TREND - Magazin für Soziale Marktwirtschaft - Ausgabe 1/2021

Page 16

TITEL Internationale Handelspolitik

Wer seinen Partner stärkt, stärkt auch sich selbst

Mit US-Präsident Joe Biden bietet sich die Chance auf eine Richtungskorrektur der transatlantischen Handels­ beziehungen. Deutschland und Europa sollten die Wirtschafts­beziehungen zu den USA wieder besser pflegen.

D

erzeit stehen wir an einem Scheideweg in den transatlantischen Beziehungen. In den USA endeten die Präsidentenwahlen mit Joe ­Bidens Wiedereinzug ins Weiße Haus. In seiner Antrittsrede sprach er zwar davon, die USA könnten sich wieder zur ­führenden Kraft für das Gute in der Welt machen1 – von Wirtschaftsbeziehungen war dabei jedoch nicht die Rede. Auch wenn Biden sofort nach seinem Amtseintritt das P ­ ariser Klimaabkommen und die WHO-­

von:

Frank Sportolari

Foto: ups

Senior Advisor Transformation UPS Europe; Präsident der American Chamber of ­Commerce in Germany

„Deutschland sollte hier eine Vorreiterrolle für die EU einnehmen, das wird in anderen EU-Mitgliedstaaten auch so erwartet und bisher eher vermisst.“ 16

Mitgliedschaft reaktiviert hat, bleibt offen, ob er sich auch für einen freien Welthandel einsetzen wird. Traditionell gesehen sind die ­Demokraten eher gegen freien Handel – Trump bildet die Ausnahme auf republikanischer Seite. Es besteht also weiterhin die Gefahr des Protektionismus. Auch Biden möchte voraussichtlich Arbeitsplätze in die USA zurückholen, um die Arbeiterschicht und den Rust Belt, die wirtschaftsschwache alte Industrieregion zwischen New York und Illinois, zu stärken. Vor allem Deutschland wurde unter Trumps Regierungszeit ein hohes Außenhandelsdefizit vorgeworfen. Das besteht noch immer, wobei die jüngsten Zahlen2 deutliche Fort­ schritte zeigen. Im Jahr 2019 stieg der Export in die USA im Vergleich zu 2017 um stolze sechs Prozent, der Import sogar um 15 Prozent. Zum Vergleich: Die gesamten deutschen Exporte nahmen zwischen 2017 und 2019 um 3,8 Prozent zu, die Importe um 7,1 Prozent. USA und Deutschland: ­Handelspartner mit langer Tradition Der deutsche Außenhandel mit den USA wächst überproportional – und das hat eine lange Tradition: Die

Vereinigten Staaten zählen schon seit 1950, gemessen am Außenhandelsumsatz, zu den zehn wichtigsten Handelspartnern Deutschlands; seit 1993 sogar durchgehend zu den Top 5. Unabhängig davon, wie gerade in Washington über Berlin gesprochen wird – die Amerikaner und die US-Wirtschaft stehen den Deutschen sehr positiv gegenüber. Kein Wunder, denn: 45 Millionen US-Amerikaner führen ihre Herkunft auf Deutschland zurück.3 Beziehungspflege: Chance auf Richtungskorrektur Auch wenn die Demokraten traditionell eher gegen freien Handel sind, bietet sich mit Präsident Biden die Chance auf eine Richtungskorrektur und die Chance, das transatlantische Verhältnis besser zu gestalten. Auch, oder gerade, wenn es mal politischen Streit gibt, sollte die deutsche Politik aktiv die Wirtschaftsbeziehungen zu den USA pflegen. Deutschland und seine Kanzler sollten viel mehr Wirtschaftsreisen in die USA unternehmen, mit einer Delegation verschiedener Wirtschaftsvertreter. Deutschland sollte dabei auch eine Vorreiterrolle für die EU einnehmen,

TREND 1/2021


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook

Articles inside

Impressum

2min
page 56

Im Spiegel der Presse

2min
page 57

Rückblick | Einblick | Ausblick

13min
pages 51-55

Deutschland muss Torjäger werden

2min
page 50

Masseninsolvenzen im Kern gesunder Unternehmen verhindern“ Dr. Joachim von Schorlemer

4min
pages 48-49

Neustart nach der Krise

4min
pages 46-47

StaRUG, und nun? (Prof. Dr. Heribert Hirte MdB)

4min
pages 40-41

Wir brauchen Technologieoffenheit beim Klimaschutz (Dr. Peter Feldhaus)

3min
pages 38-39

Europa muss stärker werden (Wopke Hoekstra)

2min
pages 35-36

Erster Schritt zur Fiskalunion (Olaf Scholz MdB)

2min
page 34

Digitale Souveränität voranbringen (Dorothee Bär MdB)

1min
page 31

Digitalisierung des Staates beschleunigen (Thomas Jarzombek MdB)

1min
page 32

Resilienteres Gesundheitssystem anstreben (Peter Albiez)

1min
page 29

Regulierungen müssen abstrakt bleiben (Prof. Dr. h.c. Roland Koch)

2min
page 30

Weniger Dirigismus mehr Strategie (Kai Hankeln)

1min
page 28

Offensive Wirtschaftspolitik gefragt (Dr. Markus Söder MdL)

2min
page 26

Steuererhöhungen sind Gift für die Wirtschaft (Peter Altmaier MdB)

2min
page 23

Renaissance Ludwig Erhards (Ralph Brinkhaus MdB)

1min
page 27

Die junge Generation ist dreifacher Verlierer der Pandemie (Tilman Kuban)

5min
pages 8-9

Besser spät als nie (Manfred Weber MdEP)

3min
pages 18-19

Europa hat seine Zukunft selbst in der Hand (Dr. Martin Brudermüller)

2min
page 22

Wer seinen Partner stärkt, stärkt sich selbst (Frank Sportolari)

3min
pages 16-17

Angriff auf Deutschlands Unternehmertum (Dr. Dorothea Siems)

4min
pages 6-7
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.