Nationalbank) und Doris Kals (Allianz Invest KAG).

BÖRSIANER 20. BÖRSIANER SALON 21. JUNI 2022 BOXWOOD-RESTAURANT, WIEN

Auch der Schmäh kam nicht zu kurz: Die Redner hatten sichtlich Spaß.

Aus Klagenfurt hat Herta Stockbauer (BKS Bank AG) den Weg zum Salon ­gefunden. Hier im Gespräch mit Waltraud Perndorfer (Privat Bank AG) aus Linz.

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Das Thema des 20. Börsianer Salons hätte aktueller nicht sein können: Zinswende als Zeitenwende. Denn in Anbetracht der momentanen Zinssitua­ tion kommen zu Recht Fragen und Zweifel an den stark fallenden Aktienmärkten auf. Wie sich die Lage entwickeln wird und wie begründet die Sorgen der Anleger sind, beantworteten hochkarätige Speaker auf dem Podium im Boxwood.


SEITENBLICKE MARKTGEFLÜSTER

DIE GANZ GROSSE GIESSKANNE Als Ausgleich für die hohe Inflation öffnet der Finanzminister die Schleusen. Schon jetzt sind 32,7 Milliarden Euro budgetiert. Und es werden weitere Milliarden nachgeschossen, wenn sich die Umfragewerte der ÖVP bis zur Nationalratswahl im Jahr 2024 nicht bessern.

J

ahrzehntelang sank die Zinslast der Republik. Musste der Finanzminister Mitte der 1990er noch

durchschnittlich 3,5 Prozent des Brutto­ inlandsprodukts (BIP) für die Zinsen zahlen, sind es heuer nur noch 0,8 Pro-

Der leidenschaftliche Weinbauer (61) ist seit 23 Jahren Finanz- und Wirtschaftsjournalist. Zu den wichtigsten Stationen­des gebürtigen Deutschen zählen die lang­ jährige Chefredaktion des Magazins „Format“ und das seit 2015 von ihm organisierte Finanzjournalistenforum. Sein Steckenpferd ist die Altersvorsorge. Sich selbst beschreibt der studierte Agrarökonom als chronisch neugierig.

zensgeld für alle kräftig zu erhöhen.

„­Ist es wirklich die Aufgabe des Staates, jedem Bürger die Wohlstandsverluste

zent. Bei einem BIP von geschätzten 434

auszugleichen?“

Milliarden Euro im Jahr 2022 entspricht

MARTIN KWAUKA

das allein heuer einer Zinsersparnis von

VITA MARTIN KWAUKA Finanzjournalist

rund zwölf Milliarden Euro. Wo sind

Schließlich stehen wichtige Wahlen vor der Tür: Heuer ist es noch die Landtagswahl in Tirol, im kommenden Jahr folgen Niederösterreich, Kärnten und Salzburg. Besonders die ÖVP hat viel zu verlieren. Die zahlreichen ParteifinanzierungsAffären drücken die Umfragewerte der Partei in gefährliche Regionen. Jetzt ist Feuer am Dach der ÖVP. Der Finanzmi-

die vielen Milliarden geblieben? Wur-

Milliarden Inflationsausgleich bis zum

nister muss als Brandmeister ausrücken

den sie verwendet, um Schulden abzu-

Jahr 2026. Das Motto lautet: Der Papa

und jedem Wähler ordentlich Geld zu-

bauen oder die Firma Österreich durch

Staat wird’s schon richten, das gehört

stecken.

zielgerichtete Investitionen zukunftsfit

zu seinen Pflichten. Niemand wagt klar

Und da das Gedächtnis der Wähler

zu machen? Zum Beispiel, um die Ener-

zu sagen, dass der Ukraine-Krieg auch

für Wohltaten notorisch schwach ent-

giewende rechtzeitig vorzubereiten und

bei uns zu Wohlstandsverlusten führt.

wickelt ist, werden bald weitere Milli-

Österreich unabhängiger von importier-

Glaubt die Politik wirklich, dass das nie-

arden fließen. Zum Jahreswechsel muss

ter Energie zu machen?

