Aktuell
Wiesen
Steigt endlich runter vom Gas!
Die Unfallbilanz in der Hinteren Gasse: ein Totalschaden, ein angefahrener Hund, mehrere „Beinahe-Unfälle“ In der Hinteren Gasse in Wiesen dürfen Autofahrer nicht schneller als 30 km/h fahren. Doch die wenigsten halten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Anrainer sind frustriert. Seit langem fordern sie mehr Sicherheit auf der Straße – vergeblich. Die Hintere Gasse ist ein ruhiger Fleck. Eng schlängelt sich die schmale Straße durch Wiesen und Felder den plätschernden Mühlbach entlang. Naturnah. Idyllisch. Familienfreundlich. Die Gasse ist nicht viel befahren, aber wenn ein Auto naht, dann heißt es gut aufpassen. „30 km/h fährt hier fast niemand, obwohl es in dieser Zone vorgeschrieben wäre“, erzählt Manuel Guadagnini, ein Anrainer. Dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung eingeführt worden ist, hat triftige Gründe. Viele Häuser grenzen direkt an die enge Straße, die meisten Ein- und Ausfahrten und auch andere Stellen sind unübersichtlich. Trotzdem nehmen die wenigsten Autofahrer ihren Fuß vom Gaspedal. „Meistens sind es dieselben“, erzählt eine Anrainerin und meint damit neben Paketlieferanten
38
Erker 12/20
Diese Plakate haben Kinder gestaltet („weil die Autofohrer zu schnell fohrn“)
und LKW vor allem Bewohner von Oberwiesen. Diese fahren – meist aus Gewohnheit – nicht über die Pfitschtalstraße, die Hauptdurchzugsstraße zwischen Sterzing und Hochtal, sondern über die Hintere Gasse. Auch im Winter werde die Geschwindigkeit auf der geräumten, aber doch rutschigen Straße unterschätzt. Autos bremsen, rutschen, landen mit dem Vorderreifen im Graben und müssen herausgezogen werden. Die bisherige Unfallbilanz: ein Totalschaden, ein angefahrener Hund, der anschließend eingeschläfert werden musste, zahlreiche Beinahe-Unfälle. „Schon oft wäre Schlimmes passiert, würden Mamis und Papis nicht genau auf sich und ihre Kinder Acht geben“, so eine Anrainerin. Niemals würde sie ihr Kind alleine bis zur Trautsonstraße gehen lassen, zu oft habe sie erlebt, wie Autos daherschießen, wie Mütter und Kinder vor Panik schreien und ausweichen, wie Autolenker im letzten Moment erschrocken abbremsen. „Gesagt getan! Gemeinsam für mehr Sicherheit am Schulweg“ Seit rund zwei Jahren stellt Manuel Guadangini stellvertretend für
Anrainer immer wieder Anträge an die Gemeindeverwaltung und macht auf die Problematik aufmerksam – schriftlich, telefonisch, persönlich. „Ich habe alles Mögliche probiert, bisher ohne Erfolg.“ Jedes Mal sei er vertröstet worden. Im Sommer 2019 hätte sich eine Arbeitsgruppe mit dem Thema beschäftigen sollen, im Frühjahr 2020 hätte ein Verkehrskonzept ausgearbeitet werden sollen, mit Anrainern hätte ein Gespräch stattfinden sollen. Jetzt ist November und die Situation noch immer dieselbe. Die Aktion „Gesagt getan! Gemeinsam für mehr Sicherheit am Schulweg“ von Südtirol 1, Safety Park, VKE, Land Südtirol und Radio Tirol gab Manuel Guadagnini neue Hoffnung. Seit Ende Oktober bietet der Radiosender seinen Hörern Hilfe an und will gemeinsam mit Experten des Safety Park und Verantwortlichen der Gemeinde die Schulwege sicherer machen. Statistisch gesehen gibt es in Südtirol jeden Tag fünf Verkehrsunfälle, die Hälfte davon in Ortsbereichen. Genau dort, wo auch Kinder zur Schule unterwegs sind. Manuel Guadagnini hatte Glück. Südtirol 1 sagte sofort zu,
sich die Gefahrenstelle vor Ort anzusehen. Zwei Tage später schildern Eltern, Kinder, Anrainer und Gemeindevertreter bei einem Treffen beim „Rieplhof“ in der Hinteren Gasse dem Südtirol-1-Reporter die Situation. Am Zaun hängen Plakate, welche die Kinder in der Grundschule und im Kindergarten spontan gestaltet haben. „Achtung, Kinder!“, „Bitte langsam fahren“, „Sicherheit am Schulweg“, steht darauf geschrieben, daneben bunte Zeichnungen von spielenden Kindern, SpeedCheck-Boxen, Radar, Zebrastreifen und Vorfahrtsschilder. Bürgermeister Stefan Gufler verweist im Radio-Interview auf die Priorität, die das Thema Verkehrssicherheit in der Hinteren Gasse habe. Innerhalb November werde der Verkehrstisch, die Plattform für Anliegen der Bürger, neu ernannt und sich dem Thema annehmen. Für das gesamte Gemeindegebiet soll ein Konzept für mehr Verkehrssicherheit und Verkehrsberuhigung ausgearbeitet werden. Wie viele Monate es dauern wird, bis sich die Situation in der Hinteren Gasse verbessert, darauf kann Gufler dem Reporter keine konkrete Antwort geben.