Beethoven Fragmente Fidelio hat etwas Hieratisches, Kultisches. Es wird darin die Revolution nicht dargestellt, sondern gleichwie in einem Ritual wiederholend nachvollzogen. Er könnte zur Feier des Jahrestags der Bastille geschrieben sein. Keine Spannung, nur die »Wandlung« im Augenblick Leonores im Kerker. Vorentschiedenheit. Exzentrische, »stilisierte« Einfachheit der Mittel. Die Komponisten sind immer auch zoon politikon, und zwar desto mehr, je emphatischer ihr rein musikalischer Anspruch ist. Keiner ist tabula rasa. In der frühen Kindheit haben sie sich angepasst an das, was rings vorgeht, später sind sie bewegt von Ideen, die ihre eigene, selbst bereits sozialisierte Reaktionsform aussprechen. Selbst individualistische Komponisten aus der Blütezeit des Privaten wie Schumann und Chopin sind darin keine Ausnahmen; bei Beethoven rumort, in Schumanns Marseillaisezitaten hallt abgeschwächt der Lärm der bürgerlichen Revolution wider wie in Träumen. Dass die Musik Beethovens strukturiert ist wie jene Gesellschaft, die man – mit fragwürdigem Recht – aufsteigendes Bürgertum nennt, oder wenigstens wie ihr