Der geldgierige Schaffner Von Anton Wambach Wir waren eine Gruppe von sieben bis acht jungen Burschen. Zu Hause waren wir in Tschanad, im Dreiländereck Jugoslawien/Rumänien/Ungarn. Wir trafen uns fast allabendlich, um Karten zu spielen oder sonst etwas zu unternehmen. Tagsüber hatte jeder seine Arbeit, meist etwas, was mit Landwirtschaft zu tun hatte. Einer davon, Hans Jung, war mit seinen Eltern 1944 wegen der Kampfhandlungen im Dorf geflüchtet und bis nach Deutschland gelangt. Nach dem Krieg ist die Familie heimgekehrt. Er erzählte oft von seinen schönen Erlebnissen in Deutschland. Eines Abends sprachen wir auch davon, ob wir nicht ins „Reich“ sollten, Anton Wambach weil wir Deutsche in Rumänien keine Zukunft hätten. Allmählich fassten wir einen Plan. Hans Jung, Joschka Wolf, Toni Koreck und ich beschlossen, über die Grenze zu flüchten. Mit Geld und Lebensmitteln von daheim ausgerüstet, sollte es losgehen. Wir hatten beschlossen, am 25. Februar 1950 mit dem 4-Uhr-Zug in Richtung jugoslawischer Grenze abzufahren. Die nur zwei Kilometer entfernte ungarische Grenze kannten wir gut, aber die Ungarn hätten uns, bei Gefangennahme, ausgeliefert. Von den Jugoslawen war Anfang der 1950er Jahre so etwas nicht zu erwarten, denn der Konflikt Tito-Stalin war in vollem Gange, und zwischen Rumänien und Jugoslawien tobte eine schmutzige Diffamierungsschlacht. Am Abend des 24. Februar 1950 verabschiedeten wir uns bei Joschka zu Hause von den Kameraden mit einem Hühner-Gulasch. Nachdem sich der Großteil der Kameraden nach 23 Uhr verabschiedet hatte, waren nur wir vier und Joschkas Bruder noch anwesend. Wir sprachen über alles Mögliche, so auch über die Flucht. Bis dahin wusste außer uns vieren keiner etwas von unserem Vorhaben. Gegen 0.30 Uhr ging auch Joschkas Bruder schlafen. Wir vier versuchten, noch ein wenig am Tisch sitzend zu schlafen, was aber nicht gelang. Samstag, um 3.30 Uhr, machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Der von einer Dampflok gezogene Zug fuhr um 4 Uhr ab. An der übernächsten Station, Großsanktnikolaus, mussten wir umsteigen in den Zug in Richtung Valkan (Valcan), dem letzten Ort vor der jugoslawischen Grenze. Wir mussten eine Zeitlang warten, bis
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