Börsianer 51. Ausgabe, Q4 2022

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INFLATION Wieman höhere Preise durchsetzt 30 RANKING DIE BESTEN FINANZANWÄLTE MANAGER SO GELINGT DIE ENERGIEWENDE CERNKO SEINE PLÄNE FÜR DIE BANKEN RENDITE Investments gegendie Teuerung 42 ZAHLEN BITTE! Warum die Vollkasko-Mentalität Finanzminister Brunner Bauchweh bereitet. 10 4.QU ARTAL 2022 ∙ 12 EURO

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Die enthaltenen Informationen, insbesondere zu unseren Deckungen und Leistungen stellen nur einen Überblick dar. Wir, als Allianz Elementar Versicherungs-AG, übernehmen keine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der enthaltenen Informationen. Aus dieser Seite erwachsen keine Rechtsansprüche – gleichgültig welcher Art. Irrtümer und Tippfehler sind vorbehalten. Vollständige Informationen entnehmen Sie bitte dem Antrag, der Polizze und den jeweiligen Versicherungsbedingungen. Medieninhaber und Hersteller: Allianz Elementar Versicherungs-AG, Sitz: 1130 Wien, Hietzinger Kai 101–105, eingetragen im Firmenbuch des Handelsgerichts Wien unter FN 31532x, Aufsichts behörde: Finanzmarktaufsicht, 1090 Wien, Otto-Wagner-Platz 5. Das Versicherungsunternehmen bietet den Versicherungsnehmern vor Vertragsabschluss Beratung an. (09.22)_cec

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Liebe Börsianer!

Wir haben in Österreich die absurde Situation, dass trotz Krieg und Krisen die Steuereinnahmen so hoch sind wie nie zuvor. Sie werden im Jahr 2022 aller Wahrscheinlichkeit nach erstmals die Marke von 100 Milliarden Euro übersteigen.

Die Regierung schwimmt also im Geld. Doch wie geht sie mit unse rem Volksvermögen um? Sie schüttet Helikopter-Money aus, um der Bevölkerung die Last der Inflation zu mildern, egal ob die Person das Geld braucht oder nicht, statt es als Zukunftskapital für Investitionen und Innovationen (siehe Schwerpunkt Seite 85) zum Beispiel für grü ne Technologien zu nutzen.

Da bekomme nicht nur ich Bauchweh, sondern auch unser Bör sianer des Quartals, Finanzminister Magnus Brunner (Seite 10) den meine Kollegin Ingrid Krawarik und ich für Sie zum Interview getrof fen haben.

Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Jene 20 Prozent der Men schen, die ohne Hilfe nicht zurechtkommen, soll und muss man un terstützen, aber bitte zielgerichtet.

Zu beachtende Risiken

Dieser Fonds unterliegt einer Reihe von Risiken aufgrund der Wertpapiere, in die er investiert, und der Techniken, die er zur Erreichung seines Anlageziels einsetzt. Anleger sollten den Verkaufsprospekt lesen, in dem sämtliche Risiken ausführlich beschrieben sind.

Anlagerisiken

Dieser Fonds unterliegt Risiken im Zusammenhang mit der Anlage in Aktien, der Portfoliokonzentration und der Volatilität.

www.columbiathreadneedle.at

Typisches Anlegerprofil

Dieser Fonds eignet sich für Anleger, die über einen langfristigen Anlagehorizont ein hohes Risiko und eine hohe Volatilität in Kauf nehmen können.

der SICAV, die wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) und die Zusammenfassung der Anlegerrechte sind in englischer und deutscher Sprache und/oder in den jeweiligen Landessprachen (sofern verfügbar) bei der Verwaltungsgesellschaft Threadneedle Management Luxembourg S.A., International Financial Data Services (Luxembourg) S.A., bei Ihrem Finanzberater, auf unserer Website www.columbiathreadneedle.com und/oder in der Schweiz bei unserem Vertreter und unserer Zahlstelle in der Schweiz, RBC Investor Services Bank S.A., Esch-sur-Alzette, Zweigniederlassung Zürich, Bleicherweg 7, CH-8027 Zürich erhältlich. Threadneedle Management Luxembourg S.A. kann beschließen, die für die Vermarktung des Fonds getroffenen Vorkehrungen aufzuheben.

Im Gespräch. Wenn Minister, dann gleich Finanzminister, dachte sich Magnus Brunner, der sich im Gespräch mit Ingrid Krawarik und Dominik Hojas von der „Börsianer“-Chefredaktion sichtlich wohlfühlt.
EDITORIAL BÖRSIANER NR. 51
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Herausgegeben von Threadneedle Management Luxembourg S.A., eingetragen beim Registre de Commerce et des Sociétés (Luxemburg), Registernummer B 110242, 44 rue de la Vallée, L-2661 Luxemburg, Großherzogtum Luxemburg. Columbia Threadneedle Investments ist der globale Markenname der Columbia- und Threadneedle-Unternehmensgruppe 09.22 | J32015 | 4325824
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Aber sonst muss man es doch durch strukturelle Maßnahmen im Arbeitsmarkt, bei der Aus- und Weiterbildung sowie bei der Kinderbe treuung ermöglichen, dass diese unwahrscheinlich hohe und für einen der produktivsten Industriestaaten der Erde schändliche Zahl von Ar mutsgefährdeten niedriger wird.

Aber so verschwendet die Regierung unser Steuergeld, unser Volks vermögen, in der Hoffnung, dass die Partei wiedergewählt wird, auf Kosten unserer Kinder oder Enkel. Unser Zukunftskapital gefährden auch die Pensionistenvertreter, die mit ihrem lauten Ruf nach Pen sionserhöhungen von über zehn Prozent unverschämte Forderungen stellen, wie Martin Kwauka (Seite 128) kommentiert.

Unwort „Übergewinne“

Mehr noch: Parteikader diskutieren lautstark Preiskommissionen oder punktuelle, willkürliche Besteuerungen von sogenannten Übergewin nen. Statt auf das stärkste Betriebssystem der Welt, die freie Markt wirtschaft, zu setzen, greift die Regierung in den Markt ein und redet über Gewinnabschöpfungen. Das schadet unserem Wirtschaftsstand ort. Ich erinnere nur an die fünf Milliarden-Kursverluste von Verbund AG und Co an der Wiener Börse nach dem diesbezüglichen Sager von Bundeskanzler Karl Nehammer.

Ist es wirklich die Aufgabe der Politik, die wirtschaftliche Substanz der Österreicher, die Basis für unseren kollektiven Wohlstand und für unsere Wettbewerbsfähigkeit, zu marginalisieren?

Ich meine, nein. Es braucht also unser aller Leadership als Gegen gewicht zur politischen Unvernunft, um die großen Herausforderun gen unserer Zeit zu lösen, denn wir leben in einer Zeitenwende, oder wie die Kultband REM singt: „It’s the end of the world as we know it.“

Vergnügen mit dem Börsianer Magazin wünscht Ihnen

Twitter @DominikHojas

Bullenessen. Die „Börsianer“-Chefredaktion lud die Vorstandschefs aus Finanz und Wirtschaft zum traditionellen Bullenessen in das Wiener El Gaucho ein. Impressionen vom Editor’s Dinner finden Sie ab Seite 122. Mainhatten. Anfang des Jahres wechselte Thomas Schaufler von der Erste Group Bank AG zur Commerzbank AG. Wir haben den
EDITORIAL BÖRSIANER NR. 51 4
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FINANZMARKT

HERR MINISTER, ZAHLEN BITTE! 10 Magnus Brunner fühlt sich wohl und sehr gefordert in seiner Rolle als Finanzminister. Die Vollkasko-Mentalität ist nicht seins, in einer Krise muss der Staat aber rasch helfen, manchmal auch mit der Gießkanne. Was ihn antreibt, ärgert und was für den Kapital markt wirklich geplant ist.

TAIWAN Brandherd in Fernost 26

INFLATION

Preis-Preis-Spirale 30

ANDREAS KLAUSER

Interview: „Da muss man ein 34 bisserl kreativ sein“

Interview: „Wir sind selbst

schuld“

6 INHALT BÖRSIANER NR. 51
In der
GERALD GROHMANN
58
MEGATRENDS Die wichtigsten Trends 2023 85 BANKEN Finanzprodukt der Zukunft 108 BERATER Innovation gegen die Krise 116 INDUSTRIE Wie man höhere Preise durchsetzt GERALD GROHMANN Die Sonderkonjunktur der SBO 58 10 30 FINANZMINISTER Magnus Brunner steht auf seinen Job

RANKING

Die 50 besten besten Finanzanwälte Österreichs

RENDITE

INSIDERKÄUFE 08

Die Aktienkäufe der Manager

AKTIENMÄRKTE 38 Chartvergleich zur Wiener Börse

MARKTMEINUNGEN 39 Investments der Fondsmanager

PORTFOLIO 40

Die Asset-Allokation der Privat Bank

KONSUM

Die Standhaften 42

1. Teil: Marktumfeld 44 2. Teil: Veranlagung 46

3. Teil: Interview 48

BÖRSENWETTER 50 Entwicklung der Weltbörsen und Analystenstimmen

KURSDATEN 52

Top-Performer: Aktien, Fonds, Anleihen, Rohstoffe, Krypto, Währungen

STATISTIK 56 Börsen- und Wirtschaftsdaten

BRANCHEN

Darüber spricht man in den Branchen: Köpfe, Deals, News, Trends und Events

BANKEN 62

VERSICHERUNGEN 64 FONDS 66

AKTIEN

FINTECH 76

SEITENBLICKE

RANKING 77

Die 50 besten Finanzanwälte Österreichs

SO DENKT DIE POLITIK 118 Energiepreise als Politikum

BÖRSENTALK 122

Wo sich die Finanzbranche trifft

FIRMENINDEX/IMPRESSUM 129 Auszüge von Unternehmen in dieser Ausgabe

WELTBLICK 130

Die Sicht der Korrespondenten

MEINUNGEN

ULRICH STREIBL 20 Keine Ausreden mehr!

WILLIBALD CERNKO 21 Der Zeitpunkt ist reif

JULIA LEEB 24 Weckruf für Betriebe und Politik

JOCHEN DICKINGER 24 Mit Aktien auf Inflationswelle surfen

MICHAEL STRUGL 25 Die Wahrheit ist uns allen zumutbar!

WOLFGANG MATEJKA 38 Dämmerzustand vorbei

KURT WEINBERGER 64 Der Klimawandel kostet Millionen

PETER FELSBACH 66 Nachwuchsfachkräfte dringend gesucht!

BETTINA SCHRAGL 68 Europameister

PETER BARTOS 72 Arbeitskräftemangel – was tun?

ALBERT BIRKNER 74 Green Deal für alle

MARTIN KWAUKA 128 Staatszweck Pensionserhöhung

Ad-hoc der Redaktion

BULLENESSEN

Das legendäre Editor’s Din ner (vulgo Bullenessen) im Wiener El Gaucho war heuer wieder der Treffpunkt (Sei te 122) der heimischen Vor standschef. Danke für die großartigen Gespräche.

ALPBACHGEIST

Das Europäisches Forum Alp bach (EFA) war der Redak tion heuer wieder ein Besuch wert. Bei Kaiserwetter wurde gewandert, genetzwerkt und gefeiert. Der Relaunch unter Präsident Andreas Treichl hat sich im zweiten Jahr bezahlt gemacht.

GASTKOMMENTARE

Starke Gastkommentare haben in dieser Ausgabe Verbund-CEO Michael Strugl (Seite 25), Erste-GroupCEO Willibald Cernko (Seite 21), Oekostrom-Chef Ulrich Streibl (Seite 20) sowie ExBankerin und BDO-Beraterin Julia Leeb (Seite 24) beige steuert. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen.

Weblinks werden in dieser Ausgabe mit einem markiert.

GELBEN BALKEN
7
68 IMMOBILIEN 70 BERATER 72 RECHT 74

INSIDERKÄUFE

Die Aktienkäufe der Spitzenmanager MANAGER WITTERN DEN BÄRENMARKT

Die große Kauflaune unter den Managern ist in den letzten zwei Monaten deutlich abgeklungen, im Juli 2022 sank das Kaufvolumen mit 1,8 Millionen Euro auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr. Der Pessimis mus rund um eine drohende Rezessi on hält besonders in Europa Einzug und drückt den Vorständen aufs Gemüt. Gän gige Sentimentindikatoren wie dem Ein kaufsmanagerindex der Unicredit Bank Austria AG bestätigen das Stimmungs tief. Nachdem im Mai und Juni noch frei nach dem Motto „Buy the dip“ fleißig nachgekauft wurde, halten sich die Insi der inzwischen deutlich bedeckter. Ein zelne lassen sich aber nach wie vor nicht von ihrem Kurs abbringen. So drück te etwa die Starwood Capital Group aus Miami Beach, USA, im Juni fleißig auf die Kauftaste. Über ihre zugehörige SOF-11 Klimt CAI stockte sie ihre Anteile an der CA Immobilien AG weiter auf und legte rund 11,8 Millionen Euro für 381.000 Ak tien auf den Tisch. Sie hält nun als größ ter Aktionär 59 Prozent an der CA Immo bilien AG. Aufgeteilt auf 112 Einzelkäufe ist ihr das Gros der 164 Transaktionen im Juni zuzuschreiben. Der Markt spekuliert bereits über Pläne, die CA Immo AG end gültig vom Börsenparkett zu nehmen.

Mit einer ebenfalls siebenstelligen Kaufsumme rangiert an zweiter Stelle AT&S-Aufsichtsrat Georg Riedl, der mit seiner Dörflinger Privatstiftung 30.000 AT&S-Aktien im Wert von 1,5 Millionen Euro erwarb. Mit Einstiegskursen rund

um 50 Euro erwischte er aber nahe dem Allzeithoch einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt.

Zwangsbeglückt

Den größten Zukauf einer Einzelper son tätigte OMV-Chef Alfred Stern, der sich Anfang August 14.200 OMV-Akti en um knapp 600.000 Euro ins Depot packte und damit seiner vertraglich be stimmten Aktienbesitzerfordernis von rund 50.000 Stück ein ganzes Stück nä herrückte. Diese verpflichtet Vorstände dazu, innerhalb einer gewissen Frist ein vorgesehenes Kontingent an Aktienbe

stand aufzubauen und bis zum Austritt aus dem Unternehmen oder zur Pension zu halten. Bei Stern als Vorstandsvorsit zenden ist es das doppelte Jahresgehalt, das er innerhalb der ersten fünf Jah re in Form von Firmenanteilen aufbau en muss. OMV-Aufsichtsratschef Mark Garrett veräußerte indes im August über seine Glenstone Advisory and Capital AG rund 2.200 OMV-Anteile im Wert von rund 93.000 Euro. Ein ständiger Vertre ter auf den Listen der Insiderkäufer ist Vize-Bawag-Vorstand Satyen Shah, der sich im August rund 5.000 Bawag-Ak tien um 233.500 Euro ins Depot packte. n

AT&S

OMV

UBM

Bawag

Rubin

381.000 11.772.205,63

Riedl (Dörflinger Privatstiftung) 30.000 1.535.000,00

Alfred Stern 14.200 599.106,30

Klaus und Iris Ortner (IGO Development) 15.000 495.000,00

Satyen Shah 5.289 233.571,50

8 RENDITE INSIDER
UNTERNEHMEN PERSON/GESELLSCHAFT KAUF IN STÜCK SUMME (EUR) CA Immo AG Jeffrey Dishner und Laura
(Starwood)
AG Georg
AG
Development AG
Group AG
TOP 5 MANAGER-TRANSAKTIONEN (3 MONATE) INSIDERBAROMETER (BENCHMARK ATX) MÄR 57 65 62 23 33 41 91 19 161159 APR MAI JUN JUL AUGSEP OKT NOV DEZ JAN FEB ATX 12 MONATE QUELLE: OEKB, WIENER BÖRSE, „BÖRSIANER“; OHNE VERGÜTUNGSPROGRAMME 38 KÄUFE 93 KÄUFE

Unabhängigkeit ist ein Gut, das man erst richtig schätzen lernt, wenn es verloren geht oder gefährdet ist. Für uns ist sie einfach: der wichtigste Erfolgsfaktor. Keine ferne Konzernzentrale, die uns fremdsteuern könnte. Wir fällen alle

Genau das hat

auch zu

und schnell,

und nachhaltigsten

für

gemacht.

Dr. Franz Gasselsberger, MBA Generaldirektor Oberbank AG
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Entscheidungen selbstbestimmt
in der Region
die Region.
uns
einer der erfolgreichsten
Banken Österreichs
Anders, weil: unsere Unabhängigkeit oft erst verstanden wird, wenn man Abhängigkeit erlebt.
Souverän. Für Magnus Brunner ist in der Politik das Amt des Finanzministers der beste Job der Welt.

Der begeisterte Tennisspieler ist seit Dezember 2021 Finanzminister der Republik Österreich. International hat sich der gebürtige Vorarlberger durch sein souveränes Auftreten einen Namen gemacht. Sein Pressesprecher Michael Ulrich ist Burgenländer – an etwaigen Sprachbarrieren arbeiten die beiden noch.

HERR MINISTER, ZAHLEN BITTE!

Finanzminister Magnus Brunner jongliert derzeit Milliarden Euro für Hilfen. Mit dem Börsianer sprach er über schlechte Kommunikation, die VollkaskoMentalität und darüber, wie viel der Staat helfen soll und ob der Kapitalmarkt derzeit politisch opportun ist.

FINANZPLATZ COVER #KRISEN

Milliarden. Bonmot am Rande: Beim Wort „Budgetverhandlung“ verschwindet das Lächeln von Magnus Brunner.

Magnus Brunner fühlt sich wohl und auch sehr gefordert in seiner Rolle als Finanzmi nister. Trotz seines dichten Terminka lenders gibt er sich sehr nahbar, gewin nend und im Gespräch auch selbstkri tisch. Keiner habe immer die perfekten Lösungen parat, sagt er. Doch nicht zu helfen sei derzeit keine Option. Zartbe saitet ist er definitiv nicht. Die akademi sche Viertelstunde hat er trotzdem aus genutzt. Die Börsianer-Chefredaktion traf den gebürtigen Vorarlberger in sei nen Büroräumlichkeiten in der Johan nesgasse in Wien, dem Sitz des Bundes ministeriums für Finanzen, und sprach mit dem begeisterten Tennisspieler über die Abschöpfung von Übergewin nen, Gießkannen- und Vollkasko-Men talität, was die Abschaffung der kalten Progression tatsächlich bringt und kos tet, wer die Milliardenhilfen zahlen soll, ob die Gräben zwischen Schwarz und Rot zu kitten sind und welche Joker er für den Kapitalmarkt plant.

Egal ob London, Washington oder Wien, Sie hinterlassen auf dem Finanzparkett einen guten Eindruck – wie wohl fühlen Sie sich als Finanzminister?

– Magnus Brunner: Es ist ein unglaublich spannender Job. Ich geh sogar noch ein Stück weiter: Wenn man in der Politik sein möchte, ist Fi nanzminister der absolut beste Job.

Inwiefern? – Weil vieles beim Finanz minister zusammenkommt. Das mer ke ich jetzt in Krisenzeiten, da bin ich als Finanzminister unglaublich intensiv gefordert.

Sie selbst zeigen sich regelmäßig kritikfähig – was bedeutet Feedback für Sie, und wie formuliert man es Ihnen gegenüber am bes ten? – Ich nehme jede konstruktive Kritik ernst. Ich bin nicht zartbesaitet, niemand hat immer die perfekten Lösungen.

Die freie Marktwirtschaft ist für mich das stärkste Betriebssystem der Welt. Bereitet es Ihnen Sorgen, wenn die Politik immer öfter versucht, in den Markt einzugreifen, Stich wort Gewinnabschöpfung? – Das macht mir große Sorgen. Wifo-Chef Gabriel Felbermayr hat das als Vollkasko-Men talität beschrieben. Auch Markteingriffe

gefallen mir prinzipiell nicht, ich habe einen anderen Zugang. Allerdings le ben wir in außergewöhnlichen Zeiten, in denen sich vieles verändert hat. Gera de im Energiebereich macht ein Markt eingriff für mich nur Sinn, wenn man den auf europäischer Ebene durchzieht. Da ist die Europäische Kommission ge fordert.

Gab es auf EU-Ebene Gespräche zum The ma Abschöpfung? – Wir bemühen uns schon seit vielen Wochen, dass die Euro päische Kommission endlich tätig wird. Ich vermeide den Begriff Übergewinn, was soll das sein? Gewinn ist nichts Bö ses, im Gegenteil. In der aktuellen Situ ation gibt es vielleicht einen Krisenge winn oder Zufallsgewinn, über diese Ab schöpfung kann man reden. Allerdings ist das nur eine Symptombekämpfung, keine Ursachenbekämpfung. Aus mei ner Sicht ist ein gemeinsamer Marktein griff nur sinnvoll, wenn man das System oder das Marktdesign ändert. Wer nur Symptome bekämpft und Zufallsge winne abschöpft, bekommt noch keine niedrigeren Preise.

Der Markt und die Börsen reagieren bei sol chen Themen sehr sensibel, Aussagen des Kanzlers Karl Nehammer haben die Ver bund-Aktie fast fünf Milliarden Euro an Wert gekostet. Der Markt lebt von Vertrau

„Bevor Hilfen wirken, von den nächsten zu sprechen, halte ich nicht für seriös.“
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en. Können Investoren der Republik Öster reich in Zukunft weiterhin vertrauen? – Sie können sich zu 100 Prozent verlassen und Vertrauen haben. Es zeigt, dass auch Politiker und Experten behutsam vorge hen müssen.

Sie haben den Begriff Bauchweh in den vergangenen Wochen öfter verwendet. Der Staat schüttet derzeit mit diversen Hilfen Milliarden Euro an Helikopter-Geld aus, der Begriff Gießkanne fällt auch öfter. Was kann, soll und muss der Staat in einer Kri se leisten? – Die Menschen sind intensiv von den Teuerungen betroffen, wir kön nen es uns nicht leisten, nicht zu hel fen. Es ist aber prinzipiell nicht Aufga be des Staates, alle Krisen dieser Welt zu 100 Prozent zu kompensieren, dazu ist er auch nicht in der Lage. Das muss klar gesagt werden. Man kann abfedern und teilweise ausgleichen.

Wie kompromissfähig muss man als Finanzminister sein? – Wir leben in einer Koalition, da muss man kompromiss fähig sein. Wir versuchen schon, treff sicher zu handeln und nicht mit der Gießkanne, wie Sie gesagt haben, die Hilfen zu verteilen. Es ist aber natürlich eine Abwägung zwischen Treffsicherheit und Geschwindigkeit und Administrier barkeit der Unterstützungsmaßnahmen. Wir verfolgen schon einen Plan.

Wie sieht der aus? – Im Jänner und März mussten wir schnell helfen, da haben wir vier Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Das ist extrem viel Steuergeld. Dann ist die Situation auf den Energie märkten eskaliert. Bei dem dritten Pa ket in Höhe von 28 Milliarden Euro ha ben wir darauf geachtet, dass Maßnah men dabei sind, die schnell wirken, und zwar vor allem für Bezieher der Min

destpension und der Mindestsicherung sowie für Familien. In der zweiten Phase sind wir bewusst in die Breite gegangen in Richtung Mittelstand, weil die Teue rung auch den Mittelstand stark betrifft.

Verstehen Sie die Kritik an der GießkannenMentalität? – Über mehr Treffsicherheit kann man diskutieren, es ist nur nicht ganz so einfach, das Geld zu den Leuten zu bringen. Das kann man über Sozial leistungen und Familienleistungen rela tiv einfach machen, aber wenn man an die Steuerzahler ranwill, ist das schon komplexer. Möglich wäre das über den Steuerausgleich nächstes Jahr, aber das ist zu spät, das kommt erst 2023.

Ihr Bauchweh wird nicht besser werden, es klagen immer mehr Interessengruppen, derzeit Kommunen und Gemeinden sowie Unternehmen. Was ist da geplant, und wie

FINANZPLATZ COVER 13

Gießkanne. „Über mehr Treffsicherheit kann man immer diskutieren, manchmal muss es aber schnell gehen“, meint Magnus Brunner.

viel wird das kosten? – Uns ist bewusst, dass Betriebe sehr stark von der Ener gie- und Preissituation abhängig sind. Es wird für die großen und energiein tensivsten Betriebe eine Strompreis kompensation geben und einen Ener giekostenzuschuss für jene KMUs, die besonders betroffen sind. Beim Ener giekostenzuschuss reden wir sicher von einem Rahmen von einer Milliarde Euro, der hoffentlich nicht ausgeschöpft wird.

Wo sind denn die Grenzen dieser VollkaskoMentalität? – In so schwierigen Zeiten ist nicht zu helfen keine Option. Ich glau be, den englischen Spruch „Whatever it takes“, der in Coronazeiten mit „Koste es, was es wolle“ übersetzt wurde, würde ich anders übersetzen: „Wir stellen das zur Verfügung, was notwendig ist.“

Wer soll das alles zahlen? Sie haben zwar Rekordsteuereinnahmen von 100 Milliar den Euro, aber Sie haben neben der Ener giekrise auch die Zinswende, Finanzierun gen werden den Staat wesentlich mehr kos ten. – Wir sind in Österreich relativ gut abgesichert und haben langfristige An leihen ausgegeben, da sind wir ganz gut unterwegs. Bei der Finanzierung ins

gesamt ist es immer eine Abwägung. Bei der kalten Progression zum Beispiel gibt es einen Eigenrefinanzierungsan teil, der aufgrund der hohen Inflation bei 30 Prozent Mehreinnahmen gesehen wird. Bei Budgets und Ressorts müssen wir Schwerpunkte setzen. Jede Maßnah me muss auch volkswirtschaftlich hin sichtlich des Wachstums und Stärkens der Kaufkraft angeschaut werden.

Konservative Schätzungen rechnen in ei nem Jahr mit einem EZB-Leitzins von 3,25 Prozent, es sprechen auch viele Volkswir te von einer möglichen Rezession. Rech nen Sie mit einem Wirtschaftsabschwung, und was bedeutet das für das Budget? – Auf der einen Seite sind wir 2022 extrem gut drübergekommen, wir reden da von vier Prozent Wachstum, da sind Deutschland und die Schweiz weit hinter uns. Das ist die positive Nachricht. 2023 trübt sich das massiv ein, das hängt auch mit der Gassituation zusammen. Alle Experten sagen uns, wenn wir mit der Gassituation halbwegs drüberkommen, schlittern wir insgesamt nicht in eine Rezession.

Wie zufrieden sind Sie mit der derzeitigen EZB-Politik? Ihre Vorgänger waren oft sehr

kritisch. – Ich bin zwiegespalten. Ich fin de es gut, dass die EZB diesen kräfti gen Zinsschritt gesetzt hat, klar ist, dass weitere Schritte folgen müssen. Was ich weniger positiv beurteile, ist die Ge schwindigkeit, die Zinsschritte hätten früher erfolgen sollen. Mir fehlt auch gerade wegen der Inflationsthematik ein klares und konsequenteres Auftreten der EZB, weil viel Psychologie dabei ist.

Sie sind bald bei EZB-Präsidentin Christine Lagarde zu Gast, was werden Sie fordern? – Wir werden die Inflationsentwicklung analysieren, aber vor allem darauf auf merksam machen, dass das Mandat der EZB auf der Preisstabilität ruht.

Grüne Themen sehen Sie also nicht im Kerngeschäft der EZB? – Nein, sehe ich nicht. Der Job der EZB ist das Zwei-Pro zent-Ziel bei der Inflation oder zumin dest der Kampf gegen die hohe Inflation.

Welche strukturellen Maßnahmen planen Sie, um die ganzen Corona- und Energie hilfen zu bezahlen? – Wir wollen auf je den Fall mittelfristig auf einen nach haltigen Budgetpfad zurückkehren, weil wir uns auf nationaler Ebene Spielräu

Milliarden Euro an Hilfen hat der Staat bisher angekündigt und teilweise schon ausgezahlt, um die Energiekrise und die Inflation zu bekämpfen. Ab 1. Jänner 2023 wer den die Abschaffung der kalten Progression, die Senkung der Lohnnebenkosten sowie die Valorisierung der Familien- und Sozialleistungen wirksam.
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me schaffen müssen für zukünftige Kri sen. Da war Österreich jetzt in einer gu ten Situation, weil meine Vorgänger zum Teil schon darauf geschaut haben, dass wir diese Spielräume haben, sonst hät ten wir uns die intensiven Unterstüt zungen jetzt nicht leisten können. Auch auf europäischer Ebene ist eine nach haltigere Fiskalpolitik kein Selbstzweck. Wenn etwa Italien oder Portugal den Haushalt besser im Griff hätten, hätte die EZB früher handeln können.

Was wäre so eine strukturelle Maßnahme? – Es sind eher Entlastungsmaßnahmen wie die kalte Progression. Das ist schon eine Riesengeschichte.

Die Abschaffung der kalten Progression ist ein Riesenschritt, zu dem man der Re gierung gratulieren kann – was ist so be sonders daran, was bringt sie? – Die kalte

Progression ist die schleichende Steuer erhöhung, von der der Finanzminister in den vergangenen Jahrzehnten profitiert hat. Wenn man mehr Lohn bekommt, ist man bisher automatisch in eine hö here Steuerstufe hineingekommen. Das schaffen wir ab, indem wir die Infla tion einberechnen. Wifo und IHS ma chen dazu einen Progressionsbericht, den nehmen wir dazu her, die Summe

an kalter Progression abzugleichen. Das passiert zu zwei Dritteln automatisch, ein Drittel gibt uns den Spielraum, etwas für die Steuerzahler auszugleichen. Wir ha ben jetzt entschieden, das eine Drittel für die erste und zweite Tarifstufe herzuneh men. So geben wir das Geld zu 100 Prozent zurück und entlasten die Steuerzahler.

Was heißt das konkret? – Wenn ich bisher den Start des Steuerzahlens bei 11.000 Euro hatte, wird es nächstes Jahr bei 11.693 Euro sein. Die Stufen gehen alle hinauf. Ich komme später in eine neue Stufe. Wir hätten es uns auch leichter machen können. Man verliert budgetä ren Spielraum, deshalb hat man das auch nicht gemacht in der Vergangenheit.

Wie viel budgetären Spielraum verlieren Sie da? – Für 2023 1,8 Milliarden Euro. Die ses Geld bleibt bei den Menschen.

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„Wir hoffen, dass es auch im Interesse des Koalitionspartners ist, in Richtung Vorsorge etwas zu tun.“
MAGNUS BRUNNER
FINANZPLATZ COVER 15
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Bei diesem Dokument handelt es sich um Werbematerial. Die hierin enthaltenen Informationen stellen weder eine Beratung noch eine Anlageempfehlung dar. Das Eintreffen von Prognosen kann nicht gewährleistet werden. Bei sämtlichen Transaktionen sollten Sie sich auf die jeweils aktuelle Fassung des Verkaufsprospekts, der Wesentlichen Anlegerinformationen sowie lokaler Angebotsunterlagen stützen. Diese Unterlagen sind ebenso wie die Jahres- und Halbjahresberichte und die Satzungen der in Luxemburg domizilierten Produkte von J.P. Morgan Asset Management und die Informationen über die nachhaltigkeitsrelevanten Aspekte kostenlos auf Deutsch erhältlich
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Gibt es noch weitere Ideen? – Wir haben drei auf den Weg gebracht: die kalte Pro gression, die Valorisierung der Sozial leistungen und Familienleistungen und die Lohnnebenkostensenkung, zum ers ten Mal seit 15 Jahren. 0,3 Prozent sind nicht so schlecht.

Eigentlich ist die ökosoziale Steuerreform ein großer Wurf, der aber völlig untergeht. Hat man die zu schlecht verkauft? – Total. Da haben Sie vollkommen recht. Es ist eigentlich unfassbar, dass eine Steuer reform, die gerade jetzt großzügig wirkt, in der aktuellen Aufgeregtheit der Dis kussion keine Beachtung findet. Das ist eigentlich ein Wahnsinn. Aber wir ha ben auch aktuell mehrere Krisen, dazu die Vollkasko-Mentalitäts-Diskussion, die durch die Coronahilfen und Teue rungsausgleichsmaßnahmen weiter an geheizt wird. In dieser ganzen Aufge regtheit redet man nur von nächsten Schritten und lässt die Maßnahmen gar nicht mehr wirken.

Hilft der Staat zu viel? – Ich hoffe, dass die strukturellen Maßnahmen, die wir ge setzt haben und im nächsten Jahr wir

ken, anerkannt werden. Bevor Hilfen wirken, von den nächsten zu sprechen, halte ich nicht für seriös.

Ein bisschen einen Erziehungseffekt darf der Finanzminister auch erwirken …(lacht) Ja, ich brems eh immer.

Manche wollen die CO2-Bepreisung ver schieben, wird das Paket aufgeschnürt? – Nein, weil der Einstieg der Beprei sung von CO2 auf der einen und die Ent lastung über den regionalen Klimabo nus auf der anderen Seite als ein Paket beschlossen wurden. Der Klimabonus kommt einen Monat früher als gedacht, die CO2-Bepreisung im Oktober. Gott sei Dank haben wir den Preis damals auf 30 Euro pro Tonne CO2 festgesetzt.

Stichwort Wien Energie: Wie lautet Ihr bis heriges Fazit dazu? – Der Fall wurde uns damals vom Aufsichtsratsvorsitzenden der Wien Energie und auch von der Wie ner Stadtpolitik sehr dramatisch ge schildert. Innerhalb von 24 Stunden waren zwei Milliarden Euro notwen dig. Es ging laut Unternehmensangaben um Blackout-Gefahr für zwei Millionen

Kunden und den Wunsch, den Handel an der Leipziger Börse auszusetzen, was aber nicht möglich war. Als Bund kön nen wir nur einer Gebietskörperschaft helfen, aber keinem einzelnen Unter nehmen eine Kreditlinie zur Verfügung stellen. Da waren wir etwas überrascht, dass es zu Beginn kein offizielles Ansu chen der Stadt Wien gegeben hat.

Waren Sie darüber verärgert? – Nein, aber es ging um zwei Milliarden Euro Steuer geld, das ist das Jahresbudget des Landes Vorarlberg. Da geht es nicht um nichts.

Mittlerweile haben Experten von Ithuba oder auch Freshfields festgestellt, dass von seiten der Wien Energie nicht spekuliert wurde. Das haben Sie bei Interviews in den Raum gestellt. Sind für Sie jetzt alle Fragen beantwortet? – Ich habe gesagt, es stehen mutmaßliche Spekulationen im Raum, und das muss man aufklären. Wir wis sen noch nicht, was in dem Bericht von Ithuba und Co steht. War das Risikoma nagement ausreichend, waren die Vor sichtsmaßnahmen ausreichend, gab es eine Anpassung an die Marktsituation –das sind die entscheidenden Fragen, die

Steuergeld. „Bei der Wien Energie ging es um zwei Milliarden Steuergeld. Das ist nicht nichts“, sagt Magnus Brunner.
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beantwortet sein müssen, dann kommt ohnehin der Rechnungshof und prüft.

Die Gräben zwischen Schwarz und Rot sol len unfassbar tief sein. Kann das gekittet werden? – Ich hab da einen ganz anderen Zugang. Ich treffe mich ab und zu mit Stadtrat Peter Hanke, und auch mit Mi chael Ludwig habe ich mich immer kon struktiv und gut unterhalten, ich schät ze beide. Deshalb finde ich es schade, dass es so weit gekommen ist und man nicht besser kommunizieren konnte.

Zum Schluss: Der Regulierungsrucksack der Finanzindustrie ist in den letzten zehn Jah ren immer schwerer geworden, das nimmt dem Markt auch die Vielfalt. Haben Sie hier konkrete Erleichterungen im Kopf, Stich wort Behaltefrist? – Wir haben das im Re gierungsprogramm vereinbart und ein Konzept entwickelt, weil ich überzeugt

bin, dass wir den Kapitalmarkt attrak tiver gestalten müssen. Die Behaltefrist ist schon dazu da, Alternativen aufzu zeigen, da geht es um Vorsorge, auch für junge Menschen.

Können Sie schon Eckpunkte verraten? –Die Hauptpunkte Dauer, Höchstgrenzen und welche Produkte sind offen, da ste hen ein paar x im Konzept, die müssen wir mit dem Koalitionspartner verhan deln. Wir haben das Konzept fertig, es war noch die Frage, ob einfach gesetz lich oder verfassungsgesetzlich, da ha ben wir uns für Ersteres entschieden, weil Signale der Opposition schon ge kommen sind, die Behaltefrist nicht zu unterstützen. Die Legistik ist in Fertig stellung. Dieses Konzept haben wir un serem Koalitionspartner bereits über mittelt und hoffen, dass es auch im Sin ne des Koalitionspartners ist, in Rich

tung der Vorsorge etwas zu tun. Ich be mühe mich weiter.

Was würden Sie denn statt eines solchen x einsetzen? – (lacht) Bitte um Verständ nis, dass ich dazu jetzt nichts sagen wer den. Aber wenn wir von einem Jahr oder zehn Jahren Behaltefrist sprechen, bin in näher bei einem Jahr.

Ist dieses Thema derzeit überhaupt poli tisch opportun? – Das hoffe ich, weil wir inhaltlich ja weiterarbeiten müssen. Krisenmanagement ist das eine, das ist unfassbar intensiv, weil multiple Krisen da sind, aber wir müssen parallel für den Standort und Wirtschaftsstandort wei terarbeiten, das ist dringend notwen dig. Ich hoffe, dass solche inhaltlichen Projekte auch weitergeführt werden. Die Behaltefrist ist wie die kalte Progression dringend notwendig. n

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FINANZPLATZ COVER

LEBENSMITTEL ALS SOFTWARE

Ein Viertel der globalen Emissionen steht in Verbindung mit der Lebensmittelproduktion und ein Drittel der produzierten Lebensmittel findet den Weg in den Müll. Beide Sachverhalte bilden die Grundlage für einen dringend notwendigen Wandel in einem gewaltigen Ausmass. Mark Hawtin von GAM Investments analysiert die Zukunft unserer Lebensmittel und erläutert, warum sich hiermit eine der spannendsten Erfolgsaussichten für die nächsten 10 bis 15 Jahre abzuzeichnen beginnt.

Betrachten wir Investitionen aus dem Bereich der Disruption, geht es darum, Themen aufzuspüren, die potenziell Substanz aufweisen und mit exponentiellem Tempo wachsen. Lebensmittel haben sich diesbezüglich noch nie empfohlen. Wir sind jedoch der Überzeugung, dass der Klimawandel und die technologische Entwicklung derzeit einen Wendepunkt im Lebensmittelbereich herbeiführen, der mit dem der Smartphones im Jahr 2007 vergleichbar ist.

Analysen, durchgeführt von Hannah Tucker von Balance Point Ventures, lassen darauf schliessen, dass dem Lebensmittelbereich zukünftig drei Entwicklungsalternativen offenstehen:

1. Ein Weltuntergangsszenario, und zwar der Zusammenbruch der Natur, sollten wir keine grundlegenden Änderungen vornehmen;

2. Eine synthetische Welt, in der wir die Natur kontrollieren; und

3. Eine sich erneuernde Welt, die durch den Schulterschluss von Alt und Neu gekennzeichnet ist, um bessere Ergebnisse zu erzielen, die nachhaltiger sind und weniger zerstörend auf die Umwelt wirken.

Szenario 1 ist offensichtlich keine Option, oder mit den Worten Ban Ki-moons, «es gibt keinen Planeten B», aber auch Szenario 3, selbst wenn es additiv ist, wird unseres Erachtens die Probleme nicht in grossem Umfang lösen können. Das heisst, dass im Verlauf der nächsten 10 bis 20 Jahre synthetisch hergestellte Lebensmittel einen Grossteil des Bedarfs an nachhaltigen Lebensmitteln decken werden. Sie unterliegen bereits den geometrischen Gesetzen, die das Hyperwachstum unterstützen, und erfüllen daher die Anforderung an die Disruption, nach der wir Ausschau halten.

25 % der globalen Emissionen stehen in Verbindung mit der Lebensmittelproduktion und ein Drittel der produzierten Lebensmittel findet den Weg in den Müll. Beide Sachverhalte bilden die Grundlage für einen dringend notwendigen Wandel in einem gewaltigen Ausmass. Darüber hinaus stehen 99 % aller Fischarten vor dem Aussterben, da der Säuregehalt der Ozeane steigt, die Korallenriffe zerstört werden und das Phytoplankton rapide abnimmt. Kurz gesagt, die ozean- und landbasierten Ökosysteme müssen sich verändern. Die Technologie ist mittlerweile in der Lage, zu diesem Wandel in der gleichen Weise beizutragen, wie sie das in anderen Branchen getan hat, angetrieben durch das Mooresche Gesetz und das Metcalfesche Gesetz.

Das Mooresche und das Metcalfesche Gesetz

Metcalfe’s

| Quelle: BCG-Analyse. NASSCOM-Bericht: AI, Beyond the Myth & the Hype (KI, Jenseits von Mythos und Hype), Analyse des McKinsey Global Institute. 2019 SaaS Trends, Blissfuly. com. Die Ansichten entsprechen denen des Managers und sind Änderungen unterworfen. Nur zur Veranschaulichung.

Mark Hawtin Investment Director Erfahren Sie hier die neuesten Insights.
| GAM Investments - Advertorial Disruptive Strategist
Law Driving margins up as nodes scale (APIs) Moore’s Law Driving cost down as nodes scale Instrinsic value explodes

Investments - Advertorial Disruptive Strategist

Die Fähigkeit, auf der Ebene von Elektronen zu operieren, ermöglicht Entwicklungen in der synthetischen Welt, die noch vor ein paar Jahren undenkbar waren. Genauso wie das Mooresche Gesetz die Kosten für die Genom-Sequenzierung gesenkt hat, hat es beispielsweise auch die Kosten für die Herstellung von synthetischem Fleisch gesenkt. Die Grafik unten zeigt nach den Worten von Ron Shigeta, dem Mitgründer des Wissenschaftsbeschleunigers IndieBioshows, wie «laborgezüchtetes Fleisch im gleichen Ausmass Skalierungseffekten unterliegt wie das Internet».

100.000

Cost (thousands US$)

10.000

1.000

100

10

Cost of genome sequencing

Moore’s Law for computing costs

Next generation sequencers enter the market

Anecdotal Data

1

Moore’s Law Cost genome sequencing Cost per serving

| Quelle: medium.com/@rshigeta. Nur zur Veranschaulichung.

| GAM Industriell gefertigte Ersatzprodukte für bestehende Lebensmittel wie Fleisch stossen auf grossen Widerstand und die Masseneinführung wird von weitaus mehr Faktoren abhängen als nur der Notwendigkeit, nachhaltige Alternativen zu schaffen. Eine in hohem Masse einschneidende Arbeit zu diesem Thema stammt von RethinkX, einer Denkfabrik im Vereinigten Königreich. In deren Bericht «Rethinking Food and Agriculture» (Lebensmittel und Landwirtschaft überdenken) wird geschätzt, dass die Anzahl der Rinder in den USA bis 2030 um 50 % niedriger sein wird, was die Viehwirtschaft praktisch in den Ruin treiben würde. Dies hängt stark von der Akzeptanz der Alternativen ab, und wir sind der Ansicht, dass dies wiederum von einem Katalysator bestimmt wird, der den Wandel unumgänglich macht. Und in diesem Moment kommt das Mooresche Gesetz zum Tragen. Wie die Grafik oben zeigt, wird es, da die Kosten für laborerzeugtes Fleisch rapide sinken, kostengünstiger sein, Fleischalternativen zu essen und wir gehen davon aus, dass dies auch den Wendepunkt darstellen wird – ein wirtschaftlicher statt eines ökologischen Wendepunktes.

Weitere Informationen finden Sie auf www.gam.com

| Die Welt der Süssstoffe gibt einen weiteren Einblick in den potenziell weitreichenden Einfluss von Lebensmittelersatzstoffen. Die Präzisionsfermentation ist eines der jüngsten und sich am schnellsten entwickelnden Gebiete, das riesige Summen Wagniskapital anzieht. Die Fähigkeit, Organismen auf molekularer Ebene zu analysieren und mit ihnen zu arbeiten, öffnet die Türen zu vielen neuen Innovationsbereichen – beispielsweise die DNA-Sequenzierung von Pflanzen. Neue pflanzenbasierte Eiweisse, die über alle Eigenschaften von Zucker verfügen, werden entdeckt und hergestellt – bisher jedoch nur in kleinen Mengen. Diese Eiweisse, wie Brazzein, Monelin oder Miraculin, sind tausend Mal süsser als traditionelle Zuckerarten oder Süssstoffe, und da es sich um Proteine handelt, bergen sie potenziell gesundheitliche Vorteile. Das Problem war bisher die Herstellung in grossem Massstab, doch mit den Fortschritten, die bei der Präzisionsfermentation gemacht werden, und dem Glauben, dass diese (wie der Fleischersatz) einem geometrischen Entwicklungspfad folgen werden, steht die Aussicht auf eiweissbasierte Zuckeralternativen kurz vor der Kommerzialisierung. Sie werden bereits von Grosskunden wie Coca-Cola und Pepsi getestet. Wir sprechen immer wieder von der Polarisierung von Gewinnern und Verlierern in einer wirklich disruptiven Welt. Es ist leicht zu sehen, dass in der Welt der Süssigkeiten künstlich hergestellte Alternativen die Welt erobern und die bestehende Zuckerindustrie überflüssig machen könnten. Man stelle sich nur die Auswirkungen auf ein Land wie Brasilien vor, den weltweit grössten Zuckerproduzenten!

