ROME. THE SUNSET SPLENDOR

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kranz, das vierte eine Largitionsschale mit mittlerem Emblem (S. ). In den beiden oberen Porträtmedaillons tragen die Herrscher über der Tunika einen Mantel (paludamentum) mit einer Fibel auf der rechten Schulter, im untersten die Toga. An dieser zivilen Bekleidung sind die beiden im Jahre 305 zurückgetretenen Augusti zu erkennen, am Größenunterschied der Vorrang Diocletians vor Maximian. In den oberen Medaillons erscheinen die bis 306 regierenden Herrscher; auch hier sind die Augusti größer dargestellt als die Caesares. Die beiden beim vierten Kreuzzug im Jahre 1204 aus Konstantinopel nach Venedig entführten Reliefpaare von tetrarchischen Herrschern aus Porphyr besitzen im Hintergrund Reste von 10–12 m hohen Säulen, mit denen die Figuren aus einem Stück gearbeitet wurden (Abb. 18). Die Säulen dürften dicht über den Tetrarchenskulpturen die Statuen von Jupiter und Hercules getragen haben. Ähnlich wie bei erheblich kleineren Herrscherpaaren im Vatikan ist jeweils ein Augustus mit einem etwas jüngeren Caesar vereinigt. In Istanbul wurde die in Venedig fehlende Ecke einer Konsole mit einem Fuß gefunden, es ist jedoch nicht bekannt, aus welcher Residenzstadt die Säulen mit Skulpturen in die neue Stadt Konstantins geholt wurden. Ihre Herstellung in Ägypten, dem Ursprungsland des Porphyrs, ist sicher. Bei Gelegenheit der Aufstellung auf dem Philadelphion in Konstantinopel scheint man den jeweils linken Figuren grobe Bärte eingeritzt zu haben. Die vier Herrscher tragen über dem Panzer einen reich geschmückten Gürtel und den von einer Zwiebelknopffibel gehaltenen Mantel. Mit der Rechten ergreifen sie den als Adler-

kopf gestalteten Griff ihres Schwertes. Die Löcher zur Befestigung von Schmuck an der flachen, runden Fellkappe (pileus pannonicus) könnten später angelegt worden sein. Die Skulpturen werden meist als die Kaiser der ersten Tetrarchie identifiziert (293–305), doch kommen auch die Herrscherkonstellationen von 306 oder 308 in Frage (S. ).Da Maxentius, der Sohn Maximians, bei den Regierungsbildungen der Jahre 293, 305 und 306 nicht berücksichtigt wurde (S. ), eignete er sich 306 als Usurpator die Herrschaft in Rom an. Das bedeutendste Bauwerk seiner Regierungszeit war eine Basilika am Forum Romanum von ca. 90 m Länge, deren Längsrichtung parallel zur Heiligen Straße (via sacra) verlief (Abb. 19). Vom Eingang im Osten blickte man durch das Mittelschiff zu einer Apsis im Westen, in und vor der sich öffentliche und offizielle Ereignisse wie Ansprachen und Gerichts- oder Geschäftsverhandlungen abspielten, möglicherweise auf einer Tribuna lokalisiert. Der Bau unterschied sich vom gewohnten Typus der Basilika mit hölzernem Dachstuhl und gleichgerichteten, durch Säulenreihen von einander getrennten Längsschiffen. Maxentius ließ mit großem Aufgebot von Ziegelmaterial über dem Mittelschiff drei aneinandergereihte, ca. 35 m hohe Kreuzgratgewölbe errichten. Für diese wäre eine Lastabtragung über längsgerichtete Seitenschiffe nicht möglich gewesen; sie erfolgte daher auf jeder Seite über die Auflager von drei quergelagerten Tonnengewölben, von denen die nördlichen erhalten blieben (Abb. 20). Die Anregung für eine so große Halle mit drei Kreuzgratgewölben könnte vom größten Raum der Thermen Diocletians stammen – den Michelangelo im 16. Jh. in eine Kirche verwandelte (heute S. Maria degli Angeli).

