7c. Ausgewählte Bauten in Konstantinopel, Griechenland und den östlichen Provinzen Anicia Juliana, die Enkelin Valentinians III., ließ in den Jahren 524–527 an der Hauptstraße Konstantinopels in der Nähe ihres Palastes eine große, mit Atrium versehene Basilika zu Ehren des heiligen Polyeuktos errichten, die nach den erhaltenen Fundamenten 58 m lang und 52 m breit war (Abb. 135). Zwischen breiten Fundamenten in West-Ost-Richtung befinden sich die Fundamente eines Ambo und eines Ganges zum Altarraum (solea). Zu den zahlreichen bei Ausgrabungen gefundenen Fragmenten der architektonischen Innenausstattung zählen Nischenbekrönungen und Pilasterkapitelle, auf denen in 11 cm hohen griechischen Buchstaben Teile der ersten 41 Zeilen eines in der Anthologia graeca überlieferten Gedichtes auf die Polyeuktoskirche wiedergegeben sind. Aufgrund der Fundlage der Details ließ sich annähernd die Innenarchitektur rekonstruieren: Im Norden und im Süden des Hauptschiffs der Kirche dürften sich drei Exedren befunden haben, die jeweils aus fünf abwechselnd halbkreisförmigen und
rechteckigen Nischen gebildet waren. In den Wölbungen der Rundnischen befinden sich radschlagende Pfauen, unter den Bögen der Rechtecknischen zwei auf die Mitte gerichtete Pfauen in Profilansicht. In diese Nischenarchitektur gehören auch die beiden Pfeiler mit reichem Reliefschmuck, die nach der Plünderung Konstantinopels im vierten Kreuzzug nach Venedig entführt wurden (Abb. 136). Dass diese auf der Piazetta di San Marco stehenden Pfeiler aus der Polyeuktoskirche stammen, ist durch vergleichbare Fragmente in Istanbul gesichert. Dasselbe gilt für Korbkapitelle mit Palmettenschmuck, die in der Markuskirche selbst eingebaut sind. Fragmente von Säulen mit Einlegearbeiten in Amethyst, farbigem Glas und Glas mit Goldfolie wurden in der Polyeuktoskirche im Altarraum gefunden. Sie könnten den Altarbaldachin getragen haben. Die vermutete Eindeckung der Mitte des Hauptschiffs mit einer Kuppel ist fraglich.
Abb. 135. Istanbul, Archäologisches Museum. Nischenbekrönung aus der Polyeuktoskirche in Istanbul, Marmor, Höhe noch 1,44 m, Breite noch 2,26, ursprünglich 2,75 m. Dekor: Weinranken, radschlagende Pfauen und Inschrift.
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