Einführung Die vorliegende Handreichung stellt eine umfassende Sammlung von Beispielen für Werteorientierung, ethische Bildung und Religiosität im Kindergarten dar. Fachwissen und Praxiserfahrungen wurden so miteinander verwoben, dass sie ineinandergreifen, sich gegenseitig erklären und begründen. Ziel ist es, Achtsamkeit, Einfühlungsvermögen, Reflektiertheit und Verantwortungsbewusstsein von Kindern anzuregen und ihnen Einblick in bedeutende Werte und Prinzipien zu bieten. Dem Kind sollen Erfahrungsräume geboten werden, damit es Kompetenzen für verantwortliches Urteilen und Handeln entwickelt, sich aktiv an den Bildungsprozessen im Kindergarten beteiligt und diese gestaltet. All diese Aspekte ermöglichen es dem Kind, Vorurteile und Diskriminierung zu erkennen und dagegen einzustehen, der Vielfalt offen zu begegnen. Es erlebt Unterstützung auf seiner Suche und im Engagement für grundlegende Werte sowie im Erkunden der Bedeutung und des Sinns im Leben. Eine bewusste Wertebildung stärkt den respektvollen Umgang mit verschiedenen Menschen und unterstützt dabei, eigene Überzeugungen, Einstellungen und Werte im Lebensalltag umzusetzen. Kritisches Denken steht im Zusammenhang mit tiefgreifendem Verstehen, guter Entscheidungsfindung, reflektiertem Beurteilen und Abwiegen von Überlegungen und Eindrücken. Die pädagogische Fachkraft im Kindergarten nimmt die Vielfalt und Heterogenität der Kinder und der Familien in ihren jeweiligen Lebenslagen sensibel wahr und gestaltet auf der Grundlage dieser Wahrnehmung ihre pädagogische Arbeit. Wir leben in der Gesellschaft – und somit auch im Kindergarten – immer in Beziehung zu anderen. Diese
6 | Handreichung Religiosität
Beziehung ist von gegenseitigem Geben und Nehmen sowie von einer lebendigen Gesprächskultur und Kommunikation untereinander gekennzeichnet. Eine ethische Wertehaltung ist das Fundament unserer Beziehung zu uns selbst und zu der Welt um uns herum. Den Menschen als Person und seine Menschenwürde zu respektieren sind grundlegende Bedingungen für ein gelingendes Leben. Ethische Bildung ist wie alle Bildungsfelder im Kindergarten in den kindlichen Erfahrungsalltag eingebettet. Das Vertrauen zwischen Kind und pädagogischer Fachkraft stärkt dabei eine positive Weltansicht und einen offenen Weltzugang des Kindes. Soziale Kompetenzen im Umgang mit anderen unterstützen das Kind in unterschiedlichen Situationen seines Seins. Ein inklusives Miteinander setzt immer die Reflexion von Überzeugungen und Werten voraus und baut darauf auf, wie wir unser Handeln mit diesen Werten in Verbindung setzen. Damit Kinder soziale Kompetenzen zeigen und ausbauen können, braucht es eine professionelle und reflektierte Begleitung durch Erwachsene sowie ein offenes, von Vertrauen und Wertschätzung getragenes Lernumfeld. Ebenso wichtig ist es, Interaktionsprozesse, die zu verantwortungsbewusstem Denken und Handeln im pädagogischen Alltag herausfordern, zuzulassen. Sich mit Freude auf diese Prozesse mit den Kindern einzulassen, ihren Fragen nach dem Sinn des Lebens zu begegnen und mit ihnen und von ihnen zu lernen, ist unser Wunsch für alle Leser*innen dieser Handreichung. Katharina Ebner, Andrea Mittermair und Herta Petermair