Entgeltliche Einschaltung

Es gibt in den öffentlichen Märkten einige Möglichkeiten in diese Themen zu investieren. Das Unternehmen Beyond Meat ist sicherlich das bekannteste in diesem Bereich, doch unserer Ansicht nach stellt es für die kommende Disruption keine Bedrohung dar. Präzisionsfermentierung hingegen birgt eine äusserst spannende Perspektive, die sich entweder in sehr kleinen Teilen grosser industrieller Konglomerate wie Cargill befindet oder vollends in privaten Unternehmen mit Namen wie Perfect Day oder Impossible Foods angesiedelt ist. GFI berichtet, dass in den USA im Jahr 2021 1,7 Milliarden US-Dollar in Fermentierungsunternehmen investiert wurden, die sich auf alternative Eiweisse konzentrieren, doppelt so viel wie im Jahr 2020. Wir stehen noch am Anfang dieser Entwicklung, doch wie immer sind wir auf der Suche nach der nächsten Disruptionswelle und bereit für die nächste Investmentgelegenheit. Dieses Thema, das sowohl durch den chronischen globalen Bedarf als auch durch den bevorstehenden technologischen Wendepunkt angetrieben wird, dürfte sich zu einer der spannendsten Perspektiven der nächsten 10 bis 15 Jahre entwickeln.

Wichtige rechtliche Informationen: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen dienen lediglich zu Informationszwecken und stellen keine Anlageberatung dar. Die in diesem Dokument enthaltenen Meinungen und Einschätzungen können sich ändern und spiegeln die Sichtweise von GAM im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld wider. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen wird keine Haftung übernommen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für aktuelle oder zukünftige Trends. Die genannten Finanzinstrumente dienen lediglich der Veranschaulichung und sind nicht als direktes Angebot, Anlageempfehlung oder Anlageberatung zu verstehen. Die Erwähnung eines Wertpapiers stellt keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf dieses Wertpapiers dar. Die aufgeführten Wertpapiere wurden aus dem von den Portfoliomanagern abgedeckten Wertpapieruniversum ausgewählt, um dem Leser ein besseres Verständnis der dargestellten Themen zu ermöglichen. Die aufgeführten Wertpapiere werden nicht notwendigerweise von den Portfoliomanagern gehalten und stellen auch keine Empfehlungen der Portfoliomanager dar. Die Rechtsdokumente in englischer Sprache und die KIIDs in deutscher Sprache sind bei der Zahl- und Informationsstelle in Österreich, Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG, Graben 21, A-1010 Wien, oder auf dem Internet unter www.gam.com kostenlos erhältlich.

Die Kosten für laborgezüchtetes Fleisch verhalten sich wie Technologiekosten

ERNEUERBARE ENERGIE – KEINE AUSREDEN MEHR!

Wir wissen seit Jahrzehn ten, dass unser CO2-Aus stoß unsere Lebensgrund lagen massiv schädigt. Und doch haben wir auf billige, fossile Energie gesetzt –und versäumt, uns sowohl ökologisch als auch geopolitisch gesund aufzustellen. Nun verknappt der Angriffskrieg Russ lands die fossile Energie, es fließt kaum noch russisches Gas nach Europa. Paral lel dazu ist die halbe Atomkraftkapazität Frankreichs vom Netz, teils weil die Mei ler marod sind, teils weil sie aufgrund der Trockenheit nicht genügend Kühlwasser haben. Und eben diese Trockenheit redu ziert auch die Stromerzeugung aus Was serkraft in ganz Europa.

Der perfekte Sturm also. Energie ist über Nacht ein sehr knappes Gut gewor den. Der Markt signalisiert uns die se Knappheit durch extrem hohe Prei se. Der Markt ist nicht „verrückt gewor den“, und er „versagt“ auch nicht. Er tut genau das, was seine Funktion ist: Er sendet ein Knappheitssignal und zwingt uns zu sparsamem Umgang mit Energie. Und er sagt uns, dass wir mit unserer Abhängigkeit von fossiler und atomarer Energie falsch aufgestellt sind.

Die Politik ist vor allem damit be schäftigt, die kurzfristigen Probleme zu lösen. Hilfsschirme werden aufge spannt, um kurzfristige Notlagen zu ent schärfen. Bleibt zu hoffen, dass der Fo

kus sich bald auf die grundlegende Lö sung des Problems richtet. Wir haben ökologisch und geopolitisch nur einen Weg: den Aufbau einer Vollversorgung aus erneuerbarer Energie. Dafür müs sen wir auf Kraftwerke zur Nutzung von Wind, Sonne, Wasser und Biomasse set zen. Und wir brauchen entsprechende Leitungsnetze und Speicherkapazitäten.

Die Technologien dafür haben wir. Wir haben auch das Geld und qualifi zierte Menschen. Um ein Windrad auf zustellen, brauchen wir technisch nur ein Jahr. In der Realität dauert es aber fast zehn Jahre. Denn unsere Genehmi gungsprozesse ähneln einer Schallplatte mit Sprung, bei der sich die gleiche Rille ständig wiederholt.

Vor allem brauchen wir ausreichend Flächen, um Anlagen zur Erzeugung er neuerbarer Energie aufstellen zu kön nen. Deutschland macht es vor und sorgt dafür, dass zwei Prozent der Landesflä che für Windkraft zur Verfügung ste

Als langjähriger Strategiechef der OMV AG hat sich der 56-Jährige intensiv mit innovativen Geschäftsmodellen wie Wasserstoff beschäftigt. Im Umweltbundesamt arbeitete er mit österreichischen Unternehmen an Klima- und Umweltschutzkonzepten. Seit September 2020 ist der Vater dreier Kinder Vorstandssprecher der Oekostrom AG.

hen. In Österreich liegen wir deutlich unter einem Prozent! Das neue deutsche „Wind-an-Land-Gesetz“ legt verbindli che Flächenziele für Gemeinden fest und beteiligt somit alle Bundesländer am Ausbau Erneuerbarer-Energie-Quellen. Man nenne mir nur einen Grund, warum wir das in Österreich nicht auch könnten. Selbstverständlich können wir das. Doch dafür braucht es auf allen Ebenen muti ge Politik, die ökologisch und geopoli tisch vor der Geschichte bestehen kann.

Die kaputte Schallplatte der Geneh migungsschleifen hat ausgedient. Wir brauchen eine Begrenzung der Geneh migungsprozesse auf zwei Jahre und eine Umkehr der Beweislast: Auf Eig nungsgebieten muss der Beweis geführt werden, dass die menschliche Gesund heit oder besonders geschützte Tier- und Pflanzenarten gefährdet sind. Nur dann kann ein Projekt abgelehnt werden.

Ob wir unsere Lebensgrundlagen wei terzerstören und von despotischen Ölund Gasregierungen abhängig sein wol len, können wir jeden Tag neu entschei den. Wir sollten diese Frage klar mit Nein beantworten, heute und mit Nachdruck! Dann werden wir schon in fünf Jahren in einem Land leben, in dem der gesamte Strom aus erneuerbaren Quellen stammt und jederzeit verlässlich und leistbar zur Verfügung steht. Das ist möglich. Keine Ausreden mehr! n

Wir haben versäumt, uns sowohl ökologisch als auch geopolitisch gesund aufzustellen. Jetzt haben wir den perfekten Sturm und keine Zeit mehr für Ausreden.
„Unsere Genehmigungs prozesse ähneln einer Schallplatte mit Sprung.“
ULRICH STREIBL
MEINUNGEN KOMMENTARE 20

DER ZEITPUNKT

IST REIF

Wir kommen gestärkt aus dieser Zeit, indem wir wichti ge politische Entscheidungen auch in der Finanzwirtschaft gemeinsam angehen. Bürgerinnen und Bürger, Un ternehmen und auch das Klima würden davon profitieren. Im Juli stieg die Infla tion in Österreich auf rekordverdächti ge 9,3 Prozent. Dabei ist der Peak noch nicht erreicht. Die Zehn-Prozent-Mar ke steht ante portas. Ein Szenario, das bis vor kurzem noch unmöglich schien. Die Preise für Energie sind enorm hoch. Das Damoklesschwert der Versorgungs sicherheit schwebt über der Europä ischen Union. All diese Entwicklungen setzen den Menschen und den Unter nehmen in Österreich stark zu.

Ohne die Herausforderungen klein reden zu wollen: Wir dürfen nicht ver gessen, dass nach dem Regen wieder die Sonne scheint. Der österreichische Fi nanzsektor hat in den letzten Jahren ge zeigt, dass er in fordernden Zeiten ein verlässlicher Partner ist. Schon 2020 hat die Bundessparte Bank und Versiche rung das Maßnahmenpaket Road to Re covery vorgelegt. Und auch jetzt haben wir ganz konkrete Lösungen für aktuel le Probleme anzubieten. Damit sie ihre Wirkung entfalten, muss die Arbeit an den Baustellen des Finanzstandorts Ös terreich wiederaufgenommen werden.

Zunächst ist es wichtig, die zentrale Rolle der Banken bei der Zurverfügung

stellung von Liquidität abzusichern. An gesichts der fragilen wirtschaftlichen Lage sind Maßnahmen, die zu einer Ver knappung von Krediten führen könnten, kritisch zu hinterfragen. Neben Eigen kapitalvorschriften mit unerwünschten Nebenwirkungen, sollten wir insbeson dere über die neuen Regelungen der Fi nanzmarktaufsicht bei der Vergabe von Immobilienkrediten sprechen. Künf tig werden viele Kunden deutlich weni ger Aussicht auf einen Wohnungskre dit haben. Das trifft vor allem Jungfami lien. Ihnen fehlt immer wieder das nöti ge Eigenkapital, aber auch die Schulden dienstquote ist teilweise ein Problem, weil man das steigende Lebenseinkom men miteinbeziehen sollte. Da würden wir uns mehr Ausnahmen wünschen. Wir Banken glauben aber an das Poten zial junger Menschen und wollen ihnen auch in Zukunft beim Erwerb von Eigen tum unter die Arme greifen und ihnen somit den Zugang zur besten Form der Altersvorsorge ermöglichen. Berech

Der 66-Jährige bezeichnet sich selbst als Macher, der andere Meinungen zulässt, diskutiert und dann entscheidet. Der langjährige Vorstandschef der Unicredit Bank Austria AG wechselte 2017 als Risikovorstand in die Erste Group Bank AG, die er seit Juli 2022 als Vorstandsvorsitzender anführt. Seinen ersten Kredit hat der gebürtige Knittelfelder 1979 mit 12,5 Prozent Zinsen aufgenommen.

nungen zeigen, dass es allein in Öster reich Investitionen von insgesamt 145 Milliarden Euro bis 2030 braucht, wenn wir bis 2040 klimaneutral sein wollen. Klassische Kredite oder der Staatshaus halt allein können das nicht finanzieren. Die Lösung kann nur ein lebendiger Ka pitalmarkt sein. Klar, das ist nichts Neu es. Aber der Handlungsdruck war selten so groß wie jetzt. Wir müssen uns aus der Abhängigkeit bei der Energie „raus investieren“.

Die Bundessparte Bank und Versi cherung hat dazu konkrete Vorschläge. Die Maßnahmen liegen auf dem Tisch. Die Steuerbefreiung auf nachhaltige Fi nanzprodukte steht schon im Regie rungsprogramm. Eine KESt-Behalte frist, die auch ihren Namen verdient, würde den Kapitalmarkt viel attrakti ver und auch leistungsfähiger machen. Neue Gesellschaftsformen wie die an internationalen Vorbildern orientier te SICAV könnten mehr privates Kapi tal mobilisieren. Alle diese Punkte und mehr sind mit der Politik besprochen. Jetzt braucht es die politische Kraft, die se umzusetzen. Der Zeitpunkt ist reif.

Ich bin überzeugt: Wenn wir jetzt die Rahmenbedingungen verbessern und aus der fordernden Situation lernen, wird der Finanzstandort danach robus ter und stärker sein als je zuvor. Die ös terreichische Kreditwirtschaft ist jeden falls bereit, ihren Beitrag zu leisten. n

Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, Inflation, eine noch immer schwelende Pandemie und eine Klimakrise – die Herausforderungen sind vielfältig und zwingen Regierungen zu beispiellosen Handlungen. Wie wir gestärkt aus dieser Zeit kommen?
„Was jetzt zu tun ist? Liquidität sichern. Kapitalmarkt stärken.“
WILLIBALD CERNKO
MEINUNGEN KOMMENTARE 21

DANK SONNENSTROM UND MEHR: FLUGHAFEN WIEN WIRD CO2-NEUTRAL!

Als einer der ersten Airports in ganz Europa wird der Flughafen Wien seinen Betrieb ab 2023 klimaneutral führen! Dafür setzt der Flughafen auf Österreichs größte Photovoltaikanlage, CO2-neutrale Fernwärmeversorgung, E-Mobilität und noch viele weitere Maßnahmen.

Weltweit verursacht der Flug verkehr nur etwa 2,7 % aller CO2-Emissionen (vor der Pandemie) – das ist im Vergleich zu an deren Industrien eher gering. Dennoch setzt die internationale Luftfahrt zahlrei che Klimaschutzmaßnahmen. Der Flug hafen Wien ist hier federführend dabei. Mit bemerkenswerten Erfolgen: Ab 2023 führt der Flughafen Wien seinen Betrieb CO2-neutral! Dahinter steckt eine bestens durchdachte Klimaschutzstrategie, die viele Maßnahmen umfasst – von Photo voltaik, E-Fahrzeuge, industrielle Abwär menutzung, intelligentes Gebäudema nagement und vieles mehr. Damit werden im Vergleich zu 2011 rund 60.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.

Mit der Kraft der Sonne Für seine Energieversorgung setzt der Flughafen massiv auf die Kraft der Son ne! Diese wird mittels acht Solaranlagen

„Wir handeln für den Klimaschutz – nach zehn Jahren intensiver Arbeit und 1001 konkreten Umsetzungsschritten haben wir es geschafft: Unser Flughafen wird ab 2023 seinen Betrieb CO2-neutral führen und damit zu einem der ersten Green Airports Europas. Für unsere Umwelt, aber auch für unsere Passagiere und unsere Nachbarn.“

auf Gebäude- und Freiflächen vom Him mel geholt, so werden rund 40 Millionen Kilowattstunden Strom produziert. Den Löwenanteil liefert die 2022 am Flugha fen Wien in Betrieb genommene größte Photovoltaikanlage Österreichs: Auf einer Fläche von 24 Hektar liefern hier 55.000 Paneele eine Leistung von 24 Megawatt Peak. Bis Jahresende kommen weitere acht Hektar dazu. Damit kann der Airport rund 40% seines Jahresstromverbrauchs abdecken. An Sonnentagen sogar noch mehr, als das gesamte Flughafen-System verbraucht. Dabei werden auch die 250 Betriebe am Standort mitversorgt. Zur Speicherung von Energie ist eine Wasser stoffanlage in Planung.

Grüne Fernwärme

Maßgebliche CO2-Einsparungen erzielt der Flughafen auch durch die Versorgung mit CO2-neutraler Fernwärme. Dabei wird industrielle Abwärme in CO2-neutrale

Auf 24 Hektar betreibt der Flughafen Wien die größte Photovoltaikanlage Österreichs Mag. Julian Jäger und Dr. Günther Ofner, Vorstände der Flughafen Wien AG

Nachhaltige Flugzeugabfertigung: Rund 400 E-Fahrzeuge sind am Airport im Einsatz.

Wärmeenergie umgewandelt und über eine Direktleitung von der OMV-Raffinerie Schwechat an den Flughafen-Standort ge liefert. Mit diesem klugen Konzept können 150 Gebäude versorgt werden. Im Flug hafensystem werden damit rund 21.000 Tonnen CO2 jährlich eingespart.

E-Fahrzeuge am Airport

Mit einer großen E-Fahrzeugflotte sam melt der „grüne“ Flughafen wertvolle Klimaschutz-Bonuspunkte: Mit rund 400 E-Spezialfahrzeugen für die Flugzeugab fertigung, mobilen Passagiertreppen und Cateringfahrzeugen werden pro Jahr etwa eine Million Liter Dieselverbrauch einge spart. Zudem gibt es den weltweit ersten Schwungmassespeicher im Echtbetrieb zum schnellen Laden von E-Fahrzeugen. Mit dem City Airport Train, den S-Bahnund ÖBB-Verbindungen ist der Flughafen auch auf der Schiene schnell und umwelt freundlich erreichbar.

Energieeffizienz im Gebäude

Der Office Park 4 im Zentrum der Airport City ist eines der nachhaltigsten Büroge bäude Österreichs. Heizung und Kühlung erfolgen mittels Geothermie durch 450 (!) Energiepfähle im Boden und 39 Kilometer Leitungen. Unterstützung für die Energie optimierung bestehender und künftiger Bauten bietet eine mit der TU Wien ent wickelte Smart City Steuerungssoftware.

Öko-Fakten zum Flughafen Wien

Jährlich werden am Airport im Vergleich zu 2011 rund 60.000 Tonnen CO2 eingespart.

Am Flughafen steht Österreichs größte Photovoltaikanlage mit 55.000 Paneelen auf 24 Hektar.

Acht Photovoltaikanlagen am Airport erzeugen rund 40 Millionen Kilowattstunden Strom.

Rund 40 Prozent des Jahresstromverbrauchs bezieht der Airport aus Sonnenenergie.

Die OMV wandelt industrielle Abwärme in CO2-neutrale Fernwärme um und versorgt damit den Flughafenstandort mit 150 Gebäuden.

450 Energiepfähle im Boden versorgen den Office Park 4 mit Erdwärme.

Weitere Informationen finden Sie online auf viennaairport.com/co2neutral

Nur ein vorbildliches Beispiel von vielen: Alle Beleuchtungssysteme am Standort werden sukzessive auf energiesparende LED-Systeme umgestellt.

Strenges Monitoring

Bei seiner europaweit vorbildlichen und visionären Klimaschutzoffensive unterwirft sich der Airport der strengen Umweltprü fung nach dem „Eco-Management and Au dit Scheme“ (EMAS). Regelmäßige Auditie

rung inklusive! Das hat auch internationale Dimensionen angenommen. Denn mittels penibler CO2- Emissionsbilanz beteiligt sich der Flughafen Wien auch an dem vom Airports Council International Europe (ACI Europe) Programm ACAS (Airport Carbon Accreditation System) und ist dabei schon Level 3-zertifiziert. Alle am Standort ansäs sigen Unternehmen sind somit in alle Maß nahmen zur CO2-Reduktion eingebunden.

Alternative Treibstoffe

Die größte Chance für mehr Klimaschutz in der Luftfahrt liegt aus Sicht des Flugha fens in synthetischen Kraftstoffen (SAF). Sie werden aus Luft und Wasserstoff produziert und bewirken eine sanfte Ökorevolution. Denn dadurch kann der Atmosphäre exakt so viel CO2 entnommen werden, wie beim Verbrauch wieder ausgestoßen wird. Luft hansa und Austrian Airlines bieten ihren Passagieren jetzt schon ein besonderes Umweltservice an: Sie können im Rahmen ihrer Flugbuchung synthetische Treibstoffe dem herkömmlichen Kerosin beimischen lassen und durch diesen Beitrag ihren CO2 Fußabdruck deutlich verringern! Für den Flughafen ist das jedenfalls die wichtigste Maßnahme, mit der die internationale Luftfahrt flächendeckend CO2-neutral und so weitreichende Verbesserungen für den Klimaschutz erzielt werden können.

Weitere Öko-Infos: Viennaairport.com/co2neutral

Der Office Park 4 ist eines der nachhaltigsten Bürogebäude Österreichs.
Entgeltliche Einschaltung

Die gebürtige Wienerin (48) weiß, wie die Banken ticken, arbeitete sie doch 15 Jahre für die Erste Bank Österreich AG, vor allem für Firmenkunden in Österreich. Bei der BDO Austria liegt ihr Schwerpunkt auf Finanzierungs beratung, Investorensuche und ESG-Beratung.

WECKRUF

FÜR BETRIEBE

Viele Unternehmen werden von der aktuellen Energie preiskrise hart getroffen. Die zum Teil um das Zehnfa che gestiegenen Einkaufspreise für Strom und Gas las sen sich nicht in den Kalkulationen unterbringen. Es gibt in ei nigen Betrieben sogar Überlegungen, die Standorte herunterzu fahren. Dabei hat der Weg zur Ökologisierung nicht nur den Vor teil, künftig ein Stück weit mehr autark von den verrücktspie lenden Märkten zu sein. Es ist nicht zu erwarten, dass die Preise für Gas wieder auf das Vorkriegsniveau zurückgehen. Durch die von der Regierung beschlossene und Jahr für Jahr steigende CO2Bepreisung wird der Kostendruck weiter zunehmen. Ein hier zulande aber noch wenig beachtetes Thema ist die Einführung der ESG-Regeln, die ab spätestens 2025 auch viele KMUs treffen werden. Wer in seinen Geschäftsberichten nicht nachweislich einen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften darlegt, wird sich auch bei Finanzierungen schwerer tun. Eine grüne Wende im ei genen Unternehmen zahlt sich also dreifach aus. Die Vorausset zung dafür ist, dass die behördlichen Genehmigungsverfahren einfacher und schneller abgewickelt werden können.

Es geht nicht, dass die Errichtung von Windparks von der Pla nung bis zur Inbetriebnahme immer noch acht Jahre dauert. Der Staat muss seine Hausaufgaben ebenso machen. Es ist zu hoffen, dass milliardenschwere Garantien, die er für in Schwierigkeiten geratene Energieversorger übernehmen muss, oder teure Preisdeckel für Wirt schaft und Industrie ebenso ein Weckruf für unsere Poli tiker sind. Einer, der auch für die Industrie- und Standort politik notwendig ist. n

Der bodenständige Gründer eines börsennotierten Wettanbieters nennt die Teilnahme am New York Marathon seinen größten Karriereerfolg. Seine Leidenschaft gehört der Börse, Twitter und Griechenland.

SURFEN AUF DER INFLATIONSWELLE

Inflation ist Gift für die Aktienmärkte, sagt man. Es ist aber nicht die Inflation, die Aktienmärkte verunsichert, sondern die Gefahr steigender Zinsen. Wenn Notenbanken tatsäch lich die Inflation bekämpfen wollen, dann werden die Zinsen so stark erhöht, womit es auf einmal wieder neben Aktien alterna tive Anlagemöglichkeiten gibt und sich die Fremdkapitalkosten für die Aktiengesellschaften verteuern. Das ist aktuell allerdings nicht der Fall. Die Notenbanken und die Politik beklagen zwar heuchlerisch die Inflationsrate, tatsächlich werden die Staats schulden mithilfe der Inflation entwertet, und daher werden die Realzinsen niedrig bleiben. Die Kapitalkosten für die Unterneh men bleiben niedrig, steigende Preise werden sich als Umsatz steigerungen bei den Unternehmen bemerkbar machen.

Die Gefahr für die Wirtschaft ist nicht die Inflation, sondern der zunehmende Interventionismus sowie die Kommando wirtschaft der Politik und der EU-Bürokraten. Die Zukunft der wirtschaftlichen Entwicklung in der EU betrachte ich daher mit Skepsis. Für viele mittelständische Unternehmen wird es schwer werden. Für europäische Aktien bin ich dennoch optimistisch. Europäische Konzerne haben mit der Wirtschaft in Europa weni ger zu tun, als es scheint. Konzerne im DAX vereinnahmen welt weit Umsätze. Negative Realzinsen werden weiterhin Liquidität in den Aktienmarkt umlenken. Wie sich Aktienmärkte bei ho her Inflation und negativen Realzinsen verhalten, kann man aktuell sehr gut in der Türkei beobachten. Der tür kische ISE100 befindet sich auf einem Allzeithoch und ist seit einem Jahr um 144 Pro zent im Plus. n

BDO Austria AKTIEN
„Gefahr durch zunehmenden Interventionismus.“
JOCHEN DICKINGER
„Grüne Wende zahlt sich dreifach aus. “
JULIA LEEB
24 MEINUNGEN KOMMENTARE

DIE WAHRHEIT IST UNS ALLEN ZUMUTBAR!

Ob Biodiversitäts- und Klimakrise, Marktverwerfungen oder politische Konflikte: Eine sichere, saubere und leistbare Energieversorgung ist kein Selbstläufer. Sie braucht eine enorme Kraftanstrengung, national und europäisch.

Michael Strugl (57) steht seit Jänner 2021 an der Spitze der Verbund AG und ist dafür auch nach Wien umgezogen. Davor war der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Wirtschaftslandesrat in Oberösterreich, als Politiker wollte er aber nicht in Pension gehen. Der gebürtige Steyrer ist außerdem Präsident von Oesterreichs Energie, der Interessenvertretung der E-Wirtschaft.

Nie haben wir die Bedeutung von Energie für unsere Gesellschaft stärker gespürt als derzeit –auch nicht während der Ölkrisen in den 1970er-Jahren. Bei allen Herausforde rungen, denen wir uns heute stellen, gibt es dennoch einen Lichtblick: Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein fun damentaler Teil der Lösung. Österreich ist bei erneuerbaren Energien dank der Wasserkraft sehr gut aufgestellt. Trotz dem spielen fossile Energieträger, etwa bei Wärme, Mobilität und Industrie, eine große Rolle. Sie machen mehr als die Hälfte des Primärenergieverbrauchs aus. Auch bei der Stromerzeugung ha ben wir einen fossilen Anteil von mehr als 20 Prozent. Seit der Jahrtausendwen de ist Österreich nicht mehr in der Lage, sich selbst mit Strom zu versorgen. Als Nettostromimporteur sind wir darauf angewiesen, dass andere mehr Strom erzeugen, als sie selbst benötigen.

Es besteht also dringender Hand lungsbedarf: Wir müssen die Erzeu

gung der Erneuerbaren rasch ausbauen. Bis 2030 sollen 100 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren stammen. Bis 2040 soll Österreich vollständig klimaneutral sein. Das bedeutet, dass wir bis 2040 die erzeugten Mengen verdoppeln und die installierten Kapazitäten fast verdreifa chen müssen.

Für das Etappenziel 2030 haben wir (nur) noch acht Jahre Zeit. In einer Stu die der TU Wien wurde der Finanzbedarf für den Erneuerbaren-Ausbau ermittelt: 2,5 Milliarden Euro müssen jährlich in den Erneuerbaren-Ausbau fließen. Wei tere 1,8 Milliarden jährlich braucht es

für die Netzinfrastruktur. Die Verbund AG als österreichisches Energiewende unternehmen investiert in den nächs ten drei Jahren jährlich rund eine Mil liarde Euro in die erneuerbare Energie zukunft – Erzeugung, Speicher, Netze.

Leadership und rasche Verfahren

Die Ziele sind klar. Wir benötigen jetzt Leadership und einen Rahmen, der eine erfolgreiche Umsetzung ermöglicht, einen gesamtgesellschaftlichen Schul terschluss, inklusive der Einsicht, dass es eine unsichtbare Energiewende nicht geben kann. Wir brauchen die Auswei sung von Flächen für den Ausbau sowie rasche Genehmigungen. Und wir brau chen die Akzeptanz der Bevölkerung.

Die Wahrheit ist den Menschen zu mutbar. Wenn wir Klimaneutralität wollen, dann müssen wir die erneuer baren Energien ausbauen. Dieser Aus bau wird ein großes Investitionspro gramm, es schafft Wertschöpfung und Arbeitsplätze. n

„Eine unsichtbare Energiewende kann es nicht geben.“
MICHAEL STRUGL
MEINUNGEN KOMMENTARE 25

China hat seine Gangart gegenüber Taiwan verschärft. Der Börsianer skizziert, welche Folgen der Konflikt im Ernstfall auf die globale Wirtschaft und die Finanz märkte haben kann.

BRANDHERD IN FERNOST

Niemand will Krieg. Oder bes ser gesagt, fast niemand – sie he Wladimir Putins Invasion in der Ukraine. Aber auch anderswo brodelt es. Erhebt doch China weiterhin Territo rialansprüche auf die Insel Taiwan. Der Ursprung des Konflikts geht auf die Spal tung von China und Taiwan im Jahr 1949 zurück. Peking stuft die Insel als abtrün niges Gebiet ein und will notfalls mit mi litärischer Gewalt eine Vereinigung Tai

wans mit dem Festland erzwingen. Und dabei könnte das Vorgehen Russlands als Blaupause für den chinesischen Führer Xi Jinping dienen. Ingo Beyer von Morgen stern, deutscher Unternehmensberater, Firmengründer, Hochschullehrer sowie Forschungspartner des Acatis Qilin Marco Polo Asien Fonds: „Obwohl die Ukraine und Taiwan nicht wirklich vergleichbar sind, da die Ukraine ein völkerrechtlich einwandfrei anerkanntes Land ist und

Taiwan nicht, würde sich der Westen hin ter Taiwan stellen, und es würde zu mas siven Sanktionen gegen China kommen.“

Aber welche Konsequenzen kann der Konflikt für die Region und die ganze Welt haben? Nachdem der Westen ver sucht, China die Stirn zu bieten - kann die veränderte Strategie des Westens im Indopazifik fruchten? Und womit müs sen Investoren rechnen, wenn der Ernst fall eintritt?

Schwelender Konflikt. China und Taiwan ziehen abwechselnd Seemanöver für den Ernstfall durch. Wie der aussieht, ist schwierig zu definieren.
#TAIWAN
FINANZPLATZ KONFLIKT 26

Rote Linien

Acatis-Forschungspartner Beyer von Morgenstern: „Der Status quo der letz ten Jahre mit Chinas Ansage, dass Tai wan zu China gehöre, mit der von fast allen Ländern dieser Welt praktizierten Nichtanerkennung Taiwans als eigen ständiges Land und mit einer gelebten Demokratie in Taiwan war ein instabiles Gleichgewicht.“ China hat laut dem Ex perten, der ein passionierter Polospieler ist und der unter anderem im Jahr 2021 in dieser Sportart in Ebreichsdorf nahe bei Wien die Austrian Open gewann, in einem offiziellen White Paper seine ro ten Linien beschrieben. Beyer von Mor genstern: „Sollten diese roten Linien etwa durch eine Unabhängigkeitserklä rung Taiwans oder eine offizielle Aner kennung Taiwans durch den Westen als unabhängiger Staat überschritten wer den, wird es aus unserer Sicht zu weite ren Eskalationen kommen. Sollten die se roten Linien nicht überschritten wer den, sehen wir keine Gefahr eines mili tärischen Konflikts.“

Dass es sich um einen Schwelbrand handelt, weiß auch Hermann Ortner, Delegierter der Wirtschaftskammer Ös terreich (WKO) in Taiwans Hauptstadt Taipeh. Ortner: „Die Spannungen zwi schen Taiwan und China sind zwar der zeit hoch, haben aber bisher keine weit reichenden wirtschaftlich-geschäftli chen Einschränkungen zur Folge. Wie sich die Situation weiterentwickelt, ist zurzeit kaum abzuschätzen.“ Dass von möglichen Auseinandersetzungen auch die Beziehungen zwischen China und der Europäischen Union (EU) betroffen sein werden, liegt auf der Hand. Schließ lich sind die EU und China wechselseitig

der jeweils wichtigste Handelspartner. Täglich werden fast zwei Milliarden Euro ausgetauscht. Das Volumen von China in die EU umfasst 1,3 Milliarden Euro, jenes der EU nach China 700 Millionen Euro. Michael Berger, Wirtschaftsdelegier ter der WKO in Peking: „Trotz der en gen wirtschaftlichen Verflechtung der EU mit China ist im Hinblick auf die bis herigen Sanktionen in Zusammenhang mit Xinjiang und der Sanktionen gegen Russland davon auszugehen, dass bei einem militärischen Eingreifen Chinas in Taiwan von der EU auch gegen Chi na Sanktionen verhängt werden. Eine plötzliche vollständige Entkopplung der Handelsströme erscheint jedoch schwer durchführbar.“

Aufgeheizte Stimmung

Im Sommer reiste Nancy Pelosi, Spre cherin des US-Repräsentantenhauses, nach Asien und stattete auch Taiwan ei nen Besuch ab. Das fand die Kommunis tische Partei Chinas gar nicht lustig. Da vid Rees, Senior Emerging Markets Eco nomist bei der global tätigen Vermö gensverwaltungsgesellschaft Schroders: „Pelosis Asienreise hat die regionalen Spannungen sowie jene zwischen China und den USA weiter angeheizt. Für sich genommen haben die Sanktionen von China gegen den Handel mit Taiwan kei ne großen wirtschaftlichen Auswirkun gen. Sie könnten aber eine Beschleu nigung der Entkopplung zwischen den USA und China signalisieren.“

Bezüglich der geänderten Strategie des Westens im Indopazifik sieht Aca tis-Forschungspartner Beyer von Mor genstern nur begrenzte Erfolgschancen: „Die Schmach, dass China zum Ende des

Kaiserreichs von ausländischen Mäch ten kontrolliert wurde, sitzt immer noch tief. China hat sich fest vorgenommen, dass das nie wieder passieren darf.“ Des halb wird laut dem Experten ein „plum pes Die-Stirn-Bieten“ nicht zum Erfolg führen. „Maßnahmen wie Einfuhrzölle, die unsere Inflation in die Höhe treiben, führen nicht zu den gewünschten Zie len, China aufzuhalten oder zu bestra fen“, so Beyer von Morgenstern.

Die wirtschaftlichen Folgen für den asiatischen Raum außerhalb Chinas werden sich wahrscheinlich in Grenzen halten. Beyer von Morgenstern: „Es ist davon auszugehen, dass sich die asia tischen Länder mit großer Sicherheit nicht den westlichen Sanktionen an schließen. Daher wäre Chinas Handel mit dem asiatischen Raum wahrschein lich kaum beeinflusst.“

Inwieweit die Wirtschaftsbeziehun gen zwischen China und dem Rest der Welt leiden würden, kommt auf die In tensität der Sanktionen an. „Für ei nen Großteil der deutschen Industrie zum Beispiel wären China-Sanktionen, wie wir sie in Russland gesehen haben, ein dramatischer Einschnitt. Das soll ten wir uns sehr gut überlegen“, so Bey er von Morgenstern. Dazu kommt, dass die Lieferkettenproblematik erneut ge schürt werden könnte. Schroders-Öko nom Rees: „Bisher scheint die Unter brechung des Schiffsverkehrs nur von kurzer Dauer gewesen zu sein. Rund die Hälfte aller Containerschiffe der Welt passieren die schmale Wasserstraße von Taiwan. Deshalb besteht die Gefahr, dass sich weitere Militäroperationen auf die Lieferketten auswirken werden.“ Das hat laut Rees längerfristige Folgen:

„Auswirkungen für den Westen könnten dramatisch sein.“
FINANZPLATZ KONFLIKT 27 © SAM YEH / AFP / PICTUREDESK.COM

Chiphersteller. Taiwan Semicon ductor gehört zu den zehn größten Chipherstellern der Welt und produziert zwei Drittel der globalen Aufträge.

„Weniger effiziente Lieferketten wer den sich wahrscheinlich negativ auf die Weltwirtschaft auswirken. Aber einige Schwellenländer werden davon profitie ren, wenn sie sich einen Anteil am Ferti gungsmarkt sichern können.“

Schlüsselfaktor Chipindustrie

Taiwans Chipindustrie, allen voran die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company TSMC, steht laut dem Markt forschungsinstitut Trend Force für rund zwei Drittel der globalen Auftragsferti gung. Sollte es zu einem Produktions ausfall oder einer Blockade durch China kommen, ist mit Rückschlägen für die globale Wirtschaft zu rechnen. Invest mentexperte Beyer von Morgenstern: „Chinas Industrie hinkt bei Halbleitern hinterher. Hier würde man mit einem Schlag einen gewaltigen Schritt nach vorne tun. Es ist nicht damit zu rech nen, dass China im Falle der Übernah

me die taiwanische Chipindustrie still legt. Im Gegenteil. China könnte die tai wanische Chipindustrie voll auslasten und zu seinen Gunsten einsetzen.“ Und wenn das passiert, wird die gegenwärtige Russland-Gas-Krise laut dem Experten bei weitem in den Schatten gestellt. Bey er von Morgenstern: „Die Auswirkungen für den Westen könnten dramatisch sein. Mittlerweile sind taiwanische Chips in unendlich vielen Elektronikkomponen ten verbaut, und der Westen hat weder die Kapazitäten noch die Fähigkeiten, das kurz- und mittelfristig zu kompensie ren. Chinas Wettbewerbsfähigkeit würde signifikant gestärkt, der Westen zumin dest mittelfristig lahmgelegt.“

Wenn China mit seinem Territorial anspruch Ernst macht, müssen Inves toren auf der Hut sein. Es ist damit zu rechnen, dass westliche Investoren ihre Investments in China und in Asien deut lich reduzieren. Damit kann es zu star ken Kursverlusten kommen. Stichwort Kursverluste: Der Aktienindex MSCI Tai wan, in dem Taiwan Semiconductor mit einem Anteil von über 43 Prozent außer gewöhnlich hoch gewichtet ist, hat zwi schen Jahresbeginn und Ende August mit einem Minus von 23,3 Prozent stär ker verloren als der MSCI China mit mi

nus 19,5 Prozent und als das breitgefass te Weltaktienbarometer MSCI AC World Index, das im gleichen Zeitraum um 17,8 Prozent absackte.

% MEINE RENDITE

Wer weltweit investiert, kann Verlus te an fernöstlichen Börsen verschmer zen. Denn rein von der Papierform her spielen Aktien aus China und Taiwan im Weltaktienindex MSCI AC World nur Nebenrollen. Chinesische Aktien sind im Index nur mit 3,6 Prozent gewich tet, auf Papiere aus Taiwan entfallen 1,7 Prozent. Aber man darf nicht glau ben, dass eine mögliche Eskalation zwi schen China und Taiwan nur regionale Folgen hätte. Beyer von Morgenstern: „Es ist davon auszugehen, dass die Aus wirkungen auf die Weltwirtschaft und die Weltkapitalmärkte weitaus drama tischer sein werden, als wir das gegen wärtig im Fall von Russland erleben.“ n

„Spannungen zwischen Taiwan und China sind derzeit hoch.“
HERMANN ORTNER
„Gefahr, dass sich Militäroperationen auf Lieferketten auswirken.“
DAVID REES Milliarden Euro werden fast täglich zwischen China und Europa ausgetauscht, beide sind einander die wichtigsten Handelspartner. Wobei 1,3 Milliarden Euro von China in die EU fließen.
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© TAIWAN SEMICONDUCTOR MANUFACTURING CO., LTD.

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IN DER PREISPREIS-SPIRALE

Vorteil. Die RHI Magnesita ist im Bereich der Feuerfestpro dukte Weltmarktführer und nützt diese Position auch aus.

FINANZPLATZ INFLATION 30 © XXX
#PREISE

Von Entspannung kann keine Rede sein. Die Kosten für Indus trierohstoffe wie Aluminium, Eisenerz, Kupfer, Nickel, Zink und Zinn sind zwar nach einem Hochstand im Fe bruar und März 2022 gesunken, auch der Ölpreis ist Anfang September stark gefal len. Die Situation kann sich aber wieder rapid ändern – und die Kosten für Gas und Strom steigen ohnedies weiter ins Uner messliche. Das trifft nicht nur die Haus halte ins Mark, es belastet auch die In dustrie schwer. Wie sehr, zeigt sich beim Faserhersteller Lenzing AG: Weil die ho hen Gaspreise eine profitable Produkti on am burgenländischen Standort Hei ligenkreuz unmöglich machen, müssen höchstwahrscheinlich zwei der drei Pro duktionslinien heruntergefahren wer den, die Prognosen fürs nächste Jahr wurden ausgesetzt. Auch in Deutschland greifen immer mehr Betriebe zu solchen drastischen Maßnahmen, wie eine Um frage des Industrie- und Handelskam mertags zeigt.

Harald Mahrer, Präsident der Wirt schaftskammer Österreich (WKO), nahm die Ankündigung der Lenzing AG einmal mehr zum Anlass, nach den Coronahil fen weitere milliardenschwere Rettungs pakete für Unternehmen zu fordern. Die Vervielfachung der Energiekosten sei für viele Betriebe existenzgefährdend, vor al lem exportorientierte Firmen seien nicht mehr konkurrenzfähig, warnt Mahrer. Die Industriellenvereinigung stößt ins gleiche Horn und fordert ebenfalls neue Milliardenhilfen. Das Strompreiskosten-

Ausgleichsgesetz (SAG) und das Energie kostenzuschussgesetz (UEZG) sieht Mit tel vor – allerdings vorerst nur rund 700 Millionen Euro.

Kosten weitergeben Was also tun, um aus dieser Misere we nigstens halbwegs gut herauszukom men? „Immer mehr Unternehmen dre hen selbst an der Preisschraube und ge ben so zumindest einen Teil der Kosten an ihre Kunden weiter“, verweist UnicreditBank-Austria-AG-Ökonom Walter Pud schedl im Gespräch mit dem Börsianer auf Erfahrungswerte. Wobei es bei Industrie konzernen – und davon ist hier die Rede –so gut wie immer um Business-to-Busi ness (B2B) geht, also nicht um die End kunden. Preiserhöhungen seien freilich noch aus einem anderen Grund ein Gebot der Stunde, ergänzt Michael Böheim, Ex perte des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo). Nicht nur Rohstoffe und Energie verteuerten sich, „auch die Absicherung gegen die extremen Preisschwankungen wird für die Unternehmen immer teu rer“. Weshalb Böheim eine Branchen lösung vorschlägt. „Ich denke an einen Hedging-Pool, eine Art Einlagensiche rung, wo sich die Firmen gegenseitig aus der Patsche helfen.“

Preismanagement ist aber alles ande re denn simpel. Zumal viele Manager so eine komplexe Situation noch nie erlebt haben, geben Ökonomen zu bedenken. Während der Öl- und Energiekrise der 1970er-Jahre waren viele, die nun Ver antwortung tragen, ein Kind oder noch

gar nicht auf der Welt. Sie müssen daher erst entsprechende Strategien lernen, wobei sich große Konzerne mit Riskma nagement-Abteilungen leichter tun. Die einfache Rechnung, die es zu beach ten gilt: Ein Kostenanstieg um fünf Pro zent bedeutet das Absinken der Rendi te um 4,5 Prozentpunkte. Weshalb vie le Unternehmen abseits der Preispolitik jetzt auch die „Produktivitätspeitsche“ schwingen, wie Pudschedl meint.

Schwierig macht die Preispolitik auch, dass Unternehmen meist lang fristige Verträge mit ihren Kunden abge schlossen haben, die man nicht so ein fach aushebeln kann. „Solche langlau fenden Kontrakte ohne entsprechende Preisanpassungsklauseln sehe ich aus aktuellem Anlass in Zukunft nicht mehr“, betont Böheim. Darüber hin aus sei die Preispolitik in normalen Zei ten, aber umso mehr in einer komple xen Krise immer auch eine Frage des Be darfs. „Solange Sie ein stark nachgefrag tes Produkt haben, das zudem sogar ein Alleinstellungsmerkmal hat, können Sie auch mehr dafür verlangen“, erläutert Pudschedl den Marktmechanismus. Das trifft etwa auf die von vielen Branchen benötigten Chips zu, deren Preise vor al lem von der starken Verteuerung von Si lizium geprägt sind.

Aber auch sogenannte Feuerfestpro dukte, die für die Hochtemperaturpro zesse in der Stahl-, Zement- und Glasin dustrie unverzichtbar sind, sind gefragt. Die RHI Magnesita ist in diesem Bereich Weltmarktführer und kann diese Posi

Angesichts extrem hoher Energiekosten verteuern viele Industriekonzerne ihre Produkte. Wie aktives Preismanagement erfolgreich funktioniert, hat der Börsianer am Markt nachgefragt.
TEXT HEDI SCHNEID
„Unternehmen geben einen Teil der Kosten an die Kunden weiter.“
„Haben in Langfristverträgen Preisgleitklauseln.“
MICHAEL BUCHBAUER
FINANZPLATZ INFLATION 31

tion nützen. Man habe viel in Lagerbe stände investiert, um die Versorgungs sicherheit der Kunden zu gewährleisten. „Das hat uns ermöglicht, Preise zu erhö hen und Marktanteile auszubauen“, sagt RHI-Magnesita-Boss Stefan Borgas.

