VOR B E M E RKU NG: E I N KU LT U R E LLER LE I T FA D E N
EINIGE THEMEN, Begriffe und Ideen, die in den Profilen und Gesprächen in diesem Buch auftau-
chen, sind Ihnen möglicherweise unbekannt. Damit Sie diese Begriffe beim Lesen leichter einordnen können, habe ich sie im Folgenden erläutert, sodass Sie sie jederzeit wieder nachschlagen können.
LAÏCITÉ Wenn Sie die Kultur Frankreichs erkunden oder eine Weile in Frankreich leben, werden Sie sehr schnell erkennen, wie wichtig es für die Franzosen ist, Kirche und Staat voneinander zu trennen. Diese Trennung wird Laïcité (Laizismus) oder staatlicher Säkularismus genannt. Aber es geht um mehr als um Säkularismus: Die französische Laïcité bezieht sich auf die »Rolle des Staates, jeden Einzelnen vor den Ansprüchen einer Religion zu schützen.«7 Es handelt sich um ein unantastbares Prinzip republikanischen Universalismus und wird sowohl heiß debattiert als auch umfassend geschützt. Die Wurzeln dieses Konzepts liegen in der Französischen Revolution. Es wurde 1905 gesetzlich festgeschrieben und ursprünglich eingeführt, um die Religion, insbesondere die Katholische Kirche, aus Staatsangelegenheit herauszuhalten und gleichzeitig die Religionsfreiheit des Einzelnen zu bewahren. Zu den Grundprinzipien gehören Artikel 1 und 2 des Gesetzes: Die Republik gewährleistet die Glaubensfreiheit, anerkennt, fördert oder unterstützt aber keine Religion. Der Staat muss also neutral bleiben, um die Glaubensfreiheit zu fördern und jedem Bürger die Möglichkeit zu geben, atheistische Überzeugungen zu praktizieren und zu pflegen. Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes von Lehrern bis hin zu Transportunternehmen, Beamten in Behörden und sogar Krankenschwestern dürfen keine offenkundig religiösen Merkmale tragen. Gegenüberliegende Seite: Ein bekanntes Café in Belleville. Hier treffen zahlreiche Kulturen, Religion und Lebensstile aufeinander.
V O R B E M E R K U N G : E I N K U LT U R E L L E R L E I T F A D E N
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