mand versteht?

den Pensionisten nicht nur die Infla­tion

Nein. Die Zinsersparnis – in den ver-

Klar ist, dass der Staat denjenigen

ausgeglichen werden, sondern traditio-

gangenen Jahren insgesamt weit über

unter die Arme greifen muss, für die die

nellerweise noch etwas mehr. Die vielen

100 Milliarden Euro – wurde einfach für

Verteuerung von Einkauf und Heizen ein

vorerst nur heuer budgetierten Einmal-

Wahlgeschenke aller Art verfrühstückt.

echtes Problem ist. Niemand soll frieren,

zahlungen vom Klima- bis zum Anti­

Stattdessen stiegen die Staatschulden

weil die Preise für Gas, Strom und Co ex-

teuerungsbonus werden sicher auch im

von 68 Prozent im Jahr 1995 auf heu-

plodieren. Natürlich ist es auch für alle

Jahr 2023 zum Thema. Und klar ist, dass

er 81 Prozent. Nur kurz galt das Mantra

anderen angenehm, Geld vom Staat zu

der Finanzminister seine Spendierho-

des Nulldefizits. Seit Corona werden die

bekommen. Es stellt sich trotzdem die

sen sicher nicht vor der nächsten Na-

Schleusen wieder geöffnet. Und seitdem

Frage an die zugegebenermaßen ma-

tionalratswahl im Jahr 2024 auszieht.

die Inflation in die Höhe schnellt, gibt es

teriell eher bessergestellten Leser des

Die zusätzlichen Schuldenberge müs-

kein Halten mehr. Im ersten und zwei-

Börsianer: Wer ist nicht in der Lage, die

sen zudem noch deutlich teurer finan-

ten Maßnahmenpaket zum Ausgleich

steigenden Preise ohne staatliche Un-

ziert werden.

der Teuerung werden vier Milliarden

terstützung wegzustecken? Und: Ist es

Zuletzt konnte sich die Republik

Euro ausgeschüttet. Doch das war nur

wirklich die Aufgabe des Staates, jedem

zweieinhalb Jahre lang zu Negativrendi-

der erste Schritt zum Warmlaufen. Im

Bürger die Wohlstandsverluste auszu-

ten verschulden. Aktuell kosten zehn-

dritten Entlastungspaket sind es bereits

gleichen und die Kosten dafür künftigen

jährige Staatsanleihen schon über zwei

28,6 Milliarden. Insgesamt kommt eine

Generationen anzulasten?

Prozent Zinsen. Und die nächste teure

Analyse des Budgetdiensts des Parla-

Natürlich ist es einfacher, die Staats-

Krise kommt bestimmt. Soll dann wie-

ments auf ein Gesamtvolumen von 32,7

schulden für ein kurzfristiges Schmer-

der alles auf Pump finanziert werden? n

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SEITENBLICKE INDEX

IMPRESSUM/SERVICE Chefredakteur/Herausgeber: Dominik Hojas, d.hojas@derboersianer.com Stv. Chefredakteurin (CvD): Ingrid Krawarik, i.krawarik@derboersianer.com

UNTERNEHMEN IN DIESER AUSGABE

Redaktion: Jakob Dumfarth, Christoph Eisele, Antonia Hotter, Christian Höller, Irmgard Kischko, Julia Kistner, Raja Korinek, Martin Kwauka (Chefkommentator), Thomas Müller, Hedwig Schneid, Robert Winter Korrespondenten: Deutschland, Düsseldorf: Oliver Stock Schweiz, Zürich: Daniel Zulauf

