Gesellschaft
Wipptal
Der kleine Bezirk mit dem großen Herzen Das Projekt „Wipptal – Der kleine Bezirk mit dem großen Herzen“ nahm vor rund zwei Jahren seinen Anfang. Zielgruppe sind Menschen mit besonderen Bedürfnissen, profitieren soll jedoch die Gesellschaft als Ganze. Auf der Suche nach Mitstreitern wurde Projektinitiator Christian Schölzhorn – er trainiert seit rund 15 Jahren die Special Kickers – bald fündig. Er konnte Florian Mair, Di-
fluss auf die Zielsetzungen. Langfristig soll mit dem Projekt „Wipptal – Der kleine Bezirk mit dem großen Herzen“ eine Dachmarke geschaffen werden, um sämtliche Ideen und Projekte zu vernetzen und zu bündeln. Die Trägerschaft wird vorerst die Tourismusgenossenschaft übernehmen, in späterer Folge die GRW Wipptal. Das Projekt kann weit über die Bezirks- und Landesgrenzen hinaus Vorbildwirkung haben. Eine Idee, die in einer Gesell-
Die Initiatoren Florian Mair, Christian Schölzhorn, Fritz Karl Messner, Carmen Turin, Helmut Messner und Josef Turin
rektor der Tourismusgenossenschaft Sterzing-Pfitsch-Freienfeld, und dessen Vorgänger Josef Turin, den ehemaligen Sterzinger Bürgermeister Fritz Karl Messner und Helmut Messner vom Sporthotel „Zoll“ für sein Projekt begeistern, die nun in der Steuerungsgruppe vertreten sind. Neben Christian Theiner von Eurac Research, der das Projekt betreut, hatte auch Harald Pechlaner, Fachmann für Standort- und Destinationsentwicklung, wesentlichen Ein-
46
Erker 12/20
schaft tief verwurzelt ist, gewinnt an Strahlkraft nach außen – durch Authentizität wird ein nachhaltiger Effekt gewährleistet. Die Zielgruppe sind Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Ihnen wird mehr Sichtbarkeit verliehen, die Gesellschaft wird in die Verantwortung genommen. Dabei geht es vor allem um Zeit, die jeder von uns den vermeintlich Schwächsten unserer Gesellschaft – Menschen mit geistiger oder körperlicher Beeinträchtigung, Senioren und Fa-
milien – schenken kann. Jeder soll dabei selbst entscheiden, wie die „geschenkte“ Zeit genutzt wird. Das reicht von Zeitungen oder Bücher vorlesen bis hin zu einem Besuch auf einem Bauernhof – oft reicht auch das bloße Da-Sein, indem man seinem Gegenüber zeigt, dass es wichtig ist – jeder Beitrag ist willkommen. Dabei soll dieses Schenken von Zeit nicht nur den Menschen mit besonderen Bedürfnissen zugutekommen, sondern auch den Schenkenden selbst, deren Selbstvertrauen dadurch gestärkt wird. Das langfristige Ziel liegt in der Verankerung und Stärkung des sozialen Verantwortungsbewusstseins in der Wipptaler Bevölkerung. Alle Bürger, Institutionen, Vereine und Betriebe können sich einbringen, Teil davon werden und sich damit identifizieren. Eine starke und selbstbewusste Gesellschaft soll daraus erwachsen, die sich erfolgreich gegen dunkle Phasen stemmen kann – eine Win-win-Situation sozusagen. Mit konkreten Handlungsfeldern wie Barrierefreiheit, generationenübergreifendem Miteinander und Hilfsbereitschaft sollen die Visionen des Projektes umgesetzt werden. Dabei gibt es bereits konkrete Vorschläge, wie eine Sensibilisierungskampagne ablaufen könnte. Mit Hilfe des Bergrettungsdienstes könnten Menschen mit Beein-
trächtigung den Roßkopf erklimmen, Gemeindevertreter könnten mit einem Rollstuhl erfahren, welche Hindernisse Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung tagtäglich überwinden müssen. Lokale Unternehmen und Betriebe könnten durch Sponsoring die barrierefreie Gestaltung öffentlicher Räume übernehmen, die mit entsprechenden Plaketten versehen würden. Auch Vorschläge der Mithelfenden selbst sollen aufgenommen werden. „Wir haben ein sehr ambitioniertes und langfristiges Projekt im Sinn“, so Schölzhorn. „Mit der Stärkung des Selbstvertrauens in der Gesellschaft möchten wir aktiv etwas gegen die im Wipptal leider sehr präsenten Probleme wie Alkoholismus, Depression und Selbstmord tun.“ Am 3. Dezember wird der Tag der Menschen mit Beeinträchtigung begangen. Dieses Datum haben die Initiatoren bewusst gewählt, um mit ihrer Idee an die Öffentlichkeit zu gehen. Covidbedingt wird der Startschuss zwar in kleinerem Rahmen stattfinden, aber in jeder Wipptaler Gemeinde soll ein Zeichen gesetzt werden. „Gerade jetzt ist es wichtig, ein positives Signal auszusenden“, so Schölzhorn. An diesem Tag soll in Zukunft jährlich die Gemeinschaft gelebt und gefeiert werden. at