12/21 – 1/22
PETRA REGER
EDITORIAL
Taten müssen folgen
Die vierte CoronaWelle und die neue Bundesregierung haben eines gemeinsam – nämlich das Potenzial, die gesellschaftliche und wirtschaftliche Statik in Deutschland entscheidend zu verändern. Weshalb die Frage ist am Ende des Jahres: zum Besseren oder zum Schlechteren? Ohne Impfpflicht jedenfalls dürfte es heißen: Nach der Welle ist vor der Welle, in Anlehnung an die SeppHerbergerWeisheit »Nach dem Spiel ist vor dem Spiel«. Und misslingt der Einstieg in die propagierte Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft, wird der Übergang zu einer klimaneutralen NettoNull Gesellschaft nicht energisch genug betrieben, dann dürfte es schwierig werden für die Industrienation Deutschland, ihre derzeit noch herausragende Rolle zu behaupten.
Im Koalitionsvertrag hat die neue Bundesregierung mit der sektorübergreifenden Fokussierung auf die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz ihre Ambitionen deutlich unterstrichen und dabei mit der Installierung eines eigenen Ministeriums für Bauen und Wohnen der Bauwirtschaft eine wichtige Rolle zugedacht. Was Fachverbände wie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) oder der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) ausdrücklich begrüßen und mit entsprechenden Wortgirlanden würdigen. So unterstreicht für HDB-Präsident Peter Hübner »die neue Regierung mit dem eigenen Bundesbauministerium nicht nur die volkswirtschaftliche Bedeutung des Baus in Deutschland, sondern auch die Rolle der Bauindustrie als Schlüsselbranche für Umweltund Klimaschutz und bezahlbaren Wohnraum«. Ins gleiche Horn stößt Felix Pakleppa als ZDB-Hauptgeschäftsführer, wenn er zu Protokoll gibt: »Der Koalitionsvertrag lässt uns aufgrund vieler investiver Impulse positiv auf die kommenden Jahre blicken. Die Verstetigung der Investitionen in der Verkehrsinfrastruktur sowie die Erhöhung der linearen AfA von 2 % auf 3 % werden wichtige Impulse setzen.« Auch die Hersteller von Baumaschinen und deren Komponenten sowie von Baugeräten und Baufahrzeugen, die wir zum Jahresende in der
Die Wirtschaft kann sich Nostalgie nicht leisten und ist dabei, ökologische Innovationen und Investitionen zu realisieren.
8 DEZEMBER 2021 – JANUAR 2022
traditionellen bauMAGAZIN-Umfrage »Rückblick – Ausblick« (ab Seite 16) auch zu ihren Erwartungen an die neue Regierung befragt haben, dürften deren »starke Signale für bauindustrielle Lösungen und nachhaltigen Infrastrukturausbau« (nochmal Peter Hübner) sowie die angekündigte Entbürokratisierung der Planungs- und Bauprozesse und das Forcieren der Digitalisierung goutieren. Dabei ist grundsätzlich zu konstatieren, dass angesichts zunehmender Ressourcenverknappung und des Klimawandels als existenzielle Bedrohung der verklärende Vergangenheitsblick (»Früher war alles besser«) für die Wirtschaft schon länger passé ist. Denn die kann sich Nostalgie nicht leisten und ist dabei, ökologische Innovationen und Investitionen zu realisieren. Schön, dass jetzt auch die neue Bundesregierung den Ehrgeiz hat, dies mit den entsprechenden sozialen und marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu unterstützen. Allerdings wird sich erst zeigen müssen, ob aus Ankündigungen Realität wird. Weshalb wir mit Goethes »Faust« (der sagt immer was Gescheites) schließen: »Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehn!« In diesem Sinne möchte ich mich im Namen des gesamten Teams des SBM Verlag für Ihr Interesse am bauMAGAZIN und an bauMAGAZINOnline bedanken und wünsche Ihnen und Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für 2022.
Michael Wulf Chefredakteur