Im age u n d Int e res s env ert retung
I N D E M B U C H B E A U T É F A T A L E schreibt die Bestseller-Autorin und Essayistin Mona Chollet,
dass die französischen Frauen nicht nur ein nationaler Schatz, sondern eine eingetragene Marke sind. »Ihre noble Mission ist es, die Eleganz des Landes aufrechtzuerhalten, und sei es nur, um dem internationalen Ruf einflussreicher Luxusunternehmen wie Moet Hennessy Louis Vuitton (LVMH) und Pinault Printemps Redoute55 (PPR) zu dienen.«56 So wundert es nicht, dass der Text Chollets nicht zwischen den französischen und den Pariser Frauen unterscheidet, denn Luxusmarken kennen diesen Unterschied ebenfalls nicht. Sie sind austauschbar – das ist das eigentliche Problem. Dieses Herumreiten auf einem einzigen Bild der französischen Schönheit entspricht nicht nur der Strategie großer Konzerne. Auch Autoren haben sich dieser einseitigen Sicht bedient. Mit Blick auf die Absurdität des Welt-Bestsellers Warum französische Frauen nicht dick werden von Mireille Guiliano spricht Chollet vom eher heimtückischen Effekt einer ausgewogenen Diät aus Brot, Champagner, Schokolade und Liebe: »Es geht um die Faszination der Amerikaner für den klischeehaften französischen Lebensstil, um die Besessenheit der Frauen für Diäten und ›Geheimnisse‹ (weil sie sie brauchen – arme Dinger).«57 Das eigentliche Bild der Pariserin, das Chollet zeichnet, sieht so aus: Sie hat sich vom Vorbild der Supermodels auf den Laufstegen von Chanel nicht viel weiterentwickelt und auch auf nationaler Bühne hat sie noch viel von der Marianne-Statue, der Nationalfigur der Republik. »Bei dem Wort »Pariserin« kommt jedem eine bestimmte Frau in den Sinn: Ihr Haar ist ungeordnet, das Gesicht ungeschminkt, ihr Outfit ein elegantes Understatement«, schrieb die französische Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin Isabelle Huppert in einem Artikel der Oktober-Ausgabe der britischen Vogue über ihren persönlichen Stil. »Die Details haben sich vielleicht verändert – der Trenchcoat wurde durch einen dunkelblauen Blazer ersetzt, mal hat sie eine Gauloise (Zigarette) im Mund und mal nicht –, aber grundsätzlich ist das Bild immer das gleiche.« Aber stimmt das wirklich?
I mage und I nteressenvertretung
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