Die Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG (SBO), die Präzisions komponenten für die Ölindustrie pro duziert, sieht sich in einer ebenso guten Position. Nach Jahren geringer Investi tionen in die Exploration und Produk tion von Öl und Gas habe nun ein Auf holeffekt eingesetzt, sagt SBO-Boss Ge rald Grohmann (Seite 58). „Wir haben eine Sonderkonjunktur.“ Die steigenden Kosten, unter anderem für Mangan, das die SBO für ihre Stähle benötigt, konn te man daher an die Kunden weiterge ben. Die guten Verkaufspreise würden den positiven Ausblick noch unterstüt zen, weshalb Grohmann auch von einer anhaltend positiven Geschäftsentwick lung in der zweiten Jahreshälfte ausgeht.

Verträge werden angepasst „Aktives Management der Kosteninfla tion“ nennt das die SBO. Sie ist nicht das einzige Unternehmen, das so vorgeht. In einer ähnlich komfortablen Lage sieht sich der Kranhersteller Palfinger AG. Die mit Kunden vereinbarte flexible Preisan passung habe es laut Vorstandschef An dreas Klauser (Seite 34) ermöglicht, die Kostensteigerungen von 15 bis 17 Pro zent fast zur Gänze weiterzugeben. Da bei helfe natürlich die anhaltend hohe Nachfrage. Der Baustoffriese Wienerber ger AG verfügt über ein effektives SupplyChain-Management und hat es dadurch geschafft, nicht nur dauerhaft liefern zu können, sondern ebenfalls Kostensteige rungen von rund 16 Prozent an die Kun den abzuwälzen. Die Wienerberger AG ist vor allem von Verteuerungen bei Plastik granulaten, Folien für die Ziegelverpa ckung sowie Holzpaletten betroffen. Was Energie betrifft, habe man sich für heuer und die nächsten Jahre schon abgesichert und die benötigten Mengen fast zur Gän ze eingekauft.

Eine große Rolle bei der Preispolitik spielt die Ausgestaltung der Verträge. Der Maschinenbauer Andritz AG, für den die Kosten für Edelstahl, Roh- und Kar bonstahl deutlich mehr zu Buche schla gen als jene für Strom und Gas, hat sich vorbereitet. „Wir haben in den meisten Langfristverträgen Preisgleitklauseln“, berichtet Kommunikationschef Micha el Buchbauer. Bei anderen Verträgen so wie bei Serviceprodukten habe man die erhöhten Zukaufskosten weitgehend be rücksichtigen können.

Mit Augenmaß

Die Strategie, schon bei Vertragsab schluss Preisanpassungsformeln fest zulegen, verfolgt auch die Amag Austria Metall AG. Bei neuen Verträgen sei das gang und gäbe, bei alten versuche man nachzujustieren, sagt Kommunikations chef Leopold Pöcksteiner. Faktum sei je doch: Kunden müssten bereit und in der Lage sein, höhere Preise zu akzeptieren.

„Der Spielraum der Hersteller für Ein sparungen zur Abfederung dieser Kos tensteigerungen ist in hochoptimierten Wertschöpfungsketten nur noch einge schränkt.“ Zudem müsse man immer die Wettbewerbsfähigkeit im Auge behalten, weshalb man Preise nur mit Augenmaß erhöhen könne. Der Aluminiumkon zern profitiert davon, dass sich der große Energiefresser, die Elektrolyse mit jähr lich 1,8 TWh Stromverbrauch, in Kanada befindet. Die ist laut Pöcksteiner nicht von russischen Energielieferungen und damit nicht von Energiepreisschwan kungen abhängig. Aber der verarbeite te Aluschrott richtet sich auch teilwei se am heuer schon zwischen 2.300 und 4.000 US-Dollar pro Tonne schwanken den Aluminiumpreis.

Wie sehr auch immer an der Schrau be gedreht werden kann – letztlich wür den die höheren Preise beim Endkun den landen, was die Inflation weiter an treibe, verweisen Pudschedl und Böheim unisono auf den Negativeffekt. „Wir ha ben nicht nur eine Lohn-Preis-, sondern auch eine Preis-Preis-Spirale“, sagt Bö heim. Von einem Aussetzen des Preis mechanismus hält er trotzdem nichts.

Rohstoffe unter Kontrolle Trotz hoher Energie- und volatiler Preise für wichtige Rohstoffe wie Eisenerz und Kokskohle für die Stahlerzeugung sieht sich auch die Voestalpine AG gut aufge stellt. Der Stahl- und Technologiekon zern könne sich in der schwierigen Situ ation durch seine hochqualitativen Pro dukte und den Service vom Mitbewerb abheben, sagt Kommunikationschef Pe ter Felsbach. Und nach wie vor entwickle sich die Nachfrage nach Bahninfrastruk tur sowie Komponenten für die Energie wirtschaft und die Luftfahrt sowie die Automobilindustrie gut. „Wir können im Schnitt die Anstiege bei den Rohstoffund Energiepreisen an den Markt wei tergeben.“ Ein weiterer Pluspunkt ist die diversifizierte Beschaffungsstrategie zur langfristigen Absicherung der Rohstoffund Energieversorgung. Das umfasse die Ausweitung des Lieferantenportfolios sowie den Ausbau der Eigenversorgung.

% MEINE RENDITE

Viele Konzerne werden Energieselbst versorger oder bauen Aktivitäten aus. Die Voestalpine AG hat 1,5 TWh Gas einge speichert, was drei Monate Vollbetrieb er möglicht. In Linz produziert der Konzern 75 Prozent des Stroms durch Nutzung von Prozess- und Hüttengasen selbst und be treibt ein eigenes Kraftwerk. Die Andritz AG nabelt sich bis Jahresende vom Gas ab und stellt auf Öl oder Strom um. Bei der Wienerberger AG kommt die Energie künftig aus Wasserstoff, Biogas und Syn thesegas. Die SBO versorgt ab 2023 ihr Werk in Ternitz mit einer Photovoltaik anlage mit rund 1,5 MWh Leistung. n

„Haben Preise er höht und Marktanteile ausgebaut.“
FINANZPLATZ INFLATION 32

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Der begeisterte Motorradfahrer und Segler ist seit Juni 2018 Vorstandsvorsitzender der Palfinger AG. Geprägt haben ihn seine Jahre bei der CNH Industrial in den USA unter der Führung von Sergio Marchionne. Der bald 57-jährige gebürtige Oberösterreicher, ein „Hands-on“-Manager, ist Aufsichtsratsvorsit zender der CTI Group sowie der Trivest AG.

#PALFINGER Klartext. Kostensteigerungen konnte die Palfinger AG durch eine neue PricingPolicy teilweise abfedern, erklärt Palfinger-Boss Andreas Klauser.
FINANZPLATZ WIRTSCHAFT 34 © BÖRSIANER/BURGHART
„DA MUSS MAN EIN BISSERL KREATIV SEIN“

Andreas Klauser bringt nichts so schnell aus der Ruhe. Der Vor standschef der Palfinger AG denkt gern in Szenarien und setzt lieber auf kleine Mosaiksteine, mit denen er durch herausfordernde Zeiten navigiert. „Der große Flash, mit einer Aktion al les zu retten, das wird nicht passieren“, sagt Klauser, angesprochen auf Liefer kettenprobleme, Rezessionsgefahr, hohe Energiepreise und Arbeitskräftemangel. Der Manager hat fast zehn Jahre in den USA gearbeitet, die Jahre waren ein gu ter Lehrmeister. Mitgenommen hat er das Motto „Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner“. „Du kannst in den USA jede Idee mit einem Banker durchspielen, der fi nanziert dir das auch, aber du musst ak tiv werden, sonst bist du nicht sichtbar.“ Mit dem Börsianer hat der Boss des Kran herstellers vor der Börsianer Roadshow in Wien über seine Politik der kleinen Schritte gesprochen, wieso langes Vor ausplanen passe ist und die Deglobalisie rung voranschreitet.

Herr Klauser, sind Sie guter Dinge, dass Sie mit der Palfinger AG heuer die Umsatzgren ze von zwei Milliarden Euro erreichen, trotz Energiekrise und hoher Preise für Rohstoffe. Wieso sind Sie so entspannt? – Andreas Klau ser: Der Stress kommt sowieso. Wenn ich jetzt schon gestresst bin, dass ich viel leicht Stress haben könnte ... (lacht). Vielleicht liegt es daran, dass ich sehr lan ge in den USA gelebt und gearbeitet habe und dort die Volatilität immer viel höher war als in Europa, wo bisher immer auf drei oder fünf Jahre vorausgeplant wur de. Und mit einem italienischen Mutter konzern konnten wir ohnehin mit hohen

Volatilitäten gut umgehen. Da wird maxi mal auf ein Jahr geplant. Und diese Vola tilität, die man auch in Brasilien und Ar gentinien kennt, die kommt jetzt zu uns. Die Frage wird sein, ob sie stabil mit einer gewissen Volatilität umgehen und sich auf quartalstechnische Herausforderun gen einstellen können. Bei der Palfinger AG macht das Planungsmanagement ein Italiener, weil er mit der Volatilität tradi tionell mehr Erfahrung hat.

Mit welchen Maßnahmen wappnen Sie sich gegen die volatilen Zeiten, Stichwort Ener gieverfügbarkeit? – Wir produzieren bei energieintensiven Komponenten der zeit viel vor, zum Beispiel Kranarme. Den größten Energiebedarf aus Gas haben wir beim Lackieren bei der Trocknung.

Aber der Preis für Gas ist derzeit doch hoch?Da geht es nicht um den Preis, da geht es darum, dass wir liefern können, wenn es drauf ankommt. Derzeit ist ausreichend Gas vorhanden, also machen wir das jetzt. Verstehen Sie mich nicht falsch, es wird sicher noch einmal kritisch werden. Die vielleicht mangelnde Energieverfügbar keit wird den Preis nach oben treiben, auf

das Gesamtsystem einen gewissen Stress bewirken und die Inflation vorantreiben. Wir versuchen außerdem, unsere Liefe ranten wieder nahe am Werk zu haben, dort, wo das Hauptgeschäft ist.

Kommt es da zu einer Veränderung der Lie ferketten? – Wir planen, die Produktion dorthin zu verlagern, wo wir auch einen Bedarf haben. Wir bauen das Werk in Slo wenien in Maribor aus und planen ein ei genes Werk in Serbien mit lokalen Liefe ranten.

Von wo verlagert sich das? – Interessanter weise wird sich einiges von China verla gern. Es ist eine kleine Deglobalisierung. In Serbien haben wir die Ressourcen. Sehr viel Gastarbeiter in Deutschland, Öster reich, der Schweiz, die während Covid heimkehrten, wollen nicht mehr zurück. Wenn ich denen in Serbien einen adäqua ten Job biete, könnte das gut funktionie ren. Da muss man ein bisserl kreativ sein. Wenn man nur sagt, alles Krise, alles Ka tastrophe, hat keiner was davon. Es gibt kleine Mosaiksteine, die wir jetzt setzen müssen. Der große Flash, mit einer Ak tion alles zu retten, wird nicht passie ren. Es ist die Politik der kleinen Schrit te. Ich glaube auch, dass der ganze Hype, der Peak bei den Rohstoffpreisen bereits überschritten ist.

Woraus schließen Sie das? – In der Bau stoffindustrie sind die Preise jede Wo che nach oben gegangen, jetzt hat das ei nen Peak erreicht, wo keiner mehr kauft. Die haben die Lager voll, und jetzt wird es ganz spannend. Zum Beispiel hat ein Ziegellieferant angerufen, er hätte noch

Die Industrie wird sich auf mehr Volatilität einstellen müssen, sagt Palfinger-Boss Andreas Klauser, der Lieferketten nach Europa verlagert. Den Peak der Entwicklung der Rohstoffpreise sieht er überschritten.
„Bei Palfinger macht das Planungsmanagement ein Italiener, weil er mit Volatilität mehr Erfahrung hat.“
ANDREAS KLAUSER
FINANZPLATZ WIRTSCHAFT 35

Ziegel, das wäre vor zwei Monaten nicht passiert. Da kommt eine gewisse Dyna mik rein. Das ist für uns gut und auch für unsere Kunden. Meine größte Sorge ist, wenn unsere Kunden, also Bauwirt schaft, Baustoffhändler und Transport unternehmer, kein Geld mehr verdienen. Weil dann habe ich irgendwann das glei che Thema. Es werden auch wieder Pro jekte gestartet, die gestoppt waren. Man sieht das beim Stahl, der war auf 1.600 Euro pro Tonne, ist jetzt wieder auf unter 1.000 Euro gesunken, da beginnt wieder ein gewisser Einkauf.

Können Sie die Preiserhöhungen weiterge ben? – Wir haben eine neue Policy einge führt, das Dynamic Pricing, also indexba siert. Von den 15 bis 17 Prozent Kostenstei gerungen konnten wir 12,5 bis 13 Prozent abfedern. Da ist natürlich immer noch ein Gap, das sieht man auch in der Profita bilität, die Volumina haben wir trotzdem sichergestellt. Das lässt sich schon ma chen, wenn man den Partnern sehr genau erklärt, was wir tun und warum wir es tun.

Sie sind in vielen verschiedenen Bereichen mit Ihren Produkten erfolgreich. Ist das ein Plus in der aktuellen schwierigen Konjunkturlage? –Definitiv. Wir haben 16 verschiedene Pro duktlinien, davon zehn im klassischen Landbereich, sechs in der Marine, und sind auf mehreren Kontinenten unter

wegs. Wir sehen, dass es beim Ölservice auf Ölplattformen wieder losgeht, auch das Marinegeschäft birgt aktuell Chan cen. Plus: Märkte wie Nordamerika und Lateinamerika beginnen zu boomen.

Gibt es einen Bereich oder eine Sparte, die Sie kritischer sehen? – Das war bisher die Schifffahrt, weil weniger Kreuzfahrtschif fe gebaut wurden. Ich war aber letztens auf der Schifffahrtsmesse in Hamburg, die Werften sind wieder voll ausgelastet. Die bauen ganze Disneylandschiffe, aller dings etwas kleinere Schiffe und nur mit der halben Kapazität. Das bedeutet mehr Luxus, der Kunde muss nicht mehr 5.000 Euro fürs Ticket zahlen, sondern 10.000 Euro, dann ist das Schiff sozusagen Co vid-sicher.

Ist die Palfinger AG vom Arbeitskräfteman gel betroffen? Mehr als 300 Stellen sind of

fen, wie managen Sie das? – Bei 12.500 Mitarbeitern weltweit sind 300 fehlen de Stellen nicht ganz so kritisch. Wir ha ben heuer erstmals 111 Lehrlingsbewer bungen anstelle der üblichen 36 vor vier, fünf Jahren, vor allem im ländlichen Be reich. Wir haben sicher ein Thema mit Fachkräften und Spezialisten im IT-Be reich. Deshalb expandieren wir in Wien und übersiedeln mit Palfinger 21st zeit nah in den Austria Campus. Dort haben wir uns ein ganzes Dachgeschoß gemie tet und werden Jobs, die wir im ländli chen Bereich nicht besetzen können, im urbanen Bereich besetzen, also für den Großraum Wien und Bratislava. Inter essant ist, dass wir derzeit im urbanen Bereich mehr Kandidaten finden als im ländlichen Bereich. Wir haben jetzt auch einen Technologiecluster am Techno logiestandort Brixen in Südtirol, wo wir Ressourcen vom italienischen Raum ab saugen.

Wie lautet das wichtigste Learning, das Sie anderen mitgeben würden? - Nahe am Business zu sein. In den USA testen dich Investoren und Kunden laufend, wie nahe du am Geschäft bist. Ich bin bei Palfinger nicht der Supervisor, sondern nahe am Ball. Diese Art von Leadership, wo der Ka pitän auch manuell ein Boot steuern kön nen muss, macht das Business derzeit sehr interessant. n

Erwischt. Redakteurin
Ingrid Krawarik sprach mit Andreas Klauser am Rande der Börsianer Roadshow in Wien.
„Produktion dorthin verlagern, wo wir auch einen Bedarf haben.“
FINANZPLATZ WIRTSCHAFT 36
© BÖRSIANER/BURGHART
PALFINGER AG 40 20 0 19.9.19 19.9.22 Quelle: baha

„JEDER ZWEITE EURO FLIESST IN NACHHALTIGE FONDS“

Die ECO Select Invest der Wiener Städtischen vereint zwei Megatrends: Die Chance auf höhere Rendite und nachhaltiges Investment.

Nachhaltigkeit:

Vom Trendthema zum Dauerbrenner

Die sich verschärfende und immer stärker persönlich erlebbare Klimakrise sowie po litische Kampfansagen wie EU-Greendeal und EU-Aktionsplan sorgen dafür, dass das Thema Nachhaltigkeit im Bewusstsein der Menschen angekommen ist, und auch bleiben wird. Der Finanzwirtschaft kommt dabei die Rolle eines „game-changers“ zu: Versicherungsunternehmen verwalten Milliarden an Prämien für ihre Kunden. Allein dadurch, nach welchen Kriterien sie diese Gelder veranlagen, kann schon sehr viel in Richtung Nachhaltigkeit bewegt werden. „Die Nachfrage unserer Kundin nen und Kunden nach Möglichkeiten auch mittels finanzieller Vorsorge zum Umwelt gedanken beizutragen, ist in den letzten Jahren stark gestiegen“, erklärt Sonja Steßl, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung.

Vorsorge und Klimaschutz

Die Wiener Städtische hat das Nachhal tigkeitsthema sehr früh aufgegriffen und als erster österreichischer Versicherer mit dem Produkt „Eco Select Invest“ eine nachhaltige Fondspolizze auf den Markt gebracht, die mit dem österrei chischen Umweltzeichen ausgezeichnet wurde. „Mittlerweile fließt bei uns bereits jeder zweite Prämieneuro bei Neuab schluss einer Fondspolizze in nachhaltige Fonds – Tendenz steigend“, so Steßl. Die Fondspalette der Wiener Städtischen Versicherung beinhaltet Top-Performing Nachhaltigkeitsfonds wie den Erste WWF Stock Environment Fonds. So können An leger mit gutem Gewissen investieren und profitieren gleichzeitig von guten Ertrags chancen. Fondspolizzen wie die Eco Select Invest der Wiener Städtischen verbinden individuellen Versicherungsschutz mit Ver anlagung in nachhaltige Investmentfonds,

ECO SELECT INVEST

Auf einen Blick: Fondsauswahl aus 13 nachhaltigen Fonds Zwei nachhaltige Themenbaskets Keine Ausgabeaufschläge Switchen 2 x monatlich kostenlos Prämienhöhe ab 50 Euro monatlich Auszahlung als Kapital oder Rente möglich Rentenoption mit Rententafelgarantie inkludiert Freie Wahl des Begünstigten

sind sehr flexibel und unkompliziert über tragbar. So lässt sich für das Alter und die Familie vorsorgen und man übernimmt Verantwortung für Umwelt, Gesellschaft und künftige Generationen.

Sonja Steßl, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung MARLENE Ö HLICH_LUXUNDLUMEN
Entgeltliche Einschaltung
©
FR

MARKTENTWICKLUNG

ENTWICKLUNG (YTD) DER INTERNATIONALEN AKTIENMÄRKTE IM VERGLEICH ZUR WIENER BÖRSE

ATX (ÖSTERREICH)

STOXX EASTERN EU TM (EUR)

STOXX EUROPE TM (EUR)

STOXX US TM (EUR)

STOXX EM TM (EUR)

0,00%

-5,00%

5,00% 03.1. 01.2. 01.3. 01.4. 02.5. 01.6.

-10,00%

-15,00%

-20,00%

-25,00%

-30,00%

-35,00%

-40,00%

-45,00%

-50,00%

-55,00%

-60,00%

-65,00%

Abwartend. Die Aktienindizes laufen seit Monaten im Gleichklang, wobei der ATX traditionell in Krisen stärker abgestraft wurde. Osteuropa-Aktien sind durch die Russland-Komponente immer noch aus dem Rennen, Schwellenländer-Aktien schlagen heuer weiterhin US-Aktien und Europa-Aktien.

ATX

Dow Jones Global Index

STOXX Eastern Europe TM Euro

2924,24 –24,26

456,7 –20,58

80,85 –62,85

INDIZES

ISIN KURS YTD %

STOXX Europe TM, Euro CH0009119717 399,47 –16,94

STOXX USA TM Euro CH0114209130 402,21 –8,64

STOXX Emerging Markets TM Euro CH0147792532 131,28 –11,32

KOLUMNE

DÄMMERZUSTAND VORBEI

WOLFGANG

MATEJKA

Geschäftsführer Matejka &

Partner ISIN KURS YTD

Asset Management

38 RENDITE WIENER BÖRSE INDIZES

Der österreichische Aktienmarkt hatte im dritten Quartal 2022 einiges zu verarbeiten. Die globale Inflation mo tivierte Notenbanken zu Zinsmaßnahmen, die noch vor einem Jahr kaum denkbar waren, und übernahm an den Kapitalmärkten die Stimmungsdominanz. Dieser Tenor hat sich mittlerweile weiter verstärkt und löst be reits Konjunktursorgen aus. Die Notenbanker geben sich davon noch unbeeindruckt. Die kommenden Zinsent scheidungen werden mehr an Tragfähigkeit in die Märkte importieren. Bis dahin hatten Renten und Aktien keine einfache Zeit. Volatilität is back again. Der Ukraine-Krieg hielt die europäische Politik und die Energiemärkte zu sätzlich fest im Griff. Enorme Preisanstiege, dadurch deutlich wachsende Inflation und auch ein sich diesen Um ständen zwingend flexibel anzupassendes wirtschaftliches Umfeld ließen auch an den Börsen die Temperaturen im Sommer steigen. In Summe konnte sich Österreichs Aktienmarkt aber in diesem Quartal aus seinem anfängli chen Performancerückstand befreien und tendierte inmitten der europäischen Börsen. Die Sektoren-Allokation war weiterhin sehr stark spürbar. Verständlich, nachdem sich die unterliegenden Parameter stetig änderten. Ein zyklisch unterstütztes Konjunkturbild lässt sich noch immer nicht festigen, es beginnt aber ein langsam erkenn barer Trend, sich aus dem Dämmer herauszuarbeiten: Die Energieversorgung für den kommenden Winter dürfte bereits gesichert sein. Und das auch inklusive des Energiebedarfs der Industrieunternehmen. Bei Bestätigung ein positives Ausrufezeichen für den ATX.

01.7. 01.8. 01.9.
PERFORMANCE DER INDIZES IM VERGLEICH
%
AT0000999982
XC0006975012
CH0042344587

MARKTMEINUNGEN

Paul Pichler Fondsmanager

LLB Österreich Fonds

ISIN: AT0000815030

LLB Österreich

Welche Branchen favorisieren Sie derzeit und warum? – Die Ban ken- und Versicherungswerte sollten durch das „neue“ Zins umfeld mittel- bis langfristig Unterstützung erhalten. Weiters sehen wir in der Bauwirtschaft, speziell im Bereich der öffent lichen Infrastrukturaufträge, die Unternehmen gut gerüstet.

Was sind die drei Top-Positionen in dem Österreich-Fonds? - Der Favorit bleibt die AT&S, die sich aktuell in einem Sweetspot be

findet. Das Management überzeugt mit Qualität und Zuverläs sigkeit, gepaart mit der mittelfristig hohen Nachfrage erwarten wir eine relative Outperformance. Die Erste Bank Group wurde übermäßig stark abgestraft, hier erwarten wir Aufholpotenzial, sobald der österreichische Markt wieder verstärkt in den inter nationalen Fokus rückt. Bei der OMV AG gefällt der Struktur wandel, der durch die derzeit günstige Situation an den Roh stoffmärkten unterstützt wird.

Welche Aktie haben Sie zuletzt ge- oder verkauft? – Gekauft haben wir Andritz aufgrund der überzeugenden Quartalszahlen und die Erste Bank Group wegen des Kursverlusts. Getrennt haben wir uns von Immofinanz und S Immo, da die neue Eigentümerstruk tur und deren zukünftige Vision für uns nicht investierbar ist. Schade für den österreichischen Aktienmarkt.

SMART UND NACHHALTIG INVESTIERT IN DEN HERBST

HEIKE

Mitglied

Ein stark von Klimawandel geprägter Sommer liegt hinter uns. Die kühlen Herbsttage bieten nun eine optimale Gelegenheit, das eigene Portfolio nachhaltiger auszurichten und pro-aktiv der hohen Inflation entgegenzutreten. Denn Investments in Zertifikate der Raiffeisen Centrobank (RCB) ermöglichen die Balance von Sicherheit und Ertrag und rücken dabei gleichzeitig den Klimaschutz in den Fokus. Mit unseren nachhaltigen Zertifikaten basierend auf Indizes von MSCI ist es jetzt noch einfacher mit gutem Gewissen zu investieren. Mit wenigen Klicks haben Sie ein Stück klimafreundliches Investment für eine nachhaltige Zukunft im Portfolio. Nachhaltigkeit ist bei RCB mehr als ein Slogan. 2021 sind wir dem UN Global Compact Network beigetreten, um die UN-Prinzipien betreffend Arbeitsnormen, Menschenrechte, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung mitzutragen. 2022 wurden Kapitalschutz- und BonusZertifikate zum Themenbereich Klimaschutz mit dem Österreichische Umweltzeichen ausgezeichnet. Um nachhaltige Zertifikate begeben zu können, stützt RCB ihre ESG-Aktivitäten auf die Nachhaltigkeit des Basiswerts und des Emittenten zugleich. Anleger:innen können aktuell aus mehr als 700 Anlageprodukten mit Nachhaltigkeitsbezug wählen. Bis 19. 10. können Sie z.B. „Bonus&Sicherheit auf den Climate Change Index“ zeichnen. Für eher sicherheitsorientierte Investor:innen gibt es aktuell das „MSCI World Climate Change Bond VI“ (AT0000A30426) mit 100% Kapitalschutz. Sollte bei den aktuellen Zeichnungsprodukten nicht das Richtige für Ihren Geschmack dabei sein, so lohnt sich der Blick auf www.rcb.at bzw. unsere Experten-Auswah: www.rcb.at/produkteimfokus

Wie bewerten Sie das aktuelle Marktumfeld? – Wir erleben der zeit einen Strukturbruch an den Märkten: Ausgelöst durch die Covid-19-Pandemie hat sich die Inflation durch geopolitische Konflikte und durch die Energiekrise in Europa verstärkt. Wir gehen davon aus, dass die Schwankungen an den Aktienmärk ten hoch und die Kurschancen eher niedrig bleiben, solange sich die amerikanische Notenbank Fed im Zinserhöhungs zyklus befindet.

Welche Branchen favorisieren Sie derzeit? – Auf Branchenebe ne gehören derzeit Sektoren wie Gesundheit und Hauptver brauchsgüter zu unseren Favoriten. Unternehmen aus diesen eher defensiven Branchen verfügen oftmals über starke Cash flows und gelten mit Blick auf ihre Dividendenzahlungen als vielversprechend. Mit vielen dieser Unternehmen stehen wir in puncto Nachhaltigkeit in einem engen Dialog. So können wir Nachholbedarf erkennen und zum Beispiel im Rahmen von persönlichen Gesprächen mit dem Management die Möglich keit nutzen, positiv auf das nachhaltige Handeln des jeweili gen Unternehmens einzuwirken.

Was sind die drei Top-Positionen in Ihrem Nachhaltigkeitsfonds? Procter & Gamble, PepsiCo und Johnson & Johnson.

Katharina
39 RENDITE WIENER BÖRSE
AUSBLICK DER FONDSMANAGER
AG
Seiler Fondsmanagerin DWS Invest II ESG US Top Dividend ISIN: LU0781238778 DWS
ARBTER
des Vorstands Raiffeisen Centrobank AG (RCB) MARKTENTWICKLUNG Entgeltliche Einschaltung

PERNDORFER OPTIMISTISCH EINGESTELLT

Etwas

Frau Perndorfer, die Inflation steigt, die Ungeduld der Anleger mit der EZB ebenso. Wie bewerten Sie den jüngsten Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten? – Die Anhe bung war erwartet worden. Mittlerwei le hat auch die EZB klargestellt, rigoro ser gegen die Inflation vorzugehen. Der jüngste Schritt stoppte im Übrigen auch die Talfahrt des Euro zum US-Dollar ein wenig. Das ist gut so, denn das lindert die Folgen der importieren Inflation.

Wie dramatisch wird die Inflation wer den? - Die Maßnahmen sollten lang fristig greifen, davon gehen aktuelle Markterwartungen aus. Auf zehn Jah re gesehen, wird mit einer Rückkehr in Richtung zwei Prozent, der langfristi gen Zielmarke der europäischen Wäh rungshüter, gerechnet. Heuer wird die Inflationsrate noch hoch bleiben, in den darauffolgenden neun Jahren dürfte sie nach Schätzung des Marktes auf jährlich rund 2,15 Prozent im Schnitt sinken.

Die Zinswende belastet vor allem solide, gering verzinste Anleihen. Welche Kon sequenzen haben Sie im Musterportfolio „Ausgewogen“ gezogen? - Grundsätzlich ist eine Aufteilung zwischen 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen die stra tegische und somit langfristige Ausrich tung. Aufgrund der Entwicklungen ha ben wir jüngst den Anteil an sehr soli den Schuldnern zugunsten der Wandelund Hochzinsanleihen ein wenig redu ziert. Letztere zwei Bondkategorien wei sen in der Regel kürzere Laufzeiten auf und schwanken deshalb nicht so stark

Die passionierte Golfspielerin begann ihre Karriere bei der RLB Oberösterreich AG im Jahr 1989 als Kundenbetreuerin im Wertpapierbereich. Im Juni 2013 wurde Perndorfer zur Leiterin des Institutional Treasury Sales ernannt, wenige Monate danach rückte sie als Leiterin der Privat Bank auf. Ihre verbliebene Freizeit rundet die langjährige Bankerin unter anderem mit Reisen und Kulturevents ab.

#PORTFOLIO

DIE ASSET-ALLOKATION

Fokus. Welches Potenzial sehen Sie? - Im Zuge der rückläufigen Inflationserwar tungen für die kommenden zehn Jah re haben wir die Position zuletzt ein wenig auf fünf Prozent des Portfolios reduziert. Die Kurse solcher Anleihen werden von künftigen Inflationsein schätzungen stark beeinflusst. Wir fo kussieren uns auf Emittenten der Euro zone, vor allem aus Frankreich und Ita lien. Auch in inflationsgeschützte USStaatsanleihen diversifizieren wir ein wenig. Grundsätzlich wird jedoch der Rentenanteil zum Euro abgesichert.

50 % Aktien 40 % Anleihen 10 % Alternative Investments

AKTIEN 45 % Industriestaaten 5 % Schwellenländer

ANLEIHEN 18,5 % Staatsanleihen 7,5 % Investment-Grade-Anleihen

% Hochzinsanleihen

% Inflationsgeschützte Anleihen

% Schwellenländer-Anleihen

ALT. INVESTMENTS 10 % Wandelanleihen

QUELLE: PRIVAT BANK,

in Zeiten von Zinsänderungen. Zudem werden sie stärker von Geschehnissen an den Aktienmärkten beeinflusst. Dies unterstreicht grundsätzlich unsere opti mistische Einstellung für die Börsen.

Inflationsgeschützte Anleihen stehen im aktuellen Umfeld vermutlich ebenso im

Finanztitel, vor allem aus Europa, nehmen im Anleihen- und Aktienbereich eine re lativ hohe Gewichtung ein. Weshalb? - Die Finanzhäuser profitieren von steigen den Zinsen. Damit können sie wieder höhere Margen bei den Krediten lukrie ren. Dass Anleger diese Zuversicht tei len, konnte man an der Marktreaktion nach der EZB-Sitzung sehen. Während der Euro Stoxx 50 leicht zulegte, stieg der Euro Stoxx Banks weitaus kräftiger. Auch Versicherungen profitieren von der Zinswende.

Energieaktien sind trotz hoher Energie preise sehr gering gewichtet. Weshalb? –Solche Titel schwanken teilweise recht kräftig, wie auch die Rohstoffpreise. Anleger verunsichert aber etwa auch die neue Übergewinnsteuer für Ener gie- und Versorgerunternehmen, die in immer mehr Ländern Europas ein geführt wird. Zurückhaltung ist ange bracht. n

RENDITE PORTFOLIO 40
WALTRAUD
mehr Risiko kann sich wieder lohnen.
5,625
4,625
3,75
PORTFOLIO „AUSGEWOGEN“

„ZEITENWENDE AN DEN MÄRKTEN“

2 Fragen – 2 Antworten mit Werner Leithenmüller

Wie könnte das herausfordernde Jahr 2022 weitergehen? – Werner Leithenmüller: Die Makrorisiken reichen vom RusslandUkraine-Konflikt – der primär den europäi schen Markt betrifft – bis zu globalen Infla tionsrisiken. Die Notenbanken – FED und EZB – werden gezwungen sein, die Zinsen weiterhin aggressiv zu erhöhen, um die Preis anstiege zu dämpfen, das wäre die Pflicht. Die Kür liegt darin, die Inflationsraten in die Nähe der historischen Niveaus zurückzufüh ren. Wie gut das gelingt, wird die Dauer der sich abzeichnenden rezessiven Tendenzen bestimmen. Der amerikanischen Wirtschaft attestieren wir eine deutlich höhere Resili enz, verglichen mit Europa. Vorerst rechnen wir mit weiterer Volatilität; dennoch sollte die zweite Jahreshälfte insgesamt besser verlaufen als die erste.

Welche notenbankspezifischen Risiken se hen Sie? – Wie angesprochen müssen die No tenbanken zuerst den Preisauftrieb stoppen; die schnelle Rückführung auf tiefere Niveaus ist jedoch noch wichtiger, denn je länger die Inflation hoch bleibt, desto mehr „frisst“ sich der Preistrend via Zweitrundeneffekte in die Realwirtschaft. In Amerika sehen wir bereits erste Erfolge der Stabilisierung, jedoch eben so Anzeichen einer Preistransformation in den Service- und Wohnungssektor. Europa hat in dieser Hinsicht noch viele Hürden zu über winden. Ein weiteres Risiko liegt darin, dass die Notenbanken zu schnell und zu aggressiv vorgehen; ein sogenannter „Policy-Error“. Im Stock-Picking setzen wir verstärkt auf „PricingPower“, Art der Verschuldung und zukünftigen Kapitalbedarf; „Quality“ mit geringer Volatili tät steht hoch im Kurs. www.3bg.at

MAG. WERNER LEITHENMÜLLER, CPM, CIIA Fondsmanagement, 3 Banken-Generali

STAMMDATEN

Fondsname: 3 Banken Value-Aktienstrategie ISIN: AT0000VALUE6 Währung: EUR Fondsbeginn: 16. 05. 2011

GEWICHTUNG NACH BRANCHEN (STICHTAG 14. 09. 2022):

Finanzwesen 22,06 %

Industrie 20,62 %

Technologie 14,76 %

Gesundheitswesen 13,15 %

Gebrauchsgüter 10,82 %

Basiskonsumgüter 8,27 %

Rohstoffe 4,06 %

Kommunikation 2,14 %

Energie 2,11 % Versorger 2,01 %

BRUTTOPERFORMANCE (DIE

ZUKÜNFTIGE

Jahresbeginn –4,94

DISCLAIMER:

Hierbei handelt es sich um eine unverbindliche Marketing-Mitteilung, welche ausschließlich der Information der Anleger dient und keinesfalls ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Kauf, Verkauf oder Tausch von Anlage- oder anderen Produkten darstellt. Es handelt sich hierbei nicht um eine Finanzanalyse. Die getätigten Aussagen und Schlussfolgerungen sind unverbindlich und genereller Natur und berücksichtigen nicht die individuellen Bedürfnisse der Anleger hinsichtlich Ertrag, Risikobereitschaft, finanzieller und steuerlicher Situation. Eine Einzelberatung durch eine qualifizierte Fachperson ist notwendig und wird empfohlen. Vor einer eventuellen Entscheidung zum Erwerb von Anteilsscheinen des Fonds „3 Banken Value Aktienstrategie“ sollten die wesentlichen Anlegerinformationen (KID) iVm dem aktuellen Prospekt als alleinverbindliche Grundlage für den Kauf von Investmentfondsanteilen durchgelesen werden. Die wesentlichen Anlegerinformationen (KID) sowie das veröffentlichte Prospekt des „ 3 Banken Value Aktienstrategie“ in der aktuellen Fassung stehen dem Interessenten in deutscher Sprache unter www.3bg.at sowie den Zahlstellen des Fonds zur Verfügung. Zu beachten ist, dass in der Vergangenheit erzielte Erträge keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zulassen. In der Wertentwicklung sind etwaige seitens der Vertriebsstellen verrechnete individuelle Kaufspesen sowie kundenspezifische Konto- und Depotgebühren nicht berücksichtigt. Das Nettovermögen kann aufgrund der Portfoliozusammensetzung oder der verwendeten Portfoliomanagementtechniken unter Umständen eine erhöhte Volatilität aufweisen.

Entgeltliche Einschaltung 3 BANKEN VALUE-AKTIENSTRATEGIE
FRÜHERE ENTWICKLUNG LÄSST NICHT AUF
RENDITEN SCHLIESSEN.) Seit
% 1 Jahr 3,86 % 3 Jahre p.a. 8,77 % 5 Jahre p.a. 4,38 % 10 Jahre p.a. 7,33 % Quelle: OeKB, Stichtag: 14. 09. 2022 PERFORMANCE 10 JAHRE (QUELLE: OeKB) 220 % 200 % 180 % 160 % 140 % 120 % 100 % 80 % 09. 2012 10. 2013 12. 2014 01. 2016 02. 2017 04. 2018 05. 2019 07. 2020 08. 2021 09. 2022 3 Banken Value-Aktienstrategie

DIE STANDHAFTEN

1. 2.

MARKTUMFELD

Das Spektrum im Basis konsum reicht von Nahrungsmitteln und Getränken bis hin zu weiteren Produkten des täglichen Bedarfs wie Hygieneartikel. Basis konsumunternehmen punkten in der Regel mit starken immateriellen Vermögenswerten wie etwa Marken.

SEITE 44

VERANLAGUNG

Preissetzungsmacht und hohe Ausschüttungsquoten machen Unternehmen aus dem Basiskonsumsektor für Anleger attraktiv. Zu den Favoriten der Fonds manager zählen etwa Nestle, Procter & Gamble, General Mills, McDonald’s und die Getränkehersteller Coca-Cola sowie Pernod Ricard.

SEITE 46

3.

INTERVIEW

Das Konzept des sogenann ten Shareholder-Values sollte grundsätzlich hinterfragt werden, sagt Fairtrade-Geschäftsführer Hartwig Kirner. Er ist überzeugt: Langfristig würden Unternehmen mit einem fairen Handel von qualitativ hochwertigen Waren und stabilen Lieferketten profitieren.

SEITE

Konsum. Ein Würstel als schneller und günstiger Snack geht immer, egal ob traditionell oder vegan. Es zählt die Befriedigung der Grundbedürfnisse.
48
RENDITE BASISKONSUM .

Für viele Unternehmen sind hohe Inflation und Zinsen belastend, da sie die steigenden Kosten an ihre Kunden oftmals nicht weitergeben können. Doch es gibt ein gallisches Dorf, den Basiskonsumsektor, der selbst durch die turbulenten Zeiten erfolgreich navigieren kann. Es geht um Unternehmen, die sämtliche Güter des täglichen Bedarfs anbieten und deshalb kaum Einbußen bei den Gewinnmargen verzeichnen. Für Anleger gibt es einige selektive Investmentansätze, die durchaus interessante und gut durchdachte Strategien abdecken.

TEXT RAJA KORINEK
© DANIEL KARMANN / DPA / PICTUREDESK.COM #KONSUM

BASISKONSUM ALS SCHUTZ

Während die steigende Inflation immer mehr Branchen zu schaffen macht, kann sich der Basiskonsum auch in solch einem Umfeld behaupten. Doch was steckt dahinter?

Es geht jetzt Schlag auf Schlag. Die Inflationsrate erreichte im August in den USA 8,3 Prozent im Jahresvergleich. In der Eurozone er reichte die Teuerung 9,1 Prozent, wie auch in Österreich. Dabei sind in Euro pa vor allem die hohen Energiepreise ein großer Inflationstreiber, ein Umstand, der immer mehr Branchen zu schaffen macht. Nicht alle Unternehmen können steigende Kosten weitergeben.

Doch es gibt einen Bereich, der stei gende Kosten meist gut weitergeben kann: der Basiskonsum. Der Bereich sei divers, konstatiert Jakob Frauenschuh, Leiter Investment Management & Strat egy im Bereich Aktien bei der Schoeller bank AG. Das Spektrum reicht von Nah rungsmitteln und Getränken bis hin zu weiteren Produkten des täglichen Be darfs, die Großkonzerne wie Nestle, Unilever und Coca-Cola anbieten.

Wertvolle Marken als Cash-Cow Denn Basiskonsumunternehmen punk ten in der Regel mit starken immateriel len Vermögenswerten, so etwa Marken.

Diese ermöglichen es, die Preise bei Be darf zu erhöhen, meist ohne stark nega tive Auswirkungen auf die Verkaufszah len. „Die jüngsten Berichte zeigten, dass es vielen Unternehmen im Basiskonsum gelungen ist, einen Kostenpreisanstieg von rund 80 Prozent ihrer Herstellungs kosten zu übertragen. Angesichts der gestiegenen Nachfrage bedeutet eine nur geringe Reduktion der Gewinnmarge ein weiterhin steigender Gewinn“, sagt Frauenschuh.

Ken Van Weyenberg, Senior Client Portfolio Manager, Thematic Global Equity, bei Candriam, sieht obendrein einen langfristigen Treiber: „Die Welt bevölkerung wächst, damit auch die Nachfrage nach Gütern des Bereichs Ba siskonsum.“

Die starke Positionierung wird selbst in Krisenzeiten von Anlegern ebenso goutiert. „Solche Aktien werden gern als Kriseninvestments gekauft, wenn dunkle Wolken am Konjunkturhimmel aufziehen“, sagt Frauenschuh. Seit Jah resbeginn ist etwa der MSCI World Con sumer Staples Index, der den Basiskon

sumsektor abbildet, um 3,7 Prozent im Plus, während der MSCI-Weltindex um 6,2 Prozent im Minus ist – jeweils auf Eurobasis.

Stabile Dividendenzahlungen

Der Sektor kann noch mit weiteren At tributen aufwarten. Candriam-Exper te Van Weyenberg verweist etwa auf die stabile Ausschüttungsquote. Unterneh men aus dem Basiskonsum weisen meist ein stärkeres Dividendenwachstum und eine höhere Dividendenrendite auf als jene in anderen Sektoren. Das macht solche Titel in Zeiten steigender Zinsen umso begehrter, was sich in einer ver hältnismäßig besseren Wertentwick lung der Aktien widerspiegle, so Van Weyenberg. Er unterstreicht dies mit einem handfesten Beispiel: Seit 2005 wächst die jährliche Bruttodividende um knapp 7,5 Prozent im MSCI World Con sumer Staples Index, die durchschnitt liche Bruttodividendenrendite beträgt dabei 2,7 Prozent. Im MSCI-Weltindex sind es lediglich 2,3 Prozent respektive 2,47 Prozent.

Zisch. Die Coca-Cola Company ist mit mehr als 500 Marken und 3.500 Getränkeprodukten weltweit präsent.
RENDITE BASISKONSUM 44
© COCA-COLA

Dennoch sind all solche Entwicklun gen keine Selbstläufer. In Österreich etwa sorgen die steigenden Lebens mittelpreise für hitzige Debatten rund um die „Schuldigen“ der Preistreiber. Nicole Berkmann, Sprecherin von Spar, sagt: „Verantwortlich für die gestiege nen Preise sind die hohen Energieprei se, Probleme bei den Lieferketten, feh lende Rohstoffe und alle weiteren Aus wirkungen, die durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg hauptsächlich ver ursacht worden sind.“

Die Hersteller haben somit höhere Kosten und bieten dem Handel ihre Waren zu deutlich höheren Preisen an, ergänzt Berkmann. Bei Spar versuche man, die Preise für die Konsumenten so günstig wie möglich zu halten, und ver zichtet aktuell auf einen Teil der Marge. „Daher ist der Handel für die Preisstei gerungen nicht verantwortlich.“ Dies soll auch so bleiben, meint Berkmann, weshalb man in harte Verhandlungen mit Großkonzernen eintreten wolle. „Was aus unserer Sicht nicht geht, ist, in Zeiten wie diesen, wo die Bevölkerung unter enorm gestiegenen Lebenshal tungskosten leidet, die Gewinne noch erhöhen zu wollen.“

Auch bei Hofer hält man fest, dass steigende Energie- und Beschaffungs kosten ein weltweites Phänomen seien,

das den gesamten Markt betrifft. Stei gende Produktions- und Anschaffungs kosten könnten jedoch sehr lange abge federt werden.

Preise werden empfohlen

Und wie reagiert die Industrie auf die inflationäre Entwicklung? Gerold Idin ger, Österreich-Chef von Unilever, meint: „Wir unternehmen große An strengungen, die eigenen Kosten mög lichst zu reduzieren, ohne Kompromis se bei der Produktqualität einzugehen.“

Dies reiche jedoch nicht aus, um Preis steigerungen „bei gewohnter Quali tät auf höchstem Niveau“, wie Idinger sagt, auszugleichen. Gestiegene Kosten müssten teilweise weitergegeben wer den, dies aber zu einer unverbindlichen Preisempfehlung, wie Idinger betont.