FIRMENINDEX

3 Banken Generali Investment

50, 69

KPMG Österreich

59

Airbank

66

LGT Bank AG Österreich

30

Allinace Bernstein

29

LLB Invest KAG

69

37, 57, 69

LLB Österreich

26

Amundi Austria ARTS

69

Matejka & Partner Asset Management

AT&S AG

76

Neos

85

Austrian Anadi Bank AG

52

Nexible

55

Axa Investment Management

36

Oberbank AG

25

Bank für Tirol und Vorarlberg AG

21

Oekostrom AG

Bank Gutmann AG

26

Oesterreichische Nationalbank

Bawag Group AG

58 24, 53

Oliver Wyman

53

BDO Austria

62

Österreichische Hagelversicherung

54

Best in Parking

58

Österreichische Post AG

76

Beyond Meat

34

ÖVP

84

Bitpanda

66

Palfinger AG

21

BKS Bank AG

53

Pictet

56

Capgemini

63

Pierer Mobility AG

Cerha Hempel

64

Porr AG

77

CPI Property Group

60

PWC Österreich

62

CMS Rechtsanwälte

64

Raiffeisen Bank International AG

Convertinvest

69

Raiffeisen Capital Management

37

DAS Rechtsschutz AG

54

Raiffeisen KAG

69

Deloitte

62

Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG

86

DWS

90

Realfinanz

Erste Asset Management Erste Group Bank AG

8, 52

28, 50, 69

29, 69

8, 16, 40, 50

25

S Immo AG

25, 60

Sabine Apfolterer

38

EY Österreich

63

Salus Alpha

40

EZB

73

Savity

57

FACC AG

41, 49, 77

8

Schönherr Rechtsanwälte

77

65

Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG

49

Fidelity International

36

Security KAG

69

Finanzmarktaufsicht (FMA)

24

Speed Connect Austria

17

Flughafen Wien AG

59

SPÖ

84

Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG)

57

Strabag SE

FPÖ

85

Theseus Advisers

Froots

66

Unicredit Bank Austria AG

Getsafe

54

Voestalpine AG

Grüne

85

VP Bank AG

36

Gutmann KAG

69

Wiener Börse AG

86

Hauck & Aufhäuser

49

Wiener Privatbank SE

Immofinanz AG

58

Wiener Städtische Versicherung AG

Institut für Höhere Studien (IHS)

74

Wittgenstein Center

35

Kathrein Privatbank AG

26

Zürcher Kantonalbank

69

Felnner & Wratzfeld

59,76

11, 59, 64, 76 80 17, 21, 40 56

41

89

18, 55

Anzeigenverkauf: Franziska Walde (Leitung), f.walde@derboersianer. com, Miriam Haider, m.haider@derboersianer.com; Christian Mann, c.mann@derboersianer.com; Es gilt die Anzeigenpreisliste 2022 Marketing: Daniela Hieden (Leitung), Lena Stockinger Daten- & Vertriebsservice: Änderungen von Kontaktdaten bitte an service@derboersianer.com adressieren. Verlag/Medieninhaber: Wayne Financial Media GmbH (FN: 399197 f, HG Wien), Geschäftsführer: Dominik Hojas, Bösendorferstraße 4/25, A-1010 Wien, Telefon: +43 (0) 1 920 523 4, Fax: +43 (0) 1 954 4332, E-Mail: office@waynemedia.at, Web: www.waynemedia.at

WAYNE Produktion: Grafik: Martin Jandrisevits, Titanweiß ­Werbeagentur GmbH; Fotos: Dieter Brasch, Stefan Burghart, Barbara Ster, Unternehmen beigestellt; Lektor: Armin Baumgartner; Kursdaten: baha GmbH, Schlusskurse vom 24. 6. 2022, keine Gewähr für die Richtigkeit der Daten; aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezifische Formulierungen. Druckerei/Nachhaltigkeit: Das Magazin wurde nach den Richtlinien des Öster­reichischen Umweltzeichens bei der ­Druckerei Ferdinand Berger und Söhne GmbH (10.000 Stück) auf nachhaltigem Papier (Umschlag: Claro Silk 250 g, Kern: Furioso 100 g) gedruckt.


SEITENBLICKE WELTBLICK

WELTBLICK Die Wirtschaft ist ein globales Geschäft. Ein Blick über die Grenzen der Korrespondenten.

