Positionen & Meinungen
Das Comeback eines alten Bekannten S Immo. Nach fünfjähriger Pause ist Bruno Ettenauer an die Spitze eines börsennotierten Immobilienkonzerns zurückgekehrt. Ein Rück- und Ausblick. Autor: Patrick Baldia
Mit seinem Vorgänger hat Ettenauer etliche Gemeinsamkeiten. Wie auch Vejdovszky genießt er in Aktionärskreisen – vor allem unter Kleinanlegern – hohes Ansehen. Beide sind erfahrene Immobilienprofis mit starken langjährigen Track Records. Und beide hatten so ihre Probleme mit gewissen Großaktionären. Zur Erinnerung: Offiziell schied der damalige CEO Ettenauer Ende 2015 „im gegenseitigen Einvernehmen“ aus der CA Immo aus, obwohl er erst im Frühjahr seinen Vertrag um drei Jahre verlängert hatte. Der Hintergrund: Dmitry Mints, Vorstand der O1 Group und stellvertretender Aufsichtsrat der CA Immo, soll sich wiederholt ins operative Geschäft eingemischt haben.
Aufbruch nach Deutschland
Eng mit Ettenauers Namen verbunden ist der Aufbruch nach Deutschland – damals bekanntlich noch nicht der unumstrittene „Place
74
ImmoFokus
to be“ für Immobilieninvestoren. Mit dem Kauf der Vivico Real Estate, die mit dem Ziel gegründet wurde, ehemalige Liegenschaften der Deutschen Bahn zu verwerten, für etwas mehr als 1 Milliarde Euro sicherte sich die CA Immo mit einem Schlag ein Top-Portfolio an Liegenschaften in den besten innerstädtischen Lagen in den wichtigsten deutschen Großstädten. So konnten wichtige Stadtquartiersentwicklungen wie beispielsweise die Europacity im Herzen Berlins, direkt beim Hauptbahnhof, umgesetzt werden. Von dem Deal, ebenso wie von der Entscheidung, mit dem Erwerb der omniCon Gruppe 2008 ins Development Geschäft einzusteigen, profitiert die CA Immo noch heute: Anders als die Konkurrenz, die in Deutschland auf teure Zukäufe angewiesen ist, um zu wachsen, kann sie bei ihren Entwicklungsprojekten attraktive Renditen auf die Herstellungskosten erzielen. Gleichzeitig wurde die CA Immo zu einem ernstzunehmenden Player am deutschen Immobilienmarkt. Dank des Vivico-Kaufs wuchs ihr Immobilienvermögen mit einem Schlag um mehr als 40 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. „Bei unserem Einstieg wollten wir gleich klotzen nicht kleckern“, meinte Ettenauer 2014 in einem Exklusiv-Interview mit dem ImmoFokus. Im selben Gespräch räumte Ettenauer aber ein, dass die Entscheidung, nach Deutschland zu gehen, nicht unumstritten gewesen sei. „Im Nachhinein ist es immer leicht zu sagen: Der Weg war richtig.“ Es sei nämlich nicht absehbar gewesen, wie sich Deutschland entwickeln würde. Klar sei hingegen gewesen, dass es keinen Sinn mache, weiter Geld in den
CEE-Raum zu schicken. Zu Erinnerung: Mitte der Nullerjahre hatten die Preise in vielen osteuropäischen Metropolen angesichts der boomenden Investorennachfrage bedenkliche Höhen erreicht.
Nachhaltigkeits-Pionier Ettenauer
Als ÖGNI-Gründungsmitglied gilt Ettenauer aber auch als Pionier in Sachen nachhaltige Immobilienwirtschaft. Damals sei diesbezüglich ein sehr starker Impuls aus Deutschland gekommen, der vor allem von den wesentlichen internationalen Investoren getrieben worden sei. Nachhaltige Immobilienbewirtschaftung sei eine permanente Aufgabe. Es gelte nicht nur die Herstellung, sondern auch den Betrieb nachhaltig hinzukriegen. Auch aus ökonomischen Überlegungen. „In Zukunft wird sich die Frage stellen, ob man ohne Zertifizierung überhaupt vermieten kann. Es wird Grundvoraussetzung – nicht nur fürs Vermieten sondern auch fürs Verkaufen.“ Nach seinem Ausscheiden bei der CA Immo hat Ettenauer Ende 2016 als Senior Consultant bei der PEMA Gruppe angeheuert. Fünf Jahre lang unterstützte er die Tiroler Immobiliengesellschaft dabei, sich in Wien noch besser zu positionieren und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Bei der Bekanntgabe von Ettenauers Wechsel zur S Immo sprach PEMA-CEO Markus Schafferer rückblickend von „einer großartigen und vertrauensvollen Zusammenarbeit“. Auch während der fünf Jahre bei der PEMA blieb er jedenfalls Aufsichtsratsmitglied bei mehreren Firmen. Aktuell gehören dazu die Bank Austria Real Invest Immobilien-Kapitalanlage, die Bank Austria Real Invest Immobilien-Management, die COVID-19 Finanzierungsagentur des Bundes und die KA Finanz.
Foto: CA Immo
D
er 15. März 2021 wird für nicht wenige Aktionäre der S Immo so etwas wie eine Zäsur gewesen sein. An diesem Tag hat mit Bruno Ettenauer ein neuer CEO das Ruder bei der heimischen Immobiliengesellschaft übernommen. Das am 30. Juni dieses Jahres auslaufende Vorstandsmandat von Gründungsvater Ernst Vejdovszky, der mehr als drei Jahrzehnte die Unternehmensgeschichte prägte – davon zwei als Vorstand –, wurde bekanntlich bei der Hauptversammlung im Herbst auf Bestreben des Großaktionärs Immofinanz nicht verlängert. Unterstützt wird Ettenauer im Übrigen vom neuen CIO Herwig Teufelsdorfer und von COO Friedrich Wachernig, dessen Mandat um drei weitere Jahre verlängert wurde.