Ein Vergleich der vergangenen 25 Jahre verdeutlicht, dass dies dem Basis konsumsektor stetig gelingt. So liegt die Nettogewinnmarge mit durchschnitt lich 6,79 Prozent laut dem Finanz dienstleister Bloomberg zwar „nur“ im Mittelfeld und damit etwa unter jener des IT-Sektors (18,57 Prozent) oder der Immobilienbranche (25,18 Prozent). Da für aber schwankt die Gewinnmarge im Basiskonsum deutlich geringer als in den meisten anderen Branchen, ergänzt Frauenschuh.

Der Schoellerbank-AG-Profi ver weist auf einen weiteren Umstand in diesem Zusammenhang: „Jene Unter nehmen innerhalb des Basiskonsums, die starke Marken habe, können ihre Gewinnmargen noch besser verteidi gen.“ Er meint, dass Handelsmarken in allen Schlüsselkategorien Jahr für Jahr an Marktanteilen gewinnen. „Einige der bemerkenswertesten Zuwächse wurden in den Bereichen Hygiene, etwa bei Pa pierhandtüchern und Toilettenpapier, sowie mit abgefülltem Wasser und Ba bynahrung erzielt.“ Das gilt allen vor an für Großkonzerne. Denn auch im Ba siskonsum stellt das aktuelle Umfeld manch ein kleineres Unternehmen vor große Herausforderungen: Der deutsche Toilettenpapierhersteller Hakle meldete jüngst Insolvenz an.

% MEINE RENDITE

Die steigende Inflation nagt an der Ge winnmarge zahlreicher Unternehmen. In vielen Branchen ist die Preisset zungsmacht oftmals gering. Ein anderes Bild zeichnet sich großteils im Basiskon sumsektor ab. Weil darin Güter des täg lichen Bedarfs wie etwa Nahrungsmittel und Hygieneartikel verkauft werden, die in jeder Wirtschaftslage gebraucht wer den, können solche Sektorfirmen stei gende Kosten relativ gut weitergeben. n

VALIDA VORSORGEPORTAL: RUNDUM ERNEUERT

Für Valida stehen die Qualität im Kun denservice und die kontinuierliche Verbesserung im Fokus. Das gemein same Vorsorgeportal für Vorsorgekasse und Pensionskasse bietet den über 2,8 Millionen Kund:innen die Möglichkeit, rund um die Uhr ihren aktuellen Guthabenstand sowie

archivierte Kontoinfos abzurufen. Das Portal ist auch via App am Smartphone erreichbar und wird laufend um neue Funktionen er weitert. So können Verfügungsanträge von Kund:innen in der Abfertigung Neu bereits direkt im Portal gestellt sowie Anträge auf die laufende Zusatzpension durch Pensionskas sen-Kund:innen online abgewickelt werden. Die Aktivierung des persönlichen Zugangs funktioniert jetzt auch ganz einfach mittels Handysignatur oder ID Austria.

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RENDITE BASISKONSUM

Süßes. Nestle ist eine Aller weltsaktie, die in zahlrei chen Portfolios zu finden ist. Schokolade geht immer.

Die Zinswende löst Turbulenzen an den Aktienmärkten aus. Umso mehr sind konjunkturunabhängige Titel gefragt, etwa aus dem Basiskonsum sektor. Die Ansätze der Fondsmanager sind unterschiedlich.

ERFOLGREICHE WELLENREITER

Das Umfeld ist für Anleger schwierig. Die Inflation steigt, während sich die Wachstums aussichten zunehmend eintrüben. Erst im Sommer revidierte der Internationa le Währungsfonds seine Prognosen nach unten. Die globale Konjunktur dürfte nur noch um 3,2 Prozent wachsen. Für vie le Branchen sind Preiserhöhungen, etwa um steigende Rohstoffkosten weiterzu geben, schwer möglich.

Doch es gibt Konzerne, die sich trotz der Turbulenzen durchsetzen können. Bei der Credit Suisse verweist Analyst Sanjeet Aujla auf den Spirituosenher steller Pernod Ricard. Eine neu entfach te Preissetzungsmacht und ein günsti ger Produktmix dürften den inflationä ren Gegenwind ausgleichen. Das Unter nehmen sei in einer guten Position, um

einen Abschwung in der Eurozone zu meistern. Auch für den Schweizer Nah rungsmittelkonzern Nestle zieht man bei der Credit Suisse ein positives Fazit seines ersten Halbjahres 2022.

Premiumprodukte als Zugpferde

So hätte insbesondere die Preissetzungs macht bei den Kaffee- und Tiernahrungs produkten zum organischen Wachstum entscheidend beigetragen. Die beiden Kategorien gelten als wenig exponiert ge genüber dem Risiko, dass die Konsumen ten in einem schwierigeren Konjunktur umfeld auf billigere Produkte auswei chen, heißt es. Und auch wenn das Un ternehmen nicht immun gegenüber dem Inflationsdruck sei, ist es aufgrund sei ner Premiumisierungsstrategie gerüstet, um Auswirkungen steigender Kosten ab

zufedern. Letzterer Konzern war jüngst zweitgrößte Fondsposition im DWS Con cept GS&P Food (DE0008486655 für Pri vatanleger, DE000DWS2864 für Großan leger), gleich nach Coca-Cola. Auf zehn Jahre hat der Fonds eine jährliche Wert entwicklung von 8,74 Prozent zurückge legt. Grundsätzlich sehe man ein Invest ment im Basiskonsum, besonders den Bereich Nahrung und Getränke, als lang fristigen Megatrend und damit als einen wichtigen Basisbestandteil eines diversi fizierten Portfolios, betont Philip Terwey, geschäftsführender Gesellschafter der deutschen Vermögensverwaltung Gross bötzl, Schmitz & Partner. Terwey ist zu gleich Berater des DWS-Fonds.

Terwey begründet seine Meinung so: „Die Befriedigung der Grundbedürfnisse wie Essen und Trinken bleibt letztendlich

NESTLE
RENDITE BASISKONSUM 46
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für Konsumenten unverzichtbar.“ Doch auch im aktuell turbulenten Umfeld gibt es gute Gründe, den Sektor näher zu be trachten. Terwey meint, in vergangenen Krisen, wie etwa nach dem Platzen der Dot-Com-Blase oder im Jahr 2008 nach dem Ausbruch der Finanzkrise, stellte der Sektor bereits seine Widerstandsfähig keit unter Beweis.

Werden die Preise noch steigen?

Die Resilienz könnte nun auf die Probe gestellt werden. Zuletzt hatte manch ein Einzelhändler vermeldet, angekündigte Preissteigerungen von Großkonzernen nicht weitergeben zu wollen. Wie rea listisch solch ein Vorhaben ist? Terwey lässt sich als Investor davon nicht beir ren und meint: „Wir sind skeptisch, wie lange die Supermarktketten dies durch halten können.“

Schließlich leben Supermarktketten von der Angebotsvielfalt: „Daher gleicht es eher einer Selbstkasteiung, wenn man die Produkte einzelner Hersteller im Sinne eines ‚Streiks‘ aus dem Pro gramm nimmt. Es handelt sich eher um ein Kräftemessen als um eine langfristi ge Strategie.“

Auffällig am DWS-Fonds ist die relativ gleichmäßige regionale Aufteilung zwi schen den USA und Europa, wobei grund sätzlich international tätige Konzerne

im Fokus stehen, die auch vom Wachs tum in den Schwellenländern profitie ren. US-Getränkehersteller wie CocaCola und Pepsi stehen ebenso im Fokus wie McDonald’s. In Europa sind es nebst Nestle auch der britische Getränkeher steller Diageo und Unilever.

Ein wenig anders ist der Zugang beim etwas jüngeren NN (L) Food & Beverages Fund (LU1687286465 für Privatanleger, LU0242142650 für Großanleger). Regional entfallen beinahe 60 Prozent auf die USA. Abgedeckt wird dies mit Cola-Herstellern und beispielsweise Procter & Gamble. Der Konzern verkauft unter anderem Hygie ne- und Kosmetikartikel.

Europa im Fokus

Doch auch General Mills ist ein Teil der US-Gewichtung. Der Konzern bietet etwa Tiefkühlkost, Speiseeis und Frühstücks flocken an. Aus Europa sind Diageo, Her steller alkoholischer Getränke, enthalten sowie der französische Kosmetikkonzern L’Oreal.

Überhaupt gefällt Ken Van Weyenberg, Senior Client Portfolio Manager, Thema tic Global Equity, bei Candriam, Europas Basiskonsumsektor. Das Wachstums momentum sei stark, die Bewertungen derzeit günstig. Obendrein biete solch ein Investment teilweise auch ein Expo sure zum starken US-Dollar, meint Van

Weyenberg. Schließlich erzielen Europas Konzerne ihre Umsätze weltweit.

Ein entsprechend regional ausgerich tetes Sektorinvestment bietet beispiels weise der SPDR MSCI Europe Consu mer Staples Ucits ETF (IE00BKWQ0D84). Mit einem ETF, kurz für Exchange Tra ded Fund, setzen Anleger kostengünstig auf einen Indexfonds. Bei diesem Pro dukt wird die Wertentwicklung des MSCI Europe Consumer Staples abgebildet. Die größte Position entfällt auf Nestle, doch auch Pernod Ricard und British American Tobacco zählen dazu.

Trotz all der stabilen Eigenschaften des Basiskonsumsektors sind in beson ders turbulenten Zeiten auch bei solchen Titeln größere Kursverluste möglich. Das sollten Anleger beachten.

% MEINE RENDITE

Güter des täglichen Bedarfs werden stets gebraucht, auch in wirtschaft lich schwierigen Zeiten. Genau des halb können sich zahlreiche Konzer ne aus dem Basiskonsumsektor erfolg reich durchsetzen. Dabei nutzen findige Fondsmanager Chancen sowohl in den USA als auch in Europa, sie investieren in Getränke- und Nahrungsmittelher steller bis hin zu Produzenten von Hy gieneartikeln. Kursverluste sind den noch möglich. n

RENDITE BASISKONSUM
www.arnold.immobilienStabile Werte in Bestlage. 200x79_sWerte_abf.indd 1 08.03.21 10:55

Das Fairtrade-Gütesiegel gibt es in Österreich seit 1993, eine In itiative, die Hartwig Kirner für notwendig hält. Damit sollen die glo balen Handelsstrukturen gerechter ge staltet werden. Und dies geht nur, wenn Bauern einen fairen Preis für ihre Pro dukte erhalten, der zumindest deren Produktionskosten abdeckt. Die Ent wicklungen an den internationalen Ag rarmärkten können andernfalls exis tenzgefährdend sein.

Schwanken die Preise zu stark, Herr Kir ner? – Hartwig Kirner: Nehmen Sie als Beispiel die Kaffeekrise von 1990. Bis dahin kaufte ein Kaffeekonsortium in guten Zeiten stets die Überschussernte auf, die dann in schlechten Erntezeiten für einen Preisausgleich sorgte. Doch dann brach dieses Konsortium zusam men. Der Preis sackte daraufhin auf rund ein Fünftel ab, und viele Bauern standen schlagartig vor dem Aus.

MINDESTPREIS SORGT

FÜR STABILITÄT BEI FAIRTRADE

Wie geht Fairtrade konkret vor, um sol che Entwicklungen möglichst zu vermei den? - Wir haben dazu eigens das Fair trade Standards Committee gegründet. Die Hälfte der Stimmrechte darin sind in Händen der Arbeiter und Bauern, die als Genossenschaften organisiert sind. Die andere Hälfte entfällt auf die rund 30 Fairtrade-Länderorganisationen im Norden. Gemeinsam werden Regeln ausgearbeitet, die ökonomische, öko logische und soziale Komponenten um fassen, die eingehalten werden müssen, damit das Siegel vergeben wird. So dür fen zum Beispiel keine besonders schäd lichen Pestizide eingesetzt werden. Aus beuterische Kinderarbeit ist ebenso ver boten.

Und wie kommt die ökonomische Kompo nente ins Spiel? - Ein Teil davon setzt sich aus einer fixen Prämie pro Kilo verkauf ter Ware zusammen, die von den Unter nehmen oder den Vorlieferanten an die

Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade in Österreich, erklärt, weshalb sich selbst in einer Marktwirtschaft Mindestpreise durchsetzen lassen. Er hält die Sorgen rund um steigende Lebensmittelpreise für überbewertet.

Genossenschaften gezahlt wird. Bei Kaf fee etwa beträgt die Prämie 20 US-Dol lar pro Sack oder 45 Kilo. Bei Kakao sind es 240 US-Dollar pro Tonne. Obendrein wird ein Mindestpreis für die Waren ver rechnet.

Kann man in einer freien Marktwirtschaft tatsächlich einen Mindestpreis durchset zen? - Der Mindestpreis sorgt für Stabili tät im Fairtrade-Handel, und das wissen die Abnehmer solcher Produkte. Damit werden die Bauern nach einem Preisein bruch nicht gleich in ihrer Existenz ge fährdet. Faire Preise ermöglichen zudem die Finanzierung eines resilienteren und nachhaltigeren Anbaus. Der Klimawan del hinterlässt Spuren, dafür braucht es Lösungen, die eben auch etwas kosten. Die Preisfestsetzung erfolgt außerdem nicht willkürlich, die Bauern legen dazu ihre Kalkulationen offen. Hinzu werden weitere Marktteilnehmer miteinbezo gen, so zum Beispiel Kaffeeröster.

© GUENTER Nicht auf Österreich. „Unser Fokus liegt auf dem Globalen Süden“, sagt Hartwig Kirner, Fairtrade.
RENDITE BASISKONSUM 48
FELBERMAYER

Viele Abnehmer von Fairtrade-Produk ten sind aber Börsenkonzerne, die auf Ge winnmaximierung achten. Was, wenn sie nach einem Preissturz deshalb keine Fair trade-Produkte mehr kaufen, um sich den höheren Mindestpreis zu ersparen? - Das Konzept des sogenannten Sharehol der-Values sollte grundsätzlich hin terfragt werden. Das ständige Schielen auf Quartalszahlen führt zu Nachteilen. Langfristig profitieren Unternehmen mit einem fairen Handel von qualitativ hochwertigen Waren und stabilen Lie ferketten. Wie wichtig letzterer Aspekt ist, zeigte sich während der Pandemie deutlich.

Die steigenden Preise für Nahrungsmit tel verunsichern jedoch auch viele Konsu menten. Befürchten Sie einen Rückgang beim Kauf höherwertiger, teurerer Produk te? - Nicht unbedingt. Auf den aktuel len Niveaus werden die Fairtrade-Min destpreise ohnedies überschritten, so zum Beispiel bei Kaffee. Die Sorge rund um steigende Lebensmittelpreise soll te jedenfalls nicht dazu führen, dass nur noch Billigware gekauft wird. Die aktu elle Entwicklung wird letztendlich über bewertet. Denn laut Statistik Austria gaben die Österreicher 2019/2020 nur rund elf Prozent ihres verfügbaren Ein kommens für Lebensmittel aus. Neue

re Zahlen gibt es zwar noch nicht. Doch die wahren Inflationstreiber sind hohe Energiepreise.

Wo sehen Sie grundsätzlich die höchs te Nachfrage nach Fairtrade-Produkten in Österreich? - Die Lockdowns während der Pandemie führten zu einer Verschiebung der Nachfrage von der Gastronomie so wie etwa dem Blumenfachhandel hin zu den Supermärkten. Inzwischen ist aber der Einkauf im Fachhandel und der Be such von Cafés wieder möglich.

Die Wiedereröffnung der Wirtschaft ist in den Fairtrade-Österreich-Zahlen bereits sichtbar. Der Umsatz legte im Vorjahr auf knapp drei Millionen Euro zu. - Tatsäch lich nahm die Nachfrage insgesamt wie der zu, weshalb wir als gemeinnütziger Verein mehr Lizenzgebühren einneh men konnten. Sie werden volumens abhängig berechnet und liegen im ein stelligen Bereich. Bei Kaffee etwa sind es 22 Cent pro Kilo.

Jedoch sind viele Lieferketten seit der Pan demie gerissen, es gibt zudem nicht ausrei chend freie Kapazitäten bei Containerschif fen. Wird die Entwicklung den Nachschub aus den Schwellenländern belasten? - Da habe ich festes Vertrauen in die Markt wirtschaft. Wenn es einen Mangel an

Geopolitische (Ukraine, ChinaTaiwan), wirtschaftliche (Inflati on, Energie) und gesellschaftspo litische (demografische Effekte) Krisen sind zu bewältigen. Diese Gemengelage ist der Katalysa tor für tiefgreifende Verände rungen auf globaler Ebene und wird eine Dynamik entwickeln, die alle Akteure (Politik, Noten banken, BürgerInnen) fordert.

Die laufende Dekade ist eine der herausforderndsten der jüngeren Menschheitsgeschichte.

Der ausgeleierte Sager „Jede Krise ist auch eine Chance“ ist der zeit kaum zu hören. Natürlich ist es in der aktuellen Situation einfach, Szenarien für Abwärtsspiralen zu entwickeln. Die beiden letz ten großen Themen (Finanzkrise 2008, Covid 2020) haben aber

Containern gibt, dann werden eben neue Kapazitäten geschaffen. Auch die aktuelle Energiekrise wird sich mittelfristig lösen, etwa dann, wenn alternative Gaslieferan ten zu den russischen gefunden werden.

Weshalb werden eigentlich nur die Bauern in der südlichen Hemisphäre von Fairtrade unterstützt, nicht aber jene anderswo?Nehmen wir Österreich als Beispiel: Hier haben die Bauern eine starke Lob by, die sich für ihre Interessen einsetzt. Das ist in vielen Schwellenländern nicht der Fall. Dort gibt es auch noch weitere Probleme. Was tun zum Beispiel, wenn ein Käufer die Ware nicht bezahlen will. Nicht immer gibt es für Bauern ausrei chend Rechtsschutz. Unser Fokus liegt deshalb auf dem Globalen Süden.

% MEINE RENDITE Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade in Österreich, ortet am globa len Agrarmarkt dringenden Handlungs bedarf, damit dieser gerechter für die Bauern im Globalen Süden abläuft. Dazu braucht es Anreize in Form von Prämi en und Mindestpreisen. Deshalb rechnet Kirner auch in aktuellen Krisenzeiten mit einem anhaltenden Interesse für höher preisige Fairtrade-Produkte. Letztendlich sei ein reibungsloser globaler Handel das Ziel. n

gezeigt: Volkswirtschaften und Finanzmärkte erholen sich schnel ler als angenommen. Natürlich sind die damaligen Rettungs kräfte in Form der Notenbanken nun anders orientiert und „op fern“ die Prosperität der Inflation.

Der Blick auf die Börsen zeigt aktuell Rückgänge im Rahmen durchschnittlicher Einbrüche in Rezessionen und ein sehr schlechtes Investorensentiment. Das sind die Bedingungen, aus denen neue Bullenmärkte ent stehen. Wie nahe der Wende punkt ist, lässt sich seriös nicht sagen, aber langfristig beste Unternehmensqualitäten aufzu sammeln, wird immer reizvoller.

Hierbei handelt es sich um eine Marketingmitteilung. Diese Unterlagen dienen lediglich der aktuellen Information und basieren auf dem Wissensstand der mit der Erstellung betrauten Personen zum Erstellungszeitpunkt. Diese Informationen sind weder Angebot noch Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von (Bank-)Produkten. Sämtliche enthaltenen Aussagen sind nicht als generelle Empfehlung zu werten. Veranlagungen in Finanzinstrumente bergen neben Chancen auch Risiken und können mit erheblichen Verlusten verbunden sein.

Für Fragen oder einen Gesprächstermin schreiben Sie uns per Mail: oton @ oberbank.at

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YEAR-TO-DATETRENDS DER

KOMMENTAR

Die Analyse der wichtigsten Kennzahlen der österreichischen Wirtschaft legt den Schluss nahe, alles sei in Ordnung. Nach einem starken Halbjahr 2022 und einem hohen Beschäftigungsstand ist mit einer Normalisierung der Wirtschaftsentwicklung zu rechnen. Lediglich die hohen Inflationsraten passen nicht ins Bild. Obwohl seitens der öffentlichen Hand eine Vielzahl von Maßnahmen zur Dämpfung der Auswirkungen der Inflation gesetzt worden sind, herrscht Nervosität und eine krisenhafte Stimmung, die durch die Verwerfungen auf den Energiemärkten befeuert wird. Wie sich diese Turbulenzen auf die Realwirtschaft niederschlagen, hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: der Gasknappheit und den Erwartungen über die zukünftige Wirtschaftsentwicklung. Während die Auswirkungen des Gasmangels durch eine Kombination von Einsparungen, Substitution durch Öl und Kohle und der Erschließung alternativer Lieferanten kurzfristig ohne extreme Kollateralschäden eingedämmt werden können sollten, scheinen sich die Erwartungen von den langfristigen Fundamentaldaten, die ja eigentlich optimistisch stimmen sollten, abgekoppelt zu haben. Um diese wieder einzufangen, braucht es Leadership und klare Vorgaben seitens der Entscheidungsträger. Dies gilt insbesondere auch für die EZB, die endlich zur rekordhohen Inflation eindeutig durch eine starke Anhebung der Leitzinsen Stellung beziehen müsste. Sonst bewegen wir uns orientierungslos wie ein Schiff ohne Kompass auf rauer See.

„Wir gehen mit Erste Group, Strabag und Telekom Austria ins Rennen.“

Vorstand, Wiener Privatbank SE

„Ich würde nach diesen starken Korrekturen folgende Aktien zukaufen: Erste Bank, RBI, Voestalpine, Wienerberger und Andritz. Flops habe ich keine.“

EDUARD BERGER BERND MAURER Head of Institutional Equity, RBI AG
RENDITE BÖRSENWETTER 50
WELTBÖRSEN NEGATIVE PERFORMANCE (YTD) POSITIVE PERFORMANCE (YTD) PARIS (CAC 40) 6.061,59 I –15,26 % LONDON (FTSE 100) 7.236,68 I –2,00 % BUENOS AIRES (MERVAL) 150.262,08 I 79,95 % NEW YORK (DJIA) 31.019,68 I –14,64 % NEW YORK (NASDAQ) 11.535,02 I –26,27 % TORONTO (TSX) 19.562,38 I –7,82 % WELT (DJ GLOBAL) 456,70 I –20,58 % EUROPA (DJ EURO STOXX 50) 3.499,49 I –18,59 %

ROLAND NEUWIRTH

51 RENDITE BÖRSENWETTER FRANKFURT (DAX) 12.803,24 I –19,40 % ATHEN (ATHEX) 833,36 I –6,71 % WARSCHAU (WIG 20) 1.527,30 I –32,63 % ZÜRICH (SMI) 10.617,01 I –17,54 % WIEN (ATX) 2.924,24 I –24,26 % TOKIO (NIKKEI 225) 27.567,65 I –4,25 % SYDNEY (ALL ORDINARIES) 6.948,60 I –10,68 % HONGKONG (HANG SENG) 18.565,97 I –20,65 % SCHANGHAI (SHCOMP) 3.115,60 I –14,40 % SEOUL (KOSPI) 2.355,66 I –20,89 % STOCKHOLM (OMX 30) 1.877,92 I –22,39 % AFRIKA (DJ AFRICA TITANS 50) 429,42 I –19,97 % JOHANNESBURG (DJ SOUTH AFRICA) 1.829,97 I –7,81 % FRIEDRICH MOSTBÖCK Head of Group Research, Erste Group Bank AG „Im jetzigen Marktumfeld setze ich auf die Karten folgender Aktien: Andritz, AT&S, FACC, Marinomed, Semperit und VIG.“
Fondsmanager, Salus Alpha „Für mich sind Agrana, AT&S, Erste Bank, OMV und Verbund die aktuellen Top-Werte. Als Flops sehe ich Amag, FACC, Frequentis, Kapsch und Marinomed.“

KURSE ÖSTERREICH AKTIENKURSE

ATX-PRIME-KURSE WIENER BÖRSE (YTD)

UNTERNEHMEN

Schoeller-Bleckmann AG

Flughafen Wien AG

Oberbank AG

Strabag SE

S Immo AG

Do & Co AG

Frequentis AG

Andritz AG

CA Immo AG

FACC AG

Vienna Insurance Group AG

Verbund AG

Agrana Beteiligungs AG

Bawag Group AG

Kapsch Trafficcom AG

Warimpex Finanz- und Beteiligungs AG

AT&S AG

Uniqa Insurance Group AG

Zumtobel Group AG

Amag Austria Metall AG

Telekom Austria AG

Porr AG

Mayr-Melnhof Karton AG

OMV AG

Addiko Bank AG

UBM Development AG

Österreichische Post AG

Polytec Holding AG

Wienerberger AG

Rosenbauer International AG

Marinomed Biotech AG

EVN AG

Pierer Mobility AG

Palfinger AG

Immofinanz AG

Erste Group Bank AG

Voestalpine AG

Semperit AG Holding

ISIN KURS YTD % YTD HIGH YTD LOW 1 J % 1 J VOLA 3 J % 3 J VOLA

AT0000946652 55,50 79,32 66,10 32,80 73,71 46,09 –7,65 47,94

AT00000VIE62 32,95 23,87 33,05 24,60 17,47 36,18 –12,60 42,20

AT0000625108 102,50 12,14 102,50 91,60 13,39 2,54 7,44 4,55

AT000000STR1 38,45 4,91 43,75 32,75 –2,29 29,34 31,01 33,60

AT0000652250 22,70 4,37 23,35 19,76 14,65 18,25 14,19 30,36

AT0000818802 77,20 4,18 94,00 71,60 16,27 42,72 –8,42 51,97

ATFREQUENT09 27,50 3,00 33,40 24,60 9,56 36,56 53,63 35,01

AT0000730007 44,90 –1,06 50,25 36,04 –5,31 32,57 23,83 31,82

AT0000641352 32,05 –2,88 33,50 26,20 –11,71 23,07 –1,23 27,20

AT00000FACC2 6,84 –2,98 9,39 6,70 –24,84 41,31 –36,73 51,41

AT0000908504 23,15 –7,03 26,85 20,65 –4,54 24,70 –7,03 27,61

AT0000746409 91,80 –7,18 113,60 79,20 2,17 47,00 77,05 42,83

AT000AGRANA3 15,50 –9,88 17,92 15,30 –14,08 19,27 –7,52 27,30

AT0000BAWAG2 48,26 –10,96 57,30 37,86 –5,74 33,39 30,22 40,72

AT000KAPSCH9 12,56 –11,30 14,64 11,42 –15,70 30,33 –59,74 35,65

AT0000827209 0,98 –12,50 1,21 0,65 –22,83 50,03 –30,00 41,31

AT0000969985 37,50 –13,39 56,80 36,70 10,95 50,52 144,62 47,15

AT0000821103 6,80 –15,74 8,48 6,33 –7,48 25,80 –19,10 26,18

AT0000837307 6,30 –18,18 8,63 6,13 –29,92 31,76 –13,10 35,94

Selbst mit Abstand sind wir Ihnen nah.

AT00000AMAG3 33,00 –19,51 42,90 27,90 –12,00 24,70 9,27 26,51

AT0000720008 6,11 –19,82 8,07 5,96 –17,21 18,19 –11,19 21,23

AT0000609607 10,74 –21,83 14,00 10,02 –32,02 42,42 –38,81 37,59

AT0000938204 138,00 –21,86 192,00 138,00 –18,73 28,30 25,23 25,39

AT0000743059 38,44 –23,04 58,26 38,24 –21,02 41,03 –22,86 44,48

AT000ADDIKO0 10,40 –23,81 14,45 10,20 –24,09 32,84 –41,04 35,66

AT0000815402 32,30 –25,40 44,00 31,10 –26,92 31,68 –22,73 34,01

AT0000APOST4 28,15 –25,53 39,35 26,30 –25,23 26,39 –10,49 24,73

AT0000A00XX9 5,00 –27,22 8,30 5,00 –42,20 33,34 –40,48 37,36

AT0000831706 23,16 –28,39 34,04 18,98 –24,21 38,63 3,49 37,44

AT0000922554 32,70 –29,53 48,60 30,20 –31,88 33,87 –15,50 36,21

ATMARINOMED6 62,00 –29,55 99,00 59,20 –47,23 34,82 –38,00 32,83

AT0000741053 18,74 –29,55 27,25 18,54 –20,09 31,68 18,76 30,18

AT0000KTMI02 62,40 –30,36 90,80 59,20 –19,07 28,43 k. A. k. A.

AT0000758305 23,30 –32,27 35,15 21,50 –37,45 35,95 –6,99 36,97

AT0000A21KS2 14,81 –34,29 23,14 14,25 –26,39 27,49 –40,95 31,58

AT0000652011 26,01 –37,10 44,98 21,66 –25,11 45,86 –18,41 41,96

AT0000937503 19,69 –38,47 34,84 19,09 –40,66 37,68 –12,29 34,65

AT0000785555 18,02 –38,50 30,00 17,44 –41,40 40,11 39,47 45,82

RENDITE KURSE 52
QUELLE:

FONDSKURSE

DIE TOP 12 ÖSTERREICH-FONDS (3J)

FONDSNAME

LLB Aktien Österreich

RT Österreich Aktienfonds

ISIN KURS YTD % 3 J % 5 J %

AT0000815030 152,19 –17,80 6,73 2,81

AT0000A28E05 108,22 –18,48 6,23 k. A.

ViennaStock AT0000A294J2 104,03 –18,76 5,10 k. A.

Xtrackers ATX LU0659579063 53,35 –20,89 4,78 3,45

Erste Stock Vienna

Amundi Austria Stock

Allianz Invest Aktien Austria Plus

AT0000813001 149,51 –18,68 4,22 –1,07

AT0000767736 93,46 –20,43 4,22 –1,53

AT0000611405 127,64 –18,82 2,82 1,43

RT Österreich Aktienfonds AT0000497292 9,94 –19,25 2,34 –3,88 ∧

Vienna Stock AT0000952460 285,98 –19,03 2,18 –4,26 ∧

RT Zukunftsvorsorge Aktienfonds AT0000659644 18,74 –19,55 1,33 –4,77 ∧

WSS Aktien Österreich AT0000A23PW9 97,40 –16,08 –0,21 k. A. ∨

3 Banken Österreich–Fonds AT0000662275 29,63 –23,04 –6,13 –8,44 ∨

ANLEIHENKURSE

Uhr unter 0800/29 55 18

ANLEIHEN

AT0000A1MC30

WEB 6,5% Hybrid 2015

AT0000A1GTQ1 103,00 6,31 6,50 31.12.9999

PV-Invest 4,15% Anleihe 17-24 AT0000A1YY14 97,00 5,60 4,15 18.12.2024

5,25% WEB Windenergie Anleihe 13-23 AT0000A0Z785 100,00 5,19 5,25 08.04.2023

Sun Contracting 5% Anleihe 19-24 AT0000A292R9 100,00 5,00 5,00 01.10.2024

WEB Wind 4,5% Hybrid-Anleihe 2019 AT0WEB190HA3 98,01 4,59 4,50 31.12.9999

PV-Inv 4,5% Green Bond 20-30/S2

AT0000A2KRG6 100,00 4,50 4,50 23.11.2030

WEB Wind 4,5% Hybrid-Anleihe 2018 AT0WEB180HA4 100,00 4,50 4,50 31.12.9999

UBM 3,125% Sustain. Link. Bond 21-26 AT0000A2QS11 97,53 3,86 3,13 21.05.2026

CA Immo 1,875% Bonds 18-26 AT0000A22H40 93,88 3,76 1,88 26.03.2026

S IMMO 3,25% Anleihe 15-25/ 2015

AT0000A1DBM5 99,00 3,66 3,25 09.04.2025

RENDITE KURSE 53
LLB AKTIEN ÖSTERREICH 225 150 75 3.1.19 19.9.22 Quelle: baha WEB 6,5% HYBRID ANLEIHE 2014 125 100 75 3.1.22 19.9.22 Quelle: baha Von 8 bis 22
DIE TOP 12
(YTM) ANLEIHENNAME ISIN KURS YTM % ZINS FÄLLIGKEIT WEB 6,5% Hybrid-Anleihe 2014 AT0000A191A9 100,00 6,50 6,50 31.12.9999 ∧ 6,25% WEB Wind Hybrid-Anleihe 2016
98,20 6,36 6,25 31.12.9999 ∧
∧ QUELLE:

ROHSTOFFKURSE

ROHSTOFFE SELEKTION (YTD)

ROHSTOFFNAME

Erdgas

Gasöl

Heizöl

HANDELSPLATZ KURS WÄHRUNG YTD

ICE Europe 271,95 GBX 62,82 43,40 147,82

ICE Europe 980,50 USD 47,17 56,26 50,10

ICE Europe 3,32 USD 43,77 53,72 40,19

Reis ECBOT 17,66 USD 23,84 26,14 14,06

Sojaöl ECBOT 68,20 USD 21,57 24,57 31,44

Orangensaftkonzentrat

ICE US 177,45 USX 21,29 28,73 36,72

Mais ECBOT 678,00 USD 20,48 34,12 24,92

WTI Öl

ICE Europe 85,52 USD 19,51 23,57 43,12

Brent Öl ICE Europe 92,16 USD 19,15 27,54 42,27

Sojabohnen ECBOT 1461,50 USD 9,29 14,36 25,77

Weizen ECBOT 829,25 USD 8,19 18,08 40,24

Lebendrind CME GLOBEX 145,73 USX 5,46 13,69 10,24 ∧

EUR/JPY

EUR/HUF

EUR/GBP

EUR/PLN

EUR/HRK

EUR/CZK

EUR/CHF

EUR/CAD

EUR/HKD

EUR/USD

RENDITE KURSE 54
GASÖL 1.500 750 0 3.1.22 19.9.22 Quelle: baha KURSE INTERNATIONAL
% 3 J % 5 J %
WÄHRUNGSKURSE 1 EURO IN RUBEL 0,018 0,012 0,006 3.1.22 19.9.22 Quelle: baha WÄHRUNGEN SELEKTION (YTD) WECHSELKURS Kurs YTD % 6 M % 3 J % 5 J % EUR/RUB 117,20 37,40 k. A. 66,49 68,79 ∧ EUR/TRY 18,27 19,96 12,07 190,55 338,83 ∧
143,42 10,00 9,15 20,41 7,33 ∧
400,85 8,58 6,80 20,42 30,00 ∧
0,88 4,47 4,60 –0,50 –1,01 ∧
4,71 2,37 –0,16 7,99 10,02 ∧
7,52 0,08 –0,62 1,63 0,52 ∧
24,49 –1,46 –1,38 –5,48 –6,12 ∨
0,97 –6,51 –6,36 –11,73 –16,25 ∨
1,33 –7,64 –4,44 –9,17 –9,57 ∨
7,84 –11,23 –8,93 –9,25 –16,28 ∨
1,00 –11,80 –9,25 –9,43 –16,80 ∨ Wir sind immer in Ihrer Nähe. QUELLE:

KRYPTOKURSE

KRYPTOWÄHRUNGEN SELEKTION (YTD)

KRYPTOASSETS

Monero USD 140,40 –38,56 19,58 –27,94 –39,35

Binance Coin USDT 271,90 –46,83 25,59 –30,42 –25,32

Ripple USD 0,38 –53,62 19,31 –52,17 –58,24

Eos USD 1,30 –57,22 34,98 –41,37 –69,02

Bitcoin USD 19544,52 –57,71 –4,89 –52,64 –54,57

Ethereum USD 1376,68 –62,57 22,16 –51,88 –53,77

Chainlink USD 7,30 –62,58 4,67 –49,86 –69,02

Litecoin USD 52,92 –63,79 0,36 –53,89 –66,37

Cardano USD 0,45 –65,38 –7,80 –48,40 –78,25

Neo USD 8,40 –67,30 –8,12 –62,95 –79,77

Bitcoin Cash USD 112,55 –73,85 –5,13 –65,63 –79,14

Polkadot USD 6,39 –76,04 –18,88 –65,76 –77,43

RENDITE KURSE 55
BITCOIN 50.000 25.000 0 3.1.22 19.9.22 Quelle: baha
WÄHRUNG KURS YTD % 3 M % 6 M % 1 J %
∨ ZINSKURSE LIBOR USD 3M 4 2 0 3.1.22 19.9.22 Quelle: baha ZINSEN SELEKTION (YTD) NAME ZINS/KURS YTD % 6 M % 1 J % 3 J % 5 J % Libor USD 3M 3,57 1604,82 281,72 2743,59 67,02 169,47 ∧ Libor USD 6M 4,12 1117,21 220,24 2603,80 99,16 178,60 ∧ Libor USD 12M 4,67 701,22 161,54 1966,13 126,25 167,39 ∧ Libor JPY 6M 0,05 217,88 18,80 183,55 196,55 2625,27 ∧ Libor JPY 3M –0,02 78,72 –97,20 80,04 82,93 44,62 ∧ REX Gesamt 445,81 –9,16 –6,72 –9,75 –10,93 –7,63 ∨ Selbst mit Abstand www.bnpp.at QUELLE:

BÖRSENDATEN

TOP-HANDELSTEILNEHMER

PLATZIERUNG AUG (AUG/21)

HANDELSPARTNER UMSATZ (MIO. EUR)

1. (1.) Morgan Stanley Europe 730,60

(3.) JP Morgan 402,51

Bofa Securities Europe 401,31

HRTEU 385,02

Instinet Germany 330,99

Europe 328,19

308,78

Sachs 305,38

Group 252,45

International 210,56

Gesamt August 2022 5.034,16

Gesamt August 2021 4.642,95 Differenz 391,21

QUELLE: WIENER BÖRSE AG

MEISTGEHANDELT

PLATZIERUNG AUG (AUG/21)

1. (1.)

QUARTALSUMSÄTZE

QUELLE: WIENER BÖRSE

MARKTTEILNEHMER UMSATZ (MIO. EUR)

Erste Group Bank AG 997,82

2. (2.) Verbund AG 631,79

3. (3.) OMV AG 543,09

4. (5.) Voestalpine AG 387,01

5. (4.) RBI AG 370,89

6. (7.) Wienerberger AG 324,36

(8.) Bawag Group AG 311,29 8. (6.) Andritz AG 219,88 9. (–) AT&S AG 174,19

(10.) SBO AG 88,96

Gesamt August 2022 4.826,88 Gesamt August 2021 4.123,64 Differenz 703,24

QUELLE: WIENER BÖRSE AG

RENDITE STATISTIK 56 24,78 20,69 60 70 80 90 40 100 110 120 130 13 14 15 16 17 18 19 20 50 MRD. EUR MRD. EURMARKTKAPITALISIERUNG
AG QUELLE: WIENER BÖRSE AG
DIE WIENER BÖRSE IN ZAHLEN *BEZIEHT SICH AUF DAS AUSGEGEBENE NOMINALE, JENEN BETRAG DER AKTIEN, DER VOM UNTERNEHMEN AUSGEGEBEN WURDE. QUELLE: FMA „NET SHORT POSITIONS OF SHARES“
7.
10.
2.
3. (2.)
4. (–)
5. (9.)
6. (8.) UBS
7. (4.) XTX Markets
8. (6.) Goldman
9. (–) Erste
10. (–) Susquehanna
10 20 30 12 QUARTAL QUARTAL AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE 0 Q3 133,19 112,26 Q4 89,36 139,02 Q1 114,74 125,35 Q2 123,91 117,84 11 Q3 16,2213,04 Q2 18,4618,59 Q4 17,13 18,63 Q1 20,69 24,78 TOP-LEERVERKÄUFE (SHORTPOSITIONEN) AKTIE NETTO SHORT POSITION* IN % SEIT WANN FONDS Andritz AG 1,16 01.Aug.22 AKO Capital LLP Do & Co AG 0,91 01.Aug.22 Citadel Advisors Europe Limited AT&S AG 0,71 05.Sep.22 JP Morgan Asset Management Voestalpine AG 0,69 11.Juli.22 Marshall Wace LLP S Immo AG 0,54 23.Aug.22 LMR Partners LLP 10
RENDITE STATISTIK 57 86,2 80 81 82 83 84 85 87 1 –59* 1,5 1 5,24 6,01 6,10 10,16 13,25 –5,35 –3,80 –2,23 99,90* Q4 108,14* 4,3 6,8 5,0 7,2 5,8 7,7 1 DEFIZIT IN % DES BIP 2 1 2 0,5 1 2 3 4 5 6 1,5 7 8 9 10 11 12 13 VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE % % % % MONAT MONAT QUELLE: AMS QUELLE: STATISTIK AUSTRIAARBEITSLOSENRATE INFLATION QUARTAL QUARTAL % % –1 –2 –3 –5,06 –3,51 –6,25 –5,50 –12,75 –14,02 –13,05 GESAMTVERSCHULDUNG IN % DES BIP MRD. EUR MRD. EUR MIO. EUR MRD. EUR Q1 91,51*QUELLE: STATISTIK AUSTRIA QUELLE: STATISTIK AUSTRIA 4 3 6 7 5 BIP-WACHSTUM LEISTUNGSBILANZSALDO IN % DES BIP QUELLE: STATISTIK AUSTRIA QUELLE: OENB WIRTSCHAFTSDATEN ÖSTERREICHS WIRTSCHAFT IN ZAHLEN QUARTAL QUARTAL AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE 2 2,8 2,9 3,2 3,3 3,7 MJ J A S O N D M AJ FM A M J JA S O N D J F 103,40*96,70* Q3 Q4 –159*723* Q1 –1.217* 1.167* Q4 108,14*99,90* 91,15* 103,30* Q1 87,50* Q2 100,02* 96,70* Q3 103,40* 0 Q3 280*2.890*0 100,02* 111,43* Q2 Q4 334,08*315,16* 0,4 –1,33 Q2 –1.321* Q1 348,76*327,27* Q2 315,79* 334,74* Q3 300,22* 333,13* 0 70 111,43* 333,19*

Der passionierte Segler (69) ist seit 2001

Vorstandsvorsitzender des Ölfeldausrüsters SBO und wird nicht müde zu betonen, dass er immer noch mit Begeisterung Manager ist. Für den geplanten Geschäftszweig der Green Technology sowie Energiesicherung reist er aktuell mit Elan durch die Welt und sucht nach der Stecknadel im Heuhaufen. Eine Atlantiküberquerung in einem Segelboot gehört zu seinen spannendsten Abenteuern.

„WIR SIND

SELBST SCHULD“

FINANZPLATZ ROHSTOFFE 58 © BÖRSIANER/BURGHART #SBO

CMS (be)rät zu mehr Nachhaltigkeit

Die Ölindustrie hat die Erschließung neuer Ölquellen verabsäumt und zahlt jetzt die Zeche, sagt SBO-Vorstandschef Gerald Grohmann, dessen Unternehmen sich vor Aufträgen kaum retten kann.

Gerald Grohmann erlebt mit seiner Schoeller-Bleck mann Oilfield Equipment AG (SBO) derzeit eine Son derkonjunktur. Der Ölfeldausrüster ist gut im Ge schäft, gerade weil in den vergangenen zwei Jahren viel zu we nig in die Exploration von Öl- und Gasfeldern investiert wur de. Die Energiekrise, ausgelöst durch den Ukraine-Krieg und die Sanktionen gegen Russland, gibt den Aufträgen der SBO einen zusätzlichen Schub. Es gehe um Energiesicherheit, be tont Grohmann, der die Energiewende zwar unterstützt, „sie geht aber nach hinten los. Man will Kohle nicht abstellen, be schafft jetzt im Nahen Osten Öl.“ Die Moral: Ein Despot wird durch den anderen ersetzt. Der Gaspreis sei nur im Werk in Ternitz in Niederösterreich ein Thema – dort wird jetzt eine Solaranlage gebaut -, die anderen großen Werke in Vietnam oder jene in Houston, Texas, seien von der Energiekrise kaum betroffen. Grohmann, dessen SBO stark mit dem Ölpreis kor reliert, freut sich über einen Ölpreis über 60 bis 70 US-Dollar, „100 US-Dollar ist auch gut, aber das brauchen wir gar nicht.“ Der Börsianer sprach mit dem Vorstandschef am Rande der Börsianer Roadshow in Wien über Zuversicht, den fehlenden Weitblick der Ölindustrie und das neue Geschäftsfeld rund um Green Technology.

Herr Grohmann, Sie sind im Gegensatz zu vielen anderen CEOs in Österreich aktuell sehr positiv für die nächsten Wochen und Mona te gestimmt. Viele sprechen vom perfekten Sturm, bestehend aus

Sustainable Business. Unsere Beratung macht Klient:innen fit für die Zukunft. Nachhaltigkeit wird von CMS als Beratungsaspekt in allen Fachbereichen und Branchen integriert. Und von unseren Rechtsexpert:innen forciert und weiterentwickelt. Das macht verantwortungsvolle Beratungsleistung heute aus.

