In no v ato r i n n e n Auf der Weltbühne zwischen Umwelt und Kapital
ANNE HIDALGO E R S T E B Ü R G E R M E I S T E R I N V O N PA R I S
W I E A L L E P A R I S E R I N N E N ist Anne Hidalgo eine leidenschaftliche Anhängerin von Ritua-
len. Sie kauft seit Jahren immer beim gleichen Supermarkt, Metzger und Feinkosthändler im 15. Arrondissement ein, holt sich Lesevorschläge beim Buchhändler um die Ecke und geht, wenn es ihr Zeitplan erlaubt, mit ihrem Mann zum Abendessen in ihr nahe gelegenes Lieblingsrestaurant. Sie schaut bei möglichst vielen Schwimmwettkämpfen ihre jugendlichen Söhne zu und bemüht sich an den Wochenenden, ihre Freunde zu treffen. Aber vor allem nimmt sie sich Zeit, ihre Umgebung zu beobachten. Sie ist eine berufstätige Frau, die einen anstrengenden Job mit ihrem Privatleben koordiniert, das auch privat bleiben soll. Aber solche Rituale sind wichtig, sagt sie, um eine Stadt mit 2,1 Millionen Einwohnern zu führen. »Zuerst musst du eine Stadt lieben, um sie verwalten zu können. Du musst sie ganz genau kennen, als ob sie ein Mensch wäre«, erklärt sie mir. »Ich liebe es, sonntags bei einem Spaziergang andere Pariserinnen dabei zu beobachten, wie sie die Stadt zu ihrer machen. Dabei entstehen sehr viele Ideen, was ich verbessern kann, wenn ich montags wieder ins Büro komme.« Wir müssen nicht die gleichen politischen Werte vertreten wie Anne Hidalgo, um anzuerkennen, wie sie seit ihrem Amtsantritt als erste Bürgermeisterin im Jahr 2014 versucht, Paris zu verändern. Ihre Ziele drehen sich um soziale Inklusion, Innovation, nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz. So hat sie sich als Bürgermeisterin in der ganzen Welt den Ruf einer unerschütterlichen Vorreiterin für den Umweltschutz erarbeitet. 2019 wurde sie als Vorsitzende der C40-Städte, eines Netzwerkes von Führungskräften aus den einflussreichsten Städten der Welt, von der Plattform Apolitical zu einer der ersten 20 der Hundert einflussreichsten Personen in der Klimapolitik ernannt.42 Anne Hidalgo hat sich vorgenommen, bis 2025 alle Dieselmotoren in Paris zu verbieten und bis 2030 Autos mit Verbrennungsmotoren auslaufen zu lassen.43 Von nun an müssen alle gasbetriebenen Autos, die in der Stadt fahren, eine Plakette mit der Einstufung der Schadstoffemission haben. Im Rahmen dieses Umweltschutzprogramms mit dem Namen Crit’Air sind ältere Fahrzeuge, also
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