HIMMELFAHRTSKOMMANDO der

Anleger sehen das Ganze nüchterner. Nur

Deutschen Bank DWS hat einen neuen

für zehn Prozent der Deutschen ist Nach-

Chef: Stefan Hoops (links) übernimmt

haltigkeit ein entscheidendes Kriterium

ein Himmelfahrtskommando. Er folgt auf

bei der Geldanlage, lautet das Ergebnis

Asoka Wöhrmann, der über den Vorwurf

einer aktuellen Studie. Der Wunsch nach

stolperte, Anlagen als nachhaltig verkauft

Rendite und Sicherheit dominiere. Stren-

zu haben, die es nicht verdient haben. Der

ge ESG-Regelauslegungen führen dazu,

Neue muss jetzt dieses Thema lösen, dabei

dass sich Anleger eher abwenden, was

hat er das alte Problem: Es fehlen eindeu-

am Ende keinem hilft. Aufsteiger Hoops

tige Vorgaben, was in einen nachhaltigen

wird künftig im Spannungsfeld zwischen

Fonds gehört. Banken arbeiten jede für

Renditeerwartung und Nachhaltigkeits-

sich an Kriterienkatalogen, nachhaltige

anspruch jonglieren. Es dürfte sein hei-

Aktienindizes werden ständig umsortiert.

kelster Posten werden.

DEUTSCHLAND.

OLIVER STOCK Korrespondent Deutschland

Die

Fondstochter

SCHWEIZER WARNSIGNAL FÜR FRANKFURT SCHWEIZ. Während die EZB noch immer

zum Euro Raum gegeben haben. Eben-

mit der Frage hadert, wann sie der Inflati-

so bemerkenswert ist Leitzinserhöhung

on im Euroraum den Kampf ansagen will,

vor dem Hintergrund, dass sich die Teu-

hat die Schweizerische Nationalbank be-

erung in der Schweiz mit aktuell 2,9 Pro-

reits gehandelt. Am 16. Juni setzte sie den

zent weiter unterhalb jener im Euroraum

Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf -0,25

bewegt. Doch Nationalbank-Chef Tho-

Prozent hinauf und stellte weitere Zins-

mas Jordan sagte, dass Preiserhöhungen

erhöhungen in Aussicht. Überraschend

inzwischen auch in der Schweiz rascher

kam der große Zinsschritt nicht nur des-

weitergegeben und akzeptiert würden als

halb, weil die Schweizer den Ausstieg aus

noch vor kurzem und die Zinserhöhung

dem Negativzinsregime einen Monat vor

deshalb keinen Aufschub mehr duldete.

der EZB in Angriff genommen und so ei-

Dieses Warnsignal war für die Euro-Hü-

ner weiteren Aufwertung des Frankens

ter in Frankfurt nicht zu überhören.

DANIEL ZULAUF Korrespondent Schweiz

ZAHLUNGSAUSFALL VON RUSSLAND

HISTORISCHER ZINSSPRUNG IN USA

RUSSLAND. Die Ratingagentur Moody’s hat wegen nicht frist­

USA. Zur Bekämpfung der hohen Inflationsrate erhöht die

gemäß beglichener Schulden bei internationalen Investoren

US-Notenbank Fed ihren Leitzins stark um 0,75 Prozent-

­einen Zahlungsausfall Russlands festgestellt. Russlands Staats-

punkte. Damit liegt er nun in der Spanne von 1,5 bis 1,75 Pro-

kassen sind gut gefüllt, doch wegen der westlichen Sanktionen

zent, wie die Fed mitteilte. Es ist der größte Sprung in den

aufgrund des Kriegs gegen die Ukraine hat Russland Probleme,

USA seit 1994. Die Inflation erreichte in den USA im Mai 2022

Schulden im Ausland zu begleichen.

zuletzt einen Wert von 8,6 Prozent.

90

Die nächste Ausgabe erscheint um den 3. Oktober. Bis dahin täglich: derboersianer.com


Wer nachhaltig wirtschaften will, braucht einen Partner mit sozialer, ökologischer und ökonomischer Verantwortung in einem starken Netzwerk. WIR MACHT’S MÖGLICH. rlbooe.at/zukunftunternehmen

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