Sustainable Office. Erste Kanzlei Österreichs mit OekoBusiness Wien-Auszeichnung. Die Verantwortung zu mehr Nachhaltigkeit ist auch Teil unserer firmeninternen Kultur: CMS wurde für sein Umweltmanagement als OekoBusiness Wien zertifiziert. Als global vernetze Organisation engagieren wir uns in zahlreichen Initiativen für nachhaltiges Wirtschaften. Das ist unsere unternehmerische Grundhaltung.

CMS Reich-Rohrwig Hainz ist eine der führenden Anwaltskanzleien in Österreich und CEE. Mit fachlicher Präzision und dem Fokus auf langfristige Partnerschaften engagieren sich CMS-Jurist:innen für ihre Klient:innen und deren Geschäftserfolg.

SCHOELLER-BLECKMANN AG 75 50 25 19.9.21 19.9.22 Quelle: baha
cms.law

Energiekrise, Arbeitskräftemangel, Lieferkettenproblemen, hoher Inflation und drohender Rezession. Woher kommt Ihre Zuversicht? –Gerald Grohmann: Bei uns gibt es einen perfekten Sturm auf die Auftragsbücher. Ich habe bereits vor eineinhalb Jahren gesagt, dass es einen Nachholbedarf in der Erschließung neuer Öl- und Gasquellen gibt, weil während Corona zu wenig investiert wur de. Den Ukraine-Krieg konnte man nicht vorhersehen, das ist natürlich ein zusätzlicher Sondereffekt im Energiebereich. Aber die Energieverknappung und Verteuerung hat schon vor dem 24. Februar 2022 begonnen. Die Investitionen in Exploration und Produktion sind heuer weltweit um 22 Prozent gestiegen, nächstes Jahr wird geschätzt, dass sie noch einmal um zehn Pro zent steigen. Damit braucht es unser Equipment.

Wieso gibt es diese Verknappung? Könnte nicht mehr gefördert wer den? - Natürlich. Aber was heute in Projekte investiert wird und wohin wir aktuell Tools liefern, das kommt erst in den nächs ten Jahren auf den Markt. Ende 2014 gab es eine Opec-Entschei dung, den Markt mit Öl zu fluten. Damals wurde der Preis auf 30 US-Dollar je Barrel gedrückt, weil man damit das US-Fracking unrentabel machen wollte. Das hat nicht funktioniert. Aber in dieser Zeit ist auch nichts investiert worden. Dann kam Coro na: Da sind praktisch keine Flugzeuge geflogen, Autos blieben in den Garagen, es wurde weniger Benzin gebraucht, die Industrie ging in den Lockdown, weil Mitarbeiter krank zu Hause waren. Jetzt, wo der Bedarf hoch ist, kann man aber nicht einfach einen Schalter umlegen. Es ist ja nicht so, dass man heute investiert und morgen fließt das Öl. Das dauert zwischen sechs Monaten und zwei bis drei Jahren.

Der Ukraine-Krieg hat die Lage damit noch verschärft. – Genau. Wir wollen vom russischen Öl und Gas unabhängig werden, und dar um wird in Regionen wie im Nahen Osten und in den USA beson

ders viel nach Öl und Gas gebohrt. Es geht da einfach um Ener giesicherheit. Aber wir hätten es selbst in der Hand, etwas da für zu tun.

Inwiefern? - Österreich hätte Gas im Weinviertel und in anderen Gegenden, wo man auf 20, 30 Jahre die Gasversorgung in Öster reich sichern könnte. Aber das wollen wir nicht, und das ist to tal legitim. Doch wir brauchen die Energie, weil frieren wollen wir auch nicht. Und die erneuerbaren Energien sind noch lange nicht ausreichend. Also müssen wir als Konsequenz akzeptie ren, dass wir entweder Russland oder Saudi-Arabien reich ma chen.

Eine Rezession befürchten Sie nicht? - In Europa vielleicht. Aber Europa ist nicht der Nabel der Welt. Wir haben leider keine füh rende Rolle in der Weltwirtschaft mehr, da gibt es andere Länder wie Indien und USA, wo das kein Thema ist. Global soll die Welt 2023 um drei Prozent wachsen.

Was ist für Sie aktuell die größte Herausforderung? – Das Span nendste für mich ist, das neue Geschäftsfeld rund um Green Technology und Energiewende zu finden und aufzubauen, da bin ich mit Herz und Seele dabei. Und es ist sehr herausfordernd, denn ich muss hier die Stecknadel im Heuhaufen finden. Es gibt viele Unternehmen der Green Technology, die machen noch nicht einmal Umsatz und verlangen bereits ein paar 100 Mil lionen Euro, weil sie ein tolles Patent haben. Solche Start-ups sind völlig überbewertet. Wir sind keine Spekulanten, da kann ich gleich ins Kasino gehen. Wir suchen auf der ganzen Welt und haben uns mit dem Fraunhofer-Institut für die Suche in Euro pa und Deutschland verstärkt. In den USA bin ich gerade dabei, jemanden zu finden, der das Know-how hat. Ich bin überzeugt, dass im Wasserstoff die Musik der Zukunft spielt. n

Gasreserven. Österreich hätte Gas im Weinviertel und anderen Gegenden, mit dem man die Versorgung auf 20, 30 Jahre sichern kann, sagte Gerald Grohmann bei der Börsianer Roadshow in Wien, wo er seine Investmentstory präsentierte.
„Bei uns gibt es einen perfekten Sturm auf Auftragsbücher.“
GERALD GROHMANN
FINANZPLATZ ROHSTOFFE 60
© BÖRSIANER/BURGHART

Nach•hal•tig•keit

steht für verantwortliches Ressourcenmanagement, ökonomische Unternehmensfüh rung sowie Beständigkeit in Beziehungen. Nachhaltiges Engagement für unsere Mandan ten, Mitarbeiter und sonstige Stakeholder, der schonende Umgang mit Ressourcen und beständige Lösungen sind integraler Bestandteil der Unternehmenskultur der Rechtsan waltskanzlei CERHA HEMPEL. www.cerhahempel.com

dictionary CERHA HEMPEL Rechtsanwälte GmbH AUSTRIA • BULGARIA • CZECH REPUBLIC • HUNGARY • ROMANIA • SLOVAK REPUBLIC

ZINSANSTIEG BIRGT MILLIONENGESCHÄFT FÜR BANKEN

Die von der Europäischen Zentralbank eingeleitete Zinswen de lässt das Zinsgeschäft der Banken wieder zu einem rentab len Geschäftsbereich werden. Von der Erste Group Bank AG be richtet Finanzvorstand Stefan Dörfler: „Der Zinsanstieg im Juli in Höhe von 0,5 Prozentpunkten wirkt sich auf Jahressicht mit etwa 90 Millionen Euro positiv auf das Ergebnis aus, der nächs te volle Prozentpunkt würde sich laut der Simulation mit mehr als 300 Millionen Euro auf das Ergebnis niederschlagen.“ Auch

die Bawag Group AG profitiert stark, wie Pressesprecher Man fred Rapolter erklärt: „Ein Anstieg des Drei-Monats-Euribors um hundert Basispunkte würde ein zusätzliches Nettozinsein kommen von etwa 100 Millionen Euro pro Jahr bedeuten.“ Bei der Raiffeisenbank International AG schlägt sich ein Anstieg um 50 Basispunkte nur mit etwa 20 Millionen Euro auf das Er gebnis nieder, da ein großer Teil des Geschäfts in Nicht-EuroLändern liegt, wo die Zinsen bereits stark angehoben wurden.

RBI: AUSSTIEG AUS RUSSLAND OFFEN, GEWINN VERDOPPELT

Die Raiffeisen Bank International AG erzielte im ersten Halbjahr ein Ergebnis von 1,7 Milliarden Euro, davon stammen 630 Millionen Euro aus dem RusslandGeschäft. Vorstandschef Johann Strobl lässt den Ausstieg weiterhin offen: „Es werden alle strategischen Optionen ge prüft, dazu gehört auch ein sorgfälti ger Austritt aus dem Markt. Der Prozess

wird noch einige Zeit in Anspruch neh men.“ Strobl betont, dass die RBI auch ohne das Russland-Geschäft eine stabi le, profitable Bank sei. Derzeit fließt der Gewinn aus Russland aufgrund der Be schränkungen nicht zur Konzernmutter nach Wien, sondern wird zur Stärkung der Stabilität von der Bank in Russland behalten.

62 #BANKEN

Der jahrelange spektakuläre Rechtsstreit der Bawag Group AG gegen die Stadt Linz findet ein ungünstiges Ende für die Bank. Das Swap-Geschäft wird von höchs ter Instanz für nichtig erklärt. Die Bank schreibt daraufhin 254 Millionen Euro in der Bilanz ab. „Es ist nun an der Zeit, die ses Kapitel abzuschließen und in die Zu kunft zu blicken. Ich hoffe, dass vernünf tige Parteien zusammenkommen, um sich über offene Schadenersatzansprü che zu einigen“, sagt Bawag-Chef Anas

BAWAG VERLIERT MILLIONENPROZESS GEGEN DIE STADT LINZ

Abuzaakouk. In dem Fall geht es um ein Swap-Geschäft von 2007 auf die Ent wicklung des Euro-Schweizer-FrankenKurs. Abgeschlossen hat den Deal mit der Bank der damalige Linzer Finanzdirektor Werner Penn in alleiniger Vollmacht, ob wohl die Entscheidung des Gemeinderats notwendig gewesen wäre. Die Kurssteige rung des Schweizer Franken sorgte in den darauffolgenden Jahren für potenzielle Kredit- und Zinsschulden von mehreren Hundert Millionen Euro für die Stadt Linz.

Oberbank muss 21,1 Millionen von VoestalpineBeteiligung abschreiben

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RLB OÖ sammelt mittels Anleihe 500 Millionen Euro ein

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Einkaufsmanagerindex sank im August auf tiefsten Stand seit zwei Jahren

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Finanzminister Magnus Brunner startet Finanzpodcast „Finance Friday“

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RLB Steiermark muss wegen RBI-Beteiligung 390 Millionen wertberichtigen

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Privatkundenbanken

übernahm in der WKO als Vorsitzender die Bundessparte Bank und Versicherung und ist damit das wichtigste Sprachrohr für die Interessen der Banken in Österreich. Er folgt Bernhard Spalt, den er bereits als CEO der Erste Group Bank AG abgelöst hat.

zieht als Chief Retail Officer in den Vorstand der Erste Group Bank AG. Der Ex-Magenta-CEO folgt Thomas Schaufler, der zur Commerzbank AG gewechselt ist. Bei der Erste Group Bank AG will der Hobbypilot seine Digitalkom petenzen zur Geltung bringen.

ging nach 21 Jahren im Vorstand, davon zwölf Jahre als Vorsitzen der, der Bank Gutmann AG Ende September 2022 in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Marcel Landesmann, der bislang den Bereich Private Clients verantwortete.

steigerten Gewinn pro Kunde um neun Prozent

BRANCHE BANKEN TICKER
KARRIERE Die Zeiten ändern sich. Die Banken auch. T +43 1 534 31 - 0 Immobilien sind Werte mit Seele www.wienerprivatbank.com/immobilien immobilien@wienerprivatbank.com

KOLUMNE

Die nichtfinanzielle Berichter stattung eines Unternehmens be züglich ökologischer, sozialer und Governance-Faktoren (Environ ment, Social, Governance) in Form eines Nachhaltigkeitsberichts gewinnt zunehmend an Bedeutung – für Aufsichtsbehörden, Anlage experten, Kunden und Mitarbei ter. Auch diejenigen, die dieser Entwicklung bislang skeptisch gegenüberstanden, haben mittler weile erkannt, dass Reputationsund Umweltrisiken das Kernge schäft eines Unternehmens treffen können. Kein Nice-to-have mehr, sondern ein Must-have ist die nichtfinanzielle Berichterstattung. Das heißt, neben den umweltre levanten Aspekten werden auch soziale Auswirkungen künftig noch viel stärker in den Fokus gerückt. Ein neues Wirtschaftsdenken wird damit eingeleitet. Unbegrenztes Wirtschaftswachstum mit Ge winnmaximierung zulasten der Natur und der Menschen ist heute nicht mehr zeitgemäß. Das ist altes Denken! Börsennotierte und nichtbörsennotierte Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten und einem Umsatz von mindestens 40 Millionen Euro sollen ab 2024 jährlich verpflichtend Risiken und Chancen im ESG-Bereich offen legen. Diese geplante Rechtsnorm muss noch durch die EU-Staaten und das Parlament ratifiziert werden. Ein richtiger und kluger Schritt der EU in Richtung Wirt schaft neu denken!

PENSIONSKASSEN BRAUCHEN ENDSPURT

Die Pensionskassen haben nach plus 7,62 Prozent 2021 im ersten Halbjahr 2022 ein Veranlagungsergebnis von minus 8,78 Prozent erzielt. Die Performance kommt aber nicht eins zu eins aufs Konto der Leis tungsberechtigten. So kann ein geringes Veranlagungsplus zu einem Minus in der Endabrechnung führen. Aktuell beträgt das Gesamtkapital der Pensionskassen kunden 27,4 Milliarden Euro, 15,5 Milliar den Euro davon wurden am Kapitalmarkt erwirtschaftet. Im Vorjahr wurden 828 Millionen Euro an 127.500 Pensionisten ausgezahlt, im Durchschnitt ist das eine zusätzliche Pension von 464 Euro pro Mo nat, die 14-mal pro Jahr ausgezahlt wird. Derzeit geht es in der öffentlichen Diskus sion vor allem um die Pensionserhöhung

der staatlichen Pension, über langfristi gere Modelle wie eine zusätzliche betrieb liche, die aktuell 24 Prozent in Österreich haben, oder private Zusatzvorsorge, die die Lücke zwischen Letztgehalt und Pen sion schließen könnte, wird aber viel zu wenig diskutiert, sagt Andreas Zakostels ky, Obmann des Fachverbands der Pensi ons- und Vorsorgekassen Österreichs und Vertreter der betrieblichen Säule. Er ist seit 2010 im Amt und hat bereits sieben Finanzminister verdaut. Zakostelsky for dert etwa steuerliche Anreize für Arbeit nehmerbeiträge, wenn diese „grün“ ver anlagt werden, und einen General-Pen sionskassenvertrag, außerdem sollte sich die Alterssicherungskommission um alle drei Pensionssäulen kümmern.

Die Acredia Versicherung hat eine Umfra ge bezüglich Wirtschaftskriminalität unter 150 österreichischen Unternehmen durch geführt. „57 Prozent schätzen die Gefahr als sehr hoch beziehungsweise hoch ein, weitere 29 Prozent gehen von einer mitt leren Bedrohung aus. Lediglich 14 Prozent bewerten das Risiko als gering“, sagt Mi chael Kolb. Kolb ist Vorstand des größten heimischen Kreditversicherers. Unterneh men sind etwa mit Bestellerbetrug, um geleiteten Zahlungsströmen, Veruntreu

VERSICHERUNG GEGEN

FAKE-PRESIDENTS

ung, Unterschlagung, Phishing sowie Spy ware konfrontiert. Die Gefahren sind viel fältig und werden durch neue Technologi en wie Machine-Learning und DeepfakeVideos, mit denen Stimme und Bild bereits täuschend echt imitiert werden, angeheizt. Der Kreditversicherer, der zu 51 Prozent der Oesterreichischen Kontrollbank AG gehört, hat seit Mitte September 2022 mit Acredia Trust eine Vertrauensschadenversicherung auf dem Markt, die Vermögensschäden durch Wirtschaftskriminalität absichert.

64
#VERSICHERUNGEN

Österreichs Versicherungen steigern Prämien in Q2, aber fast minus 60 Prozent bei Gewinnen

ROCHADE AN VIG-SPITZE

Elisabeth Stadler (61) wird ihren Vertrag als Generaldirektorin der Vienna Insurance Group AG nicht verlängern. Sie war 40 Jahre in der Versicherungsbranche tätig. Ihr folgt ab Juli 2023 VIG-Vorstand Hartwig Löger, der bereits federführend an der Strategie des Versicherungskonzerns mitgewirkt hat.

leitet seit 1. September 2022 das Asset-Management der Valida-Gruppe und verantwortet die Kapitalanlage der Valida Vorsorge- und Pensionskasse. Der 42-Jährige folgt auf Arnd Münker, der das Unternehmen verlassen hat.

zog mit 1. August 2022 in den Vorstand der Helvetia Österreich und leitet das Ressort Schaden-Unfall. Der gebürtige Steirer ist seit 2012 bei der Helvetia Versicherung und folgt auf Kaspar Hartmann, der nach St. Gallen wechselt.

KARRIERE Alexander Ahammer Andreas Gruber
An anniversary dedicated to your future. bindergroesswang.at
TICKER Laut Wiener Versicherungsmakler höheres Unfallrisiko im Westen Österreichs
Stoyan Angelov übernimmt bei der Uniqa die Leitung der Investor-Relations
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NACHWUCHSFACHKRÄFTE

DRINGEND GESUCHT!

Knapp 110.000 junge Menschen befinden sich in Österreich aktuell in einer Lehrausbildung. Sie alle sind als zukünftige Fachkräfte ein wichtiger Grundpfeiler für die Wirtschaft Österreichs. Davon sind auch wir als Voestalpine überzeugt und bilden deshalb aktuell rund 860 Lehrlinge in ganz Österreich aus. Nichtsdestotrotz werden in vielen Regionen und Branchen, und vor allem auch in der Industrie, Nachwuchskräfte händeringend gesucht. Besonders jetzt im Herbst wird dieses Prob lem einmal mehr deutlich, wenn zum traditionellen Ausbildungs start viele Lehrstellen unbesetzt bleiben. Um dem entgegenzu wirken und das Image der Lehre wieder zu stärken, setzen wir als Voestalpine auf eine umfas sende, zielgerichtete Kommu nikation. Und zwar dort, wo die jungen Menschen hauptsächlich anzutreffen sind: in den sozia len Medien. Auf unserem frisch gestarteten TikTok-Kanal zeigen wir etwa in Kurzvideos spannende Jobmöglichkeiten mit Lehre in unserem Konzern auf. Langfristig wird es aber eine umfangreiche, gemeinsame Kraftanstrengung brauchen, um die Lehrausbildung für Jugendliche allgemein wieder attraktiver zu machen. Ansonsten wird sich der Fachkräftemangel noch weiter verschärfen und zu einer immer größeren wirtschaft lichen Herausforderung werden.

NEUE ESG-PLATTFORM FÜR VERMÖGENSBERATER

Das Unternehmen ESG Plus hat nach Cleanvest für Privatanleger nun mit Clean vest Pro eine neue Plattform für Vermö gens- und Bankberater auf den Markt ge bracht. Dem Börsianer verrät ESG-PlusVorstandschef Armand Colard (im Foto rechts), was die Plattform kann.

Was kann Cleanvest Pro? – Armand Co lard: Vermögensberater müssen durch die neue Mifid-II-EU-Verordnungen plötzlich ESG-Experten sein. Das sorgt für Stress. Die Plattform Cleanvest Pro hilft bei der Auswahl geeigneter Fonds. Ausgehend von Artikel-8- und Artikel-9-Fonds können 36 Kriterien angeklickt werden, das sind vor allem Umwelt- und gesellschaftliche The men. Jeder Kunde hat einen individuellen Wertekompass. In der Fondsdatenbank haben wir derzeit rund 4.000 Fonds aus allen gängigen Assetklassen, sowohl akti ve als auch passive. Regulierung ist wich tig, aber es gibt immer noch Loopholes und

Missbrauch beim Thema Nachhaltigkeit, dem wollen wir entgegenwirken.

Woher kommen die ESG-Daten zu den Fonds? - Sämtliche Kriterien sind unabhängig er hoben, 80 Prozent der Rohdaten kaufen wir zu. Die Daten kommen von NGOs, wir nut zen aber auch Metadatenbanken wie Rep Risk aus der Schweiz und wissenschaftliche Quellen wie etwa SIPRI, dem Stockholm In ternational Peace Research Institut.

Für wen wurde die Plattform entwickelt? –Für Vermögensberater, Bankberater und Family-Offices. Der Bedarf ist definitiv da, wir hatten 40 Testuser der Plattform, die Cleanvest Pro in den vergangenen sechs Monaten praktisch nach ihren Bedürfnis sen mitentwickelt haben. Es ist sehr un terschiedlich, ob man schon 30 Jahre im Gewerbe ist oder die letzten fünf bis zehn Jahre, die mittlere und jüngere Generation der Berater ist sehr offen dafür.

66
KOLUMNE
#FONDS

ETFS BEI PRIVATANLEGERN HOCH IM KURS

In den vergangenen zwei Jahren ist die Anzahl der ETF-Investoren in Öster reich um 240 Prozent auf 129.000 in die Höhe geschossen. Laut FMA inves tiert inzwischen jeder dritte Kleinanle ger sein Geld in börsengehandelte In dexfonds. Für die Anbieter öffnet sich ein Riesengeschäftsfeld. Österreichund Osteuropa-Chef von Amundi, Tho mas Wiedenmann, stellt dazu fest: „Umso jünger die Anleger sind, des to mehr werden ETFs nachgefragt. Da

bei lieben Privatanleger Aktien-ETFs und seit ein paar Jahren auch ThemenETFs, etwa zu künstlicher Intelligenz oder neue Energien.“ Trade-RepublicChef Oswald Salcher sagt: „Bei uns lau fen mehr Sparpläne, als es Kunden gibt. Am beliebtesten sind die Klassiker, wie ein breitgestreuter ETF auf den MSCIWorld-Index. Außerdem fällt mir auf, dass sich die jüngere Altersschicht ten denziell mehr für nachhaltige ETFs in teressiert als die ältere.“

Im August erstmals Nettomittelabflüsse bei Immobilieninvestmentfonds

LLB lanciert Fonds mit Fokus auf Klimaschutz

JP Morgan: 36 Prozent der Österreicher halten an ihrer Anlagestrategie fest

WEIBLICHE FONDSMANAGER

WEIT IN DER UNTERZAHL

STUDIE. Der Frauenanteil unter den Fondsmanagern ist im vergangenen Jahr weltweit lediglich von 11,8 auf zwölf Prozent gestiegen. Österreich liegt mit elf Prozent im internationalen Mittelfeld, wie der Alpha Female Report 2022 von Citywire darlegt. Nisha Long, Head of ESG bei Citywire, sagt: „Die Entwicklung in Richtung Geschlechterparität im Portfoliomanagement scheint zum Stillstand gekommen zu sein.“ Die Verbesserung über die letzten Jahre ist nur marginal, obwohl die Ergeb nisse zeigen, dass gemischt geschlechtliche Managementteams in den vergangenen zwölf Monaten die beste Performance hinsichtlich Risikos und Rendite erzielten. Die einzigen europäischen Länder mit mehr als 20 Prozent weiblicher Führungskräfte im Fondsmanagement sind Spanien und Italien.

ist seit 1. September Chefin des Finanzdatenanbieters Mountain View. Das Fintech gehört ebenfalls dem Superfund-Gründer Christian Baha, der bereits Ex-Finanzminister Gernot Blümel einen Chefposten verschaffte.

TICKER Ex-Private-Bankerin Schobesberger startet Finanzpodcast „Moneyküre“ Elisabeth Köstinger
BRANCHE FONDS
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EUROPAMEISTER

Das Megatrends-Motto dieser Ausgabe nehme ich gern mit Blick auf die Herausforderungen in der Immobilienbranche auf: Dekar bonisierung - sind Gebäude doch für 40 Prozent der Treibhausga semissionen verantwortlich -, Bodenversiegelung und leistba res Wohnen. Mit vollständiger Umsetzung und Einhaltung der EU-Taxonomie, also jenes Klassi fizierungssystems, das Konzerne und Finanzmarkt in Richtung Nachhaltigkeit zwingt, wird es so gut wie keine Bodenversiegelung mehr geben. Der Megatrend ist daher Nachverdichtung. Zur Erin nerung: Österreich ist seit Jahren Europameister im Zubetonieren –immerhin zwölf Fußballfelder pro Tag. In der Immofinanz haben wir für uns die Antwort gefunden: die nachhaltige und ökofreundliche Überbauung durch Holzmodule sowie Photovoltaik unserer RetailParks mit leistbaren Wohnungen. Leistbar auch deshalb, weil die Grundstücke bereits uns gehören. Ziel ist eine Miete von zehn Euro pro Quadratmeter, die um einiges unter den Durchschnittsmieten in unseren Ländern liegt. Leistbares Wohnen statt Wohnkosten explosion trifft auch den Nerv vieler junger Leute. Warum eine Eigentumswohnung über 30 Jahre finanzieren, die ich mir doch nicht leisten kann? Das sei nicht länger das Ziel vieler junger Leute, er zählte mir vor kurzem eine jüngere Kollegin. Und was besonders freut: Beim kommenden UN-Weltklima gipfel sind wir eingeladen, unser nachhaltiges Wohnkonzept inter national vorzustellen.

FLUGHAFEN WIEN: KAMPF UM DEN STREUBESITZ

Das Flughafenmanagement wettert ge gen das Übernahmeangebot des australi schen Infrastrukturfonds IFM. Zuerst 33, jetzt 34 Euro pro Aktie bietet dieser für die Übernahme der restlichen rund zehn Pro zent im Streubesitz befindlichen Aktien, ein Aufschlag von 29,3 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vor der Ankündigung. „Das Angebot ist angesichts der erwart baren positiven Entwicklung des aktuell völlig entschuldeten und gut performen den Unternehmens als zu gering einge

schätzt,“ hieß es zu den 33 Euro in einer Aussendung der Flughafen Wien AG. Auch Investor Klaus Umek, der rund ein Pro zent am Unternehmen hält, meldet sich zu Wort und fordert mindestens 88 Euro pro Aktie. Da die reduzierte Liquidität und Handelbarkeit zu einem Delisting füh ren könnte und es sich um die potenziel le Übernahme kritischer Infrastruktur aus dem Ausland handelt, ließ Wirtschafts minister Martin Kocher inzwischen ein Genehmigungsverfahren einleiten.

KONZERNE ÄCHZEN UNTER ENERGIEMEHRKOSTEN

Die enormen Kosten für Energie set zen den heimischen Unternehmen hart zu, wenn auch unterschiedlich stark. Die Lenzing AG hat aufgrund dessen für fast alle 340 Mitarbeiter am Standort Heili genkreuz den Anmeldeprozess zur Kurz arbeit eingeleitet und will die Produktion herunterfahren, die Ergebnisprognose für das laufende Jahr wurde ausgesetzt. Bei der FACC AG betrugen die Mehrkosten für Energie im ersten Halbjahr 2022 etwa 350.000 Euro im Monat. Derzeit setzt

der Flugzeugzulieferer in der Produktion noch 18 Prozent Erdgas ein, will aber bis Ende 2022 gasfrei werden. Bei der Sem perit Holding AG macht der Gasanteil 83 Prozent aus, was im ersten Halbjahr etwa zu einer Verdoppelung der Energiekosten von 22,83 Millionen Euro auf 40,94 Mil lionen Euro führte. Der größte Gasver braucher in der Semperit-Gruppe ist die Handschuhproduktion in Kamunting in Malaysia, jene Sparte, die man verkau fen will.

68 KOLUMNE
#AKTIEN

DEALMAKER IM AUSLAND

Mit einem Umfang von 1,5 Milliarden Euro erhielt die Andritz AG im August 2022 den größten Einzelauftrag in der Konzernge schichte. Der Auftrag von Paracel, einem paraguayischen Technologiekonzern, ent hält die Lieferung sämtlicher Prozessaus rüstung sowie energieeffizienter und um weltfreundlicher Produktionstechnologie für eine neue Zellstofffabrik. Einen weite ren Deal landete die Kapsch Trafficcom AG und verkaufte das Geschäft in Spanien an

das ebenfalls österreichische Technologie unternehmen Kontron AG. Der Bereich im öffentlichen Verkehr „zählt nicht zum strategischen Kerngeschäft von Kapsch Trafficcom“, heißt es.

Garagenkönig Breitender hat IPO-Pläne

SBO verachtfacht Halbjahresgewinn auf 34,4 Millionen Euro

Wolford: Vorstand sieht Fortführung der Gruppe gefährdet

Sonderprüfung entlastet Ex-OMV-Boss Rainer Seele

ist seit August neuer Vorstands chef der Rosenbauer Internatio nal AG. Er löst damit Dieter Siegel nach elf Jahren an der Spitze ab und bricht als erstes Nichtfami lienmitglied an der Spitze die Tradition.

Petra Preining

übernimmt ab Oktober die Finanzagenden bei der AT&S AG.

Ihre bisherige Position als Finanzvorständin der Semperit AG übernimmt Helmut Sorger, der bislang für die Wienerberger AG tätig war.

verließ mit Ende Juli die Wolford AG. Gemeinsam mit Silvia Azzali steuerte er die Geschicke in den Bereichen Finanzen sowie Personal, Investoren und die operative Leitung.

B&C-Gruppe steigt wegen Unregelmäßigkeiten bei Schur Flexibles aus

Sebastian Wolf Andrew Thorndike
BRANCHE AKTIEN TICKER
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KARRIERE Die Österreichische Post ist im ständigen Auf und Ab des Kapitalmarktes ein zuverlässiger, attraktiver Dividendentitel. Auf Basis des soliden Kerngeschäftes und eines starken Cashflows soll nachhaltig eine Dividende von mindestens 75 % des Nettoergebnisses ausgeschüttet werden. Nähere Informationen unter post.at/ir Nachhaltiges Handeln steht bei uns schon immer hoch im Kurs. post.at/ir

CPI REÜSSIERT BEI ÜBERNAHME DER S IMMO

Die CPI Property Group (CPI) des tschechischen Investors Rado van Vitek hält nach Ende der ersten Übernahmefrist 79,2 Pro zent an der S Immo AG. Vorstand und Aufsichtsrat der S Immo AG hatten den Aktionären empfohlen, das Angebot von CPI an zunehmen. Der Freefloat sinkt damit auf rund 20 Prozent. CPI will Synergien zwischen Immofinanz AG, an der sie 76,87 Pro zent hält, und S Immo AG heben, die S Immo AG soll aber ein eigenständiges Unternehmen bleiben. Die Nachfrist des Über nahmeangebots dauert noch bis 18. November 2022. S-ImmoVorstandschef Bruno Ettenauer hat Anfang September seinen

Hut genommen, die Geschäfte führen nun Herwig Teufelsdorfer als Vorstandschef sowie Vorstand Friedrich Wachernig. Zuletzt wurde auch eine Strategieänderung veröffentlicht: Die S Immo AG wird Wohnimmobilien in Deutschland verkaufen – insge samt werden dort Assets in fast allen großen Städten in der Höhe von 846,1 Millionen Euro gehalten – und Büroimmobilien der CPI in Ungarn kaufen. „Wenn man den Buchwert am Markt er zielen kann, dann macht ein Verkauf definitiv Sinn, da Wohn immobilien traditionell die geringsten Renditen aufweisen“, sagt Erste-Analyst Christoph Schultes zum Börsianer

HASELSTEINER UND RAIFFEISEN LEGEN BEI STRABAG PFLICHTANGEBOT

Die Haselsteiner-Stiftung von Baulöwe Hans Peter Haselsteiner und dem designierten CEO Klemens Haselsteiner sowie das Duo Raffei sen/Uniqa, die 28,3 Prozent und 29,5 Prozent an der Strabag SE halten, haben ein neues Syndikat vereinbart und damit ein Pflichtan gebot für die Streubesitzaktien (14,4 Prozent) ausgelöst. Die Übernahmekommission hatte ein Pflichtangebot gefordert, sie sah das neue Syndikat als Kontrollwechsel. Das Syndikat, das 57,78 Prozent der Aktien an der Strabag SE hält, bietet 38,94 Euro je Aktie. Der Anteil des Russen Oleg Deripaska, der über seine Raspe

ria Trading 27,8 Prozent besitzt, ist weiterhin wegen der EU-Sanktionen eingefroren. Fal len die Sanktionen während der Angebotsfrist oder der dreimonatigen Nachfrist, ist das Syn dikat null und nichtig. Die Strabag SE wird zehn Prozent der beim Syndikat eingemeldeten Ak tien selbst erwerben. Der tatsächliche Start des Übernahmeangebots sollte demnächst statt finden, die Juristen feilen noch an den Details. Noch ein Bonmot: Die Bundeswettbewerbsbe hörde will die kartellrechtliche Entscheidung, in der die Strabag SE als Kronzeuge im Baukar tell geführt wurde, überprüfen.

70
#IMMOBILIEN

Die Falkensteiner-Hotelgruppe finanziert Wachstum und neue Hotelprojekte seit Jahren auch über Crowdinvesting-Kampa gnen. Aufgrund des großen Erfolgs, wurde jetzt mit FMTG Invest eine eigene Crow dinvesting-Plattform entwickelt und Anne Aubrunner als Top-Expertin an Bord ge holt. In der mittlerweile achten Finanzie rungsrunde konnten mehr als acht Mil lionen Euro eingesammelt werden, die auch die nachhaltige Transformation der Tourismusgruppe finanzieren soll. Rund 2.500 Investoren sind mehrfach investiert. Zinszahlungen werden entweder in vier

FALKENSTEINER FINANZIERT ERFOLGREICH WACHSTUM ÜBER CROWD

Prozent Cash oder 6,5 Prozent über Gut scheine abgegolten, zwei Drittel der In vestoren entscheiden sich für Gutscheine, 31 Prozent sind weibliche Investorinnen. Das durchschnittliche Investment beträgt 10.600 Euro. „Wir sind dabei, unsere Ho tels in die 4*S und 5* Kategorie upzugra den. Damit einhergehend haben wir auch die Raten erhöhen können. So finanzieren wir die Zinszahlungen. Viele unserer In vestoren haben einen unternehmerischen Zugang und wollen aktiv mitgestalten. Das Ökosystem funktioniert seit Jahren“, sagt Anne Aubrunner zum Börsianer.

von Wolf Theiss Rechtsanwälte hat die CPI Property Group bei der Abschaffung des Höchststimm rechts und beim Übernahmeange bot für die S Immo AG beraten. Er leitet das Corporate- und das M&A-Team der Kanzlei in Wien.

sitzt seit September 2022 im Aufsichtsrat der 6B47 Real Estate Investors AG. Der ehemalige Vorstand der Sberbank Europe AG ist seit 2019 Vorstandschef der RPR Privatstiftung von Investor Ronny Pecik.

hat mit 6. September 2022 den Vorstandsvorsitz bei der S Immo AG zurückgelegt. Ihm folgte Vorstand Herwig Teufelsdorfer, der nun gemeinsam mit Friedrich Wachernig die Geschicke nach der CPI-Übernahme leitet.

Gute Lage und Qualität: Da wiederholen wir uns gern.

TICKER

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Immofinanz erwirbt um 324,2 Millionen Retail-Immobilien von Eigentümer CPI

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Immobilien-LeasingNeugeschäft wächst im ersten Halbjahr 2022 um 78,7 Prozent

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Teilnahme am Baukartell kostet Strabag, Porr und Swietelsky 134,87 Millionen Crowdinvesting: Green Rocket, Home Rocket und Lion Rocket fusionieren zu Rockets Warimpex von Six Financial Information als sanktioniertes Unternehmen eingestuft Stefan Zapotocky KARRIERE Florian Kusznier Bruno Ettenauer
BRANCHE IMMOBILIEN
www.simmoag.at IMMER WIEDER STARK

ARBEITSKRÄFTEMANGEL –WAS TUN?

Seit Erhebungsbeginn im Jahr 1996 gab es bei der quartalsmäßi gen Befragung der Europäischen Kommission noch nie einen so hohen Anteil an Industrieunterneh men, die den Arbeitskräftemangel als größtes Produktionshemmnis einstuften. Die Ursachen für diese Misere sind vielfältig: Klarerweise wirken sich der demografische Wan del aufgrund der Pensionierung der geburtenstarken Babyboomer und der trotz Coronapandemie steigende Arbeitskräftebedarf negativ auf das Arbeitskräftepotenzial aus. Viele ausländische Arbeitskräfte sind nach Corona nicht mehr nach Österreich zurückgekommen, viele Arbeit nehmer sind während der Pande mie „wählerischer“ geworden. Zu guter Letzt zeichnet sich die derzeit auf den Arbeitsmarkt strömende Generation Z dadurch aus, verstärkt in Teilzeit arbeiten zu wollen und den Sinn ihrer Arbeit genau zu hin terfragen. Auch wenn es schön wäre: Einen One-fits-all-Ansatz für die Lösung der Probleme vieler heimi scher Unternehmen gibt es nicht. Je nach Branche und Situation braucht es einen individuellen Mix an Maß nahmen, die von einer überzeugen den Employer-Branding-Strategie über das strategische Recruiting und die Personalplanung bis hin zu generationenspezifischen Teamund Personalentwicklungsmaßnah men reichen. Da die verschiedenen Maßnahmen ihre Wirkung erst nach einigen Monaten oder sogar Jahren entfalten, sollte mit deren Entwick lung und Umsetzung besser heute als morgen begonnen werden.

p.bartos@derboersianer.com

MIT KLARER SICHT DURCH DEN REGULATORISCHEN DSCHUNGEL

Die Flut an Regulatorik hat über die ver gangenen Jahre besonders im Banken sektor enorm zugenommen und scheint nicht abzuebben. Im letzten Jahr war eine durchschnittliche österreichische Bank mit über 3.000 neuen Updates im regula torischen Bereich konfrontiert. Die Kom plexität nimmt dabei ständig zu. Philipp Schöckler betreut das Regulatory-Radar bei EY Österreich und steht den Unterneh men bei der Umsetzung zur Seite.

Welche Regularien nehmen bei den Banken einen besonderen Stellenwert ein oder sind besonders aufwendig in der Umsetzung?EU-Regularien sind meist sehr weit oben auf der Aufwandsskala. Neue Vorgaben im Risikomanagement, Anforderungen an die Kapitalausstattung, Mifid, die Da tenschutzgrundverordnung oder die neue Zahlungsdienstrichtlinie waren mit im mensem Implementierungsaufwand ver bunden. Da gelten teilweise lange Vorlauf zeiten von 18 oder 24 Monaten. Prinzipi ell gibt es aber einen großen Unterschied in der Breite und Tiefe der Vorgaben. Eine technische Anpassung beim Reporting im Meldewesen ist einfacher erledigt als

Themen wie die EU-Taxonomie oder Basel IV, wo sehr viele Schritte der Wertschöp fungskette betroffen sind.

Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung im regulatorischen Umfeld ein? - Nach den Basel-Themen meinten viele, die regula torische Flut lasse nach. Nach zwei Jahren hat dann der grüne Tsunami eingesetzt. Wenn ein Thema nachlässt, kommt schon das nächste. Digitalisierung, IT-Sicher heit und Sustainable Finance werden die neuen Kernthemen bei den Banken, wäh rend Themen wie Risiko und Eigenmittel bei neuen Regulierungen eher in den Hin tergrund rücken. Hier kommt es seit der Finanzkrise 2008 zu einer Schwerpunkt verschiebung.

Was macht das EY-Regulatory-Radar? - Das Regulatory-Radar hilft sowohl großen als auch kleinen Häusern in ihren jeweiligen Jurisdiktionen, die regulatorischen Ent wicklungen zu monitoren, um zu erken nen, welche Publikationen für sie von un mittelbarer oder mittelbarer Relevanz sind. EY hilft hier bei der Interpretation und der Implementierung des Rahmenwerks.

DELOITTE FÜHRT VIERTAGEWOCHE EIN

Ab sofort steht den Steuerberatern bei Deloitte Österreich die Option frei, nur an vier Tagen der Woche zu arbeiten. „Mit der Einführung der optionalen Viertage woche setzen wir ein wichtiges Zeichen in der sich verändernden Arbeitswelt und schaffen so möglichst viel Raum für die

individuellen Wünsche unserer Mitarbei ter“, sagt Herbert Kovar, Managing Part ner bei Deloitte Österreich. Die Steuerab teilung dient nun als Pilotgruppe, die da raus gewonnenen Erkenntnisse werden anschließend evaluiert und das Konzept gegebenenfalls ausgeweitet.

Philipp Schöckler verantwortet das EY-Regulatory-Radar für Österreich und Liechtenstein.
72
KOLUMNE
#BERATER

Gut vorgesorgt?

Top Performance Nachhaltige Veranlagung Innovatives Kundenservice Höchste Sicherheit

BAIN KOMMT

NACH WIEN

BERATERKOSTEN

IN MILLIONENHÖHE BEI KRANKENKASSENFUSION

Eine parlamentarische Anfrage der Neos hat aufgedeckt, dass die Zusammenlegung der Krankenkassen im Jahr 2019 und der darauffolgende Integrationsprozess allein bei der Österreichischen Gesundheitskas se zu Beratungskosten in Höhe von 21 Mil lionen Euro sorgte. Laut dem Bericht, der dem „Kurier“ vorliegt, gingen davon 16,5 Millionen Euro an das Beratungsunterneh men KPMG. „Im Auswahlverfahren für das Beratungsunternehmen gab es nur einen im Verfahren zugelassenen Bewerber“, so der Rechnungshof. Die Zusammenlegung gab bisher auch keine Einsparungen, son dern sorgte im Gegenteil zu einem Mehr aufwand von 215 Millionen Euro.

Das internationale Beratungsunterneh men Bain & Company eröffnet in Wien seine sechste Niederlassung in der DACH-Region. Leiter des ÖsterreichStandortes wird der Private-Equity-Ex perte Robert Klingan: „Schon seit Jah ren liegt das Wachstum von Bain in der DACH-Region deutlich über dem Bran chendurchschnitt.“ Klingan will die Zu sammenarbeit im Land intensivieren und sich vermehrt in Richtung Zentralund Osteuropa bewegen.

73

GREEN DEAL FÜR ALLE

Wenn wir den Konsum nicht nachhaltiger gestalten, werden wir die Ziele des Green Deals nicht erreichen. Die EU-Kommission hat eine Änderung der EU-Verbraucher vorschriften vorgeschlagen, um das Bewusstsein für den ökologischen Wandel zu stärken. Verbraucher sollen beim Kauf von Produkten ihre Kaufentscheidung auch hinsichtlich Nachhaltigkeit und Umweltschutz treffen können. Die Lebensdauer eines Produkts ist dabei ein we sentliches Kriterium. Im Hinblick auf falsche oder irreführende Aussagen zu Umweltverträglich keit und Nachhaltigkeit werden Greenwashing und irreführende Angaben zur Lebensdauer eines Produkts verboten. Händler werden verpflichtet, Informationen über die Lebensdauer und die Reparierbar keit von Produkten zur Verfügung zu stellen. Ökologische oder soziale Auswirkungen sowie die Lebensdau er und Reparierbarkeit des Produkts werden berücksichtigt. Praktiken verbotener, unlauterer Geschäfts praktiken wie etwa fehlende Angaben über Eigenschaften, die die Lebensdauer gezielt beschränken, oder allgemeine, vage Aussagen über Umwelteigenschaften werden in die schwarze Liste aufgenommen. Dieser Vorschlag ist Teil des Green Deals, bis 2050 der erste klimaneu trale Kontinent zu werden.

a.birkner@derboersianer.com

DAS KOMMT AUF KRYPTOFIRMEN ZU

Die „MiCAV“ regelt den Vertrieb und Han del sowie die Emission von Kryptowerten. In Kraft tritt die europäische Verordnung vermutlich 2024. Georg Diwok, Bankingund Finance-Experte der Kanzlei Baker McKenzie, erklärt die Eckpunkte.

Was ist der Zweck der MiCAV? – Ziel ist eine intensivierte Aufsicht über bestimmte Kryptounternehmen. Die Transparenz in Bezug auf Kryptowerte, für die ein White paper erstellt werden muss, sollen gestei gert werden. Die MiCAV soll Missbrauch verhindern und Kunden besser schützen.

Wer ist für die Aufsicht zuständig? - Die nati onalen Behörden wie etwa in Österreich die FMA. Wird ein bestimmter Kryptowert als europaweit signifikant eingestuft, fällt er unter die EZB-Aufsicht. Die Aufsicht wird großteils rein virtuelle Abläufe betreffen.

Wer fällt unter MiCAV? – Die Emission er fasster Kryptowerte und Erbringung be stimmter Dienstleistungen für unter Mi cav fallenden Kryptowerte. Dienstleister

sind Anbieter von Wallets oder einer Han delsplattform oder von Beratung zu Kryp towerten oder solche, die Kryptowerte in reale Währung oder Kryptowerte tauschen.

Was bedeutet das für die Kryptofirmen? – Es gibt einen Kosten-, einen Konzentrationsund einen Vermeidungseffekt. Ich rechne zudem mit einer Reduktion der Marktteil nehmer durch Verschmelzungen und Nut zung des europäischen Passes. Das Ange bot an Kryptowerten wird kleiner werden; so ein Whitepaper ist ein Aufwand, da wer den einige ins Darknet ausweichen. Gene rell ist es für die Branche eine große Än derung, da zumindest in Österreich vieles bisher nicht reguliert war.

