Rechtswissenschaften und Kunst Wer also war Beethovens erster Librettist? Schon sein Vater, der 1734 in Szegedin geborene und 1786 in Wien gestorbene Dr. Christoph Sonnleithner hatte sich einen Namen als umfassend gebildeter Rechtswissenschaftler wie als Komponist, der seine Ausbildung bei Hofkompositeur Raimund Birk erhalten hatte, gemacht. Zusätzlich zu Jus hatte er auch Philosophie studiert. Neben seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt war er zeitweilig Dekan der juridischen Fakultät der Universität Wien. Eine Laufbahn, die auch der jüngste seiner Söhne einschlug: der 1770 in Wien geborene und 1831 dort verstorbene, in den Adelsstand erhobene Ignaz Sonnleithner. Auch er inskribierte Philosophie und Rechtwissenschaften, arbeitete als Advokat und Notar und wurde als Professor für Handelswissenschaften an die Universität Wien berufen. Sein 1801 erschienenes Lehrbuch zum Handelsrecht wurde zu einem Standardwerk. In seiner Wohnung veranstaltete der passionierte Sänger und Komponist jahrzehntelang Hauskonzerte, zu dessen Gästen auch Franz Schubert zählte. Seine Schwester, Anna Franziska, war die Mutter von Franz Grillparzer. Kunst und Rechtswissenschaften prägten ebenso den Lebensweg seines vier Jahre älteren Bruders Joseph, Beethovens Fidelio-Librettisten. Er machte in jungen Jahren die Bekanntschaft mit Mozart und Joseph Haydn und übersetzte früh griechische und römische Klassiker. Trotz seines großen Interesses für Literatur und seiner eminenten Sprachkenntnisse – er beherrschte perfekt Französisch, Italienisch, Spanisch, Englisch, Dänisch, Schwedisch, Niederländisch und Ungarisch, was er sich im Wesentlichen autodidaktisch angeeignet hatte – wählte er nach einem kurzen Intermezzo als Leiter einer von ihm gegründeten Buchdruckerei die Beamtenlaufbahn. Sonnleithner begann als Konzepts-Praktikant im Kreisamt Traiskirchen, wurde nach dem frühen Tod des Vaters von Kaiser Joseph II. in dessen Kabinett berufen und von diesem wiederholt eingeladen, ihm abends aus englischen Klassikern, vor allem Shakespeare, zu übersetzen. Nach dem Tod Josephs II. bekam Sonnleithner eine Pension und wurde Hofconcipist der Hofkanzlei. Auch der nachfolgende Herrscher, Kaiser Franz I., förderte seinen hoch gebildeten Hofbeamten. Er schickte ihn auf eine wissenschaftliche Reise nach Deutschland, Dänemark und Schweden, um Bildnisse und Biografien von Gelehrten und Künstlern für die kaiserliche Privatbibliothek zu sammeln. In Kopenhagen lernte Sonnleithner seine Frau, die Kaufmannstochter Johanna Wilhelmine Mariboe, kennen. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor.
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