MEINUNGEN KOMMENTARE
VITA JOHANN STROBL Vorstandsvorsitzender Raiffeisen Bank International AG Der promivierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler (62) und Vater dreier Kinder lenkt seit März 2017 die Geschicke der Raiffeisen Bank International AG. In der Finanzbranche wird der gebürtige Burgenländer für seine ruhige, bedachte Art und schnelle Auffassungsgabe sehr geschätzt.
ZEITENWENDE FÜR EUROPA Dieser sinnlose Krieg hat tiefe und langanhaltende Folgen für Europa und damit auch für unsere Bankengruppe.
D
ie RBI steht seit ihrer Gründung
beiterinnen und Mitarbeiter der RBI und
für Vielfalt, Toleranz, Solidari-
ihre Kunden gespendet haben.
tät und die Verbindung zwi-
schen West- und Osteuropa. Wir haben immer versucht, zur Überwindung
„Die zweite g roße Herausforderung ist das
von Konflikten beizutragen und Brü-
Russland-Geschäft.“
cken zwischen Ländern, Institutionen
JOHANN STROBL
und Menschen zu bauen. Wir sind deshalb über den russischen Angriff auf
Die zweite große Herausforderung, vor der die RBI steht, ist ihr RusslandGeschäft. Die RBI ist seit vielen Jahren in diesem Land tätig, hat sich ebendort eine hervorragende Marktpositionierung erarbeitet und war auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sehr pro-
die Ukraine zutiefst erschüttert. Dieser
fitabel. Aufgrund des Krieges müssen
sinnlose Krieg hat tiefe und langanhal-
kunft und Unterstützung durch kosten-
wir unsere Position in Russland den-
tende Folgen für Europa und damit auch
lose medizini sche Versorgung bereit-
noch überdenken. Wir prüfen daher alle
für unsere Bankengruppe. Vieles wird
gestellt. Wo es möglich war, haben wir
strategischen Optionen für die Zukunft
sich ändern. Noch sind die langfristigen
Bargeld oder eintauschbare Gutscheine
der Raiffeisenbank Russland bis hin zu
Konsequenzen des Krieges nicht abseh-
als Teil unserer Hilfeleistung angebo-
einem sorgfältig gesteuerten Ausstieg
bar. Der vielverwendete Begriff von der
ten. Die Kolleginnen und Kollegen, die
aus der Raiffeisenbank in Russland.
„Zeitenwende“ ist aber sicherlich nicht
das Land nicht verlassen wollen oder
Diese Prüfung treiben wir seit Wochen
zu hoch gegriffen. Eines steht aller-
aufgrund des Kriegsrechts nicht dür-
mit Hochdruck voran. Dennoch wird
dings schon heute fest: Die RBI wird ihre
fen, stellen trotz der enorm schwierigen
sie aufgrund der Komplexität der Ma-
Werte sicherlich nicht aufgeben und die
Bedingungen sicher, dass unsere Bank
terie noch einige Zeit in Anspruch neh-
Herausforderungen, vor denen sie auf-
weiterhin die wichtigsten elementa-
men. Eine Bank geht langfristige Ver-
grund des Krieges steht, entschlos-
ren Bankdienstleistungen anbieten und
pflichtungen gegenüber ihren Kunden
sen angehen. Die höchste Priorität hat
wichtige Industriezweige wie den Ag-
ein. Eine Bank ist streng reguliert. Und
dabei die Sicherheit unserer mehr als
rarsektor finanzieren kann. Dabei le-
natürlich hat eine Bank auch eine Für-
6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
gen sie eine Professionalität und Moti-
sorgepflicht gegenüber ihren Mitar-
ter unserer Bank in der Ukraine. Wir
vation an den Tag, die sich mit Worten
beiterinnen und Mitarbeitern. All die-
unterstützen bereits über 900 Famili-
nicht beschreiben lassen. Die RBI und
se Faktoren müssen und werden wir in
en bei der Umsiedlung in jene Länder,
die Raiffeisenbank Ukraine engagieren
unseren Planungen und Überlegungen
in denen wir als RBI-Gruppe präsent
sich für die humanitäre Hilfe im Land
berücksichtigen und unsere Entschei-
sind. Dank unserer freiwilligen Helfer
und haben bereits rund zehn Millionen
dungen mit großer Sorgfalt und im In-
haben wir für diese Familien Sofort-
Euro gespendet. Hinzu kommen weite-
teresse unserer Eigentümerinnen und
hilfe, Transport, Verpflegung, Unter-
re rund acht Millionen Euro, die Mitar-
Eigentümer treffen. n
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