Wer profitiert von der MiCAV? – Wegen des europäischen Passes werden sich Dienst leister dort niederlassen, wo es steuer lich am günstigsten ist und es die anbie terfreundlichste Aufsicht gibt. Es gibt zwar ein Single Rulebook, aber diverse juristische Auslegungen und Übersetzungen der Mi CAV. Ungarn ist für manche ein heißer Tipp.

FMA SANKTIONIERT RAIFFEISENBANK UND HEID AG

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) ver hängte im dritten Quartal gegen die Raiffeisenbank Altenmarkt-FlachauEben eine Geldstrafe in der Höhe von 100.000 Euro. Grund waren zwei Verstö ßen gegen die Sorgfaltspflicht zur Ver hinderung von Geldwäscherei und Ter rorismusfinanzierung. 52.500 Euro kos tete die börsennotierte Maschinenfab rik Heid AG die verspätete Veröffentli chung des Jahresfinanzberichts für das Geschäftsjahr 2020. Die Ampega Invest ment wurde ebenfalls von der FMA zur Kasse gebeten, nicht korrekt angewand

te Veranlagungsbestimmungen kosteten 10.400 Euro. Die FMA hat heuer bisher 19 Sanktionen verhängt, acht davon gegen Privatanleger wegen Insiderhandels so wie Marktmanipulation.

KOLUMNE
#RECHT

CSRD: MEHR TRANSPARENZ

DURCH NEUES NACHHALTIGKEITSREGIME

Die Europäische Union arbeitet daran, die Qualität, Relevanz, Vergleichbarkeit und Transparenz der Nachhaltigkeitsbericht erstattung von Unternehmen zu verbes sern. Helfen soll dabei die sogenannte Corporate Sustainability Reporting Di rective (CSRD), die auf Grundlage ei ner vorläufigen Einigung im Herbst 2022 verabschiedet werden soll und für deut lich mehr Unternehmen anwendbar sein wird. Kurz gesagt: Auf Unternehmen kommt einiges zu. Kriterien des Anwen dungsbereichs sind eine Bilanzsumme von mehr als 20 Millionen Euro oder ein Jahresumsatz von mehr als 40 Millionen Euro sowie eine Mindestanzahl von 250 Mitarbeitern. Ebenfalls erfasst sind an der Börse notierte KMUs sowie Versiche rungs- und Kreditinstitute. Börsenno tierte Unternehmen müssen bereits jetzt nichtfinanzielle Informationen zur Ver

fügung stellen. Sobald in Kraft getreten, soll die Richtlinie für bereits informa tionspflichtige Unternehmen mit Jänner 2024 gelten, für Erstanwender von Nach haltigkeitsberichten mit Jänner 2025 so wie für KMUs mit Jänner 2026. „Disku tiert werden derzeit insbesondere noch die sogenannten European Sustainability Reporting Standards, denen das Konzept der ‚double materiality‘ zugrunde lie gen soll. Demnach sollen von Unterneh men ESG-Sachverhalte berichtet werden, wenn damit entweder ‚finanzielle Aus wirkungen‘ oder ‚sonstige Auswirkun gen‘ verbunden sind“, sagt Stephan Pa chinger, Partner der Kanzlei Freshfields. Das heißt etwa: Wenn der CO2-Ausstoß bekannt ist, kann das Unternehmen be rechnen, welche Auswirkungen eine CO2-Besteuerung hat und welchen Ein fluss das auf die Profitabilität hätte.

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Schönherr hilft Kontron bei Verkauf von IT-Dienstleistungsgeschäft an Vinci

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Future Law launcht erste NFT-Kollektion als Ticket für Legal Tech Konferenz

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Binder Grösswang berät Linde-Verlag bei Gründung einer Digital-Tochter

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PHH berät Meridiam bei Glasfasernetz-Partnerschaft Österreichs mit Magenta
BRANCHE RECHT TICKER
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Bitpanda-Gründer Demuth kauft um 20 Millionen Euro Luxuswohnung in Wien

Privatstiftung Kärntner Sparkasse stellt mit Startinvest zwei Millionen Euro Beteiligungskapital für KMUs bereit

Spar-App Monkee sammelt 1,5 Millionen Euro ein

Ruuky expandiert mit Social Interactive Banking nach Österreich

SCALABLE CAPITAL SETZT KURS AUF ÖSTERREICH

Im Mai 2022 ging Scalable Capital in Öster reich neben der bereits bestehenden Ver mögensverwaltung auch mit dem OnlineBroker an den Start. Der Börsianer sprach mit der neuen Country-Managerin Mar tina Forsthuber über ihre Pläne, Visionen und Herausforderungen.

FINTECH HELU HOLT SICH 9,8 MILLIONEN VON INVESTOREN

In der zweiten Finanzierungsrunde holte sich das Wiener Finanzpla nungs- und Analyse-Start-up Helu eine Finanzierung in der Höhe von 9,8 Millionen Euro. Unter den In vestoren finden sich die Wiener Speedinvest, Commerz Ventures aus Deutschland und Iris Capital aus Frankreich. Die Analyse-Tools von Helu unterstützen kleine und mittlere Unternehmen bei der Fi nanz- und Steuerplanung. Das fri sche Geld will der Gründer Franz Salzmann nutzen, um neue Kunden zu gewinnen und ein neues Finanz planungs-Tool für CFOs zu entwi ckeln.

In Österreich gibt es bereits einige etablierte Broker und Neobroker, wie wollen Sie sich von den anderen absetzen? - Bei uns liegt der Fo kus klar auf ETFs, hier kam es in den ver gangenen fünf Jahren etwa zu einer Ver fünffachung der Nachfrage, und ich glau be, der Boom wird weiter anhalten. Etwa 60 Prozent unserer Kunden investieren bereits in die kostengünstigen Indexfonds, bei den Jüngeren geht die Quote sogar in Richtung 70 Prozent, wir wollen dabei als Anbieter zu den Marktführern gehören.

Medial stehen Neobroker oft in der Kritik wegen des sogenannten Payments-for-Or der-Flow, wie stehen Sie dazu? - In Öster reich ist die Praxis weniger ausgeprägt, weil der Börsenwettbewerb geringer ist. In

Deutschland hat dieser dazu geführt, dass sich die Börsen auf verschiedene Segmente spezialisiert haben. Bei den auf Privatanle ger spezialisierten Börsen fordern Broker im Sinne ihrer Kunden die Market-Maker auf, eine Rückvergütung zu zahlen. Unse re Kunden können selbst entscheiden, an welchen Börsen sie handeln wollen. Zu dem können wir die Rückvergütungen, die wir für das Weiterleiten der Aufträge erhal ten, nicht einfach behalten, sondern müs sen diese verwenden, um die Qualität der Orders für die Kunden zu verbessern. Wir geben sie in Form niedriger Gebühren so mit zurück, wovon unsere Kunden in Ös terreich profitieren.

In Sachen Kryptos bieten Sie keine echten Coins, sondern sogenannte Exchange-Tra ded-Products an, wieso? - Der Vorteil für den Kunden liegt zum einen darin, dass alle un sere angebotenen Produkte börsennotiert und reguliert sind. Außerdem spart sich der Kunde damit den Aufwand, eine eigene Wallet mit Passwort und allem, was dazu gehört, führen zu müssen.

STELLENABBAU BEI GOSTUDENT

Das zuletzt mit drei Milliarden Euro bewer tete digitale Nachhilfeunternehmen ent lässt bis Jahresende 200 Mitarbeiter und damit zehn Prozent der Belegschaft. Laut Gründer Felix Ohswald hat sich „die Markt situation schlagartig verändert“. Aus die sem Grund werden auch die Wachstums

ziele für das kommende Jahr von 250 auf 80 Prozent heruntergeschraubt, sagt Ohswald gegenüber „Trending Topics“. Zudem wird die erst zu Jahresbeginn gestartete Expan sion in die USA wieder zurückgezogen, man möchte sich zukünftig auf die Kernmärkte in Europa fokussieren.

MARTINA FORSTHUBER Country Managerin von Scalable Capital in Österreich
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#FINTECH
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TICKER

besten Finanzanwälte Österreichs

Ohne Anwälte geht in der Finanzbranche nichts mehr. Bei praktisch jeder Entscheidung wird von UnternehmensBossen ein Rechtsbeistand hinzugezogen. Das Geschäft blüht. Die großen Beratungsgesellschaften haben mit PWC Legal, Deloitte Legal und EY Law eine eigene Rechtsabteilung aufgebaut und machen etablierten Kanzleien Konkurrenz. Eines der wichtigs ten Themen derzeit ist die Integration von Nachhaltigkeitsricht linien, ein Dschungel, in dem es Expertise und wegen der laufenden Anpassungen vor allem Flexibilität braucht. Außerdem spielt die Fi nanzierung von Wachstum bei Banken eine immerwährende Rol le oder auch die laufenden Übernahmeversuche am Kapitalmarkt. Österreichs Unternehmen können hier aus einer Vielzahl exzellen ter Kanzleien wählen, die oft auch grenzüberschreitend tätig sind und bei großen Deals mitmischen. Nicht alle Deals oder Fädenzie her werden dabei der Öffentlichkeit bekannt.

SEITENBLICKE RANKING 77
#RANKING

Das goldene Ranking „Die 50 besten Finanzanwälte Österreichs“ des Börsianer holt deshalb bereits zum fünften Mal die wichtigsten handelnden Akteure der Branche vor den Vorhang. Von den 74 No minierten aus den Bereichen Banking & Finance, Kapitalmarkt recht und M&A wurden die besten 50 mittels eines einstufigen Peer group-Scorings ermittelt, die Teilnehmer bewerteten ihre Kollegen gegenseitig mit Punkten von eins bis zehn. Der Börsianer hatte da mit auf das Ergebnis keinen Einfluss. Bekannte Namen schaffen es dabei unter die Top-Zehn.

Die Topplatzierten

Der Platz an der Sonne ist offensichtlich aber für ihn reserviert: Freshfields-Partner Friedrich Jergitsch (81,16 Punkte), hochge schätzt von Kollegenschaft, Konkurrenz und am Finanzplatz Ös terreich, holt sich zum fünften Mal den Sieg in Folge. 19-mal be kam er diesmal von seinen Peers die Höchstpunkteanzahl, auch das ist neuer Rekord über alle goldenen Rankings des Börsianer Zuletzt war Friedrich Jergitsch mit einem diffizilen Thema befasst: Er beriet heimische und internationale Finanzinstitute im Zusam menhang mit den Sanktionen gegen Russland sowie europäische Parteien bei dem Erwerb europäischer Vermögenswerte russischer Eigentümer, insbesondere auch unter Berücksichtigung der Sank tionen.

Auf Platz zwei findet sich auch kein Unbekannter: Fellner-&Wratzfeld-Partner Markus Fellner (69,30 Punkte) hatte sich beim letzten Mal von Platz zehn auf Platz drei verbessert, diesmal ge lingt ihm erneut der Sprung auf das Stockerl, nach 15 Punkten Ab stand nur noch zwölf Punkte hinter dem Erstplatzierten. Auch er

2. PLATZ 1. PLATZ 3. PLATZ

(10.) 54,55

(23.) 53,64

(24.) 53,18

(20.) 52,67

(12.) 51,86

17. (15.) 51,63

18. (22.) 51,16

19. (14.) 51,11

20. (13.) 50,91

21. (21.) 50,68

(33.) 48,89

(25.) 47,67

24. (16.) 47,50

25. (28.) 47,33

26. (32.) 46,67

(36.) 46,05

(34.) 43,26

UNTERNEHMEN

Jergitsch Friedrich Freshfields

Fellner Markus Fellner & Wratzfeld

Andreas Dorda Rechtsanwälte

Klimscha Florian Freshfields

Schneider Claus Wolf Theiss

Martin

Legal

Stefan Weber & Co

Diregger Christoph Doralt Seist Csoklich

Ebner Martin Schönherr

Brandl Ernst Brandl & Talos

Hanslik Günther CMS

Herbst Christian Schönherr

Winkler Peter E + H Rechtsanwälte

Hasenauer Clemens Cerha Hempel

Temmel Christian DLA Piper Weiss-Tessbach

Tiefenthaler Stefan Binder Grösswang

Khol Florian Binder Grösswang

Pachinger Stephan Freshfields

Hausmaninger Christian Hausmaninger Kletter

Benes Marcus E + H Rechtsanwälte

Birkner Albert Cerha Hempel

Nauer Christoph BPV Hügel

Herbst Christoph Herbst Kinsky

Moser Christoph Schönherr

Illigasch Alexander Barnert Egermann Illigasch

Napokoj Elke BPV Hügel

Diwok Georg Baker & McKenzie

Kinsky Philipp Herbst Kinsky

Dorda Rechtsanwälte

Dorda Rechtsanwälte

Brandl & Talos

CMS

Cerha Hempel

Jank Weiler Operenyi

Deloitte

79 SEITENBLICKE RANKING PLATZ ZULETZT PUNKTE TREND NAME
*BEI PUNKTEGLEICHHEIT ZÄHLT DIE HÖCHSTE EINZELBEWERTUNG 1. (1.) 81,16 →
2. (3.) 69,30 ↑
3. (5.) 65,43 ↑ Zahradnik
4. (8.) 63,49 ↑
5. (4.) 61,14 ↓
6. (11.) 59,55 ↑ Oppitz
A2O
7. (6.) 59,11 ↓ Weber
8. (19.) 57,33 ↑
9. (6.) 55,68 ↓
10. (2.) 55,58 ↓
11. (29.) 54,67 ↑
12.
13.
14.
15.
16.
22.
23.
27.
28.
29. (30.) 42,17 ↑ Mayr Andreas*
30. (27.) 42,17 ↓ Brodey Martin*
31. (31.) 40,93 → Talos Thomas
32. (35.) 40,89 ↑ Huber Peter
33. (–) 40,68 ↑ Zivny Thomas
34. (37.) 38,89 ↑ Jank Andreas
/
Legal 35. (–) 38,84 ↑ Kusznier Florian* Wolf Theiss 36. (38.) 38,84 ↑ Schirmer Thomas* Binder Grösswang 37. (26.) 38,44 ↓ Barnert Michael Barnert Egermann Illigasch 38. (40.) 37,78 ↑ Ketzer Manfred Hausmaninger Kletter 39. (–) 37,67 ↑ Segur-Cabanac Eva-Maria Baker & McKenzie 40. (–) 37,27 ↑ Haas Alexander Wolf Theiss 41. (39.) 37,21 ↓ Wildmoser Christoph Herbst Kinsky 42. (46.) 34,67 ↑ Kletter Mark Hausmaninger Kletter 43. (–) 34,19 ↑ Luiki Paul Fellner & Wratzfeld 44. (–) 33,56 ↑ Oberhammer Ewald Oberhammer Rechtsanwälte 45. (50.) 33,33 ↑ Zuffer Martin CMS 46. (49.) 32,73 ↑ Urbanek Christoph Schindler Rechtsanwälte 47. (–) 32,50 ↑ Gritsch Andrea Wolf Theiss 48. (41.) 32,09 ↓ Hermann Gerhard Baker & McKenzie 49. (–) 31,56 ↑ Hoflehner Philip Taylor Wessing enwc 50. (45.) 30,93 ↓ Kranebitter Florian Fellner & Wratzfeld

bekommt elfmal die höchste Punktebewertung. Um Platz drei gab es ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, das sich schließlich im Endspurt Andreas Zahradnik (Platz 3 / 65,43 Punkte), Partner der Dorda Rechtsanwälte, sicherte. Er leitet die Sustainability Group der Kanzlei. Freshfields-Kapitalmarktrechtler Florian Klimscha (Platz 4 / 63,49 Punkte), der zuletzt die Porsche-Familie in Gover nance-Fragen beim Börsengang beriet, verbessert sich um vier Plätze. Beide heimsen ebenso wie Claus Schneider (Platz 5 / 61,14 Punkte), Partner bei Wolf Theiss, der zuletzt als Rechtsberater bei Anleiheemissionen von Erste Group, Bank AG Raiffeisen Bank In ternational AG sowie Hypo NOE Gruppe fungierte, und Christian Herbst (Platz 12 / 54,55 Punkte) von Schönherr sechs Zehner ein. Letzterer war auch als Berater des US-Investors Starwood bei der Übernahme der CA Immo AG mit an Bord.

Aufsteiger und Neueinsteiger Gleich 18 Plätze macht Günther Hanslik (Platz 11 / 54,67 Punkte) gut, der seit Anfang Februar 2022 als Managing Partner die Kanz lei CMS in Wien gemeinsam mit Johannes Juranek führt und etwa ein Bankenkonsortium bei der 360-Millionen-Euro-Finanzierung

DIE AUFSTEIGER

des Althan-Quartiers in Wien von Immobilienentwickler 6B47 be rät. Einen weiten Satz nach vorne unter die ersten Zehn macht Ka pitalmarktrechtler Christoph Diregger (Platz 8 / 57,33 Punkte) von Doralt Seist Csoklich, der die S Immo AG beim Verkauf des Immo finanz-Anteils an die CPI Property Group beriet. Die CPI Property Group wurde ihrerseits bei ihren Übernahmen von Immofinanz AG und S Immo AG von M&A-Spezialisten Florian Kusznier (Platz 35 / 38,84 Punkte), Neueinsteiger im goldenen Ranking des Börsianer, von der Kanzlei Wolf Theiss federführend beraten. Die Immofinanz AG setzt indes seit vielen Jahren auf Christoph Nauer (Platz 22 / 48,89 Punkte) von BPV Hügel, der sich um elf Plätze verbesserte. Seine Kollegin Elke Napokoj (46,67 Punkte) schafft es als beste Ka pitalmarktrechtlerin auf Platz 26. Mit Neueinsteigering Eva-Ma

SEITENBLICKE RANKING 80
PLATZ ZULETZT NAME UNTERNEHMEN 11. (29.) Hanslik Günther CMS 8. (19.) Diregger Christoph Doralt Seist Csoklich 22. (33.) Nauer Christoph BPV Hügel 13. (23.) Winkler Peter E + H Rechtsanwälte 14. (24.) Hasenauer Clemens Cerha Hempel
Euram Bank AG Palais Schottenring Schottenring 18 1010 Wien T: +43 1 512 38 80 0 F: +43 1 512 38 80 888 office@eurambank.com www.eurambank.com

ria Segur-Cabanac (37,67 Punkte) auf Platz 39 und Andrea Gritsch (Platz 47 / 32,50 Punkte) – sie hat etwas die Raiffeisen Bank In ternational AG beim Verkauf des Bulgariengeschäfts unterstützt –schaffen es auch noch zwei weitere Anwältinnen unter die besten 50, in einer Branche, die in der Partnerwelt in Österreich immer noch sehr männerdominiert ist.

Sehr aktiv in der Beratung börsennotierter Unternehmen ist auch Christoph Moser (Platz 24 / 47,50 Punkte), der etwa der Ver bund AG bei der Platzierung der Green- und Sustainabilty-LinkedAnleihen in der Höhe von 500 Millionen Euro sowie der Erste Group Bank AG bei der Begebung von Pfandbriefen im Wert von 1,5 Mil liarden Euro half.

DIE NEUEINSTEIGER

PLATZ ZULETZT NAME UNTERNEHMEN

33. (–) Zivny Thomas Cerha Hempel

35. (–) Kusznier Florian Wolf Theiss 39. (–) Ségur-Cabanac Eva-Maria Baker & McKenzie 40. (–) Haas Alexander Wolf Theiss 43. (–) Luiki Paul Fellner & Wratzfeld

Die Nominierten zeigten sich in der Bewertung ihren Peers ge genüber sehr großzügig, es wurden so viele Zehner wie noch nie vergeben – ein schönes Zeichen der Wertschätzung unter den Ak teuren. So sammelten etwa auch die weiter hinten platzierten Flo rian Kohl (Platz 17 / 51,63 Punkte) von Binder Grösswang fünfmal sowie Andreas Jank (Platz 34 / 38,89 Punkte) von Deloitte Legal viermal die höchste Punkteanzahl ein.

DIE BEWERTUNGSKRITERIEN

Das Ranking wird nach qualitativen Methoden in einem einstufigen Scoringmodell (Peergroup-Bewertung) ermittelt. Die nominierten Kandidaten (Anzahl pro Kanzlei be grenzt) konnten einander gegenseitig bewerten. Das Ergebnis des Rankings wurde mit dem Mittelwert aller Bewertungen berechnet und in Prozent umgewandelt. Eine Per son kann maximal eine Bewertung von 100 Prozent erreichen. Bei Punktegleichheit zweier oder mehrerer Personen entscheidet die höchste Einzelbewertung. Die Kandi daten konnten keine Bewertung für sich selbst oder Kanzleikollegen abgeben.

SEITENBLICKE RANKING 82

NACHHALTIGE INVESTMENTS: VERANTWORTLICH HANDELN UND ERTRAG ERZIELEN

Die Nachhaltigkeit hat längst sämtliche Bereiche der Gesellschaft erreicht. Der Finanzsektor bildet hier keine Ausnahme. Nachhaltige Investments sind am Puls der Zeit und mittlerweile Mainstream.

Immer mehr Menschen möchten verantwortungsvoll investieren. „Es geht um ökologische, soziale und ethische Aspekte, die gerade von jüngeren Privatanleger:innen bei ihren Investments eingefordert werden“, sagt Markus Plank, Leiter des Wertpapierkompetenzzentrums und Private Bankings der Raiffeisenlandes bank NÖ-Wien.

Nachhaltige Geldanlagen liegen nicht nur im Trend, sie bringen auch Ertrag – wie Studien belegen. „Der Vergleich mit tradi tionellen Veranlagungen zeigt, nachhaltige Investments können in Sachen Ertrag absolut mithalten“, so Plank, der den Zeit faktor betont: „Es macht Sinn, bei der Ver anlagung einen längeren Zeithorizont im Auge zu haben. Wer langfristig investiert, kann Kursrücksetzer aussitzen und als das akzeptieren, was sie letztlich sind – die Normalität an den Börsen.“

Verantwortung und Transparenz

Geht es um „grüne“ Investments, steht

der Vorwurf des „Greenwashings“ schnell im Raum. „Im Mittelpunkt des seriösen und tragfähigen Handelns stehen Verant wortung und Transparenz. Unsere Nach haltigkeitsfonds durchlaufen regelmäßig externe Zertifizierungen, wie das öster reichische Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte oder das FNG-Siegel. Im Rahmen des Investmentprozesses unseres Partners Raiffeisen Capital Management und bei unseren Beratungen schließen wir Staaten sowie Unternehmen mit umstrit tenen Geschäftsfeldern und -praktiken aus. Unser Partner Raiffeisen Centrobank setzt auf Produkte mit Nachhaltigkeitsbezug für diverse Marktlagen und Anlagehorizonte und erlangte im Februar 2022 erstmals das Österreichische Umweltzeichen für Kapitalschutz- und Bonus-Zertifikate im Bereich Klimaschutz. Als Stadtbank bie ten wir unseren Kund:innen attraktive nachhaltige Produkte an. Aktuell eine Anleihe der Raiffeisenbank International, bei der sich der Emittent verpflichtet den

Erlös aus der Begebung dieser Schuld verschreibung für die Finanzierung und/ oder die Refinanzierung von Krediten für Projekte einzusetzen, die klima- und um weltfreundliche oder nachhaltige Zwecke fördern“, so Plank.

Partner mit Know-how

Bei nachhaltigen Investments ist das entsprechende Know-how auf der Be ratungsseite Grundvoraussetzung. „Ein seriöser, verlässlicher und starker Partner für Kund:innen kann nur sein, wer das nötige Wissen mitbringt. Wir garantie ren das, indem alle unsere WertpapierExperten:innen die ÖGUT-Weiterbildung ‚Nachhaltige Geldanlage‘ und den Lehr gang‚ EPPA ESG Advisor‘ im Sinne einer hochwertigen und konsequent nachhalti gen Beratung absolvieren. Damit schaffen wir Bewusstsein für unsere Produkte und unterstützen, nachhaltig und erfolgreich zu investieren“, ist sich Plank sicher.

www.raiffeisenbank.at

Markus Plank, Leiter des Wertpapierkompetenzzentrums und Private Bankings der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien ADOBESTOCK
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Zehn Megatrends der Finanzbranche, die uns 2023 beschäftigen werden, und wie wir von ihnen profitieren können.

TRENDRADAR
#TRENDRADAR2023 2023 AUSBLICK

TREND

Krieg ist disruptiv und verändert alles. Sowohl die Gesellschaft also auch bisher gesteckte Ziele. Essen wir bald nur noch Insekten, welche Energie können wir uns noch leisten, und flüchten wir uns in eine virtuelle Welt? Der Börsianer hat sich in der Branche umgehört und die zehn zukunftsträchtigsten Themen für 2023 in den Dimensionen Technologie, Nachhaltigkeit, Politik und Finanzen erfragt.

„Die Geschwindigkeit der Digitalisierung wird zur Herausforderung.“
ROBERT LAMPRECHT
FINANZPLATZ MEGATRENDS 86 TECHNOLOGIE NACHHALTIGKEIT #1 HALBLEITER DNS DER MODERNEN TECHNIK SEITE 90 #2 BATTERIESPEICHER EIN PUFFER FÜR ERNEUERBARE SEITE 92 #3 METAVERSUM VIRTUELLE WELTEN WERDEN REAL SEITE 93 #7 ERNÄHRUNG SCHÖNE NEUE NAHRUNGSMITTEL SEITE 98
RADAR
FINANZPLATZ MEGATRENDS 87 POLITIK FINANZEN #6 VIRENANGRIFF NEUE WEGE IN DER MEDIZIN SEITE 96 #5 CYBERSECURITY SCHUTZSCHILD DER DIGITALISIERUNG SEITE 96 #10 ENERGIE RENAISSANCE FOSSILER BRENNSTOFFE SEITE 102 #4 HYBRIDE ARBEITSWELT NEUE WEGE ZUM GEHALT SEITE 94 #9 AUFRÜSTEN WENN WAFFEN WIEDER GEFRAGT SIND SEITE 100 #8 ZINSWENDE PARADIGMENWECHSEL AN DEN MÄRKTEN SEITE 100 „Im Schnitt erwarten wir heuer eine Inflationsrate von 8,4 Prozent und 2023 von 5,5 Prozent in der Eurozone.“ STEFAN BRUCKBAUER
© ADIDAS FINANZPLATZ MEGATRENDS WEGE DURCH DIE RAUE SEE Vom Krieg in der Ukraine bis hin zu steigenden Zinsen und einer wachsenden Digitalisierung: Die kommenden Megatrends für 2023 liefern Lösungen für zahlreiche Herausforderungen. TEXT RAJA KORINEK
Sportartikel
#2023 Adidas. Der
hersteller hat eine eigene MetaverseKollektion entworfen.

Der Ukraine-Krieg hinterlässt tiefe Spuren. Energie verteuert sich vor al lem in Europa und heizt die Inflation an. Auch die Ausgaben für Sicherheit schnellen nach oben. Währenddessen hat die Corona-Pandemie die Welt der Medizin nachhaltig beeinflusst und die Digitalisierung beschleunigt. Die Mega trends sind vielfältig, die Herausforderungen ebenso.

Milliarden für Chips

Kaum ein elektronisches Gerät funktio niert noch ohne Chip, dementsprechend hoch ist die Nachfrage. Laut Branchen vereinigung Semiconductor Industry As sociation (SIA) lag vor gut 20 Jahren der Branchenumsatz bei 139 Milliarden USDollar. Im Vorjahr waren es rund 556 Mil liarden US-Dollar, Tendenz steigend: Laut Statista könnte der globale Umsatz 2023 beinahe 700 Milliarden US-Dol lar erreichen. Das Wachstum führt Hei ko Geiger, Zertifikateexperte bei der Bank Vontobel, auch auf die vielfachen An wendungsbereiche zurück. Anleger kön nen auf das Potenzial mit dem Index-Zer tifikat auf den Solactive Global Semicon ductor Leaders der Bank Vontobel (ISIN DE000VQ72Y75) setzen, worin 20 Titel, großteils aus den USA, enthalten sind.

Dabei ist die Abhängigkeit von Asien groß, wo auch viele internationale Kon zerne produzieren lassen. Dort findet rund zwei Drittel der Halbleiterproduk tion statt. Um die Abhängigkeit zu ver ringern, haben die USA und die EU Maß nahmen ergriffen. Am 9. August 2022 unterzeichnete US-Präsident Joe Biden das Gesetz zum US Chips Act for America. Mit einer Investitionssumme von 52 Mil liarden US-Dollar soll vor allem der Bau neuer Chip-Fabriken in den USA geför dert werden. In Europa will man mit dem European Chips Act, der gut 43 Milliarden Euro umfasst, die Produktion ebenfalls ankurbeln. Bis 2030 sollen rund 20 Pro zent aller Halbleiter weltweit in der EU produziert werden. Wann der Act abge segnet wird, ist noch offen.

#1 America first. US-Präsident Joe Biden investiert 52 Milliarden US-Dollar in den Bau neuer US-Chipfabriken, um die Abhängigkeit von Asien zu reduzieren. WHITE HOUSE
FINANZPLATZ MEGATRENDS 90
HALBLEITER DNS DER MODERNEN TECHNIK
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DIE NÄCHSTE HERAUSFORDERUNG KANN KOMMEN.

Unsere Anpassungsfähigkeit sichert PALFINGER seit Jahrzehnten eine führende Position auf dem Weltmarkt – und hilft uns dabei, diesen Vorsprung weiter auszubauen. Weil wir auf Veränderungen und Herausforderungen schnell und flexibel reagieren, sind unsere innovativen Kran- und Hebelösungen deshalb vor allem eins: perfekt angepasst an die Anforderungen von heute, morgen und übermorgen. Mehr auf www.palfinger.ag

Rahofer. PALFINGER.AG

#2 BATTERIESPEICHER

EIN PUFFER FÜR ERNEUERBARE

Sonnenstrom. OMV AG und Verbund AG errich teten in SchönkirchenReyersdorf die größte Flächenphotovoltaikan lage Österreichs. 10.000 Tonnen CO2 sollen da mit eingespart werden.

Neue Energie braucht Speicher

Die Öl- und Gaskrise beschleunigt die Energiewende: Bereits von Mai bis Au gust 2022 stammten zwölf Prozent des in der EU produzierten Stroms aus Son nenkraft, so viel wie noch nie. Jedoch sei die Produktion nur sinnvoll, wenn es auch Speicherkapazitäten gibt. Son ne und Wind seien keine verlässlichen Energiequellen, da sie nicht stetig zur Verfügung stünden, sagt Patrik Hanser, Senior Business Development Mana ger bei Legal & General Investment Ma nagement.

Doch daran wird gearbeitet. Im Vor jahr betrug die weltweit neuinstallierte Kapazität an Batteriespeichern laut dem taiwanischen Analysehaus Trendforce beinahe 30 Gigawattstunden (GWh). Bis 2025 dürften es 362 GWh werden. Von der Entwicklung profitiert etwa ein deutscher Hersteller von Batterien und Speicherlösungen, die Varta AG. Im Be richt zum ersten Halbjahr 2022 wird auf das hohe Wachstum im Bereich „Ener gy Storage Systems“ verwiesen, das von der sehr hohen Nachfrage nach Heim speicherlösungen profitiere. So könne Strom dezentral produziert und gespei

chert werden. Dominik Gluba, General Manager Energy Storage bei der Varta AG, meint: „Märkte, die besonders he rausstechen, sind Europa – hier vor al lem Deutschland, aber auch Südeuropa, Nordamerika, sowie Australien.“ In Ös terreich wächst der Markt ebenso. Laut Umweltministerium erreichte die ku mulierte nutzbare Speicherkapazität im Vorjahr allein am Photovoltaikmarkt 131 Megawattstunden, ein Plus von mehr als 130 Prozent.

Im L&G Battery Value-Chain Ucits ETF (IE00BF0M2Z96) spielen Batte riespeicher als stark wachsendes Seg ment daher eine große Rolle. So zählt etwa die Schweizer ABB zu den größten Positionen.

„Märkte, die herausstechen, sind Deutsch land, Südeuropa, Nord amerika und Australien.“
OMV AG
FINANZPLATZ MEGATRENDS 92
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Eine

Das Metaversum soll das Web 3.0 wer den. Die Hoffnung ist groß, dass immer mehr Menschen virtuell miteinander kommunizieren, aber auch virtuell kon sumieren und eigene Persönlichkeiten mittels eines Avatars aufleben lassen. Sie können inzwischen mit Markenpro dukten etwa von Nike, Adidas und LVMH virtuell ausgestattet werden, bezahlt wird unter anderem mit NFTs.

Eintritt in die neue virtuelle Welt er hält man mit einer sogenannten VirtualReality-(VR-) oder einer AugmentedReality-(AR-)Brille, wie sie Oculus an bietet. Der Konzern wurde vor wenigen Jahren von Meta Plattforms – ehemals Facebook – übernommen. Und er bietet

teraktive Spieleanhänger an, in die mit tels VR-Brille eingetaucht werden kann.

Jedoch gibt es derzeit zahlreiche Metaversen. Davon wollen auch ande re Technologiekonzerne profitieren. Auf jene Unternehmen, „die unsere di gitale Interaktion in dieser neuen vir tuellen Welt revolutionieren“, wolle man setzen, konstatiert Dina Ting, CoFondsmanagerin des Franklin Meta verse Ucits ETF (IE000IM4K4K2). Größ te Positionen sind Apple, das AR-Fea tures auf neuen Smartphones anbie tet, und Paypal, das Zahlungsmög lichkeiten im Metaversum anbietet.

Laut der Studie „Value creation in the metaverse“ vom US-Beratungs

Es ist einfach, zu Hause auf einen nachhaltigen Lebensstil zu achten. Aber können wir das auch weltweit schaffen? Das geht nur gemeinsam. Lasst uns zusammentun und mit Raiffeisen Nachhaltigkeitsfonds in dieselbe gute Sache investieren. Wir macht’s möglich!

FINANZPLATZ MEGATRENDS raiffeisen.at/nachhaltiginvestieren

WERDEN REAL

Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten. Die veröffentlichten Prospekte sowie die Kundeninformationsdokumente (Wesentliche Anlegerinformationen) der Raiffeisen-Nachhaltigkeitsfonds stehen unter rcm.at unter der Rubrik „Kurse & Dokumente“ in deutscher Sprache zur Verfügung. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte steht in deutscher und englischer Sprache unter folgendem Link: rcm.at/corporategovernance zur Verfügung. Beachten Sie, dass die Raiffeisen Kapitalanlage GmbH die Vorkehrungen für den Vertrieb der Fondsanteilscheine außerhalb des Fondsdomizillandes Österreich aufheben kann. Bitte beachten Sie, dass manche Fonds besondere („fondsspezifische“) Hinweissätze haben (etwa betreffend erhöhter Kursschwankungen, Derivateeinsatz, MasterFeeder bzw. Dachfonds-Strukturen). Diese findet man beim jeweiligen Fonds unter rcm.at/fondsuebersicht am Produktblatt. Erstellt von: Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien, Stand: Oktober 2022.

#3 METAVERSUM VIRTUELLE WELTEN
Fünf-Billionen-Welt
WIR MACHT’S MÖGLICH. GEMEINSAM MEHR ERREICHEN EINE ZUKUNFT FÜR UNSERE ZUKUNFT MIT DEN RAIFFEISEN NACHHALTIGKEITSFONDS

NEUE WEGE ZUM GEHALT

Homeoffice und viele Fragen

Die Pandemie hat die Arbeitswelt ver ändert. Laut der Flexible-Working-Stu die 2022 von Deloitte Österreich, zu der knapp 600 Unternehmer befragt wur den, bieten 89 Prozent der Unternehmen weiterhin die Möglichkeit des Homeof fices an. Zudem erwarten Bewerber laut 93 Prozent der Befragten sogar die Mög lichkeit, ortsunabhängig zu arbeiten. „Während der Pandemie haben wir die größte Veränderung der Arbeitswelt der

mer 2022 veröffentlicht wurde, habe das Metaversum das Potenzial, bis 2030 ei nen Wert von bis zu fünf Billionen USDollar zu erreichen. „Das Metaversum hat uns an die Spitze der nächsten Welle der digitalen Disruption gebracht“, sagt Dennis Spillecke von McKinsey & Co. ECommerce ist der größte wirtschaftliche Treiber (2,6 Billionen US-Dollar), vor vir tuellem Lernen (270 Milliarden US-Dol lar), Werbung (206 Milliarden US-Dollar) und Gaming (125 Milliarden US-Dollar).

vergangenen Jahrzehnte miterlebt“, so Christian Korunka von der Fakultät für Psychologie an der Universität Wien. Homeoffice bleibe die neue Normalität. Die rechtlichen Folgen? Stefan Zisch ka, Partner bei Deloitte Legal: „Der ar beitsrechtliche Teil des HomeofficeMaßnahmenpakets trat im April 2021 in Kraft.“ Demnach umfasst die Arbeit im Homeoffice die Erbringung von Ar beitsleistungen in der Privatwohnung

„Das Metaversum hat uns an die Spitze der nächsten Welle der digitalen Disruption gebracht.“
DENNIS SPILLECKE
© XXX FINANZPLATZ MEGATRENDS 94 #4 HYBRIDE ARBEITSWELT Virtuelle Kollektion. Sportartikelhersteller wie hier Adidas, aber auch etwa Nike sind mit ihren Kollektion im Metaversum vertreten.

Schwierige Defintion. Die eigenen vier Wände gelten rechtlich als Homeoffice, Co-Working-Spaces nicht. Auch die Frage, wer die digitalen Arbeitsmittel zur Verfügung stellen muss, ist noch nicht ausdiskutiert.

(Wohnhaus) am Hauptwohnsitz, an ei nem Nebenwohnsitz des Arbeitnehmers oder in der Privatwohnung (Wohnhaus) eines nahen Angehörigen oder Lebens gefährten, aber nicht etwa in einem öf fentlichen Co-Working-Space. In der Praxis habe sich gezeigt, dass vor allem die Verpflichtung des Arbeitgebers, di gitale Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen, zu Schwierigkeiten führt. Zu dem sei Homeoffice Vereinbarungs sache beider Seiten.

Die neue Arbeitswelt ist im Syco more Happy@Work (LU1301026388 für Private, LU1301026206 für Großanleger) ebenso ein Thema. Der Fonds investiert in europäische Titel, die der Wertschät zung der Mitarbeiter - dem wichtigsten Faktor für den langfristigen Unterneh

menserfolg, wie Jessica Poon, leitende Portfoliomanagerin, betont - beson dere Bedeutung beimessen. Poon ist der Meinung, dass jene Unternehmen, in die der Fonds investiert, meist agi ler seien. Zudem seien die Mitarbei ter grundsätzlich motivierter. Überdies passten sich diese den neuen Arbeits formen daher eher erfolgreich an.

„Die größte Veränderung der Arbeitswelt während der Pandemie.“
CHRISTIAN KORUNKA © KARI PALSILA
FINANZPLATZ MEGATRENDS 95

#5 CYBERSECURITY

DER SCHUTZSCHILD DER DIGITALISIERUNG

Die Welt wird digitaler, Cyberangriffe nehmen zu. Vor wenigen Monaten war der deutsche Windturbinenhersteller Nordex betroffen. Die Veröffentlichung der Quartalszahlen musste verscho ben werden. In Österreich werden vir tuelle Übergriffe im Cybercrime Report 2021 des Innenministeriums verdeut licht. Im Vorjahr wurden fast 20 Pro zent mehr Anzeigen (rund 46.000) we gen Cybercrime-Tatbeständen im enge ren Sinn verzeichnet. Das umfasst kri minelle Handlungen, bei denen Angrif fe auf Daten oder Computersysteme un ter Verwendung der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) began gen werden, so etwa Hacking.

Die weltweit am häufigsten von Ha ckern angegriffenen Sektoren waren der Bildungs- und Forschungssektor sowie das Gesundheitswesen, verweist Rahul Bhushan, Gründer von Rize ETF, auf Statistiken des Ponemon Institute aus den USA. Für Robert Lamprecht, im Bereich IT Advisory bei KPMG Austria tätig, steht fest: „Die Geschwindigkeit der Digitalisierung wird zur Herausfor derung. Das Rad dreht sich so schnell,

dass es unmöglich wird, den seit Jahren aufgebauten Sicherheitsrückstand auf zuholen.“ Sicherheit müsste von An fang an bei der Entwicklung verpflich tend mitgedacht werden.

Immerhin dürften die weltweiten Ausgaben für Cybersicherheit von 262,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 bis Ende 2025 auf voraussichtlich 458,9 Milliarden US-Dollar steigen, ergänzt Bhushan. Unternehmen, die für virtu elle Sicherheit sorgen, sind auch Teil des Rize Cybersecurity and Data Priva cy Ucits ETF (IE00BJXRZJ40), so etwa der Cloud-Sicherheitsanbieter Crowd strike oder Tenable Holdings, das Un ternehmen unterstützt, Cyberrisiken zu erkennen und zu priorisieren.

#6 VIRENANGRIFF

NEUE WEGE IN DER MEDIZIN

Die Coronapandemie veränderte auch die globale Gesundheitswelt. „Sie hat neuen Technologien, allen voran der mRNA-Technologie, zum Durchbruch verholfen. Noch nie wurde ein Impfstoff in so kurzer Zeit für eine Infektions krankheit entwickelt“, so Portfolioma nager Christian Lach von Bellevue Asset Management. „Zudem hat die Pandemie das Image der Medikamentenherstel

ler verbessert. Der Mehrwert für Impf stoffe, Medikamente und Tests wurde schnell klar.“

Er meint, die Vorteile der schnellen Anpassungsfähigkeit und kurzen Ent wicklungszeit der mRNA-Wirkstoffe wolle man für weitere Krankheiten nut zen. „Falls die klassischen Impfstoffe ersetzt werden könnten, winken Unter nehmen und Anlegern große Gewinne.

Cybercrime nimmt rasant zu
Personalisierte Medikamente
„Es ist unmöglich, den aufgebauten Sicherheitsrückstand aufzuholen.“
ROBERT LAMPRECHT
FINANZPLATZ MEGATRENDS 96

UNSICHERE ZEITEN ERHÖHEN

DIE NACHFRAGE NACH RISIKOABSICHERUNG!

Warum jede Krise auch eine Chance ist –für einen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel und dafür, die eigenen Leistungen zu analysieren und neue Angebote zu schaffen.

Unsere Welt steht aktuell vor gro ßen Herausforderungen: die an haltende Pandemie, der Ukrai ne-Krieg, die Energiekrise, die überdurch schnittlich hohen Schäden aus Naturkata strophen, die extreme Inflation, die Liefer engpässe bei Rohstoffen wie Materialien und die einsetzende Zinswende haben die Rahmenbedingungen auch für die Versi cherungsbranche, die bisher auf Sicherheit und Stabilität bedacht war, grundlegend verändert. Die Frage ist: Wer gibt in einem solchen Szenario Sicherheit? Wer ist ver trauenswürdig?

Die Versicherungsbranche agiert in einer sich ständig verändernden Risiko landschaft mit einer Vielzahl neuartiger Gefahren – den sogenannten Emerging Risks. Ihre Analyse und Bewertung sind für UNIQA eine wesentliche Grundbedingung nachhaltig erfolgreicher Geschäftstätigkeit. „Nur, wenn man die Treiber der Emerging

Risks versteht, kann man den verändern den Risikodeckungsbedarf der Kund:innen vorhersehen, um passende, innovative Ver sicherungslösungen anzubieten und somit den entsprechenden Versicherungsschutz zu garantieren“, so Kurt Svoboda, CFO und CRO, UNIQA Insurance Group AG.

Per Definition sind Emerging Risks neu entstehende oder sich grundlegend ver ändernde Risiken, die zum Zeitpunkt ihres Auftretens aufgrund der meist schlechten Datenlage noch schwer zu quantifizieren sind. Auch lassen sie sich mit den üblichen Ansätzen des Risikomanagements nicht mehr oder nur bedingt reduzieren. „Sowohl die Liste der Risiken als auch die Einschät zung ihrer tatsächlichen und potenziellen Auswirkungen beruhen auf den Analysen unserer UNIQA Expert:innen. Um unser Emerging-Risk-Assessment noch weiter zu optimieren, sind wir zusätzlich Teil des CRO-Forums, einer europäischen Gruppe

Die Top-Emerging Risks der UNIQA Group

Cyberrisiken: Bereits das vierte Jahr in Folge wurden Cyberrisiken als wichtigstes Emerging Risk für UNIQA bewertet.

Extremwetterereignisse und Naturkatastrophen: In diese Kategorie fallen unter anderem Erdbeben, Stürme und extreme Temperaturen, die aus der Klimakrise resultieren und unerwartet hohe Verluste nach sich ziehen.

Pandemien: Das Risiko umfasst u. a. sich potenziell schnell ausbreitende Infektionskrankheiten, die zu unerwartet hohen, in der Lebens- und Krankenversicherung bisher nicht berücksichtigten Schadenkosten und zu Betriebsunterbrechungen führen.

