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Der Stoff, aus dem die Träume sind Das globale Potenzial von synthetischen Treibstoffen ist unbestritten hoch. Dennoch bleibt ihr Einsatz in Pkw umstritten, was die eFuel Alliance kritisiert. Text: Mag. Bernhard Katzinger, Fotos: Fraunhofer IEE, Adobe Stock
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ie österreichische eFuel Alliance ruft gemeinsam mit der deutschen (gleichzeitig europäischen) Allianz zum Wider stand gegen das in der EU geplante Verbrenner-Verbot 2035 auf. „Autos werden teurer, Strom wird teurer, Arbeitsplätze in der Automotivwirtschaft gehen verloren, Technologiekompetenzen in Europa sterben ab“, sind laut eFuel-Alliance-Österreich-Präsident Jürgen Roth die Folgen der geplanten Regelung. Dass die Umwelt minister E-Fuels wenigstens theoretisch berücksichtigen wollen, ist nur ein kleiner Hoffnungsschimmer.
Gigantisches Potenzial, dennoch umstritten Von Power-to-X-Technologie spricht man, wenn man flüssige oder gasförmige Treibstoffe meint, die aus (grünem) Wasserstoff und CO2 synthetisiert werden. Das Poten zial der Technologie ist unumstritten. Autos werden teurer, Das FraunhoferStrom wird teurer, ArbeitsInstitut hat 2021 in plätze und Technologiekom- seinem Power-to-Xpetenzen gehen verloren.“ Atlas postuliert, dass weltweit etwa 57.000 Mag. Jürgen Roth, eFuel Alliance Terawattstunden an Power-to-X-Poten zial zu schöpfen wären. In Relation setzen die Forscher das mit dem für 2050 erwarteten Verbrauch der gesamten Luftfahrt, der sich auf knapp 7.000 Terawattstunden belaufen werde. Es handelt sich freilich um ein rein theoretisches Potenzial: Trotz zahlreicher Forschungsprojekte werden E-Fuels derzeit nirgendwo
Die Länder mit dem größten Potenzial für Power-to-X sind laut Fraunhofer die USA, Australien und Argentinien (Grafik oben); zentrale Voraussetzungen für die Power-to-X-Umwandlung ist das Vorhandensein von Wasser und Ökostrom (u.)
in nennenswerten Mengen produziert. Fraunhofer-Gruppenleiter Norman Gerhardt, MSc, meint trotz des hohen Potenzials: „Grüner Wasserstoff und grüne synthetische Brenn- und Kraftstoffe können nur Ergänzung sein. Die Steigerung der Energieeffizienz und der direkte Einsatz erneuerbaren Stroms muss Priorität haben.“ Andere, wie der deutsche Batterieforscher Dr. Maximilian Fichtner, drücken sich weniger diplomatisch aus: „Man hat den Gestank, den Lärm und den hohen Wartungsaufwand von Verbrennern, außerdem käme eine Tankfüllung auf 300 bis 400 Euro.“ Das sieht die Brüsseler Politik wohl ähnlich. Während E-Fuels für Luftverkehr, Schifffahrt oder chemische Industrie ausdrücklich erwünscht sind, weil in diesen Bereichen energetisch günstigere Alternativen fehlen, bleibt das klare Njet dazu, dass Hersteller synthetische Treibstoffe in die Flottengrenzwerte miteinrechnen dürfen – was wiederum Investoren vergrämt. •
Flotte 06-07/2022
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