Klönschnack Juli 2022

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27 Gastkolumne.qxp_kloen 23.06.22 13:40 Seite 27

MEINE MEINUNG

Stellungnahme

Anna-Theresa Korbutt : „Ist die Menschheit noch nicht so weit, ÖPNV als Sharing-Mobility in ihr Leben zu integrieren?“

Jetzt entdecken viele Menschen, wie es ist, sich mit Bus und Bahn im

FOTO: MARKUS MAINKA_ADOBESTOCK.COM

Alltag oder in der Freizeit zu bewegen

ANNA-THERESA KORBUTT. 9-Euro-Ticket

Wann, wenn nicht jetzt? Das 9-Euro-Ticket, das zum Entlastungspaket der Bundesregierung gehört, ist ein Geschenk für den öffentlichen Nahverkehr, eine riesige Chance für die Branche.

D

enn endlich steht damit auch einer großen begleimal der ÖPNV im Fokus der tenden Kampagne Bundespolitik und des – zu- vorzubereiten. Denn meist positiven – öffentlichen für uns war von Anfang an klar: Die noch Interesses. Noch einmal kurz zusammengefasst: Seit nie da gewesene günsdem 1. Juni können Fahrgäste drei Monate tige Monatskarte wird lang für nur 9 Euro monatlich den gesam- auch der Mobilitätsten Nah- und Regionalverkehr in Deutsch- wende enormen Aufland nutzen. Alle Fahrgäste, unsere Be- trieb geben. Wann, standskundinnen und -kunden, aber auch wenn nicht jetzt, ergreineue Fahrgäste und Gelegenheitskundin- fen auch Menschen, die bisher aus den unnen und -kunden profitieren von dem An- terschiedlichsten Gründen zurückhaltend gebot. Bürgerinnen und Bürger im HVV-Ge- oder vielleicht sogar skeptisch waren, Bus biet werden durch das 9-Euro-Ticket und Bahn im Alltag oder in der Freizeit zu voraussichtlich um mehr als 130 Millionen nutzen, die Gelegenheit, es nun einfach mal auszuprobieren? Euro entlastet, davon entfalDer Erfolg des 9-Euro-Tilen mehr als 100 Millionen ckets gibt uns Recht: Die allein auf Hamburg – das Nachfrage für das 9-Euro-Tigab es noch nie. cket ist seit Beginn des VorDiese Chance wollten wir verkaufs am 20. Mai ungeuns nicht entgehen lassen brochen hoch und hat und haben daher sofort unsere Erwartungen deutnach dem Vorstoß der Bunlich übertroffen. Schon in desregierung alle Kräfte geden ersten drei Tagen wurbündelt und alles in die den knapp 130.000 9-EuroWaagschale geworfen, um Tickets gekauft, inzwischen das 9-Euro-Ticket schnellst- Anna-Theresa Korbutt: haben wir die 1-Millionenmöglich in die Tat umzuset- Seit April 2021 GeschäftsMarke geknackt. Hinzu zen. Dazu gehörte, alle Pro- führerin des HVV, zuvor in zesse und Mechanismen auf führenden Positionen bei der kommen 680.000 Abos, die Deutschen Bahn und den auf das 9-Euro-Ticket umgedas 9-Euro-Ticket umzustelÖsterreichischen Bundesbahnen stellt wurden. len und außerdem den Start

Damit ist das 9-Euro-Ticket gleichzeitig und eher „by the way“ ein großes bundesweites Experiment, von dem der HVV und überhaupt die Branche mit Blick auf die Zukunft des Nahverkehrs und der Mobilitätswende einen hohen Erkenntnisgewinn werden ziehen können. Wir führen Marktforschungen durch, zu Beginn der dreimonatigen Phase des 9Euro-Tickets und zum Schluss. Auch viele andere Institutionen befragen Nutzerinnen und Nutzer des 9-Euro-Tickets, sodass wir uns auf ein großes Portfolio repräsentativer Ergebnisse freuen können – gerade auch von Kunden, die uns vorher nicht auf dem Schirm hatten. Wir sind gespannt, denn die Gretchenfrage für uns lautet: Was passiert, wenn das 9-Euro-Ticket am 31. August ausläuft? Bleibt die zusätzliche Nachfrage am öffentlichen Nahverkehr dann aus? Wenn ja, ist es dann nur das fehlende Angebot oder hat uns der Preis bisher gebremst? Welche Angebote braucht es, um die Fahrgäste auch künftig für die Mobilitätswende zu begeistern? Oder ist die Menschheit einfach noch nicht so weit, ÖPNV als SharingMobility in ihr Leben zu integrieren? Fragen über Fragen, die wir auch im direkten Dialog mit ausgewählten Kundengruppen – Familien, Pendler, Seniorinnen und Senioren zum Beispiel – ansprechen. Haben sie den HVV in den drei Monaten mehr genutzt? Wären Busse und Bahnen auch langfristig eine gute Alternative zum Auto? Schon vor dem Start des 9-EuroTickets gab es viel Kritik von allen Seiten und viele Unkenrufe, was alles schieflaufen könnte. Und ja, wir erleben teilweise überfüllte Busse und Bahnen, vor allem an Wochenenden und Feiertagen. Das war angesichts der hohen Nachfrage seit Start des Vorverkaufs absehbar. Aber darüber und zum Beispiel über die Frage, ob die Bundesregierung die insgesamt 2,5 Milliarden Euro für das 9-Euro-Ticket und damit für die Entlastung der Bürger besser gleich in den Ausbau der Schieneninfrastruktur und in den Ausbau der Kapazitäten im ÖPNV hätte investieren sollen, sollten wir nach dem 31. August, ausgestattet mit neuen Erkenntnissen zu unserem System, weiter diskutieren. Denn wenn die Verkehrswende gelingen soll, müssen wir das 9-Euro-Ticket als Chance begreifen und daraus für die Zukunft lernen. Packen wir es an! Anna-Theresa Korbutt

Klönschnack 7 · 2022

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