Geopolitische Risiken: In dieser Kategorie sind Risiken erfasst, die länderübergreifend Politik und Wirtschaft beeinflussen.

von Versicherungsexpert:innen, in der Scree ning-Ressourcen für die Erforschung von – unter anderem – Emerging Risks gebün delt werden“, so Svoboda. Auf Basis dieser Screenings und der darauffolgenden inter nen Bewertung wurden 2021 die folgenden Top-Risiken identifiziert: Cyberrisiken, Ext remwettereignisse und Naturkatastrophen sowie Pandemien und geopolitische Risiken.

Diesen Herausforderungen stellt sich UNIQA, denn Sicherheit ist seit mehr als 200 Jahren die Kernaufgabe des Unter nehmens. „Wir stehen an der Seite unserer Kund:innen und helfen ihnen dabei, ihre eigene Verantwortung wahrzunehmen – in Sachen Gesundheit und Vorsorge ebenso wie beim Schutz ihrer Sachwerte“, so Svo boda abschließend.

www.uniqagroup.com

Mag. Kurt Svoboda, CFO und CRO UNIQA Insurance Group AG
Entgeltliche Einschaltung
© UNIQA/NATASCHA UNKART & ISABELLE KÖHLER

Geschüttelt, nicht gerührt. Arznei mittelhersteller Curevac forscht an mRNA-Impfstoffen.

Zu den führenden Firmen gehören ne ben Moderna und Biontech auch Arc turus und Curevac“, so Lach. Zusätz lich zu Anwendungen gegen Infekti onskrankheiten könnten Lach zufolge zwei weitere Gebiete enormes Potenzi al eröffnen: personalisierte therapeuti sche Krebsvakzine und Anwendungen in der regenerativen Medizin. Laut Statista liegt der globale Markt für mRNA-Impf stoffe 2021 bei rund 64,9 Milliarden USDollar. Bis 2027 könnte das Markvolu

men auf rund 127 Milliarden US-Dollar steigen.

Valneva SE wählte hingegen einen Totimpfstoff. Die Entscheidung basie re auf Erfahrung im Bereich des japani schen Enzephalitis-Impfstoffs, sagt Pe ter Bühler, CFO bei Valneva SE. Dies sei eine langjährig bewährte Technologie. „Zudem ist Valneva SE überzeugt, dass ein diversifiziertes Gesamtportfolio an Impfstoffen dazu beitragen kann, die Durchimpfungsrate zu erhöhen.“

SCHÖNE NEUE NAHRUNGSMITTEL

Insekten statt Rindfleisch?

Die Weltbevölkerung wächst. Laut den Vereinten Nationen werden heuer im November bereits rund acht Milliarden Menschen auf dem Planeten leben. 2080 werden es 10,4 Milliarden sein. Damit muss mehr Nahrung produziert werden, abseits von Fleisch. Warum? Laut Um weltberatung wird für die Produktion von Fleisch bis zu 28-mal mehr Anbau fläche benötigt als für die Getreidepro duktion. Durch Viehzucht, Tierhaltung und Futtermittelbereitstellung entste hen zudem große Mengen CO2. Auch der Wasserverbrauch für die Fleischproduk tion ist um ein Vielfaches höher.

Immer öfter rücken daher nicht nur pflanzliche Alternativen, sondern auch Insekten in den Fokus. Sie dienen schon jetzt laut der Ernährungs- und Agrar organisation der Vereinten Nationen (FAO) zwei Milliarden Menschen als Nahrung. Dabei gibt es mehr als 2.000 essbare Insekten, etwa Käfer, Ameisen und Heuschrecken. Manch ein Insekt enthält mehr als doppelt so viel Eiweiß

wie Fleisch. Und Insekten übertref fen den Proteingehalt von Nüssen. Die Zucht von 100 Gramm Insekten erfor dert zudem nur einen Liter Wasser. Bei Rindern sind es 2.200 Liter.

Laut der Weltbank dürfte bis 2030 der globale Insektenmarkt einen Wert von bis zu acht Milliarden US-Dollar er reichen. Der weltweit größte Insekten markt ist in Südkorea, wo der Marktwert heuer rund 290 Millionen US-Dollar er reichen könnte.

„Die Pandemie hat das Image der Medikamentenhersteller verbessert.“
CHRISTIAN LACH Muh! Rinder brauchen mehr Wasser als Insekten und stoßen mehr CO2 aus. Ändert sich unser Speiseplan? BML / PAUL GRUBER
FINANZPLATZ MEGATRENDS 98
#7 ERNÄHRUNG
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ZINSWENDE

PARADIGMENWECHSEL AN DEN MÄRKTEN

Neue Welt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat heuer bereits mehrere Zinserhöhun gen verkündet. Es werden noch mehr folgen. Es ist ein Zurück zur Normalität, mit der viele derzeit nicht umgehen können.

#9 AUFRÜSTEN

WENN

WAFFEN WIEDER GEFRAGT SIND

Höhere Zinsen als Spielball

Die August-Inflations-Daten verdeut lichten, dass es noch mehrere Zinsan hebungen braucht, um die Teuerung in den Griff zu bekommen. In den USA lag die Jahresrate bei 8,3 und damit über den Markterwartungen. In der Eurozone be trug sie 9,1 Prozent. Die US-Notenbank reagierte heuer mit Zinsanhebungen in Höhe von insgesamt 2,25 Prozentpunk ten auf 2,25 bis 2,50 Prozent. In der Euro zone gab es bisher zwei Anhebungen, der Leitzins liegt nun bei 1,25 Prozent.

Wie könnte es weitergehen? Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Unicredit Bank Austria AG, meint, die Inflation könnte noch die Zehnprozentmarke in der Eurozone erreichen, in den USA dürfte sie etwas geringer ausfallen. „Im Schnitt erwarten wir heuer eine Inflationsra te von 8,4 Prozent und im kommenden Jahr 5,5 Prozent in der Eurozone.“ In den

USA liegt die Prognose bei 8,1 Prozent re spektive 3,6 Prozent. Klar ist damit auch, dass die Notenbanken reagieren müssen. In den USA erwartet Bruckbauer eine An hebung von weiteren 1,5 Prozentpunkten auf insgesamt vier Prozent.

Und in Europa? Konstantin Veit, Port folio-Manager bei Pimco, rechnet mit weiteren Leitzinserhöhungen um 0,5 Prozentpunkte jeweils im Oktober und im Dezember 2022.

Gerüstet für Spannungen

Der Ukraine-Krieg rückt das Thema Verteidigung in den Fokus. Immer mehr Staaten stocken auf. Bereits im Febru ar wurde der deutsche Verteidigungsetat 2022 mit 50,3 Milliarden Euro veran schlagt, ein Plus von 7,3 Prozent im Ver gleich zu 2021. Zudem soll es ein einma liges Sondervermögen von 100 Milliar den Euro geben. Im Juli bestellte Polen Kriegsgeräte um mehrere Milliarden US-Dollar von Südkorea.

Auch in Fernost wachsen die Span nungen zwischen China und Taiwan. Deshalb will Taiwan seine Verteidi

Verteidigung und Angriff. Die Hawc von Northrop Grumman ist für die US Air Force zur Verteidigung vorgesehen.

PERJU
„Die Inflation in der Eurozone könnte heuer zehn Prozent erreichen.“
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© ECB / SANZIANA
© NORTHROP GRUMMAN
bEYoND HorIZonS #ChangingPerspectives To create future mobility SEei NG IS CreATINg

gungsausgaben ausweiten. 2023 wird das Verteidigungsbudget mit 586,3 Mil liarden Taiwan-Dollar ein Rekordniveau erreichen. Auch in Österreich soll mehr investiert werden. Verteidigungsminis terin Klaudia Tanner: „Die vorgesehene Budgeterhöhung ist für ein modernes und wehrhafteres Bundesheer zwin gend notwendig.“ Das Budget des Bun desheeres beträgt heuer 2,713 Milliar den Euro. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer Budgeterhöhung von 40 Millionen Euro.

Doch bereits 2021 wurde weltweit stark investiert und ein neuer Rekord erreicht. Konkrete Zahlen liefert das Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI). Die globalen Verteidi gungsausgaben erreichten 2,113 Billio nen US-Dollar. Anleger können auf Rüs tungsaktien mit dem LUS Wikifolio-In dex Rüstungs-Aktienzertifikat setzten (DE000LS9MAE2). Darin sind zehn Ti tel aus den USA, Deutschland und Isra el enthalten, Northrop Grumman, Elbit Systems und Rheinmetall zählen dazu.

Gasleitung. Fließt Gas oder nicht? Das ist derzeit die Gretchenfrage hinsichtlich der Rezessionsgefahr in Europa.

Der Hype um fossile Energie

Die Gaslieferungen aus Russland in die EU könnten ab Anfang Oktober 2022 einge stellt werden. Inzwischen machen russi sche Einfuhren 17 Prozent aller Gasim porte in die EU aus. Im Vorjahr waren es 35 Prozent. Bis Jänner 2023 muss zudem das von der EU verhängte Ölembargo gegen Russland umgesetzt werden. Umso grö ßer sind die Hoffnungen etwa auf Flüs siggas (Liquified Natural Gas, kurz LNG). In Deutschland wurden fünf Importter minals genehmigt.

Auch in Österreich wird reagiert: Die OMV AG hat sich für das Gas-Jahr vom 1. Oktober 2022 bis 30. September 2023 zu sätzliche europäische Transportkapazi täten von 40 Terawattstunden gesichert. Das entspreche beinahe der Hälfte des heimischen Jahresbedarfs.

Und wie sieht es mit staatlichen Ein griffen aus? Die EU-Kommission schlug am 14. September eine befristete Erlös obergrenze für Unternehmen vor, die mit niedrigen Kosten Strom erzeugen, etwa

aus erneuerbaren Energien, Atomstrom oder Kohle. Die Grenze soll bei 180 Euro pro Megawattstunde liegen. Obendrein regt die Kommission einen befristeten Solidaritätsbeitrag auf Überschussgewin ne an, die im Erdöl-, Erdgas-, Kohle- und Raffineriebereich erzielt werden.

Auch die Atomkraft steht im Mittel punkt, zumal sie ebenso wie Erdgas Teil der EU-Taxonomie ist. In Frankreich kommen rund 70 Prozent der Strompro duktion aus Atomkraft. In Deutschland sollen zwei von drei verbliebenen AKWs bis zum Frühjahr 2023 als Notreserve die nen. Und wie dauerhaft könnte das Koh le-Comeback sein? Bernhard Ruttenstor fer, Fondsmanager des Erste Stock Com modities (AT0000A01VS1 für Privatan leger, AT0000A01VT9 für Großanleger), hält es für temporär. Sobald ausreichend Gas vorhanden sei, entweder über LNG oder durch eine Beruhigung des UkraineKrieges, dürfte Kohle wieder durch Gas ersetzt werden.

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#10 ENERGIE RENAISSANCE FOSSILER BRENNSTOFFE
© OMV AG G

EU UND UK LISTING REGIME –

UNTERSCHIEDLICHE REGELUNGSREGIME FÜR KAPITALMÄRKTE?

Während der kapitelmarktrechtliche Rahmen der Börsennotierung aktuell historisch bedingt weitgehend einheitlich ist, scheinen die EU und das Vereinigte Königreich künftig im Wettbewerb um einen attraktiven Kapitalmarkt klar unterschiedliche Wege einzuschlagen.

Der EU Listing Act

Ziel des im dritten Quartal 2022 erwar teten EU Listing Act ist es, europäische Kapitalmärkte attraktiver zu gestalten und den Kapitalmarktzugang, insbesondere für KMU, zu erleichtern. Eine Angleichung nationalstaatlicher (Auslegungs-)Praktiken und (sofern relevant) konkretere Vorgaben zur Umsetzung in die nationalen Gesetz gebungen sollen die Fragmentierung der EU Kapitalmärkte reduzieren und die Wettbewerbsfähigkeit im internationa len Vergleich stärken. Die Europäische Kommission sieht in einem verbesserten Zugang zu der Finanzierungsquelle Ka pitalmarkt einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung und zum Aufbau einer nachhaltigen Wirtschaft.

Die erwarteten Änderungen betreffen unter anderem die Ausweitung von Pros pektausnahmen (etwa durch Anhebung von Grenzwerten für die Prospektpflicht) und Prospekterleichterungen (etwa durch eine flexiblere oder reduziertere Offenle gung für bestimmte Emissionen).

Diskutiert werden auch Änderungen im Marktmissbrauchsregime, um stärker auf die individuellen Bedürfnisse unterschiedli cher Emittenten einzugehen, beispielsweise

durch unterschiedliche Definitionen von Insiderinformationen.

Vorschläge rund um alternative Notie rungs- und Finanzierungsformen, zum Bei spiel durch SPACs, und die Entwicklung ei nes darauf zugeschnittenen Rechtsrahmens (etwa durch ein neues Prospektschema für SPACs) wurden auch evaluiert; aufgrund der aktuellen Marktentwicklungen bleibt freilich abzuwarten, ob dies im EU Listing Act tatsächlich aufgegriffen wird.

Die UK Secondary Capital Raising Review Mit der UK Listing Review wurde auch im Ver einigten Königreich ein ähnlicher Prozess in die Wege geleitet. Eine Stärkung der Kapital märkte durch Modernisierung and Anpassung an die Bedürfnisse von Unternehmen und Investoren soll die Position des Vereinigten Königreich als internationales Finanzzentrum unterstützen. In der kürzlich veröffentlichten „UK Secondary Capital Raising Review“ wur den dazu Empfehlungen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der britischen Kapital märkte vorgestellt.

Da bereits gelistete Unternehmen der lau fenden Aufsicht des zuständigen Regulators unterliegen, spricht sich der Bericht für eine wesentliche Einschränkung der Involvierung

von Regulatoren bei Sekundärkapitalaufnah men aus. Die derzeit (auch in der EU) beste hende Ausnahme vom Prospekterfordernis für Zulassungszwecke in Höhe von bis zu 20% des ausgegebenen Kapitals soll vor diesem Hintergrund auf 75% angehoben werden.

Auch die Obergrenze für Kapitalerhö hungen unter Ausschluss der Bezugsrechte bestehender Aktionäre soll von derzeit 20% jährlich auf 75% jährlich angehoben.

Beide Maßnahmen würden es Emitten ten ermöglichen, ohne Verzögerungen und zu stark reduzierten Kosten (für Erstellung und Billigung eines Zulassungs- und/oder Angebotsprospekts) große Kapitalvolumina aufzunehmen. Besonders für kapitalhung rige Unternehmen kann die Umsetzung dieser Empfehlungen für die Wahl des No tierungsplatzes entscheidend sein.

Mit diesen Maßnahmen würde das Vereinigte Königreich einen abweichenden Pfad einschlagen. Die in der EU vorhande nen Möglichkeiten (etwa ein vereinfachter Prospekts für Sekundäremissionen oder das Einheitliche Registrierungsformular) bieten nicht annähernd denselben unkomplizier ten Zugang zu Sekundäremissionen wie die im UK Secondary Capital Raising Review enthaltenen Empfehlungen. Auch im Zuge des EU Listing Acts werden keine entspre chend weitgehenden Änderungen erwartet. Ob diese Empfehlungen tatsächlich im Ver einigten Königreich ungesetzt werden und ob die EU nachzieht um im Wettbewerb um einen attraktiven Kapitalmarkt mithalten zu können, bleibt offen. www.freshfields.com

Mag. Victoria Bazil, BSc, Principal Associate Dr. Stephan Pachinger, LL M, Partner
Entgeltliche Einschaltung

Hans Peter Portner, Fondsmanager des PictetGlobal Megatrend, erklärt, wie das inflationäre Umfeld viele Megatrends beeinflusst, und gibt selbst dem Metaversum eine Chance. Portner setzt auf den neuen Trend zunächst jedoch äußerst selektiv.

INTERVIEW RAJA KORINEK

Deglobalisierung. „Mithilfe der Automatisierung kann die Produktion in Industriestaaten zurückgeholt werden, aber zu günstigeren Kosten“, sagt Hans Peter Portner.

VITA HANS PETER PORTNER Fondsmanager Pictet AM
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© BEIGESTELLT

„DAS METAVERSUM IST DERZEIT EIN

KONZEPT“

Herr Portner, Megatrends rücken in der Finanzwelt zunehmend in den Fokus. Wie unterscheidet sich solch ein Investment von herkömmlichen Aktieninvestments? –Hans Peter Portner: Herkömmliche Port folioansätze orientieren sich oftmals an einem Index und sind damit sehr ver gangenheitsorientiert. Denn in vielen Indizes sind meist jene Unternehmen

am höchsten gewichtet, die eine be sonders gute Wertentwicklung zurück gelegt haben. Megatrend-Investments richten sich hingegen an die Einschät zung künftiger Entwicklungen.

Dann müssten Technologiekonzerne doch eine hohe Gewichtung im Bereich der Megatrends einnehmen? Bei vielen sol

cher Unternehmen werden Hoffnungen auf künftige Erfolge gesetzt. - Ein Megatrend muss zumindest 15 Jahre von Dauer sein und eine breite disruptive Veränderung in Wirtschaft und Gesellschaft herbei führen. Auch müssen die Unternehmen stetiges Wachstum aufweisen. Hinzu kommen weitere Aspekte: Die Techno logie muss marktreif, die Aktienbewer

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Gut gewachsen. Holz als Sachwert gilt als guter Inflationsschutz.

tung vernünftig sein. Wir halten daher Ausschau nach hochqualitativen Unter nehmen mit guter Visibilität in Bezug auf künftige Cashflows.

Der Pictet-Global Megatrend – Selection umfasst zwölf Themen. Welche davon wer den von der Pandemie und steigender Infla tion am stärksten beeinflusst? - Grundsätz lich werden bei Megatrends, die gut ge laufen sind, Gewinne mitgenommen, und bei jenen nachgekauft, die nachhinken. Heuer hat sich vor allem der Megatrend „Timber“ gut entwickelt. Holz als Sach wert gilt als guter Inflationsschutz. Zu dem war der Baustoff nach Ende des Lock downs in Nordamerika stark nachgefragt. Auch „Nutrition“ hielt sich gut, gesunde und nachhaltig hergestellte Nahrung wird immer wichtiger. Der Gesundheitsbereich konnte sich aufgrund seiner defensiven Eigenschaften ebenfalls gut halten.

In welchen Bereichen hinkt die Wertentwick lung hinterher? - Der Technologiesektor,

den wir mit den Themen „Digital“ und „Robotics“ abdecken, entwickelte sich recht schwach in den vergangenen Mo naten. Viele solcher Titel waren während der Pandemie stark gefragt, wurden dabei als „Stay at home“-Aktien tituliert. Nun, da viele Lockdowns beendet sind, gab es größere Korrekturen. Auch die Zinswende trifft viele Wachstumsaktien. Dazu gibt es derzeit insbesondere bei Halbleitern mas sive Überinvestitionen. Das belastet ent sprechende Branchenkonzerne.

Langfristig liefern die zwei Megatrends ver mutlich aber innovative Lösungen? - Durch aus. Nehmen Sie als Beispiel die aktuel len Lieferengpässe. Mithilfe der Automa tisierung kann die Produktion in vielen Industrienationen zurückgeholt werden, aber zu günstigeren Kosten. Roboter ma chen keinen Urlaub und benötigen keine Pension. Auch in der Halbleiterindustrie gibt es positive Beispiele, so etwa die nie derländische ASML. Sie ist der weltweit größte Anbieter von Lithografiesyste

men. Anhand der ASML-Maschinen kön nen sehr kleine Chips produziert werden.

Das Metaversum ist ebenfalls in aller Mun de. Reale Menschen können mittels Avata ren in eine virtuelle Welt eintauchen. Welches Potenzial bietet die Entwicklung? - Genaue Inhalte sind noch recht diffus, die erfor derliche Rechenkapazität groß. Derzeit ist das Metaversum eher ein Konzept, wes halb wir vorsichtig sind. Dennoch wollen wir im Megatrend „Digital“ nicht ganz auf Chancen verzichten, die wir etwa im Be reich der Onlinespiele und sozialen Medi en sehen. Uns gefällt in dem Zusammen hang Snapchat, das unter anderem „vir tual“ und „Augmented Reality“ in sei nen Produkten integriert hat und damit vor allem die junge Generation anspricht. Demgegenüber sind wir bei NFTs, die auch als Zahlungsmittel im Metaversum ein gesetzt werden, zurückhaltend. Dahinter steckt noch reichlich Spekulation. Oben drein wirft das Metaversum eine Reihe gesellschaftlicher Fragen auf.

„Sind bei NFTs, die auch als Zahlungsmittel im Metaversum eingesetzt werden, zurückhaltend.“
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Inwiefern? Das Metaversum soll doch Menschen weltweit vernetzen. - Wenn ein realer Mensch stundenlang vor dem Computer sitzt, um mit seinem Avatar im Metaversum einen gesunden Men schen vorzugeben, ist dies problema tisch.

Auch der digitale Zahlungsverkehr gewinnt an Fahrt – ein Thema für Sie? - Uns gefal len die Entwicklungen bei den Fintechs, die traditionelle Banken mit disrupti ven Geschäftsmodellen herausfordern. Kunden können flexibel und jederzeit über ihre Geldgeschäfte verfügen. Kre ditkartenanbieter wie Visa, ebenfalls Teil des Fonds, sind zudem hochprofi tabel. Es gibt kaum Konkurrenz, die Ein stiegsbarrieren sind hoch. Das sind Ei genschaften, auf die wir achten.

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FINANZPRODUKT DER ZUKUNFT

Das Anlageprodukt der Zukunft wird nachhaltiger, einfacher, digitaler und hoffentlich auch sicherer werden. Was die Finanzbranche in der Pipeline hat.

Aussichten. Auf jeden Fall digital – ohne geht in der Zukunft nichts mehr.

#ZUKUNFT © BEIGESTELLT

Wir begleichen unsere Strom rechnung digital, nutzen unser Handy, ohne mit der Wimper zu zucken, für das Zahlen an der Supermarktkasse oder auch für Wert papiertransaktionen. Und was kommt als Nächstes? Das Beratungsunterneh men KPMG sieht vor allem zwei große Trends bei Finanzprodukten: Sie werden zum einen nachhaltiger und zum an deren durch den technologischen Fort schritt bequemer, transparenter und einfacher für den Kunden. „Auch wird die Angebotsvielfalt größer. Es wird für jeden zugängige, ganz neue Assetklassen geben“, vermutet Tobias Mertes, KPMGAssistent Manager, Financial Service. Dabei denkt Mertes nicht unbedingt an Krypto-Coins: „Asset-Manager werden diese beimischen, aber nicht ausschließ lich in einem Fonds bündeln. Denn um sich breitflächig durchzusetzen, sind sie viel zu schwankungsanfällig. Wo wir gro ße Chancen für die Asset-Manager se hen, ist die Nutzung der dahinterliegen den Blockchain-Technologie.“ Sie erlau be etwa die Tokenisierung von immateri ellen Gütern wie Musik- und Kunstrech te. „Der digitale NFT-Kunstmarkt macht bereits 3,6 Milliarden aus. NFTs machen Kunst, Musik und vieles mehr auch für den Kleinanleger erschwinglich. Die se neuen Assetklassen finden vor allem junge Anleger cool. Fondsmanager kön nen sich hier besser abheben. Hier ste hen sie nicht in unmittelbarer Konkur renz zu Indizes und ETFs.“

Wo die Blockchain-Technologie künf tig auch eine große Rolle spielen wird, ist in der Fondsadministration, betont To bias Mertes: „Ich könnte mir etwa die DLT-Technologie schnappen und damit den Fondspreis schneller berechnen. Ich kann auf einer Blockchain Anlagegren zen programmieren und hätte für den Asset-Manager auch nicht mehr das gro ße Backoffice-Thema. An solchen Pro dukten arbeitet KPMG gerade.“ DLT ist eine digitale Technik, mit der Transaktio nen dokumentiert werden. Diese dezen trale Datenbank stellt allen Nutzern die gleichen Informationen zur Verfügung.

Fonds auf der Blockchain würden sich aber erst in den nächsten zehn bis 15 Jah ren durchsetzen, sagt Mertes, „hier fehlt es auch noch an den notwendigen Re gularien. Das DLT Pilot Regime der Eu ropäischen Union ist hier ein guter An fang. Denn egal, wie cool es klingt, die Sicherheit geht vor technologischem Fortschritt. Man kann wohl keinem An leger verkaufen, dass 500 Millionen im Fonds weg sind, weil wir eine Lücke im Code haben.“

Nachhaltig, was sonst!

Ein Thema, das die Finanzbranche schon heute wie kein anderes prägt, ist Nach haltigkeit. „Hier kommt ein starker Im puls einerseits von der Gesellschaft und von den Anbietern, aber auch von den Re gulatoren“, verweist Tobias Mertes etwa auf die EU-Offenlegungsverordnung oder die EU-Taxonomie. Der Megatrend

sei eine große Chance für die Finanzin dustrie, da nachhaltige Assets krisensi cher sind und zusätzliche Mittel lukrie ren, „vorausgesetzt, man bietet tatsäch lich nachhaltige Produkte an und betreibt nicht Greenwashing“.

„Wir unterstützen etwa in der Eigen heimversicherung jene Kunden, die eine leasingfinanzierte Photovoltaikanlage errichten“, berichtet Andrea Stürmer, Vorstandschefin der Zürich Versiche rungs-AG Österreich. Es gibt Fondspo lizzen mit Österreichischem Umweltzei chen. „Wir haben in den letzten Jahren einen Generationenwechsel unter den Anlegern erlebt. Es investieren heute viel mehr junge Menschen als früher, die vor allem an langfristiger Geldanlage interes siert sind“, erklärt Oswald Salcher, Coun try-Manager, Trade Republic Austria, den Megatrend Nachhaltigkeit. „Die Kunden werden aber nicht bereit sein, nachhaltig zu investieren, wenn es zulasten der Per formance geht“, meint Salcher.

Finanz- als Convenience-Produkt Gerade die jüngere Generation sei wech selwilliger, schaue stark auf Gebühren und eine simple Bedienung, so Oswald Salcher. „Das Finanzprodukt der Zukunft darf nicht mehr nur auf Finanzexperten zugeschnitten sein“, sagt er, „ETF-Spar pläne gehen schon in die richtige Rich tung.“ Es dürfe durchaus etwas kosten, „andernfalls darf man auch keine Qua lität erwarten. Aber die Kosten müssen transparent und verhältnismäßig sein.

Hilfestellung. Die Generali Versicherung AG bietet ihren Kunden eine LebensAssitance, sozusagen einen Ansprechpartner für alle rechtlichen Lebenslagen.
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ETFs haben gezeigt, dass die Kosten, die für Investmentfonds verlangt werden, möglicherweise nicht mehr zeitgemäß und zu hoch sind. Trade Republic hat ge zeigt, dass der Handel von Kapitalmarkt produkten auch deutlich günstiger geht und die traditionellen Banken sich von den bisherigen intransparenten Kosten modellen verabschieden müssen. Wir reden hier von Kostenvorteilen um den Faktor zehn im Vergleich zu traditionel len Investmentfonds genauso wie zu tra ditionellen Banken bei den Transaktions kosten.“

Vielen Neuanlegern fehle beim An legen auch der Bezug zum realen Leben, glaubt Oswald Salcher, „unsere Kunden können bestimmten Topthemen folgen, die einzelne Aktien oder ETFs zu dem Thema zeigen: Klimawandel, Metaverse oder Big Tech, Female Leadership, aber auch die top 20 Sparpläne. Das macht das Anlegen erlebbar.“

Auch Klaus Kumpfmüller, General direktor der Hypo Oberösterreich, un terstreicht, dass Finanzprodukte „im mer stärker individuelle Werte, Veranla gungsbedürfnisse und sich ändernde Le

benslagen in den Fokus rücken müssen: „So bieten wir mit dem Inflationscheck individuelle Finanzierungs- und Ver mögensberatungen an, um in der aktuell schwierigen gesamtheitlichen Situati on die persönlichen Auswirkungen der Inflation, der Zinsentwicklung und der volatilen Märkte auf die eigene Vermö gens-, Lebens- und Wohnsituation so wie mögliche Maßnahmen zur Abfe derung zu besprechen.“ Das erfordere auch die neue KIM-Verordnung, die auf die Leistbarkeit von Wohnkrediten ab zielt. Daneben wird es einige standardi

„Neue Assetklassen durch BlockchainTechnologie.“
TOBIAS MERTES
„Kosten müssen transparent und verhältnismäßig sein.“
OSWALD SALCHER
„Finanzprodukte der Zukunft rücken individuelle Werte in den Fokus.“
KLAUS KUMPFMÜLLER
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fwp.That’s law. www.fwp.at Fellner Wratzfeld & Partner Rechtsanwälte GmbH Schottenring 12, 1010 Wien T +43 1 537 70-0 E office@fwp.at Making it happen. That’s law.

sierte Produkte geben, die insbesondere in einer bestehenden Kundenbeziehung sehr schnell und voll digital abgewickelt werden können. Als Beispiel nennt Klaus Kumpfmüller den Hypo Speed Konsum kredit. Ein Muss im Bankgeschäft seien digitale Kanäle.

Dem kann Daniela Barco, Privatkun den-Vorständin bei der Unicredit Bank Austria AG, nur zustimmen, die von 30-prozentigen Zuwächsen bei den digi talen Kanälen spricht: „Von den Kunden werden die Tools unserer Mobile-Ban king-App wie das digitale Wertpapier depot, der zeitsparende Pre-Appro ved-Onlinekredit, die Fotoüberweisung und der Personal Finance Manager ge schätzt.“ In die Convenience-Schie ne würden auch die Wallets fallen, mit denen man mittels App in Geschäften schnell und kontaktlos mit dem Handy, der Smartwatch oder dem Tablet bezah len kann und auch die Abbuchungen und den Kontostand direkt verfolgen kann. Sie speichert digitale Versionen von De bit- und Kreditkarten ebenso wie Tickets, Kundenkarten oder E-Voucher.

Beliebte digitale Wallets sind ne ben der Apple Wallet für iPhone-Besit zer und der Google Wallet für Nutzer von Android-Handys auch Paypal. Im Trend sind auch Krypto-Wallets, die die Coins auch gleich verwalten. „Befeuert wurden die Krypto-Wallets durch die niedrigen Zinsen. Sie werden auch gleich genutzt, um Geld zu verdienen, indem man sei ne Coins zum Validieren von Netzwerk transaktionen oder auch als Liquidi tätsquelle anderen zur Verfügung stellt. Staking wird natürlich uninteressan ter, wenn man auch wieder am Konto für Guthaben Zinsen bekommt“, meint To bias Mertes, KPMG, „nichtsdestoweniger

werden Wallets immer beliebter, weil sie einfach praktisch sind.“

Der ETF an der Supermarktkasse Einen leichteren Zugang zum Kunden, und das über den noch weitgehend un beackerten Vertriebskanal Einzelhandel, suchen vor allem die jungen Fintechs. So hängen bei Edeka Deutschland neben Za lando- und Amazon-Gutscheinen längst ETF-Vouchers des Fintechs Quirion an der Kassa, mit denen man sein Portfo lio über die Quirion-Website aufstocken oder ein neues Depot online eröffnen kann. Zunehmend wird auch nicht mehr nur mit Geld, sondern mit Daten bezahlt erklärt Mertes, „das kommt aus der Ver sicherung. Bei der Allianz kann sich zum Beispiel die Prämie mit der Car-App re duzieren, wenn ich meine Fahrten tra cken lasse. Ähnlich agiert auch Payback mit seinem Bonusprogramm.“

Aussichten für Versicherungen

„Auch Versicherungen wird man künf tig vermehrt online abschließen“, ist Andrea Stürmer überzeugt, „in der Zu kunft werden viele Versicherungen naht los in die Lebenswelt der Kunden integ riert sein, sie werden kleinteiliger und digitaler sein. Nehmen wir das Beispiel der Skiversicherung. Das Angebot einer Skiversicherung am Handy zu erhalten, während man für die Liftkarte ansteht, und sie mit einem Klick als integrierte Unfall-, Haftpflicht- und RechtsschutzDeckung für einen Tag abzuschließen, bietet eine ganz neue Convenience. Da bei sind noch viele weitere Anwendun gen denkbar, zum Beispiel bei Angeboten der Sharing Economcy wie etwa den Au to-Abos. Dort ist die Versicherungsprä mie Teil der Abogebühr, der Kunde muss

sich nicht separat darum kümmern.“ Um Wohlfühlatmosphäre bemüht sich auch die Wiener Städtische Versicherungs AG. Deren Vorständin Sonja Steßl sagt: „Das Produkt der Zukunft ist mit zahlreichen Zusatzfeatures ausgestattet, die über die eigentlichen Versicherungslösungen hi nausgehen. So bieten wir zum Beispiel ei nen Online-Geburtsvorbereitungskurs in der Gesundheitsvorsorge an ebenso wie den digitalen Symptomchecker Xund, mit den Kundinnen ihren Gesundheitszu stand prüfen können. Wichtig ist für uns, dass wir alles von der Prävention über die Versicherungsleistung an sich bis hin zu einer einfachen und bequemen Leis tungseinreichung mittels unserer Losle ben-App anbieten.“ Mit der Lebens-As sistance begleitet die Generali Versiche rung AG ihre Kundinnen bei alltäglichen Lebensfragen. Martin Sturzlbaum, Chief Insurance Officer Leben-/Krankenversi cherung: „Zum Beispiel stellen wir den Kontakt zu spezialisierten Anwälten bei Fragen rund um das Zivil- und Familien-, Arbeits- und Sozial- sowie Erb- und Lie genschaftsrecht her.“ Für die digitale Be ratungsunterstützung würden Versiche rungen gerne mit Fintechs kooperieren.

Zertifikate der Zukunft

Bei Zertifikaten sind es vor allem die nachhaltigen Basiswerte, die immer stär ker nachgefragt werden, berichtet Phil ipp Arnold, Leiter für strukturierte Pro dukte bei der Raiffeisen Centrobank. Er sieht noch „einen parallelen Trend zu verständlichen, einfachen Produkten, die liquide handelbar sind und online ab schlussfähig sind. Das erfüllen Zertifi kate. Als Basiswerte sind vermehrt brei te Indizes statt Einzelaktien gefragt mit einem Auszahlungsprofil, das so einfach

„Beliebt sind Wallets für das einfache, kontaktlose Bezahlen.“
DANIELA BARCO
„Produkt der Zukunft hat viele Zusatzfeatures.“
„Im Trend liegen Sparpläne auf Zertifikate.“
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wie möglich ist. Das heißt, keine komple xen Wenn-dann-Bestimmungen, son dern ein klassisches Bonus- oder auch Kapitalschutzzertifikat. Schon deshalb, weil immer mehr Kunden online kaufen. Im Trend liegen auch Sparpläne auf Zer tifikate. „Die bieten wir ab 100 Euro pro Monat. Angespart wird mit Bonuszerti fikaten, die nach fünf Jahren automa tisch wieder in Bonuszertifikate mit glei cher Barriere reinvestiert werden“, er klärt Arnold.

Die Kunden von morgen

Ob Zertifikateanbieter, Versicherungen, Banken oder Fondsgesellschaft, man will den Kunden auch künftig nicht nur digital abholen. „Unser Erfolgsrezept ist ‚phygitale‘ Beratung, also die Kom bination von physischer und digitaler kundennaher Beratung“, erklärt Mar tin Sturzlbaum, „die Altersvorsorge und

die Abdeckung der biometrischen Risi ken wie Berufsunfähigkeit und Pflege wird vermehrt nachgefragt ebenso wie Lösungen zum Thema Vermögenswei tergabe. Ganz generell steht hohe Flexi bilität bei den Kundinnen im Fokus. Zu griffsmöglichkeiten auf das Kapital, ide alerweise ohne Abschläge während der Laufzeiten oder auch ohne Einflussnah me auf die Veranlagung durch Fonds wechsel etc.“ Viele Anleger wollen auch den One-Stop-Shop, ergänzt Oswald Salcher, Trade Republic, „einen Anbie ter, bei dem sie alles handeln können, von Aktien über Sparpläne und Derivate bis hin zu Krypto. Das ist einfach prak tisch und bedeutet weniger Zeitaufwand, gerade für Erstinvestoren.“

% MEINE RENDITE

Das Finanzprodukt der Zukunft muss nachhaltig sein, der Zugang zum Inves

tieren bequemer, sprich digitaler wer den. Gerade für junge Anleger muss die Investmentstory einen Bezug zum rea len Leben haben. Das Smartphone ist ihr zentrales Tool für Finanztransaktionen. Wallets, mit denen man schnell und kon taktlos in Geschäften bezahlen kann und in denen auch Debit-, Kredit-, Kunden karten, Tickets, oder auch E-Voucher di gital hinterlegt sind, ergänzen oder erset zen das Girokonto. Versicherungen heben sich mit mehr und individuelleren Assis tance-Leistungen ab. Ansparpläne liegen im Trend, auch mit Zertifikaten. Das Ver triebskonzept der Zukunft ist „phygital“, eine Kombination aus physischer und di gitaler kundennaher Beratung, serviciert von Fintechs. Finanzprodukte kauft man nicht nur digital oder in der Bank, son dern künftig vermehrt auch im Einzel handel. Dafür bezahlt man nicht nur mit Geld, sondern auch mit Daten. n

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DIE KRISE

TEXT THOMAS MÜLLER

Futuristisch. Die FACC AG entwickelt und fertigt die Astris-KickStage-Main-Structure für die Trägerraketen der Ariane-6-Familie.

© FACC AG MIT INNOVATION GEGEN
Globale Trends und Jahrhundertkrisen wie die Coronapandemie zwingen auch große Konzerne und Marktführer, sich etwas Neues einfallen zu lassen. Der Börsianer zeigt, wie Innovation gelingt.
#BERATER

Der einsame Erfinder, der gegen alle Widrigkeiten an seiner Idee festhält, ein Start-up gründet und schließlich eine Investorin findet, die Risikokapital zur Verfügung stellt: Solche Innovations-Storys werden nicht nur von den Wirtschaftsressorts der großen Me dien gern genommen. Inzwischen leben auch Unterhaltungsformate im Fernse hen von Geschichten, die die Start-upSzene schreibt. Dabei passiert viel Inno vation recht unspektakulär in den For schungs- und Entwicklungsabteilungen - auf Englisch Research & Development, kurz R&D - der großen Konzerne, in die jedes Jahr ohne viel Aufsehen die Milliar denbudgets fließen. Eher im Hintergrund arbeiten auch kleine und große Bera tungsunternehmen, die sich auf das The ma Innovation spezialisiert haben. Inno vation gilt dabei als Zukunfts- oder Über lebenschance für Konzerne. Sie macht Unternehmen resilienter, auch wenn sie auf den ersten Blick viel kostet, vor allem wenn externe Berater ins Spiel kommen.

Nachlässig beim Erfinden

Die Art und Weise der Zusammenarbeit der Beteiligten kann entscheidend sein, ob ein Markteintritt mit einem neuen Produkt gelingt und ob man dem Mitbe werb noch eine Nasenlänge voraus ist. Abseits von typischen Branchen, die im mer schon viel in Neues investiert haben, wie Technologie, Software oder Biotech sei der Innovationsdruck in den letzten Jahren generell klar gestiegen, sagt Phi lip Ginthör, Berater und Partner bei KPMG Österreich: „Daher gibt es noch immer viele große Unternehmen, die in den letz ten Jahren auf Wachstum allein durch die industrielle Skalierung eines bestehen den, meist gleichbleibenden Produkts fo kussiert geblieben sind, anstatt sich mit Innovation, also mit Erfindungen, zu be schäftigen.“ Globalisierung, Digitalisie

rung und aktuell das Thema Nachhal tigkeit seien hier die wichtigsten Fakto ren. „Diese Konzerne nehmen eine kon sequente Antwort auf den Innovations druck vom Markt noch häufig als Ziel konflikt mit der oft in kurzfristigen Peri oden geplanten Erreichung ihrer auf Effi zienz und Größe optimierten Ziele wahr“, analysiert der Berater, der einst selbst an der Spitze großer Konzerne gestanden ist.

Ähnlich sieht das Mark van Loon, Se nior Vice President bei der Wienerberger AG und dort zuständig für Nachhaltig keit und Innovation: „Große Unterneh men sind oft verwöhnt vom Erfolg ih rer Vorgänger, vor allem wenn sie einen Markt dominieren. Dann konzentrie ren sie sich darauf, die bewährten Pro dukte zu optimieren. Natürlich ist jede große Innovation auch ein Risiko, aber zu wenig in neue Produkte oder Syste me zu investieren ist vielleicht das noch größere Risiko.“ Im Idealfall sollten Op timierung und echte Innovation ausge wogen nebeneinander existieren.

Weiße Flecken im Markt Darüber, was Unternehmen tun können, um innovativ zu werden oder zu bleiben, herrscht weitgehend Konsens, wenn man sich bei Beratern und Managern umhört. „Eine Strategie, die systemische Inno vationen möglich macht, ein operatives Modell für die Umsetzung und Veranke rung im Unternehmen und eine Innova tionskultur, die für kreative Leute ein gu tes Umfeld bietet“, nennt Alex Pinter, In novation Strategy & Growth Lead bei der

Unternehmensberatung Accenture, die wichtigsten Punkte. Obwohl gerade große Unternehmen selbst ihre Entwicklungs abteilungen unterhalten und bereits viel investieren, gäbe es dennoch einige Auf gaben, die externe Berater übernehmen können. „Ein Ansatzpunkt wären die so genannten White-Space-Innovationen, also das klassische Business-Building auf der grünen Wiese. Da braucht es ei nen strategischen Zugang, man muss sich in der jeweiligen Branche sehr gut auskennen und auch den direkten Mitbe werb sowie potenzielle Newcomer ken nen, um ‚weiße Flecken‘ zu identifizie ren“, sagt Pinter. „Beim Thema Unter nehmenskultur sehen wir aktuell sehr oft Anfragen von Konzernen, zum Beispiel wenn es um neue hybride Arbeitsmodel le, Diversität und Inklusion geht oder um ein innovationsfreundlicheres, offeneres Mindset.“ Zudem habe die Coronakrise einige Branchen zu radikalen Verände rungen gezwungen, erinnert sich der Be rater: „Ich hatte viel mit dem internati onalen Spitzensport zu tun, der 2020 für sechs Monate praktisch zum Erliegen ge kommen ist und quasi über Nacht durch die Lockdowns sämtliche Ticketerlöse verloren hat. Hier mussten wir kurzfris tig neue, vor allem digitale Umsatzkanäle finden, und es wird nach wie vor extrem heiß diskutiert, wie hier längerfristige Wachstumsmodelle aussehen könnten.“ Innovations- und Beratungsbedarf gebe es etwa auch bei der eher konservati ven Telekommunikationsbranche. Hier gehe der Trend hin zu Plattformen und umfassenderen Services für die Kunden, sagt Pinter.

Kreative Interventionen

Auch KPMG-Berater Ginthör sieht zwi schen eigener R&D und externen Be ratern prinzipiell keinen Widerspruch: „Oftmals gibt es auch in R&D-Abteilun

„Leadership muss ein Arbeitsumfeld schaffen, das Freiräume bietet.“
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Tüfteln. Forschung und Entwicklung in Unter nehmen entscheiden über zukünftige Erfolge. Hier muss viel inves tiert werden.

gen Routinen, die eines systematischen Blicks und Impulsen von außen bedürfen, um sie verbessern oder erneuern zu kön nen. Abgesehen von der Methodik, die sich ständig weiterentwickelt, bedarf In novation im Inneren immer auch kreati ver Intervention und Stimulation von au ßen, um offen und lebendig zu bleiben.“

Beim Flugzeugteilehersteller FACC AG kommt externe Beratung hauptsächlich dann zum Einsatz, wenn eine Aufgaben stellung nicht mehr Kernkompetenz des Unternehmens ist. „Im Unternehmen vorhandenes Know-how spielt hier auch eine Rolle. Dieses wird im Zuge der Bera tung aufgebaut. Im besten Fall entwickelt sich so ein Unternehmen weiter und kann nach einer gewissen Zeit die Aufgaben ei genständig lösen“, sagt René Adam, Lei ter der Forschungs- und Technologieab teilung der FACC AG. Als Beispiel nennt er hochautomatisierte Produktionssysteme, die nicht zur Kernkompetenz der FACC gehören und einen Blick von außen erfor dern. Diese Systeme werden eingesetzt, um im Bereich der Drohnenentwicklung und -produktion die geforderten Produk tionsraten erreichen zu können. „Hinzu zufügen wäre noch: In Technologieunter nehmen hat tendenziell die Prozess-, Material- und Produkttechnologie im mer den obersten Stellenwert. Die Verän derung des Marktes und der Gesellschaft und die Geschwindigkeit der Verände rung erfordern es aber, auch andere Or

ganisationseinheiten im Unternehmen zu reformieren und in den Transforma tionsprozess einzubinden. Human Res sources etwa muss sich die Frage stellen, wie zukünftig Personal rekrutiert wird. Arbeitszeitmodelle und Kostenstruktu ren müssen überdacht werden.“ Zudem reiche es nicht mehr, die perfekte tech nische Lösung zu entwickeln: „Die Kom plexität liegt darin, die technischen An forderungen, die sich der Kunde sowieso wünscht, mit den zusätzlichen Anforde rungen, die in Zukunft erwartet werden, zu verheiraten. Gleichzeitig muss die Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleiben. Sprich Produkte können deshalb nicht exorbitant teuer werden.“

Mark van Loon von der Wienerberger AG nennt die Breakthrough-Innovation als Einsatzgebiet für externe Beratung: „Da wird etwas komplett Neues entwi ckelt wie zum Beispiel ein Dachsystem, das leichter mit Solarpaneelen ergänzt werden kann. Die strategische Planung, die langfristige Vision machen wir meis tens selber, aber wenn wir in einen neu en Marktbereich gehen, fehlen uns teil weise die nötigen Informationen zum Markt oder zur Technologie. Da arbeiten wir mit externen Beratern zusammen, die schneller als wir den Markt analysie ren können und bereits das Know-how haben. Die Zusammenarbeit kann dann von einem Monat bis zu acht Monaten dauern.“

Wenn es um grundsätzlichere Verän derungen im Unternehmen hin zu mehr Innovationsbereitschaft geht, sieht Bera ter Philip Ginthör zunächst die Führungs ebene am Zug: „An erster Stelle steht ein innovationsorientiertes Leadership, das ein Arbeitsumfeld schafft, welches Frei räume bietet. Dies muss mit einer ge lebten und belohnten Risikokultur sowie Wertschätzung für neue, innovative Ta lente, die ich ins Unternehmen hole und arbeiten lasse, begleitet werden.“ Ähn lich beschreibt es auch Accenture-Berater Pinter: „Jede Innovation beinhaltet ein gewisses Risiko, darum sollte das The ma unbedingt im C-Level verankert sein. Wichtig sind schnelle, klare Entscheidun gen und CEOs, die dahinterstehen und mit denen man auf Augenhöhe neue Ideen durchspielen kann. Der Berater kann vor allem Einblick in Best Practices geben und darstellen, wie sich andere am Markt auf stellen.“ Große internationale Unterneh mensberatungen hätten zudem den Vor teil, dass sie über die gesamte Bandbreite End-to-End unterstützen können.