3b.  Konstantin im Westreich

Abb. 21.  Rom, Hof des Kapitolinischen Museums, Inv. 1622. Kopf der kolossalen Sitzstatue Konstantins aus der Maxentiusbasilika, Marmor, Höhe ca. 2,97 m, vom Scheitel bis zum Kinn 1,74 m.

Die Apsis der Maxentiusbasilika war ursprünglich nicht für ein großes Götter- oder Herrscherbild bestimmt, da sich unter ihr ein Keller befindet. Nach dem Sieg über Maxentius wollte sich Konstantin den Römern in diesem bedeutenden Bau in einem monumentalen und göttergleichen Kaiserbild präsentieren. Technisch möglich war dies, weil man eine größtenteils hohle Sitzfigur entwarf, die in der Apsisrückwand verankert wurde und bei der nur der Kopf, ein Teil der Brust, die Arme und die Beine aus parischem Marmor gefertigt waren (Abb. 21). Der Fundort von Fragmenten und eine Notiz in einer Zeichnung von Francesco di Giorgio Martini (1439– 1502) sichert den Aufstellungsort in dieser Apsis. Da diese nun nicht mehr für die Tribuna zur Verfügung

stand, ließ Konstantin an den mittleren Nebenraum der Nordseite eine neue Apsis anbauen und ihr gegenüber an der Südseite der Basilika einen weiteren großen Eingang errichten. Die Haltung des thronenden Kaisers entsprach dem Darstellungsschema des höchsten Staatsgottes Jupiter. So trug er lediglich einen Mantel über dem sonst nackten Körper. Seine rechte Hand umfasste einen stabförmigen Gegenstand, wohl eine Lanze. Wegen der Darstellung des Kaisers als Jupiter ist es unwahrscheinlich, dass eine spätere Nachricht in der Kirchengeschichte des Eusebius (IX 9,10 f.) über ein christliches Zeichen in der Hand Konstantins sich auf dieses Denkmal bezog. Im frühen 4. Jh. sah man 29


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11. Index

14min
pages 257-272

10. Schlusswort

3min
pages 255-256

9i. Textilien

4min
pages 251-254

9h. Ikonen

3min
pages 249-250

9f. Glas

4min
pages 241-245

9g. Ton

4min
pages 246-248

9e. Glyptik

2min
pages 239-240

7c. Ausgewählte Bauten in Konstantinopel, Griechenland und den östlichen Provinzen

32min
pages 155-180

9d. Elfenbeinschnitzereien

16min
pages 227-238

9c. Metallarbeiten des Privatlebens

24min
pages 212-226

8c. Fußbodenmosaik

7min
pages 187-194

9b. Metallarbeiten der Kirchenausstattung

7min
pages 207-211

7b. Ausgewählte Bauten in Rom, Italien und den westlichen Provinzen

1hr
pages 115-154

6b. Viertes bis sechstes Jahrhundert

27min
pages 81-100

5b. Christliche Kunst

6min
pages 70-72

4d. Kaiser und Kaiserinnen als Empfänger von Konsulardiptychen

4min
pages 62-66

4. Künstlerische Auftragsarbeiten der Kaiser und Konsuln

8min
pages 51-55

4c. Konsuln in Circus und Amphitheater

4min
pages 59-61

3. Bauten, Denkmäler und Skulpturen von Kaisern und für Kaiser im öffentlichen Raum

8min
pages 21-28

3c. Konstantin und seine Nachfolger in Konstantinopel

13min
pages 38-49

4b. Geschenke der Konsuln

7min
pages 56-58

2. Geschichtlicher Überblick

22min
pages 9-19

3b. Konstantin im Westreich

10min
pages 29-37

1. Einleitung

0
pages 7-8
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