Nebeneinander der Kulturen

Und was halten die Berater von den so genannten Corporate Start-ups, die be reits seit einigen Jahren intern gegründet werden, um neue Ideen in die Konzerne zu holen? „Das hängt davon ab, wie sehr sich die Unternehmen da drübertrauen“, meint Alex Pinter dazu. „Wenn man die

Prozent des BIPs beträgt in Österreich die Forschungsquote, sie belegt damit international einen Spitzenplatz. Laut Statistik Austria werden die Ausga ben für Forschung und Entwicklung heuer 14,15 Milliarden Euro betragen. Unternehmen steuern mehr als sechs Milliarden Euro bei.
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© KLAUS MORGENSTERN 3,22

richtigen Leute mit dem richtigen Mindset im Team hat und vom Vorstand auch bud getäre Rückendeckung bekommt, kann man als Corporate auch radikalere Ansät ze fahren – Stichwort White Spaces. Aber Usus ist es nicht, das ist schon die Cham pions League.“ Philip Ginthör ergänzt: „Es benötigt Verständnis und Wertschät zung für die unterschiedlichen ‚Kulturen‘, die in einem solchen Modell nebeneinan der und dann irgendwann auch mit einer gemeinsamen Schnittstelle funktionieren müssen. Dazu gehören die ‚ways of wor

king‘ von Start-ups ebenso wie eine alter native Organisation und ein anderer Um gang mit Technologie.“ Dass Neues vor allem Räume braucht, in welcher Form auch immer, um sich entwickeln zu kön nen, darüber sind sich Berater und Ma nager einig. „Die Trennung von Tagesge schäft und R&D ist wichtig“, betont Rene Adam von der FACC AG. Zu weit sollte die Entfernung aber nicht sein: „Fehlerkul tur, Know-how der Mitarbeiter, Vertrauen der Führungskräfte in die Mitarbeiter sind wesentliche Faktoren sowie Investments

in R&D-Infrastruktur vor Ort, um die in terne Entwicklung zu beschleunigen.“

% MEINE RENDITE

Der Innovationsdruck auf die Unterneh men wächst, keine Branche kann sich mehr auf früheren Erfolgen ausruhen. Wer bisher zu wenig in Innovation inves tiert hat, muss sich Know-how von exter nen Beratern zukaufen. Aber auch inno vative Unternehmen brauchen punktu ell Unterstützung, wenn sie sich auf neue Märkte wagen. n

Wer nachhaltig wirtschaften will, braucht einen Partner mit sozialer, ökologischer und ökonomischer Verantwortung in einem starken Netzwerk.

Hier geht‘s zum Nachhaltigkeitsbericht:

„Mit budgetärer Rückendeckung auch radikalere Ansätze fahren.“
ALEX PINTER
„Prozess-, Materialund Produkttechnologie haben obersten Stellenwert.“
RENE ADAM
„Unternehmen optimieren oft nur bewährte Produkte.“
WIR MACHT’S MÖGLICH. rlbooe.at/zukunftunternehmen

ENERGIEPREISE

Die hochgepeitschten Energiepreise werden zunehmend zum Politikum. Eine Debatte über staatliche Eingriffe führt zu der politischen Grundsatzfrage, wo staatliche Verantwortung beginnt und wo diese aufhört. Der Börsianer fragte bei den heimischen Parlamentsparteien nach und bat sie um eine Stellungnahme.

Der Umgang mit den hochgeschossenen Ener giekosten bringt uns zurück zu der Frage, die schon die alten Römer beschäftigte: Wie viel staatlicher Eingriff ist sinnvoll? Die Rede ist von ei ner Sondersteuer auf Über- beziehungsweise Zufalls gewinne. Die Mineralölkonzerne und Energieerzeuger verdienten sich im vergangenen halben Jahr eine gol dene Nase, während die Unternehmen auf der Abneh merseite finanziell immer stärker in die Bredouille ge rieten – wie uns jüngst das Beispiel Wien Energie vor Augen führte. Länder wie Spanien, Italien oder Ungarn haben die Besteuerung der sogenannten Windfall-Pro fits bereits umgesetzt, wenn auch mit unterschiedli chem Erfolg. Besonders die langfristigen Auswirkun gen auf die Wirtschaft wird man erst aus der Retro spektive feststellen können. In Österreich erhitzt der Diskurs die politischen Gemüter. Der Börsianer wollte von den Wirtschafts- und Energiesprechern wissen, wo sie die Grenze zwischen Freiheit und Eigenverantwor tung ziehen.

Wie sehen Sie die Rolle des Staates, wo sollte er eingreifen und wo Eigenverantwortung und Freiheit walten lassen? – Der Staat und die Volksvertretung im Parlament haben die Aufgabe, die rich tigen Rahmenbedingungen zu setzen. Unsere Prämisse lautet dabei „Fördern statt bestrafen“. Den Rest regelt der Markt. In die persönliche Lebensführung der Menschen greifen wir na türlich nicht ein. Aber selbstverständlich soll und muss der Staat dann eingreifen, wenn Marktversagen droht – ein Bei spiel dafür ist die aktuelle Energiekrise.

Inwiefern macht eine Besteuerung von Übergewinnen bei Ener giekonzernen Sinn, wie könnte man diese ausgestalten? – Als EUMitgliedsstaat befinden wir uns in einem großen, gemeinsa men Energiemarkt. Hier gibt es Spielregeln, an die wir uns halten. Bei allen Eingriffen haben wir aber darauf zu achten, dass es nicht zu Wettbewerbsverzerrungen kommt. Erschwe rend kommt hinzu, dass auf die verschiedenen Gesellschafts formen und Eigentumsverhältnisse sowie auf den Unterschied zwischen Versorgern und Produzenten zu achten ist. Wich tig ist uns zudem, dass die Energieunternehmen auch künftig für den Umstieg auf die erneuerbaren Energien gerüstet sind. Stichwort: Versorgungssicherheit und Netzausbau.

Wie stehen Sie zu Eingriffen in den Markt wie der geplanten Strom preisbremse? – Wir wollen als Staat nur eingreifen, wenn Markt versagen droht – so wie in der jetzigen Energiekrise. Die Bun desregierung und die Koalitionsparteien im Parlament arbeiten mit ganzer Kraft daran, für die Haushalte und Unternehmen die belastende Teuerung abzufedern. Deshalb haben wir die Strom kostenbremse gezogen. Diese soll von 1. Dezember 2022 bis 30. Juni 2024 dafür sorgen, dass Haushalte rund 80 Prozent des jähr lichen Durchschnittsverbrauchs von 2.900 kWh zum VorkrisenPreis beziehen können. Das bringt pro Jahr eine durchschnittli che, unkomplizierte Entlastung von circa 500 Euro für die Haus halte. Dieses Modell stellt leistbares Leben in Österreich sicher. Auch für die heimischen Unternehmen werden Entlastungs schritte folgen, um die Mehrkosten für Energie zu abzufedern.

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ALS POLITIKUM

Wie sehen Sie die Rolle des Staates, wo sollte er eingreifen und wo Eigenverantwortung und Freiheit walten lassen? – Die Situation am Energiemarkt führt eindeutig vor Augen, dass ein Markt nur funktioniert, wenn ihm klare Schranken gesetzt werden. Staat und Politik haben die Aufgabe, im Sinne der Menschen und nicht im Sinne einer ausgedienten Liberalismus-Fantasie zu wirken. Der Staat hat der Freiheit schon immer dort Schranken gesetzt, wo die gesellschaftlichen Vorteile stärker wiegen als Einzelinte ressen. Sonst gäbe etwa keine Geschwindigkeitsbeschränkung. In der Wirtschaft bedeutet das: ein freies Spiel der Marktkräf te dort, wo über Konkurrenz die besten Produkte zu günstigen Preisen erzielt werden können. Bei elementaren Dingen des Le bens wie Wohnen, Energie, Nahrungsmittel darf die Preisbil dung aber nicht dem Markt überlassen werden.

Inwiefern macht eine Besteuerung von Übergewinnen bei Energie konzernen Sinn, wie könnte man diese ausgestalten? – Diese Teue rung umfasst alle Lebensbereiche und trifft fast alle Menschen in Österreich. Parallel machen einige wenige Konzerne Rekordge winne und profitieren damit vom Krieg. Währenddessen werden Antiteuerungspakete aus Steuergeldern finanziert. Die Österrei cher zahlen also doppelt. Einmal die Übergewinne der Konzer ne über ihre Energierechnungen und einmal die Maßnahmen der Bundesregierung mit ihrem Steuergeld. Daher sind Übergewinne der Konzerne zur Gegenfinanzierung abzuschöpfen. Hierfür gibt es gibt es unterschiedliche Modelle, im Wesentlichen zieht man den Referenzgewinn des Vorjahres heran und schöpft einen Gut teil des Gewinns, der darüber liegt, ab.

Wie stehen Sie zu Eingriffen in den Markt wie der geplanten Strom preisbremse? – Die Strompreisbremse ist kein Markteingriff. Der Staat übernimmt hier lediglich einen Teil der steigenden Stromrechnungen der Haushalte. Echte Markteingriffe, wie ein Aussetzen des Merit-Order-Prinzips, wären längst bitter not wendig. Denn der Strompreismarkt ist völlig außer Rand und Band, wie ein kurzer Blick auf die Preissprünge an der Börse der letzten Wochen zeigt.

Wie sehen Sie die Rolle des Staates, wo sollte er eingreifen und wo Eigenverantwortung und Freiheit walten lassen? – Die Aufgabe des Staates ist es, regulierend in den Markt einzugreifen, um eine wirtschaftliche und soziale Ausgewogenheit zu schaffen. Es kann nicht sein, dass sich die Menschen das Leben nicht mehr leisten können, während Strom- und Energiekonzer ne das X-Fache an „Zufallsgewinnen“ abkassieren. Freihei ten muss der Staat dort lassen, wo es um Selbstbestimmung geht. Unternehmen sollen sich möglichst frei in einem libe ralen Wirtschaftsmarkt bewegen können, damit positive Be triebsentwicklungen möglich sind. Die Politik hat die Aufgabe, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Inwiefern macht eine Besteuerung von Übergewinnen bei Energie konzernen Sinn, wie könnte man diese ausgestalten? – Man muss hier nicht von „Übergewinnen“ sprechen, sondern von „Zu fallsgewinnen“, denn diese sind dem Ausnutzen einer zufälli gen Krisensituation geschuldet. Natürlich sollen jene Gewinne, die die Unternehmen aufgrund der Krise zusätzlich eingefahren haben, den Menschen im Land zurückbezahlt werden. Doch da mit ist nur kurzfristig geholfen. Auf lange Sicht ist es notwen dig, die Ursachen zu bekämpfen und sich von preistreibenden Maßnahmen wie den Russland-Sanktionen und der demnächst in Kraft tretenden CO2-Steuer zu verabschieden.

Wie stehen Sie zu Eingriffen in den Markt wie der geplanten Strom preisbremse? – Die Strompreisbremse ist eine halbherzige Symptombehandlung. Sie kommt um ein Jahr zu spät und wird der Dramatik der Preisentwicklung nicht gerecht. Wir müs sen auch hier an den Ursachen ansetzen, indem Strom- und Gaspreis voneinander entkoppelt werden und das Merit-Or der-Prinzip fällt. Das Problem an „Bremsen“ ist, dass sie nur punktuell wirken. Die Mehrkosten für Energie schlagen sich in vielen Bereichen nieder und damit auf den Preis, den der End verbraucher zu zahlen hat. Nur wenn wir den hohen Energie preis in den Griff bekommen, werden wir die Preise dauerhaft senken können.

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Wie sehen Sie die Rolle des Staates, wo sollte er eingreifen und wo Eigenverantwortung und Freiheit walten lassen? – Der Staat muss einen funktionierenden Markt ermöglichen, indem er für sozialen Frieden, Sicherheit und Infrastruktur sorgt. Er muss aber da eingreifen, wo der Markt versagt, weil etwa kurzfristiges ökonomisches Gewinnstreben zu langfristigen Problemen führt, wie etwa im Bereich Treibhausgasemissio nen klar sichtbar wird. Oder weil langfristige Verlässlichkeit über kurzfristiges Gewinnstreben gestellt wird wie zum Bei spiel bei Pensionen. Marktversagen und ein gesteigertes Be dürfnis nach Verlässlichkeit haben dem Staat durch die Co rona- und Klimakrise wieder eine aktivere Rolle eingebracht. Diese Rolle muss der Staat meiner Meinung nach ausfüllen, um eine lebenswerte Zukunft für alle zu ermöglichen.

Inwiefern macht eine Besteuerung von Übergewinnen bei Ener giekonzernen Sinn, wie könnte man diese ausgestalten? – Durch die aktuelle Energiekrise sind für einige Energieunternehmen massive Zufallsgewinne entstanden. Aufgrund der aktuellen Teuerung, die vor allem von den gestiegenen Energiepreisen getrieben wird, muss der Staat Haushalte und Unternehmen finanziell unterstützen, und das stellt eine erhebliche Belas tung für den Staatshaushalt dar. Dass Zufallsgewinne besteu ert werden, ist daher aus unserer Sicht eine notwendige Betei ligung an den Krisenkosten, vergleichbar mit der Bankenab gabe zu Zeiten der Finanzkrise. Bei der konkreten Ausgestal tung ist es aber wichtig, dass Investitionsanreize für den Aus bau der erneuerbaren Energieträger erhalten bleiben.

Wie stehen Sie zu Eingriffen in den Markt wie der geplanten Strom preisbremse? – Bei der Stromkostenbremse soll einerseits ein leistbarer Grundbedarf für Haushalte sichergestellt wer den, aber auch die Preissignale des Marktes erhalten bleiben. Wichtig ist uns, dass diese Markteingriffe nicht für alle Ener gieprodukte angewendet und damit ein höherer Verbrauch und klimaschädliches Verhalten subventioniert werden.

Wie sehen Sie die Rolle des Staates, wo sollte er eingreifen und wo Eigenverantwortung und Freiheit walten lassen? – Wir Neos stehen für eine von Eigenverantwortung, fairem Wettbewerb und In novationsfreude geprägte Wirtschaftspolitik. Die hohen Ener giepreise stellen Menschen und Unternehmen derzeit aber vor massive Herausforderungen und gefährden den Wirtschafts standort. Anstatt zur Gießkanne zu greifen, muss der Staat über seine Sozialpolitik gezielt Haushalte im unteren Einkommens bereich entlasten und Energienebenkosten und weitere Tarif stufen senken. Für Unternehmen müssen die Lohnnebenkos ten deutlich gesenkt werden, damit sie mehr Spielraum bei den Herbst-Lohnrunden haben. Der Staat kann auch helfen, indem er endlich die Entbürokratisierung vorantreibt, Verfahren be schleunigt und Instrumente wie Kreditgarantien bereitstellt, die den raschen Ausstieg aus russischem Gas erleichtern.

Inwiefern macht eine Besteuerung von Übergewinnen bei Energie konzernen Sinn, wie könnte man diese ausgestalten? – Ein öster reichischer Alleingang macht hier keinen Sinn. Das wäre ein zu hohes Risiko für die Versorgungssicherheit. Der EU-Vorschlag ist daher nicht schlecht. Eine europaweite Regelung muss je denfalls Anreize für Investitionen in Erneuerbare beinhalten.

Wie stehen Sie zu Eingriffen in den Markt wie der geplanten Strom preisbremse? – Die Strompreisbremse deckelt zwar den Preis bis zu einem Verbrauch von 2.900 kWh, die Mehrheit der Haus halte verbraucht aber zum Teil sehr viel weniger. Es gibt also keinen Anreiz zum Energiesparen. Sparen, sparen, sparen ist aber das Gebot der Stunde. Die Höhe des Einkommens oder die Haushaltsgröße bleiben zudem unberücksichtigt. Und es wird nicht zwischen Haupt- und Nebenwohnsitz unterschieden. Das ist alles andere als treffsicher und gerecht. Es muss aber auch der Staat bei sich sparen und als gutes Beispiel vorange hen. Deutschland hat schon im Sommer eine flächendeckende Energiesparkampagne gestartet und zeigt, wie das geht. Öster reich ist auch hier viel zu spät dran.

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BIOTECHSEKTOR

MIT ATTRAKTIVEN CHANCEN

Nach zwei ruhigen Jahren kommt wieder Bewegung in den Biotechmarkt. Viele Biotechunternehmen sind aktuell die treibende Kraft bei neuen therapeutischen Ansätzen für Arzneien. Gleichzeitig lockt die niedrige Bewertung. Das ruft übernahmewillige Pharmakonzerne auf den Plan.

Fundamental ist die Biotechbran che so gut aufgestellt wie selten zuvor. Einer Studie zufolge wurden 65% aller klinischen Studien 2021 von klei neren Biotechunternehmen durchgeführt. In diesem Jahr wird vor allem in der Krebs medizin, der Neurologie und den seltenen genetisch bedingten Erkrankungen eine Vielzahl von klinischen Studienergebnis sen und Zulassungen erwartet. Gleichzeitig steigt der Druck auf die Pharmakonzerne. Sie brauchen neue Wachstumstreiber, um die drohenden Umsatzeinbussen durch auslaufenden Patentschutz zu kompen sieren.

Übernahmen nehme zu Nach zwei relativ ruhigen Jahren kommt bei den Übernahmeaktivitäten wieder Bewegung am Markt auf. Führend bei den Transaktionen ist Pfizer, die aufgrund der Milliardeneinnahmen mit dem COVID19-Impfstoff über reichlich Cashreserven verfügen. Bereits im Dezember wurde Arena Pharma übernommen, deren TopEntwicklung ein Präparat gegen chroni sche Darmentzündung ist. Im Mai folgte Biohaven, die ein Migränemedikament mit einem neuen Wirkprofil entwickelt haben. Zuletzt übernahm Pfizer Global

Blood Therapeutics, die auf seltene hä matologische Erkrankungen spezialisiert sind und führend sind in der Behandlung von Sichelzellanämie, einer genetisch be dingten Erkrankung, bei der sich die roten Blutkörperchen verformen. Bristol-Myers Squibb wiederum gab im Juni die Über nahme von Turning Point Therapeutics bekannt. Mit diesem Deal sichert man sich die künftige Vermarktung eines neuartigen Präparats gegen Lungenkrebs.

Weitere Transaktionen im zweistelligen Milliardenbereich erwartet Auch die grossen Biotechfirmen gehen auf Einkaufstour. So hat Gilead Sciences die Firma MiroBio übernommen, die einen neuen therapeutischen Ansatz bei Entzündungskrankheiten verfolgen. Am gen, eines der weltweit führenden Biotech unternehmen, übernimmt wiederum die ChemoCentryx, die mit Tavneos ein Pro dukt zur Behandlung von Vaskulitis auf dem Markt haben. Mit Radius Health, die ein Produkt zur Behandlung von post menopausalen Frauen mit Osteoporose und hohem Frakturrisiko auf dem Markt haben, hat auch eine Portfoliogesellschaft von BB Biotech ein Übernahmeangebot von den beiden Investmentgesellschaften

Autor

Dr. Daniel Koller kam 2004 zu Bellevue Asset Management und ist seit 2010 Head Investment Management Team der BB Biotech AG. Von 2001 bis 2004 war er als Investment Manager bei equity4life Asset Management AG und von 2000 bis 2001 als Aktienanalyst bei UBS Warburg tätig. Er ist promovierter Biotechnologe.

Gurnet Point Capital, LLC und Patient Square Capital erhalten. Angesichts der weiterhin niedrigen Bewertungen zahl reicher Biotechfirmen ist es gut denkbar, dass noch in diesem Jahr weitere Transak tionen im zweistelligen Milliardenbereich folgen könnten.

www.bbbiotech.ch

Dr. Daniel Koller, Head Investment Team BB Biotech bei Bellevue Asset Management
Entgeltliche Einschaltung

Auf die Bullen! Die Gläser wurden erhoben, um auf den bevorstehenden Sturm anzustoßen.

Drei Banker-Legenden auf einen Schlag: Andreas Treichl (Erste Stiftung), Christian Jauk (Grawe-Bankengruppe) und Heinrich Schaller (RLB OÖ AG) waren sichtlich guter Laune.

LEGENDÄRES

BULLENESSEN

BÖRSIANER

BÖRSIANER EDITOR’S DINNER 2022

5. SEPTEMBER 2022

EL GAUCHO AM ROCHUSMARKT, WIEN

Das legendäre Börsianer Editor’s Dinner aka „Bullenessen“ stellt ein Highlight im Jahreskalen der dar: Hochkarätige Gäste aus Finanz, Politik und Wirtschaft trafen sich zum gemeinsamen Dinner und Austausch im El Gaucho am Rochusmarkt. Namhafte Größen wie Thomas Birtel, Bernd Fis lage oder Klaus Kumpfmüller waren nur einige Top-Entscheider unter den zahlreichen Gästen. Die Prominenz ist sich einig: Die Zeiten werden nicht einfacher, Optimismus ist daher eine Tugend, die man pflegen muss!

Thomas G. Winkler (UBM) und Dominik Hojas („Börsianer“) lauschten den pointierten Worten von Thomas Birtel (Strabag SE).

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Vielgeschätzte Damen: Anette Klinger (IFN) und Herta Stockbauer (BKS Bank AG) strahlten positive Energie aus – eine wichtige Eigenschaft für Vorstands vorsitzende und Geschäftsführer in diesen Zeiten.

Peter Hanke (Finanzstadtrat Wien) hatte einiges zu erzählen. Sein Sprecher Oliver-John Perry begleitete ihn. Christoph Eisele („Börsianer“) lauschte den beiden gespannt.

Die „Börsianer“-Verlagsmanagerinnen Franziska Walde (CSO) und Valentina Stark (COO) unterhielten sich prächtig mit den prominenten Gästen. Tiefgehende Gespräche gab es zwischen Barbara Kolm (Oesterreichische Nationalbank) und Heinrich Schaller (RLB OÖ AG) – am Nebentisch auch zwischen Thomas Birtel (Strabag SE), Ingrid Krawarik („Börsianer“) und Thomas G. Winkler (UBM).
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THE NEW EUROPE

Politische Größen unter sich: Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und EFA-Präsident Andreas Treichl begrüßten Moldawiens Präsidentin Maia Sandu, Bundeskanzler Karl Nehammer und den Vizepräsiden ten des Europäischen Parlaments, Othmar Karas.

Unter dem Motto „The New Europe“ trafen sich dieses Jahr Experten und Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur ge meinsam mit angehenden Führungskräften und innovativen Köpfen im heimeligen Alpbach. Das Programm dieses Mal: offener, diverser, diskursiver, nachhaltiger und integrativer als je zuvor. Wie das neue Europa aussieht und wie weit die Existenz und Zukunft unseres Kontinents in unseren Händen liegt, wurde bei bestens organisierten Hikes, Vorträ gen und Get-together-Events intensiv diskutiert.

EIN HOCH AUF DIE PALFINGER AG

FEIER ZUM 90-JÄHRIGEN FIRMENBESTEHEN

14. SEPTEMBER 2022

AM COBENZL, WIEN

Das 90-jährige Bestehen des Salzburger Techno logie- und Maschinenbauunternehmens wurde gebührend am neu renovierten Schloss Cobenzl in Wien gefeiert. Dieses war im Auftrag der Porr AG kurz zuvor fertiggestellt worden und bot ei nen grandiosen Ausblick über Wien. Dem Abend wohnten namhafte Gäste wie Christoph Boschan (Wiener Börse), Karl-Heinz Strauss (Porr AG), und natürlich Palfinger-CEO Andreas Klauser bei, der die Gäste mit Freuden begrüßte. Der „Börsianer“ gratuliert sehr herzlich!

Beim Wirtschaftstalk wurde diskutiert, wie man die Wirtschaft jetzt entfesseln kann. Vorträge und Diskussionen en masse: Hier mit Andreas Treichl (Präsident des European Forum Alpbach), Finanzminister Magnus Brunner, Katharina Gnath (Bertelsmann-Stiftung) und Gernot Blümel (CEO Superfund Group). Gastgeber und Gäste warfen sich für diesen Anlass ordentlich in Schale: Christoph Boschan (Wiener Börse), Robert Horvath (Hödlmayr Int. AG), Brigadier Philipp Eder, Moderatorin Nadja Bernhard (ORF), CEO Andreas Klauser (Palfinger AG), Hubert Palfinger und Karl-Heinz Strauss (Porr AG) strahlten um die Wette. Prost die Herren! Ein Willkommens-Schnäpschen aus dem Tiroler-Land darf bei der Ankunft nicht fehlen. Brigadier Philipp Eder analysierte zu Beginn der Veranstaltung die militärische Lage in der Ukraine. 90 Jahre Palfinger ist schon einen Applaus wert. Das Fest ließen sich auch AR-Chef Hubert Palfinger mit Gat tin sowie Dominik Hojas („Börsianer“) nicht entgehen. FORUM ALPBACH, TIROL So lässt es sich aushalten. Die Teilnehmer machen es sich bequem. PALFINGER AG
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EUROPÄISCHES FORUM ALPBACH EUROPEAN
ALPBACH 2022 21. AUGUST – 2. SEPTEMBER

Ab spätestens 2025 greift die CSRD (Cor porate Sustainability Reporting Directive), die neue Richtline der EU, die in Österreich künftig 2.000 Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Die interdisziplinäre „Task Force Nachhaltigkeit“ von BDO berät Unternehmer:innen in allen Belangen rund um Sustainability.

NACHHALTIGKEIT UND BANKEN

„Der Nachhaltigkeitsstatus von Unternehmen ist für die Banken bereits jetzt ein Faktor bei der Entscheidung, Kredite zu vergeben“, erklärt Mag. Julia Leeb, Partnerin und Expertin für Corporate Finance bei BDO. „Es liegt klar im Interesse der Banken, nachhaltig agierende Unternehmen als Kund:innen zu präferieren, da die Bewertung ihrer Schuldner:innen auch in die eigene Bewertung einfließt. Alle Unternehmen, die auf Fremdfinanzierung angewiesen sind, sollten sich daher spätestens jetzt intensiv mit den ESG-Krite rien – Environment, Social, Governance, den drei Säulen der Nachhaltigkeit – auseinander setzen.“ Konkrete Aussagen zu den Auswirkungen auf die Konditionen der Kreditvergabe können noch nicht getätigt werden. Fest steht allerdings, dass es Unternehmen, die ESG-Kriterien nicht erfüllen, bei der Kreditvergabe zukünftig schwerer haben werden: Sie bekommen den Kredit zu schlechteren Konditionen bzw. erhalten im schlechtesten Fall überhaupt keinen Kredit mehr.“

CSRD: DIE CORPORATE SUSTAINABILITY

REPORTING DIRECTIVE DER EU

Eine Expertin, die die bald in Kraft tretenden EU-weit geltenden Standards derzeit mit aus arbeitet, ist Mag. Sanela Terko als Mitglied der „Accountancy Europe“, des offiziellen EUGremiums zu diesem Thema. „Verpflichtende

digital.bdo.at/nfr

Nachhaltigkeitsberichterstattung ab spätestens 2025 – das scheint noch weit weg zu sein. Der Reporting-Aufwand ist aber keinesfalls zu unter schätzen. In der Praxis beobachten wir häufig, dass nur bedingt Bewusstsein für die Tatsache vorhanden ist, dass die Zeit drängt“, appelliert Mag. Sanela Terko, Director bei BDO. Denn gerade auf Unternehmen, die bislang noch nicht zur ESG-Berichterstattung verpflichtet waren, kommt ein erheblicher Zeitaufwand zu: Für die Erstellung des Berichts sind zahlreiche Informationen nötig, die im bisherigen Geschäftsalltag kaum erhoben und strukturiert wurden. Prozesse zur Sammlung und Aufbereitung der relevanten Daten sollten möglichst zeitnah eingerichtet werden, um eine belegbare Daten basis für den eigentlichen Bericht zu schaffen. Neu ist auch die verpflichtende externe Prüfung dieser nichtfinanziellen Berichterstattung.

NACHHALTIGKEIT IM GESCHÄFTSMODELL VERANKERN

Zwei wesentliche Bausteine der Nachhaltigkeitsberichterstattung sind die Risiko- und Auswirkungsanalyse sowie sogenannte Wesentlichkeitsmatrizen. Sie stellen sicher, dass es nicht möglich ist, ausschließlich positive Aspekte zu veröffentlichen. Die Wesentlichkeitsmatrizen umfassen Themen wie Umwelt-, Sozial-, Arbeit nehmer:innen-, Menschenrechts- sowie Korruptions- und Bestechungsbelange und bilden den thematischen Rahmen für die Berichterstattung. Bei entsprechenden Wesentlichkeits analysen unterstützt u.a. das Consulting-Team um MMag. Dr. Jörg Schönbacher, Partner bei BDO. „Natürlich muss die Reporting-Fähigkeit sichergestellt werden; wir betrachten Nachhaltigkeit aber viel umfassender: Wie gelingt es uns, Nachhaltigkeit im Geschäftsmodell zu verankern

und das Unternehmen für die Zukunft optimal zu positionieren?“, betont der erfahrene Berater. Um dieses Ziel zu erreichen, wird das Unternehmen in seiner Gesamtheit inklusive der Lieferketten und Wettbewerbslandschaft analysiert, damit Prozesse und Strategien sowie Steuerung und Controlling optimal aufgestellt werden können. Die so gewonnenen Daten bilden die Basis für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Am Ende des Prozesses sind die Unternehmer:innen in der Lage, die regulatorischen Anforde rungen des Berichts selbständig zu erfüllen und immer wieder Verbesserungen im laufenden Geschäft vorzunehmen. „Letztlich bietet der Fokus auf Nachhaltigkeit eine umfassendere Perspektive und großes Potenzial für die Verbesserung des ganzen Unternehmens.“

SIE HABEN FRAGEN?

Melden Sie sich gerne zu unserem Webinar an!

„Nachhaltigkeit im Jahresabschluss“ 16.11.2022, 9:00–10:30 Uhr

Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung via E-Mail an events@bdo.at.

Julia Sanela
ESG für Unternehmen
NACHHALTIGKEIT GANZHEITLICH GEDACHT WE SEARCH FOR GREATNESS. BDO Austria GmbH QBC 4 – Am Belvedere 4, 1100 Wien +43 5 70 375 - 1000
Leeb Partnerin julia.leeb@bdo.at
Terko Director sanela.terko@bdo.at Jörg Schönbacher Partner joerg.schoenbacher@bdo.at

ARBEITSKRÄFTE

GESUCHT

Der 21. Börsianer Salon im Boxwood-Restaurant in Wien rückte das omnipräsente Thema Arbeits kräftemangel ins rechte Licht. Der Kampf um die Gewinnung von Arbeitskräften und um die bes ten Köpfe des Landes hat sich zugespitzt. Welche Veränderung durchlebt der Arbeitsmarkt und wie müssen sich Unternehmer und Arbeitgeber daran anpassen? Grund genug, die aktuelle Lage mit TopSpeakern auf dem Podium zu beleuchten. Mode riert von Ingrid Krawarik („Börsianer“), ging die beliebte Veranstaltung mit großartigen Inputs, inte ressanten Impulsen und motivierten Teilnehmerin nen über die Bühne.

Das Podium kann sich sehen lassen: Thomas Birtel (Strabag SE), Daniela Heilinger (BDO Austria), Monika Köppl-Turyna (Eco Austria Institut), Ingrid Krawarik („Börsianer“) und Angela Fleischlig-Tangl (VIG) diskutierten die Auswirkungen des Arbeitskräftemangels. Annika Wolf (PHH Rechtsanwälte) meinte: „Jüngere haben höhere Ansprüche und wollen für eine theoretische Karriere nicht mehr alles geben.“ Die Stimmung war auf dem Podium durchaus entspannt: Ingrid Krawarik („Börsianer“) war um keinen Schmäh verlegen. Gut gelaunt: Eva-Maria-Benisch („Trend“), Gabriela Loreth-Kurz (Rotes Kreuz), Hedi Schneid („Börsianer“). Vorständin Angelika Sommer-Hemetsberger (OeKB) ist eine langjährige Gästin des Börsianer Salons. Elisabeth Koszteczky (Valida Holding AG) merkte an, dass es immer noch viel zu wenig betriebliche Vorsorge gebe.
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BÖRSIANER 21. BÖRSIANER SALON 21. SEPTEMBER 2022 BOXWOOD-RESTAURANT, WIEN

BÖRSIANER

DIE WETTE

GEGEN EUROPA

KLEINES HAUS DER KUNST, WIEN

Eine drohende Wirtschaftsrezession, Rekordinfla tion und der Ukraine-Krieg prägten das aktuelle Quartal und sorgen für Unsicherheit unter den Anlegern. Bei der 55. Börsianer Roadshow disku tierte eine hochkarätige Runde über aktuelle He rausforderungen und mögliche Investmentchan cen. Abgerundet mit zwei Investmentstorys der Extraklasse von Gerald Grohmann und Andreas Klauser fand der Abend im Kleinen Haus der Kunst in Wien einen gemütlichen Ausklang. Dabei kam auch das Networking und der Austausch zwi schen Speakern und Teilnehmern nicht zu kurz.

Gut unterhalten haben sich auch Harald Hagenauer (Österreichische Post AG) und Rudolf Jettmar (Österreichische Prüfstelle für Rechnungslegung). Auf dem Podium waren Dirk Schumacher (Natixis), Gerhard Winzer (Erste Asset Manage ment), Gerald Grohmann (Schoeller-Bleck mann Oilfield Equipment AG), Dominik Hojas („Börsianer“), Mike Judith (DNB Asset Manage ment), Stefan Hofrichter (Allianz Global Investors) und Andreas Klauser (Palfinger AG). Hannes Roither (Palfinger AG) lauschte, Eduard Berger (Wiener Privatbank) und Christian Petter (J Safra Sarasin Fund Management) waren amüsiert. Dieter Kerschbaum (Erste Asset Management) ist nie um eine kritische Frage verlegen. BÖRSIANER ROADSHOW 55.0 13. SEPTEMBER 2022
SEITENBLICKE BÖRSENTALK Wir schaffen mehr Wert. Nachhaltig mit hypo_ blue. Unsere Welt ein Stück besser machen. www.hypo.at/hypoblue

STAATSZWECK PENSIONSERHÖHUNG

Die Pensionsverhandlungen sind wieder da: 5,8 Prozent bis zu zehn Prozent sollen es heuer werden. Und stets knickt die Politik ein: In den vergangenen Jahren gab es zumindest für kleinere Pensionen immer einen Schnaps mehr. Die Treffsicherheit unter sozialen Aspekten ist gering: Selbst mancher Top verdiener hat zusätzlich eine Kleinpension und profitiert von Extraprozenten. Die Ze che zahlen die Aktiven: Jeder zusätzliche Prozentpunkt erhöht die Staatschulden um eine weitere halbe Milliarde Euro. Niemand soll in Österreich hungern und frieren. Deshalb gibt es einen brei ten Konsens darüber, dass in Zeiten der hohen Inflation Menschen mit niedrigem Einkommen besonders unterstützt wer den müssen. Dementsprechend ist der Widerstand gegen zusätzliche Pensions erhöhungen gering. Das liegt nicht zuletzt am weitverbreiteten Irrtum über „niedri ge“ Pensionen: Eine betragsmäßig kleine Pension hat zum Beispiel oft jemand, der nur wenige Jahre in Österreich gearbeitet hat, aber durchaus zusätzliche Renten aus anderen Staaten bezieht. Selbst wenn er insgesamt ein gutes Gesamteinkommen hat, bekommt er aus Österreich Jahr für Jahr einen Prozentbonus. Im Extremfall werden so auch hohe Beamtenpensionen zusätzlich aufgefettet, wie der Pensions experte Walter Pöltner aus eigener Er fahrung berichtet: Pöltner bekommt als langjähriger Sektionschef nicht nur eine Beamtenpension, sondern auch ein paar Hunderter von der Pensionsversicherung

der Selbstständigen, weil er dort Beiträ ge für Vortragshonorare eingezahlt hat. Und weil diese Gewerbepension für sich genommen klein ist, wird sie ihm regel mäßig außertourlich erhöht.

Im Jänner 2022 profitierten so über eine Million Pensionisten und damit rund die Hälfte aller Fälle von einer Zusatzstei gerung, ganz gleich, ob sie es nötig haben oder nicht. Das heißt: Eine generelle Zu satzerhöhung kleiner Pensionsbeträge ist alles andere als sozial gerecht. Wenn man Altersarmut bekämpfen will, wären an dere Maßnahmen sinnvoll, etwa eine An hebung der Ausgleichszulage für soge nannte Mindestpensionsbezieher.

Die Pensionistenvertreter, das muss man neidlos anerkennen, sind gute Lob byisten. Für sie ist die Finanzierung der steigenden Pensionen ihrer Klientel der wichtigste Zweck des Staates. Die Berufs tätigen können von einer ähnlich effek tiven Interessenvertretung nur träumen. Das Guthaben auf ihrem Pensionskonto wird wie jedes Jahr nur mit dem gesetz lichen Wert valorisiert. Diese Verzinsung des Pensionsguthabens der Aktiven be

Der leidenschaftliche Weinbauer (61) ist seit 23 Jahren Finanz- und Wirtschaftsjournalist. Zu den wichtigsten Stationen des gebürtigen Deutschen zählen die lang jährige Chefredaktion des Magazins „Format“ und das seit 2015 von ihm organisierte Finanzjournalistenforum. Sein Steckenpferd ist die Altersvorsorge. Sich selbst beschreibt der studierte Agrarökonom als chronisch neugierig.

trägt Anfang 2023 bloß 3,1 Prozent. Der reale Wert des Pensionsguthabens geht also deutlich zurück. Darüber regt sich niemand auf. Damit nicht genug, müssen letztlich die Berufstätigen für alle außer tourlichen Pensionserhöhungen aufkom men. Schon das mittelfristige Gutachten der Alterssicherungskommission vom November 2021 erwartet von 2020 bis 2026 eine Steigerung der Pensionsausga ben von 41,7 Milliarden Euro auf 55,4 Mil liarden. Das entspricht einem Zuwachs von insgesamt 33,1 Prozent. Ein wesentli cher Einzelfaktor ist, dass jetzt geburten starke Jahrgänge in den Ruhestand gehen. Die durchschnittliche Inflationsanpas sung bis 2026 wurde Ende 2021 nur mit 2,2 Prozent im Jahr angenommen, wird aber wohl viel höher ausfallen. Und damit auch die Ausfallhaftung des Staates: Im Jahr 2020 lag der Bundeszuschuss für die So zialversicherungspensionen bei 11,3 Mil liarden Euro. Für 2026 schätzte die Kom mission 16,5 Milliarden. Das entspricht einem stolzen Zuwachs von 46,3 Prozent. Das tatsächliche Wachstum dürfte deut lich über 50 Prozent liegen: Schon der ge setzlich vorgesehene Inflationsausgleich von 5,8 Prozent kostet fast drei Milliarden. Jeder zusätzliche Prozentpunkt Pensions erhöhung sorgt für rund eine halbe Mil liarde mehr Defizit – Jahr für Jahr. Dazu kommt der Zinseszinseffekt: Jeder Pensi onszuwachs ist automatisch die Basis für die nächste Valorisierung. Bis irgendwann die Grenzen der Finanzierbarkeit über schritten ist. n

Die Reflexe der Seniorenvertreter funktionieren wie bei einem guten Boxer ohne Nachdenkpause: Kaum steht der gesetzlich vorgesehene Prozentsatz für die nächste Pensionserhöhung fest, folgt prompt die Forderung nach mehr. Die Zeche zahlen die Berufstätigen.
„Jeder zusätzliche Prozentpunkt Pensions erhöhung sorgt für halbe Milliarde mehr Defizit.“
MARTIN KWAUKA
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Die Wirtschaft ist ein globales Geschäft. Ein Blick über die Grenzen der Korrespondenten.

DEUTSCHLAND UND DIE OMV

DEUTSCHLAND. Beinahe wäre die OMV AG auf Kosten der Deutschen Gasverbraucher subventioniert worden. Denn bis vor kur zem hatte der deutsche Wirtschaftsmi nister Robert Habeck von den Grünen ei nen verwegenen Plan: Er wollte alle Gas kunden in Deutschland zu einer Umla ge zwingen, die jenen Energieversorgern zugutekommt, die die deutschen Betriebe und Haushalte mit Gas beliefern. Einige dieser Versorger stehen mit dem Rücken zur Wand wie etwa der größte deutsche Energielieferant Uniper, der mittlerweile

DIE BIRCHERMÜESLI-ÖKONOMIE

SCHWEIZ. Der Weltvermögensbericht der Credit Suisse bestätigt es erneut: Die Schweiz ist ein reiches Land – das reichs te von allen, wenn man auf das durch schnittliche Vermögen pro Kopf der er wachsenen Bevölkerung von 696.604 US-Dollar abstellt. Der nationalkonser vative Historiker Markus Somm erklärt das Phänomen mit der außerordentlichen Lage und Topografie des Landes. Seit den Zeiten der Renaissance profitierte es von den starken kulturellen und wirtschaft lichen Entwicklungen in der unmittel

baren Nachbarschaft. Andere Beobach ter verorten den Reichtum der Schweiz in der Tatsache, dass das Land an keinem der beiden Weltkriege direkt beteiligt war und dass es mit Sondergesetzen wie dem Bankgeheimnis gezielt ausländische Ver mögen ins Land zu locken verstanden habe. Weniger politisch motivierte Öko nomen zeigen auf das hohe Sparaufkom men, die hohe Produktivität oder auch die Innovationskraft. Die Wahrheit liegt ver mutlich in der breiten Vielfalt an Zutaten. Eine Art Birchermüesli-Ökonomie.

verstaatlicht wurde. Die Einnahmen aus der Gasumlage sollten ihn über Wasser halten. Dumm war nur, dass sie auch der OMV und anderen, die durchaus gut ver dienen sowie Dividenden und Boni aus schütten, zugutegekommen wären. Ver braucherschützer schimpften, Betriebe drohten mit Klage. Habeck musste seinen Entwurf zurückziehen. Jetzt liegt ein neu er Vorschlag auf dem Tisch, der ist auch wackelig. Ein staatliches Unternehmen mit einer Zwangsumlage zu finanzieren verstößt gegen die Verfassung.

ZINSSCHRITTE DER NOTENBANKEN EX-WIRECARD-CHEF ANGEKLAGT

USA/FRANKFURT/LONDON. Die Notenbanken der USA, des Euro raums und Großbritanniens haben zuletzt die Leitzinsen wegen der steigenden Inflation deutlich angehoben. Die US-Noten bank erhöhte im September auf 3,25 Prozent, die Europäische Zentralbank auf 1,25 Prozent und die Bank of England Ende Sep tember auf 2,25 Prozent.

DEUTSCHLAND. Das Oberlandesgericht München hat gegen Markus Braun, den ehemaligen Vorstandschef der Wirecard, Anklage wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Banden betrugs Anklage erhoben. Die Ermittlungen erwiesen sich laut Staatsanwaltschaft als schwierig und umfangreich, eine eigene Sonderkommission namens „Treuhänder“ ermittelte.

Das nächste Magazin erscheint um den 5. Dezember 2022. Bis dahin täglich:

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